Analverkehr im Museum?
‚Sag mal, siehst du auch, was ich sehe?‚
Grinsend steht Frank vor einem Tuffstein-Relief im Hamburger ‚Museum für Kunst und Gewerbe‘.
Nun, die Darstellung bietet nicht so arg viele Möglichkeiten der Interpretation,
auch wenn bemerkenswerterweise gerade hier der museale Erläuterungstext fehlt …
(wir haben leider versäumt, im Bestands-Katalog des Museums nähere Angaben nachzuschlagen …)
Pier Paolo Pasolini war ein Künstler mit beeindruckender Produktivität.
“Träume sind manchmal schlechte Lehrmeister, Dunya, denn die ganze Wahrheit ist nie nur in einem Traum zu finden. Die ganze Wahrheit findet sich nur in vielen Träumen.” (’Il fiore delle mille e una notte’, 1973)
Die Ermordung Passolinis
Am 2. November 1975, noch vor Uraufführung seines letzten Films ‚Salo oder Die 120 Tage von Sodom‚, wurde Pier Paolo Pasolini (geb. 5. März 1922 in Bologna) in der Nähe von Ostia ermordet aufgefunden.
“Der Tod macht eine fulminante Montage aus unserem Leben, das heißt, er wählt dessen wirklich signifikante … Momente aus und stellt sie in eine Folge. Er macht also aus unserer infiniten, instabilen und unsicheren und also linguistisch nicht beschreibbaren Gegenwart eine klare, stabile und sichere und also linguistisch … beschreibbare Vergangenheit.” (in: Empirismo eretico, 1967)
“Ich liebe das Leben wild und verzweifelt. Und ich glaube, daß diese Wildheit und diese Verzweiflung mich an mein Ende führen… Ich bin skandalös.” (Pasolini in seinem letzten Interview, 31.10.1975)
„Er hat es doch so gewollt„, soll der Christdemokrat Andreotti, damals Regierungschef, die Ermordung Pasolinis kommentiert haben.
Warum diese Verachtung? „In Italien hat kaum jemand Pasolini gemocht, denn er war unbequem für alle Italiener“ (Rossana Rossanda).
Pier Paolo Pasolini, portrait by italian artist Graziano Origa, pen&ink, 1976 – Origafoundation – CC BY-SA 3.0
Pino Pelosi, der damals 17jährige Stricher, war womöglich kein Einzeltäter, darauf deuteten 2014 neue Ermittlungsergebnisse hin. Pelosi selbst sagte inzwischen aus, mindestens sechs weitere Männer seien am Tatort anwesend gewesen. zudem sollen DNA-Spuren vion drei Personen auf Pasolinis Kleidung nachgewiesen worden sein.
Petrolio – Der unvollendete Roman
Eines seiner Werke, der Roman „Petrolio“ („Erdöl“), ist unvollendet. Er gilt als Schlüsselroman, als Enthüllungsroman. Steht die Ermordung von Rasolini am 2. November 1975 in Zusammenhang mit diesem unvollendeten Roman? Dies wurde immer wieder spekuliert. Immerhin, das 21. Kapitel fehlt bis heute …
2010 sei das fehlende Kapitel 21 des unvollendeten Romans wieder aufgetaucht, behauptete ein Senator. Er habe es selbst in den Händen gehabt, und es habe einen „beunruhigenden Inhalt„, teilt er Roman Herzog mit, der dies in ‚Briefe und Kommentare‘ in der aktuellen ‚Lettre‘ berichtet.
Leider sei seine Quelle nie wieder aufgetaucht. Aber immerhin, aufgrund der Ankündigung seien die Ermittlungen über die Umstände der Ermordung Pasolinis wieder aufgenommen worden – immer wieder waren massive Zweifel an der These des ‚Alleintäters‘ Pelosi aufgekommen.
Herzog erinnert in ‚Lettre‘ anlässlich der Geschichte um das fehlende Kapitel 21 an die Zeit Ende der 1970er Jahre in Italien, an die Zeit des „historischen Kompromisses“ zwischen (Euro-) Kommunisten der PCI und Aldo Moros Christdemokraten, an die Ermordung Moros, an die bleierne Zeit danach.
Aldo Moro. PPP. Zwei Morde. Zwei Tabus.
Der Senator berichtet, ebenso wie Herzog, von bizarren Allianzen. Von einem Pakt zwischen abtrünnigen (von Aldo Moros Linie abweichenden) Christdemokraten um Andreotti und Moskau-treuen (und von Berlinguers Linie abweichenden) Kommunisten.
Pasolini – ebenso wie Aldo Moro ein Opfer von Machenschaften, die einem Zweck dienten, dem Aufrechterhalten des status quo?
Nun also neue Ermittlungen zur Ermordung Pasolinis. Und das fehlende 21. Kapitel?
(Roman Herzog: ‚Pasolini, der Senator, das Buch‘; in: Lettre International 92, Frühjahr 2011)
Das Archäologische Museum von Neapel hat neben zahlreichen Mosaiken, Plastiken und weiteren Funden insbesondere aus Pompeji und Herculaneum auch ein ‘Cabinetto oder Gabinetto Segreto’, ein ‘ geheimes Kabinett ’ zu bieten.
Geheimes Kabinett Neapel
1819 besuchte Franz I. (damals noch Herzog von Kalabrien) das Archäologische Museum in Neapel. Hier werden Fundstücke der Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum gezeigt. Doch er war schockiert – so viele ‚eindeutige‘ Exponate in einem öffentlichen Museum? Er ordnete an, sie zukünftig in ein ‚ Geheimes Kabinett ‚ zu verbringen.
In diesem Geheimen Kabinett (Archäologisches Museum von Neapel, Saal 65) werden Fundstücke aus der Antike gezeigt. Alle erotische Motive darstellend, Phallus-Motive, Liebespositionen, Fruchtbarkeistgötter.
Ab 1821 war dieses Kabinett der Erotika (auch. ‚die pornographische Sammlung‘) der Öffentlichkeit überhaupt nicht (meistens) oder nur sehr eingeschränkt (unter Garibaldi; in den 1960er Jahren) zugänglich. Wenn ja, war eine Sondergenehmigung erforderlich (‚reifes Alter und verbürgte Moral‚; eine ganz eigene Geschichte über Privilegien und Moral …). Noch bis 1989 (!) war Frauen der Zutritt prinzipiell untersagt. Erst seit 2000 ist die Sammlung komplett der Öffentluichkeit zugänglich, seit 2005 in einer eigenen Galerie.
2008 war zu diesem Kabinett nur sporadisch und auf Anmeldung Einlass – nicht (mehr) aus Prüderie, sondern damit die kleinen Räumlichkeiten nicht von Besuchern überrannt werden. Inzwischen (2017) besteht eine zeitliche Limitierung auf 15 Minuten.
In diesem Kabinett finden sich einige erotische Objekte aus Pompeji und Herculaneum, die auf einen entspannteren und unverkrampfteren Umgang mit Sexualität in klassischer Zeit hindeuten, darauf dass Erotik in der Antike viel ‘normaler’ war als heute oftmals vorgestellt. Einige Beispiele:
– Amphore mit der Darstellung von Männern beim Analverkehr, 5. Jhdt. v.Chr. (Sammlung Carolina Murat)
– Sammlung von 24 Terrakotta-Penissen (Votivgaben, 4. Jhdt. v.Chr.)
– Marmorplastik Pan und Ziege (Villa dei papirii, Herculaneum, 1. Jhdt. v.Chr.)
– Bronze-Statue (Pompeji, Casa dll’ Efebo, 1. Jhdt. v.Chr.)
– Satyrn darstellende Terrakotta-Figuren (Pompeji, 1. Jhdt. v.Chr.)
– Vasen (Herculaneum, 1. Jhdt. v.Chr.)
Nun denn, wenn ‘richtige Penis – Bilder‘ so erfolgreich sind [bezog sich antwortend auf einen inzwischen gelöschten Post eines anderen Bloggers; d.Verf.], mag ich ja nicht abseits stehen .
Die gab’s auch klassisch genügend zu sehen … und garantiert ohne Adenosin im Penis .
Hier einige Urlaubs-Souvenirs aus Neapel …
Es war gutes Wetter, als wir morgens an Deck frühstückten. Livorno. Sonne, leichter Wind, ein wenig kühl. Aber es war ja noch Morgen. Auf in den Bus gen Florenz …
Schon nach wenigen Kilometern, Pisa im Blick, zeigen sich dicke Wolken in den Bergen.
Nach knapp eineinhalb Stunden kommen wir in Florenz an, eine freundliche alte Dame begrüßt uns, die Stadtführerin. Führt uns zunächst Richtung Palazzo Medici-Riccardi. Den wir auch noch trocken zu sehen bekommen. Allerdings, der Himmel verdüstert sich. Und nur kurze Zeit später schüttet es in Strömen. Sturzbäche ergießen sich auf die Massen von Touristen, die sich plötzlich alle ratlos vor der Kathedrale tummeln, alle irritiert Unterschlupf suchend.
Genervte Touristen geraten sich untereinander und mit der Touri-Führerin in die Haare, erste “wir wollen wieder zum Bus”-Rufe werden laut. Der Regen wird nicht besser, eher heftiger. Der Himmel immer dunkler, ein einziger grauer Brei, keine Besserung in Sicht. Auch nicht bei der Stimmung der werten Mitreisenden – irgendwann setzen wir uns ab, bevor der Nerv auf uns übergreift. Schauen uns, ausgestattet mit schnell gekauftem Schirm und Regenjacke, die Stadt auf eigen Faust an – wie gut, dass der Mann Florenz kennt.
Sind später wieder am vereinbarten Treffpunkt, genervte Mitreisende schauen uns entgeistert an, ja, wir haben uns tatsächlich die Stadt angeschaut, das kann man auch im Regen.
Im Bus allerdings müssen wir uns erstmal trockene Sweatshirts anziehen, die wir vorsichtshalber im Rucksack hatten …
Nach dem beeindruckenden Messina und der Fahrt durch den Stretto werden wir morgens wach in Neapel.
Zeitig bringt der Bus uns vorbei am Vesuv nach Pompeji, der viel besuchten und viel beschriebenen antiken Stadt.
So viel besucht und viel photographiert, dass einige Bilder wohl als Eindruck reichen.
Nach den interessanten Stunden in Pompeji machen wir uns auf zurück in die Stadt. Zu Fuß vom Hafen quer durch die Stadt zum Archäologischen Museum. Lärm Krach Hektik beherrschen die Strassen. Besonders aggressiv die massenhaft auftretenden Scooter, jegliche Fahrtrichtung, Ampel oder (zwar vorhandene aber eh bedeutungslose) Zebrastreifen ignorierend, sich durch jegliche kleinste Lücke auch zwischen Fußgängern durchdrängelnd. Fußwege manchmal kaum erahnbar schmal, jegliche Möglichkeit am Straßenrand auf’s Engste zugeparkt. Selbst auf dem schmalsten verbleibenden Bürgersteig findet sich noch ein Plätzchen für einen ambulanten Straßenhändler und seine Decke, einen kleinen Tisch nebst Stühlen, oder zwei drei Mamas nebst Bambini beim geistesabwesenden intensiven Plausch. Jungmänner, gern Goldkettchen-behangen, führen ihre weibliche Begleitung aus, meist wie an der Leine, mit paschahaften Gesten, gelegentlich dem demonstrativen Griff in’s Gemächte. Werden wir alt? Diese Stadt ist anstrengend …
Irgendwann schaffen wir es etwas geschafft in’s Archäologische Museum von Neapel.
Sehen neben vielem anderen (erotisches ‘Geheimes Kabinett’, dazu später mehr) u.a. das bekannte Alexander-Mosaik sowie auch die beiden Athleten aus Herculaneum im Original, die u.a. schon in Berlin in der sehenswerten Herculaneum- Ausstellung (’Die letzten Stunden von Herculaneum, Pergamonmuseum, 2005) zu sehen waren.
Zurück zum Schiff gehen wir wieder zu Fuß, auf anderem Weg quer durch die Stadt. Ähnlich anstrengend und nervenaufreibend wie der Hinweg.
“Südlich von Rom beginnt Afrika”, hatten Bekannte meines Mannes des öfteren geulkt. Die Stadt hat sich heute alle Mühe gegeben, diesem Klischee gerecht zu werden.
Abends, dem frenetischen Neapel entkommen, sind wir froh, wieder an Bord zu sein, genießen die relative Ruhe des Schiffs. Pompeji war klasse, das Museum sehr interessant, aber Neapel sehr anstrengend. Nein, wir sind uns einig, für uns keine Stadt für einen erholsamen Urlaub. Das Umland gerne wieder, aber nicht diese frenetische anstrengende Stadt.
Ein Blick auf Neapel, schon von See bei der Ausfahrt des Schiffs, auf den Vesuv zeigt noch einmal die riskante Lage der Stadt.
Der 3.323m hohe Ätna (oder Aetna, oder Etna, oder schöner Mongibello) nahe Messina ist der höchste und aktivste Vulkan Europas.
Wir fahren bis auf etwa 2.000mHöhe, spazieren bei tosendem Wind und Blick auf schneebedeckte Gipfel vorbei an einer Gaststätte, an der der Lavastrom des letzten Ausbruchs direkt vorbei floss, blicken den Lavaströmen ins Tal hinterher, stehen auf dem Kraterrand eines der erloschenen Crateri silvestri.
Wie schon einige Male, manche Momente in Natur vermitteln mir tiefste Gefühle …
Die Strasse von Messina trennt Sizilien und Festland (Kalabrien) – eine Meerenge zwischen tyrrhenischem Meer und ionischem Meer.
Messinas “stretto”, die Straße von Messina hat eine Besonderheit zu bieten:
Die zwischen drei und acht Kilometer breite Meeresenge wurde ab 1957 von einer Hochspannungsleitung überquert. Sie diente der Stromversorgung zwischen Sizilien und Festland. Die Leitung war Teil der Fernleitung Sorgente – Rizziconi, aufgehängt an zwei 232m hohen Masten.
Aufgrund der verwendeten Materialien (zu geringe Leitfähigkeit wegen erforderlicher Festigkeit) sowie der Wetterbedingungen genügte die Leitung bald nicht mehr den Anforderungen. Sie wurde Ende der 1990er Jahre durch ein Seekabel ersetzt. Die Masten jedoch blieben ohne Funktion stehen – als “Teil des Landschaftsbildes”.
Die Straße von Messina war auch immer ein mythischer Ort. Skylla und Charybdis trieben hier in der Meerenge ihr Unwesen, fraßen gemeinsam alles, was ihnen in den Weg kam. Sie waren gefürchtet bei den Seefahrern der Antike.
Starke Meeresströmungen transformiert in mythische Gestalten, Ungeheuer als Erklärungsversuche für Natur-Phänomene (ähnlich wie die Kyklopen als Wächter des Ätna). In der ‘Fontana dell Nettuno’ (Neptunbrunnen, 1557, von Giovanni Angelo Montorsoli) in Messina sind sie verewigt.
Der Glockenturm des Doms von Messina (Campanile del Duomo di Messina) birgt eine Besonderheit, die vor allem mittags um 12 Scharen von staunenden Zuschauern anzieht: die mechanische Uhr Messina .
Hier befindet sich die größte und komplexeste mechanische Uhr der Welt. Sie ist ein Gebilde über mehrere Etagen (mit astronomischer Uhr an der Seite), eine Bilderschau, ein Musik. Und sie ist ein Schau-Spektakel, das mittags um 12 für 12 Minuten erfreut.
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