Lang lang ist’s her, da gab es in Hamburg schwule Saunen die hießen ‚Club Uhlenhorst‚ und später auch ‚ Pool Sauna ‚. Längst gibt es beide nicht mehr. Das Gebäude, in dem sie sich einst befand, wurde Ende 2011 abgerissen.
Pool Sauna – ehemaliges Gebäude abgerissen
Die ‚Pool-Sauna‘ wurde im Herbst 1982 in Hamburg eröffnet (Pulverteich 25). Sie wirkte damals wie ein ‚Gegen-Entwurf‘ zum stilistisch inzwischen etwas verstaubt wirkenden ‚Club Uhlenhorst‘ mit seinem griechelnden Ambiente, ein Hauch ‚New Wave‘ in der schwulen Sauna-Kultur.
Lange hielt die ‚Pool-Sauna‘ sich nicht – nach wenigen Jahren wurde sie geschlossen. Später beherbergte das Gebäude mehrere Jahre lang einen Hetero-Club – eine schwule Sauna siedelte sich bald gleich nebenan an, die ‚ Dragon Sauna ‚.
Friedrich Drake? Nur noch wenige kennen heute seinen Namen, auch nur noch wenige Berliner. Sein bekanntestes Werk hingegen kennen viele … die so genannte Goldelse .
Der Bildhauer Friedrich Drake wurde am 23. Juni 1805 in Bad Pyrmont geboren. Er starb am 6. April 1882 in Berlin. Drake war Schüler von Christian Daniel Rauch.
Bekanntestes Werk von Friedrich Drake ist die ‚Viktoria‚ – die bronzene Skulptur der (römischen) Siegesgöttin Viktoria (angeblich nach dem Vorbild seiner Tochter Margarethe gestaltet) auf der 1873 eingeweihten und 2010/11 aufwendig sanierten und neu vergoldeten Siegessäule.
1938 / 1939 wurde die Siegessäule vom früheren Standort, dem heutigen Platz der Republik an den heutigen Standort am Großen Stern versetzt.
Friedrich Drake konnte 1873 wohl noch nicht ahnen, dass die Siegessäule und seine Viktoria später an neuem Platz zu dem Symbol des bekanntesten schwulen Cruising-Gebiets im Tiergarten werden sollte, mit seiner Siegesgöttin Viktoria verballbornt als ‚Goldelse‘.
Oder doch? Sein Grab jedenfalls befindet sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof – der sich seit vielen Jahren bei schwulen Verstorbenen und ihren Angehörigen großer Beliebtheit erfreut …
Grab Friedrich Drake, Schöpfer der Goldelse – Foto
Pier Paolo Pasolini war ein Künstler mit beeindruckender Produktivität.
“Träume sind manchmal schlechte Lehrmeister, Dunya, denn die ganze Wahrheit ist nie nur in einem Traum zu finden. Die ganze Wahrheit findet sich nur in vielen Träumen.” (’Il fiore delle mille e una notte’, 1973)
Die Ermordung Passolinis
Am 2. November 1975, noch vor Uraufführung seines letzten Films ‚Salo oder Die 120 Tage von Sodom‚, wurde Pier Paolo Pasolini (geb. 5. März 1922 in Bologna) in der Nähe von Ostia ermordet aufgefunden.
“Der Tod macht eine fulminante Montage aus unserem Leben, das heißt, er wählt dessen wirklich signifikante … Momente aus und stellt sie in eine Folge. Er macht also aus unserer infiniten, instabilen und unsicheren und also linguistisch nicht beschreibbaren Gegenwart eine klare, stabile und sichere und also linguistisch … beschreibbare Vergangenheit.” (in: Empirismo eretico, 1967)
“Ich liebe das Leben wild und verzweifelt. Und ich glaube, daß diese Wildheit und diese Verzweiflung mich an mein Ende führen… Ich bin skandalös.” (Pasolini in seinem letzten Interview, 31.10.1975)
„Er hat es doch so gewollt„, soll der Christdemokrat Andreotti, damals Regierungschef, die Ermordung Pasolinis kommentiert haben.
Warum diese Verachtung? „In Italien hat kaum jemand Pasolini gemocht, denn er war unbequem für alle Italiener“ (Rossana Rossanda).
Pier Paolo Pasolini, portrait by italian artist Graziano Origa, pen&ink, 1976 – Origafoundation – CC BY-SA 3.0
Pino Pelosi, der damals 17jährige Stricher, war womöglich kein Einzeltäter, darauf deuteten 2014 neue Ermittlungsergebnisse hin. Pelosi selbst sagte inzwischen aus, mindestens sechs weitere Männer seien am Tatort anwesend gewesen. zudem sollen DNA-Spuren vion drei Personen auf Pasolinis Kleidung nachgewiesen worden sein.
Petrolio – Der unvollendete Roman
Eines seiner Werke, der Roman „Petrolio“ („Erdöl“), ist unvollendet. Er gilt als Schlüsselroman, als Enthüllungsroman. Steht die Ermordung von Rasolini am 2. November 1975 in Zusammenhang mit diesem unvollendeten Roman? Dies wurde immer wieder spekuliert. Immerhin, das 21. Kapitel fehlt bis heute …
2010 sei das fehlende Kapitel 21 des unvollendeten Romans wieder aufgetaucht, behauptete ein Senator. Er habe es selbst in den Händen gehabt, und es habe einen „beunruhigenden Inhalt„, teilt er Roman Herzog mit, der dies in ‚Briefe und Kommentare‘ in der aktuellen ‚Lettre‘ berichtet.
Leider sei seine Quelle nie wieder aufgetaucht. Aber immerhin, aufgrund der Ankündigung seien die Ermittlungen über die Umstände der Ermordung Pasolinis wieder aufgenommen worden – immer wieder waren massive Zweifel an der These des ‚Alleintäters‘ Pelosi aufgekommen.
Herzog erinnert in ‚Lettre‘ anlässlich der Geschichte um das fehlende Kapitel 21 an die Zeit Ende der 1970er Jahre in Italien, an die Zeit des „historischen Kompromisses“ zwischen (Euro-) Kommunisten der PCI und Aldo Moros Christdemokraten, an die Ermordung Moros, an die bleierne Zeit danach.
Aldo Moro. PPP. Zwei Morde. Zwei Tabus.
Der Senator berichtet, ebenso wie Herzog, von bizarren Allianzen. Von einem Pakt zwischen abtrünnigen (von Aldo Moros Linie abweichenden) Christdemokraten um Andreotti und Moskau-treuen (und von Berlinguers Linie abweichenden) Kommunisten.
Pasolini – ebenso wie Aldo Moro ein Opfer von Machenschaften, die einem Zweck dienten, dem Aufrechterhalten des status quo?
Nun also neue Ermittlungen zur Ermordung Pasolinis. Und das fehlende 21. Kapitel?
(Roman Herzog: ‚Pasolini, der Senator, das Buch‘; in: Lettre International 92, Frühjahr 2011)
Rio Reiser Grab seit 2001 in Berlin: Rio Reiser, 1996 in Fresenhagen gestorben und bis 2011 dort beigesetzt, hat seit dem 11. Februar 2011 seine (hoffentlich wirklich letzte) Ruhestätte in Berlin gefunden.
Rio Reiser wurde 1950 in Berlin als Ralph Christian Möbius geboren, nannte sich bald ‘Rio Reiser’ (“weil ich immer so viel unterwegs war”). Rio war Mitglied von ‘Ton Steine Scherben’ [Macht kaputt was euch kaputt macht, 1970] und arbeitete mit ‘Brühwarm’ [Corny Littmann (später Mit-Gründer Familie Schmidt und Schmidt Theater), Danny Lewis, Ralph Mohnhaupt, Ernst Meibeck, Lutz Ulbrich, Claus Plänkers und Götz Barner] zusammen.
1875 zog Ton Steine Scherben von Berlin- Kreuzberg nach Fresenhagen in Schleswig-Holstein. 1984 trennte sich Rio Reiser von ‘Ton Steine Scherben’. Er blieb in Fresenhagen, begann eine Solo-Karriere. Arbeitete mit anderen Künstlern wie Wolfgang Michels (1951 – 2017; ex Percewoods Onagram) zusammen, spielte mit Bands wie ‘Pankow’ und ‘Silly’. Er engagierte sich zeitweise bei den Grünen, später bei der PDS.
Anläßlich des 17. Todestags wurde am 20. August 2013 eine Gedenktafel am Haus Tempelhofer Ufer 32 in Berlin übergeben. Dort lebten Ton Steine Scherben mit ihrem Sänger Rio Reiser von 1971 bis 1975.
Anlässlich Rios 70. Geburtstags am 9. Januar 2020 wird der Heinrichplatz in Rio-Reiser-Platz umbenannt. Dies beschloss die Bezirksversammlung am 27. November 2019. Nachdem Einsprüche von Anwohnern zurückgewiesen wurden, erfolgte die Einweihung mit offizieller Feier in Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Claudia Roth nun am 21. August 2022.
Die Umbenennung sollte ursprünglich anlässlich Rio Reisers 70. Geburtstag im September 2020 erfolgen. Sie konnte aufgrund der Coronavirus Pandemie nicht stattfinden, hinzu kamen Anwohner- Einsprüche. Sie ist derzeit für Anfang 2022 geplant.
Rio Reisers Grab in Berlin – Zustand Februar 2011
Fotos vom 26. Februar 2011
Auf dem Grab befindet sich noch der Stein vom Grab in Fresenhagen (siehe Foto im Artikel „Rio Reiser kommt zurück nach Berlin„). Auf Dauer sollte ursprünglich einem Wunsch seines Bruders entsprechend ein neuer Stein auf das Grab, mit Krone und dem Text seines Liedes ‚Sternchen‘.
Rio Reisers Grabstätte in Berlin – Zustand März 2012
(Foto vom 21. März 2012)
Grabstätte Rio Reiser in Berlin – Zustand August 2014
Zwei Tage vor Rio Reisers 18. Todestag 2014 sieht sein Grab so aus:
Rio Reisers Grab – Zustand Anfang März 2017
Grab von Rio Reiser in Berlin – Zustand Juli 2018
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„Ich will nicht, dass du wie’n Schmuckstück an mir hängst“ R. Reiser in „Laß uns ’n Wunder sein“
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Als ich Rio Reiser zum letzten Mal erlebte, bei einer Lesung im Kölner ‘BuntBuch’, sah ich leider wenig von dem Rio, den ich schätzte, vielmehr einen alternden Helden, ziemlich vollgekifft und neben sich selbst, irgendetwas lesend erzählend stammelnd was eigentlich nur in seiner momentanen Innenwelt lustig zu sein schien, das Publikum nahm er nicht weiter wahr. Ein Abend, der leider einen bitteren Nachgeschmack hinterließ.
Am 31. Mai 1967 starb in New York der Pianist, Arrangeur und Komponist Billy Strayhorn. Strayhorn, Schöpfer unvergessener Stücke wie ‚Take the A Train“, war einer der bedeutendsten Jazz-Arrangeure – und lebte in den USA der 30er und 40er Jahre offen schwul.
Am 29. November 1915 in Dayton (Ohio) als William Thomas Strayhorn geboren, wuchs Billy Strayhorn zunächst in der Nähe von Pittsburgh auf. Seine Großmutter, selbst Pianistin für den örtlichen Kirchenchor, unterstützte sein frühes Interesse für Musik, doch erhielt er -auch aufgrund seiner Hautfarbe- in seiner Kindheit kaum musikalische Ausbildung.
Anfang der 1930er Jahre begeisterte er sich für Jazz, begann mit eigenen Kompositionen, bildete 1937 eine eigene Band. 1938 lernte er Duke Ellington kennen, damals bereits ein erfolgreicher Bandleader. Am 2. Dezember 1938 durfte Strayhorn Ellington vorspielen. Ellington nahm in in seine Band auf – und in sein Haus in Harlem, Strayhorn wurde Mitglied der ‚Ellington Family‘.
Portrait of Billy Strayhorn – Carl Van Vechten Photographs – Public Domain
Von 1939 an bis zu seinem Tod war Billy Strayhorn Mitglied des Orchesters von Duke Ellinton. Er schuf dabei zahlreiche unvergessliche Stücke, unter anderem „Take the A Train“ (das von Strayhorn, nicht wie oft angenommen Ellington stammt).
Zu ‚Take the A Train“ gibt es eine nette Geschichte zur Entstehung des Titels: Nachdem Strayhorn nach einer Matinee-Show in Pittsburgh bei Ellington vorspielen durfte, reiste Ellington mit seinem Orchester wieder ab. Er versprach sich zu melden. Doch Strayhorn war ungeduldig – und reiste nach einem Monat selbst nach New York. Er suchte Ellington, der ihm eine Notiz hinterlassen hatte, wie er in New York zu finden sei: ‚Nehmen Sie U-Bahn-Linie A‘ – Take the A Train. Strayhorn tauchte unangemeldet bei Ellington auf, im Gepäck als Gastgeschenk eine Komposition – eben jenes ‚Take the A Train‘, das bald zur Erkennungsmelodie des Duke Ellington Orchesters werden sollte. Strayhorn selbst wurde aufgenommen – in Orchester und Familie.
Strayhorn selbst wohnte nur ein Jahr in Ellingtons Haus, zog schon 1939 mit seinem Freund, dem Musiker Aaron Bridgers zusammen. Ihre offen schwule Beziehung war bald in der ganzen farbigen Musik-Szene bekannt.
Für Ellington war Strayhorn zeitlebens mehr als „nur“ Musiker und Orchester-Mitglied. Beide verband eine sehr innige Freundschaft, die Ellingtons Enkelin einmal mit „ich glaube es war eine Form von Liebe“ beschrieb.
Strayhorn blieb bewusst immer eher im Hintergrund – und ist so bis heute zwar einer der wichtigsten, aber auch einer der unbekanntesten ‚Größen‘ des Bigband-Jazz.
1964 wurde bei ihm Speiseröhren-Krebs diagnostiziert. Am 31. Mai 1967 starb Billy Strayhorn im Alter von nur 59 Jahren in New York.
Billy Strayhorn – ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Mann. Ein zurückhaltender und in seiner Bedeutung nicht zu überschätzender Jazz-Musiker, und ein Mann, der als Farbiger offen schwul lebte, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – in einer Zeit und Gesellschaft, in der dies alles andere als ’normal‘ war …
“ Homosexuelle Patienten wie jeder andere?” fragen die Vereinigung schwuler Mediziner und die französische Aidshilfe-Organisation Aids in einer neuen Publikation.
Bekommen schwule und lesbische Patient/innen beim Arzt die gleich Aufmerksamkeit und Behandlungsqualität wie alle anderen Patienten auch? Wird auf ihre Lebenssituation, ihre spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen entsprechend ausreichend eingegangen?
Die ‘Association des médecins gays’ (AMG) und die französische Aidshilfe-Organisation ‘Aides’ beschäftigen sich in ihrer neuen Broschüre ‘Homosexuels – des patients comme les autres?’ mit der Situation und Versorgungsqualität lesbischer Patientinnen und und schwuler Patienten beim Arzt.
Die 20-seitige französisch-sprachige Broschüre widmet sich dabei Themen wie der Frage ‘warum Schwul- / Lesbisch-Sein beim Arzt eine Rolle spielen kann’, geht auf Infektionskrankheiten, psychoaktive Substanzen sowie psychische Gesundheit ein und hinterfragt, ob schwule und lesbische Patienten besonderer Aufmerksamkeit beim Arzt bedürfen.
In einem ‘Praxis-Teil’ werden Tipps zur Situation in der Arzt-Praxis gegeben, zur Frage ob und wie Homosexualität angesprochen werden kann oder auch HIV-Tests und Untersuchungen auf sexuell übertragbare Erkrankungen. Zusätzlich werden Tipps für das Gespräch mit Fachärzten gegeben. Besonders eingegangen wird auch auf Situation und Bedürfnisse HIV-positiver Patienten.
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Association des médecins gays & Aides: ‘Homosexuels – des patients comme les autres?’ (pdf)
Gibt es ein Comeback des Outdoor-Cruisings? Ja, meint zumindest die Schwulen-Zeitschrift ‘Tetu’ in Frankreich zu beobachten.
Früher waren sie Paradiese gleichgeschlechtlicher Begegnung – Stadtparks, Baggerseen, bestimmte Wälder. Manche von ihnen errangen überregionale Berühmtheit als Orte der mann-männlichen Kontakt-Anbahnung, wie das Cruising-Gebiet nahe der Siegessäule in Berlin (mit der bekannten, inzwischen seit Jahren gesperrten Löwenbrücke), oder die Tuilerien in Paris.
Doch die Hoch-Zeit des nächtlichen (und stellenweise täglichen) Crusings ist längst vorbei. Viele Parks sind wieder in den Zustand unauffällig-langweiliger Grünanlagen zurück gekehrt, andere haben deutlich an Besucher-Frequenz eingebüßt. Chat- und Dating-Portale im Internet werden oft als ein Grund angenommen, HIV und Aids als ein weiterer.
Doch nun meint die französische Schwulen-Zeitschrift ‘Tetu’ zu beobachten, dass sich das Outdoor-Cruising wieder zunehmender Beliebtheit unter französischen Homos erfreue. Sie meldet “Drague en plein air: c’est reparti!” (“Freiluft-Cruising: wieder zurück!”).
Im ‘Bois de Vincenns’, einst (vor zwanzig Jahren) Schauplatz wildesten schwulen Cruisings, tummele sich inzwischen wieder auch schwules Leben, ähnlich wie in den Tuilerien, einst -neben dem Canal St. Martin und den Quais) einer der ‘lebendigsten’ Orte des schwulen Nachtlebens von Paris.
Nach Jahren der elektronischen Begegnung steht manchen vielleicht wieder der Sinn nach realem Tête à Tête …
Tetu 26.09.2010: Drague en plein air: c’est reparti!
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Am 25. September 2010 wurde im ehemaligen Straf- und Arbeitslager Struthof eine Plakette eingeweiht, die an die wegen ihrer Homosexualität verfolgten Insassen des Lagers erinnert.
Im Elsass, etwas über 50 Kilometer südwestlich von Strasbourg befand sich von 1941 bis 1945 das Straf- und Arbeitslager Natzweiler-Struthof. Insgesamt fast 52.000 Personen aus ca. 30 verschiedenen Nationen wurden nach Natzweiler oder eines seiner Nebenlager deportiert, unter ihnen auch Homosexuelle.
Seit 1960 gibt es in Struthof ein Mahnmal, das „Mémorial de la Déportation“ – das jedoch Homosexuelle als NS-Opfer nicht erwähnt.
Namentlich sind nach Angaben der Fondation pour la Mémoire de la Déportation 215 Insassen des Lagers Struthof bekannt, die aufgrund ihrer Homosexualität verfolgt wurden, darunter 15 Franzosen.
Gedenkplakette an homosexuelle Opfer im Lager Natzweiler Struthof
Am 25. September 2010 wurde eine Plakette enthüllt, die an die aufgrund ihrer Homosexualität verfolgten Insassen des Lagers Struthof erinnert.
Die Plakette, die an der Mauer des Erinnerns angebracht wurde, trägt die Inschrift
“À la mémoire des victimes de la barbarie nazie, déportées pour motif d’homosexualité” (In Erinnerung an die Opfer der Nazi-Barbarei, die aufgrund ihrer Homosexualität deportiert wurden).
Man habe sich seit vier Jahren um diese Plakette bemüht, zeigte sich der Präsident des Vereins “Les «Oublie(e)s» de la Mémoire” gegenüber Tetu erfreut. Erstmals werde nun auch deportierten Homosexuellen gedacht.
Hans-Georg Stümke und Rudi Finkler zitieren in ihrem 1981 erschienenen Buch ‚Rosa Winkel, Rosa Listen‚ einen Zeitzeugen, der über das KZ Natzweiler u.a. berichtet
„Ich sah wohl manchen Rosa Winkel. Wie er in den Tod befördert wurde, weiß ich nicht. Ich war nicht dabei. Eines Tages war er verschwunden. … kann ich jederzeit unter Eid bezeugen dass ich gleich bei meiner Einlieferung in Natzweiler wegen meines rosa Winkels von den anderen Häftlingen separiert wurde, um vom SS-Unterscharführer und dem Blockältesten (einem Häftling) gemeinsam in der brutalsten Weise … mißhandelt zu werden …“
W. Harthauser 1967: Der Massenmord an Homosexuellen im Dritten Reich, in: W.S.Schlegel: Das große Tabu. Zeugnisse und Dokumente zum problem der Homosexualität. zitiert nach Stümke/Winkler: Rosa Winkel, Rosa Listen, Reinbek 1981
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Vom 1. Mai 1941 bis 23. November 1944 befand sich nahe Natzweiler ein Straf- und Arbeitslager, das KZ Natzweiler-Struthof. Es wurde am 23.11.1944 durch die Alliierten befreit. Einige Außenlager bestanden weiterhin, die Hauptverwaltung war zudem vor der Befreiung in das Neckartal verlagert worden.
Seit 2005 erinnert das “Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers” an die Geschichte dieses und anderer Konzentrationslager.
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Der im benachbarten KZ Schirmck inhaftierte Pierre Seel berichtet in seinen Erinnerungen Moi, Pierre Seel (2010), er habe im Rahmen seiner Zwangs-Arbeitseinsätze bei der Errichtung des Lagers Struthof mitarbeiten müssen.
Die Ausstellung thematisiert u.a. den literarischen Expressionismus, Hillers Einsatz für die Abschaffung des §175, seine Aktivitäten als Pazifist in der Zeit der Weimarer Republik, die Zeit seiner KZ-Haft, das Exil in Prag und London sowie Hamburg-Reisen und die anschließende Heimkehr nach Hamburg 1955.
Auf der Ausstellung werden zum überwiegenden Teil noch nie gezeigte Exponate ausgestellt, die vorwiegend aus dem Nachlass Hillers sowie aus dem Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg stammen. Die Ausstellung zeigt auch einige besondere Raritäten, so ein Privatdruck von Walter Hasenclever, “Der Retter” (1916 in 15 Exemplaren) oder Thomas Mann, “Freud und die Zukunft” mit Widmung an Kurt Hiller (“in dauernd-bedauerndem Gedenken an eine vereitelte Begegnung”).
Am Vorabend der Ausstellungs-Eröffnung wird es am 5.8. einen Vortrags-Abend geben, an dem u.a. die Hamburger Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Herlind Gundelach teilnehmen wird.
Hiller selbst starb am 1. Oktober 1972 in Hamburg. Sein Grab befindet sich (gemeinsam mit seinem Freund Walter Detlev Schultz) auf dem Ohlsdforfer Friedhof.
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Der Weltverbesserer Kurt Hiller. Zum 125. Geburtstag des Publizisten, Pazifisten, Juristen
Eine Ausstellung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky in Kooperation mit der Kurt Hiller Gesellschaft
6.8. bis 26.9.2010
Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek (Ausstellungsraum, Erdgeschoss; Eintritt frei)
weitere Informationen:
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Blog 07.07.2010: Der Weltverbesserer Kurt Hiller. Zum 125. Geburtstag des Publizisten, Pazifisten, Juristen (6.8.-26.9.) Kurt Hiller Gesellschaft
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Ein Kind kann in Frankreich zwei Eltern gleichen Geschlechts haben. Dies entschied der französische Kassations-Gerichtshof am 8. Juli 2010 – kanpp drei jahre vor Einführung der Homoehe einschließlich Adoptionsrecht.
Kann ein Kindschaftsverhältnis bestehen zwischen einem Kind und der (gleichgeschlechtlichen) Lebenspartnerin der Mutter? Diese Frage hatte 2010 der französische Kassations-Gerichtshof hatte zu entscheiden. Sein Urteil: Ja, Eltern gleichen Geschlechts sind möglich. So entschied der Gerichtshof in einem damals als historisch bezeichneten Urteil am 8. Juli 2010.
Gebäude des Kassations-Gerichtshofs in Paris (Foto: DXR, Lizenz cc by-sa 4.0)
Dabei wandte der französische Kassations-Gerichtshof das so genannte Exequatur an: ein ausländisches Urteil wird dabei als im Inland vollstreckbar erklärt.
Der dem Urteil zugrunde liegende Fall: Madame B. ist französische Staatsbürgerin, arbeitet jedoch als Medizinerin in den USA. Dort lernte sie Madame N. kennen, ebenfalls Medizinerin, und US-Staatsbürgerin. 1999 brachte Madame N. nach anonymer künstlicher Befruchtung ein Mädchen zur Welt. Madame B. beantragte anschließend die Adoption der Tochter ihrer Partnerin.
Das oberste Gericht des Countys DeKalb (Illinois, USA) entschied, der Antrag von Madame B. sei im besten Interesse des Kindes. In den USA war Madame B. damit als zweite Mutter anerkannt.
Doch Madame B. wollte auch in ihrem Heimatland Frankreich als Mutter anerkannt sein. Dort waren ihre Partnerin und sie am 21. Mai 2002 einen PACS (Pacte civil de Solidaritè, ähnlich der Lebenspartnerschaft in Deutschland) eingegangen. 2007 stellte sie einen entsprechenden Antrag. Sie beantragte beim Landgericht Paris, das us-amerikanische Urteil als auch für Frankreich gültig anzuerkennen. Am 23. Juli 2007 lehnte das Landgericht dies ab. Auch eine Berufung im Jahr 2008 blieb erfolglos.
Doch dieses Urteil sei falsch, betonte 2010 der Kassations-Gerichtshof. Das us-amerikanische Urteil habe ja die Rechte der leiblichen Mutter nicht beschnitten, sondern aufrecht erhalten. Der Kassations-Gerichtshof ordnete das Exequatur des US-Urteils an.
Damit hat die kleine Tochter von Madam B. nun juristisch völlig legal Eltern gleichen Geschlechts – zwei Mütter, auch in Frankreich.
neue Rechtsbasis für Eltern gleichen Geschlechts
Der Kassations-Gerichtshof habe eine Bresche geschlagen für das Adoptionsrecht für Homo-Paare, kommentierte das französische Homo-Magazin Tetu. Wolle der Kassations-Gerichtshof ein Signal an den Gestezgeber senden, fragt Yagg.
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