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Kulturelles

Frank Wagner (1958 – 2016)

Frank Wagner, Kunsthistoriker und Kurator in Berlin, realisierte zahlreiche wegweisende Ausstellungen. Besonders bekannt wurde seine europaweit einmalige Ausstellung ‚VOLLBILD.‘ 1988, sowie deren Nachforschung nach 25 Jahren 2013/14 ‚LOVE AIDS RIOT SEX‘.
2018/19 erinnert eine Gedenkausstellung an den Kurator.

Frank Wagner im Januar 2014
Frank Wagner im Januar 2014

Frank Wagner wurde am 27. August 1958 geboren. Er studierte an der FU Berlin Kunstgeschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft. Seit 1985 konzipierte und ab 1987 kuratierte er Kunstausstellungen; seit 1985 war er Mitglied von RealismusStudio der nGbK Berlin.

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Kulturelles

Schnee von gestern

Schnee von gestern. Nein, er ist nicht mehr aktuell. Interessiert niemanden mehr. Ist nicht von heute. Aus der Mode gekommen. Mehr als gestrig, altmodisch. Ne olle Kamelle. Hat sich abgenutzt, ist längst uninteressant geworden.

Schnee von gestern
Schnee von gestern

Aber – woher stammt diese Formulierung ?

Schnee von gestern

Gebräuchlich ist die Formulierung seit dem 19. Jahrhundert. Sie leitet sich vermutlich ab aus dem Refrain eines Gedichts, aus der Ballade des dames du temps jadis (Ballade der Frauen von einst) von François Villon (1431 – nach 1463):

Prince, n’enquerez de sepmaine
Où elles sont, ne de cest an,
Qu’à ce reffrain ne vous remaine:
Mais où sont les neiges d’antan!

(etwa: Prinz, frage nicht wo sie sind, nicht in einer Woche, nicht in einem Jahr – uns bleibt nur dieser eine Reim: wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr; Übers. UW)

François Villon (Darstellung aus Grand Testament de Maistre François Villon, 1489)
François Villon (Darstellung aus Grand Testament de Maistre François Villon, 1489)

François Villon gilt als der bedeutendste Dichter des französischen Spät-Mittelalters an der Schwelle zur Neuzeit.

Bertolt Brecht zitiert Villons Vers in ‚Nannas Lied‘ (1939; vertont von Kurt Weill)

Wo sind die Tränen von gestern abend?
Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?

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Kulturelles

Die Bremer Stadtmusikanten (Gerhard Marcks 1953)

Die wohl bekannteste Darstellung der Bremer Stadtmusikanten aus dem Märchen der Gebrüder Grimm ist die Plastik von Gerhard Marcks am Rathaus Bremen.

Die von dem Bildhauer Gerhard Marcks realisierte Bronze-Plastik Die Bremer Stadtmusikanten wurde am 30. September 1953 aufgestellt (auf dem Marktplatz, unweit des Roland von Bremen). Zuvor war es zu heftigen Auseinandersetzungen um Kosten und Größe gekommen. Inzwischen steht sie unter Denkmalschutz.

Die Bremer Stadtmusikanten, Plastik von Gerhard Marcks (1953), Rathaus Bremen (Foto 2015)

Ein Zweitguß der Plastik steht seit 1973 in Cambridge (Massachusetts) im Busch-Reisinger-Museum der Harvard University.

etwas Besseres als den Tod finden wir allemal - die Bremer Stadtmusikanten
etwas Besseres als den Tod finden wir allemal – die Bremer Stadtmusikanten

In Bremens Partnerstadt Riga steht seit 1990 eine von Christa Baumgärtel realisierte Plastik Die Bremer Stadtmusikanten, gestiftetet von der Freien Hansestadt Bremen. Sie interpretiert die Plastik von Marcks.

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Kulturelles

Raimund Harmstorf (1939 – 1998)

Raimund Harmstorf wurde am 7. Oktober 1939 in Hamburg geboren.

Als Schauspieler wurde Raimund Harmstorf bekannt durch seine Rolle als ‚Der Seewolf‘.

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Frankreich Kulturelles

Chapelle Saint Blaise in Milly-la-Forêt

Die Chapelle Saint Blaise in Milly-la-Forêt – wie aus der Kapelle einer Lepra-Station mit der Ausgestaltung durch Jean Cocteau 1959 eine Kunststation wurde …

Milly-la-Foret, Chapelle Saint Blaise
Milly-la-Foret, Chapelle Saint Blaise
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Bordeaux Kulturelles

Die Bartholomäusnacht (Patrice Chéreau 1994)

‚Die Bartholomäusnacht‘ war der erfolgreichste Film des französischen Autors, Schauspielers und Regisseurs Patrice Chéreau. Gedreht wurden viele Szenen des Films über das Massaker an den Hugenotten nicht an Originalorten in Paris, sondern in Bordeaux.

Patrice Chéreau drehte seine Film „Die  Bartholomäusnacht“ (La Reine Margot, Koproduktion Frankreich – Italien – Deutschland) 1993 nach der Vorlage des Romans von Alexandre Dumas aus dem Jahr 1845. Darsteller/innen sind u.a. Isabelle Adjani, Daniel Auteuil, Jean-Hugues Anglade und Virna Lisi (sowie Thomas Kretschmann in einer frühen Rolle als Nançay).

Paris im Jahr 1572, Zeit der Konfessionskriege. Aus politischen Gründen, um einen lange währenden Glaubenskrieg zu beenden, heiratet Margarete von Valois, die Schwester des (katholischen) Königs von Frankreich, den (protestantischen) Heinrich, König von Navarra. Noch am Abend der Hochzeit jedoch begegnet sie einem geheimnisvollen Fremden (ebenfalls Protestant). Zwei Männer, die fortan ihr Leben bestimmen. In eben dieser Nacht werden Tausende Protestanten auf Befehl der Mutter des Königs umgebracht – das Massaker der Bartholomäusnacht, das Chéreau in seinem Film bildgewaltig (aber nicht immer den historischen Fakten entsprechend) ausmalt.

Szene im Schlafzimmer Margaretes von Valois während der Bartholomäusnacht, Alexandre-Évariste Fragonard (1780–1850)
Szene im Schlafzimmer Margaretes von Valois während der Bartholomäusnacht, Alexandre-Évariste Fragonard (1780–1850)
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Kulinarisches

Dubonnet – der besondere Aperitif

Dubonnet – in Deutschland ein wenig bekannter Aperitif, in Frankreich und besonders auch in Großbritannien hingegen sehr geschätzt. Die Queen mag ihn 7:3 mit Gin …

Nein, Dubonnet ist nicht – wie gelegentlich kolportiert – ein weiterer Vermouth. Jedenfalls nicht ganz. Der feine Unterschied: Chinarinde. Oder das Chinin darin, und der daraus resultierende bittere Geschmack.

Für Dubonnet wird Wein (genauer: Mistelle, ein in Südfrankreich verbreiteter Likörwein) mit Kräutern vergoren (ähnlich wie bei Vermouth / Wermut). Allerdings kommt eine weitere Zutat hinzu: Chinarinde. Die Zugabe von Alkohol stoppt die Fermentation.  Chinarinde sollte (mit ihren Wirkstoffen) gegen Malaria schützen. Chinarinde schmeckt stark bitter, Likörwein und Alkohol maskieren den Geschmack.

1846 ‚erfand‘ der Chemiker und Likörhersteller Joseph Dubonnet (1818 – 1871) in Paris die Rezeptur. Grund: die französische Regierung suchte mittels eines Wettbewerbs nach der besten Möglichkeit, ihren Soldaten der Fremdenlegion das Einnehmen von Chinarinde als Schutz vor Malaria ’schmackhaft‘ zu machen. Die Rinde gelber Chinarindenbäume (Cinchona) enthält Chinin (sowie Chinidin und Chinonidin), das früher als Medikament gegen Malaria und Fieber genutzt wurde.

Dubonet nannte das von ihm kreierte Getränk ‚Quinquina Dubonnet‘:

Dubonnet (Werbe-Plakat, Jules Chéret, 1895)
Dubonnet (Werbe-Plakat, Jules Chéret, 1895)

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Kulturelles

Jazz Yves Saint Laurent 1988

Kann ein Duft ein Zeichen seiner Zeit sein? ‚Jazz‘, von Yves Saint Laurent 1988 auf den Markt gebracht, passte in die Zeit. Ein ‚lässiger‘ Duft, leicht wie Cool Jazz an einem frühen Sonntag Morgen nach einer ausgiebigen Club-Nacht.

Yves Saint Laurent brachte ‚Jazz‚ Anfang Mai 1988 auf den Markt. Es war nach ‚Kouros‘ (1981) der zweite Duft von Yves Saint Laurent – und der erste Duft-Launch, nachdem YSL die Marken-Rechte für Schönheits-Produkte 1987 von Charles of the Ritz zurück erworben hatte.

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Kulturelles

Dreigroschenoper James Last 1968

Dreigroschenoper James Last 1968 – die Dreigroschenoper als weichgespültes Easy Listening? Weit gefehlt – 1968 entstand eine Schallpllatten-Produktion, die inzwischen als legendär gilt.

Die Dreigroschenoper wurde am 31. August 1928 in Berlin am Theater am Schiffbauerdamm) uraufgeführt-

Sie erlebte bereits zahlreiche Aufführungen, Inszenierungen, Verfilmungen (bemerkenswert: die Dreigroschenoper Wolfgang Staudte 1962 / 63), Hörspiele und Tonaufnahmen – unter diesen ist eine der bemerkenswertesten, und leider ein wenig in vergesenen eine aus dem Jahr 1968:

„Die Dreigroschenoper – Songs und Szenen“

Schon die Besetzung lässt aufmerken: Helmut Qualtinger als Peachum, Karin Baal als Polly, Hans Messemer (Macheath / Mackie Messer), Martin Held (Polizeichef Brown), Hanne Wieder (Spelunken-Jenny), Hans Clarin (Bettler Filch), dazu als Moritatensänger Franz-Josef Degenhard und als Ansager Karl-Heinz Köpke. Das ganze unter der musikalischen Leitung von James Last.

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Erstmals – vierzig Jahre nach der Uraufführung – entstand eine Aufnahme, die nicht nur die Songs, oder Potpourris, enthält, sondern „Lieder und Szenen“ – die erste vollständige Einspielung der Dreigroschenoper, alle Musik- und Gesangsnummern einschließlich gesprochener Texte, mit Einverständnis der Witwen von Brecht und Weill, Helene Weigel und Lotte Lenya.

Die Aufnahme Dreigroschenoper James Last 1968 wurden 1969 mit dem Deutschen Schallplattenpreis (einem Vorläufer des heutigen ‚Echo‘, 1963 bis 1992 verliehen) ausgezeichnet (der einzige, den Last erhielt).

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Der Komponist, Bandleader und Arrangeur James Last wurde am 17. April 1929 in Bremen geboren. 1968, zum Zeitpunkt der Aufnahme der Dreigroschenoper, war Last noch weitgehend unbekannt

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1968 entstand neben der Dreigroschenoper James Last noch eine weitere Version der Dreigroschenoper, eine Einspielung als Hörspiel (143 Minuten) unter der Regie von Ulrich Lauterbach (1911 – 1988; 1955 – 1976 Leiter der Hörspielabteilung des Hessischen Rundfunks), u.a. mit Horst Tappert als Macheath

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„Es muss etwas Neues geschehen. Mein Geschäft ist es, das menschliche Mitleid zu erwecken. Es gibt einige wenige Dinge, die den Menschen erschüttern, einige wenige, aber das Schlimme ist, dass sie, mehrmals angewendet, schon nicht mehr wirken. Denn der Mensch hat die furchtbare Fähigkeit, sich gleichsam nach Belieben gefühllos zu machen.“

Peachum zum Publikum

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PS.
meine persönliche Lieblings-Einspielung: die ‚ Dreigroschenoper 1999 ‚ – die Version mit dem Ensemble Modern aus dem Jahr 1999 … damals live gesehen am Kölner Tanzbrunnen …

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Kulturelles

Duns Scotus

Der aus Schottland stammende Johannes Duns Scotus (1266 – 8.11.1308) gilt neben Thomas von Aquin und Albertus Magnus als bedeutendster Theologe und Philosoph des Hochmittelalters (11. – 13. Jhdt.).

Duns Scotus Portrait auf seinem Grab, Minoritenkirche Köln
Duns Scotus Portrait auf seinem Grab, Minoritenkirche Köln

Ob Duns eine Herkunftsbezeichnung ist (Duns ist ein Ort im Süden Schottlands), oder ein Familienname, ist unbekannt.

Auch über Duns Scotus‘ Leben ist nicht viel bekannt. Über sein Leben berichtet das Grab des Duns Scotus kurz „Schottland hat mich geboren, England nahm mich auf, Frankreich lehrte mich, und Köln behält mich“ (Inschrift am Fußende des Sarkophags).

Eine der wesentlichen Fragen, mit denen Duns Scotus sich beschäftigte: in welchem Verhältnis stehen der universalistische Anspruch des christlichen Glaubens und das (ebenfalls universalistische) Wissenschaftsdenken der Antike? Können beide unter Wahrung ihrer jeweiligen Eigenheiten mit einander existieren? In welchem Verhältnis stehen Glaube und Vernunft?

Duns Scotus‘ Ergebnis: die Trennung von Vernunft und Glauben. Das Seiende (Ens) ist der einfachste Begriff überhaupt und in allen anderen Begriffen enthalten. Eine Unterscheidung in Kategorien sei nur bei dem endlich Seienden denkbar, Gott hingegen sei das unendlich Seiende. Die Vernunft beschäftige sich mit dem endlich Seienden, der Glaube hingegen mit dem unendlich Seienden. (Univozität des Seienden

Johannes Duns Scotus starb am 8. November 1308 in Köln. Sein Grab befindet sich in der Minoritenkirche in der Kölner Innenstadt.

Duns Scotus , Minoritenkirche Köln
Duns Scotus , Minoritenkirche Köln

Am 6. Juli 1991 wurde Johannes Duns Scotus (nach mehreren erfolglosen Anläufen zuvor, und auf massives Drängen des Franziskanerordens) seliggesprochen; in der Minoritenkirche erinnert daran eine Gedenktafel:

Duns Scotus Gedenktafel an die Seligsprechung
Duns Scotus Gedenktafel an die Seligsprechung

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Martin Heidegger, Philosoph (1889 – 1976), habilitierte 1915 bei Finke/Rickert mit der Arbeit „Die Kategorien- und Bedeutungslehre des Duns Scotus„.

Heidegger befand sich ab 1925 in einer Liebesbeziehung mit Hannah Arendt, die sich ebenfalls mit Duns Scotus beschäftigte, so z.B. „Bei Augustinus und Scotus, aber nicht bei Thomas, ist der Wille das geistige Organ, das diese Individualität verwirklicht; er ist das principium individuationis.“

„Nicht zuletzt deshalb bleibt Duns Scotus in der Geschichte der Philosophie beinahe der einzige, der bereit ist, wirklich den Preis der Freiheit zu zahlen, der Kontingenz heißt. Nur unter den Bedingungen der Kontingenz eröffnet sich die Chance, etwas Neues zu beginnen, das man auch sein lassen könnte, das also keineswegs absolut notwendig in der Wirklichkeit auftauchen muß. Nur unter den Bedingungen der Kontingenz besteht die Willensfreiheit, letztlich auch die politische Freiheit des Individuums.“

Hannah Arendt