In den Meinungsumfragen für die US-Wahlen am 7. November fallen die Republikaner immer weiter zurück, gehen die Demokraten in Führung. Leider aus zweifelhaften Gründen.
Galt vor der Sommerpause noch, dass ein knappes Behaupten der zugunsten der Republikaner erwartet wurde, vermuten einige Analysten inzwischen im Abgeordnetenhaus sowie im Senat einen Erdrutsch-Sieg der Demokraten.
Das Erstaunliche an dieser Entwicklung: der Stimmungsumschwung unter den Wählern ist nicht das Ergebnis einer Politik. Nicht auf den Irak-Krieg der Bush-Regierung ist der Umschwung zurückzuführen, nicht auf Bushs Innen- oder gar Außenpolitik, nicht auf seine Wirtschaftspolitik, auch nicht Iran- oder Nordkorea-Krise gaben den Ausschlag.
Entscheidend für den Stimmungswandel gegen die Republikaner ist scheinbar vielmehr in gravierendem Umfang ausgerechnet ein Schmierenstück – das Verhalten des schwulen Republikaner-Abgeordneten Mark Foley, der inzwischen zurückgetreten ist, sowie der Umgang der Partei damit.
Der Abgeordnete Mark Foley (Rep) chattete 2003 in sexuell eindeutiger Weise mit Minderjährigen. In der US-Presse wird der Chat des Politikers zu einem großen Skandal aufgeblasen – oft mit deutlich anti-schwulen Untertönen. Gern vergessen wird dabei, dass z.B. in beinahe allen (bis auf 2) US-Bundesstaaten bereits Teenagern ab 16 Jahren (mit elterlichem Einverständnis) die Heirat erlaubt ist. Das Alter erster sexueller Aktivitäten dürfte auch in den USA noch niedriger liegen …
Die New York Times betont inzwischen (15.10.2006) den auffälligen Kontrast zwischen „outward homophobia and inner gayness“ bei den Republikanern, angesichts der großen Zahl offen und nicht offen schwuler Mitarbeiter und Abgeordneter in dieser Partei und der Parteipolitik in Sachen Homosexualität.
Die Affäre Foley – ein (in weiten Teilen schwulenfeindliches) Schmierenstück, das nicht für einen Umschwung in den Meinungsumfragen sorgt, sondern auch den Kern des Problems verdeckt.
Das eigentliche Problem sind Politiker, die nicht offen schwul sein können – aus welchen Gründen auch immer. Und Parteien, die immer noch nicht zu ihren schwulen (oder lesbischen) PolitikerInnen stehen wollen, aus eben dem Grund ihrer Homosexualität. Politiker, die aus gleichen Gründen nicht zu ihren KollegInnen stehen wollen. PolitikerInnen, die aufgrund ihres Schwulseins oder Lesbischseins beurteilt werden, nicht ihrer politischen Leistungen.
Wünschenswert wären politische Parteien, in denen die sexuelle Orientierung ihrer Mitglieder für die politischen Engagements nicht bedeutend ist (weder im Negativen noch im Positiven). Und das nicht nur in den USA …
Dass schwule Politiker anti-schwule Politik machen, wird das allerdings auch nicht wesentlich verhindern.
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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs