Der jüngst verstorbene französische Schwulen-Aktivist Jean Le Bitoux hat seinen Nachlass der Stadt Paris vermacht – könnte der Jean le Bitoux Nachlass das Projekt eines LGBT-Archivs neu beleben.
In einem Brief teilte der Bürgermeister der französischen Hauptstadt mit, Jean Le Bitoux habe sein umfangreiches Archiv der Stadt Paris vermacht:
“Jean Le Bitoux, dans son testament, lègue son vaste fonds d’archives à la Ville (de Paris), dans l’attente de l’ouverture effective de ce Centre aujourd’hui piloté par le chercheur et militant Louis-Georges Tin.”
Das “LGBT Archiv Paris” ist ein Projekt, das bereits in der ersten Amtszeit des Bürgermeisters Delanoe und mit Beteiligung von Le Bitoux gestartet wurde. Für eine Vorstudie zur Machbarkeit wurden im September 2002 bereits 100.000 Euro von der Stadt Paris bereit gestellt. Nach einer positiven Bewertung des Projekts durch die Direktion der französischen Archive hat inzwischen Louis-George Tin die Leitung des Projekts übernommen.
Seit vier Jahren herrschte allerdings Ruhe um das Projekt. Der Jean Le Bitoux Nachlass dürfte nun dazu führen, dass neuer Schwung in das Projekt “LGBT Archiv Paris” und seine Realisierung kommt.
Am 17. August jährt sich der Geburtstag von Kurt Hiller. Hiller, revolutionärer Pazifist, schwuler Aktivist und Schriftsteller, war u.a. Weggefährte von Magnus Hirschfeld.
Hiller wird mehrfach von den Nazis verhaftet und in den KZs Columbiahaus, Brandenburg und Oranienburg mißhandelt. 1934 gelingt ihm die Flucht nach Prag, 1938 flüchtet er weiter nach London. 1955 kehrt Hiller nach Deutschland zurück und lebt bis zu seinem Tod am 1. Oktober 1972 in Hamburg.
Aus Anlass des 125. Geburtstags von Kurt Hiller finden in den kommenden Wochen mehrere Veranstaltungen statt:
– In Hamburg wird vom 6.8. bis 27.9. 2010 an der Universität (Universitäts-Bibliothek) eine umfassende Ausstellung mit zum Teil noch nie gezeigten Exponaten zu sehen sein. Am Vorabend der Ausstellungs-Eröffnung wird es am 5.8. einen Vortrags-Abend geben, an dem u.a. die Hamburger Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Herlind Gundelach teilnehmen wird. – Vom 11. bis 13. Juni 2010 findet in Berlin (ver.di Bildungs- und Begegnungszentrum Clara Sahlberg) die Tagung “Der Sturz in die Barbarei 1933 – Antworten deutschsprachiger jüdischer Künstlerinnen und Künstler” statt. Dort wird im Rahmen eines Workshops Dr. Harald Lützenkirchen referieren zum Thema “Gewarnt, gefoltert, geflüchtet. Der Leidensweg des Schriftstellers Kurt Hiller” – In Berlin wird das Antiquariat ‘Bücherhalle’ (Schöneberg, Hauptstrasse 154) im September 2010 eine kleine Ausstellung nebst Veranstaltung zu Kurt Hiller organisieren. – Ebenfalls in Berlin wird im Spätsommer eine Lesung zu Kurt Hiller in der ‘Joseph-Roth-Diele’ stattfinden. – In Prora auf Rügen wird vom 24. bis 26.9.2010 die Tagung “Rassismus, Ausgrenzung und Verfolgung – Kontinuitäten und Brüche. Eine politische Tagung aus Anlaß der 75. Wiederkehr des Inkrafttretens der Nürnberger Rassegesetze” stattfinden. Dr. Harald Lützenkirchen wird dort über “Künstler, Literaten und Einzelschicksale Anderer am Beispiel Kurt Hillers” referieren.
Hillers juristische Dissertation aus dem Jahr 1908 “Das Recht über sich selbst” ist erst jüngst (nach über 100 Jahren) erstmals wieder verfügbar als Reprint (im von-Bockel-Verlag Neumünster). Über diese Dissertation schrieb Hiller in seinen Memoiren:
“Beim Studium des in Deutschland geltenden Strafrechts entdeckte ich plötzlich, daß die Befugnis des Individuums, körperlich über sich selbst zu verfügen und über andere voll Willensfähige mit deren freier und ernstlicher Zustimmung, gar auf ihre flehentlichen Bitten, an allen Ecken und Enden unsres Gesetzbuches verneint und verweigert wird. Das Freiheitsfeindliche, Gedankenlose, Barbarische dieses legalen Zustands erschütterte mich, und ein Zwang überkam mich, ihn mindestens aufzudecken.”
weitere Informationen: Kurt-Hiller-Gesellschaft e.V. Kurt Hiller: “Das Recht über sich selbst”. Dissretation, 1908. Reprint, von-Bockel-Verlag .
Rudolf Brazda, einer der letzten überlebenden homosexuellen KZ-Häftlinge, hat 2010 seine Biographie veröffentlicht: “Itinéraire d’un triangle rose” ( Lebensweg eines Rosa Winkel ).
Lange Zeit war das Schicksal Rudolf Brazdas nicht bekannt. Erst die Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen führte dazu, dass Brazda sich an die Öffentlichkeit wandte. Brazda las von eben diesem Denkmal in der französischen Presse – und meldete sich (über seine Tochter) beim LSVD.
Am 4. Mai 2010 erschienen nun in Frankreich die Memoiren von Rudolf Brazda, verfasst gemeinsam mit Jean-Luc Schwab: “Itinéraire d’un triangle rose” ( Lebensweg eines Rosa Winkel ).
Harvey Milk wurde am 22. Mai 1930 in Woodmere nahe New York geboren. Er war 1977 der erste offen schwule Stadtrat in San Francisco. Vermutlich war er der erste offen schwul lebende Politiker überhaupt in den USA. Am 27. November 1978 wurde Milk nach nur elfmonatiger Dienstzeit vom ehemaligen Stadtrat Dan White erschossen.
2009 wurde Milk posthum von Präsident Obama mit der Freiheitsmedaille ausgezeichnet. 2018 ist die Benennung eines Terminals des Flughafens von San Francisco nach Harvey Milk geplant.
Harvey Milk filling in for Mayor Moscone for a day in 1978 – Daniel Nicoletta – CC BY-SA 3.0
Nach seinem gewaltsamen Tod wurde Milk zu einer schwulen Ikone, zu einem Symbol eines neu erwachten schwulenpolitischen Bewusstseins im San Francisco der 1970er Jahre.
In Kalifornien wird am 22. Mai 2010 erstmals offiziell der “Harvey Milk Day” begangen. Gouverneur Schwarzenegger hatte in der Nacht zum 12. Oktober 2009 nach langem Sträuben den ‘Harvey Milk Day bill’ (AB 2567) unterzeichnet.
Das Harvey Milk Day – Gesetz (AB 2567) wurde im ersten Anlauf trotz positiver Verabschiedung im kalifornischen Senat am 30. September 2008 durch Gouverneur Schwarzenegger mit einem Veto verhindert. Doch der Senator Mark Leno brachte das Gesetz (unter der neuen Bezeichnung SB 572) im Februar 2009 erneut im Senat ein. Am 14. Mai 2009 stimmte der kalifornische Senat diesem Gesetz zu. Aktivisten hatten bis zuletzt ein erneutes Veto Schwarzeneggers befürchtet, doch Gouverneur Schwarzenegger unterzeichnete es kurz vor Ablauf der Frist um Mitternacht. Nahezu 40.000 Bürger Kaliforniens hatten eine entsprechende Petition unterstützt.
Geoff Kors, Geschäftsführer von ‘Equality California’, kommentierte, erstmals sei eine offen schwul-lesbisch-transgender Person offiziell durch eine Regierung anerkannt worden. Im Ergebnis würden nun die Errungenschaften Harvey Milks für Jahrzehnte an Schulen unterrichtet:
“The Milk Day Bill marks the very first time an openly LGBT person has been officially recognized by any state government. As a result, Harvey’s legacy and our history will be taught for decades to come and youth will learn that they have a role model who sacrified everything to make the world safer and more equal for them.”
Gleichzeitig unterzeichnete Schwarzenegger den ‘Bill 54′, mit dem in anderen Staaten geschlossene Homo-Ehen in Kalifornien zukünftig anerkannt werden.
„Hope will never be silent“
Der Harvey-Milk-Tag soll in ganz Kalifornien mit besonderen Aktionen begangen werden, insbesondere an öffentlichen Schulen und Bildungseinrichtungen soll dem Tag Rechnung getragen werden. Der ‘Harvey Milk Day’ wird (aus Kostengründen) kein arbeitsfreier Feiertag sein, sondern ein sog. ‘day of significance’, der fünfte dieser Art in Kalifornien.
Im Gesetzestext des Senats heißt es
“This bill would require the Governor to proclaim May 22 of each year as Harvey Milk Day, and would designate that date as having special significance in public schools and educational institutions and encourage those entities to conduct suitable commemorative exercises on that date.”
Der ‘Harvey Milk Day 2010′ stand unter dem Motto ‘Hope will never be silent’ – Hoffnung wird nie schweigen …
“There is hope for a better world, there is hope for a better tomorrow! Without hope, not only gays, but those blacks, the disabled, the seniors, the us, without hope, the us give up! I know that you cannot live on hope alone but without it life is not worth living! but you, and you, and you got to give them hope!” (Harvey Milk)
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2008: Harvey Milk Büste im Rathaus San Francisco
Am 22. Mai 2008 – es wäre Milks 78. Geburtstag gewesen – wurde im Rathaus von San Francisco nach siebenjährigen Vorbereitungsarbeiten eine Büste Milks in einer öffentlichen Zeremonie enthüllt. Die Büste steht in der ‘Ceremonial Rotunda’.
Die Bronze-Büste ist ein gemeinsames Projekt des Komitees ‘Harvey Milk City Hall Memorial‘ und der San Francisco Arts Commission.
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SFO – bald mit Harvey Milk Terminal
Terminal 1 des San Francisco International Airport SFO wird nach Harvey Milk benannt.
Die Umbenennung wurde ursprünglich bereits 2013 vorgeschlagen. Der damalige (ebenfalls offen schwule) Supervisor David Campos strebte an, den gesamten Flughafen nach dem ehemaligen Stadtrat zu benennen.
Ein daraufhin eingesetztes Gremium schlug 2017 vor, zwar nicht den gesamten Flughafen, aber Terminal 1 als Harvey B. Milk Terminal zu benennen. Das zuständige Finanzgremium der Stadt stimmte dem am 22. März 2018 zu.Das SFO Museum forderte im Oktober 2018 die Bürger der Stadt auf, Erinnerungsstücke an Harvey Milk wie z.B. Photographien für zwei Ausstellungen Terminal zur Verfügung zu stellen. Die Ausstellungen sollen im Sommer 2019 (Eröffnungsausstellung) und ab Beginn des Jahres 2020 (Dauerausstellung) im dann umbenannten Harvey B. Milk Terminal stattfinden.
Terminal 1 wird täglich von über 32.000 Passagieren benutzt.
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2009: Freiheitsmedaille für Harvey Milk
Am 12. August 2009 wurde der 1978 ermordete erste offen schwule US-Politiker Harvey Milk von US-Präsident Obama posthum mit der Freiheits-Medaille ausgezeichnet. Die Freiheits-Medaille ist die höchste Ehrung der USA für Zivilpersonen.
US-Präsident Obama kündigte am 29. Juli 2009 an, dass Milk für seine Verdienste posthum die Freiheits-Medaille verliehen werde. Stellvertretend für Harvey Milk wird die Medaille in einer Zeremonie am 12. August 2009 von seinem Neffen Stuart Milk in Empfang genommen werden.
Das Weiße Haus teilte zur Verleihung an die insgesamt 16 Empfänger mit
“This year’s awardees were chosen for their work as agents of change. Among their many accomplishments in fields ranging from sports and art to science and medicine to politics and public policy, these men and women have changed the world for the better. They have blazed trails and broken down barriers. They have discovered new theories, launched new initiatives, and opened minds to new possibilities.”
Die Presidential Medal of Freedom wurde 1945 von Harry S. Truman eingeführt als Ehrung für herausragende Dienste während des 2. Weltkriegs. John F. Kennedy wandelte sie 1963 in eine Ehrung für zivile Dienste in Friedenszeiten um.
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Gedenken an Harvey Milk 2016
Während des Nominierungs-Parteitags der Demokraten benannte der kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Tim Kaine, historische Persönlichkeiten, die dazu beitrugen, dass die USA „the next chapter in our great and proud story“ öffnen. Neben einigen anderen Persönlichkeiten (als Abnerkennung ihres Status‘ nur bei Vornamen genannt) führte er auch an „Martin had a dream and Cesar y Dolores said si se puede. And Harvey gave his life„.
Die US Navy plant 2016, ein Schiff nach Harvey Milk zu benennen, ein Ölversorgungsschiff der ‚John-Lewis-Klasse‘ der Seeflotte (T-AO-206) solle USNS Harvey Milk heißen.
2018 kündigte Portland an, eine der Hauptstraßen der Stadt nach Harvey Milk benennen zu wollen.
2019 – Harvey Milk Platz in Paris
Seit dem 19. Juni 2019 erinnert ein Platz im 4. Arrondissement in Paris an Harvey Milk, die place Harvey Milk.
Homophobie von und gegenüber Migranten – eine an in Frankreich lebende Migranten aus Afrika gerichtete Kampagne der staatlichen Gesundheitsbehörde thematisiert die Lebenssituation homosexueller Migranten und Hass und Gewalt.
Samba ist ein junger Afrikaner, der noch bei seinen Eltern lebt. Samba ist homosexuell. “Du bist nicht mehr mein Sohn. Raus aus meinem Haus!” – mit diesen Worten wirft ihn sein Vater aus dem Elternhaus.
Samba möchte in Freiheit leben, sein Leben genießen, seine Homosexualität leben. Mit dem Schiff reist er nach Frankreich, Land der Freiheit – nur um dort zu entdecken, dass das Land der Menschenrechte alles andere ist als ein Paradies für Schwule. Gerade in dem Land, von dem er sich Freiheit versprach, begegnen ihm verbale Gewalt, ob direkt und aggressiv oder subtil (‘ich hab ja nichts gegen Homosexuelle, aber es gibt doch Grenzen …’), aber auch offener Hass und Gewalt – Homophobie, auch von Menschen die wie er Migrant sind.
In dem Video “Deux Frères” (“Zwei Brüder”) fährt Samba mit seinem Bruder Dioré durch das nächtliche Paris, erinnert sich an wichtige und oft schmerzhafte Erfahrungen, erzählt seine Geschichte …
Das Homophobie unter Migranten aus Subsahara-Afrika thematisierende Video ist Teil der Kampagne “«Toi-même tu sais!» (Du weißt es selbst!). Diese Kampagne beschäftigt sich (bereits in der zweiten Staffel) u.a. in Videos und Magazinen mit Gesundheitsfragen bei in Frankreich lebenden Menschen aus (Subsahara-) Afrika: “Im Herzen der Vorstadt – zwischen Gesundheitsfragen und dem Leben im Viertel”.
Jede Folge thematisiert eine für Migranten aus Subsahara-Afrika wichtige Gesundheitsfrage oder für die Gesundheit risikoreiche Situation, versucht Lösungswege aufzuzeigen und Präventions-Botschaften zu transportieren. Produziert wird die Kampagne vom französischen ‘Institut national de prévention et d’éducation pour la santé’ (Inpes; 2016 aufgegangen in Santé public France), dem französischen Pendant zur BZgA in Deutschland.
weitere Informationen:
Video “Deux Frères” der 2. Staffel der Kampagne “Toi-même tu sais!”
Internetseite Toi-même tu sais!
Tetu 15.05.2010: Vidéo: Une fiction pour sensibiliser les migrants africains à l’homophobie
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Gran Canaria Schwule bringen nahezu ein Fünftel der Einnahmen aus dem Tourismus – und der Anteil soll weiter steigen.
Seit vielen Jahren ist Gran Canaria ein beliebtes Reiseziel für schwule Männer. Mit Homosexuellen lässt sich Geld verdienen – dies beginnt auch die örtliche Wirtschaft inzwischen, nach Jahren eines eher ‘distanzierten’ Verhältnisses, zu erkennen.
Die CSD-Saison hat begonnen – auch auf Gran Canaria. Dort fand vom 3. bis 9. Mai 2010 der “Maspalomas Pride” statt, bereits zum neunten Mal. Über 50.000 Teilnehmer zählte die Parade rings um das ‘Yumbo Center‘ am 9. Mai, insgesamt hätten über 200.000 Teilnehmer die Veranstaltungen des “Maspalomas Pride” besucht, teilten die Veranstalter mit. Tourismus-Manager sprechen inzwischen vom Maspalomas-CSD als neuem zusätzlichen ‘Marketing-Tool’ der Region.
Homosexuelle sind inzwischen auf Gran Canaria -einer Insel, die sehr ausgeprägt vom Tourismus lebt- ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 2,5 Milliarden Euro werden jedes Jahr auf Gran Canaria im Tourismus erwirtschaftet, etwa 500 Millionen (18%) davon stammen aus dem Homo-Tourismus. 12 Prozent der jährlich 2,8 Millionen Touristen auf der Insel seien Schwule oder Lesben. Diese Zahlen des Tourismusverbandes wurden am Rand des “Maspalomas Pride” bekannt.
Und der Anteil “schwuler Euros” soll weiter steigern – der Hotel- und Tourismusverband von Las Palmas will mit speziellen Angeboten die Zahl homosexueller Touristen weiter erhöhen.
Geschichten über die große Bedeutung von Schwulen und Lesben als ‘Konsumfaktor’ sind immer wieder zu lesen und hören. Auch (und gerade) von schwulen Medien wird (aus nur zu durchsichtigen Gründen) gern am Märchen vom konsumfreudigen Homo gestrickt – selbst wenn die Zahlen oftmals dagegen sprechen, eher zeigen ‘Schwule verdienen weniger‘.
Dennoch – Gran Canaria ist seit vielen Jahren ein beliebtes Reiseziel gerade auch für Schwule. Von Yumbo-Center, Pink Playa und Dünen werden so manche Geschichten erzählt, bis hin zu Büchern wie ‘Elvira auf Gran Canaria’ des 2002 verstorbenen schwulen Publizisten Hans-Georg Stümke.
Doch diese Geschichten des schwulen Touristenlebens auf Gran Canaria waren nicht immer nur amüsant. Schlägereien, Diebstähle, Verhaftungen – auch die Zahl der eher unangenehmen Erlebnisse war zeitweise hoch. ‘Gay friendly’ – diese Devise galt lange Zeit längst nicht überall auf Gran Canaria.
Zu hoffen ist insofern, dass das Engagement der Canarischen Wirtschaft für schwule und lesbische Touristinnen über den Hotel-, Disco- und Sahnekuchen-Euro hinaus reicht, auch dazu führt, dass sich die generelle Situation für Schwule und Lesben auf der Insel verbessert.
Am 14. Mai 1935 starb Magnus Hirschfeld in Nizza. Am 10. Mai 2010 wird Hirschfeld in Berlin mit einer Gedenkveranstaltung in Anwesenheit von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit sowie Bundesjustizministerin a.D. Brigitte Zypries gedacht.
Magnus Hirschfeld, am 14. Mai 1868 in Kolberg / Kołobrzeg geboren, studierte von 1888 bis 1892 in Straßburg, München, Heidelberg und Berlin Philosophie, Philologie und Medizin. Danach eröffnete er in Magdeburg eine naturheilkundliche Arztpraxis; zwei Jahre später zog er nach Berlin.
1897 gründete Magnus Hirschfeld gemeinsam mit dem Verleger Max Spohr, dem Juristen Eduard Oberg und dem Schriftsteller Max von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), zu dessen Vorsitzendem er gewählt wurde. Das WhK setzte sich u.a. zum Ziel, homosexuelle Handlungen zwischen Männern zu entkriminalisieren. Eine Petition zur Abschaffung des §175 fand große Unterstützung, scheiterte jedoch letztlich.
Magnus Hirschfeld gründete 1918 gemeinsam mit dem Dermatologen Friedrich Wertheim und dem Psychotherapeuten Arthur Kronfeld in Berlin das ‘Institut für Sexualwissenschaften‘ mit dem Ziel der “Förderung wissenschaftlicher Forschung des gesamten Sexuallebens und Aufklärung auf diesem Gebiete”.
Das Institut wurde 1933 durch die Nationalsozialisten geschlossen, die umfangreiche Institutsbibliothek bei der Bücherverbrennung auf dem Opernplatz (heute Bebelplatz) vernichtet.
Hirschfeld selbst war schon 1932 nach einer Auslandsreise direkt ins Exil gegangen, zunächst in die Schweiz (Ascona), dann nach Frankreich (Paris, dann Nizza). In Nizza starb Hirschfeld am 14. Mai 1935, seinem 67. Geburtstag. Er wurde auf dem Cimetière de Caucade von Nizza beigesetzt.
Am 10. Mai 2010 wird Hirschfeld mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Bebelplatz in Berlin gedacht (15:30Uhr, am Mahnmal für die Bücherverbrennung). Ein Grußwort spricht Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin; die Gedenkrede hält Brigitte Zypries MdB, Bundesministerin der Justiz a.D..
Vom 11. Mai bis bis 10. Juni 2010 findet im Foyer der Humboldt-Universität (“Kommode”) am August-Bebel-Platz die Ausstellung “Das erste Institut für Sexualwissenschaft 1919-1933″ statt. Anhand von Fotos und Dokumenten gibt die Ausstellung einen Überblick über die Arbeit des Instituts ab 1919. Sie stellt die wichtigsten Mitarbeiter, namhafte Besucher und Gäste vor. Exemplarisch werden das Engagement der Mitarbeiter illustriert, ihre Aktivitäten in der Sexualreformbewegung, in der Gerichtsmedizin, in Beratung, Aufklärung und Sexualerziehung.
Nachtrag 16.05.2010: Am 14. Mai 2010 fand eine Gedenkveranstaltung auch am Grab von Magnus Hirschfeld in Nizza (Cimetière de Caucade) statt. Bericht und Foto auf tetu: Magnus Hirschfeld, vedette posthume du festival «Espoirs de mai» à Nice
weitere Informationen: Magnus Hirschfeld Gesellschaft e.V., Stiftung Topographie des Terrors, Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, hannchen mehrzweck stiftung: Pressemitteilung Gedenken zum 75. Todestag von Magnus Hirschfeld (pdf) .
Jean Le Bitoux , aus Bordeaux stammender französischer Aktivist für die Rechte von Schwulen und Lesben und Gründer der französischen Schwulenzeitschrift Gai Pied, ist am 20. April 2010 im Alter von 62 Jahren verstorben.
Jean Le Bitoux
Am 16. August 1948 in Bordeaux geboren, war Jean Le Bitoux eine zentrale Person der französischen Schwulenbewegung. Während der Studentenunruhen im Mai 1968 nahm er an der Sorbonne an Debattten zur ‚Homosexuellenfrage‘ teil, schloss sich bald einer Schwulengruppe in Paris an (nachdem er in maoistisch orientierten Gruppen eine „ausgeprägte Homophobie“ festgestellt hatte).
Zu Beginn der 1970er Jahre gründete er in Nizza eine Regionalgruppe der ‚Front homosexuel d’action révolutionnaire‘ (FHAR; damals bedeutendste Schwulengruppe Frankreichs, Sitz in Paris). Bei den Wahlen 1978 traten mit Le Bitoux sowie Guy Hocquenghem erstmals überhaupt in Frankreich zwei offen schwule Kandidaten an, beide stellten ihre Forderung nach Abschaffung des noch aus der Vichy-Zeit stammenden Sonderstrafrechts für Homosexuelle in den Mittelpunkt. Kurze Zeit später gründet er die ‚Groupe de libération homosexuelle-politique et quotidien‘ (GLH-PQ), die bald Gruppen in mehreren Städten Frankreichs hat.
1979 gründete Jean Le Bitoux zusammen mit Gérard Vappereau und weiteren Freunden das erste offen am Kiosk erhältliche französische Schwulenmagazin Gai Pied (der Name wird in der Küche seines Appartments vom Philosophen Michel Foucault ‚erfunden‘). 1983 scheidet er, nach ökonomischen wie auch editorischen Differenzen in eine Minderheitsposition geraten, wieder aus. Der Gai Pied entwickelt sich anschließend in eine eher kommerzielle Richtung. Später erklärte er dazu
„Der Gai Pied ist in die Falle des Konsumismus getappt, der Desinformation, des Parisertums. Das einzige wöchentliche Schwulenmagazin der Welt in den 19890er und 1990er Jahren ging unter, weil es auf sein soziales Projekt verzichtet hat.“
Yves Navarre et Jean Le Bitoux à la manifestation pour les droits gays et lesbiens, Paris 4 avril 1981. – Claude TRUONG-NGOC (User:Ctruongngoc) – CC BY-SA 3.0
Jean Le Bitoux weiß selbst seit 1986 von seiner Infektion mit HIV; in einer TV-Sendung auf TF1 (François de Closets) macht er am 2. Mai 1988 sein Positiv-Sein erstmals öffentlich. Ab 1985 engagierte Le Bitoux sich im Kampf gegen Aids. Er arbeitet bei der nach dem Tod von Foucault von drei Freunden (Daniel Defert, Frédéric Edelamnn, Jean-Florian Mettetal) 1984 gegründeten französischen Aidshilfe-Organisation Aides mit. Bereits im Juli 1982 hatte er im Gai Pied das erste Gespräch mit einem Aids-Kranken veröffentlicht, das in Frankreich publiziert wurde.
Zudem arbeitet er auch für internationale Presse wie das Journal of Homosexuality (New York), Tels Quels (Brüssel) oder den legendären Rosa Flieder (Nürnberg).
Besonders setzte Le Bitoux sich für das Gedenken an von den Nazis verschleppte Homosexuelle ein. Er war Gründer und Präsident der ‘Fondation du mémorial de la déportation homosexuelle‘, die sich für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Frankreich einsetzt. Le Bitoux, ausgebildeter Journalist, war u.a. Ko-Autor des Buches “Moi, Pierre Seel, déporté homosexuel”(zusammen mit dem von den Nazis wegen Homosexualität in das Lager Schirmeck deportierten, 2005 verstorbenen Pierre Seel).
Jean Le Bitoux starb am 20. April 2010 spätabends nach langer Krankheit. Nach Einäscherung auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise wurde seine Asche seinem Wunsch folgend zu Füßen eines Baobab-Baumes im Dorf Pesseribougou (Mali) beigesetzt (aus diesem Dorf stammt sein letzter Partner Ladri Diarra).
… in Erinnerung an ein einst sehr geschätztes Etablissement in Köln …
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Buschwindröschen Köln (1992 – 2000)
Seinen Namen fand es auch aus seiner Lage – in der Buschgasse in der Kölner Südstadt. Es brachte buntes schwules lesbisches Leben in die Südstadt von Köln – was lag da näher als sich das Buschwindröschen zum Namensgeber zu nehmen? Von einem Kollektiv geführt, entwickelte es sich ab der Eröffnung im Herbst 1992 bald zu einem blühenden Herzen des bunten queeren Lebens in Köln.
Es hatte Ahnen, so die autonome schwule Kneipe in einem besetzten Haus am Mauritiuswall 16 – 18 (‚der geile Punkt‚). Das Haus wurde am 30. Juni 1992 von der Polizei geräumt und sofort abgerissen. Oder das Autonome Zentrum Weißhausstraße (schwullesbische Kneipe ‚Rosa Rüssel‚). Oder den Bauwagenplatz.
Mit dem Umzug des Buschwindröschen von der Buschgasse 18 an die Bonner Straße 84 folgte ein Aufbau von Strukturen, Betreiber wurde der Verein ‚Maria HIV e.V.‚. Doch der Umzug brachte einen Bruch – das Publikum folgte dem Buschwindröschen nicht mit an den neuen Ort.
Am 20. April 2000 fand in Köln das fulminante (interne) Abschiedsfest für das legendäre Buschwindröschen Köln statt … das in einem Polizeieinsatz endete … (siehe Graswurzel-Bericht unten). Einen derart bunten unkonformistischen queeren Ort hat Köln danach nicht wieder aufbauen können …
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weitere Informationen: graswurzel.de (ca. April 2000): Polizeiübergriff in Köln: “Komm raus du schwule Sau!”
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und in der Schweiz sind’s die „hemmli-glunggi“ (einer der das Hemd nicht in der Hose trägt) – danke Michelle!
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