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Bordeaux Frankreich Homosexualitäten

Bordeaux Homophobie : Bürgermeister vereinbart mit Schwulen- und Lesbengruppen Maßnahmen (akt.)

Der Bürgermeister von Bordeaux, Alain Juppé, traf sich am vergangenen Freitag 26.4.2013 mit den Vereinen von Schwulen und Lesben, um über Wege zur Bekämpfung der Homophobie in der südwestfranzösischen Stadt zu diskutieren.

Im Zuge der Debatten über die Einführung der Ehe sowie des Adoptionsrechts für Homosexuelle ist es in Frankreich an vielen Orten nicht nur zu Demonstrationen von Befürwortern und Gegnern der Homo-Ehe, sondern auch zu homophob motivierten Übergriffen und Gewalttaten gekommen, auch in Bordeaux. So wurde u.a. der Inhaber wie auch ein Gast einer Bar (‚Le Go West‘) Mitte April angegriffen (auch wenn der konkrete homophobe Hintergrund noch fraglich ist).

Alain Juppé, Bürgermeister von Bordeaux, hat in dieser Situation ein bereits seit längerem geplantes Treffen mit Schwulen- und Lesbengruppen der Stadt vorgezogen. Im Mittelpunkt: in Bordeaux Homophobie zu bekämpfen.

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Frankreich Homosexualitäten Paris

Fréquence Gaie – vom Piratenradio zum Sender für die französischen Schwulen-Szenen zur Radio-Kette

Fréquence Gaie : die bemerkenswerte Geschichte eines „schwulen Radios“.

Fréquence Gaie: Radio für Schwule und Lesben, das gab es in Paris schon ab 1978. Bereits in den 1970er Jahren gab es in Paris zwei Initiativen für ein Radio für die Schwulen- und Lesbenszene: ‚Radio Mauve‚ sowie ‚Radio Fil rose‚. Radio mauve entsteht anlässlich des Festival du film homosexuel im Januar 1978 als Untergrund- / Piraten-Radio. Bereits ab 25. Februar nennt sich der Sender Radio Fil Rose (Radio Rosa Faden), sendet im März 1978 eine (ebenfalls Piraten-) Sendung direkt von der Pressekonferenz schwuler Wahlkandidaten.

Die Initiative zu diesem Sender ging aus von Pacal Navarro und (anonym) Patrick Oger, der Schwulen-Aktivist Guy Hocquenghem [3] stellt seine Wohung als Studio zur Verfügung. Bald schon sendet Radio Fil Rose regelmäßig jeden Abends (außer sonntags) um 20:00 Uhr. Weiterhin als Piratenradio ohne Sendegenehmigung, aus einem versteckten ‚Studio‘, das sich in der Küche des argentinischen Schriftstellers Copi [1] in der rue Cauchois auf Montmartre befand. Bereits 1978 endet der Sendebetrieb von Radio Fil Rose wieder.

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Hamburg Homosexualitäten

Homosexuellenverfolgung durch Polizei Justiz nach 1945: Ausstellung in Hamburg ab 22.7.2013

Die Homosexuellenverfolgung insbesondere mittels des Paragraphen 175 endete nicht 1945. Und diese Verfolgung durch Polizei und Justiz ist noch weitgehend unaufgearbeitet und verdrängt. Hamburg macht nun als erstes Bundesland den Anfang: mit der für den Juli 2013 geplanten und an bemerkenswertem Ort gezeigten Ausstellung „Liberales Hamburg? Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945“, die systematisch die Verfolgung von Homosexuellen nach 1945 durch die eigene Polizei und Justiz thematisiert. Die Ausstellung wird durch die Justiz-Senatorin eröffnet, der Polizeipräsident hält den Festvortrag.

Der §175 hatte in der Bundesrepublik auch nach 1945 in der von den Nazis 1935 verschärften Fassung seine Gültigkeit. Und er war der Hintergrund für eine Homosexuellenverfolgung , die auch nach 1945 anhielt – bis weit in die 1970er und selbst die beginnenden 1980er Jahre hinein, auch in Hamburg. Ein prägnantes Beispiel hierfür: Klappen-Verbote und die so genannte ‚Hamburger Spiegel-Affäre‚. Jahrelang wurden Besucher zahlreicher öffentlicher Toiletten der Hansestadt von Polizeibeamten bespitzelt, durch Einwegspiegel mit dahinter liegenden kleinen Kabinen. ‚Ertappte‘ Schwule wurden erfasst, teils strafrechtlich verfolgt, in ‚Rosa Listen‘ erfasst, mit ‚Klappen-Verbot‘ belegt. Erst eine Aktion engagierter Schwuler Anfang Juli 1980 (!) machte diese Überwachungs-Praxis publik und sorgte letztlich für ihre Beendigung.

Homosexuellenverfolgung nach 1945 in Hamburg: Strafbefehl des Amtsgerichts Hamburg / Benutzungsverbot der Klappe Spielbudenplatz, Hamburg (Quelle: [1])
Verfolgung Homosexueller nach 1945 in Hamburg: Strafbefehl des Amtsgerichts Hamburg / Benutzungsverbot der Klappe Spielbudenplatz, Hamburg (Seite 1; Quelle: [1
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Frankreich Homosexualitäten

Deportation Homosexueller in Frankreich der NS-Zeit – Ausstellung in Paris (akt.)

Deportation Homosexueller : Lange wurden sie ignoriert – Männer, die wegen ihrer Homosexualität aus Frankreich deportiert wurden. Nun aber sorgt die Organisation „Les «Oublié-e-s» de la Mémoire“ (Die Vergessenen des Gedenkens) mit einer Ausstellung für Aufsehen. Die Verfolgung und Deportation Homosexueller durch das NS-Regime und seine Komplizen [1] steht im Mittelpunkt der Ausstellung „La déportation pour motif d’homosexualité“ (Deportation wegen Homosexualität), die im Rathaus des 4. Arrondissements in Paris gezeigt wird.

Plakat zur Ausstellung über die Deportation Homosexueller (Paris, Mairie 4e)
Plakat zur Ausstellung über die Deportation Homosexueller (Paris, Mairie 4e)

Jean-Luc Schwab, Kurator der Ausstellung, betont, diese sei konzipiert um „Fakten möglichst nah an der historischen Realität darzustellen, anhand verifizierter Quellen sowie anerkannter Spezialisten„.

Die Ausstellung, die nach Paris in mehreren Städten Frankreichs zu sehen sein soll, beschreibt die verschiedenen Phasen der Verfolgung und Deportation Homosexueller durch das NS-Regime in Frankreich, auch anhand von Biographien Deportierter wie Rudolf Brazda oder Pierre Seel.

Les «Oublié-e-s» de la Mémoire (Webgrafik der Internetseite der Organisation, Kurator der Ausstellung zur Deportation Homosexueller )
Les «Oublié-e-s» de la Mémoire (Webgrafik der Internetseite der Organisation Kurator der Ausstellung zur Deportation Homosexueller )

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Verteidigungsministerium, der Nationalen Vereinigung der Kämpfer und Kriegsopfer, der Stiftung für das Gedenken an die Deportation sowie der Stadt Paris entstanden. Anlass ist der zehnte Jahrestag der Gründung des Vereins „Les «Oublié-e-s» de la Mémoire“ (Die Vergessenen des Gedenkens).

Die Ausstellung weise aber über die historische Perspektive hinaus, betonen die Initiatoren, sie sei auch ein Hinweis wachsam zu sein – die letzten Tage und die Auseinandersetzung um die in Frankreich kurz bevor stehende Einführung der Ehe auch für Homosexuelle zeige erst jüngst wieder, dass es gelte weiterhin wachsam vor Homophobie in der französischen Gesellschaft zu sein.

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Ausstellung über die Deportation Homosexueller : „La déportation pour motif d’homosexualité“, 22. April bis 3. Mai 2013, Paris, Rathaus des 4. Arrondissements (2, place Baudoyer; dort auf der Galerie in der 1. Etage)

Mairie du 4e: La déportation pour motif d’homosexualité
Yagg 22.04.2013: Les «Oublié-e-s» de la Mémoire proposent une remarquable exposition sur la déportation pour motif d’homosexualité

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Anmerkung:
[1] Mit ‚Komplizen‘ dürften insbesondere auch Behörden und Institutionen der Vichy-Regierung unter Philippe Petain im von NS-Truppen nicht besetzten Teil Frankreichs gemeint sein.

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Aktualisierung
28.04.2013: Am 30. April 2013 wird zudem eine Podiumsdiskussion zur Ausstellung stattfinden mit Jean-Luc Schwab, Délégué en Alsace et Référent Recherches et Mémoire des Vereins Les „Oublié-e-s“ de la Mémoire – Association civile homosexuelle du Devoir de Mémoire.
Zur Ausstellung erscheint eine 16seitige Broschüre.
Plakat zur Ausstellung im Artikel ergänzt.

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Homosexualitäten

Friedrich Sponer – von Homosexuellen gefürchteter Richter der NS-Zeit

Friedrich Sponer war in der NS-Zeit einer der berüchtigsten und von Homosexuellen gefürchteten Richter Berlins. Sponer verachtete Homosexuelle – und setzte diese Verachtung in seiner Tätigkeit als Richter mit drakonischen Urteilen in die Tat um. In Publikationen nach 1945 wurde Sponer als ‚Blutrichter‘ bezeichnet.

Von 1935 bis 1939 war Friedrich Sponer Amtsgerichtsrat am Amtsgericht Berlin, als Vorsitzender der ab April 1935 eingerichteten Abteilung ‚AG 603‘ (auch Schöffengericht 603), zuständig für ‚Unzuchtsachen‘. 1939 wurde er zum Kriegsgerichtsrat ernannt (Kriegsgericht: unterste Instanz der Militärgerichtsbarkeit in der NS-Zeit). Er war als Vertreter der Staatsanwaltschaft am Kriegsgericht Potsdam tätig.

Sponer hat, so der ‚Kulturring in Berlin‘, „in den ersten Jahren der Nazi-Diktatur die praktische Durchsetzung der Strafverschärfung gegen Homosexuelle 1935 an Berliner Gerichten wesentlich mitgeprägt“. Bei einem Drittel aller Berliner Verfahren gegen Homosexuelle habe er von 1935 bis 1939 als Einzelrichter den Vorsitz geführt. 921 Urteile seien bisher bekannt.

Friedrich Sponer hat aus seiner „Abscheu gegen Homosexuelle“ nie einen Hehl gemacht, mehrfach betont, eine „feige hinterhältige Art … [sei] … bei Homosexuellen üblich“ (Pretzel, [1]).

Friedrich Sponer nahm in der NS-Zeit eine besondere Rolle ein: ihm kam eine„herausragenden Rolle bei der Durchsetzung der verschärften, nationalsozialistsich motivierten Strafrechtsprechung“ zu. „Seine drakonischen Urteile dienten der Abschreckung und stießen zuweilen selbst bei Staatsanwälten auf Unbehagen.“ (Pretzel, [1])

Sponers Art der Prozessführung war berüchtigt – Einsprüche gegen polizeiliche Ermittlungsvorwürfe wertete er als strafverschärfend, ebenso das Widerrufen von erpressten Geständnissen (wegen mangelnder Reue oder Uneinsichtigkeit) oder Verweise auf Drohungen mit KZ-Haft. KZ-Haft selbst ‚begriff Sponer als weiteres Indiz für die Schuld des Angeklagten‚ [1].

Der Schauspieler und Theater-Direktor Harry Pauly (auch: Pauline Courage), der in der NS-Zeit u.a. 15 Monate im berüchtigten Lager V Emslandlager – Neusustrum saß, erinnert sich:

“Ich erinnere mich da auch noch an einen Berliner Richter, der in die Schwulengeschichte eingegangen ist. Der hieß Sponer und war ein einmaliges Schwein. Wenn der Schwule abzuurteilen hatte, dann fielen die Strafen immer ganz besonders hart aus.” [2]

Neben seiner ausgeprägte Homophobie und antihomosexuellen Einstellung war Friedrich Sponer ebenso für seine antisemitischen Haltung bekannt:

Am 14. Mai 1938 stand der damaligen Tennis-Star (‚Tennis-Baron‘) Gottfried von Cramm, der am 5. März 1938 von der Gestapo verhaftet wurde und dem eine Beziehung mit dem Artisten Manasse Herbst ‚vorgeworfen‘ wurde, vor Gericht – vor Richter Sponer. Von Cramm wurde zu einer einjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. In der Urteilsbegründung äußerte Friedrich Sponer u.a.,

Der Angeklagte hätte auch bereits vor der Machtübernahme und auch vor der Judengesetzgebung des Dritten Reiches die Einsicht haben müssen, dass der Jude für ihn ein verabscheuungswürdiger Mensch ist“ (zitiert nach [1]).

Von Cramm wurde ins Strafgefangenenlager Rollwald eingeliefert und dort nach sechs Monaten am 16. Oktober 1938 wegen guter Führung wieder entlassen.

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Offizialverteidiger bei Sponers Amtsgerichts-Kammer war Dr. Walter Niemann. Über ihn teilte die Gestapo-Zentrale Berlin auf Anfrage der Gestapo Würzburg mit „Niemann ist Parteigenosse und wird seit einiger Zeit fast ausschließlich bei der Kammer des Amtsgerichtsrats Sponer, Berlin, als Offizialverteidiger der Homosexuellen bestellt. … Im allgemeinen erfreut sich Dr. Niemann eines sehr guten Rufes. Er ist verheiratet. Nachteiliges über ihn konnte nicht festgestellt werden.“ [3]

Was die Gestapo und damit in Folge auch Friedrich Sponer nicht wussten: Dr. Walter Niemann war einer der engsten Mitarbeiter von Magnus Hirschfeld und 1920/21 zweiter Vorsitzender des Wissenschaftlich-humanitären Komitees WhK. In seiner Rechtsanwalts-Kanzlei verteidigte er bereits in den 1920er Jahren zahlreiche Homosexuelle.

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Friedrich Sponer wurde am 24. Januar 1884 in Loslau (Oberschlesien, Polen) geboren. Nach Jura-Studium in Kiel und Berlin arbeitete er ab 1920 beim Landgericht Berlin. Sponer war verheiratete und hatte drei Kinder. Am 1. Mai 1933 wurde Sponer Mitglied der NSDAP.

Kurz vor Kriegsende wurde Sponer aus dem Militärdienst entlassen aus gesundheitlichen Gründen. Nach erfolgreicher ‚Entnazifizierung‘ am 16. September 1949 bezog er eine staatliche Pension.

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[1] Andreas Pretzel: NS-Opfer unter Vorbehalt: homosexuelle Männer in Berlin nach 1945. Münster / Hamburg / London 2002 (insbes. zu Richter Friedrich Sponer, S. 31 ff.)
[2] Harry Pauly (Pauline Courage), Jahrgang 1914, Strafbatallion. in: Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: Rosa Winkel – Rosa Listen. Hamburg 1981, S. 312 ff.
[3] Akte Obermeyer 8873 der Gestapostelle Würzburg, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg, zitiert nach: Andreas Sternweiler: „Mitstreiter aus der Schwulenbewegung„, in: Müller / Sternweiler: Homosexuelle Männer imm KZ Sachsenhausen, Berlin 2000

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Homosexualitäten

Therapien für „ungewollte Heterosexualität“ – LSVD Sachsen gründet Deutsches Institut zur Heilung von Heterosexualität

01.04.2013: Anlässlich der Gründung des Deutschen Instituts zur Heilung von Heterosexualität (DIHH) durch den LSVD Sachsen erklärt Dr. h. c. Christel Rebecca von Holdt, Leiterin des DIHH:

Dr. h. c. Christel Rebecca von Holdt, DIHH: Heilung von Heterosexualität ist möglich !
Dr. h. c. Christel Rebecca von Holdt, DIHH: Heilung von Heterosexualität ist möglich !

Tagtäglich haben sich Menschen, die unter ihren unerwünschten heterosexuellen Gefühlen leiden an den Lesben- und Schwulenverband Sachsen gewandt. Sie wünschten sich eine Entwicklung ihres homosexuellen Potentials, doch mussten sie lange Zeit enttäuscht weggeschickt werden. Mit dem Deutschen Institut zur Heilung von Heterosexualität (DIHH) können wir nun endlich fachkompetente Heteroheilungskurse anbieten.

Denn Heterosexualität ist nicht angeboren. Oftmals ist sie Folge sexuellen Missbrauchs, Verführung oder anderen traumatischen Erfahrungen. Laut langjährigen, intensiven Forschungen können heterosexuelle Empfindungen auch als Versuch angesehen werden, chronische Bindungsverletzungen aus der Kindheit auszugleichen. In der Heterosexualität werden aus der Kindheit stammende, ungestillte emotionale Bedürfnisse nach Zuwendung und Wertschätzung durch den gegengeschlechtlichen Elternteil sexualisiert. Allerdings bleibt Heterosexualität immer ein vergeblicher Versuch, denn sexuelles Verhalten kann niemals emotionale Verletzungen heilen.

Das DIHH bietet den betroffenen Heterosexuellen an, über mehrere Jahre bei uns zu leben. Mit vorurteilsfreien Gesprächen über ihre Sexualität, aber auch mit Hilfe von Rollenspielen und psychotherapeutischer Begleitung können sie ihre heterosexuellen Gefühle bei uns überwinden. Sie werden selbstbewusste, stabile und glückliche Lesben und Schwule. Diese Therapien werden häufig auch von den Krankenkassen übernommen.

Wir verstehen uns als Pendant zum bereits bestehenden „Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG)“ und möchten nun ebenfalls als Mitglied des Diakonie-Dachverbandes die Wahlmöglichkeiten in Sexualitätsheilungsfragen erweitern. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem DIJG, der Evangelischen Allianz oder der Organisation Wüstenstrom.

Der LSVD-Bundesverband begrüßt die Gründung des Instituts und wünscht zahlreiche Therapieerfolge. Bündnis 90/Die Grünen, die Linke, FDP und SPD haben ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt. Einzig Bundeskanzlerin Merkel sowie einzelne Unionspolitikerinnen und -politiker zeigen sich skeptisch. Sie befürchten die Diskriminierung heterosexueller Minderheiten.

Mehr Informationen unter: www.mission-aufklaerung.de ; www.sachsen.lsvd.de

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Pressemitteilung des LSVD Sachsen

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Homosexualitäten

IHWO und Praunheim -Film – „wir werden in unserem Bemühen um Anerkennung zurückgeworfen“

Vorauseilend brav und gehorsam sein, oder emanzipatorisch eigene Wege gehen – dieser Konflikt wird immer wieder sichtbar, in Positiven- wie auch in schwulen Bewegungen. Ein guter Reibungspunkt dafür war immer wieder Rosa von Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt„. Konflikte um diesen Film waren letztlich mit für das Zerfallen der IHWO verantwortlich.

Die IHWO ‚Internationale Homophile Welt-Organisation‘ wurde 1969 in Hamburg gegründet, 1974 löste sich die Gruppe auf. Kurz zuvor wurde sie u.a. mit einer Veranstaltung im Reichshof bekannt, auf der der CDU-Politiker Rollmann von Corny Littmann geoutet (und das Outing von der IHWO vertuscht) wurde.
Auftreten und Handeln der Gruppe war geprägt vom Gedanken der Respektabilität – Anerkennung als Homosexueller erreichen mit Anpassung. Anpassen oder die Dinge ändern wollen – diese Frage sollte mit zum Bruchpunkt der Gruppe werden.

Schwule wollen nicht schwul sein

Rosa von Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ wurde am 3. Juli 1971 im Rahmen der Berlinale uraufgeführt. In Hamburg wurde er erstmals am 2. Dezember 1971 im Abaton-Kino gezeigt. Zwei Tage vorher, die Ausstrahlung im Fernsehen war für den Herbst angekündigt, forderte die IHWO den WDR per Brief auf, Praunheims Film nicht auszustrahlen. Werde der Film gesendet, habe dies für die Homosexuellen verheerende Wirkungen; sie würden in ihren bisherigen Bemühungen um Anerkennung weit zurück geworfen.

Kurz nach dem ersten Brief der IHWO schrieben die beiden IHWO-Vorstände Carl Stoewahs und Claus Fischdick erneut an den WDR, diesmal als Privatpersonen, betonten ihre Bedenken, dass der Praunheim-Film Klischeevorstellungen von Homosexuellen verfestigen würde. Sie forderten den WDR auf, ein zuvor gegebenes Interview der beiden nicht zu senden. In zwei weiteren Briefe der IHWO sowie beider als Privatpersonen an den WDR tragen sie am 23. Dezember 1971 erneut ihre Bedenken gegen Praunheims Film vor.

„Schwule wollen nicht schwul sein, sondern so spießig und kitschig leben wie der Durchschnittsbürger.“
Rosa von Praunheim / Martin Dannecker: „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt

Ohnmacht und Aufbegehren - Homosexuelle Männer in der frühen Bundesrepublik (Pretzel/Weiß 2010, Männerschwarm)
Ohnmacht und Aufbegehren – Homosexuelle Männer in der frühen Bundesrepublik (Pretzel/Weiß 2010, Männerschwarm)

IHWO „zu etabliert“? – Praunheim „ungeeignete Sensationsmache“?

Praunheims Film wurde im Januar 1972 ausgestrahlt – im Sendebereich des WDR, zuvor war der Film aus dem Gemeinschaftsprogramm der ARD gestrichen worden.

Bei einem Treffen West-Berliner Interessenten an einer lokalen IHWO -Gruppierung, zu dem der Hamburger IHWO -Vorstand angereist war, kam es zum Eklat: Praunheim und Begleiter waren anwesend, kritisierten die Arbeit der IHWO als „zu etabliert“. Kurze Zeit später stellten sich zwei IHWO-Vorstände nicht mehr zur Wiederwahl.

Im Januar 1973 wurde der Praunheim-Film endlich bundesweit ausgestrahlt (nur Bayern blendete sich aus), gefolgt von einer 100-minütigen Diskussionssendung mit u.a. Rosa von Praunheim und Martin Dannecker. Im Studio anwesend war auch ein neues IHWO -Vorstandsmitglied, er beteiligte sich jedoch nicht aktiv an der Diskussion.

Nach der bundesweiten Ausstrahlung des Praunheim-Films begründete der IHWO -Vorstand die Ablehnung von Praunheims (als Sensationsmache kritisiertem) Film, dieser sei „als gesellschaftliches Mittel absolut ungeeignet, die allgemeine Haltung Homosexuellen gegenüber zu revidieren„.

Nicht alle Mitglieder allerdings folgten dem IHWO-Vorstand in seiner Einschätzung des Films, einige kritisierten „ein fantastisches Fehlverhalten unserer Vertreter„, andere bemerkten es seien künstliche Fronten geschaffen worden.

„Die Mehrzahl der Homosexuellen gleicht dem Typ des unauffälligen Sohnes aus gutem Hause, der den größten Wert darauf legt, männlich zu erscheinen. Sei größter Feind ist die auffällige Tunte. Tunten sind nicht so verlogen, wie der spießige Schwule. Tunten übertreiben ihre schwulen Eigenschaften und machen sich über sie lustig. Sie stellen damit die Normen unserer Gesellschaft in Frage und zeigen, was es bedeutet, schwul zu sein.“
Rosa von Praunheim / Martin Dannecker: „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt

Der antihomosexuelle Stein des Anstoßes

Die Positionierung der IHWO, besonders ihrer Vorstände, zu (bzw. gegen) Praunheims Film sollte zum Bruchpunkt werden. Die Folgen skizziert Wolfert (2010) mit seiner Bemerkung, Praunheims Film sei „der Stein des Anstoßes, an dem die Organisation zerbrechenn sollte'“‚.

Martin Dannecker beschreibt in einem Radio-Feature 1998 (nachzulesen im Webarchiv) die Situation generell so:

„Für diejenigen, die gemeint haben, daß die Homosexuellenpolitik aus einer geschickten Anpassung, aus einem vorauseilendem Gehorsam und aus einem Verleugnen der Differenz besteht, war das antihomosexuell. Das konnte gar nicht anders verstanden werden. Für diejenigen, wie ich, die gesagt haben, Homosexualität ist im Zweifelsfall das Ganze, auch etwas ganz Unanständiges, das charakterisiert sie nämlich, war das Politik für Homosexuelle.“

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mehr über die IHWO auf Homowiki: IHWO
Raimund Wolfert: “‘Sollen wir der Öffentlicheeit noch mehr Anlass geben, gegen die ‘Schwulen’ zu sein?’ – Zur Position der Internationalen Homophilen Welt-Organisaton (IHWO)”, in: Pretzel / Weiß: Ohnmacht und Aufbegehren – Homosexuelle Männer in der frühen Bundesrepublik, Hamburg 2010
-> homophil

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Homosexualitäten

Michelangelo Signorile : Aktivismus hat uns voran gebracht, nicht schwuler Mainstream

Aktivismus hat uns voran gebracht, nicht der schwule Mainstream …“, sagt Michelangelo Signorile anlässlich der heute beginnenden Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof über die Homo-Ehe.

In den USA entscheidet im Juni 2013 der Supreme Court (Oberste Gerichtshof, SCOTUS) darüber, ob gleichgeschlechtliche Ehen (Homoehen) mit der US-Verfassung vereinbar sind. In einem Artikel der HuffPost Gay Voices geht der US-Schriftsteller Michelangelo Signorile u.a. der Frage nach, wie Schwule und Lesben es geschafft haben, diese Frage bis zum Obersten Gerichtshof zu bringen:

Ob es nun ACT UP war mit seinem Organisieren von zivilem Ungehorsam Ende der 1980er Jahre, als die US-Regierung die Aids-Krise völlig ignorierte, oder Mitglieder von Get Equal, die sich an den Zaun des Weißen Hauses ketteten, um den Präsidenten dazu zu bewegen, sich zu ‚don’t ask don’t tell‚ zu äußern – es brauchte mutige Menschen, die ihren guten Ruf, ihre Privatsphäre, ihre Zukunft, ihren Beruf, ihre Familien und manchmal sogar ganz wortwörtlich ihre Körper einsetzten, um die Dinge voran zu bringen. Sie widerstanden den Angriffen nicht nur der anti-schwulen Zeloten [Eiferer], der Polizei und der Medien, sondern auch denen des schwulen Establishments, das ihnen nahelegte doch brave Jungs und Mädchen zu sein.“

Michelangelo Signorile in New York währned der (von ihm mit organisierten) Proteste gegen 'Proposition 8' vor dem Lincoln Center Mormonen-Versammlungsraum (Foto: David Shankbone)
Michelangelo Signorile in New York während der (von ihm mit organisierten) Proteste gegen ‚Proposition 8‘ vor dem Lincoln Center Mormonen-Versammlungsraum (Foto: David Shankbone; Lizenz cc by-sa 3.0)

Michelangelo Signorile at the New York City protest outside the Lincoln Center Mormon temple he helped organize in protest of California Proposition 8.David ShankboneCC BY-SA 3.0

Der 1960 geborene Michelangelo Signorile ist Schriftsteller und Rundfunksprecher der wöchentlich in den ganzen USA und Kanada ausgestrahlten Sendung The Michelangelo Signorile Show. Signoriles Aktivismus wurzelt in Erfahrungen der Aids-Krise Ende der 1980er Jahre. Signorile engagiert sich seit 1988 in der Schwulenbewegung sowie bei ACT UP (wo er u.a. Vorsitzender des Media Committee war). Er war u.a. Mit-Gründer des Magazins OutWeek, schrieb für The Advocate und war Mit-Gründer der Aktivistengruppe Queer Nation. Signorile war früher Chefredakteuer der HuffPost Gay Voices.

In seinem zweiteiligen Artikel „Out at The New York Times“ thematisierte Signorile 1994 die jahrzehntelange Homophobie der New York Times, zahlreiche schwule und lesbische Mitarbeiter/innen der Zeitung, aber auch Chefredakteure und Herausgeber kamen zu Wort. Signorile hat zahlreiche Bücher über Schwule und Lesben geschrieben, u.a. Queer In America: Sex, Media, and the Closets of Power, in dem er sich mit den Folgen des versteckten Lebens als Homosexueller auseinander setzt und Outing in bestimmten Konstellationen befürwortet. Signorile outete während seiner Tätigkeit bei OutWeek  u.a. den Hollywood-Produzenten David Geffen als schwul, der damals u.a. bei seinem Platten-Laben Musik der Gruppe Guns N’Roses herausbrachte, die für schwulenfeindliche Texte kritisiert wurde.

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Michelangelo Singnorile: How We Got to the Supreme Court. in: HuffPost Gay Voices Blog 25.03.2013

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Berlin Homosexualitäten

Harry Pauly 1946: Direktion ABC-Theater Berlin Spandau

Harry Pauly (auch bekannt als Pauline Courage ) betrieb Mitte bis Ende der 1970er Jahre in Hamburg ein kleines Keller-Theater, zunächst unter dem Namen ‘MC Club’ (MC = Mutter Courage), ab 1976 bis 1982 dann als ‚Kellerbühne‘. In den 1950er Jahren lebte Harry Pauly in Berlin, war dort u.a. als Schauspieler und Theater-Direktor aktiv. Aus dieser Zeit stammt das Plakat einer Aufführung des ABC-Theater ‚ Direktion Harry Pauly ‚:

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Homosexualitäten

Sexual Happiness (1): Französisch? Zypriotisch? Schwuler Sex in Europa (akt.)

Mit dem Thema „sexuelle Zufriedenheit“ ( sexual happiness ) bei schwulen und bisexuellen Männern habe ich mich in einer zweiteiligen Artikel-Miniserie für das Internetportal queer.de auseinander gesetzt.
Der erste Teil erschien dort am 18.03.2013: Französisch? Zypriotisch? Schwuler Sex in Europa:
Teil 2 “ Sexual Happiness (2): Top oder Flop? Schwuler Sex in Deutschland“ erschien bei queer.de am 22.3.2013.

Sexual Happiness (Teil 1): Französisch? Zypriotisch? Schwuler Sex in Europa

Schwule haben viel Sex und sind ständig bereit, so das Klischee. Aber haben wir auch guten Sex? Unsere Sex-Zufriedenheit im europäischen Vergleich.

Von Ulrich Würdemann

Unzufrieden mit seinem Sexleben zu sein, das ist offenbar ein in ganz Europa weit verbreitetes Phänomen. Das ergibt sich aus den Zahlen des Projekts EMIS, bei dem 2010 in 38 Staaten Männer, die mit Männern Sex haben, zu ihrem Liebesleben Auskunft gaben.

Immerhin 38,6% aller befragten schwulen und bisexuellen Männer der europaweiten EMIS-Befragung (180.000 ausgefüllte Fragebögen!) gaben an, nicht mit ihrem Sexleben zufrieden zu sein! Die Gründe für diese sexuelle Unzufriedenheit sind vielfältig, reichen von Lebensalter über Bildungsniveau über die Wohnortgröße bis zur Frage, wie offen man(n) mit seinem sexuellen Interesse an Männern umgeht.

European Sex-Umfrage: And here are the results…

  • Je jünger, desto zufriedener: im Vergleich zur Altersgruppe 25 bis 39 Jahre (1,0) haben MSM über 40 Jahre ein leicht (1,02) erhöhtes Risiko sexueller Unzufriedenheit, während es bei jungen MSM unter 25 Jahren deutlich (0,92) niedriger ist.
  • MSM mit einem mittleren Bildungs-Niveau haben ein höheres Risiko sexueller Unzufriedenheit als Männer mit niedrigem oder hohem Bildungsniveau.
  • Die Provinz macht (sexuell) eher nicht glücklich: Bei Männern, die in kleinen Städten sowie in Dörfern leben, ist sexuelle Unzufriedenheit häufiger als bei Männern in Städten über 100.000 Einwohner.
  • Männer, die sich noch nie in ihrem Leben auf HIV hatten testen lassen, äußerten deutlich öfter, sexuell unzufrieden zu sein, als HIV-positiv getestete Männer. HIV-negativ getestete Männer hatten wiederum ein deutlich niedrigeres Risiko sexueller Unzufriedenheit.
  • Männer, die sich selbst als bisexuell bezeichneten, waren mit geringerer Wahrscheinlichkeit sexuell unzufrieden als Männer, die sich als homosexuell oder schwul bezeichneten, diese wiederum waren seltener sexuell unzufrieden als diejenigen Männer, die keinen oder einen anderen als die drei bisherigen Begriffe für sich verwenden.
  • Fickt sich’s mit Coming-out zufriedener? Ja. Im Vergleich zu Männern, die mit ihrem Schwulsein offen allen oder nahezu allen Menschen in ihrem Umfeld gegenüber waren, war das Risiko sexueller Unzufriedenheit signifikant höher selbst bei Männern, bei denen über die Hälfte des Umfelds ‚es‘ wusste, und bei denen, die niemandem von ihrem Begehren für Männer erzählten, war das Risiko sexueller Unzufriedenheit mehr als doppelt so hoch.

[Alle Werte berücksichtigen bereits etwaige Unterschiede hinsichtlich Alter, Ausbildung, Wohnortgröße, bisherigen HIV-Tests, sexueller Identität, Offenheit im Umgang mit dem eigenen sexuellen Interesse an Männern und Quelle des Fragebogens (AOR, adjusted odds ratio)]

Es mag eine Vielzahl von Gründen geben, die dazu beitragen, dass jemand mit seinem Sexleben unzufrieden ist. Für die in Europa befragten schwulen und bisexuellen Männer allerdings gab es einen Grund, der klar heraus ragt: in 35 der 38 teilnehmenden Staaten war der meist genannte Grund sexueller Unzufriedenheit: sich eine beständige sexuelle Beziehung mit einem Partner zu wünschen, diese aber nicht zu haben.

Die Sehnsucht nach einer stabilen sexuellen Beziehung wurde selbst häufiger genannt als der Wunsch nach mehr Sex oder nach mehr Sexpartnern – und auch häufiger als der Wunsch nach mehr sexuellem Selbstvertrauen. Typischerweise war ein Viertel der Männer in jedem Land deswegen sexuell unzufrieden, weil sie Single sind.

Französisch macht glücklich? Oder: viel Arbeit für die EU!

Innerhalb Europas schwankt der Anteil der schwulen und bisexuellen Männer, die unzufrieden mit ihrem Sexleben sind, ausgesprochen stark.

Ausgesprochen hoch ist der Grad an sexueller Unzufriedenheit bei schwulen und bisexuellen Männern in Bosnien-Herzegowina (61,3%), Mazedonien (55,4%) und Zypern (53,7%), dicht gefolgt bemerkenswerterweise von Schweden mit 47,8%. MSM in Deutschland sind mit 38,4% annähernd im Durchschnitt aller Befragten (38,6%), während es schwulen wie bisexuellen Männern in Belgien (31,7% unzufrieden), den Niederlanden (30,7%), Spanien (31,9%) und der Schweiz (31,2% unzufrieden) scheinbar sexuell recht gut zu gehen scheint. Und am besten scheint es – wer hätte es vermutet – den Franzosen zu gehen. Nur 27,8% gaben an: „Nein, ich bin nicht zufrieden mit meinem Sexleben.“

Nun mag man gegen diesen Ländervergleich einwenden, nicht aus allen Staaten nahmen Männer im gleichen Alter teil – und sicherlich ist z.B. der Anteil offen schwul lebender MSM in manchen Staaten höher als in anderen. Die Forscher haben dies berücksichtigt: Sie haben diese Unzufriedenheits-Werte zur besseren Vergleichbarkeit justiert (AOR, adjusted odds ratio) nach Alter, Ausbildung, Wohnortgröße, bisherigen HIV-Tests, sexueller Identität, Offenheit im Umgang mit dem eigenen sexuellen Interesse an Männern und auch nach Quelle des Fragebogens (z.B. Internetsite, Magazin etc.). Das Ergebnis veränderte sich hierdurch nicht gravierend. In Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Zypern und Schweden ist sexuelle Unzufriedenheit am weitesten unter MSM verbreitet, MSM in Deutschland geht es mit einem Wert von 0,85 leicht besser als dem Referenz-Mittelwert Großbritannien (1,0), und die geringsten Werte an Unzufriedenheit stammen aus Spanien, Portugal, der Schweiz und Frankreich.

In welchem Staat ein Mann, der sexuell Männer begehrt, in Europa lebt, ist damit der wichtigste Faktor für das Risiko, sexuell unzufrieden zu sein! Das Risiko eines schwulen oder bisexuellen Mannes, unzufrieden mit seinem Sexleben zu sein, ist in Bosnien-Herzegowina über zweieinhalb mal so hoch wie in Frankreich!

Unzufriedenheit weit und breit?

Wir fassen zusammen: Sexuelle Unzufriedenheit ist unter Männern, die Sex mit Männern haben, in Europa weit verbreitet. Für Männer, die nicht offen mit ihrem sexuellen Interesse für andere Männer umgehen, ist das Risiko sexueller Unzufriedenheit deutlich erhöht, ebenso für Männer die sich nicht als homosexuell oder schwul bezeichnen. Wer in Kleinstädten oder Dörfern lebt, hat ein höheres Risiko sexueller Unzufriedenheit, ebenso Männer die sich noch nie auf HIV haben testen lassen.

Unzufriedenheit mit dem eigenen Single-Sein, die Sehnsucht nach einer stabilen sexuellen Beziehung sind für schwule und bisexuelle Männer in allen Staaten Europas ein wichtiges Thema und Quelle sexueller Unzufriedenheit. Werden unsere derzeitigen Szenen, ob Bars und Kneipen, Saunen und Partys, Internetportale und Magazine dieser Sehnsucht gerecht?

Innerhalb Europas sind die Unterschiede sexueller Zufriedenheit bei schwulen und bisexuellen Männern groß. Bis alle schwulen und bisexuellen Männer so zufrieden mit ihrem Sexleben sind wie die Franzosen, ist es offensichtlich noch ein weiter Weg. Eine Europäische Union, die sich zum Ziel setzt, allen Europäern gleichwertige Lebensverhältnisse zu ermöglichen, hat auf dem Gebiet sexueller Zufriedenheit schwuler und bisexueller Männer also noch viel zu tun!

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Weitere Infos zu EMIS / Fußnoten

Die „sexual happiness“, übersetzt als ‚Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben‘, ist bis 2010 in Befragungen in Deutschland und Europa nie ein Kriterium gewesen. Erstmals überhaupt wurde sie im Rahmen des europaweiten Projektes EMIS [2] (European MSM Internet Survey) sowie der im Rahmen von EMIS stattfindenden deutschlandweiten Befragung Schwule Männer und Aids (SMA) thematisiert [1].

„Sind Sie mit Ihrem Sexleben zufrieden?“, wurden die Teilnehmer im deutschen EMIS-Fragebogen gefragt. Im englischen Original heißt es „Are you happy with your sex life?“, die Autoren empfanden für die deutsche Übersetzung „glücklich“ als zu pathetische Formulierung und entschieden sich für „zufrieden“. Die Frage konnte von den Teilnehmern mit ‚ja‘ und ’nein‘ beantwortet werden, und in einem zweiten Schritt konnten sie begründen, warum sie nicht mit ihrem Sexleben zufrieden sind.

Für die Auswertung standen insgesamt Daten von 180.000 schwulen und Bi-Männern (MSM, Männer die Sex mit Männern haben) aus 38 Ländern in Europa zur Verfügung. Aus Deutschland konnten über 14.000 Fragebögen EMIS und über 40.000 Zusatzfragebögen SMA ausgewertet werden.

[1] „Sexual happiness“. In: Michael Bochow, Stefanie Lenuweit, Todd Sekuler, Axel J. Schmidt: „Schwule Männer und HIV/Aids: Lebensstile, Sex, Schutz- und Risikoverhalten“. Aids-Forum DAH Nr. 60, Berlin Dezember 2012 [Anmerkung: Die Befragung „Schwule Männer und Aids“ (SMA) findet bereits seit 1987 statt. Aids-Forum DAH Nr. 60 berichtet über die Befragung 2010, die im Rahmen des Projektes EMIS stattfand]
[2] „Sexual Unhappiness“ in: „The EMIS Network: The European MSM Internet Survey 2010 -Descriptive report of survey results“, Stockholm, ECDC; 2013 (forthcoming / Veröffentlichung geplant) s.u.
[3] Weltgesundheitsorganisation WHO: Sexuelle und reproduktive Gesundheit (Definition)
[4] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA: Definitionen von sexueller und reproduktiver Gesundheit

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Aktualisierung
27.05.2013: Der 200-seitige EMIS-Schlußbericht (Autor: „The EMIS network“, Herausgeber: „European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)“) ist inzwischen publiziert und steht als Download zur Verfügung auf http://www.emis-project.eu/. Zudem sind für ausgewählte Staaten EMIS-Länder-Reports verfügbar: Russland, Norwegen, Österreich, Schweiz, Irland (Republik Irland sowie Nord-Irland), Estland, Dänemark, Deutschland, and Lettland. EMIS -Zusammenfassungen sind erschienen für England, Schottland, Wales und Nord-Irland.

6.10.2019: Ergebnisse der Nachfolge-Studie EMIS 2017 zu Sexualverhalten und Gesundheit von rund 128.000 Männern, die Sex mit Männern haben: „EMIS-2017: The European Men-Who-Have-Sex-With-Men Internet Survey“ (PDF, englisch)

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