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Nachdenkliches

Liebe und Verletzlichkeit

Stark sein, ja keine Schwäche zeigen. Perfekt sein, möglichst makellos. Nicht erlebbar machen dass ich nicht perfekt bin. Erst recht nicht hilflos wirken. Und wenn ich es doch bin, dann möglichst verbergen.

Doch ich bin nicht perfekt.

Liebe heißt auch verletzlich zu sein – genauer: sich selbst zu erlauben verletzlich zu sein. Sich verletzlich zeigen. Verletzbar sein durch den den man liebt.

„Verletzlichkeit ist zwar die Ursache von vielen Ängsten und Unsicherheiten. Doch scheinbar ist sie gleichzeitig auch der Geburtsort der Liebe, der Verbundenheit, der Freude, der Kreativität und des Glücks.“

Brené Brown, Sozialwissenschaftlerin

Verletzlichkeit ermöglicht den anderen wirklich zu erfahren.

Liebe ist Verletzlichkeit.

Hippolyte Flandrin, Jeune homme nu assis sur le bord de la mer (auch Étude de nu), 1836 – public domain

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Der Mensch ist ein soziales Wesen. Damit steht er in eigener Abhängigkeit von anderen Menschen – die Verletzlichkeit mit sich bringt. Verletzlichkeit ist existentiell. Sie macht den Menschen mit aus (inhärente Verletzlichkeit). Eine Leben in Sozialität, aber ohne Verletzlichkeit ist letztlich undenkbar.

Verletzlichkeit kann auch durch äußere Einflüsse bedingt sein. Durch persönliche Begegnungen, soziale Faktoren, politische Ereignisse (situative Verletzlichkeit).

Was ist Verletzlichkeit? Von tiefsten Gefühlen sprechen, oder sie sichtbar werden zu lassen. So offen sein, dass ich auf Hilfe angewiesen bin in meiner Nacktheit.

Verletzlichkeit ist Voraussetzung für Nähe, für Intimität, für Liebe. Dem Gegenüber, dem Lover, dem Freund wirklich zu begegnen, das erfordert Offenheit – die Verletzlichkeit mit sich bringt. Verletzlichkeit ist die Schwester einer intensiven Begegnung, von Verbundenheit und Hingabe.

Gleichzeitig bedingt Verletzlichkeit, dass es ein ‚außen‘ gibt. Nach Judith Butler entsteht Verletzlichkeit geradezu erst als grundsätzlichen Gebundenheit des Selbst an das Andere.

Verletzlichkeit bedeutet auf ’neudeutsch‘, die ‚Komfortzone zu verlassen‘, das bekannte Terrain der Sicherheit aufzugeben.

Verletzlichkeit oder Empfindsamkeit ?

Ideengeschichtlich lässt sich Empfindsamkeit im Rokkoko verorten, das auch als ‚Epoche der Empfindsamkeit‘ bezeichnet wurde. Aus der Aufklärung (genauer: erst dem französischen ‚Zeitalter der Vernunft‘, danach dem deutschen ‚Zeitalter der Aufklärung‘) entstand unter Hinzufügen von Sentimentalität und Empfindsamkeit zu rationalem Denken und Vernunft [vgl. Kant / sapere aude!] etwas Neues.

Dass ein Mensch fühlt, und seine (subjektiven!) Gefühle, letztlich seine Seele zum Ausdruck bringt, ist nicht etwa ein Makel – sondern eine Bereicherung. Auch gegenüber äußerlichen Dogmen. Vernunft wird dabei nicht abgelehnt, sie ist (u.a.) ein Mittel Gefühle zu lenken und sich zu entwickeln.

Empfindsamkeit ist dabei nicht gedacht als Gegensatz, sondern als Ergänzung – keine Gegenbewegung, vielmehr eine Strömung innerhalb der Aufklärung. Beiden gemeinsam ist der Gedanke des Bürgers als selbstsicher und selbstbewusst, mit ethischen und moralischen Grundsätzen und natürlichem Menschsein.

Lessing schlägt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (bei Bodes Übersetzung eines Reiseberichts 1768) vor, das englische Wort sentimental mit empfindsam zu übersetzen. Wahrscheinlich die erste Verwendung, die Prägung des Wortes Empfindsamkeit.

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Karl Jaspers zufolge erfordert Selbstwerdung Kommunikation mit anderen Menschen. Das eigentliche Selbstwerden finde in einer Offenbarung sich selbst gegenüber und dann einem anderen Menschen gegenüber statt. Dieses Offenbarwerden könne nicht einzig isoliert mit sich selbst erfolgen. Dieses Offenbarwerden in Kommunkation mit einem anderen Menschen bezeichnet Jaspers als ‚liebenden Kampf‚.

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Hamburg Konzerte & Festivals

Wutzrock 2022

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der Katze und die Hund
denmantau
Lena Stoehrfaktor und das Rattenkabinett
Pöbel MC
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Konzerte & Festivals

Watt en Schlick Fest 2022 – music is a circle of love

… ein Blick in die Runde … vor der Eröffnung …
Till Krägeloh bei der Eröffnung des Watt en Schlick Fests 2022

Ein Festival ohne Regen ist wohl kein Festival – aber ein Watt en Schlick mit Evakuierung wegen Gewitter, das gab’s am Samstag …

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Konzerte & Festivals

mein erstes Konzert – Percewoods Onagram Delmenhorst 1974

Mein erstes Konzert war – eines der letzten Konzerte von Percewoods Onagram, 1974 in Delmenhorst.

Percewood’s OnagramWolfgang Behnken – Tom Sobilo („Dr. Detroit“) und Wolfgang Michels – Lizenz CC BY-SA 3.0

Die von 1967 bis 1974 existierende Band Percewoods Onagram (Delmenhorst & Bremen) entstand um Wolfgang Michels (15.7.1951 Delmenhorst – 14.9.2017 Hamburg) herum, der auch die Figur Mike Percewood ersann.

Die Gruppe gilt als ‚erste Independent Band Deutschlands‘ – sie veröffentlichte mit ihrer eigenen Plattenfirma Virgin (nix zu tun mit später Branson).

Das letzte -beste – Album der Band erschien 1974: Ameurope.

Die Gruppe löste sich 1974 auf, gab aber vorher noch letzte Konzerte, so auch am Max-Planck-Gymnasium in Delmenhorst, das ich damals als Schüler besuchte (und von wo floh sobald ich konnte) – und so mein erstes Konzert erlebte. Die Band spielte anlässlich eines Schulfest 1974 auf dem Schulhof (ein Konzert an das ich mich sehr erinnere, auf dem Treppenpodest in der Ecke).

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Ich war jung – zu jung um zu verstehen was ich da hörte. Es war mein erstes Konzert , aber noch ein unverstandenes. Später mochte ich die Musik sehr, sowohl von P.O. (besonders Ameurope), als auch von Wolfgang Michels. ‚Cause me pain‘ oder ’since I met you my darling‘ berühren mich auch noch heute …

P.O. wie auch Michels erreichten nie große Bekanntschaft. Michels machte anschließend Solo- Karriere,arbeitet mit Ton Steine Scherben zusammen, mit Rio Reiser, wurde von Joan Baez zu einem gemeinsamen Konzert eingeladen (in München, Philharmonie). Rio Reiser spielte einige Lieder von Percewoods Onagram mit deutschem Text ein (veröffentlicht auf Familienalbum).

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Konzerte & Festivals

Breminale 2022

Keboo Breminale 14. Juli 2022
Grausame Töchter Breminale 14. Juli 2022
Scheitern3000 Breminale 15. Juli 2022
eine der Entdeckungen für mich – NAFT aus Gent / Belgien auf der Breminale 15. Juli 2022
dier zweite Entdeckung: DRH aus Frankreich (Jazz metal) Breminale 15. Juli 2022
Tightill Breminale 15. Juli 2022
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Persönliches

Frohe Ostern

Frohe Ostern
Frohe Ostern 🙂
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Köln Konzerte & Festivals

Lionel Hampton 1993 Köln

Lionel Hampton sahen wir 1993 in Köln in der Philharmonie.

Zweimal war Hampton zuvor schon in Köln aufgetreten, 1955 und 1989. 1955 trat er im ‚Zirkus Williams‘ (Aachener Str.) auf. Und am 24. April 1989, gastierte er im Alter von 80 Jahren schon einmal in der Philharmonie Köln.

1993 allerdings war er deutlich älter geworden. Thomas Pape (Köln) erinnert sich in einem Internetforum

„Auf die Bühne der Kölner Philharmonie kam ein hinfälliger alter Mann. Und der blühte auf. Das Vibraphon wurde bald mit vier Schlegeln gespielt und es war perfekt.“ (quelle)

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Kulturelles Persönliches

Nina Hagen

November 1978. Volker drängt, „die müsst ihr hören, völlig schräg, sowas haste noch nie gesehen“.

So lande ich mit einigen Freunden am 18. November 1978 im Rockpalast in Delmenhorst – und höre mein erstes Nina Hagen Konzert. ‚Nina Hagen Band auf Tour 1978‘ – mit ihrer erst kurz zuvor erschienene ersten LP.

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24. April 1982 Spliff Konzert in Bremerhaven – die ehemalige Nina Hagen Band, nun ohne Nina Hagen.

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„Mir ist egal, ob jemand Buddhist oder Moslem oder Christ ist – für mich ist es wichtig, ein Anti-Faschist zu sein und den Willen zu haben, friedlich mit den anderen zusammenzuleben.“

Nina Hagen, Interview SZ Magazin 15. Juli 2010

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1987. In Amsterdam lerne ich Julien kennen. Oft besuche ich ihn, in Nizza, in Mougins, später in Paris. Durch ihn entdecke ich Milly-la-foret.

Julien ist heftig Nina Hagen Fan – und ich damit beschäftigt, für ihn Bootlegs und Tapes mit Nina zu besorgen. Nina macht länsgt keinen Punk mehr. Oder doch?

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15. Januar 1988 – Julien lädt mich ein, Überraschung: Nina Hagen Konzert in den Folies Bergères in Paris.

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Anfang der 1990er Jahre. Meine erste Wohnung in Berlin, nahe der S-Bahn-Station Prenzlauer Allee. Später erfahre ich, Nina Hagen wohnte mit ihrer Mutter in ihrer Kindheit in der Nähe, besuchte die POS in der Nähe (Dunckerstr.), zog später in die Kastanienallee.

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Silvester 2013. ‚Nina Hagen and Friends‘, im Berliner Ensemble. Gegen Schluss sing sie mit ihrer Mutter Eva Maria Hagen (1934 Költschen – 2022 Hamburg) ‚Farbfilm‘, unvergessen …

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„Frühe Bands wie die Slits oder X-Ray Spex (Siebziger) und später die Riot Grrrls (Neunziger), Siouxsie sowie die inzwischen leider vollkommen abgedrehte Nina Hagen brachen sowohl mit den herrschenden Geschlechternormen von Passivität und Fürsorglichkeit, als auch mit der Vorstellung des weiblichen Körpers als Verfügungsgut für männliche Begierde. Dies manifestierte sich auch in der Kleidung: zerrissene Strumpfhose, an die SM-Szene erinnernde Nietenhalsbänder, Tütüs in Kombination mit schweren Lederjacken und Springerstiefeln. So hatte man das Leid, unter der patriarchalen Herrschaft gleichzeitig Barbie- als auch Sexpuppe sein zu müssen, gleichzeitig brechen und den potentiellen Tätern vor Augen führen können.“

Veronika Kracher, The great Punk Rock Awareness Swindle, in Punk as Fuck, 2022

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Persönliches Putins Krieg

warum macht der das?

Schwiegermutter ist zunehmend dement. Heute hat sie einen recht guten Tag. Plötzlich fragt sie unvermittelt „warum macht der das, der Putin? Das ist doch so schön da.“ Vor vielen Jahren war sie auf Reisen in der Ukraine.

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Persönliches Putins Krieg

meine Hilflosigkeit (angesichts Putins Krieg)

In Zeiten der Corona Pandemie habe ich immer die Stirn gerunzelt, wenn Menschen die Situation ernsthaft mit der Situation in der Aids- Krise verglichen haben. 

Einige Monate keine Konzerte, Clubs geschlossen?
Einige Tage Quarantäne?
Oh Mann, in den schlimmen Jahren haben wir jahrelang ohne Hoffnung und Perspektive alles ertragen müssen.

Die Situation in der Corona Pandemie schien und scheint mir um so vieles anders als die in der Aids-Krise. Unvergleichbar.