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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Infektiosität unter Therapie: Reaktionen (akt.)

Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – der Beschluss der Eidgenössischen Aids-Kommission hat ein vielfältiges Echo hervorgerufen, unter Schwulen, bei Aktivisten und in der Presse.

Basis – was sagen die Schweizer?:
Der originale Text der EKAF ist zu finden hier als pdf. Dank Mike Barr (hier)und Michael Petrellis (hier) gibt es nun auch eine Übertragung in englischer Sprache (html).

Lesenswerte Feedbacks sind in einem Forum von Prof. Vernazza zu finden. Liste aller Artikel von Prof. Vernazza.
Der Artikel “HIV-infizierte Menschen ohne andere STD sind unter wirksamer antiretroviraler Therapie sexuell nicht infektiös” (Pietro Vernazza, Bernard Hirschel, Enos Bernasconi, Markus Flepp, alle Eidgenössische Kommission für Aidsfragen, Fachkommission Klinik und Therapie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) steht als pdf online in deutscher Sprache hier, in französischer Sprache hier.
Prof. Vernazza hat zudem zwei Artikel zum Thema verfasst: “Die HIV-Prävention wird einfacher – also komplexer!”, und “HIV-Therapie wirkt auch präventiv“.
Prof. Hirschel geht in einem Interview (in französischer Sprache) auf die Frage ein, wie weit sich die Daten auch auf die Frage der Superinfektion übertragen ließen.
Prof. Hirschel auf der CROI im Interview über den EKAF-Beschluss:
http://www.aidsmeds.com/articles/hiv_condoms_virus_2151_14010.shtml (knapp 15 min. Video) sowie in einem Interview auf TheWarning.

Reaktionen in den Medien:
Die NZZ berichtet u.a. ‚Konsequent therapierte HIV-Infizierte nicht mehr infektiös‘ und ‚Neue Lage – neue Rechtsprechung?‘
Tagesanzeiger (CH): ‚Debatte um HIV-Ansteckung‘, ‚Die Botschaft zur Prävention von HIV bliebt dieselbe‘, ‚Ungeschützter Sex trotz HIV‘, ‚Aids-Kommission verteidigt sich‘.
Swissinfo (CH): ‚Gute Nachricht für Minderheit von HIV-Positiven‘
Mit detaillierten Informationen besticht wie so oft der HIV Report (Ausgabe 01/2008).
Die Welt fragt in einem recht differenzierten Artikel ‚Ist Safer Sex überflüssig?‘.
‚Safer Sex kein absolutes Gebot mehr?‘ fragt die FAZ.
Ärzteblatt: ‚Kontroverse um Safer Sex.. ‚ und ‚Kritik am Schweizer okay …‘
In einen leider fachlich nicht völlig korrekten Artikel berichtet die taz.
Reaktion der Katholischen Nachrichten.
Interessante Diskussionen entspannen sich zu einem Artikel auf queer.de.

Reaktionen aus Selbsthilfe und Aidshilfe und Selbsthilfe:
Die Schweizer Positivenvereinigung LHIVE begrüßte die Stellungnahme der EKAF. Michèle Meyer im Interview: ‚der Weg in eine Normalität
Stellungnahmen der Aids-Hilfe Düsseldorf, Aids-Hilfe Köln, Aids-Hilfe Wuppertal.
Michael schriebt dazu hier und hier im Welt-Aids-Tag-Blog.
Das Netzwerk positiv sagt „Danke Pietro Vernazza“.
Neue Wege sehen – neue Wege gehen!“ – die Haltung der Deutschen Aidshilfe.

offizielle und offiziöse Reaktionen:
Mitteilung ‚Die Botschaft zur Prävention von HIV bleibt dieselbe‘ auf gib-aids-keine-chance.de (eine Seite der BZgA)
Stellungnahme des RKI (dort auf pdf klicken) sowie weiteres in den FAQ (dort letzte Frage unten)
Dr. Hamouda, Leiter der Aids-Abteilung im Robert-Koch-Institut (RKI), äußerte sich u.a. im Tagesspiegel (‚Können HIV-Infizierte auf Kondome verzichten?‘) und in der FAZ (‚Safer Sex kein absolutes gebot mehr?‘). Zudem hat das RKI eine Stellungnahme veröffentlicht.
WHO: ‚HIV therapy does not eliminate transmission risk‘

weitere Reaktionen:
Das UN Integrated Regional Information Network berichtet, und die WHO betont, eine erfolgreiche Therapie eliminiere nicht das Transmissionsrisiko.
aidsmap behandelt das Thema in mehreren Artikeln, berichtet über die Schweizer Beschlüsse und weist u.a. darauf hin, dass nicht nachweisbare Viruslast im Blut nicht gleichbedeutend mit keine Infektiosität sei.
Interessant in diesem Kontext auch ein Urteil des Bundesgerichtshofs, das antiretrovirale Therapie bei der Beurteilung der (deutlich gesenkten) Infektiosität und strafrechtlichen Konsequenzen behandelt (Link auf den Seiten des LSVD).

Auch die USA hat die Diskussion erreicht:
Walter Armstrong ist ein langjähriger Aids-Aktivist (u.a. ACT UP) und war lange Jahre Herausgeber des US-Positiven-Magazins ‚POZ‘. Seinen Kommentar zu dem Schweizer Beschluss und Reaktionen in San Francisco darauf hat Michael Petrellis in seinem Blog dokumentiert: Ex-POZ-Editor: SF Strangles Gay Hopes From Swiss Study.
Michael dokumentiert auch die Stellungnahme von Dr. Paul Bellman, New York „Public Debate Needed on Swiss Study“.
Und (ebenfalls bei M.Petrellis) Dr. Joseph Sonnabend nimmt Stellung.

Dank an Michael für Unterstützung bei der Link-Sammlung …

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Text 25. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

eine staatliche Empfehlung zum Verzicht auf Kondome können wir nicht geben

Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – diese Meldung hat auch die deutschen Institutionen aufgeschreckt. Prof. Kurth, Leider des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommentiert dazu gestern in der Ärztezeitung (zitiert aus der SZ), „eine staatliche Empfehlung zum Verzicht auf Kondome können wir nicht geben“. Erstaunliche Antwort, denn um eine derartige „Empfehlung“ ging es bisher auch nie. Sondern um die Aussage, dass Positive in bestimmten Konstellationen nicht (mehr) infektiös sein könnten.

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Text 25. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Das darf man doch nicht laut sagen …

Seit einigen Tagen ist er nun publiziert, der Beschluss der Schweizer Eidgenössischen Aids-Kommission EKAF, der im wesentlichen hinausläuft auf die Botschaft „keine sexuelle Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“. Und die Aufregung ist groß.

Bezeichnenderweise steht im Mittelpunkt eines Großteils der Kritik allerdings nicht, ob der Beschluss der EKAF wissenschaftlich korrekt ist oder nicht.

So bestätigt auch Dr. Osamah Hamouda (stellvertretender Leiter der Abteilung Infektionsepidemiologie und Leiter Fachgebiet 34 HIV/Aids am RKI): „Fachlich sehe ich in dem Papier nichts Falsches“.
Er ergänzt: „doch die Einschränkungen, unter denen die Empfehlung steht, könnten auf dem Weg zum ‚Endverbraucher’ verloren gehen“ (im Tagesspiegel vom 01.02.2008). Er hat Bedenken ob der Auswirkungen, okay.

Viel prägnanter und noch deutlicher wird (stellvertretend für viele) der Geschäftsführer der Zürcher Aids-Hilfe, Reto Jeger: dieser Beschluss sei „fatal“, und „man hätte diese Entdeckung besser nicht breit publiziert.“

Nein, die Frage, die viele beschäfttigt, lautet also nicht, ob der Beschluss wissenschaftlich korrekt ist, oder wie man dann welche Konsequenzen daraus zieht und umsetzt. Nein, sondern die Frage lautet für viele bestürzenderweise vielmehr

‚Darf man das denn so laut sagen?‘

Und meistens wird gemeint, manchmal sogar laut gesagt
‚Das darf man aber nicht laut sagen, das behalten wir besser für uns.‘

Meiner Ansicht nach ist die Frage höflich gesagt verkehrt gestellt.
Sie müsste lauten: darf man solch eine wichtige Erkenntnis verschweigen?

Denn genau das ist doch bisher geschehen. Die Aussage der EKAF ist ja inhaltlich nicht so neu. Einige Ärzte sagen genau das einigen Patienten schon seit längerer Zeit. Aber eben einige nur einigen … Vielen, den meisten wurde die Nachricht bisher vorenthalten.

Das könnte man als elitäres Vorgehen, arrogantes Verhalten oder auch schlicht undemokratisch empfinden.

Oder ist die Einstellung ‚das verschweigen wir besser‘ etwas anderes als arrogant? Heißt diese Einstellung nicht in Klartext übersetzt

‚okay Leute wir wissen, es gibt da Situationen, in denen HIV-Positive nicht infektiös sind und Sex auch ohne Kondom ’safer sex‘ sein könnte. Wir halten euch aber für zu blöde, das zu kapieren. Außerdem gefährdet das doch unsere so schön simple Präventionswelt, die nur heißt ‚Kondome Kondome Kondome‘. Und deswegen sagen wir euch die neuen Erkenntnisse einfach nicht. Nehmt doch einfach weiter immer Kondome.‘

Ich frage mich, wo leben wir denn, besser in welcher Zeit leben wir denn, dass solcher Art Informations-Verstecken wieder gedacht wird?

Haben wir wieder das Mittelalter? Abgeschlossene Türme des Wissens, die nur für wenige Eingeweihte offen sind? Und das ‚gemeine Volk‘ bleibt außen vor?
Und wer darf denn zukünftig entscheiden, wer was wissen darf, und was breit publiziert, was aber nur exklusiven Zirkeln informierter Patienten vorbehalten bleibt?


Hat nicht jeder, vor allem auch jede/r HIV-Positive ein Recht darauf, das zu wissen? Und daraus zusammen mit seinem Partner, seiner Partnerin auch seine/ihre persönlichen Konsequenzen zu ziehen, z.B. für ihr/sein Verhalten?

Natürlich wirft die Veröffentlichung des Statements Fragen auf.
Aber – kann, sollte man es deswegen verbieten?
Oder nicht lieber versuchen, die Fragen zu beantworten, sich der Realität zu stellen?

Die eigene Klientel für dumm zu verkaufen führt nicht weiter.
Die eigene Klientel für dumm zu verkaufen führt höchstens dazu, dass Menschen halbinformiert sich irgendwie verhalten, sich ihre Wahrheit zurecht biegen, wie es eben ihre (Nicht-) Informationen zulassen. Und sich womöglich eben (z.B. aufgrund von Fehleinschätzungen, Stichwort negatives Serrosorting / Seroguessing) gefährden.
Die eigene Klientel für dumm zu verkaufen verkennt zudem, dass die vielleicht gar nicht so dumm ist, sondern recht aufmerksam debattiert (wie derzeit in den Kommentaren zu einem queer.de – Artikel zum EKAF-Statement zu verfolgen ist).

Statt Informationen ‚unter dem Deckel halten‘ zu wollen, sollten wir uns viel mehr gemeinsam darauf konzentrieren zu prüfen, was der Beschluss genauer besagt, in welchen Situationen er was bedeutet. Welche Konsequenzen daraus für Präventions-Kampagnen und -Botschaften, aber auch für medizinische Angebote zu ziehen sind. Und diese Konsequenzen dann auch umsetzen – und offen kommunizieren.

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Text 25. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

EKAF Statement : keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs

Die Schweizer „Eidgenössische Kommission für Aidsfragen“ (EKAF) hat am 30. Januar 2008 ihren mit Spannung erwarteten Beschluss ( EKAF Statement ) publiziert zur Frage, wie es mit der Infektiosität von HIV-Positiven bei erfolgreicher antiretroviraler Therapie aussieht.

Dort heißt es:

Die Eidgenössische Kommission für Aidsfragen (EKAF) hält auf Antrag der Fachkommission Klinik und Therapie des Bundesamts für Gesundheit, nach Kenntnis der wissenschaftlichen Fakten und nach eingehender Diskussion fest: Eine HIV-infizierte Person ohne andere STD [sexuell übertragbare Erkrankungen, d.Verf.] unter einer antiretroviralen Therapie (ART) mit vollständig supprimierter Virämie (im Folgenden: ‚wirksame ART‘) ist sexuell nicht infektiös, d.h., sie gibt das HI-Virus über Sexualkontakte nicht weiter, solange folgende Bedingungen erfüllt sind:
– die antiretrovirale Therapie (ART) wird durch den HIV-infizierten Menschen eingehalten und durch den behandelnden Arzt kontrolliert;
– die Viruslast (VL) liegt seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze (d.h., die Virämie ist supprimiert);
– es bestehen keine Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Erregern (STD).“

Die EKAF teilt auch dezidiert mit, warum sie diesen Text publiziert: „Die EKAF will Menschen mit und ohne HIV-Infektion Ängste nehmen und dadurch einem Teil der etwa 17.000 in der Schweiz lebenden HIV-infizierten Menschen ein weitgehend ’normales‘ Sexleben ermöglichen“.

Die EKAF beziffert auch das konkrete Risiko: „Das Risiko einer HIV-Übertragung beim Sex ohne Kondom unter vollständig supprimierter Viruslast ist deutlich geringer als 1:100.000. Das verbleibende Restrisiko lässt sich zwar wissenschaftlich nicht ausschließen, es ist aber nach Beurteilung der EKAF und der beteiligten Organisationen vernachlässigbar klein.“

Die Schweizer Positivenvereinigung LHIVE begrüßte das EKAF Statement.

Der Artikel „HIV-infizierte Menschen ohne andere STD sind unter wirksamer antiretroviraler Therapie sexuell nicht infektiös“ (Pietro Vernazza, Bernard Hirschel, Enos Bernasconi, Markus Flepp, alle Eidgenössische Kommission für Aidsfragen, Fachkommission Klinik und Therapie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ) steht als pdf online in deutscher Sprache hier.

Die bisher zum Thema Infektionsrisiko unter Therapie widersprüchlichen Signale sind damit um eine klare Stimme aus der Schweiz reicher und bestätigen frühere Meldungen, dass das Transmissionrisiko unter HAART vernachlässigbar klein sei.
Und die Österreicher, die vor einer Mogelpackung warnten? Hier ticken die Uhren wohl immer noch anders …

Nun steht die Frage im Raum, wann die deutsche Gesundheitspolitik (und wie) auf die eindeutigen Schweizer Aussagen reagiert.
Zudem ist zu hoffen, dass diese nun fundiert vorgetragene Position auch in der deutschen Rechtsprechung Berücksichtigung findet.

Nachtrag 01.02.2008:
zwei interessante Artikel von Prof. Vernazza zum Thema: „Die HIV-Prävention wird einfacher – also komplexer!“ (pdf), und „HIV-Therapie wirkt auch präventiv“.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homomahnmal fertiggestellt

Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen ist 2008 endlich fertiggestellt.

Lange drehte sich der Streit um die Frage „Küssende – aber welche?“ Dann geschah lange Zeit zumindest sichtbar – nichts. Und dann lange Zeit der Status „nun wird aber gebaut“ … und gebaut … und gebaut … und nun ist’s fertig.

Derzeit ist das Denkmal noch ‚verbrettert‘ (siehe Fotos). Die Einweihung ist für das Frühjahr geplant.

Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen fertiggestellt
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen fertiggestellt

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Kulturelles ondamaris Texte zu HIV & Aids

Derek Jarman Blue – again

“Blue”, der wegweisende, unter die Haut gehende Film des Regisseurs Derek Jarman, ist in digitaler Version jetzt wieder in den Kinos.

“Blue” ist in meinem Augen (ähnlich wie Susan Sontags “Aids und seine Metaphern”) ein ‘Muss’ der kulturellen Auseinandersetzung mit Aids.
Claus Gillmann (gest. 29.8.1994), Weggefährte in früheren Jahren von schwulen- und aidspolitischem Engagement, schrieb 1994 über Blue:

„Die Leinwand ist – blau. Etwa 70 Minuten lang. Sonst nichts. Alltags- und Naturgeräusche, Gesprächsfetzen, meditative Musikelemente sind nur zu hören. Ein Monolog Jarmans bringt Erinnerungen, Bobachtungen und Reflexionen. Mitunter sarkastisch kommentiert er seine Krankheit.
‚Blue is darkness made visible’ sagte er einmal und lieferte damit den Schlüssel für die ästetische Umsetzung seiner Erfahrung. Das monochrome Blau setzt den Zuschauer der Befindlichkeit des in Folge von AIDS Erblindeten -Jarmans Realität- in radikaler Weise aus. Dem entginge man nur, wenn man seine Augen verschlösse. ‚Blau’ steht aber auch für die quälende Ungewissheit (‚incertainty’) der verrinnenden und noch zu lebenden Zeit bis zum gewissen Tod. ‚Blue’ ist nun wohl Jarmans letzter Film. Opulente Bilderfülle und Farben, wie wir sie etwa von ‚Caravaggio’ oder ‚Edward II’ kennen, wird es nicht mehr geben. ‚Blue’ ist eines der überzeugendsten Dokumente der vieldiskutierten ‚AIDS-Kultur’ – und das ganz persönliche Vermächtnis eines engagierten Künstlers.“
(Claus Gillmann in ‘Boulevard HIV’ Januar 1994),

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‚Blue‘ ist der letzte Film des Regisseurs und Malers Derek Jarman (31. Januar 1942 Northwood – 19. Februar 1994 London). ‚Blue‘ hatte am 19. September 1993 Premiere – hierfür kam es zu einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen dem TV-Sender Channel 4 und dem radiosender BBC Radio 3. Beide strahlten zeitgleich aus, so dass Zuschauer den Film mit Stereo-Ton genießen konnten.

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Benimmregeln und Verwirrung

In Deutschland sowie der Schweiz scheinen sich spannende Weiter-Entwicklungen der HIV-Präventionskampagnen insbesondere für schwule Männer abzuzeichnen. „Prävention neu“ – Verantwortung, differenziertere Information, Situationsbezug und Risikomanagement, Prävention könnte mehr sein als „Kondome Kondome Kondome“ …

Ganz anders hingegen in Österreich. Hier scheinen die Uhren anders zu ticken. Zumindest in Sachen HIV-Prävention bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM).

Denn Vertreter österreichischer Aids-Hilfen kommentieren die Änderungen, die sich in Deutschland abzeichnen, äußerst – nun ja, pointiert wäre wohl eine höfliche Beschreibung dafür:

„Dahinter [hinter dem was sie als ‚Prävention neu‘ bezeichnen; d.Verf.] verbirgt sich eine gefährliche Abkehr von der Kondomempfehlung und die Erfolge der HIV-bezogenen Gesundheitsförderung werden gefährdet.“

A-ha. Zwar will niemand von der Kondom-Empfehlung abkehren, dieser hingegen weitere Empfehlungen an die Seite stellen. Aber nun denn, wir lesen weiter. Worum geht es denn?

„Durch die verbesserten Perspektiven in der Therapie darf es aber keineswegs zu einer Verwässerung der Safer-Sex-Botschaften kommen.“

Denn

„… ein sogenanntes Risikomanagement ohne konsequente Kondomempfehlung für schwule Männer [ist] eine Mogelpackung mit schweren Nebenwirkungen.“

Und, die Schwulen, na die sollen sich mal ja keine Hoffnungen machen …

„Etwaige Erwartungen in der schwulen Szene, dass im Kontext der Therapiemöglichkeiten die ‚Krise vorbei sei‘ und somit wieder eine Sexualität ohne Habitus der ‚Kontrolle‘ (sprich: Kondomanwendung) möglich sein könnte, müssen im Sinne der realistischen Verantwortung enttäuscht werden.“

Nun denn. Und was heißt das?

„Die Diskussion um eine ’neue Prävention‘ in Deutschland ist deshalb so unglaubwürdig, da sie sich nur scheinbar auf die Evidenz aus der Forschung bezieht, und die Schlußfolgerung‘ es muss nicht immer ein Kondom sein‘ plump und letztlich recht ungeniert referiert wird.“

(Alle Zitate bisher: Frank M. Amort: Prävention anders? – Die Erosion der Safer-Sex-Botschaft. in: PlusMinus, Magazin der Österreichischen Aidshilfen, Ausgabe 04/2007)

Nun, Herr Amort hat uns für’s erste einmal zur genüge aufgeklärt.
Aber – nein, das reicht noch nicht. Jetzt kommt noch Frau Fleck. Und die erklärt uns, wo es denn hin gehen soll:

„Dass man Kondome verwenden soll, darüber herrscht weitgehend Konsens. Diejenigen, die glauben, in einer entsprechenden Situation davon keinen Gebrauch machen zu müssen, wissen in diesem Moment wohl auch, dass sie diese Regel verletzen. In der Präventionsarbeit kann es also nur darum gehen, das normative Bewußtsein ‚Verwende Kondome!‘ zu stärken, um den Anteil derer, die in entsprechenden Risikosituationen davon keinen Gebrauch machen, zu reduzieren.“

Und weiter:

„Man sollte nicht übersehen, dass eine allzu liberale Haltung gegenüber risikoreichen Verhaltensweisen Auswirkungen auf die Präventionsarbeit mit allen Gruppen haben kann.“

Und deswegen …

„Benimm-Regeln haben es an sich, dass sie nur dann funktionieren, wenn sie als allgemein gültig betrachtet werden.“ Und „Schwierigkeiten von Einzelpersonen mit diesen Regeln sind Thema für Einzelberatungen. Wenn sie für eine ganze Zielgruppe verallgemeinernd diskutiert werden, stiftet das nur Verwirrung.“

Die Frage, was denn geschehen sollte, wenn diese erfolgreich vereinzelten und isolierten Benimmregelverweigerer uneinsichtig bleiben sollten, beantwortet uns Frau Fleck leider (noch?) nicht …

(Diese letzten Zitate: Lola Fleck: Prävention anders: Normen und Verhaltensweisen. in: PlusMinus, Magazin der Österreichischen Aidshilfen, Ausgabe 04/2007)

Nun sind Herr Amort und Frau Fleck nicht irgendwer, nicht von der katholischen Kirche und nicht von evangelikalen Sekten. Nicht aus der Vergangenheit, sondern schreiben das heute. Für Menschen von heute, für eine heutige Aids-Prävention.

Herr Amort ist Leiter der Präventionsabteilung der Aids Hilfe Wien, und Frau Fleck Leiterin der Steirischen Aids-Hilfe. Ihre Gedanken haben sie im offiziellen ‚Informationsmagazin der AIDS-Hilfen Österreichs‘ (PlusMinus, Ausgabe 04/2007, als pdf hier) zur Kenntnis gebracht.
In Reaktion auf Gedanken, die sich Menschen in Deutschland (wie auch in der Schweiz) über die Weiterentwicklung der Aids-Prävention machen. Gedanken, die sich z.B. mit dem HIV-Infektionsrisiko unter erfolgreicher Therapie beschäftigen oder mit der Abkehr von Patentrezepten, Mythen und Fehleinschätzungen.

Es gibt ganz offensichtlich Uhren, die anders gehen, und Gedanken, die nur Verwirrung stiften. Deswegen sollen sie möglichst auch gar nicht gedacht werden. Auch in der Aids-Arbeit und HIV-Prävention. Zumindest wenn es nach einigen unserer österreichischen Nachbarn geht.
Für mich klingt da erschreckend viel nach new gay right und schwulem Konservatismus.
Wenn man sich die Gedanken aus Österreich einmal etwas länger durch den Kopf gehen lässt, kann man wahlweise erschrecken oder amüsiert den Kopf schütteln. Die Konsequenzen für die Menschen in Österreich (insbesondere MSM) hingegen scheinen mir äußerst fragwürdig …

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Text 25. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Baba, Hubert Hartl (2.1.1963 – 18.1.2008)

Vor einigen Tagen. In der Post der letzten Tage habe ich die Zeitungen und Zeitschriften beiseite gelegt, auf den Lesestapel. Erst gestern Abend, beim Blättern im Wiener “Xtra!”, sehe ich die große, schwarz gerahmte Meldung “In memoriam Dr. Hubert K. Hartl”.

Mitte der 1990er Jahre. Ein österreichisches Unternehmen (das heute längst in einem US-Konzern untergegangen ist) forschte an der Entwicklung von Impfstoffen gegen HIV. Und hatte sich auf die Fahnen geschrieben, bei einer großen, europaweiten Studie auch die Vertretung der Interessen von Patienten zu realisieren, in Form eines ‘Community Advisory Boards‘ (Bericht über ECAB hier).

So lernte ich Hubert Hartl kennen. Genauer, Dr. Hubert K. Hartl. Denn in Wien hat ja jeder mindestens einen Titel, lieber zwei. Hubert bestand nie auf seinen ‘Dr.’ – begrüßte aber schmunzelnd jeden Kneipenwirt, bei dem wir abends ausgingen, mit “Servus, Herr Gastronomierat”.

Hubert war wohl das, was man einen Multi-Aktivisten nennen darf, engagiert auf den vielfältigsten Ebenen der österreichischen und europäischen Hämophilen-, Hepatitis- und HIV-Communities. Pionier der Communitybeteiligung. Unter anderem war zuletzt er ab 1990 Geschäftsführer der Österreichischen Hämophiliegesellschaft und im Vorstand der European Haemophilia Organisation.

Hubert war nicht immer ein leichter, unkomplizierter Partner bei der Vertretung von Patienteninteressen, und nicht immer teilten wir die gleichen Sichtweisen. Immer aber war er sehr engagiert bei der Vertretung der Interessen von Patienten im allgemeinen und der Hämophilen insbesondere.
Ich habe an Hubert Hartl neben dieser Ernsthaftigkeit und Authentizität seines Engagements immer geschätzt, wie unbefangen und vorbehaltlos er anderen Communities begegnete, er, der Familienvater mit drei Töchtern, besonders wenn er abends mit einer Schar schwuler Männer ‘um die Häuser zog’. Berührungsängste waren ihm fremd.

Dr. Hubert Hartl verstarb am 18. Januar 2008 im Alter von 45 Jahren während eines Treffens der Österreichischen Hämophilie-Gesellschaft im Krankenhaus Innsbruck an akutem Leberversagen. Hubert wurde am 31. Januar 2008 in seinem Geburtsort Vitis beigesetzt.

Servus Hubert, und baba …

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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frohes Neues Jahr 2008 !

Frohes Neues Jahr 2008 !
Frohes Neues Jahr 2008 !

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25. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten 2007
Frohe Weihnachten 2007

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Artikel 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs