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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Herr Pofalla bei der LSU 2009

CDU-Generalsekretär 2009 Ronald Pofalla bei der LSU. Viele warme Worte – und nichts in der -homopolitischen- Substanz.

Ronald Pofalla, Generalsekretär der CDU, war der erfreut begrüßte ‘Stargast’ des ‘Jahresempfangs und Sommerfestes’ der LSU Lesben und Schwule in der Union am 18. Juni 2009 in der Sächsischen Vertretung in Berlin.

Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole

Pofalla überbrachte den etwa 200 Gästen Grüße von Bundeskanzlerin Merkel, verbunden mit dem “Dank für das Engagement”. Merkel sei “froh, dass Sie zur Familie gehören”. Die Union brauche die LSU; mit seinem Besuch wolle er auch deutlich machen, dass die LSU selbstverständlich auf allen Ebenen der Partei sichtbar und engagiert sein solle.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla bei der LSU
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla bei der LSU

Nach diesen kurzen Worten zur LSU berichtet Pofalla umfangreich zu den Beratungen über das kommende Wahlprogramm der CDU. Homopolitische Themen oder gar Vorhaben kamen nicht mehr zur Sprache, ebenso nichts zu Aidspolitik.

Noch 2007 hatte Pofalla deutlich gemacht

“Eine Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau als Kern der Familie lehnen wir aber ebenso ab wie ein Adoptionsrecht für Homosexuelle.”

Änderungen in dieser Haltung ließ Pofalla beim Jahresempfang der LSU nicht erkennen.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Reinhard Thole, LSU-Bundesvorsitzender, zeigte sich stolz auf bisher erreichte Erfolge – die CDU, sie bewege sich doch. Er verwies auf das Erbschaftssteuer-Gesetz oder das AGG. Thole forderte in seiner Rede die rechtliche Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit der Ehe.

Jahresempfang 2009 der LSU / LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Zum Thema HIV/Aids forderte Thole eine “verstärkte Aids-Prävention” sowie “wirksame Hilfen für Betroffene”. Er betonte, Männer die Sex mit Männern haben seien immer noch die von HIV am stärksten betroffene Gruppe. Der Prävention käme auch zukünftig weiterhin eine Schlüsselrolle zu. Zudem sei es wichtig, “Jugendliche zu verantwortlicher Sexualität zu erziehen”. Er forderte einen Runden Tisch zur Gesundheits-Prävention, den das Bundesministerium für Gesundheit koordinieren solle.

Schon kurz vor dem LSU-Sommerfest hatte Angela Merkel mit Lesben und Schwulen in der CDU gesprochen. Das Kölner DomRadio berichtet von einem Besuch Merkels im Kardinal-Höffner-Kreis der Unionsfraktion in der Parlamentarischen Gesellschaft. Dort habe Merkel

berichtet von ihrem Gespräch mit den Lesben und Schwulen in der CDU, ‘hammerhart’: “Unglaublich nette Menschen”, denen sie dann habe erklären können, dass sie nicht gleichgeschlechtlich heiraten dürften”.

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So, wie die Schwusos begeistert sind vom SPD-Parteiprogramm, zeigte sich wie zu erwarten auch die LSU begeistert von CDU-Generalsekretär Pofalla und seinen Ausblicken auf das Wahlprogramm. Brave Parteigänger halt.

Dass Pofalla allerdings selbst auf dem Jahresempfang der “Lesben und Schwulen in der Union” (der, nebenbei, kaum weibliche Besucher aufwies) nach unverbindlichen warmen Worten so überhaupt kein Wort mehr fand zu homo- oder aidspolitischen Sachverhalten, war nach seinen früheren Aussagen zwar wenig überraschend, dennoch auffällig und ein deutliches Signal. Warme Worte und politische Realitäten sind halt (wie auch bei Steven Milverton nachzulesen) zweierlei – und bei CDU/CSU besonders weit von einander entfernt. Schwule und Lesben haben von dieser Partei scheinbar auch weiterhin nicht viel zu erwarten.

weitere Informationen:
Rede Ronald Pofallas auf dem Jahresempfang 2009 der LSU
gayweb news 09.03.2007: Pofalla: Keine weiteren Rechte für Verpartnerte
LSU-Pressemitteilung 27.5.2009: LSU fordert Runden Tisch HIV- und AIDS-Prävention
DomRadio 18.06.2009: „Viele suchen nach Halt“ – Angela Merkel betont vor Unionsabgeordneten ihr Christsein
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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Dustin Lance Black: keine Entschuldigung – das Recht auf Sex ohne Kondom

Ein Promi hat Sex ohne Kondom. ‚Bareback‘, ‚Entschuldigung‘, gellt es durch die Medien. Und – wo ist das Problem?

„Dustin Lance Black entschuldigt sich für durchgesickerte Fotos mit ungeschütztem schwulem Sex“, titelt PinkNews, und ggg.at legt reißerisch nach „Dustin Lance Black: Bareback-Bilder aufgetaucht“.

Dustin Lance Black, der Autor des Drehbuchs zu dem Film „Milk, hatte also Sex mit einem anderen Mann. Sex, bei dem dieser in ihn eindrang, ohne Kondom. Drei Jahre alte Bilder, von einem ex-Lover an die Öffentlichkeit gezerrt, sollen dies zeigen.

Na und?

So weit sind wir also schon, dass man sich für Sex ohne Kondom rechtfertigen, entschuldigen muss?

Lance Black mag ein Problem haben. Aber das Problem lautet nicht „Sex ohne Kondom“.
Blacks Problem lautet vielleicht „Glaubwürdigkeit“ oder „warum hab ich Sex ohne Kondom, wenn ich gleichzeitig Safe Sex predige“ (in den USA wird „safe sex“ propagiert, nicht „safer Sex“ wie in Deutschland)

Das Problem von Herrn Black heißt nicht „Sex ohne Kondom“.

Wissen ggg.at, pinknews und co, welchen Serostatus Herr Black hat? Und ob er vielleicht -egal ob HIV-positiv oder HIV-negativ- einen Partner mit gleichem Serostauts hat(te)? Oder eine Partner, der HIV-positiv ist und die EKAF-Bedingungen erfüllt, also sexuell nicht infektiös ist?
Oder geht es mal wieder nur um Spektakel, um billige „Bareback-Schlagzeilen“?

Und – was geht das Sexleben von Herrn Black eigentlich die Boulevard-Presse an, egal ob homo oder hetero?

Niemand muss sich dafür entschuldigen, einvernehmlich Sex ohne Kondom zu haben. Erst recht nicht öffentlich. Egal, ob Nobody oder Promi. Niemand.

siehe auch:
PinkNews 15.06.2009: Milk screenwriter Dustin Lance Black apologises for leaked unprotected gay sex photos
ggg.at 15.06.2009: Dustin Lance Black: Bareback-Bilder aufgetaucht
Steven Milverton: Dustin Lance Black – Er hätte sich nicht entschuldigen müssen
LifeLube 15.06.2009: Milk screenwriter Dustin Lance Black apologises for ???
DAH Blog 17.06.2009: Blanker Hohn
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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Fussball Frankreich: Rote Karte gegen Homophobie!

Homophobie – auch im französischen Fußball ein verbreitetes Problem. Ein neues Video fordert in Frankreich “Rote Karte gegen Homophobie!”

Homophobe Zwischenfälle, seien sie verbaler oder physischer Natur, sind auch im französischen Fußball traurige Realität. Hiergegen vorzugehen, Homophobie nicht weiter zu banalisieren, zu verharmlosen ist das Anliegen des neuen Spots “Un carton rouge contre l’homophobie” (Rote Karte gegen Homophobie). Ein Spot, dessen Sinn sich auch ohne französische Sprachkenntnisse erschließen dürfte:


Un carton rouge contre l’homophobie von mairiedeparis

Realisiert wurde der Spot auf Initiative von Paris foot gay, “Le club qui défend le droit à la différence” (Der Club, der das Recht auf Unterschiedlichkeit verteidigt). Finanziert wurde der Spot von der französischen Profi-Fußball-Liga Ligue de football professionnel (LFP) und dem Pariser schwulen Fußball-Club.

Ein Hinweis zum besseren Verständnis: “pédé” als Bezeichnung für “schwul” oder “Schwuler” ist in Frankreich ein i.d.R. äußerst abfällig gemeintes derbes Schimpfwort (und nicht wie “schwul” in Deutschland eine von Schwulen selbst positiv umgemünzte Bezeichnung).

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Homophobie tötet

“ Homophobie tötet ” – eine neue Kampagne thematisiert in Frankreich landesweit Homophobie und ihre Folgen.

Am 17. Mai 2009 ist zum 5. Mal der Internationale Tag gegen Homophobie (International Day Against Homophobia IDAHO). Aus diesem Anlass stellte eine in Südfrankreich ansässige Gruppe (Collectif Contre l’Homophobie CCH, Montpellier) ihre erste Kampagne gegen Homophobie vor.

Die neue Kampagne soll in Frankreich landesweit gezeigt werden, sowohl in Großstädten als auch in der Provinz.

l'homophobie tue - Homophobie tötet (c) CCH
l’homophobie tue – Homophobie tötet (c) CCH

Homophobie tötet – französische Kampagne wird 2010 fortgesetzt

“Homophobie tötet” – eine französische Kampagne gegen Homophobie wird fortgesetzt, zum Jahresbeginn 2010 in Bordeaux.

Am 17. Mai 2009 stellte eine in Südfrankreich ansässige Gruppe (Collectif Contre l’Homophobie CCH, Montpellier) ihre erste Kampagne gegen Homophobie vor.

Die Kampagne wurde seit Frühjahr 2009 unter anderem in Montpellier, Nantes, St. Nazaire und den Départements Hérault und Somme gezeigt.

Nun hat sich auch die Stadt Bordeaux angeschlossen – 80 großformatige Plakate der Aktion sind an Straßenbahn-Haltestellen im Großraum Bordeaux (CUB Communauté urbaine de Bordeaux) zu sehen. Parallel fand zum Auftakt eine Konferenz zum Thema ‘Diskriminierungen in Bordeaux’ statt.

“Homophobie tötet” ist nicht die einzige Kampagne gegen Homophobie in Frankreich. Im Sommer 2009 war von der französischen Bildungs- und Forschungsministerin Valérie Pécresse eine landesweite Kampagne gegen Homophobie an Hochschulen mit 60.000 Plakaten gestartet worden.

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weitere Informationen:
Centre Collectif contre l’Homophobie CCH
International Day Against Homophobia internat. Site
Tetu 07.01.2010: Bordeaux s’affiche à son tour contre l’homophobie

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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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neuer Wegweiser zum Homo-Mahnmal

Seit kurzem zeigt ein neues Hinweis-Schild den Weg zum Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – direkt vor dem Brandenburger Tor.

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Text 22. März 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homo- Denkmal erneut beschädigt 5. April 2009 – Fotos

Am Sonntag 05. April 2009 frühmorgens gegen 03:30 Uhr wurde das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen zum dritten Mal beschädigt. Die Sichtscheibe wurde stark zerkratzt, vermutlich mit einem Diamantschneider o.ä.

Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen ist erst vor weniger als einem Jahr (im Mai 2008) eingeweiht worden.

Bereits in der Nacht zum 16. August 2008 war das Denkmal zum ersten Mal beschädigt worden. Kurz darauf reagierten Schwule und Lesben mit einer Mahnwache.
Ein zweites Mal war das Denkmal am 16.12.2008 beschädigt worden. Kurz darauf verurteilte auch Bundespräsident Köhler den erneuten Anschlag.

Mitarbeiter des Wachdienstes stellten einem Bericht der Polizei zufolge die erneute Beschädigung gegen 03:30 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag 5. April 2009 fest. Das Sichtfenster, das den Blick auf eine Kuß-Szene geben soll, wurde zerkratzt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen, da ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen wird.

Hier aktuelle Fotos:

Aktualisierung 05.04.2009, 15:00 Uhr:
Es soll sich um zwei Täter gehandelt haben. Diese wurden vom Wachdienst bei der Tat gestört. Dies wurde auf dem heutigen LSVD-Verbandstag berichtet. Ob die Täter flüchten konnten oder festgehalten wurden, ist bisher nicht bekannt.

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Text 22. März 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frankreich: Senat stimmt für Anerkennung ausländischer Lebenspartnerschaften

Anerkennung ausländischer Lebenspartnerschaften – Der französische Senat hat am 24. März 2009 dafür gestimmt, im Ausland geschlossene Lebenspartnerschaften in Frankreich anzuerkennen.

Der französische Senat (die zweite Kammer des französischen Parlaments) stimmte am Dienstag, 24. März 2009, einstimmig dafür, dass im Ausland abgeschlossenen Lebenspartnerschaften in Frankreich anerkannt werden sollten. Debattiert wurde die Anerkennung ausländischer Lebenspartnerschaften unter dem Punkt „Rechts-Vereinfachung“.

Bisher werden im Ausland abgeschlossene Lebenspartnerschaften in Frankreich nicht anerkannt. Dies kann für die Betroffenen weitreichende Folgen haben, wenn z.B. steuerliche Vorteile nicht angewandt werden dürfen.

Hintergrund der bisherigen Nicht-Anerkennung ist, dass auch europaweit die Grundlagen für entsprechende gegenseitige Anerkennungen von Lebenspartnerschaften fehlen.

Merci à M.!

Weitere Informationen:
tetu 25.03.2009: Le Sénat vote la reconnaissance des pacs étrangers en France
Senat: Protokoll der Sitzung vom 24. März 2009
e-Ilico 25.03.2009: Le Sénat vote la reconnaissance des PaCS étrangers en France
PinkNews 26.03.2009: French Senate votes to recognise British civil partnerships
queer.de 26.03.2009: Frankreich will ausländische Homo-Ehen anerkennen
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Text am 17.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids Paris

ein Jahr Centre Lesbien Gai Bi et Trans Paris

“Ein Jahr Centre Lesbien Gai Bi Trans in der Rue Beaubourg” feiert das Pariser Lesben- Schwulen- und Trans-Zentrum.

Das Centre versteht sich als Ort der Kommunikation, des Feierns, der Kultur und der Information für Lesben, Schwule, Bisexuelle und transidentische Menschen.

Vor einem Jahr zog das Centre -das sich früher CGL Centre Gai et Lesbien nannte- vom Stadtteil Bastille in das Viertel Beaubourg. Seitdem seien die Besucherzahlen um 60% gestiegen (von 6.000 im Jahr 2007 auf über 9.500 im Jahr 2008), die finanzielle Situation des Centre sei gesund.

Das Centre wird von einem breiten Spektrum an Gruppierungen getragen: zu den derzeit 65 (!) Mitgliedsorganisationen des CLGBT Paris gehören u.a. internationale Gruppen wie die ILGA (International Lesbian and Gay Association), französische Gruppen wie SOS Homophobie oder Trans-Gruppen, Gruppen schwuler Mediziner sowie Psychologen, religiöse Gruppen wie LGBT christlichen oder jüdischen Glaubens, zahlreiche Sport-Gruppen sowie Gruppierungen aus der Arbeitswelt.

Das Zentrum wird von etwa 50 Ehrenamtlern und Ehrenamtlerinnen sowie 4 Teilzeit-Beschäftigten Betrieben.

Lesben- und Schwulenzentrum? Sowas gibt’s noch? Mit mehr als ‘nur’ Kneipe und Disco?
Ja, in Paris
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Während hierzulande Schwulen- und Lesbenzentren schließen (wie schon vor Jahren das einst florierende SchuLZ in Köln) oder kaum mehr als Kneipen- und Disco-Orte sind, ist das kleine und recht junge Pariser CLGBT auf der Erfolgsspur.

Am 10. März 1994 schafft der Bundestag den Paragraphen 175 endgültig ab – ein Gedenktag, der 15 Jahre später in Deutschland von Schwulen und Lesben weitgehend unbemerkt stattfindet. Beinahe gleichzeitig feiern Pariser Lesben und Schwule das einjährige Bestehen ihres Zentrums. Bemerkenswert, in welch unterschiedlicher Verfassung die jeweiligen Szenen sind.

Centre LGBT Paris
63, rue Beaubourg
75003 Paris
cglparis.org
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Nachtrag
Tetu 16.03.2009: auch im französischen Norden wird gefeiert: La maison des diversités, le centre lgbt de Caen, fête ses un an.

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Text 08.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Potsdam Ausstellung Homosexuellerverfolgung in der NS-Zeit

Im Potsdamer Landtag erinnert eine Ausstellung noch bis Mitte März an die Verfolgung Homosexueller während der NS-Zeit.

Der Brandenburger Landtag erinnert mit der Ausstellung “Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit” an die Situation Homosexueller zwischen 1933 und 1945.

Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)
Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)

Auf insgesamt 38 Tafeln wird die Bandbreite der Verfolgung Homosexueller und der Homosexualität Verdächtigter in der Zeit des Nationalsozialismus skizziert, werden Schicksale Verfolgter exemplarisch vorgestellt, Täter (wie Josef Meisinger) benannt.

Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)
Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)

Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel über Meisinger, Fehling)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel über Meisinger, Fehling)

Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)

Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)

Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Täter aus der Justiz)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Täter aus der Justiz)

Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Denkmal)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Denkmal)

Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)

Lediglich die Tafel zum Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen hätte gerne aktualisiert werden können – sie zeigt noch die Planungen des Denkmals, das inzwischen am 27. Mai 2008 eingeweiht wurde.

Die Ausstellung wurde konzipiert vom ‘Kulturring in Berlin e.V.’ bzw. dessen 2001 gegründete ‘Projektgruppe Rosa Winkel‘. Sie wurde bereits 2006 im Deutschen Bundestag und in der Akademie der Künste gezeigt. Eine Dokumentation über die 2006er Ausstellungen liegt in der Ausstellung im Potsdamer Landtag aus.

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“Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit”
Landtag Brandenburg
14473 Potsdam, Am Havelblick 8
3. Februar bis 12. März 2009
montags bis freitags 8:00 bis 16:00 Uhr

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Text 05.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten

Oscar Wilde Bookshop: 2009 Aus nach 41 Jahren für ältesten schwulen Buchladen der Welt

Der Buchladen “ Oscar Wilde Bookshop ” schloss am 29. März 2009 für immer seine Pforten – nach 41 Jahren . Eben nur das Ende eines weiteren Buchladens? Oder Zeichen des schleichenden Sterbens schwul-lesbischer Strukturen?

Der “ Oscar Wilde Bookshop ”, eine ‘Institution’ nicht nur im Greenwich Village, schloss am 29. März 2009 endgültig.

Oscar Wilde Bookshop

Der Oscar Wilde Bookshop war 1967 in New York von Craig Rodwell (1940 – 1993, s.u.) gegründet worden. Zunächst befand sich die Buchhandlung auf der Mercer Street, und trug den Namen ‚Oscar Wilde Memorial Bookshop‘, ab 1973 zog sie um auf die Christopher Street.

Schnell wurde der Oscar Wilde Bookshop nach den Stonewall Aufständen (siehe dazu „The big news here is gay power“ – Edmund White 1969 über Stonewall) zu einem der Zentren der Diskussionen und Aktionen von Schwulen und Lesben in New York.

Oscar Wilde Bookshop, Christopher Street Ecke Gay Street, 2007
Oscar Wilde Bookshop, Christopher Street Ecke Gay Street, 2007 (Foto GK tramrunner229, Lizenz cc by-sa 3.0)

Oscar Wilde memorial bookstore at the T-junction of Gay Street and Christopher Street.GK tramrunner229 assumedCC BY-SA 3.0

Ein Buchladen, der sich selbst (wohl nicht ganz unbegründet) als “the world’s oldest gay and lesbian bookshop” bezeichnete. An der legendären Christopher Street gelegen, war dieser bereits 1967 gegründete schwule Buchladen lange Zeit der einzige, später (in Zeiten wachsender schwuler Strukturen) oftmals der ambitionierteste Buchladen mit einem Sortiment, das auch über Hochglanzprodukte und ‘easy reading’ hinaus ging. Die erste schwul-lesbische Parade New Yorks entstand aus diesem Buchladen heraus (s.u.).

Nach 41 Jahren war am 29. März 2009 Schluß. Man habe nicht die ökonomischen Ressourcen, der derzeitigen Finanzkrise die Stirn zu bieten, ließen die Eigentümerinnen zur Schließung des ältesten schwulen Buchladens der Welt verlauten.

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Craig Rodwell

Craig Rodwell wurde am 31. Oktober 1940 in Chicago geboren. 1958 zog er nach New York, engagierte sich ab 1964 in der ‚Mattachine Society‚ (der ersten Homosexuellen-Organisation der USA).

1962 lernte er Harvey Milk kennen (mit dem er eine Affäre hatte); Milk wurde später einer der ersten offen schwulen Politiker der USA. Milks Kamera-Geschäft in San Francisco, das – ebenso wie der Oscar Wilde-Bookshop – ebenso ein schwul-lesbischer Community-Treffpunkt war, soll inspiriert sein von Milks und Rodwells Begegnung sowie Rodwells Buchladen.

Im November 1969 war es Rodwell, der in Reaktion auf die Stonewall Riots (an denen er selbst teilgenommen hatte) die erste Demonstration von Lesben und Schwulen vorschlug, damals genannt ‚Christopher Street Liberation Day‘. Dieser ‚erste CSD‚ wurde in Rodwells Appartment geplant und organisiert.

„We propose that a demonstration be held annually on the last Saturday in June in New York City to commemorate the 1969 spontaneous demonstrations on Christopher Street and this demonstration be called CHRISTOPHER STREET LIBERATION DAY. No dress or age regulations shall be made for this demonstration.“

Rodwell gilt auch als derjenige, der schon 1971 den Begriff ‚Heterosexismus‘ erstmals prägte:

„After a few years of this kind of ‚liberated‘ existence such people become oblivious and completely unseeing of straight predjudice and – to coin a phrase – the ‚hetero-sexism‘ surrounding them virtually 24 hours a day.“
(Craig Rodwell, The Tarnished Golden Rule. in: QQ Queens Quarterly Magazine Januar/Februar 1971)

Drei Monate vor seinem Tod verkaufte Rodwell den Oscar Wilde Bookshop im März 1993 an Bill Offenbaker. In der Folgezeit wechselte die Buchhandlung 2003 und 2006 erneut den Besitzer/ die Besitzerin.

Craig Rodwell starb am 18. Juni 1993 im Alter von 52 Jahren in New York an den Folgen von Magenkrebs.

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Der älteste schwule Buchladen der Welt macht dicht.

Eine Meldung, na und?
Eine Schließung, nichts Ungewöhnliches?

Die Luft scheint enger zu werden für ambitionierte Projekte schwuler und lesbischer Emanzipation. In Deutschland haben bereits viele der ursprünglich im Umfeld von Schwulenbewegungen entstandenen schwulen Buchläden schließen müssen. Mit Rosa Winkel ist ein Verlag geschlossen worden, der einst im Zentrum der Schwulenbewegung stand, ohne dessen engagiertes Verlagsprogramm viele Diskussionen anders, ärmer verlaufen wären. Ähnlich Anfang 2015 – der schwule Buchladen Männerschwarm in Hamburg schliesst nach 34 Jahren.

Die schleichende Welle an Schließungen von Projekten, die versuchen mehr als ‘nur’ Kommerz zu bieten – ist sie ‘normales’ Zeichen der Zeit?

Oder sind es -aus Sicht der Communities- kurzsichtige Schritte, die wir später möglicherweise bedauern, bereuen?

Erinnert sei nur daran, dass im Aids-Bereich einst zahlreiche HIV-Pflegeprojekte sich um Aids-Kranke kümmerten – weil andere es nicht oder zu untragbaren Bedingungen machten. Die meisten dieser Projekte existieren inzwischen nicht mehr.
Nur wenige Jahre nach dem Sterben dieser Spezial-Pflegedienste ergibt sich angesichts der steigenden Zahl an Menschen, die mit HIV/Aids ein größeres Lebensalter erleben, angesichts steigender Zahlen von emanzipierten, offen lebenden schwulen Männern und lesbischen Frauen mit Krebs oder anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen, die sich nicht ‘klassischen’ Pflegediensten anvertrauen mögen, angesichts steigender Zahlen von Demenz bei HIV-Positiven das Gefühl – eigentlich müssten wir hier ‘eigene’ Projekte haben.
Mancher erinnert sich … früher, vor einigen Jahren, da hatten wir mal …
Und so manches Mal hört man den Gedanken “wir hätten die schwulen / Aids-Pflegedienste nicht so einfach den Bach runter gehen lassen dürfen, jetzt fehlen sie uns” …

Es ist zu hoffen, dass das Sterben  von Projekten (von Buchläden bis Schwulen- und Lesbenzentren), die mehr sein wollen als ‘nur’ gewinnorientierte kommerzielle Unternehmen, dass das zunehmende Ausdünnen von schwulen und lesbischen Infrastrukturen uns nicht irgendwann ‘auf die Füße fällt’, und wir eines Abends denken “hätten wir doch” …

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