Frohe Weihnachten 2016 … Joyeux Noël 2016 …
… wünschen … souhaitent … 2mecs Frank und Ulli 🙂
… wünschen … souhaitent … 2mecs Frank und Ulli 🙂
„Unerwartet weitergelebt – wie Ulli Würdemann Aids überstand“ – unter diesem Titel hat Thomas Koch mich anläßlich des Welt-Aids-Tags 2016 am 1. Dezember für die ‚Redezeit‘ von WDR 5 interviewt.
Themen des 27 Minuten dauernden Gesprächs für die Sendung WDR 5 Redezeit Welt Aids Tag 2016 sind u.a.
Das Interview hier als mp3:
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Meine erste Schwulenbar ?
Diese Geschichte spielt in Norddeutschland, Oldenburg im Jahr 1978, an einem trüben Montag Abend, kurz vor 9. Nieselregen. Seit einer Stunde schon streife ich um die Bar herum, am Pferdemarkt, kein Licht, Tür zu, nichts. Natürlich stehe ich nicht direkt davor, die Leute könnten ja denken ich sei – – – so einer. Von der gegenüberliegenden Seite des Platzes beobachte ich das Haus, in dessen Erdgeschoß sich die Bar befindet.
‚ Rien ne va plus ‚ hieß es für mich im Mai 1996. Nichts geht mehr. Aufstehen, weitergehen – nicht mehr dran zu denken. Und doch …
„Das Leben zwingt dich ab und an in die Knie. Es liegt an dir, ob du liegen bleibst oder wieder aufstehst.“ Diesen Rat gaben mir früh ältere Freunde, und ich bemühte mich ihn zu beherzigen. „Aufstehen, Krone richten, weitergehen“, diese ’schwulere Variante‘ kam später hinzu.
Februar 1959. Februar 2016. Mai 1996.
57 Jahre alt werde ich dieses Jahr.
Und eine seltsame Art von 20. Geburtstag darf ich auch feiern, wenig später an einem nicht konkret bestimmten Tag, eher einem Zeitraum, irgendwann zwischen Mai und Juli.
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Ich hadere manchmal damit, älter zu werden. Ich erfreue mich manchmal an meinen Jahren. Ich fühle gelegentlich die Narben, die Schmerzen, die Teil meines Lebenswegs sind. Ich bin dankbar für jeden Moment, jedes Jahr das ich habe obwohl einst sicher schien, dass es ganz anders kommen würde.
Ich genieße harmonische kreative gefühlvolle Momente wie auch vertraute Stille mit Menschen die ich liebe, die mir Freund sind.
Ich bin zutiefst dankbar und glücklich in meinem Mann Geliebten, Weggefährten, Herzensfreund und engsten Vertrauten zugleich gefunden zu haben.
Ich freue mich auf die Momente die mir noch gegönnt sein mögen.
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Mai ’96. Niedergeschlagenheit. Verzweiflung. Angst. Schwarz. Einige Worte kommen mir in den Sinn wenn ich an diese Zeit auf Station ‚Rita‘ im ‚Klösterchen‘ denke. Keines dieser Worte vermag so recht wiederzugeben wie ich mich damals fühlte. Viele andere Momente in meinem Leben die mich erschütterten, selbst jene des Leidens und Todes von Jean-Philippe, vermag ich inzwischen für mich in Worte zu fassen, in Worte die für mich ‚treffend‘ und ‚rund‘ sind. Die besondere Zeit des Frühlings der für mich keiner mehr war, sie in Worte zu fassen vermag ich immer noch nur sehr unbefriedigend.
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Bei all der Freude und Dankbarkeit für all die „doch gelebten Jahre“, und Hoffnung auf kommende, bleibt ganz leise dieses Gefühl „warum ich, warum er nicht?“
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Älter werden. Welch ein Geschenk 🙂
25 Jahre sind vergangen. Ein Viertel Jahrhundert. 25 Jahre, seit ich dich zuletzt gesehen habe. Damals, der Abend im ‚Vaudeville‚, der Aufbruch am Morgen danach.
Ich ahnte nicht, dass dies das letzte Mal war, das wir uns sehen würden. Die Nachricht, du seiest gestorben, nur wenige Tage später. Père-Lachaise, die Trauerfeier, die Einäscherung. Wohl die tristesten, trost-losesten Momente meines Lebens. Dunkler in meinen gefühlten Erinnerungen selbst als die Zeit als es für mich selbst keine Hoffnung mehr gab.
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Es wäre ‚normal‘, wenn Jean-Philippe jetzt hier auf dem Balkon neben mir säße, lachend, glucksend, Musik hörend, an einem seiner Computer spielend, verträumt auf Meer und Horizont schauend. Wenn er sich gerade zickig schmollend kurz zurück zöge, weil ihm irgend etwas nicht passt. Es wäre normal, wenn wir ab und an telefonierten, uns hallo sagten. Es wäre auch normal, wenn wir jetzt seit Jahren keinen persönlichen Kontakt mehr hätten, weil unsere Wege vielleicht in verschiedener Richtung verlaufen sind. Es ist alles andere als normal, dass er jetzt seit 25 Jahren tot ist, keine 30 Jahre alt als er starb.
Tu me manques.
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Noch immer schmerzt die Erinnerung an dich. Nein, eher die Erinnerung an Schmerz Hoffnunglosigkeit Angst, die du erleben musstest. Und an den Schmerz, dich dahinsiechen sehen zu müssen, und alle Liebe dieser Welt kann dir nicht helfen.
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Auch wenn ich Menschen habe, die ich liebe, die mich lieben – dein Platz bleibt leer. Mehr als ein Vermissen. Eine Leere die schmerzt. Ein Schmerz der – so sehr er sich im Laufe der Jahre ändern mag – in der Substanz doch bleibt.
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„das einzige wofür die ganze Sache sich gelohnt hat, das waren diese wenigen Male die ich mich mit einem Menschen tatsächlich eng verbunden fühlen konnte“
a single man
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Einige Erinnerungen über die Zeit mit Jean-Philippe habe ich hier geschrieben: Einige Tage mit dir
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Franks coming out Erinnerungen gibt es derzeit im Deutschen Historischen Museum in einem Video zu sehen – und jetzt auch hier auf 2mecs:
Im Deutschen Historischen Museum und im Schwulen Museum* eröffnete jüngst die Ausstellung ‚Homosexualität_en‘. Der erste Saal der Ausstellung im DHM widmet sich dem Thema Coming Out.
Dem Aufruf des Schwulen Museums folgend habe ich über meine Coming out – Erinnerungen berichtet. Das dabei im November 2014 entstandene Video ist bis Dezember 2015 im Deutschen Historischen Museum zu sehen in der Ausstellung Homosexualität_en – und dank der Einwilligung des Museums jetzt auch hier:
Copyright des Videos Franks Coming out Erinnerungen : Schwules Museum*
Das Video ist auch in der vom 12. Mai bis 4. September 2016 in Münster gezeigten Ausstellung ‚Homosexualität_en‘ zu sehen.
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in this video Frank talks about his coming out 1979/1980, the reaction of his parents, and a conversation with a judge
(video with english subtitles)
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und hier gibt’s / see also Ullis coming out Erinnerungen
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