Kategorien
Nachdenkliches

Homo? Hete? Im Fitness trennt sich’s … Oder nicht?

Jetzt wo der Sommer definitiv vorbei ist, für die nächsten Wochen höchstens noch einige schöne Herbsttage in Aussicht stehen, gehe ich wieder häufiger zum Fitness. Was sich manchmal als ganz aufschlussreich erweisen kann:

Denn auch im Fitnesscenter werden sich Heten und Homos ja immer ähnlicher. So haben selbst viele (meist jüngere) Heten-Männer inzwischen entdeckt, dass ein knackiger Po sexy und attraktiv machen kann. Und dass auch dieser Körperteil ein Muskel und somit trainierbar ist. Mühen sich auf Geräten mit tollen Namen wie H1 oder P5, ihrem Allerwertesten die rechte Form zu geben. Noch vor ein, zwei Jahren dachte ich das seien genau diejenigen Geräte, an die nur Frauen und Schwule gehen …

Einige kleine Unterschiede gibt es aber immer noch. Nein, nicht was Sie meinen. Klar, auch wohin sich einer der ersten Blicke richtet ist noch immer unterschiedlich. Der Blick des schwulen Mannes geht doch immer noch häufig zuerst an andere Stellen als der des Hetero-Mannes, vor allem wenn er unter der Dusche ist.

Nein, ich meine eher die kleinen Dinge.
Manchmal beobachte ich erstaunliche Kleinigkeiten, in der Umkleide zum Beispiel.

Da kommen einige Jungmänner von den Geräten, Spind aufschließen, Tasche raus, Schuhe Short und T-Shirt aus – und gleich die Straßenklamotten wieder an. Nix Duschen. Dafür aber reichlich Gel ins Haar, vielleicht auch noch etwas Duftwasser ins Gesicht.
Oder Variante zwei: frisch geduscht, immerhin, zügig Hose und T-Shirt anziehen – und dann, ein schneller Griff in den Rucksack, Pfff Pfff, Deo-Spray unter die Achseln (gerne entweder der Marke mit der kleinen Rechen-Aufgabe, oder der mit dem großen Männlichkeits-Erfolgs-Versprechen). Bei besonders Schnellen auch gerne direkt außen auf’s T-Shirt. Wenn’s ganz übel wird, auch noch in den Schritt.

Es ist spannend zu erleben, welche unterschiedlichen Vorstellungen von Reinlichkeit (nach dem Sport) Mann haben kann – und dass es doch noch Punkte gibt, in denen sich (manche) Heten-Männer eindeutig von Schwulen unterscheiden. Wobei, so manche Frau beneide ich in einigen Situationen wahrlich nicht …

Kategorien
Nachdenkliches

Gedanken über Wahrheit und Freiheit

Wahrheit und Freiheit – „Warum schreibst du eigentlich nicht darüber?“, fragt Dieter mich beim Frühstück. „Na, ich schreib’ doch nicht über alles, ich verkneif’ mir ja auch den Tag der Deutschen (R)Einheit“, antworte ich flappsig.
Wir hatten über die Rede Ratzingers gesprochen, die Reaktionen darauf, über seine Motivation, mögliche Intention. Sprachen danach über Zusammenarbeit in Gruppen und ihr Scheitern, über Toleranz anderen Meinungen gegenüber, über Wahrheit und ihren Besitz, über eigene Meinung und Offenheit gegenüber Kritik.

im Schleusenkrug im Oktober 2006
im Schleusenkrug im Oktober 2006

In der Warteschlange am Fahrkarten-Schalter beginnt mein Gehirn zu rattern, ziellos, irritiert.
Auf einem kurzen Spaziergang durch den Tiergarten steigen einzelne Gedanken aus den Nebeln dieses Ratterns auf.
Im Schleusenkrug (ja, ich sitze draußen, genieße immer wieder einzelne Sonnenlöcher im Meer grau-dunkler Regenwolken) sortieren sich, inspiriert auch durch Pfefferminztee und Beobachten der anderen Gäste im Café, langsam meine Gedanken.

Es gibt Menschen, die meinen, die ‘Wahrheit’ erkannt zu haben. Die ‘Wahrheit’ kann vieles umfassen, z.B. welcher Glaube der ‘Richtige’ ist, wie die Dinge / die Gesellschaft sein sollte, wie nicht, wie man zu diesem Ideal kommen kann, usw. Immer schon habe ich dieser Art von ‘Wahrheit’, egal von wem sie geäußert oder propagiert wird, misstraut (wohl ein Erbe geschätzter Lehrer/innen an der Schule), inzwischen schreckt sie mich eher sogar ab.
Diese Art ‘Wahrheit’ hat immer etwas Ausschließendes, es gibt in ihrem Gegenüber immer etwas notwendigerweise Falsches, Abzulehnendes – und nur zu gerne einen wie auch immer gearteten ‘Kampf’ für das als ‘wahr’ erachtete.
Diese ‘Wahrheit’ muss in ihrer Konsequenz irgendwann wohl Bomben werfen, seien sie verbal oder tatsächlich. Muss Zensur einsetzen, Gedankenpolizei.

Mit Vertretern dieser Art ‘Wahrheiten’ Auseinandersetzungen in der Sache zu führen scheint mir äußerst schwierig, im Kern eigentlich unmöglich. Unmöglich, da eine geistige Auseinandersetzung letztlich beinhalten müsste, beiderseits auch die eigene Position in Frage stellen zu können – was dem Absoluten, das dieser Art ‘Wahrheit’ immanent ist, widerspräche.
Diese Art ‘Wahrheit’ ist nicht nur in ihren Konsequenzen undemokratisch. Ich empfinde sie auch in ihrem Wesen zutiefst als un-menschlich. Un-menschlich, denn Mensch-Sein heißt für mich immer auch, zu denken, in Frage zu stellen, auch meine Gedankenwelt (auch wenn’s schmerzvoll sein kann) in Frage stellen zu lassen. Die Freiheit dieses Denkens hat den Preis, nicht gewiss sein zu können (wie es die ‘Wahrheit’ sein kann). Ich muss mir und dem anderen das nicht-Absolute meiner Gedanken zugestehen, um freies Denken, freien Diskurs zu ermöglichen.

In diesem Sinn hat ihre Art ‘Wahrheit’ etwas sehr Fundamentalistisches. Die Gewissheit, Absolutheit dieser ‘Wahrheit’ scheint mir geradezu Gegenpol von Freiheit, freiem Denken, offener Auseinandersetzung zu sein.

Die Frage
Die Frage

Gegenteil dieser ‘fundamentalistischen’ ‘Wahrheit’ wäre dann das freie Denken, ein (wie George Steiner schreibt) „anarchisches, spielerisches, verschwenderisches Denken“, das mir viel menschlicher erscheint, viel sympathischer als eine falsche Gewissheit einer absoluten ‘Wahrheit’. Leben, Mensch-Sein, das bedeutet (zumindest für mich), lieber frei denken zu können – und dafür auf die Gewissheit des absolut ‘Wahren’ verzichten zu müssen.

Kategorien
Nachdenkliches

15 Jahre

Fünfzehn Jahre ist Jean-Philippe nun schon verstorben. Was mir immer noch zwar nicht wie gestern aber doch wie vor einigen Monaten, höchstens wenigen Jahren vorkommt, ist realiter nun schon 15 Jahre her. Werden wir uns wiederse­hen? Hast du deine Ruhe gefunden?
Sitze im Park bei uns um die Ecke, habe ein Bündel Rosenduft-Räucherstäbchen für Jean-Philippe angezündet. Tot, nicht mehr da, das ist immer noch so schwer verständlich, so schwer fassbar für mich.

.