Ein auffälliger Bau weckt während einer frühsommerlichen Motorradtour (mit Storch-Spotting) das Interesse.
Bei näherem hinsehen erweist sich die zunächst industriell wirkende Halle als Kirche – auf dem Gelände des ‘ Kirchenzentrum Waldfrieden ’ in den Glauer Bergen / Blankensee bei Trebbin.
Ein Haus der ‘Johannischen Kirche’ (bis 1975 ‘Evangelisch-Johannische Kirche nach der Offenbarung St. Johannis’), einer von Joseph Weißenberg 1926 gegründeten christlichen Sekte.
Das Gebäude ist eine 1928/29 erbaute Doppelbogen-Halle für über 1.000 Besucher, darin eine 1980 erbaute Jehmlich-Orgel.
Vor einigen Tagen, ein Freitag Vormittag im ICE von Köln nach Berlin. Die furchtbaren Folgen von Sekt lassen sich auf’s Anschaulichste bestaunen. Oftmals sind es ja Fußball-Fans oder gelegentlich Gruppen von Bundeswehr-Soldaten, die Wochenend-nahe Züge zum anstrengenden Erlebnis machen, eindrücklich die Folgen von zu viel Testosteron veranschaulichen.
Die Folgen von Sekt können nicht weniger drastisch, anstrengend sein.
Angenehm wenig ausgelastet scheint der ICE zu sein, als ich in Köln einsteige. Zwei Minuten vor Abfahrt steigt ein Grüppchen aus Düren ein. Aufgeregtes Platzgesuche, Gepäckverstauen. ‘Dieter, warum sitzt du denn da hinten?’ Die Männer sind in den hinteren Reihen verschwunden, bleiben im weiteren Verlauf der Fahrt kaum vernehmbar.
Ganz anders ihre vier Frauen. Bereits in Wuppertal wird die zweite Flasche Sekt aufgemacht. Brötchen, Aufschnitt, Tupperdosen mit Vorräten, Aldi-Kekse stehen auf dem Tisch. Ab Hagen steigt mit der Stimmung auch die Lautstärke deutlich, gewinnt das Frauengespräch annähernd die Unterhaltungsqualität (und das Niveau) der ‘Lachenden Sporthalle’ [für nicht-Rheinländer: eine ehemals äußerst beliebte sehr ‘volkstümliche’ Karnevalsveranstalutng). Von Berlin-Wochenend-Planungen wechselt das Gesprächsthema bald zu Arbeitskolleginnen, den eigenen Männern, um in Hamm dann beim Frauenarzt und dessen Vor- und Nachteilen zu landen. Dass die Bahn in Hamm dann ‘Schwierigkeiten beim Verkuppeln zweier Züge’ hat, wird wohl in die Dürener Stammtischgeschichte eingehen.
Zeit, die Ohrenstöpsel heraus zu holen.
Irgendwann nach Hannover bemerke ich lethargische Figuren statt wild gestikulierender Dürener Hausfrauen – sie sind erschöpft eingenickt, an ihrem mit Flaschen und Picknick-Müll dicht gefüllten Tisch. Ich bin geradezu erleichtert, als ich ab Spandau nur die ganz normalen S- und U-Bahn-Zeitgenossen erleben darf.
Daraus wird aber keine Sekt-Themenwoche wie die Testosteron-Themenwoche )
Der Glockenturm des Doms von Messina (Campanile del Duomo di Messina) birgt eine Besonderheit, die vor allem mittags um 12 Scharen von staunenden Zuschauern anzieht: die mechanische Uhr Messina .
Hier befindet sich die größte und komplexeste mechanische Uhr der Welt. Sie ist ein Gebilde über mehrere Etagen (mit astronomischer Uhr an der Seite), eine Bilderschau, ein Musik. Und sie ist ein Schau-Spektakel, das mittags um 12 für 12 Minuten erfreut.
Frühmorgens gleitet das Schiff in den Hafen von Valletta, Hauptstadt der Insel-Republik Malta (maltesisch: Repubblika ta’ Malta).
Malta, dieser Name soll von der punischen Bezeichnung für ‘Fluchtort’ abstammen, und ein wenig bestätigt Valletta diesen Eindruck immer noch. Strategisch gut gelegen auf einer Landzunge, weit ins Land hinein von Meeresarmen umströmt, zahlreiche Befestigungsanlagen und Bastionen sind vom Schiff aus auszumachen.
Erst seit dem 21. September 1964 ist Malta unabhängig (früher zu Großbritannien gehörend), seit 1. Januar 2004 Mitglied der EU.
Das Schiff liegt sehr nahe an der Altstadt, fußläufige Entfernung. dennoch überbieten sich Taxi- und Kutschenfahrer in ihren Angeboten zu einer Fahrt in die City – der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle Maltas, unübersehbar.
Wir besichtigen die St. Johns-Co-Cathedral (1573 bis 1577 errichtet), mehr als 200 Jahre lang die Konventkirche der Ritter des Johanniterordens (Souveräner Malteserorden, 1798 von Napoleon aus Malta vertrieben, derzeit Sitz in Rom).
Die von außen recht unauffällige Kathedrale fällt innen sofort durch ihren üppigen Schmuck, die reichhaltige Ausstattung auf – und durch ihren Boden: eine riesige Fläche nur aus Marmor. Dicht an dicht bedecken Grabplatten mit reichen Einlegearbeiten den Boden. Unverkennbar in den Symbolen sowohl auf den Grabplatten als auch immer wieder auf dem Wandschmuck: der Orden war, nun ja, recht weltlich. Alle möglichen Ausprägungen der Bezeugung weltlicher Macht und Herrschaft, Schlachtendarstellungen und Waffen finden sich reichlich. Eine eigentümliche, auf mich persönlich abstoßend wirkende Mischung. Einzig Caravaggios “Die Enthauptung Johannes des Täufers” im Oratorium begeistert mich.
Einen ähnlich überladenen Eindruck vermittelt der Großmeister-Palast, das prächtigste Gebäude Maltas.
Von 1575 bis 1798 (Vertreibung des Ordens durch Napoleon) residierten im 1571 fertiggestellten Palast die Großmeister des Ordens. Später Sitz des britischen Gouverneurs, befinden sich hier heute (seit 1976) der Sitz des maltesischen Parlaments und der Amtssitz des Staatspräsidenten.
Bemerkenswert die Gobelin-Sammlung. Sie wurden nach um 1640 gefertigten Gemälden in Belgien hergestellt und stellen Fauna und Flora der Tropen dar. Insgesamt 8 Sätze der 12 Gobelins wurden gefertigt (der erste für Louis XIV), der in Valletta soll der einzig komplett an einem Ort vorhandene sein.
Valletta ist seit 1980 aufgrund der zahlreichen Zeugnisse der Vergangenheit UNESCO-Welterbe.
Wir haben einiges gesehen, und gehen mit dem Gefühl, es war auch genug.
Mit einem Sekt in der Hand genießen wir die abendliche Ausfahrt, das Panorama, den milden armen Wind.
Mattgrauer Himmel, der sich feucht anfühlt, ein leichter Film von Nässe liegt auf Reling, Decks. Quecksilbrig träge glänzt das Meer. Irgendwo da hinten muss der Horizont sein; nur mühsam ist eine feine Linie zu erkennen, die das trübe Grau des Himmels vom öligen Grau des Meeres trennt.
Erst gegen Abend kämpft sich die Sonne doch noch durch die Wolken.
“Think big”, mag sich Kaiser Diokletian gedacht haben, als er seinen Altersruhesitz in Auftrag gab. Denn heraus kam eine Palastanlage, innerhalb deren Außenmauern heute die gesamte Altstadt von Split Platz findet.
Um 300 herum ließ der nur wenige Kilometer nördlich von Split geborene römische Kaiser Diokletian (Gaius Aurelius Valerius Diocletianus, etwa 243 – 316) an der dalmatischen Küste innerhalb von zehn Jahren eine gewaltige Palastanlage errichten, die ihm als Altersruhesitz diente. Bald nach seinem Tod geriet die Anlage in Vergessenheit, war lange verlassen. Bis sich im siebten Jahrhundert die erste Bewohner neu ansiedelten – die Stadt Split entstand.
Die heute 205.000 Einwohner umfassende zweitgrößte Stadt Kroatiens hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Sie war Teil des byzantinischen Reichs (’Thema Dalmatien’), war mehrmals Hauptstadt des Königreichs Kroatien, gehörte lange Zeit (14. bis 18. Jahrhundert) immer wieder zu Venedig, fiel 1797 an Österreich-Ungarn, kam nach dem ersten Weltkrieg zu Jugoslawien, war während des Zweiten Weltkriegs von 1941 – 43 italienisch, gehörte dann zu Jugoslawien und seit 1991 zur unabhängigen Republik Kroatien.
Die Zeit Diokletians ist noch heute in weiten Teilen der Altstadt erlebbar. Das für ihn gebaute Mausoleum ist heute die Kathedrale Sveti Duje (heiliger Duje). Der Turm der Kathedrale bietet eine hervorragende Aussicht auf die Stadt. Nahe der Kathedrale ist noch heute ein Teil der riesigen Keller (Podrumi) zugänglich (heute gut genutzt von zahlreichen Souvenirshops).
Modetechnisch ist Split zwar nicht mehr auf dem Stand Diokletians, aber die Jugend der Stadt scheint gerade auf der Jogging-Welle zu reiten, besonders Teenie-Boys und Jung-Männer in allen denkbaren Varianten von Jogginghosen, solange sie dunkelblau oder schwarz sind. Dazu ein prägnant-machohaftes Gehabe, das in Kombination mit der Optik zwar einen gewissen Reiz ausstrahlt – aber ganz klar signalisiert, hier ist kein toller Platz für’s Homo-Glück.
In Venedig findet sich leider nur wenig architektonische Moderne. Bemerkenswerte Beispiele.
Vom finnischen Architekten Alvar Aalto (3.2.1898 Kuortane – 11.5.1967 Helsinki) stammt das wohl bekannteste Gebäude der Moderne in Venedig, der finnische Pavillon von 1956.
Nebenbei erwähnenswert, der nordische und der dänische Pavillon werden auf der nächsten Biennale vom Elmgreen Dragset kuratiert, dem Künstlerpaar, das auch das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen in Berlin entworfen hat. Unter den Oberthemen Sammeln sowie Sexualität wollen sie insbesondere Dänemark “aus dem Würgegriff der nationalen Repräsentation lösen”. Dänemark wird sich bei der kommenden Biennale erstmal der nordischen Kooperation u.a. im Aalto-Pavillon anschließen.
Der Venezuela-Pavillon in den Gärten der Biennale (von Carlo Scarpa geplant und gebaut zwischen 1954 und 1956) ist das neben Aaaltos Pavillon wohl auffälligste Gebäude auf dem Biennale-Gelände.
Der am 2. Juni 1906 in Venedig geborene Scarpa (gest. 28.11.1978 in Sendai, Japan) ist einer der bedeutendsten italienischen Architekten der Moderne. Scarpa, der ab 1950 größere Bauaufträge realisierte, war ausgebildeter Architekturzeichner. Erst 1965 jedoch wurde qua Gerichtsurteil seine Architekten-Tätigkeit legitimiert. Zwischen 12944 und 1978 realisierte er zahlreiche bedeutende Bauwerke insbesondere in Italien, u.a. Umbauten Galeria dell’Accademia (Venedig, 1944), Museo di Castelvecchio (Verona, 1958-64) sowie Friedhofserweiterung (inkl. Grabmal Brion) in San Vito d’Altivole im Treviso (1970-73).
Nach seiner Ausbildung in Venedig setzte sich Carlo Scarpa neben der Architektur auch intensiv mit der (besonders auf dem benachbarten Murano ansässigen) Glaskunst auseinander.
Eines seiner Glas-Werke findet sich ebenfalls in Venedig, in der ‘Chiesa dei Carmini’ das beeindruckende Kruzifix ‘via della croce via della luce’.
Kohl und Pinkel – In Norddeutschland beginnt jetzt wieder die Zeit der so genannten ‘Kohl-Fahrten’.
Dabei geht es nicht um irgendwelche Reisen auf ferne Planeten, Ernteeinsätze oder andere seltsame Dinge. Nein, ganz einfach – ein Tagesausflug zu Fuß, über Land – in den Kohl. In den Grünkohl genauer gesagt, denn der hat jetzt Saison.
Kohlfahrten finden meist im Januar / Februar statt, denn Grünkohl braucht einen harten Frost, damit er gut schmeckt. Dementsprechend sind die Außentemperaturen bei Kohlfahrten in der Regel deutlich unter Null – so dass mit ‘Brennstoff’ für erhöhte Innen-Temperaturen gesorgt werden muss. In der Praxis bedeutet dies, alle paar Meter findet ein Halt statt, ran an den Bollerwagen, und kontrollieren ob noch genügend in der Korn-Flasche ist …
Irgendwann kommt man dann dennoch am Zeil der Reise an – einer Landgaststätte, in der eingekehrt wird. Zu einem deftigen Kohl-Essen, bei dem auch der Kohl-König gekürt wird. Die Königswürde wird nach einer einfachen Regel verliehen: Kohl-König oder Kohl-Königin wird der/diejenige, der/die am meisten Kohl verzehrt. In eher traditionellen Kohlfahrten-Gruppen gibt’s dafür auch noch nen ‘Kohl-Orden’ …
Im Mittelpunkt aber – neben Spaß und Saufen – immer: “ Kohl und Pinkel ”. Dabei wird der Kohl nicht etwa mit irgendwelchen Körper-Ausscheidungen malträtiert.
Die “Pinkel” ist vielmehr eine Art regionaler Spezialität, insbesondere in Ostfriesland und bis Bremen bekannt. Eine Art Grützwurst, die ihren Namen von ihrem Aussehen haben soll [nun, ich hab da so meine Zweifel …]
Und deswegen findet man in Norddeutschland dieser Tage oft Schilder wie dieses hier …
Nach Ibiza – was erwartet uns erst im nächsten Touristen-Ort?
Palma de Mallorca – Inbegriff von Massentourismus. Schon bei der Einfahrt in den Hafen sehen wir die Flieger im Minuten-Takt einschweben. Stimmt, die Herbstferien haben teilweise bereits begonnen …
Nun denn, auf in die Stadt, einige Happen Kultur vermischt mit ein wenig Entspannung.
Doch schon bald ist es uns in der Innenstadt viel zu voll, Touristen-Massen schieben sich durch enge Straßen, stehen Schlange vor der Kathedrale, drängeln sich in Geschäften mit Nippes und Kitsch.
Verlässt man einmal die ausgetretenen Wege des Massentourismus in Palma, macht sich auf den Weg in die (inzwischen) weniger von Touristen besuchten Vorstädte, entdeckt man schnell, wie Tourismus-Infrastruktur aussieht, wenn sie alt und nicht mehr benötigt wird:
Früher als erwartet machen wir uns wieder auf den Weg gen Hafen …
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