Im Bündnis Queere Nothilfe Ukraine haben sich zahlreiche LGBTIQ*– Orgainisationen zusammengeschlossen, um der queeren Community in und aus der Ukraine zu helfen, bei Versorgung (auch medizinischer Versorgung) und bei Ausreise, Evakuierung, Flucht vor Putins Krieg gegen die Ukraine. Bis Anfang Mai 2022 kam bereits eine halbe Million Euro zusammen.
Kategorie: Politisches
24. Februar 2022. Putins Krieg gegen die Ukraine, gegen Freiheit und Demokratie. Der größte Angriff auf ein Land Europas seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Zäsur in der Entwicklung Europas
Putin erklärt der Ukraine den Krieg – seine Verachtung der Weltgemeinschaft zeigend verkündet während einer Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.
Putin verschiebt Grenzen, zieht Grenzlinien, an den das freie Europa endet. Putin führt einen Angriffskrieg .
Zum zweiten Mal nach der Annexion der Krim 2014 (plus eingefrorene Konflikte wie in Transnistrien und Abchasien) setzt Putin in Europa Krieg als Mittel der Politik ein.
Und auch 2023 spricht Putin von der Ukraine als die „historischen Gebiete, die man heute Ukraine nennt“, die man Russland „wegnehmen“ wolle (Putin Rede am 21.2.2023).
Die „Stedingsehre auf dem Bookholzberg“ bei Oldenburg sollte einst eine Nazi- Kultstätte werden. Eine Freilichtbühne und Volksbelustigung mit Blut-und-Boden – Ideologie, die später in Vergessenheit geriet.
1934 (Uraufführung 27.5.34) wurde das Volksschauspiel „De Stedinge“ des Oldenburger Heimatschriftstellers August Hinrichs (1879 Oldenburg – 1956 Huntlosen) sehr erfolgreich aufgeführt auf der 700-Jahr-Feier der Schlacht bei Altenesch (für die er es extra verfasst hatte). Freie Stedinger Bauernfamilien wurden in der Schlacht bei Altenesch 1234 von Bremer und Oldenburger Bischof unterworfen (Stedingerkrieg).
„Stedingsehre ist ein Beispiel für Geschichtsverfälschung im Sinne ideologischer Indoktrination.“
Gerhard Kaldewei, Professor für Geschichte
Hinrichs war zuvor bereits u.a. mit der ‚Swienskomödi‚ (Titel hochdeutsch ‚Krach um Jolanthe‚) bekannt geworden. Die in großen Teilen in Wiefelstede gedrehte Verfilmung hatte im August 1934 Uraufführung im 2007 geschlossenen ‚Wallkino‘, damals noch Wall- Lichtspiele.
„Heimat als schicksalhafte Verbundenheit mit der Erde“
dem NS-Heimatfilm ‚Das alte Recht‘ vorangestelltes Zitat von August Hinrichs, der Film hatte am 27. Januar 1934 Premiere in den Wall Lichtspielen Oldenburg
NS-Gauleiter Carl Röwer (selbst gebürtiger Stedinger) beschloss nach dem großen Erfolg von ‚De Stedinge‘ die Errichtung einer ‚Thingstätte‘ mit Freilichtbühne und monumentalem Kulissendorf – ‚Stedingsehre‘.
Das Kulissendorf (Entwurf: Architekten Walter Reimann, Berlin & Ernst Behrens, Delmenhorst) soll im Stück das Dorf Altenesch darstellen. Es bestand neben zahlreichen reetgedeckten Fachwerkhäusern aus einer großen Kirche (Beton-Bau, Feldsteine nur außen als Verkleidung), Wassergraben und Deich.
Von den umgebenden nach Norden geöffneten Zuschauerränge hatten Besucher einen Blick auf Dorf und die dahinter liegende Wesermarsch-Landschaft – Theaterbühne und Landschaft vermischen sich.
Die Freilichtbühne bot Platz für über 20.000 Menschen.
Am 29. Oktober 1934 fand die Grundsteinlegung für die ‚Weihestätte Stedingsehre‘ statt, in Anwesenheit von Alfred Rosenberg und Heinrich Himmler. Am 14. Juli 1935 folgte die Einweihung.
Hinrichs Stück wurde hier als ‚Spiel vom Untergang eines Volkes‘ von 1935 bis 1937 von der Niederdeutschen Bühne Oldenburg mit großem Erfolg aufgeführt (Spielzeiten 1935 ca. 80.000 Zuschauer, 1937 ca. 150.000 Zuschauer). Hinrichs überließ die Rechte an seinem Heimatstück der ‚Stiftung Stedingsehre‘. Die UFA realisierte 1936 einen Kurzfilm über die Aufführungen.
1939 fand in Stedingsehre die Uraufführung des Stücks ‚Steding Renke. Spiel vom Opfergang eines Volkes‘ statt (Autor wieder August Hinrichs). Stedingsehre wurde neben seiner Verwendung als Freilichtbühne auch als Ort für Massenaufmärsche oder am 19. Juni 1939 eine Sonnenwendfeier (mit Rede des 1946 als Kriegsverbrecher hingerichteten NS- Chefideologen Alfred Rosenberg) genutzt. Planungen, Stedingsehre zu einer gigantischen Schulungsstätte (‚Gauschulungsburg‘, Planmung Architekt Ernst Behrens (1901 – 1988), Delmenhorst) und einem Nationaldenkmal auszubauen wurden nicht mehr realisiert.
Auch nach Ende der NS-Diktatur wurde das Gelände weiter genutzt – zunächst als ‚Kriegsversehrtendorf‘, später u.a. für Musikveranstaltungen und Theater-Aufführungen (so in den 1970er Jahren ‚Pipi Langstrumpf‘). Später geriet das Gelände in Vergessenheit.
August Hinrichs starb am 20. Juni 1956. Sein Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof Oldenburg. Seine Rolle in der NS-Zeit ist bis heute umstritten.
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Zuschauerränge und Reste des Kulissen-Dorfes (Spieldorf) stehen noch heute (auf dem Gelände des Berufsförderungswerks Bookholzberg, Dporfplatz weitgehend zugewachsen). Das Gebäude der Kirche wurde 1943 durch eine Fliegerbombe zerstört. Das Gelände steht seit 1992 unter Denkmalschutz. Es ist derzeit nicht frei zugänglich.
,,Dieser Ort muss zugänglich gemacht werden. Aber nur unter Bedingung, dass über den Hintergrund informiert wird.“
Prof. Lutz Walk
Stedingsehre ist auch Ziel von ‚Ausflügen‘ von Rechtsextremen, so im Juli 2023 (Bericht taz)
Mit der Geschichte von Stedingsehre befasste sich u.a. 2007 eine Ausstellung im Nordwestdeutschen Museum für Industriekultur auf der Nordwolle Delmenhorst.
Die Kulturetage Oldenburg widmete ihre Produktion ‚Visionen für einen Unort‘ 2021 der Auseinandersetzung mit diesem belasteten Ort.
Ein Förderverein plant ein IDZ Informations- und Dokumentationszentrum.
offshore Windpark Butendiek
Butendiek – der ab 2014 errichtete offshore Windpark liegt ca. 35 km westlich der Küste von Schleswig Holstein vor Sylt. Bei klarem Wetter ist er von Westerland auf Sylt (32 km entfernt) aus recht klar zu erkennen:
80 Windenergieanlagen haben insgesamt eine Nennleistung von 288 MW (zum Vergleich: das 2004 außer Betrieb genommene AKW Stade hatte eine Leistung von 640 MW netto, das 2011 abgeschaltete AKW Unterweser von 1.410 MW). Der Windpark versorgt nach Betreiberangaben ca. 370.000 Haushalte mit erneuerbarer Energie.
Der Windpark wurde im August 2015 vollständig in Betrieb genommen (Baubeginn Frühjahr 2014). Nach Alpha Ventus war Butendiek der zweite offshore Windpark, der eine Betriebsgenehmigung erhielt.
Die Umspannungsplattform des Windparks ist über die Konverterplattform SylWin alpha an die Konverterstation Büttel angebunden.
Die Windenergienanlagen des Windparks Butendiek befinden sich im Vogelschutzgebiet Östliche Deutsche Bucht sowie in einem Naturschutzgebiet – zum Zeitpunkt der Genehmigung war die Ausweisung des Naturschutzgebietes allerdings noch nicht erfolgt. Der Nabu befindet sich wegen der seiner Ansicht nach falschen Standortwahl in einem Rechtsstreit.
Ende Oktober 2021 wurde bekannt, dass der Netzbetreiber tennet plant, 130km vor Sylt eine künstliche Energieinsel zu errichten. Sie soll als Verteilkreuz drei Windparks miteinander koppeln und einen gemeinsamen (statt 3 einzelner) Landanschluss ermöglichen.
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butendiek = plattdeutsch, außerhalb des Deiches gelegen
In den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge von Oldenburg sowie die kleine jüdische Schule zerstört. Alle Oldenburger Juden wurden von SA-Männern verhaftet. Auf vielfache Weise wird der Novemberpogrome, der Zerstörung der Synagoge und der Deportation der Oldenburger Juden 1938 gedacht.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (Novemberpogrom, sog. Reichspogromnacht) drangen zahlreiche SA-Leute in die Synagoge an der Peterstraße in Oldenburg ein. Sie setzten die Synagoge an der Peterstrasse ebenso wie das nebenan gelegene Schulgebäude in Brand. Alle Juden Oldenburgs wurden verhaftet.
Sie wurden über Nacht in der Polizeikaserne (damalige Ordnungspolizei) am Pferdemarkt interniert, die als Hauptsammelstelle diente. Frauen und Kinder wurden am nächsten Morgen wieder freigelassen. 43 verhaftete Männer wurden am 10. November 1938 gezwungen durch die Stadt an der zerstörten Synagoge vorbei zum Gerichtsgefängnis zu gehen.
Am 11. November wurden 32 Männer (11 waren u.a. aufgrund ihres hohen Alters freigelassen worden) zurück zum Pferdemarkt gebracht. Zusammen mit verhafteten Juden Ostfrieslands und aus dem Oldenburger Land wurden die insgesamt etwa 500 Männer nach einem Fußmarsch zum Hauptbahnhof Oldenburg in das KZ Sachsenhausen deportiert.
Drei der Täter wurden im Sommer 1949 angeklagt. Zwei von zzzihnen stritten jegliche Beteiligung ab. Alle drei erhielten Haftstrafen zwischen 9 Monaten und 21 Monaten Gefängnis.
Erinnerungsgang Oldenburg
1981 veranstalteten Bürger:innen von Oldenburg den damals so genannten ‚Judengang‘. Er vollzog in Form eines Schweigegangs den Weg der inhaftierten Oldenburger Juden vom Pferdemarkt zum Gerichtsgefängnis nach.
Dieser Erinnerungsgang findet seit 1982 jährlich (Ausnahme 2020 aufgrund der Coronavirus Pandemie) am 10. November statt, veranstaltet vom Arbeitskreis Erinnerungsgang. Die konkrete Gestaltung übernimmt seit 2005 jeweils eine Oldenburger Schule.
2020 als Gang aufgrund der Coronavirus Pandemie ausgefallen, fand der Erinnerungsgang Oldenburg im Jahr 2021 wieder statt, mit über 800 Teilnehmer*innen, am 10. November 2021.
Auch 2022 fand der Erinnerungsgang Oldenburg wieder statt – am 10. November 2022 ab 15:00 Uhr, Innenhof der Landesbibliothek am Pferdemarkt.
Beim Erinnerungsgang 2023 wies Oberbürgermeister Jürgen Krogmann in seiner Rede auch auf die aktuelle Situation in Israel hin.
Synagoge Oldenburg
Die Überreste der zerstörten Synagoge wurden abgeräumt. Ein Teil davon wurde für Wegepflasterung verwendet.
Das Grundstück der zerstörten Synagoge wurde 1951 an die Jüdische Gemeinde zurückübertragen.
Angesichts der geringen Mitgliederzahl verkaufte sie das Grundstück an die Gemeinde.
Gedenken an die Deportation Oldenburger Juden 1938
Gedenktafel an der ehemaligen Polizeikaserne Pferdemarkt
Das Gebäude der ehemaligen Ordnungspolizei wird heute als Landesbibliothek Oldenburg genutzt.
Im Hof- Durchgang erinnert eine Gedenktafel an die Deportation Oldenburger Juden:
Gedenkstein von 1967
1967 wurde neben dem Grundstück der zerstörten Synagoge ein Gedenkstein errichtet (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit).
Der in Beton realisierte Gedenkstein wurde von dem Künstler Franz Joseph Kampmann (geb. 16.8.1931 Essen) entworfen. Kampmann war 1960 bis 1968 Kunsterzieher an der Hindenburgschule in Oldenburg (danach tätig bis 1991 in Velbert).
Der Gedenkstein wurde am 24. September 1967 eingeweiht. Er trägt die Inschrift (in deutscher und hebräischer Schrift):
„HABEN WIR NICHT ALLE EINEN VATER
Text des Gedenksteins 1967
HAT UNS NICHT EIN GOTT GESCHAFFEN
WARUM DENN VERACHTEN WIR EINANDER“
[hebräischer Text- Teil]
HIER STAND BIS 1938 DAS GOTTESHAUS DER JÜDISCHEN GEMEINDE“
Denkmal von 1990
1990 wurde ein Denkmal aus 170 stürzenden Säulen aus schwarzem Basalt, gelegt auf dem Fundament der ehemaligen Synagoge, errichtet. Es wurde von dem Bildhauer Udo Reimann (geb. 22.7.1939 in Jauer, Schlesien; seit 1968 in Oldenburg) entworfen.
Das im November 1990 eingeweihte Denkmal trägt den Text
„ZUM GEDENKEN AN ALLE OPFER
Mahnmal 1990 Text 1. Platte
WÄHREND DER ZEIT
DES NATIONALSOZIALISMUS
IN OLDENBURG 1933 BIS 1945
IHR OPFER VERPFLICHTET UNS,
FÜR FREIHEIT, FRIEDEN
UND GERECHTIGKEIT
EINZUTRETEN“
Die zweite Platte trägt folgende Inschrift:
„KOMMT IHR ALLE,
Mahnmal 1990 Text 2. Platte
DIE VORÜBERGEHT,
SCHAUET UND SEHT
OB EIN SCHMERZ
SEI WIEDER SCHMERZ,
DER MIR ANGETAN WORDEN
Klagelieder Jeremias Kap. 1,12“.
Denkmal 2013 / 2015
Auf der dem Standort der ehemaligen Synagoge gegenüberliegenden Straßenseite wurde 2013 auf Beschluss des Rats der Sadt Oldenburg ein Denkmal errichtet, entworfen von dem Architekten Hans-Dieter Schaal.
Die Gedenkwand neben dem Gebäude des Kulturzentrums PFL wurde eingeweiht am 11. November 2013. Aufgrund fehlender und falscher Personendaten fand am 4. Juni 2015 eine Korrektur statt.
Das Denkmal trägt den Text
Wir erinnern an die
Inschrift Denkmal von 2013 / 2015
Bürgerinnen und Bürger
der Stadt Oldenburg,
die während der
nationalsozialistischen
Judenverfolgung ermordet
wurden.
Wir gedenken Ihrer in tiefer
Trauer und Scham.
2013
Der Rat der Stadt Oldenburg
Arbeitskreis Erinnerung gestalten
Am 27. Juli 2021 wurde die Gedenkwand mittags auf Vorder- und Rückseite mit antisemitischen Parolen beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt. Die Parolen wurden am Morgen des Folgetags von einer Reinigungsfirma entfernt. Am gleichen Tag fand eine Mahnwache statt.
Gedenkstein an der ehemaligen Justizvollzugsanstalt Gerichststraße
Auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (Gerichtsgefängnis) in der Gerichtsstraße befindet sich ein Gedenkstein, eingeweiht 1988.
Der Gedenkstein auf dem Gelände der ehemaligen JVA Oldenburg trägt die Inschrift
„ERINNERUNG
IST DIE
GRUNDLAGE
DER VERSÖHNUNG“
Eine kleinen Zusatztafel neben dem Gedenkstein vermerkt
„Im Gedenken
an die jüdischen Mitbürger, die
am 10. November 1938
im Anschluß an das Pogrom Reichskristallnacht
über das hiesige Gefängnis in das
Konzentrationslager Sachsenhausen-Oranienburg
verbracht wurden.“
Vor dem Eingang zur ehemaligen JVA Gerichtsstrasse informiert eine Tafel in der Mauer an den Erinnerungsgang.
der wiederentdeckte Grundstein der Synagoge Oldenburg
Der Grundstein der Synagoge von Oldenburg wurde 1959 bei Bauarbeiten wiederentdeckt. Der Inhalt wurde dem Verein ‚Jüdische Kultusvereinigung zu Oldenburg e.V.‘ übergeben (inzwischen im Besitz des Braunschweigischen Landesmuseums).
Der leere zweiteilige Grundstein selbst gelangte in den Besitz des Stadtmuseums Oldenburg. Im Rahmen eines Festakts wurde er am 19. Juni 2019 der Jüdischen Gemeinde Oldenburg zurückgegeben.
Er verbleibt als Dauerleihgabe im Stadtmuseum und wird Teil der Dauerausstellung.
Der Einsatz von Wasserstoff im Schienenverkehr mittels Brennstoffzellen (Hydrail) gilt als große Hoffnung für umweltfreundlichen Verkehr auf nicht elektrifiztierten Schienenstrecken.
Über 40 Prozent des Schienennetzes in Deuschland sind derzeit nicht elektrifiziert und werden nahezu ausschließlich im Diesel-Betrieb genutzt. Hier liegt ein großes Potenzial für umweltfreundlichen Schienenverkehr. Voraussetzung: die Verwendung von ‚grünem Wasserstoff‚, Wasserstoff der unter Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen produziert wurde.
In Bremervörde im Norden von Niedersachsen wird der Einsatz von Wasserstoff im Schienenverkehr bereits seit 2018 erfolgreich getestet.
Inzwischen wird der Regelbetrieb vorbereitet und die erforderliche Infrastruktur aufgebaut.
seit 2018: Wasserstoff-Züge im Personenverkehr zwischen Bremervörde und Cuxhaven
Seit 17. September 2018 setzen die Elbe-Weser-Verkehrsbetriebe EVB auf der – nicht elektrifizierten – knapp 100 km langen Verbindung zwischen Buxtehude und Cuxhaven zwei Fahrzeuge Alstom Coradia iLint ein. Zum ersten Mal weltweit werden hier im öffentlichen Linienverkehr Brennstoffzellen – Schienenfahrzeuge (Vorserienfahrzeuge im Pilotbetrieb) im Regelbetrieb eingesetzt.
Die iLint-Züge von Alstom wurden erstmals am 20. September 2016 vorgestellt (erster Personenzug in Serienfertigung mit Wasserstoff-Antrieb). Sie können eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h erreichen, die Reichweite liegt zwischen 600 und 800 km. Am 14. März 2017 fanden die ersten Probefahrten statt.
Für die Wasserstoff-Versorgung der Brennstoffzellen (2x 20 kW Leistung) befinden sich zwei jeweils 90kg Wasserstoff fassende Tanks auf dem Dach
Am 11. Juli 2018 wurden die Fahrzeuge des Typ iLINT für den kommerziellen Fahrgasteinsatz in Deutschland zugelasssen.
2020: die weltweit erste Wasserstoff- Tankstelle für Personenzüge entsteht in Bremervörde
In der Region Bremervörde soll 2022 der Regelbetrieb von Wasserstoffzügen im Schienenpersonenverkehr starten. Zu deren Versorgung wird eine Wasserstofftankstelle errichtet.
Die Bauarbeiten für die in der Nähe des Bahnhofs Bremervörde gelegenen Wasserstoff-Tankstelle für Züge begannen im September 2020. Errichtet wird sie im Auftrag der LNVG Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen vom Gas- Unternehmen Linde.
Die LNVG wurde 1996 gegründte und ist zu 100% im Besitz des Landes Niedersachsen. Sie unterhält einen landeseigenen Fahrzeugpool (LNVG beschafft und vermietet).
Die Fertigstellung ist geplant für Mitte 2021. Sie soll eine Kapazität von nominal 1.600 kg Wasserstoff pro Tag haben (und wäre damit eine der größten Wasserstofftankstellen der Welt).
Die Wasserstofftankstelle Bremervörde dient nach Inbetriebnahme der Versorgung der Wasserstoffzüge im Regelbetrieb (s.u.). Sie ist damit die erste Wasserstofftankstelle für Personenzüge.
Eine spätere Erweiterung der Wasserstofftankstelle um eine Anlage zur vor-Ort- Herstellung von grünem Wasserstoff ist angedacht. Zunächst wird der Wasserstoff aus Stade und Hamburg sowie den Niederlanden per LKW angeliefert.
ab 2022: Wasserstoff-Züge im Regelbetrieb in Niedersachsen
Ab 2022 sollen Wasserstoff-Züge in Niedersachsen im Regelbetrieb eingesetzt werden.
Zunächst ist der Einsatz von 14 Alstom- Regionalzügen vorgesehen. Diese hat die Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen zwischenzeitlich bestellt. Der am 9. November 2017 unterzeichnete Vertrag umfasst die Beschaffung sowie 30 Jahre Instandhaltung durch Alstom in der EVB-Werkstatt Bremervörde.
Hergestellt werden die Züge im Alstom-Werk in Salzgitter (Niedersachsen). Die Fahrzeuge werden Teil des Fahrzeugpools der LNVG und an die EVB vermietet. Eingesetzt werden sollen die Wasserstoffzüge zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Buxtehude und Bremervörde.
In Nordrhein-Westfalen hat die DB Anfang September 2022 eine Testfahrt mit einem Siemens– Wassserstoffzug unterniommnen. Der ‚Mireo plus H‘ soll eine Recihweite von bis zu 800km haben. Weitere Testfahrten ohne Passagiere sind für Herbst 2023 im Nordschwarzwald vorgesehen.
2022: Wasserstoff-Zug knackt 1000-km – Marke
Mitte September 2022 knackt ein Wasserstoff-Zug aus Bremervörde als erster Wasserstoffzug weltweit die 1.000-km – Marke.
Mit einer 250kg – Tankfüllung Wasserstoff schaftt ein Fahrzeug Coradia iLint eine Strecke von 1.175 km. Der Zug fuhr am 15.9.2022 von Bremervörde bis Burghausen an der Grenze zu Österreich – und schaffte noch 100km zurück München.
Zurück nach Bremervörde wurde der Wasserstoffzug von einer Diesellok gezogen – mangels entsprechender Wasserstoff-Tankstellen auf der Strecke.
Wasserrstoffzüge auch in Italien und Frankreich
Ab 2023 sollen Wasserstoffzüge in der Region Lombardei um Turin eingesetzt werden. Ende November 2020 schloss der Hersteller Alstom einen Vertrag über 6 Züge mit Ferrovie Nord Milano (FNM) sowie eine Option über weitere 8 Einheiten des Typs Coradia Stream. Die Brennstoffzellen-Technologie (BZ) wird vom Coradia iLint (wie er in Bremervörde eingesetzt wird) übernommen.
Auch in Frankreich werden absehbar erste Wasserstoffzüge eingestezt. Die SNCF bestellte am 8. April 2021 insgesamt 12 Wasserstoffzüge für den Regionalverkehr in 4 Regionen (Auvergne-Rhône-Alpes, Bourgogne-Franche-Comté, Occitanie und Grand Est).
Der Einsatz der Fahrzeuge des Typs Coradia iLint soll 2023 mit dem Testen erster Prototypen beginnen. Ab 2025 soll der Regelbetrieb folgen.
In Österreich fand 2020 ein dreimonatiger Testbetrieb des iLint statt. zudem hat der Zug die Zulassung für das Strreckennetz in Österreich erhalten (zweiter Staat nach Deutschland).
Tests fanden 2020 auch in der Region Groningen / Niederlande statt.
Karl Popper über Toleranz
Der österreichisch- britische Philosoph Karl Popper über Toleranz
„Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet und die Toleranz mit ihnen.“
Karl Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 1945
Karl Popper wurde am 28. Juli 1902 in Wien geboren. Der Philosoph gilt als einer der bedeutendsten Verteidiger westlich- liberaler Gesellschaften. Popper starb am 17. September 1994 in London. Er wurde in Wien auf dem Friedhof am Küniglberg beigesetzt.
„Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ gilt als wesentliches Werk der politischen Philosophie und prägte (neben Henri Bergson) den Begriff der Offenen Gesellschaft mit. Popper wendet sich dezidiert gegen totalitaristische Staatsformen und plädiert für Meinungs- Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit sowie religiöse Neutralität [vgl. Trennung von Staat und Kirche in Frankreich]. Popper vertritt die Ansicht, die Demokratie sei die beste Staatsform.
Gedenkort Montmuzard bei Dijon: Zwischen 1940 und 1944, der Zeit der Besetzung Frankreichs durch NS-Truppen, wurden in Dijon Montmuzard 126 Menschen als Geiseln oder nach Verurteilungen ermrodet oder starben unter Folter.
Frankreich war in den Jahren von 1940 bis 1944 von NS-Truppen besetzt, von 1940 bis 1942 war Frankreich durch eine Demarkationslinie geteilt. Im ganzen Land wurden Widerstandskämpfer verfolgt und ermrodet. In Dijon (Cote d’Or) starben während der Besatzungszeit 126 Widerstandskämpfer unter Folter oder nach Verurteilung durch ein deutsces Militärgericht oder als Geisel. Die Hinrichtungen fanden ab dem 31. August 1940 auf einem Schießstand in Monmuzard in Saint Apollinaire (Großgemeinde Dijon) statt. Daran erinnert der Gedenkort Montmuzard:
ICI 126 PATRIOTES ONT ÉTÉ FUSILLÉS
(Hier wurden zwischen 1940 und 1945 126 Patrioten erschossen. Verhalten Sie sich bitte repektvoll. [Übers. UW])
1940 1944
RESPECTEZ CE LIEU.
Die Mehrzahl der Ermordeten stammte aus der Region Burgund. Neun stammten aus den Niederlanden, sechs aus Nordafrika und einer aus Indochina.
An einer Ewigen Flamme erläutert eine Gedenktafel:
À LA MÉMOIRE
DES HÉROS DE LA RÉSISTANCE
FUSILLÉS DEPORTÉS
SOLDATS SANS UNIFORME
QUI PAR IDÉAL
SE SONT ENGAGÉS VOLONTAIREMENT
DANS LA LUTTE CLANDESTINE
SE SONT SACRIFIÉS
POUR LA LIBÉRATION DE LEUR PAYS
ET LA LIBERTÉ DU MONDE
Mémorial du Mur des fusillés
Rue Jean Moulin
rond-point du 8 Mai 1945
Memorial Jean Moulin
Am Eingang zum Gedenkort Mur des fusilés Montmuzard erinneert eine Gedenkplakette an den Widerstandskämpfer Jean Moulin (1899 – 1943), höchsten Repräsentanten der Résistance in Frankreich.
LA VILLE DE DIJON
À LA MÉMOIRE DE JEAN MOULIN
PRÉSIDENT DU CONSEIL NATIONAL DE LA RÉSISTANCE
NÉ EN 1899
ARRÊTÉ TORTURÉ MORT POUR LA FRANCE EN 1943
AUJOURD’HUI JEUNESSE PUISSES-TU PENSER À CET HOMME COMME
TU AURAIS APPROCHE TES MAINS DE SA PAUVRE FACE INFORME
DU DERNIER JOUR DE SES LEVRES QUI N’AVAIENT PAS PARLÉ
CE JOUR LÀ ELLE ÉTAIT LE VISAGE DE LA FRANCE.
ANDRE MALRAUX
19 DECEMBRE 1964 AU PANTHÉON
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Ulrike Meinhof in Oldenburg
Ulrike Meinhof, Mit-Begründerin der Rote Armee Fraktion (RAF), lebte seit ihrer Geburt 1934 bis 1936 sowie von 1946 bis 1954 in Oldenburg.
Wer waren die Menschen die sie in ihren jungen Jahren begleiteten, wo lebte Ulrike Meinhof in Oldenburg?
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Ulrike Meinhof (1934 – 1976)
Ulrike Marie Meinhof wurde am 7. Oktober 1934 als zweites Kind eines Kunsthistoriker-Ehepaares in Oldenburg geboren.
Mit ihren Eltern und ihrer drei Jahre älteren Schwester Wienke lebte Ulrike Meinhof in Oldenburg bis 1936 auf dem Marschweg. Als ihr Vater 1936 in Jena die Stelle als Direktor des Stadtmuseums antrat, zog die Familie von Oldenburg nach Jena.
Unerwartet starb der Vater von Ulrike Meinhof Anfang 1940 an Krebs. Mutter und Töchter lebten zunächst weiterhin in Jena; die Mutter nahm ihr Studium wieder auf.
Nach Ende des 2. Weltkriegs zieht Dr. Ingeborg Meinhof 1946 von Jena zusammen mit ihren Töchtern zurück nach Oldenburg, arbeitet als Lehrerin. Sie wird begleitet von ihrer Freundin und früheren Kommilitonin, der Historikerin Prof. Renate Riemeck.
1946 bis 1952 (Umzug nach Weilburg) besucht Ulrike Meinhof in Oldenburg das Gymnasium Liebfrauenschule in der Auguststrasse (die Cäcilienschule, an der ihre Mutter arbeitet, ist zu der Zeit überfüllt, est später wechselt sie hierhin).
Marie-Luise Schmidt, Oldenburgs erster Staatsanwältin, erinnert sich im Januar 2022 an ihre Mitschülerin Ulrike Meinhof auf der Cäcilienschule:
„Als junges Mädchen war sie eine sehr beliebte Mitschülern. … Ulrike las Kant mit zwölf Jahren. Mich interessierten Sprachen. Ich bin noch nie eine große Leseratte gewesen, im Gegensatz zu Ulrike. Aber trotzdem haben wir uns gut verstanden. Ulrike war eine wirklich sehr angenehme Klassenkameradin.“
Marie-Luise Schmidt im Januar 2022
Sie ist in der evangelischen Jugendarbeit aktiv, spielt Geige.
Tue das Gute vor dich hin und frage nicht, was daraus wird. Tschüss.
Ulrike Meinhof, Tagebuch-Eintrag 17. Juli 1949, nach B. Röhl)
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1948 stirbt die Mutter von Ulrike Meinhof an Krebs. Renate Riemeck, die Freundin und Lebensgefährtin der Mutter, wird gesetzlicher Vormund. Sie (nur 14 Jahre älter) nimmt beide Kinder auf, sie wachsen fortan bei ihr auf.
Nach dem Abitur 1955 (Gymnasium Philippinum, Weilburg) studiert Ulrike in Marburg (u.a. bei einem Schüler von Karl Jaspers), ab 1957 in Münster. Dort wird die Mitglied in AStA und SDS.
1959 zieht Ulrike Meinhof von Münster nach Hamburg (zunächst Lurup, später Blankenese). 1960 wird sie Chefredakteurin der Zeitschrift ‚konkret‚ (bis 1964), für die sie seit 1959 schreibt. 1961 heiratet sie Klaus Rainer Röhl, den Eigentümer, Verleger und Herausgeber von ‚konkret‚ (Redaktionsräume ab 1968 Gerhofstraße am Gänsemarkt in Hamburg). Zahlreiche Urlaube verbringen sie auf Sylt.
Am 21. September 1962 kommen Zwillinge zur Welt, Bettina und Regine.
Am 2. Juni 1967 wird bei einer Demonstration gegen den Schah der Student Benno Ohnesorg erschossen.
1968 trennt Ulrike Meinhof sich von Klaus Rainer Röhl, der im Jahr zuvor eine Beziehung mit der Publizistin Danae Coulmas begonnen hatte. Im August 1968 werden ihre beiden Töchter an der Königin Louise Stiftung in Berlin eingeschult.
Nach einen Eklat mit Röhl beendet sie 1969 ihre Mitarbeit bei konkret. Im Wintersemester 1969 nimmt sie einen Lehrauftrag am Institut für Publizistik der FU Berlin an, den sie nicht verlängert. Im Februar 1970 wird im Auftrag des SWF Baden Baden der Film Bambule nach ihrem Drehbuch realisiert. Anfang Mai besucht sie mit ihren Töchtern Freunde in Bremen, macht einen Besuch in Bremerhaven.
Am 14. Mai 1970 ist sie in Berlin an der Befreiung von Andreas Baader beteiligt. Sie geht in den Untergrund. Am 15. Juni 1972 wird Ulrike Meinhof verhaftet.
In der Nacht vom 7. auf den 8. Mai 1976 beendet Ulrike Meinhof ihr Leben in der Zelle im Gefängnis Stammheim. Sie wird am 15. Mai 1976 auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof III in Berlin bestattet.
Personen um Ulrike Meinhof in Oldenburg und in ihrer Jugend
Werner Meinhof (1901 – 1940), Vater
Ulrike Meinhofs Vater, der Kunsthistoriker Dr. Werner Meinhof, wurde am 20. Oktober 1901 in Halle als Sohn eines evangelischen Theologen geboren. Nach Studium und Promotion zum Dr.phil. in Halle wurde er 1928 wissenschaftlicher Assistent am Niedersächsischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Oldenburg. Zum 1. Mai 1933 wurde er überzeugtes Mitglied der NSDAP (vorher Deutschnationale Volkspartei).
In seiner Zeit als Assistent des (Gründungs-) Direktors des Landesmuseums für Kultur und Kunstgeschichte, Walter Müller-Wulckow (1886 – 1964), bemühte sich Werner Meinhof den im nahe gelegenen Dangast lebenden Maler Franz Radziwill zu protegieren und als Vertreter einer neuen (dem NS-Kunstverständnis nahen) Heimatmalerei bekannt zu machen.
Radziwill unterstützte Werner Meinhofs Denunziation und Bemühungen um eine Absetzung von Direktor Müller-Wulkow. 1933 stand Müller-Wulckow kurz vor der Entlassung, Werner Meinhof sollte sein Nachfolger werden. Müller-Wulckow gelang es jedoch im Amt zu bleiben. Radziwill verlor daraufhin Wulckows Wohwollen, Werner Meinhof verließ bald darauf das Museum in Oldenburg.
1936 wurde Meinhof Direktor des Stadtmuseums in Jena. Er ersetzte dort die erste weibliche Museumsdirektorin Deutschlands, Hanna Stirnemann (1899 – 1996), deren Kommilitone er war. Zudem wurde er Leiter der ‚Kreiskulturstelle‘ der NSDAP. An der Universität Weimar hielt er Vorträge über Kunst.
Er propagierte ‚bodenständige Kunst‘ und übergab während seiner Zeit in Jena über 270 Werke Moderner Kunst (darunter 260 Blätter des Brücke-Malers Kirchner) als ‚entartete Kunst‚ für die gleichnamige Ausstellung an die NSDAP.
Am 28. August 1939 wurde Werner Meinhof abkommandiert zum Ernährungs- und Wirtschaftsamt. Das Stadtmuseum hatte keinen eigenen Etat mehr.
Werner Meinhof starb am 7. Februar 1940 in Jena mit 38 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Tilla Hübner geb. Meinhof, Schwester des Vaters
Bei der Schwester ihres Vaters, „Tante Tilla“, und deren Tochter Heidi Leonhardt geb. Hübner war Ulrike als Jugendliche häufiger zu Besuch.
Noch bis in die Zeit ihrer Haft (so 1972 JVA Köln Ossendorf) hatte sie Kontakt zu „Tante Tilda“.
Ingeborg Meinhof (geb. Guthardt, 1909 – 1949), Mutter
Ingeborg Marie Elise Guthardt kam am 9. Juni 1909 in Schwerin zur Welt.
Am 28. Dezember 1928, kurz nach ihrem Abitur, heiratete sie 19jährig Werner Meinhof.
Nach dem Tod Werner Meinhofs (s.o.) studiert sie, unterstützt durch ein Stipendium der Stadt Jena, ab Frühjahr 1940 an der Universität Jena. 1943 wurde sie zur Dr.phil. promoviert.
1945 floh sie mit ihren Töchtern und Freundin Renate Riemeck (s.u.) aus Jena. Kurz arbeitete sie 1945 als Lehrerin in Bad Berneck, zog dann Ende 1945 weiter nach Oldenburg (Ackerstraße 3). Nach dem 2. Staatsexamen arbeitete sie als Lehrerin an einer Höheren Mädchenschule (Cäcilienschule).
Am 2. März 1949 starb Ingeborg Meinhof in Oldenburg an einer Grippe. Sie wurde am 5. März 1949 beerdigt.
Wienke Zitzlaff (geb. Meinhof, 1931 – 2017), ältere Schwester
Wienke Meinhof wurde am 10. Juli 1931 geboren. In Oldenburg besuchte sie die Cäcilienschule, an der ihre Mutter als Lehrerin arbeitet
Nach dem Tod der Mutter verschlechtern sich ihre schulischen Leistungen, sie muss die Schule verlassen. Später holt sie das Abitur nach. Nach dem Studium arbeitet sie als Sonderschul-Lehrerin in der Behindertenpädagogik, später Direktorin an einer Sonderschule für behinderte Menschen im Landkreis Gießen. 14 Jahre lang war sie Vorsitzende des Verbandes Sonderpädagogik LV Hessen.
Nachdem Ulrike Meinhof im Mai 1970 in den Untergrund gegangen war, kümmerte sich Wienke um die Haushaltsauflösung. Später bezeichnete sie Ulrikes Weg als „barbarisch“, blieb ihrer Schwester jedoch immer solidarisch verbunden und bewahrte sich ein vertrautes Verhältnis. Auch in der Zeit im Untergrund hat Wienke „meine Mutter mehrfach getroffen“, so Ulrikes Tochter Bettina. Bettina verbrachte Weihnachten 1973 bei Wienke, wie sie sagt „ein Fiasko, ein leeres hohles Nichts“.
Wienke Zitzlaff zog 1989 aus dem Landkreis Gießen nach Hannover Linden. Sie engagierte sich in der Lesbenbewegung. Gemeinsam mit einer weiteren Frau gründet sie (Vorbereitung 1993 bis 1997) die Stiftung SaPPho, die erste Wohnstiftung von Lesben für Lesben. Sie brachte das Vermögen einer Erbschaft in die Stiftung ein.
Wienke Meinhof starb am 4. März 2017 in Hannover im Alter von 85 Jahren. Ihre Todesanzeige in der Frankfurter Rundschau trug den Titel „Ein bewegtes Leben ist zu Ende“.
Renate Riemeck (1920 – 2003), Ziehmutter und Vormund
Renate Katharina Riemeck wurde am 14. Oktober 1920 in Breslau geboren. Sie wuchs in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie auf. Nach Scheidung der Ehe ihrer Eltern zog sie mit ihrer Mutter nach Plathe (Hinterpommern), besuchte später das Gymnasium in Stettin.
Bei einem Besuch in Jena lernte Renate Riemeck 1940 Ingeborg Meinhof (s.o.) kennen. Bald schon zog sie zur 10 Jahre älteren Ingeborg Meinhof in die Beethovenstraße in Jena. Studierte Germanistik und Kunstgeschichte
Nach Umzug nach Oldenburg (gemeinsam mit Ingeborg Meinhof) und Referendariat wurde sie Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Oldenburg (ab 1969 PH Niedersachsen, ab 1974 Universität Oldenburg). 1955 folgte ihre Berufung an die Hochschule Wuppertal als jüngste Professorin Deutschlands (Geschichte, Schwerpunkt Mittelalter).
1960 war Riemeck Mit-Gründerin der ‚Deutschen Friedensunion‚ (Klein-Partei, 1960 – 1990), aus der sie 1964 wieder austrat. Sie war u.a. gut befreundet mit der Schriftstellerin Luise Rinser (1911 – 2002).
Nach dem Tod von Ingeborg Meinhof 1949 beantragte Renate Riemeck das Sorgerecht für deren beiden Kinder Wienke und Ulrike.
Im November 1971 ermahnte Renate Riemeck (die, so Bettina Röhl, „anthroposophische Kommunistin“) ihre Zieh-Tochter Ulrike Meinhof, den bewaffneten Kampf der RAF einzustellen:
„Du solltest versuchen, die Chancen von bundesrepublikanischen Stadtguerillas einmal an der sozialen Realität dieses Landes zu messen.“
Renate Riemeck, „Gib auf, Ulrike!“, konkret Nr. 24 vom 18. November 1971
Bettina Röhl, Ulrikes jüngere Tochter, beschreibt später das Verhältnis Ulrike Meinhofs zu Renate Riemeck ab 1970 als sehr distanziert, sie sei „zu ihrer Feindin geworden“.
Nach dem Tod ihrer Lebenspartnerin Ingeborg Meinhof begann Renate Riemeck eine neue Partnerschaft mit Holde Bischof (s.u.). Mit dieser lebte sie ab 1970 in Alsbach an der Bergstraße (wo sie Ulrikes Kinder auch mehrfach, so 1971, besuchten).
Prof. Dr. phil. Renate Riemeck starb am 12. Mai 2003 in Alsbach.
Holde Bischof (1926 – 2012), „Tante Holde“
Holde Bischof wurde am 29. Juni 1920 geboren.
Holde Bischof war neue Partnerin von Renate Riemeck (a.o.) nach dem Tod von Ingeborg Meinhof. Mit ihr lebte sie bis zum Tod Riemecks 2003 zusammen (ab 1969 in Eppenhain). Von beiden Kindern Ulrikes, die häufig zu Besuch sind, wurde sie „Tante Holde“ genannt.
Holde Bischof starb am 15. Februar 2012 in Alsbach.
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„Wir glauben, dass der Mensch in jeder Situation, unter jedem System, in jedem Staat die Aufgabe hat, Mensch zu sein und seinen Mitmenschen zur Verwirklichung des Menschseins zu helfen.“
Ulrike Meinhof während ihrer Zeit als Studentin (EigenSinnige Frauen – Zehn Portraits, Wunderlich 1999)
„Da die Strafbarkeit der Homosexualität nicht die Ursache, sondern die Folge der sozialen Diskriminierung von Homosexualität sein dürfte, wird diese durch jene nicht aufgehoben. Immerhin würde ein ganzr Bereich von Kriminalität, der durch das Verbot erst entstanden ist, mit diesem verschwinden können, was allein schon für die Aufhebung des Verbots spricht.“
Ulrike Marie Meinhof: ‚Und die Fürsorge-Beziehung?‘, in: Rolf Italiaander: Weder Krankheit noch Verbrechen, Hamburg 1968
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Ulrike Meinhof war ein Mensch „mit einem schweren Leben, der sich das Leben dadurch schwergemacht hat, daß er das Elend anderer Menschen sich so nahegehen ließ.“
der Theologe Helmut Gollwitzer (1908 – 1993) in seiner Grabrede auf Ulrike Meinhof, Mai 1976
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„Mit allem, was sie getan hat, so unverständlich es war, hat sie uns gemeint.
Gustav Heinemann (1899 – 1976), dritter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, als er vom Tod Ulrike Meinhofs erfuhr [laut Gollwitzer / Nachrufe]
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„Ich kannte sie nicht persönlich. Aber sie hat mich interessiert. Ich habe ein Buch über die Baader-Meinhof-Gruppe gelesen, ‚Hitler’s Children‘, da geht es darum, warum sie so geworden ist und was das mit der Nazi-Generation zu tun hat. Danach hatte ich die Idee, ihr das Lied zu widmen. Ich hielt sie für eine faszinierende Frau, sie hat mich gereizt. Nicht als Terroristin, sondern als Mensch. Sie hatte eine besondere Form der Wut, auf das Leben, auf die Gesellschaft. Ich wollte diese Gefühle ausdrücken, weil ich sie selber hatte. Aber ich wollte sie in einer Form herüberbringen, die keinen Schaden anrichtet. Und ein Lied ist da ein guter Weg.“
Marianne Faithful auf die Frage, warum sie den Titelsong ihres Albums ‚Broken English‘ Ulrike Meinhof gewidmet habe; SZ 30. April / 1. / 2. Mai 2021
Der Jurist und Generalleutnant der Waffen-SS Heinz Reinefarth war als SS-Kommandant an der blutigen Niederschlagung des Warschauer Aufstands beteiligt. Ein führender Nationalsozialist und Massenmörder, der nur wenige Jahre nach Ende der NS-Zeit Bürgermeister von Westerland auf Sylt und Landtagsabgeordneter wurde …
Reinefarth war im Juni 1948 mit seiner Frau und zwei Kindern nach Westerland gezogen. 1950 wurde er auf Vorschlag des ‚Heimatbundes Deutscher Ostvertriebener‘ Flüchtlingsbeauftragter von Westerland.
Reinefarth kannte Sylt seit langem, seine Schwiegereltern besaßen seit 1927 ein Ferienhaus im Osten von Westerland.
Ab Dezember 1951 (bis 1964) war Reinefahrth 13 Jahre lang Bürgermeister von Westerland.
„Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass er die im Kraft seines Amtes übertragenen Aufgaben unzureichend erledigt hätte. Andernfalls wäre er 1957 sicherlich nicht für weitere zwölf Jahre in seinem Amt bestätigt worden.“
Susanne Matthiesen, in: Ozelot und Friesennerz, Berlin 2020
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Heinz Reinefarth – ‚Henker von Warschau‘ und später Bürgermeister auf Sylt
Heinz Reinefarth wurde 1903 in Gnesen geboren. 1932 wurde er Mitglied von NSDAP und SS, arbeitet zunächst als Rechtsanwalt und Notar in Cottbus.
1942 wurde er SS-Brigadeführer, beginnt im Hauptamt der Ordnungspolizei.
Während des Warschauer Aufstands 1944 war Reinefarth (damals ‚SS-Gruppenführer‘, entsprechend einem Generalmajor) Befehlshaber zahlreicher SS-Batallione.
Allein die von ihm befehligten Einheiten waren verantwortlich für die Ermordung mehrerer zehntausend Menschen in der Hauptstadt Polens. Später wurde er Festungskommandant von Küstrin (von Hitler persönlich befördert).
1. August 1944 – Warschauer Aufstand
„Jeder Bewohner ist zu töten, es ist verboten, Gefangene zu machen. Warschau soll dem Erdboden gleichgemacht werden, um auf diese Weise ein abschreckendes Beispiel für ganz Europa zu statuieren.“
Befehl Hitler /Himmler vom 1. August 1944 an die SS- und Wehrmachts- Kommandeure
Und Reinefarth, beauftragt mit der Niederschlagung des Aufstands, setzt Himmlers Befehl um.
„Den Auftrag erhielt ich von Himmler. Der Auftrag lautete, den Warschauer Aufstand binnen 48 Stunden niederzuschlagen.“
Heinz Reinefarth, Dokumentarfilm, SFB
Zigtausende Zivilisten wurden vom 5. bis 7. August 1944 auf Befehl von Reinefarth erschossen. Reinefarth wurde mit dem Eichenlaub des Deutschen Ritterkreuzes ausgezeichnet.
Nach der Befreiung von der NS-Herrschaft kam er 3 Jahre in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er wurde jedoch nie juristisch für seine Verbrechen belangt. Vielmehr wird er 1949 vom Spruchgericht Hamburg-Bergedorf sowie dem Entnazifizierungshauptausschuß Südtondern entlastet.
In Polen galt er längst als ‚Henker von Warschau‚. Nach Kriegsende verlangte die polnische Regierung mehrfach die Auslieferung Reinefarths, des ‚Schlächter von Warschau‘. Die Briten, in deren Besatzungszone sich Reinefarth aufhielt, lehnten eine Auslieferung jedoch ab, ‚aus Gründen der Sicherheit‘.
Jährlich wird am 1. August der Gedenktag für den Warschauer Aufstand begangen.
Karriere in Nachkriegsdeutschland
Im November 1951 wurde Reinefahrt mit den Stimmen der CDU und des ‚Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten‘ Bürgermeister von Westerland auf Sylt (zuvor Mitglied der Stadtvertretung und des Magistrats). 1957 wurde er für weitere 12 Jahre im Amt bestätigt.
1958 wurde er über die Liste der Rechtsaußen- Partei ‚Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten‘ (GB/BHE; Koalitions-Partner der CDU) als Abgeordneter in den Landtag von Schleswig-Holstein gewählt.
1957: der DEFA- Film ‚Urlaub auf Sylt‘ durchbricht die Verdrängung um Heinz Reinefarth
1957 produzierte die DEFA den Dokumentarfilm ‚Urlaub auf Sylt‚. Er setzt sich mit der NS- Vergangenheit von Heinz Reinefarth auseinander (Uraufführung 1.9.1957, erste Fernsehausstrahlung 10.9.57).
Die legendären Dokumentarfilmer Andrew und Annelie Thorndike (1909 Frankfurt am Main – 1979 Berlin und 1925 Klützow – 2012 Wolgast; beide Drehbuch und Regie) realisierten ihn auf der Grundlage von Material des Reichsfilmarchivs, dessen Bestände sich nach Kriegsende in der DDR befanden.
Aufnahmen des damals 53jährigen Reinefarth in Westerland in den 1950er Jahren wurden gegengeschnitten mit Archivmaterial aus seiner Zeit bei Waffen-SS und Polizei in der NS- Zeit sowie der SS- Verbrechen während des Aufstands von Warschau – für dessen Niederschlagung er als Generalmajor der Waffen-SS verantwortlich war.
18 Minuten schwarz-weiß, Musik Paul Dessau (Fassung in englischer Sprache hier, Video mit Altersbeschränkung, nur auf Youtube direkt ansehbar)
Reinefarth kommentierte den Film als ‚kommunistische Propaganda‘. In den folgenden Untersuchungen gab er immer nur genau so viel zu, wie ihm hart bewiesen werden kann.
Heinz Reinefarth wurde in der Folge zum Rückzug aus der Politik gezwungen (1963 Rücktritt als Bürgermeister).
Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelte ab 1958 gegen ihn. Erste Vorwürfe hatte auch der Rechsthistoriker Hans Thieme bereits 1958 formuliert. Eine Strafanzeige eines Soldaten gegen Reinefarth 1946 war ohne Ermittlungen eingestellt worden.
1961 wurden die Kriegstagebücher der 9. Armee aufgefunden, die die Vorwürfe bestätigten. Forschungen des Historikers Hanns von Krannhals führten zu einer Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens.
Eine direkte Verantwortung für die Massenmorde konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden. 1966 wurden die Ermittlungen eingestellt.
Reinefarth bat den Innenminister Schleswig-Holsteins um Beurlaubung, der dieser am 2. August 1958 entsprach.
Er arbeiteet weiterhin und bis zu seinem Tod als Rechtsanwalt. Er starb 1979 und wurde in Keitum beigesetzt. In Keitum, denn der Pastor von Westerland verweigerte die Beisetzung, offiziell aufgrund seines Kirchenaustritts 1942.
Der Nachruf auf ihn in der ‚Sylter Rundschau‘ sprach ohne Nennung von Kriegsverbrechen von einer ‚weltweiten Diskussion über sein Haltung bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes‘ und betonte seinen Freispruch.
Reinefahrth wurde für seine Verbrechen nie juristisch belangt.
Reinefarths Grabstein wird häufig im Oktober beschmiert.
Reinefarth war nicht der einzige führende Nationalsozialist, der nach 1945 in Schleswig-Holstein Karriere machen konnte. So war Prof. Dr. Werner Heyde, medizinischer Leiter der Euthanasiemorde / Mordaktion T4, unter neuem Namen (Dr. Fritz Sawade) bis zum öffentlichen Bekanntwerden seiner wahren Identität und Verhaftung 1959 als Sportarzt und Gutachter am Landessozialgericht (tlw. in Entschädigungsverfahren von NS-Opfern …) tätig sein.
2013 arbeitet der Historiker Philipp Marti (der 2011 selbst auf Sylt recherchierte) in seiner Dissertation an der Universität Bern den Fall Reinefarth umfassend auf.
2014 wird die Dissertation auch als Buch veröffentlicht („Der Fall Reinefarth: Eine biografische Studie zum öffentlichen und juristischen Umgang mit der NS-Vergangenheit. Beiträge zur Zeit- und Regionalgeschichte“). Zuvor veröffentlichte er bereits 2011 „Die zwei Karrieren des Heinz Reinefarth – Vom ,Henker von Warschau‘ zum Bürgermeister von Westerland“.
2013 – Post aus Polen
Januar 2013. Pastorin Anja Lochner [die nach 26 Jahren Ende April 2023 nach Konflikten innerhalb der Gemeinde auf Beschluss des Gemeindekirchenrats Sylt verlassen muss) von der Evangelischen Gemeinde Westerland erhält eine Email aus Polen. Sie enthält eine Frage
„Ist Ihnen bewusst, dass Ihr ehemaliger Bürgermeister Heinz Reinefarth der Henker von Warschau ist?“
Pastorin Lochner recherchiert. Erschrickt. Stößt gemeinsam mit der Gemeinde bei der Stadt Westerland eine Aufarbeitung ihrer Geschichte an.
2014: ‚Beschämt verneigen wir uns‘ – Westerland stellt sich seiner Vergangenheit um Heinz Reinefarth
Diese Tafel wurde am 31. Juli 2014, am Vortag des 70. Jahrestags des Warschauer Aufstands, am Rathaus von Westerland installiert.
Der Text lautet
„Warschau, 1. August 1944
Polnische Widerstandskämpfer stehen auf gegen die deutschen Besatzer. Das nationalsozialistische Regime lässt den Aufstand niederschlagen.
Mehr als 150.000 Menschen werden ermordet,
unzählige Männer, Frauen und Kinder geschändet und verletzt.
Heinz Reinefarth, von 1951 bis 1963 Bürgermeister von Westerland,
war als Kommandeur einer Kampfgruppe mitverantwortlich für diese Verbrechen.
Beschämt verneigen wir uns vor den Opfern und hoffen auf Versöhnung.“
„SEIN ERFOLGREICHES WIRKEN FÜR DIE STADT WESTERLAND WIRD UNVERGESSEN BLEIBEN!“
Nachruf der Stadt Westerland auf Heinz Reinefahrth nach seinem Tod 1979
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2022 / 2023: Ausstellung ‚thematisiert Reinefarth ‚vom Kriegsverbrecher zum Langtagsabgeordneten‘
Die Ausstellung ‚Heinz Reinefarth: Vom NS-Kriegsverbrecher zum Landtagsabgeordneten‘ thematisiert 2022 eindrucksvoll und detailliert sowohl die Gräueltaten von Warschau, als auch Reinefarths Karriere in Schleswig-Holstein nach 1945.
Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen:
- Wanderausstellung „Wola 1944: Auslöschung. Bilder aus dem Ermittlungsverfahren gegen Heinz Reinefarth“ / Pilecki-Institut, Polen (in Schleswig erstmals in deutscher Sprache zu sehen)
- ‚Heinz Reinefarth – von NS-Kriegsverbrecher zum Langtagsabgeordneten – Karriere und Aufarbeitung in Schleswig-Holstein‘ – ‚regionales Fenster‘ über die zweite Karriere Reinefarths nach 1945 in der Politik in Schleswig-Holstein / Landesarchiv Schleswig-Holstein
Die zweiteilige Ausstellung ist vom vom 18. August 2022 bis zum 31. März 2023 im Landesarchiv Schleswig Holstein zu sehen (im Schleswiger Prinzenpalais).
Anschließend wird sie ab 24. April bis 15. Oktober 2023 im Pilecki-Institut Berlin zu sehen sein.
Ob die Ausstellung auch auf Sylt gezeitg wird, ist bisher unklar.
Das Pilecki-Institut und das Landesarchiv Schleswig Holstein unterzeichneten am 3. November 2021 eine Kooperationsvereinbarung zur Erforschung der Kriegsverbrehen in Polen (u.a. Digitalisierung der Ermittlungakten Reinefarth).
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