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Homosexualitäten

konsumfreudige Homos – ein Märchen

Dass Homosexuelle ein Wirtschaftsfaktor ist, ist nicht gerade eine neue Erkenntnis. Darüber in Hetero-Medien zu schreiben, ist auch nicht sonderlich neu. Eine ganze Titel-Geschichte in der ‘Wirtschaftswoche’ über angeblich konsumfreundliche Homos allerdings ist schon bemerkenswert.

Auf dem Weg zum Sport schreit mich am Kiosk ein rosafarbenes Titelblatt an. Unter einem doppelten mit einander zum Paar verschwenkten Mars-Symbol auf rosa Grund (wie schwul …), dessen Kreise zum ‚Euro‘-Symbol gestaltet wurden, ruft die grelle fett gedruckte Unterschrift „Schwul. Und was was hat das mit Wirtschaft zu tun? Viel. Wie vielö, lesen Sie ab Seite 26“

Das doppelte Marssymbol als Zeichen für Schwule, und dann WiWo-gerecht zum doppelten Euro verfremdet – was lässt das erwarten?

Unter dem Titel ‘Der Schwulen-Faktor’ berichtet die WiWo (erfreulicherweise kann sowohl Mann als auch die im Artikel nicht angesprochene Frau den Artikel online lesen), ‘wie Homosexuelle eine Metropole prägen’ (und meint die Wirtschaft).

Der Artikel plappert von hautengen Kostümen, von reise- und kauffreudiger Klientel, feiert Schwule als ‘Early Adopters’, als ‘Konsum-Vorreiter’, ergötzt sich an der überdurchschnittlich hohen Homo-Präsenz z.B. in Köln, auch als Basis für ein ‘Diversity Management, das Mehrwert schafft’, und feiert die ‘Wegbereiter der homosexuellen Karnevalsbewegung’ (war ‘Bewegung’ nicht mal was anderes?). Ein postulierter ‘souveräner Umgang mit dem Anderssein’ wird dann gleich als ‘Standort-Faktor’ hochgelobt.

Ein Artikel, der meist zwischen Plattitüden und Oberflächlichkeiten daher kommt.
Vor allem aber ein Artikel, der Schwulsein als Standortfaktor und Frühindikator für Stadtteil-Sanierung nimmt. Homos als ‘homo oeconomicus’ im wahrsten Sinne, konsumfreudige Homos eben.
Erfreulich immerhin, dass kurz auch die wenig erfreuliche Situation von Schwulen in autoritären Staaten erwähnt wird (allerdings, um auch hier den Zusammenhang zwischen Homosexualität, Weltoffenheit und ‘Wohlstandsmehrung’ zu predigen).

Bei solchen Artikeln überkommt mich immer das Gefühl, Schwulsein muss wohl wirklich ‘mitten in der Gesellschaft’ angekommen sein. In einer Langeweile, die ich irgendwie nie wollte …
Nicht, dass entstandene Verbesserungen nicht zu würdigen sind. Schwulen- und Lesbengruppen in Betrieben, Betriebsrente für Homo-Paare, alles Errungenschaften. Aber – wird jetzt die ökonomische Relevanz schon zum begründenden Faktor, zur Legitimationsbasis für schwule und lesbische Emanzipation?
Wird ‘Yuppie-Ambiente’ statt ‘Elend der Großstadt’ jetzt Ziel schwulen Seins?
Und -nebenbei- was wird dann mit all denjenigen Schwulen und Lesben (und in dem Artikel ganz vergessenen queeren, transgender und sonstwie anderen Menschen), die diesen ökonomischen Kriterien nicht entsprechen wollen oder können?

Und, wenn Schwulsein schon ein solcher Standort-Faktor sein soll, warum kommt dann solche geistige Monokultur daraus? Oder gibt es etwa einen Zusammenhang zwischen ökonomisierten Wohlfühl-Mainstream und monokultureller Langeweile?

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten

Queer SM ? Und Politik ?

„Performing and Queering Sadomasochism“ – unter diesem Titel fand am vergangenen Wochenende eine von der FU Berlin (SFB 447 ‘Kulturen des Performativen’) veranstaltete Konferenz in Berlin statt. Eine der seltenen Gelegenheiten, queer politics und SM in akademischem Kontext zu diskutieren.

Im Mittelpunkt der Konferenz stand den Veranstaltern zufolge „die besondere Qualität der Aufführung von Macht und Kontrolle in der sadomasochistischen Subkultur … Während Macht- und Kontrollverhältnisse in unserer Kultur gewöhnlich ausgeblendet oder missbilligt werden, gewinnen sie in sadomasochistischen Settings gerade einen besonderen Reiz und sollen intensiv durchlebt, aber auch bearbeitet werden.“

„Performing and Queering Sadomasochism“
„Performing and Queering Sadomasochism“

Ist queer SM denn anders als ‘normaler’ SM? Mit dieser Frage und vor allem möglichen politischen Konsequenzen daraus beschäftigte sich die Lecture, die ich als am spannendsten empfand: Marie-Hélène Bourcier aus Paris fragte „How do queer politics with QBDSM?“, anregend auch Michael Gratzkes “Queer but not gay? Toward a post-queer study of BDSM”.

Queerer [BD]SM?
Wie kann einer (auch angesichts der in den betroffenen Szenen sicher weit verbreiteten ‘unpolitischen’ Sichtweise auf SM) auch politischeren Betrachtung mehr Raum, mehr Qualität gegeben werden? Hier u.a. setzt Bourcier an.

Queer SM versteht sich im Vergleich zum ‘üblichen’ SM-Begriff auch als politisch, betont auch Gender- Aspekte, thematisiert Normalisierungen, Rollenkonflikte und Machtstrukturen (gender power relations), hinterfragt Eindeutigkeit (Antke Engel) und ent-tabuisiert Begriffe, sieht sich auch als Mittel der Kritik an (nicht nur Hetero-) Normativität, Mittel zur ‘Ver-Un-Eindeutigung’ (Antke Engel).
[Auch wenn, dies sei angemerkt, zunächst offen bleibt, wie weit Anspruch und Realität hier miteinander konform gehen, z.B. hinsichtlich weit verbreiteter Rollen- Präferenzen vieler SMer.]

Queer SM / Vortrag
Queer SM / Vortrag

In der Gesellschaft sind Machtstrukturen – obwohl vorhanden – oft unsichtbar, verborgen hinter Begriffen wie ‘parlamentarische Demokratie’ ‘Mitbestimmung’ oder ‘Vereinsleben’. Machtstrukturen werden meist nicht offen thematisiert, oft eher tabuisiert.
Ganz anders im SM – hier sind Machtstrukturen meist klar, offen gelegt. Das Einlassen auf, Spiel mit diesen Machtstrukturen ist Bestandteil von SM, Umgangswege mit Machtstrukturen eine der Erfahrungen.

Hier setzt einer der Gedanken von queer SM und Politik an:
Wenn Macht ein soziales Konstrukt ist, mit dem gespielt, das verändert werden kann – ist dann der politische Ansatz eines ‘queer SM’ auch für gesellschaftliche Veränderungen nutzbar?

Kann man/frau queere BDSM-Erfahrungen mit Macht umzugehen in gesellschaftliche Prozesse transformieren?
Oder, weiter gedacht, ist es an der Zeit, QBDSM- Erfahrungen und Ideen einzubringen in Debatten, wie queer politics sich weiterentwickeln können?
Erfahrungen wie z.B. manche Technologien der Sprache (wie ‘safe word’) oder das Konzept des ‘contractual context’ (safe, sane and consensual)?

Kann man/frau SM-Macht-Politik politisch machen? Vorhandene Erfahrungen und Potenziale nutzbar machen, sich kreativ einbringen (an der Seite der Benachteiligten) sich gegen Macht engagieren?
Oder liegt hierin gerade auch das Risiko einer Politik, die selbst wieder in bipolaren Kategorien von richtig/falsch denkt, von ‘moralischer Politik’?

Diese Diskussionen sind jung und erst am Anfang. (Nicht nur) queere SMer haben Erfahrungen mit Macht, Machtverhältnissen, Rollenkonflikten. Sie sollten diese mit politischer, öffentlicher Stimme einbringen. Einer Stimme, die sie derzeit noch nicht haben – deren Anfänge sich aber auf der Berliner Veranstaltung weiter abzuzeichnen begannen.

Nachsatz:
Über einige interessante Erfahrungen und Probleme, SM in queeren Kontext einzubringen, berichtet der Etuxx- Artikel (nebst zugehöriger Diskussion) “SM in queeren Räumen” von 2002.
Einige Informationen zu queerem BDSM auch bei Robin Bauer.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Färöer Homosexualität – ein Schritt in die richtige Richtung

Es gibt erfreuliches über die Färöer zu berichten …

Ende Oktober schrieb ich über Homophobie auf den Färöer. Nach einer Häufung von Übergriffen gegen Schwule hatte die Gruppe Act against Homophobia eine Unterschriften-Kampagne gegen Homophobie auf den Färöer gestartet. Die gesammelten Unterschriften sollten der Regierung übergeben werden.

Die Aktion scheint von einem Erfolg gekrönt: Gestern Abend meldete Sabine in ihrem Blog: das Parlament der Färöer in Tórshavn hat ein Gesetz verabschiedet, das zukünftig die Diskriminierung von Schwulen und Lesben untersagt. 17 Abgeordnete stimmten für das neue Gesetz, 15 dagegen.

Mehr Infos auch auf gayweb.
Und – danke an Sabine für die Nachricht 🙂

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Homosexualitäten Nachdenkliches

Szene-fremd

Vor einiger Zeit flatterte Nick durch mein Leben, plötzlich und unerwartet.

Eigentlich war ich mit Michi verabredet, ein erstes persönliches Kennenlernen, nachdem wir schon länger auf Gayromeo zusammen gechattet hatten. Am Vortag hatten wir miteinander telefoniert, uns für den folgenden Abend im ‘Maybach’ verabredet.

„Ach woartee“, sagte Michi gegen Ende unseres Telefonats, „Doo iis doch där Nick doa. (Denkpause) Ah gääähh, dees mocht ahh nix. Kommst halt dazua.“
Michi ist, wie ich zu Beginn unserer Bekanntschaft überrascht bemerkte, Wiener, der seit einiger Zeit in Berlin lebt. Überrascht, denn Langsamkeit und Gemütlichkeit seiner Sprechweise stehen in eigentümlichem Kontrast zu den Fotos in seinem Gayromeo-Profil, die eine ganz andere Sprache sprechen.
Obwohl, wenn ich’s recht überlege, der Widerspruch nur ein vermeintlicher ist. Unter der Fassade von Barock- und Gründerzeit-Bauten, von Stuck und Plüsch habe ich in Wien, der Stadt von Cafés, in denen die Schwulen zueinander noch ‘Küss’ die Hand` sagen, und von Saunen, die in ihrem feudalen Charme an späte KuK-Zeiten erinnern, Nächte und Situationen erlebt, die so deftig, so bizarr waren, dass sie selbst in Berlin manchem unglaubwürdig erscheinen mögen.
Aber ich will nicht abschweifen und über Wien erzählen.

Sondern über Nick. Der saß nun am folgenden Abend mit Michi am Tisch, als ich ins ‘Maybach’ kam. Eine ungewohnte Situation, mir nicht ganz recht – schließlich wollte ich Michi kennen lernen, nicht einen mir unbekannten Nick. Der mich die erste Zeit etwas skeptisch-schüchtern von der Seite betrachtete, während ich mich an ihrem Gespräch tastend zu beteiligen begann. Einige eher beiläufig von Michi eingeworfene Stichworte zu Nicks Vorlieben (nein, jetzt schweifen wir hier aber wirklich nicht ab ;-) ) weckten mein Interesse. Zudem, auf seine zurückhaltende Art, mit diesem offenen und doch selbstbewussten warmen Blick wirkte er, nun ja, nicht gerade un-sexy. Gegen Ende des Abends tauschten wir unsere Handynummern aus.

Verabredeten uns in den nächsten Tagen. Trafen uns zu einem Spaziergang durch den langsam in die November-Dämmerung gleitenden Grunewald. Und Nick wurde mir mehr und mehr sympathisch, weckte ein angenehmes Gefühl von Vertrautheit. Würden wir uns besser kennen, ging es mir des öfteren in der Dämmerung durch den Kopf, wir gingen wahrscheinlich ab und an Arm in Arm, so nah fühlte ich mich ihm.

Was mich (seitdem, und immer noch, neben einigem anderen) an Nick fasziniert, der übrigens ebenfalls selbst ‘Zugereister’ ist, nicht gebürtiger Berliner: er bewegt sich nicht in dem, was wir allgemein als „schwule Szene“ zusammenfassen, und hat es auch fast nie. Weder in seiner Freizeit, zum Amüsieren, noch zum Kennenlernen oder auf der Sex-Suche. Wohlgemerkt, er ist kein Szene-Hasser, nein er hat einfach das Gefühl sie nicht zu brauchen. Sein schwules Leben spielt sich im Privaten ab, Kennenlernen in Bekanntenkreisen und durch Empfehlung („wenn du in … bist, ruf gern mal den … an, der steht auch auf … und könnt zu dir passen“). Und weil sich das nun furchtbar bieder, langweilig, versteckt anhören könnte: nein, weit gefehlt, der Nick ist, soweit ich ihn bisher kennen gelernt habe, ein offener, selbstbewusster schwuler emanzipierter Mann (und gern, das wollen Sie sicherlich gar nicht wissen, das was Michi in breitem Wiener Dialekt wohl ‘eane Sau vooar däm Härrrn’ nennen würde). Nur dass er auch sein schwules Leben (und die Sau) nicht in schwulen Szenen auslebt, sondern in privaten Bereichen, Außenstehenden nur mit persönlichen Kontakten zugänglich.

Eine ebenfalls schwule Welt, und keine unbedeutende, die von dem was sich als „schwule Szene“ sieht, über ihre Homo-Kieze, Sex-Parties, CSDs und Straßenfeste gern vergessen, so gar nicht wahrgenommen wird. Und wohl von nicht wenigen Präventions-Projekten auch nicht oder kaum erreicht wird.

Was wir (ich schließe mich da gern mit ein) oft als „die schwule Szene“ (mir wäre allerdings lieber der Plural, die Szenen) wahrnehmen, ist eben doch nur ein Ausschnitt aus der Vielfalt schwulen Lebens, ein nicht unbedeutender Ausschnitt sicherlich, aber auch nicht ‘die ganze Wahrheit’.

Und, falls Sie nach dem Spaziergang und nach Nick fragen … Ja, dieses Gefühl von Sympathie erwies sich als beidseitig, das Kennenlernen erfuhr seine Fortsetzung …

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Zivilcourage zeigen

Zivilcourage ist nicht jedermanns Sache. Oft stehen Angst und andere persönliche Gefühle im Weg. Möglichkeiten, mit Gewalt im öffentlichen Raum umzugehen, kann man jedoch lernen – und dann anderen helfen.

Bei dem (vermutlich) antischwulen Gewaltüberfall, dessen Zeuge ich vor einigen Wochen wurde, hat mich eines besonders geärgert: kaum war auch nur der Anflug einer Bedrohung spür- bzw. hörbar, verschwanden alle Mit-Besucher dieses nächtlichen Cruising-Ortes (sämtlich erwachsene Männer über 30 Jahre) schwuppdiwupp flugs in den Büschen und waren nicht mehr auffindbar, auch nicht auf Rufe zu helfen (bis auf einen jungen Mann, der zurück kam und gottseidank ein Handy hatte). Niemand kam auf die Idee, dem Opfer zu Hilfe zu kommen – geschweige denn die Täter zu stellen.

Feigheit? Mangelnde Zivilcourage?

Ich finde dieses Verhalten nach Jahrzehnten schwuler Emanzipation, nach Jahren voller CSDs, Straßenfeste und sonstigem öffentlichem Ringelpietz beschämend. Nein, eigentlich bin ich stinksauer.
Warum kommt niemand auf die Idee, dass das Opfer vielleicht Hilfe braucht? Warum kommt niemand auf die Idee, zumindest den Notruf zu verständigen, damit Hilfe kommen kann? Warum stellt sich niemand als Zeuge zur Verfügung? Warum können die Täter unbehelligt, unerkannt abziehen?

Sicher, auch mir war mulmig, als ich den Überfall bemerkte. Als ich nach meinem ‘Zwischenruf’ “Was soll das?” registrierte, wie einer der beiden Täter mich fixierte. Angst, kommt er jetzt auf dich zu? Das Opfer, auf dem Boden liegend, schreiend “ich kann nichts mehr sehen!” bringt mich schnell dazu, zu ihm zu laufen – gottseidank, die Täter verziehen sich. Leider auch alle anderen ‘Gäste’ …

Zivilcourage, Mut ist nicht jedermanns Sache. Und niemand will (und soll) sich selbst gefährden. Aber ein Opfer einfach so liegen lassen?

Wie man mit Gewaltsituationen konstruktiv umgeht, kann man/frau lernen!

Die Berliner Polizei (und sicher, für die auswärtigen LeserInnen, auch viele andere Polizeien im Land) bietet zahlreiche Maßnahmen zur Kriminalprävention an, insbesondere auch Seminare, in denen man und frau lernen kann, mit Aggression und Gewalt im öffentlichen Raum adäquat umzugehen. Solche Veranstaltungen gibt es (wie andere Unterstützungsmöglichkeiten und Informationen) auch speziell für Schwule und Lesben.
[nb.: Die Polizei war nicht immer unser Freund und Helfer, ich weiß … Aber mit Gewaltsituationen umgehen zu können ist eine Fähigkeit, die Schwulen und Lesben im Alltag gut gebauchen können.]

Auch das von mir ja kritisch gesehene Überfall-Telefon führt gelegentlich (2mal im Jahr) kurze Veranstaltungen zu Umgang mit antischwuler Gewalt durch, so wieder am 20.11.2006 “Umgang mit Aggression und Gewalt im öffentlichen Raum” (Maneo, 19:00).

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Bareback – Bare? Oder Back? Oder wohin?

Ist safer Sex out in Berlin? Wie weiter mit der HIV-Prävention? Zwei einfache Fragen – deren eingebauter Sprengstoff auf einer Veranstaltung im SchwuZ zu hitzigen Debatten und einem Anflug von Ratlosigkeit führten, sowie zu vielen Rollen rückwärts.

Bareback Diskussion Schwuz Berlin November 2006
Bareback Diskussion Schwuz Berlin November 2006

Schon bei den Begriffen ging und geht es munter durcheinander. „Über welches Bareback redest du eigentlich?“ „Ich unterscheide Bareback lite und heavy Bareback!“ usw. Was einst Ende der 90er Jahre als eine Variante des Sex‘ unter Positiven begann, als „bewusste Entscheidung informierter Positiver“ oder (wie M. Dannecker es nennt) ‚Emanzipation vom Kondom‚, hat sich längst verselbständigt, ist zu einer pseudo-positiv besetzten Worthülse geworden, die jegliche Form von unsafem Sex zu umfassen scheint.

Nicht nur unter Teilnehmern der Diskussion, sondern weit bis in Aids-Hilfen hinein ist eine Art „Roll Back“ in der Präventionspolitik zu beobachten. Eine beunruhigende Entwicklung, bei der über „selbstverschuldete Infektionen“, „Schuld“ und „Drohen“ diskutiert und wild konzipiert wird. Eine Entwicklung, die Stefan Etgeton pointiert hinterfragt mit „wem schadet die Bareback-Debatte in der Prävention eigentlich?“ – und einen differenzierten Umgang mit dem Thema wünscht.
Warum statt Plattitüden à la „wir brauchen wieder mehr Abschreckung“ nicht abwägende, an Vernunft und informiertes persönliches Risiko-Management appellierende Botschaften wie „unter diesen Umständen [wie: 2 als Paar sexuell monogam lebende schwule Männer] ist Bareback okay, und in diesen Kontexten [z.B. der Quickie mal eben nebenbei, unüberlegt ohne Kondom] hast du ein hohes Risiko für …“ ?

Bareback Diskussion Schwuz Berlin November 2006
Bareback Diskussion Schwuz Berlin November 2006

Doch diese Art überlegender Vernunft scheint derzeit auf dem Rückzug zu sein – diesen Eindruck konnte man zumindest zeitweise während der Veranstaltung gewinnen. „Back to the 80s“, das schien einigen Teilnehmern eher vorzuschweben.
Immer wieder kamen aus dem Publikum, vereinzelt unterschwellig auch vom Podium Rufe nach „schockierenden Plakaten“ [als gäbe es nicht längst Daten, dass auch Fotos von Raucherlungen die Anzahl der Raucher oder den Umfang des Tabakkonsums nicht senken], nach „wieder mehr Angst machen“, waren verquere Rufe nach drakonischen Maßnahmen spürbar. Woher diese Sehnsucht nach Repression, nach ‚law and order‘? Ist es die Hoffnung auf ein neues Glücksversprechen risikofreier Zeiten? Oder ein kruder Weg individueller ‚Verarbeitung‘ von Schuld- und Angstgefühlen?

„Angst ist ein schlechter Ratgeber“, riefen die Besonneneren in die Runde, „Horror-Szenarien bringen nichts“. Rolf de Witt betonte, wie wichtig es ist, Respekt für den anderen zu zeigen, nicht auszugrenzen, nicht zu verurteilen. „Tacheles reden ja – aber nicht wild in der Gegend rum provozieren“.
Erwachsene Menschen in ihren Entscheidungen zu akzeptieren, ihnen dafür kompetent Informationen an die Hand zu geben, das scheint – statt mehr Angst, mehr Repression – ein Gebot der Stunde.
Das aber erfordert nicht zuletzt neben guten Ideen aber auch ausreichende finanzielle Mittel. Oder anders herum: wer in den letzten Jahren die Mittel für HIV-Prävention ständig gekürzt hat, wie kann der sich nun über steigende Zahlen bei Neu-Diagnosen wundern? Für Information und Prävention wird zu wenig getan – ja! Aber eben (auch), weil immer weniger finanzielle Mittel dafür zur Verfügung stehen.
Von „mehr miteinander reden“ über „mehr Achtsamkeit füreinander“ und „neue Räume schaffen“, „verschiedenen Strategien für verschiedene Räume“ bis zu „safer Sex einfacher machen“ [wie es z.B. einige Wirte mit ihrer safety 4 free – Kampagne versuchen] – Ideen sind zahlreich im Raum, warten darauf, aufgegriffen, zu ausgereiften Konzepten weiterentwickelt und umgesetzt zu werden.

Warum dann immer wieder diese Schreie nach „Angst machen“, nach Drohkulissen, oft von auffallend impertinenten Schwestern vorgebracht?

Ich merke, wie diese Sehnsucht nach Repression mich erschreckt, schockiert, diese Sehnsucht nach drakonischen Maßnahmen [gern gemischt mit mangelhaften Wissen oder Inkompetenz (da wird schnell mal von der Aids-Hilfe gefordert, BZgA-Plakate zu ändern) und schnellem Delegieren an Andere („die Positiven müssen doch endlich einmal …“, „da muss die Aids-Hilfe aber doch dringend …“)]. Munter wird da Verantwortung zu-geschoben – den Positiven, der Aids-Hilfen, den Schwulen. Als sei man nicht selbst Teil davon. Als habe man nicht auch selbst Hirn und Hand, selbst aktiv zu werden, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Und mich frustriert, dass erneut Diskussionen geführt werden, die wir schon in den 80ern hatten. Das anscheinend viele nicht auf die Idee kommen, die Politik vergangener Jahre sei vielleicht doch ab und an überlegt gewesen, und die Zeiten heute anders. Ich bin froh, als Matthias das wunderbar auf den Punkt bringt: „das Leben mit Aids, mit HIV ist heute anders als vor 20 Jahren. Es ist schön, dass der Grund zur Angst weniger geworden ist – warum nur wollt ihr immer wieder Angst machen, Angst haben?

Horror-Szenarien bringen nichts. Es gilt zu überlegen, wie wir heute realistisch und ohne Angst Informationen, auch über Risiken (zu denen neben HIV auch sexuell übertragbare Krankheiten, auch Hepatitis C gehören sollten) an den Mann bringen, die eigene Handlungskompetenz in verschiedensten Szenarien stärken können.
Nach vorne blicken, nicht Rollen rückwärts bringen uns weiter.

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Berlin Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Denkmal: was wird realisiert?

Neues im Streit um das Denkmal: der LSVD Berlin-Brandenburg fordert die Realisierung entsprechend dem Entwurf der Künstler.

Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen - Bauschild 2006
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – Bauschild 2006

In Berlin wird ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen geplant. Über die konkrete Form der Realisierung hatte es zuletzt heftigen Streit gegeben.

Die Mitgliederversammlung des LSVD Berlin-Brandenburg hat am 28.10.2006 eine Resolution beschlossen. In ihr wird gefordert, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Sinne des Bundestagsbeschlusses und in Form des preisgekrönten Entwurfs des Künstler-Duos Elmgreen/Dragset zu realisieren.

Unter den Erstunterzeichnern der Resolution finden sich nur Personen männlichen Vornamens. Über eine Berücksichtigung irgendwelcher bei der Diskussion am 29.8. vorgebrachten Argumente oder ebenfalls diskutierter Lösungsmöglichkeiten enthält die Rersolution keine Angaben.

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Faröer Homophobie völlig okay ?

Die Regierung der Färöer Inseln lehnt es ab, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung zu verurteilen – Schwule und Lesben zu diskriminieren ist entsprechend der Gesetzgebung der Färöer vollkommen in Ordnung …

Gewalt und Diskriminierung von Homosexuellem, die als solche öffentlich auftreten, sind auf den Färöer nicht selten. Hiergegen einzutreten ist auf den Färöer schwierig – viele Bewohner scheinen der Ansicht, wenn es keine Gesetze dagegen gebe, seien Gewalt gegen und Diskriminierung von Schwulen und Lesben völlig okay.

Hiergegen protestiert die Organisation AAH Act Against Homophobia mit einer Unterschriften-Aktion . Die gesammelten Unterschriften sollen der Regierung der Färöer übergeben werden.

Die Färöer sind innerhalb des Königreichs Dänemark gleichberechtigte Nation (ähnlich wie Grönland). Die Färöer sind im Gegensatz zu Dänemark jedoch nicht Mitglied der EU.
In Dänemark ist Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gesetzlich verboten.

Die Färöer sind allerdings über Dänemark Mitglied in der UNO – erkennen somit die Universelle Deklaration der Menschenrechte an.
Alles nur graue Theorie? Die nicht für Schwule und Lesben gilt?

… und Dank an Sabine für den Hinweis in ihrem Blog!

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten Kulturelles

Verlag Rosa Winkel (1975 – 2005)

1975 gründeten Volker Bruns und Peter von Hedenström in Berlin den Verlag Rosa Winkel. 1978 übernahm Egmont Fassbinder, am 26. Juli 1945 in Kippenheim (bei Lahr, Baden) geboren, die Leitung (bis 1981 zusammen mit Hans Hütt).

‚Rosa Winkel‘ war der erste Verlag in Deutschland nach 1945, der sich speziell schwulen Themen widmete.

Verlag Rosa Winkel Logo
Logo des Verlags rosa Winkel – Autor/-in unbekannt – http://www.maennerschwarm.de/Verlag/htdocs/vrw.html – Gemeinfrei
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Berlin Homosexualitäten

Udo Walz erklärt: Schwulsein nix Analverkehr

Udo Walz ? Ich gestehe, das vierbuchstabige Revolverblatt gehört nicht zu meiner Pflicht-Lektüre, nicht einmal wenn’s irgendwo eh‘ rumliegt.

Aber heute [im September 2006] musste ich einem Link ja doch folgen, wollte die Story einfach nicht glauben. Die ominöse ‘Zeitung’ „ fragte den prominenten Homosexuellen, Star-Figaro Udo Walz “. Ah ja, wir sind gespannt was folgt.

Jetzt werden also schon gewisse Berliner Friseusen Experten in Sachen Homo-Aufklärung…
Aber, das Würgen geht noch weiter:

Herr Walz erklärte in dem Artikel, er möge das Wort „schwul“ nicht, das klinge doch so vulgär. Um uns anschließend wörtlich aufzuklären

Die meisten denken dann gleich an Darkrooms und Analverkehr. Und ich kann Ihnen versichern, dass Homosexualität damit nichts – ausschließlich – zu tun hat.

U. Walz 2006

Ah ja!

Nicht mehr steigerungsfähig?
Aber natürlich doch!
Ob er denn verstehen könne, wenn Leute sich auch heute noch, auch in der Großstadt, darüber aufregen, wenn zwei Männer sich küssen, fragt natürlich ganz ohne böse Absicht die ‘Redakteurin’.

Und Herr Walz antwortet brav, wie bestellt,

Ja, das stört mich nämlich auch.

Und, fährt er bei der nächsten Gelegenheit fort, was er noch nicht mag, diese „speziellen Einrichtungen“, er meint für sexuelle Abenteuer.

Wie ekelig, sich küssende Männer. Und dann auch noch Analverkehr. Und Darkrooms, igitt igitt.

Aber, was ist denn Herr Walz, wenn er sich als schwul bezeichnet?

Udo Walz, Berlinale 2008 (Foto: Siebbi)
Udo Walz, Berlinale 2008 (Foto: Siebbi, Lizenmz cc by 3.0)

Udo Walz, well known German hairdresser Volkswagen People’s Night 2008Siebbi  – CC BY 3.0

Na ja, eigentlich will ich das gar nicht wissen. Ich will nicht wissen, was Herr Walz wählt, wem er die Haare schneidet, und was er im Bett treibt.

Wie beunruhigend allerdings, dass Herr Walz auch noch betont, er sei „ein sehr maskuliner Mann“. Ach, tatsächlich?

Wer’s nicht glauben will und die Würgegefühle nicht scheut: hier der Link .

Und wer nicht weiß, wer Herr Walz ist – seien Sie froh, muss man nicht wissen…

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Herr Walz war 2004 auch gegen die Homoehe:

„Ich finde, zwei Männer können nicht heiraten. Heiraten hat ja auch mit Kindern und mit Fortpflanzung zu tun.“

Udo Walz 2004

Am 26. Juli 2008 dann ließen Udo Walz und sein Lebensgefährte ihre Lebenspartnerschaft registrieren, Schlagzeilen wie „Udo Walz hat geheiratet“ folgten …

… doch Walz lehnt die Homoehe ab. Auch 2019 erklärte er noch, er sei der Ansicht zwei Männer könnten nicht heiraten.

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Udo Walz wurde am 28. Juli 1944 in Waiblingen geboren. Seit 1963 lebte Walz in Berlin. Walz starb am 20. November 2020 im Alter von 76 Jahren in Berlin.