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Frankreich Homosexualitäten Paris

Paris: Gedenktafel letzte Hinrichtung wegen Homosexualität 1750

Seit 18. Oktober 2014 erinnert in Paris eine Gedenktafel an zwei Männer, die 1750 wegen ihrer Homosexualität verbrannt wurden – die letzte bekannte Hinrichtung wegen Homosexualität in Frankreich. 2018 wurde die Tafel mehrfach beschädigt.

Gedenktafle an die letzte Hinrichtung wegen Homosexualität in Paris 1750 (Foto: V.Z.)
Gedenktafel an die letzte Hinrichtung wegen Homosexualität in Paris 1750 (Foto: V.Z.)

6. Juli 1750, Paris: Bruno Lenoir und Jean Diot, zwei junge Arbeiter, werden öffentlich auf brutale Weise hingerichtet – wegen ‚Sodomie‚. Wie vom Staatsanwalt am 4. April gefordert, werden beide zu Verbrennung bei lebendigem Leib verurteilt. Das am 27. Mai gefällte Urteil wird am 5. Juni 1750 per öffentlichem Anschlag bekannt gegeben.

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Frankreich Homosexualitäten

Homophobie in Lille nur ‚Sturm im Wasserglas‘? – 6 Monate Haft auf Bewährung für Gewaltattacke in Schwulenbar (akt.4)

Homophobie in Lille ein Sturm im Wasserglas? Haftstrafen von sechs Monaten auf Bewährung verhängte der Strafgerichtshof in Lille heute gegen drei wegen einer homophoben Gewaltattacke Angeklagte. Sie hatten im April diesen Jahres eine Schwulenbar überfallen. Die Tat kurz nach einer Demonstration von Homoehe-Gegnern hatte landesweit für Aufsehen gesorgt.

Vor dem Strafgerichtshof in Lille im Nordosten Frankreichs waren sich drei Männer angeklagt, im April 2013 drei Männer in einer Schwulen-Bar der Stadt geschlagen zu haben. Die als Skinheads beschriebenen jungen Männer wollten, so Zeugen, „Schwule ticken“, und sollen am Abend des 17. April 2013 Yohan J., den Inhaber der Schwulen-Bar ‚Vice & Versa‘ in der Altstadt von Lille (Vieux-Lille) geschlagen haben, ebenso wie dessen Partner sowie einen weiteren Angestellten. Zudem sollen sie die drei homophob beleidigt sowie Möbel und Fenster der Bar beschädigt haben.

Der Überfall erregte in ganz Frankreich breite Aufmerksamkeit. Die Tat ist im Kontext der (in Frankreich sehr erhitzt geführten) Debatten über die ‚Ehe für alle‘ (marriage pour tous, = Eherecht auch für Homosexuelle) erfolgt. Nur kurz zuvor hatte in der Innenstadt von Lille eine Demonstration von Gegnern der Homoehe stattgefunden.

Das Trio wurde sehr schnell festgenommen und kam zunächst in Untersuchungshaft. Das von den Verteidigern angerufene Berufungsgericht in Douai veranlasste bald die vorläufige Freilassung der Verdächtigen, die bisher nicht vorbestraft sind und Arbeitsplätze haben. „Das ganze ist ein Sturm im Wasserglas„, kommentierte Jérémy Cateau, einer der Verteidiger, nach dem Urteilsspruch zum Thema Homophobie in Lille . Es habe sich um „einen einfachen Kampf wie viele andere auch“ gehandelt, und als solcher solle es auch behandelt werden.

Im Juni hatte der Prozess vor dem Strafgerichtshof in Lille finden sollen, wurde dann aber auf den 4. September verschoben. Heute verkündete das Strafgericht unter Vorsitz von Richter Mikael Simoëns das Urteil: Haftstrafen von sechs Monaten auf Bewährung. Vom Vorwurf homophober Beleidigung wurden sie freigesprochen.

Die Staatsanwaltschaft Lille hatte für die drei Angeklagten im Alter zwischen 18 und 25 Jahren Haftstrafen von 12 Monaten gefordert, davon sechs Monate auf Bewährung. In seinem Plädoyer hatte er betont, die Gesellschaft dürfe keine Toleranz gegenüber Homophobie in Lille zeigen. Das Urteil solle zugleich eine Art Warnung sein. Es gehe darum dass sich solche Gewalttaten nicht wiederholten.

Zwei Verbände der Lesben- und Schwulenszene hatten sich als Zivilkläger der Klage angeschlossen, LGP Lille (Lesbian & gay pride Lille) sowie SNEG, der Verband schwuler und lesbischer Unternehmer/innen.

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Erst im September 2013 hatten sich Funktionäre der Homoehe-Gegner der ‚manif pour tous‘ geäußert, zwar gegen Eherecht und Adoptionsrecht für Homosexuelle zu sein, aber eben nicht homophob. In die Kommunalwahlen in Frankreich im März 2014 wollen sie sich u.a. mit einer Charta einmischen, die Kommunalpolitiker auffordert, sich auf Änderung oder Streichung des Gesetzes festzulegen, das die Ehe für alle ermöglicht.

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Aktualisierung
23.11.2013, 16:45 Uhr: Die als Zivilkläger beteiligten Vertreter der Schwulen- und Lesbenorganisationen zeigten sich über das Urteil überrascht. „Ich bin ziemlich sprachlos“, sagte Faustine Broulin vom Gay Pride Verein Lille.  Es habe genügend Zeugnisse für den homophoben Hintergrund gegeben.
Die drei Angeklagten wurden neben der sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung auch dazu verurteilt, gesamtschuldnerisch jedem der drei Opfer insgesamt 1.200 Euro für Vermögens- und Nichtvermögensschäden zu zahlen sowie für Sachschäden in Höhe von 558,82€ aufzukommen.
27.11.2013, 17:45 Uhr: Ihre Mandanten seien erfreut, das sie als Opfer anerkannt wurden, aber „der homophobe Charakter der Angriffe nicht rechtskräftig anerkannt wurde“, erklärte Aurélien Blat, Anwältin der Opfer. Eines der wesentlichen Elemente werde so nicht sanktioniert. Die Angeklagten seien alkoholisiert von einer Demonstration gegen die Ehe für alle gekommen. Mehrere Zeugen hätten die Beschimpfungen bestätigt.
27.11.2013, 18:00 Uhr: Das französische Schwulen-Internetportal Yagg weist darauf hin, dass die drei Täter „dem rechtsextremen Milieu nahe stehen“.
17.02.2014: Homophobe Übergriffe in Lille kein Einzelfall – am 15. Februar demonstrierten etwa 300 Personen gegen zwei erneute homophoe Attacken in den Wochen zuvor.
29.01.2015: Einer der Täter, die die Bar angegriffen hatten, könnte in Waffenhandel verstrickt sein. Gemeinsam mit einigen in rechtsextremen Kreisen verkehrenden Komplizen wurde er in Untersuchungshaft genommen.

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Nouvel Observateur 27.11.2013: Agression dans un bar gay à Lille : 6 mois de prison avec sursis
Yagg 27.11.2013: Attaque du Vice & Versa à Lille: le caractère homophobe n’est pas retenu
France Info 27.11.2013: Six mois avec sursis pour les agresseurs d’un bar gay à Lille
Le Monde 27.11.2013: Agression dans un bar gay de Lille : les trois prévenus condamnés à six mois de prison avec sursis
Le Dauphine 27.11.2013: Agression dans un bar gay de Lille: 6 mois avec sursis pour les trois prévenus
RTL 27.11.2013: Agression homophobe dans un bar gay de Lille : six mois de prison avec sursis pour les agresseurs
Liberation 27.11.2013: Agression dans un bar homosexuel de Lille: décision attendue
La voix du nord 27.11.2013: Bar gay attaqué à Lille : la décision est attendue ce mercredi
Le Monde 04.09.2013: Bar gay saccagé à Lille : un an de prison requis
La voix du nord 19.04.2013: Agression homophobe dans un bar gay du Vieux Lille : le patron évoque une montée de tension due au mariage pour tous

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Homosexualitäten

Our Time (Vito Russo 1983) – bahnbrechende TV-Serie jetzt im Internet

Our Time , die bahnbrechende TV-Serie des US- Autors, Historikers und Schwulenaktivisten Vito Russo aus dem Jahr 1983, ist 30 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung nun digitalisiert und im Internet zu sehen.

1983 produzierte Vito Russo eine TV-Serie (für die er auch das Drehbuch schrieb) über die Schwulenszene: Our Time. Die Serie  wurde auf dem damals noch öffentlichen (1995 privatisierten) TV-Sender WPXN-TV ausgestrahlt.

Vito Russo, Autor und Produzent von Our Times , (1946 - 1990) am 28. Juni 1989 (Foto: Massimo Consoli)
Vito Russo, Autor und Produzent von Our Times ,  (1946 – 1990) am 28. Juni 1989 (Foto: Massimo Consoli, cc by-sa 2.5)

Vito Russo (1946-1990) on June 28 1989.Massimo ConsoliCC BY-SA 2.5

Our Time war die erste Sendereihe in den USA überhaupt, die Nachrichten und dokumentarisches Material über Schwule und Lesben zeigte – unter dem Motto „die Vielfalt lesbischen und schwulen Lebens aus unserer eigenen Perspektive“. 13 Episoden entstanden und behandelten Themen wie Geschichte von Lesben und Schwulen, Alkohol- und Drogenkonsum oder auch Aids – darunter auch ein früher Beitrag mit dem US-Autor Larry Kramer, der später u.a. Mitgründer von ACT UP wurde.

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Our Time – neu digitalisiert 2013

Vito Russo: Our Time (1983 / 2003)
(Episoden auf dieser Übersichtsseite verlinkt)

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Die Digitalisierung von Our Time, die die Verfügbarkeit im Internet erst möglich machten, wurde durch ein Crowdfunding-Projekt des US-Regisseurs und Produzenten Jeffrey Schwartz ermöglicht. 52 Unterstützer brachten insgesamt 3.670 US-$ auf, um die Digitalisierung zu ermöglichen.

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Vito Russo war Mit-Gründer der ‘Gay and Lesbian Alliance Against Defamation’ (GLAAD), die die Darstellung von Lesben und Schwulen in Mainstream-Medien beobachtet und jährlich die ‘GLAAD Media Awards’ (darunter auch den ‘Vito Russo Award’) verleiht. Bekannt wurde er insbesondere durch sein Buch “The Celluloid Closet” (1981). Russo engagierte sich zudem bei der Aids-Aktionsgruppe ACT UP. Er starb am 11. November 1990 in New York City an den Folgen von Aids.

Jeffrey Schwartz (geb. 1969 in New York) realisierte für einen US-amerikanischen Pay-TV-Kanal die Dokumentation ‚Vito‘ über Werk und Leben von Vito Russo, die 2011 uraufgeführt wurde. Schwartz jüngste Kino-Produktion ist ‚I am Divine‘ über den 1988 verstorbenen US-amerikanischen Schauspieler und Discosänger Divine. Schwartz‘ Firma ‚Automat Pictures‘ realisierte auch die Digitalisierung von ‚ Our Time ‚.

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Frankreich Homosexualitäten

Frankreich: Gegner der Homoehe wollen in Kommunalwahl 2014 eingreifen (akt.3)

Gegner der Homo-Ehe fordern Kandidaten für die Kommunalwahlen in Frankreich im kommenden Frühjahr 2014 auf, mit Unterzeichnung einer Charta zuzusichern, sich für die Veränderung oder Abschaffung des Homoehe-Gesetzes einzusetzen.

Im März 2014 finden in Frankreich Kommunalwahlen (‚municipales‘) statt. Die ‚manif pour tous‘ (‚Demonstration für alle‘), die hinter den massiven Protesten gegen das Gesetz stand, hat nun angekündigt, alle Kandidaten zu den Kommunalwahlen aufzufordern, eine Charta zu unterzeichnen.

In dieser Charta sollen die Kandidaten sich verpflichten, im Falle ihrer Wahl das Homoehe – Gesetz zu verändern oder abzuschaffen und stattdessen eine Familien- gerechte Politik auf kommunaler Ebene zu unterstützen, die die Rolle der Eltern respektiere. Einige Bürgermeister sollen, so die Initiatoren, die Charta bereits unterzeichnet haben.

Erst jüngst hatten zahlreiche Bürgermeister das Recht gefordert, die Eheschließung von Schwulen und Lesben nach dem von Justizministerin Taubira eingebrachten und in Kraft getretenen Gesetz verweigern zu dürfen. Sie waren damit vor dem französischen Verfassungsgericht gescheitert.

Christiane Taubira, am 2. Februar 1952 in Cayenne (Guayana) geboren, ist seit 6. Mai 2012 Justizministerin Frankreichs im Kabinett von Premierminister Ayrault. Die Politikerin ist die ‚Urheberin‘ des Gesetzes über die ‚Homo-Ehe‘ in Frankreich, das sie am 7. November 2012 in das französische Parlament einbrachte. In einem am gleichen Tag publizierten Interview bezeichnete sie dieses Gesetz als „Reform der Zivilisation“. Am 12. Februar 2013 wurde das Gesetz mit 329 Ja-Stimmen (bei 229 Nein und 10 Enthaltungen) verabschiedet.

Seit Inkrafttreten des ‘Homoehe  -Gesetzes‘ (Gesetz Nº2013-404 vom 17. Mai 2013) im Juni 2013 ist damit in Frankreich die Eheschließung auch für Homosexuelle möglich. In Paris haben zwischen Juni und September 2013 bereits 510 Paare gleichen Geschlechts von der Möglichkeit der Homo-Ehe Gebrauch gemacht.

Erst vor kurzem, im September 2013 hatten die Homo-Ehe – Gegner der ‚manif pour tous‘ mitgeteilt, man wolle nicht homofeindlich sein – sei aber eben weiterhin gegen Eherecht und Adoptionsrecht für Homosexuelle.

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Aktualisierung
21. November 2013: Christiane Taubira wurde vom französischen Magazin ‚Elle‘ zur Frau des Jahres 2013 gewählt.
23. November 2013: Die Homoehe – Gegner – Organisation Manif pour Tous mpt hat ihre neue Kampagne mit einer Demonstration in Nantes gestartet, der Stadt in der von 1989 bis 2012 Jean-Marc Ayrault (heute Premierminister) Bürgermeister war. Im Mittelpunkt der neuen Kampagne: „anti-familiphobie“ (gegen Familien-Feindlichkeit). Zwischen 2.400 und 3.500 Personen nahmen an der Demonstration teil. An einer Gegen-Demonstration für das Taubira-Gesetz beteiligten sich 80 Demonstranten. Für den 8. Dezember kündigte mpt eine Großdemonstration in Paris an.
24. November 2013: Beatrice Bourges, selbst der ‚Manif pour tous‘ zu radikal, war auf der so genannten ‚Compact‘-Konferenz von Homogegnern in Leipzig eine der Rednerinnen. Siehe Bericht Norbert Blech: Mit Elena Misulina und Beatrice Bourges – „Compact“-Konferenz: Widerstand gegen Homo-Gleichstellung gefordert

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Liberation 19.11.2013: Municipales : les anti-mariage gay soumettent une charte aux candidats
OuestFrance 07.11.2012: Mariage des homosexuels. Taubira détaille son projet

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Bordeaux Frankreich Homosexualitäten

Bordeaux schwul lesbische Stadtführung (akt.)

„Cultures et mémoires gays“, unter diesem Titel bot bietet das Office de Tourisme von Bordeaux 2013 schwul lesbische Stadtführungen – zweistündige Stadtführungen, die sich der Geschichte von Schwulen und Lesben in der südwestfranzösischen Großstadt widmet.

Bordeaux kann auf annähernd 2.300 Jahre Stadt-Geschichte zurück blicken. Seit Oktober 2013 können Bordeaux-Touristen wie auch Bordelaiser nun bei Stadtführungen nicht ’nur‘ die ‚offizielle‘ Stadtgeschichte aus verschiedensten Winkeln entdecken – sondern auch die Geschichte von Schwulen und Lesben in Bordeaux. Als erste Stadt Frankreichs außerhalb von Paris bietet nun Bordeaux schwul lesbische Stadtführungen an.

Bordeaux Stadtführung schwul lesbische Geschichte: Platz vor der Börse nachts, mit neuer Straßenbahn
Bordeaux: Platz vor der Börse nachts

Alexandre Sentucq, 20jähriger diplomierter Stadtführer, bietet die zweistündige Führung in die schwullesbische Geschichte Bordeaux‘ seit Herbst 2013 an. Die Idee und das Konzept dazu hat Sentucq im Rahmen seines Studiums entwickelt.  Er hat seine Idee dem Office de Tourisme (Verkehrsverein) der Stadt Bordeaux vorgeschlagen – und dieses hat es akzeptiert. Am 26. Oktober 2013 fand die erste ‚ Bordeaux schwul lesbisch ‚ Stadtführung statt.

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Homosexualitäten Paris

Paris Homoehe 2013 15 Prozent aller Ehen (akt.3)

In der französischen Hauptstadt haben seit Juni bis Oktober 2013 über 500 lesbische und schwule Paare geheiratet. Insgesamt wurden 2013 in Paris über 1.000 mal eine ‚ Homoehe ‚ geschlossen. Unterdessen ziehen Gleichstellungsgegner erneut vor Gericht.

510 Paare des gleichen Geschlechts haben sich seit Juni 2013 bis Anfang Oktober, seit Inkrafttreten der „Ehe für alle“ (mariage pour tous; ‚Loi Taubira‚, Nº2013-404 vom 17. Mai 2013) in Frankreich, allein in Paris das Ja-Wort gegeben. Dies berichtet das Magazin „Têtu“. Damit haben gleichgeschlechtliche Ehen einen Anteil von 12 Prozent an allen Eheschließungen (4.240) in der Hauptstadt. [siehe Aktualisierung 3 am Ende des Artikels]

Prozentualer Spitzenreiter bei den gleichgeschlechtlichen Eheschließungen ist das 4. Arrondissement. Es ist eines der ältesten der Stadt – und umfasst mit einem Teil des Marais (der andere liegt im 3. Arr.) auch einen bedeutenden Teil der schwul-lesbischen Szene von Paris. Bürgermeister Christophe Girard (Sozialisten) konnte in den vergangenen drei Monaten bereits 33 Homo-Paare trauen – was in diesem Zeitraum über 40 Prozent aller Eheschließungen in seinem Arrondissement ausmachte, darunter sieben Frauen-Paare und 26 Männer-Paare. Girard selbst war am 15. Juni der erste gewählte offen schwule Politiker, der nach dem neuen Recht heiratete.

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Frankreich Homosexualitäten

der Eiffelturm Dildo – ein wahrhaft monumentales Vergnügen

2011 beginnt eine eigenwillige Geschichte, die Entwicklung eines neuen Sextoys: der Eiffelturm Dildo .

Der Eiffelturm, Wahrzeichen von Paris und weltweit bekanntes Symbol Frankreichs, hat seit seiner Errichtung vor bald 125 Jahren bereits viel erlebt. Von Protesten und Spot bei Planung und Bau über jährlich wachsende Heerschaaren internationaler Touristen bis zu mehr oder minder amüsanten Filmen über seinen vermeintlichen stückweisen Verkauf zwecks Verschrottung.

Jetzt aber kann man den Eiffelturm endlich voll und ganz verinnerlichen: Der „Eiffel-Dildo“ alias „La tour est folle“ (Der Turm ist verrückt) sei eine „Hommage an unsere Dame aus Eisen, die ja auch bereits eine recht penetrierende Dimension besitzt„, wie Schöpfer Sébastien Lecca gegenüber der französischen Tageszeitung „Liberation“ erklärt.

der " Eiffelturm Dildo " in der Auslage eines Sexshops in Bordeaux
der “ Eiffelturm Dildo “ in der Auslage eines Sexshops in Bordeaux
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Frankreich Homosexualitäten

Frankreich: manif pour tous – Gegner der Homo-Ehe wollen nicht mehr homofeindlich sein

Gegen das Recht auf Eheschließung für Schwule und Lesben, aber nicht homofeindlich – geht das? Diesen Spagat versuchen gerade die französischen Homoehe-Gegner der ‚ manif pour tous ‚.

Noch vor wenigen Monaten hatten sie mit Groß-Demonstrationen, polemischen Parolen, öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen das Recht auf Eheschließung sowie das Adoptionsrecht für Homosexuelle protestiert. In bewusstem Wortspiel mit den Befürwortern der so genannten Homo-Ehe („marriage pour tous“, Ehe für alle) gaben die Aktivisten ihren Protesten den Namen „Manif pour tous“(manif: verkürzt für Manifestation; Demonstration für alle).

Nachdem das Gesetz, das auch Homosexuellen in Frankreich Eheschließung und Adoption ermöglicht, vom Parlament im Mai 2013 beschlossen, vom Verfassungsgericht akzeptiert und vom Präsidenten im Sommer unterzeichnet wurde, war es in den vergangenen Wochen still geworden um die erst vor einem Jahr gegründete „Manif pour tous“ (abgekürzt LMPT). Nur vereinzelt war es zu kleineren Protestaktionen gekommen.

Nachdem die einstige ‚Ikone‘ der Manif pour tous, die Kabarettistin und Schauspielerin Frigide Barjot sich im Frühjahr 2013 zurückgezogen hatte, war es zunächst zu Hahnenkämpfen verschiedener potentieller Führungsfiguren sowie internen Richtungs-Streitigkeiten gekommen.

Am vergangenen Wochenende 14. / 15. September 2013 trafen sich die Gegner der ‚Homo-Ehe‘ im Parc Floral in Paris zu einer ‚Sommer-Universität‘ (einer in Frankreich bei politischen Parteien und Bewegungen üblichen Form einer jährlichen Versammlung). Unter Ausschluss der Öffentlichkeit kamen annähernd Tausend Aktive der LMPT unter dem etwas anachronistisch wirkenden Motto „Hollande, ta loi, on n’en veut pas‘ (Präsident Hollande, dein Gesetz wollen wir nicht) zusammen, um über die Ziele und zukünftigen Aktivitäten ihrer ‚Bewegung‘ zu diskutieren.

Dabei machten die Organisatoren im Vorfeld deutlich, sich nicht weiterhin Vorwürfen der Homophobie aussetzen zu wollen. Mit dem Ziel „engagement pour tous“ wolle man darüber diskutieren, „seinen Überzeugungen treu zu bleiben und die Flamme der Hoffnung weiterzutragen, ohne zu Homophobie Anlass zu geben“, so Lionel Lumbroso, einer der Sprecher der Gruppierung, gegenüber der französischen Tageszeitung ‚Liberation‘. Wie um diesem Anliegen Glaubwürdigkeit zu verleihen war am Vortag ein Workshop unter dem Titel „Homophobie bekämpfen“ auf dem Programm.

Welche Positionen wird die „manif pour tous“ in Sachen Homosexuelle künftig vertreten? Beobachter vermuten, mit dem Recht auf Heirat für Homosexuelle werden die Gruppierung eventuell stillschweigend ihren Frieden machen – aber weiterhin deutlich das Adoptionsrecht für Homosexuelle angreifen. Und ein weiteres ‚Aufreger-Thema‘ zeichnet sich ab: insbesondere die Gender-Theorie und deren Behandlung in öffentlichen Schulen wurden heiß diskutiert, könnte zu einem kommenden thematischen Schwerpunkt werden.

Insgesamt bleibt die „manif pour tous“ LMPT bei allen Bemühungen, den Vorwurf der Homo-Feindlichkeit abzuwehren, eine tief im politisch konservativen Spektrum verankerte und von konservativ-katholischen Kreisen beeinflusste Gruppierung.

Bei den kommenden Kommunalwahlen in Frankreich im März 23014 will die LMPT nicht mit eigenen Kandidaten antreten. Allerdings, so Tugdual Derville, der zweite der beiden Sprecher der Gruppierung, schließe man nicht aus, ihren Anhängern und Sympathisanten konkrete Wahlempfehlungen zu geben.

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Artikel für queer.de, dort erschienen am 17.9.2013

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Homosexualitäten Paris

Drei Milliarden Perverse , Diekmann / Pescatore 1980 – wiedergelesen nach 33 Jahren

Drei Milliarden Perverse “ – unter diesem Titel veröffentlichten Bernhard Diekmann und Francois Pescatore 1980 eine Sammlung von Texten, die in Frankreich erstmals 1973 veröffentlicht wurden [1].

Die Texte waren in Frankreich kollektiv, ohne Angaben von Autoren der einzelnen Beiträge [3] entstanden – dürften jedoch überwiegend aus dem engeren Umfeld des Front Homosexuel d’Action Révolutionaire (FHAR) [2] entstammen.

Vierzig Jahre alte „Schwule Texte“ – was haben uns “ Drei Milliarden Perverse “ heute noch zu sagen?

Drei Milliarden Perverse (Diekmann / Pescatore, Verlag rosa Winkel 1980)
Drei Milliarden Perverse (Diekmann / Pescatore, Verlag rosa Winkel 1980)
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Hamburg Homosexualitäten

Homophobie in Russland – Proteste bei CSD Hamburg

Homophobie in Russland 2013: In Russland werden Homosexuelle verfolgt, gejagt, diskriminiert. Die Zahl der Hetzjagden, Übergriffe und Gewalttaten gegen Schwule steigt. Positiv oder auch nur neutral über Homosexualität zu sprechen kann einem unter Putin verabschiedeten und seit 30. Juni 2013 in Kraft getretenen Gesetz gegen „Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen“ zufolge bestraft werden. Organisationen von Schwulen, Lesben, Queers werden gegängelt, in ihrer Arbeit beeinträchtigt. Paraden und CSDs werden verboten.

Gegen Homophobie in Russland protestierten (ähnlich wie bei zahlreichen anderen CSDs in Deutschland, z.B. auch beim CSD München 2013) auch zahlreiche Teilnehmer/innen (unter ihnen junge Lesben und Schwule aus Russland)  der Parade auf dem CSD in Hamburg (Hamburg Pride) am 3. August 2013:

CSD Hamburg: Proteste gegen Homophobie in Russland (Fotos)

Homophobie in Russland Proteste bei der Parade CSD Hamburg 2013
Homophobie in Russland Proteste bei der Parade CSD Hamburg 2013