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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Rücktritt aus Vorbereitungsgruppe Positive Begegnungen 2010

Ich habe Anfang Januar 2010  meinen Rücktritt aus der Vorbereitungsgruppe Positive Begegnungen 2010 erklärt. Der Vorbereitungsgruppe habe ich meine Beweggründe dafür heute nochmals persönlich erläutert.

Ich wünsche der Vorbereitungsgruppe weiterhin gute inhaltliche Arbeit und für die Zukunft eine erfolgreiche Organisation und Belebung HIV-positiver Selbsthilfe und Interessenvertretung.

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Text 17.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Stephanie Schmidt ist tot

Am 22. Januar 2010 starb Stephanie Schmidt, langjährige JES-Aktivistin.

Stephanie Schmidt, Mutter zweier Kinder, engagierte sich seit Mitte der 1990er Jahre für akzeptierende Drogenarbeit und für die Interessen drogengebrauchender Menschen mit HIV. Stephanie arbeitete hauptamtlich in der Aids-Hilfe Braunschweig und war u.a. engagiert bei JES (sowohl lokal als auch als Bundessprecherin).

Stephanie Schmidt (Foto (c) Dirk S.)
Stephanie Schmidt (Foto (c) Dirk S.)

Ich habe vor einigen Jahren mit Stephanie eine Zeit lang enger zusammen gearbeitet, im Rahmen des Community Boards beim Deutschen Aids-Kongress 1999 (einem Meilenstein der Community-Beteiligung in Aids-Konferenzen in Deutschland) in Essen. Ich habe dabei Stefanie sehr zu schätzen gelernt – ihre offene, dem Leben zugewandte Art, ihre Fähigkeit sich auch in andere Menschen und ihre Anliegen hinein zu denken – und vor allem ihre Fähigkeit, die Belange drogengebrauchender Menschen mit HIV verständlich zu machen und aktiv und engagiert zu vertreten. Durch Stephanie lernte ich ein wenig Einblick zu bekommen, zu verstehen aus Welten, die mir eher fremd schienen.

Solidarität der Betroffenengruppen – Stefanie lebte sie. Danke!

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Philosoph Daniel Bensaid starb an den Folgen von Aids

Am 12. Januar 2010 starb der französische Philosoph Daniel Bensaid – an den Folgen von Aids, wie ACT UP Paris am 16. Januar 2010 mitteilte.

Es war eine sehr kurze Mitteilung, wohl die kürzeste seit dem Bestehen. ACT UP Paris teilte heute morgen einzig sechs Worte mit “Daniel Bensaïd est mort du sida”, nur gefolgt von dem bekannten Motto Silence = Mort (Schweigen = Tod).

Mit dieser Aktion äußerte sich ACT UP Paris zum Tod des französischen Philosophen Daniel Bensaïd – und dazu, dass in allen wichtigen französischen Medien die Ursache seines Todes verschwiegen wurde.

Daniel Bensaid 2008

Conferencia de Daniel Bensaïd en Barcelona en abril del 2008. – Miaus Public Domain

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homo-Denkmal künftig nachts mit Beleuchtung

Das Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wird künftig nachts beleuchtet.

Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wird zukünftig zum Schutz vor Anschlägen beleuchtet.

Das kündigte Uwe Neumärker, der Direktor der Stiftung Holocaust-Mahnmal, einem Bericht des RBB zufolge an. Die Stiftung ist auch für die Betreuung des Homo-Mahnmals einschließlich nächtlicher Wachgänge zuständig.

Seit der Einweihung des Denkmals am 27. Mai 2008 sind inzwischen drei Anschläge auf das Homo-Denkmal verübt worden. Jedesmal wurde die Sichtscheibe beschädigt, durch die der Film mit der Kuß-Szene betrachtet werden kann.

Zur Beschädigung der Sichtscheibe sei Werkzeug erforderlich, erläuterte Neumärker. Dies müsse mitgebracht werden; durch die nächtliche Beleuchtung wolle man dies erschweren.

weitere Informationen:
sz online 29.11.2009: Mehr Licht und neue Küsse für Homosexuellen-Mahnmal
antiteilchen 29.11.2009: Endlich Licht am Denkmal

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Text 14. April 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Familienministerin Köhler: 2005 noch für Strafrechtsverschärfung „gegen Bareback“

Kristina Köhler, die neue Bundesfamilienministerin, wird als Homo-freundlich gelobt. Doch forderte Köhler vor genau 5 Jahren eine Strafrechtsverschärfung – gegen das „russisch Roulette“ des „Barebacking“.

Die hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Kristina Köhler wird am 30.11.2009 zur neuen Bundesfamilienministerin ernannt.

Kristina Köhler freut sich über schwule und lesbische Paare, berichtet samstagisteingutertag über die neue Familienministerin und ihr offensichtlich im Vergleich zu ihrer Vorgängerin in Sachen Homo-Paaren unverkrampfteres Weltbild.

Unverkrampft – diese Haltung hat Köhler in der Vergangenheit in Sachen Aids zeitweise eher vermissen lassen, scheint es. gay-web meldete auf den Tag genau fünf Jahre vor der geplanten Vereidigung als Familienministerin, am 30. November 2005 über Frau Köhler Folgendes:

„Angesichts der dramatischen Zunahme der HIV-Neuinfektionen unter homo- und bisexuellen Männern in Deutschland, forderten die Wiesbadener Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler (CDU) und der Bundesvorsitzende der Lesben- und Schwulen in der Union (LSU) Roland Heintze heute ein schärferes Vorgehen gegen die so genannte „Barebacking“-Szene.“

Köhler forderte damals in ihrer eigenen Pressemitteilung (zu finden auch 2017 noch auf ihrer Internetseite) eine Verschärfung des Strafrechts:

„Deshalb forderte Kristina Köhler, dass „notfalls auch gesetzliche Schritte geprüft werden müssen“. Dies sei in anderen europäischen Ländern, so zum Beispiel in Österreich oder in der Schweiz, bereits geschehen. In Österreich etwa stelle der § 178 des Strafgesetzbuches die vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten unter Strafe.“

Köhlers Resümee damals:

„Wir können es nicht zulassen, dass noch länger auf diese dramatische Weise russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr gespielt wird.“

Köhler hatte sich in der Vergangenheit gelegentlich auch für Aidshilfe eingesetzt – so indem sie 2005 ihre EC-Karte als „CityCard Wiesbaden zugunsten der AIDS-Hilfe“ aktivierte oder ebenfalls 2005 die Schirmherrschaft über die Ballnacht der Wiesbadener Aidshilfe übernahm.

Danke an Rainer für den Hinweis!

Es bleibt zu hoffen, dass Frau Köhler in den vergangenen 5 Jahren erkannt hat, dass das Strafrecht ein denkbar ungeeignetes Instrument der Prävention ist – auch in der Aids-Prävention. Schließlich gibt es auch nach Ansicht internationaler Experten mindestens zehn Gründe, die gegen die Kriminalisierung von HIV-Exposition oder -Übertragung sprechen.

weitere Informationen:
Kristina Köhler Pressemitteilung 30.11.2005: Russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr
gayweb.de 30.11.2005: Russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr

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Text 14. April 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Schock Prävention und die Inflation der Währung Aufmerksamkeit

Wie und warum funktioniert Schock Prävention? Was hat Thilo Sarrazin damit zu tun? Und was Inflation und Ignorieren?

Thilo Sarrazin, seines Zeichens Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank und ex-Finanz-Senator von Berlin, hat wieder einmal deutliche Worte gefunden. Die verbreitet Anstoß erregen – und erinnern an den wohl bekannten Mechanismus, Aufmerksamkeit zu erzeugen, egal was es kostet – oder was die Folgen sind.

In einem Artikel in der Wochenend-Ausgabe der ‚Süddeutschen Zeitung‘ betrachtet Evelyn Roll die Frage öffentlicher Provokation. Und analysiert die zugrunde liegende Wirkweise:

„Es ist ja so: Viel wichtiger, lukrativer und karrierefördernder als Taten und Leistungen sind heute Bedeutung und Prominenz. Aufmerksamkeit ist die Währung. Und Provokation, der gezielte Tabubruch also, ist, was das Herstellen dieser Währung angeht, immer und zuverlässig erfolgreich. Die verbale Provokation, der unpassende Vergleich und die öffentliche Beleidigung sind also niemals wirklich Ausrutscher oder selbstentlarvende Versehen. Es handelt sich immer um eine so einfache wie nur gelegentlich gefährliche Medienstrategie im Durchlauferhitzer der Erregungsdemokratie. Sie stößt auf eine fein ausgesteuerte und leicht anzusteuernde Kultur von Empörung und Heuchelei, die zuverlässig anspringt. Jedes durch Sprech- und Denktabus eingeklemmte Publikum hasst und liebt deswegen den Provokateur.“

Wohl war, denke ich. Und ich fühle mich erinnert an Schock-Kampagnen, mit denen sich eine gewisse Stiftung, ein ominöser Verein gelegentlich hervortun. Bei denen mir auch oft der Eindruck kommt, es ginge hier um vieles, um Aufmerksamkeit, um Spenden, um mediale Hypes – nur nicht um die eigentliche und doch nur vordergründig plakatierte Frage, die Aids-Prävention.

Und genau darin liegt das Problem, auch in Rolls Analyse. Derartige Strategien können eben doch gefährlich sein. Sie konterkarieren bisher erfolgreiche HIV-Prävention, können erzielte Erfolge zunichte machen oder gefährden, produzieren Klärungs- und Richtigstellungs-Aufwand (bei anderen selbstverständlich, nicht beim Verursacher) – und verpuffen schon nach wenigen Tagen im Dunst des nächsten medialen Hypes. Die Arbeit ist getan, die Aufmerksamkeit erzielt, irgend etwas wird sicher hängen blieben – und die Arbeit und den Schaden haben andere.

Doch Roll weist auch Wege aus dieser medialen Aufmerksamkeits-Falle. Ein wenig mehr Bedacht in den Reaktionen, etwas weniger Aufregung und Empörung, überlegtere Kommentare, weniger Geschrei – indem wir ihnen ihre Währung, die Aufmerksamkeit entziehen, können wir ihren Schaden vielleicht begrenzen. Und ihre regelmäßige Wiederkehr vielleicht nach und nach unattraktiver, da erfolgloser machen. Die Inflation der Währung ‚Schock-Aufmerksamkeit‘. Wir können handeln – schalten wir ihn zumindest in unserem Bereich wenn schon nicht ‚aus‘, dann doch einige Stufen kälter, den ‚Durchlauferhitzer der Erregungsdemokratie‘.
Stattdessen könnten wir von der Bedeutung der Aufmerksamkeit, der Prominenz, des Image vielleicht wieder ein wenig mehr zurück kehren zur Bedeutung von Taten, von Handeln, von Ergebnissen für die Menschen (und nicht für die Initiatoren).

Schock-Kampagnen & co. – in die Mülltonne. Aber vielleicht nicht immer durch lauten Protest, sondern gelegentlich auch durch überlegte Gelassenheit, vielleicht auch geflissentliches Ignorieren?

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weitere Informationen:
Evelyn Roll: „Das musste mal gesagt werden“ (Süddeutsche Zeitung 10./11.10.2009)
(online zweiteilig unter dem Titel „Thilo Sarrazin und die Folgen„)

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Text 25.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Virus-Mythen : die neue Sorglosigkeit

Neue Sorglosigkeit ? Die Menschen (ersatzweise: die Schwulen, ersatzweise: verantwortungslose Positive) sind wieder so sorglos im Umgang mit HIV und Aids – so wird immer wieder behauptet, besonders gerne um Schock-Kampagnen wie jüngst die ‚Massenmörder-Kampagne‚  zu ‚legitimieren‘.

Die neue Sorglosigkeit im Umgang mit HIV – gibt es sie?
Wie sieht die Realität aus?
Sind die Menschen in Deutschland sorgloser geworden?

„Nein. Die sinkende Gefahreneinschätzung geht mit der realistischen Erkenntnis einher, dass Aids nur dann gefährlich ist, wenn man sich nicht schützt. Aber das tun die Menschen immer besser“,

sagt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Und ergänzt

„Die große Mehrzahl der Menschen verhält sich verantwortungsbewusst.“

Zu den HIV-Neuinfektionsraten betont Pott ebenso wie jüngst Dr. Dirk Sander (DAH):

„Nirgendwo sonst [in Europa, d.Verf.] sind die Infektionsraten so niedrig.“

weitere Informationen:
SZ 24.09.2009: Interview Elisabeth Pott: „Deutsche sind nicht sorgloser“
DAH-Blog 11.09.2009: Interview Dr. Dirk Sander: Laien beurteilen Schock-Kampagnen als wirksamer

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was ist eigentlich so ’schlimm‘ an Sorglosigkeit? -> Sorglosigkeit und die Rettung der Lüste

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Geschichten und Geschichte – Vergessen macht sich breit …

„Keine Atempause – Geschichte wird gemacht – es geht voran“, sangen ‚Fehlfarben‘ (auf ‚Monarchie und Alltag‚) im Jahr 1980. Ein Jahr später werden erste Fälle einer Erkrankung festgestellt, die später als Aids bezeichnet wird.

„Keine Atempause – Geschichte wird gemacht.“
Und wie weiter?
„Spacelabs falln auf Inseln, Vergessen macht sich breit, es geht voran.“

Zwar fielen bisher meines Wissens keine Spacelabs auf Inseln. Aber Vergessen macht sich tatsächlich breit, allenthalben. Es geht voran, scheinbar, indem wir über unsere eigene Geschichte hinweg gehen, vergessen. Vergessen unserer Aids-Geschichten. Vergessen unserer Geschichte.

Inzwischen sprechen wir munter von „altes Aids“ im Unterschied zu „neues Aids“ – doch was das hieß, „altes Aids“, das gerät abseits einiger immer wieder gern präsentierter Klischees und Mythen zunehmend in Vergessenheit.

Warum?
Wie gehen wir mit unserer eigenen Geschichte um?
Wann wird Erlebtes zu Geschichte?
Sind diese, unsere  Geschichten überhaupt erzählbar?
Ist diese Geschichte überhaupt vermittelbar?

Sind diese Fragen bedeutend?

Wer wenn nicht wir soll diese Geschichte(n) erzählen? schreiben?
Und wer aufarbeiten?

Wer, wenn nicht wir?

Wenn wir nicht unsere eigenen Geschichten aufschreiben, unsere eigene Geschichte schreiben, werden andere es irgendwann tun. Auf ihre Weise. Werden dabei ihre eigenen Bilder (die nicht unsere sind) transportieren, auch ihre pejorativen Bilder.

Doch – es ist unsere Geschichte!
Erzählen wir sie aus unseren Blickwinkeln!

Denn sonst …

Hegel konstatiert in seinen ‚Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte‘, dass Geschichte immer zweimal stattfinde. Und sein Schüler Karl Marx verfeinert im ‚Achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte‘, Geschichte wiederhole sich “ das eine Mal als große Tragödie, das andere Mal als lumpige Farce“.

Dann lasst uns vorher unsere Geschichte(n) erzählen, all die Tragödien, all die schönen, schmerzvollen, erfolgreichen, vorzeitig abgebrochenen … Geschichten …

Den  Anfang im „unsere Geschichte(n) erzählen“ macht ein positiver Mann aus Berlin, Nikolaus Michael, der in den nächsten Wochen hier in vier Texten einen Teil seiner Geschichte(n) erzählt …

1. Die ‚Totenbank‘
2. Stress im Krankenhaus
3. Schmunzeln, Quengeln, Hilferufe
4. Drei Engel

Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Leser dies zum Anlass nehmen, selbst ihre HIV-positiven Geschichte(n) zu erzählen – und bei Interesse auch andere lesen lassen. Ich biete dafür auf ondamaris gerne Zeit und Raum [und bei genügend Interesse auch gerne eine eigene Rubrik „unsere Geschichte(n)} – wer mag, sende mir eine Mail mit seinen Texten, ich melde mich baldmöglich …

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Text 14. April 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Leben mit HIV in Polen

In Polen findet derzeit das 13. nationale Treffen von Menschen mit HIV und Aids statt, unter Beteiligung auch einer kleinen deutschen Delegation aus Selbsthilfe und Aids-Hilfe.

Folgende offiziellen Zahlen kennzeichnen die HIV-Situation in Polen:

  • Derzeit (Stand 1. Halbjahr 2009) leben in Polen 12.268 Menschen mit HIV.
  • 5.490 von ihnen stammen aus der Gruppe der i.v.-Drogengebraucher/innen; 30% sind Frauen; 134 Kinder.
  • Insgesamt 2.246 Menschen sind an Aids erkrankt.
  • Zwischen 1985 und 2009 sind bisher 1.004 Menschen in Polen an den Folgen von Aids verstorben.
  • Jährlich wird bei etwa 550 bis 750 Menschen neu eine HIV-Infektion diagnostiziert.
  • 4.105 HIV-Positive in Polen erhalten derzeit antiretrovirale Therapie.

Der Bereich Aids sieht sich dabei immer wieder vor Herausforderungen. So sei eine Präventions-Kampagne auf große Schwierigkeiten in den Medien gestoßen, sei nur auf MTV gelaufen. Gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hingegen sei man oft der Aussage begegnet, diese Kampagne „passe nicht zum Programm“. Eine Studie zum Bereich der Männer, die Sex mit Männern haben, sei an Aids-Zentren geplant gewesen, habe aber aus Mangel an Mittel unterbleiben müssen, berichtet Anna Marzec-Bogulawska, die Leiterin des staatlichen Nationalen Aids-Zentrums.

Alle HIV-Infizierten erhalten ihre medizinische Versorgung nicht (wie z.B. in Deutschland) im Rahmen der medizinischen ‚Normal-Versorgung‘ bei Ärzten, sondern in speziellen Aids-Zentren.An diesen speziellen Aids-Zentren erfolgt nicht nur die medizinische Behandlung, hier werden auch Medikamente ausgegeben. Bei nur elf Aids-Zentren im ganzen Land bedeutet dies für viele HIV-Positive, bei jeder Behandlung, bei jedem Medikamenten-Bedarf eine weite Anreise von z. T. mehr als 150 km in Kauf nehmen zu müssen.
Seit 2009 ist im Rahmen eines neuen Projekts erstmals auch eine Beratung HIV-positiver Menschen per E-Mail möglich, bei Bedarf auch anonym.

Im Budget des polnischen Gesundheitsministeriums standen in den vergangenen Jahren folgende Beträge für die antiretrovirale Behandlung zur Verfügung:

  • 2004: 78 Mio. Zloty (für die Behandlung von 2.250 Patienten)
  • 2006: 108 Mio.
  • 2007: 95 Mio.
  • 2008: 153 Mio.
  • 2009: geplant 114,3 Mio. für geplant 3.822 Patienten.

Sowohl das Budget für die antiretrovirale Behandlung als auch für die Aids-Zentren selbst ist immer wieder Gegenstand politischer Auseinandersetzungen. Aufgrund des begrenzten Budgets der Aids-Zentren ist es in der Vergangenheit auch zu Problem in der Medikamenten-Versorgung gekommen. So wurden in der Presse Fälle berichtet, in denen Positive nur den Medikamenten-Bedarf für 2 Wochen ausgehändigt bekommen konnten, aufgrund nicht ausreichender Vorräte. Vereinzelt wurde berichtet, dass Prophylaxe gegen opportunistische Infektionen nicht möglich gewesen sei aufgrund fehlender Gelder.

Die Aids-Zentren bemühen sich auch um politische Lobby-Arbeit, Gespräche mit dem Ministerium etc. Auch vor dem Hintergrund der angespannten Mittel-Situation, so wird mehrfach deutlich, ist es jedoch wichtig, dass politischer Druck nicht nur von diesen staatlichen Zentren kommt, sondern dass Menschen mit HIV auch selbst ihre Interessen und Bedürfnisse formulieren und äußern, und vor allem auch über diskriminierende Erfahrungen berichten. Dies gelte, so wird mehrfach erläutert, umso mehr, als gesetzliche Aufgabe der Aids-Zentren eigentlich nur die medizinische Versorgung sie, Befugnisse, auch den Bedarf zu formulieren habe man jedoch nicht.

95% des für Aids bereitgestellten Budgets werden verwendet für die medizinische Versorgung, nur 5% (etwa 200.000 Zloty) stehen für alle Aids-Zentren in Polen pro Jahr für Prävention zur Verfügung.

Das geringe staatliche Aids-Budget stellt die Aids-Zentren des Landes jedes Jahr vor neue Herausforderungen. Nicht nur,dass die Zentren sich immer wieder in einem Spannungsfeld bewegen aus begrenztem Budget und Patienten, die dringend ihre Medikamente benötigen. Die einzelnen Zentren können sich zudem auch aus diesem Grund nur vergleichsweise langsam entwickeln, an veränderte Bedürfnisse anpassen. Besonders prekär: die jährlichen Streichungen. Bei 7% Budget-Kürzungen im Jahr 2008 und sogar 19% im Jahr 2009 stellt sich jedes Jahr erneut die Frage des „wo streichen“.

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Text 22. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Virus-Mythen : die Infektionszahlen in Deutschland seien so hoch

Immer wieder wird kolportiert, in Deutschland seien die HIV-Infektionszahlen so hoch, die Aids-Zahlen am Steigen. Wie sieht die Realität aus? Anders …

Fragen wir ‚EuroHIV‘, das ‚European Centre for the Epidemiological Monitoring of AIDS‘, eine offizielle Einrichtung der Europäischen Union.

Die Antwort fällt sehr eindeutig aus. Hier zwei Grafiken, beide © EuroHIV und aus der Analyse ‚ The HIV/AIDS epidemic in the WHO European Region at end 2006 – Western Europe‘:

HIV in Western Europe (c) EuroHIV
HIV in Western Europe (c) EuroHIV

AIDS in Western Europe (c) EuroHIV
AIDS in Western Europe (c) EuroHIV

Ein Vergleich der HIV-Inzidenz-Daten Europäischer Staaten bei der WHO ergibt dieses Bild (Datenabfrage 13.09.2009):

HIV-Inzidenz ausgewählter Europäischer Staaten 1998 - 2006 (c) WHO
HIV-Inzidenz ausgewählter Europäischer Staaten 1998 – 2006 (c) WHO

Zahlreiche weitere Zahlen sind bei EuroHIV sowie bei der Weltgesundheitsorganisation WHO recherchierbar (siehe Links unten).

Ob mangels besseren Wissens, oder gar wider besseres Wissen, die Aussagen,

  • in Deutschland seien die HIV-Infektionszahlen besonders hoch oder stark gestiegen,
  • in Deutschland stürben besonders viele Menschen an den Folgen von Aids,
  • oder gar die Deutsche Aids-Prävention sei gescheitert,

zeigen hier ihre Haltlosigkeit: sie lassen sich argumentativ aus den vorhandenen Fakten nicht untermauern. Sie sind grundlos. Sie sind wahrheitswidrig. Sie sind nicht zutreffend.

Im Gegenteil:

  • zwischen 1999 und 2006 hat Deutschland laut Vergleich von EuroHIV in West-Europa durchgängig die niedrigste Rate an HIV-Neudiagnosen pro Millionen Einwohner, und
  • zwischen 1988 und 2006 hat Deutschland, ebenfalls laut EuroHIV, in West-Europa die niedrigste Zahl an Aids-Diagnosen pro Millionen Einwohner, und
  • im Vergleich wichtiger EU-Staaten (EU vor Erweiterung) hat Deutschland mit 3,24 HIV-Fällen pro eine Million Einwohner die niedrigste Inzidenz.
    Zahlen, die eher auf eine insgesamt erfolgreiche Aids-Politik hindeuten …

weitere Informationen:
HIV Europe
dort z.B. ‚Slides set The HIV/AIDS epidemic in the WHO European Region at end 2006‘ (pdf)

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Text 14. April 2017 von ondamaris auf 2mecs