Kategorien
Kulturelles

Land des Lächelns

Kann eine Operette anderes als oberflächlich, banal sein? Kann Operette tragisch sein? Ja – zum Beispiel ‚Land des Lächelns‚, aktuell in einer Wiederaufnahme von 2007 wieder zu sehen in der Komischen Oper Berlin.

Die „romantische Operette in drei Akten“ von Franz Lehár stammt aus der Zeit der ‚Silbernen Operette‘ (Operette nach dem 1. Weltkrieg). Sie handelt von Liebe und letztlich Scheitern. Kein Happy End, kein vordergründiges Glücksgefühl-Gedusel. Sondern ein Stück über den Versuch, aus Liebe aus der eigenen Kultur, den ihr innewohnenden Konventionen und Zwängen auszubrechen, das Fremde zu wagen – und doch letztlich zu scheitern.

‚Immer nur Lächeln‘, den Anschein bewahren, Schein und Realität, Außenwelt und Innenwelt –

„Wie’s da drin aussieht, geht niemand etwas an.“

Die Komische Oper selbst beschreibt Konwitschnys Inszenierung

„Peter Konwitschny schaut in der Komischen Oper Berlin Lehárs Operette hinter die Fassade des immerwährenden Lächelns. Indem er die Figuren und ihre Gefühle nicht weiter verkitscht, sondern sie ernst nimmt, gewinnt Lehárs Musik in dieser Inszenierung eine große Fallhöhe, eine berückende Eindringlichkeit und eine Ehrlichkeit, die man beim »kleinen Mann sein Puccini« (Kurt Tucholsky) so nicht vermutet hätte. Dass er dabei auch den Unterhaltungswert nicht vernachlässigt, ist die große Kunst dieser gefeierten Arbeit von Peter Konwitschny.“

Das ‚Land des Lächelns‘ – weit mehr als nur glatte Oberfläche, amüsante Unterhaltung – besonders in der beeindruckenden Inszenierung Konwitschnys (die ich  nun zum dritten mal begeistert gesehen habe).

Die jetzige Inszenierung von ‚Land des Lächelns‘ ist seit dem 1. Juli 2007 auf dem Spielplan und seit 12.1.2011 wiederaufgenommen.

Komische Oper Berlin

Kategorien
Berlin

Tell Halaf – die unmögliche Rettung gelingt

Die Ergebnisse des wohl größten Restaurierungsprojekts der letzten Jahrzehnte können derzeit in Berlin besichtigt werden: die 1943 völlig zerstörte Tell Halaf Sammlung ist aus Ruinen wieder auferstanden.

1911 bis 1913, 1927 bis 1929

Max von Oppenheim, Diplomat, Orientalist und Archäologe aus dem Haus einer Kölner Privatbankiers-Familie (2011 Ausstellung: Oppenheim Fotos – 40 Jahre Reisen im Nahen Osten), führt zusammen mit Architekten, Photographen und 200 einheimischen Arbeitern Grabungen im Bereich des Siedlungshügels Tell Halaf durch. Er findet eine ehemalige Palastanlage des aramäischen Fürsten Kapara, Sohn des Hadiani; dabei u.a. über 3.000 Jahre alten Groß-Plastiken – ein Jahrhundertfund.

Oppenheim hätte seine Funde gern im Pergamon-Museum gezeigt. Doch dieses hatte zu der Zeit (Ende der 1920er Jahre, Weltwirtschaftskrise) keine ausreichenden Mittel für die von Oppenheim geforderte ‚Aufwandentschädigung‘. So errichtete er sein eigenes ‚Tell Haalf Musuem‘ in einem ehemaligen Fabrikgebäude an der Franklinstrase in Berlin Charlottenburg, das am 15. Juli 1930 eröffnet.

23. November 1943

Bei einem Fliegerangriff auf Berlin wird das ‚Tell Halaf Museum‚ in Berlin-Charlottenburg in der Nacht vom 23. auf den 24. November 1943 von einer einzigen Bombe getroffen. Doch die Phosphorbombe setzt das ganze Gebäude in Brand. Durch Hitze (bis 950°) und Löschwasser (‚Sprengung‘ durch thermische Spannung) werden nahezu alle Objekte völlig zerstört.
Mit der Bergung der Trümmer kann erst im Januar des folgenden Jahres begonnen werden. Die Rettungsaktion umfasst 9 Trecker-Fuhren an Trümmern.

Noch nach Ende des Krieges sammeln Studenten aus den Ruinen des Gebäudes weitere Trümmerteile. Doch die Trümmer gelten als unrestaurierbar, sie geraten in Vergessenheit. Das ‚Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen‘ schreibt 1954: „Das Tell-Halaf-Museum ist als Ganzes zugrunde gegangen.

Max von Oppenheim hingegen hatte Hoffnung: nach dem Totalverlust seines Museums schrieb er 1944:

Es wäre ja großartig, wenn tatsächlich die Stücke, in welche die einzelnen Steinbilder zerborsten sind, gesammelt nach den Staatlichen Museen gebracht und später einmal wieder zusammengefügt werden könnten.

2001

Beginn der Restaurierungsarbeiten durch die Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung. In einer großen Halle in Berlin-Friedrichshagen werden alle 27.000 (!) Trümmer-Teile auf Paletten ausgebreitet. Die Arbeiten an einem gigantischen dreidimensionalen Puzzle beginnen.

Das Unmögliche gelingt: nach neun Jahren ist ein Großteil der Basalt-Bruchstücke wieder zusammen gesetzt, Fehlstellen ergänzt – die über 3.000 Jahre alten Bildwerke sind großenteils gerettet, wieder auferstanden. Von den 27.000 Trümmerteilen konnten über 90% wieder zugeordnet werden. Alle Restaurierungsarbeiten wurden reversibel durchgeführt (z.B,. Verwendung von Epoxydharz-Kleber).

seit 2006

Nach 80jähriger Unterbrechung werden die Grabungsarbeiten im Gebiet von Tell Halaf fortgesetzt, von einem syrisch-deutschen Grabungs-Team unter der Leitung von Lutz Martin (Vorderasiatisches Museum Berlin), Mirko Novák (Universität Tübingen), Jörg Becker (Universität Halle) und Abd al-Masih Bagdo (Generaldirektion der Antiken und Museen Damaskus.

27. Januar 2011

Die Ausstellung „Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf“ wird feierlich eröffnet. Ausgewählte Exponate der Tell-Halaf-Sammlung werden gezeigt. Ab 28.1. (bis voraussichtlich 14. August) ist die Ausstellung für das Publikum zugänglich.

Tell Halaf – Fotos

Tell Halaf 01
Tell Halaf 02
Tell Halaf 03
Tell Halaf 04
Tell Halaf 05
Tell Halaf 06
Tell Halaf 07
Tell Halaf 08
Tell Halaf 09
Tell Halaf 10
Tell Halaf 11
Tell Halaf 12

Zukunft

Der Masterplan Museumsinsel Berlin sieht vor, dass die Fassade von Tell Halaf zukünftig im nach Plänen von O.M. Ungers neu zu errichtenden vierten Flügel des Pergamon-Museums gezeigt wird:

„Nach ihrer Restaurierung werden die Steindenkmäler als Teil der rekonstruierten Palastfassade im Pergamonmuseum den Übergang von Altägypten zum späthethitisch-aramäischen Ausstellungsbereich des Vorderasiatischen Museums bilden.“

.

weitere Informationen:
Staatliche Museen zu Berlin: Gerettete Götter
Vorderasiatisches Museum Berlin: Tell Halaf Projekt
Universität Tübingen: Neue Ausgrabungen auf dem Tell Halaf in Syrien
Museumsinsel Berlin: Fassade von Tell Halaf (Planung 2015 Masterplan)
Archäologie online 28.01.2011: Die geretteten Götter – temporäres Tell Halaf-Museum eröffnet
.

Kategorien
Frankreich

„quartier naturiste“ Cap d’Agde – Paradies der Nackten

Das Paradies der Nackten … liegt für viele FKK-Anhänger in Südfrankreich, genauer südlich von Montpellier am Mittelmeer: das „quartier naturiste“ von Cap d’Agde.

Das ‚quartier naturiste‚ (centre naturiste, früher CHM centre helio-marin) ist die (mit Abstand) größte Ferienanlage Europas für Nackt-Urlauber. An die 40.000 Nackte tummeln sich hier in der Hochsaison (Juli / August, der hauptsächlichen Sommer-Urlaubszeit in Frankreich) gleichzeitig; insgesamt kommt Cap d’Agde auf circa 1,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr.

das quartier nudiste von Cap d’Agde

Cap d’agde, das heißt nackt zum Friseur, nackt zum Bäcker, nackt auf dem Fahrrad, nackt in den Supermarkt … und selbstverständlich: nackt an den Strand. Cap d’Agde hat wunderbare Strände zu bieten, und zwei der insgesamt 14 km Stand sind ausschließlich Nackten vorbehalten.

Strand von Cap d'Agde (Foto: Alex Fischer)
Strand von Cap d’Agde (Foto: Alex Fischer, Lizenz cc by-sa 3.0)

Der Strand vom FKK-Zentrum Cap d’AgdeAlex-fischer CC BY-SA 3.0

Gegründet wurde das Naturisten-Camp ‚quartier naturiste‘ von Cap d’Agde 1950 von Paul René Oltra – in einem unwirtlichen Sumpfgebiet. Einige wenige FKK-Urlauber aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden waren die Gäste in den ersten Jahren. Heute ist Sohn Jean-Michel der Chef … über einen riesigen Campingplatz (2.500 Plätze), zahlreiche Hotels, Apartmentanlagen und Bungalows.

Nur nicht über den ‚Schweinestrand‚. FKK-Anhänger sind ’sauber‘, schließlich entstand die FKK-Bewegung im Umfeld protestantischer Gruppen, bemühte sich immer um ein ’sauberes‘ Image – und möglichst große Distanz zu allem, was mit Schmuddel, gar Sex zu tun haben könnte. Nicht so am ‚Schweinestrand‘ von Cap d’Agde. An diesem gut 2 km von der FKK-Anlage entfernten Strand soll es ‚lebendiger‘ hergehen … gelegentlich allerdings inzwischen überwacht von Polizisten in Neopren-Polizei-Kombi auf Jet-Skis.

.

Cap d’Agde

Der Badeort Cap d’Agde wurde auf dem Reißbrett entworfen, auf einem nur durch Sandstrände vom Meer getrennten früheren Sumpfgebiet.

Der Ort versucht inzwischen seine Attraktivität zu steigern und auch außerhalb der Badesaison zu einem attraktiven Reiseziel zu werden. So soll u.a. ein neues Kongreß-Zentrum mit 1.200 Plätzen entstehen. Zudem geplant: ein Casino sowie ein neues Vier-Sterne-Hotel. Und zahlreiche neue Wohnungen, geplant von dem Architekten Jean-Michel Wilmotte.

Der einst im Rahmen der unter de Gaulle entwickelten ‚mission Racine‚ entstandene Ort mit ca. 25.000 Einwohnern hat in der Hochsaison über 250.000 Bewohner.  Das ‚quartier naturiste‘ liegt im Osten des Ortes. Es gilt als bestbesuchte FKK-Anlage der Welt.

Zehntausende Besucher:innen genießen im Sommer täglich die Strände von Cap d’Agde, unter ihnen geschätzt 10 bis 20 Prozent LGBT.

.

Während der Coronavirus Pandemie (COVID-19) wurden in Cap d’Agde erhöhte Zahlen von Coronavirus-Infektionen festgestellt. So ergaben Tests Mitte August 2020 95 positive Testergebnisse bei 490 untersuchten Personen, eine Rate von 19%.

Kategorien
HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Bugchasing: Pozzen im ZDF

Eine neue Reportage-Sendung des ZDF-Ablegers ‚ZDF neo‘ beschäftigt sich am 12. Februar 2011 mit bugchaising oder pozzen – mit Menschen, die sich bewusst mit HIV infizieren.

ZDF neo ist ein seit November 2009 sendender digitaler Ableger des ZDF, mit dem das ZDF experimentiert, wie es wieder attraktiver für jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer werden könnte – mit teils beachtlichen, interessanten Ergebnissen.

Im Februar startet ZDF neo eine neue Reportage-Reihe, ‚Wild Germany‚. Realisiert wird diese für das ZDF vom internationalen Magazin und Medien-Unternehmen ‚Vice‚. Die erste Sendung am 12. Februar 2011 (22:15, ZDF neo) beschäftigt sich mit “ bugchasing “ ( “ pozzen „).

Als ‚bugchasing‘ wird im englischen Sprachgebrauch häufig bezeichnet, was im Deutschen gern ‚pozzen‘ genannt wird: sich bewusst und absichtlich mit HIV infizieren. ‚Bugchasing‘ ist wenig wissenschaftlich untersucht. Eine deskriptive US-Studie an 1.228 ‚bugchasing‘-Internetprofilen auf US-Internetseiten im Jahr 2006 identifizierte 7,5% der Profil-Besitzer als HIV-negativ und tatsächlich überzeugte ‚bugchaser‘ und 0,4% (5 von 1.228) als HIV-positiv und überzeugte ‚bugchaser‘. Insgesamt kommen die Forscher zu dem Resüme

These data suggest bug chasing and gift giving do exist; however a sizable portion of both bug chasers and gift givers were not intent on spreading HIV.

Wie häufig dieses Phänomen in der Realität in Deutschland tatsächlich auftritt, ist nicht bekannt – oft gewinnt man den Eindruck, die mediale Aufmerksamkeit für ‚pozzen‘ oder ‚bugchaser‘ ist weitaus höher als die Realität.

ZDF neo schreibt selbst als Ankündigungs-Text zur Sendung zu ‚bugchaising‘:

„AIDS ist eine der gefährlichsten Krankheiten der Welt. In den 80ern und 90ern ist eine ganze Generation von homosexuellen Männern jämmerlich daran gestorben. Nur durch groß angelegte Aufklärungskampagnen konnte die Verbreitung verlangsamt werden. Später tauchten Gerüchte über so genannte „Bugchaser“ in den Medien auf, Männer, die sich willentlich mit dem HI-Virus infizieren lassen. Manuel Möglich will wissen, ob dieses Phänomen wirklich existiert und was einen gesunden Mann dazu bringen kann, todkrank sein zu wollen.

Als ZDFneo-Reporter begibt er sich in die Schwulenszene. Dort trifft er Claude. Er ist aidskrank, was ihn nicht davon abbringt, verhütungsfreie Sexpartys in seiner Wohnung zu veranstalten. Regelmäßig melden sich HIV-negative Männer bei ihm an, die sich von ihm anstecken lassen möchten. In Leipzig trifft Manuel Tobias und René, beide HIV positiv, die ihm die Leipziger Szene zeigen. Sie erzählen, dass sie schon andere Männer mit deren Einverständnis angesteckt haben. Zuletzt schaut Manuel sich das an, wovon er bisher nur gehört hat: die Darkrooms der Stadt, der ideale Spielplatz für Bugchaser.“

‚Vice‘-Deutschland- Herausgeber Benjamin Ruth kündigt die Reportage-Reihe „Wild Germany“ an als „eine Reise an die obszönsten Orte des Landes“ …

Der Reporter des Beitrags, ‚Manuel Möglich‚, wird als Autor oder Mitarbeiter u.a. genannt bei dem ‚Magazin für Pop-Kultur‘ Spex (2006/07), dem WDR-Radio – Ableger 1Live (2007) und der WDR-Sendung ‚Funkhaus Europa‘ (2010), war Autor in der ‚Berliner Zeitung‘ (2008) oder der ‚Zeit‚ (2010). Beiträge, die ihn als sachkundig zu HIV / Aids ausweisen, sind auf den ersten Blick nicht zu finden.

Autor des Beitrags ist Tom Littlewood, Chefredakteur der Reportage-Reihe ‚Wild Germany‘ bei ‚Vice‘.

Produziert wird die Reportage-Reihe von ‚Vice‘ (Vice: etwa: Laster, Fehler). Das 1994 in Kanada gegründete ‚Szene-Magazin‘ (früher ‚Voice of Montreal‘) hat sich längst zu einem global agierenden Medien-Unternehmen gewandelt – Magazin, Internet-TV (vbs.tv), TV-Beiträge für andere Sender. Das Print-Magazin erscheint in 26 Ländern in einer Auflage von insgesamt 1,2 Millionen Exemplaren. Die SZ schreibt über das Magazin „Jeder findet etwas, das ihn abstößt, fast jeder etwas, das ihn fasziniert. Ein Gesamtkonzept gibt es nicht.“
Die deutsche Redaktion des Magazins (2005 gegründet) sitzt in Berlin, Herausgeber in Deutschland ist Benjamin Ruth.

Zuständig für ‚Wild Germany‘ beim ZDF: Andrea Windisch, stellvertretende Redaktionsleiterin bei ZDF Neo.

.

weiter hier: wie die Sendung zu ‚Bugchasing‘ war? siehe hier: Bugchasing – viel neo-Lärm um nichts

.

weitere Informationen:
ZDF neo 12.02.2011 22:15 Uhr: „Wild Germany – Bugchasing“
Manuel Möglich auf 1Live
SZ 28.09.2010: Erfolgsmodel: „Vice“-Magazin – Obszön geschlitzte Früchte
Christian Grov, Jeffrey T. Parsons: Bug Chasing and Gift Giving: The Potential for HIV Transmission Among Barebackers on the Internet. in: AIDS education and prevention, Dezember 2006 (abstract)

.

Kategorien
Berlin

Eröffnung U-Bahn-Station Eisenacher Strasse 1971

Am 29. Januar 1971 wurde in Berlin die U-Bahn-Station „Eisenacher Strasse“ eröffnet.

Sie ist eigentlich keine Schönheit, sie war es wohl noch nie so recht.

Inzwischen hat sie doch an einigen Ecken und Kanten gelitten – man sieht ihr ihr Alter durchaus an.

Sie ist ein typisches Kind ihrer Zeit – der frühen Siebziger. Sattes grün und blasses gelb sind ihre Farben – eine ein wenig eigenwillige Kombination, die durch eher grelle Beleuchtung nicht eben vorteilhafter wird.

Am 29. Januar 1971 wurde sie eingeweiht – die Berliner U-Bahn-Station „Eisenacher Strasse“:

U-Bahnhof Eisenacher Strasse 2011
U-Bahnhof Eisenacher Strasse 2011

U-Bahnhof Eisenacher Strasse 2011
U-Bahnhof Eisenacher Strasse 2011

U-Bahnhof Eisenacher Strasse 2011
U-Bahnhof Eisenacher Strasse 2011

Die Berliner U-Bahn-Station Eisenacher Strasse wurde am 29. Januar 1971 eröffnet. Sie war Teil der ersten großen Nordwest-Verlängerung der Linie U7 und wurde zwischen 1968 und 1970 gebaut.

Gestaltet wurde sie von dem in Möckern geborenen Berliner Architekten Rainer G. Rümmler (1929 – 2004), Baudirektor bei der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen. Rümmler gestaltete zwischen Mitte der 1960er und Mitte der 1990er Jahre nahezu alle in Berlin neu gebauten U-Bahn-Stationen (weswegen er auch der ‚Architekt des Untergrundes‘ genannt wurde). Rümmler ist aber auch der Architekt der 1973 eröffneten und inzwischen unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Autobahn- ‚Raststätte Dreilinden‘ (Checkpoint Bravo).

Benannt ist die Station ‚Eisenacher Strasse‘ nach der die Grunewaldstrasse hier kreuzenden Eisenacher Strasse. Ob hierin ein Grund für die etwas eigenwillige Farbgebung des Bahnsteig-Geschosses zu suchen ist, ist unklar – sie steht in eigenwilligem Kontrast zum gelb-orange des Zwischen-Geschosses. Weder grün noch gelb finden sich jedenfalls im Wappen der Stadt Eisenach. Mancherorts werden die grünen Wälder Thüringens als Patron für die Farbwahl angeführt.

Der Bahnhof ‚Eisenacher Straße‘ (BVG-Betriebs-Kürzel ‚Ei‘) wird derzeit (Frühjahr 2019) barrierefrei ausgebaut. Bisher hatte er nur eien Rolltreppe zwischen Bahnsteig und Zwischengeschoß. Für Menschen mit Behinderungen oder Bewegungs-Einschränkungen war der Bahnsteig also nur unbequem oder mit großen Schwierigkeiten zu erreichen.
Erst bis 2023 sollen alle S- und U-Bahnhöfe in Berlin barrierefrei mit Lift erreichbar sein.

Und ob die Platten an den Wänden immer noch – wie zur Eröffnung 1971 – aus Eternit® (diesen für die Ewigkeit bestimmten Faserzement-Platten (Asbest?)) sind?

.

Kategorien
Frankreich HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frankreich: Aidshilfe ‚Aides‘ in der Kritik – Aides Dienstwohnung für den Präsidenten?

Die größte Pariser Boulevard-Zeitung ‚Le Parisien‘ kritisiert die französische Aidshilfe-Organisation Aides. Insbesondere in der Kritik: der ehemalige Präsident Christian Saout. Hat er eine Aides Dienstwohnung ?

Es ist das Tagesgespräch in Paris, nicht nur in Aids-Kreisen: gab es bei der französischen Aidshilfe-Organisation Aides unprofessionellen Umgang mit Mitteln? Haben einzelne Mitarbeiter unverhältnismäßige Vorteile genossen?

Die französische Aidshilfe-Organisation Aides wurde 1984 von Daniel Defert (nach dem Tod seines langjährigen Lebensgefährten Michel Foucault) gegründet. Aides ist in über 100 Städten Frankreichs aktiv, beschäftigt über 300 Mitarbeiter und über 1.000 Ehrenamtler. Aides ist mit einem Jahresbudget von 39 Millionen Euro (2009) eine der bedeutendsten karitativen Organisationen Frankrichs, so ‚Le Parisien‘.

Le Parisien zitiert in seiner heutigen Ausgabe (25. Januar 2011) aus einer vertraulichen Studie des Beratungsunternehmens ‚Sécafi‘. Dies kritisiere, die ‚Organisation sei nicht ausreichend entwickelt‘. Zudem gehe ein zu geringer Teil der Mittel (60%) in den sozialen Bereich (während Organisationen wie Arc (Krebsbekämpfung) oder AFM (Myopathie) Werte von 78% und 83% erreichen). Einzelne Mitarbeiter profitierten zudem von „unverhältnismäßigen Vorteilen“.

Insbesondere in der Kritik: Christian Saout, Präsident von Aids von 1998 bis 2007. Warum hat er ab 1999 bis 2010 von einer Dienstwohnung profitiert (eines Studios in Pantin nordöstlich von Paris), fragt ‚Le Parisien, einer Praxis, die generell vom Rechnungshof kritisiert werde. Und warum überweise Aides ihm noch ein Gehalt (110.000 € pro Jahr, aus staatlichen Zuschüssen, nicht aus Spendengeldern), obwohl er doch nur noch Ehren-Präsident sei (und somit eigentlich ohne Bezüge)? Er vertrete Aides in zahlreichen Instanzen, das benötige Zeit, erläutert Aides-Generaldirektor Olivier Dénoue als Begründung.

Noch großzügiger sei die Situation gestaltet bei Generaldirektor Vincent Pelletier. Er habe die vertragliche zusage, alle zwei Jahre sein Gehalt neu zu verhandeln – und mache davon auch rege Gebrauch. Sein Monatsgehalt sei zwischen 2007 und 2009 um 17% gestiegen und liege nun bei 9.500 Euro pro Monat. Die gehälter der ’normalen Angestellten‘ hingegen seien niedrig und würden auch nur geringfügig erhöht.

Zudem kritisiert ‚Le Parisien‘ bzw. der Bericht des Beratungsunternehmens „undurchsichtige Rechnungslegung“ – die notwendige Transparenz fehle, der jüngste Bericht des Rechnungshofes sei nie veröffentlicht worden.
Garde um auch weiterhin für Spender attraktiv zu sein, bedürfe es auch der Transparenz. Die Organisation der Charta „Spende inVertrauen“ (‚don en confiance‘) habe die inhaltliche Arbeit hierzu begonnen – Aides habe jedoch entscheiden, dieser Organisation nicht beizutreten.

Aides reagierte in einer Stellungnahme auf den Artikel und bezeichnete ihn als „weitgehend umstritten, sowohl hinsichtlich der Methode als auch des Inhalts“ sowie als „Verleumdung“. Der Artikel sei ein schwerer Schlag für alle Mitstreiter und für den Kampf gegen Aids. Mehrere Berichte verschiedener Organisationen hätten in der Vergangenheit die beispielhafte Transparenz der Organisation gelobt. Man werde auf jeden einzelnen der von Le Parisien angesprochenen Punkte zügig reagieren.

Ein Prüfbericht für die Direction Géneral de Santé kommt zu einem anderen ergebnis als der Artikel von Le Parisien. Der Bericht spricht im September 2010 von ‚guter finanzieller Gesundheit‘ und ‚echtem Engagement für Transparenz‘ („une bonne santé financière de l’association. Celle-ci s’accompagne d’une gestion rigoureuse, elle-même portée par une réelle volonté de transparence“). Einige Aides-Insider und ‚Ehemalige‘ hingegen zeigen sich in Kommentaren (teils auch mit vollem Namen)  „wenig überrascht“ von dem Bericht von Le Parisien.

Für heute (25.1.2011) Nachmittag (16:30 Uhr) hat Aides eilig zu einer Pressekonferenz geladen.

Aktualisierung
26.01.2011, 12:45 Uhr: Yagg berichtet von einer Pressekonferenz „voller Mitarbeiter von Aids, und nur einer Handvoll Journalisten“ und in aufgeheizter Atmosphäre. Der Bericht von Secafi, Basis des Parisien-Artikels (Bericht: siehe Links unter ‚weitere Informationen‘) wurde verteilt.
Bruno Sphire, jetziger Präsident von Aids, habe betont, seit Jahren hätten alle Prüfberichte Aides als eine ‚gesunde Organisation‘ beschrieben. Das Gehalt des früheren Präsidenten rechtfertigte er, man brauche einen hochqualifizierten Chef, außerdem sei ein derartiges Gehalt bei Organisationen dieser Größe üblich. Christain Saout, im Artikel kritisierter Ex-Präsident bis 2007, betonte, seine Dienstwohnung (die er bis 2010 hatte) habe er pflichtgemäß in seiner Steuererklärung angegeben. Der Artikel des Parisien habe ‚die Absicht Schaden anzurichten‘. Ein Vertreter der Beschäftigten von Aides erklärte sich solidarisch, es gebe keine Beschwerden innerhalb der Organisation.
26.01.2011, 14:20 Uhr: Aides selbst reagierte inzwischen mit einer erneuten Stellungnahme. Der Artikel und die Auseinandersetzung sei verschwendete Energie, die im Kampf gegen Aids fehle. Das Studio in Pantin (für den Präsidenten) sei weniger teuer gewesen als 15 Nächte pro Monat im Hotel. Das gehalt des ehemaligen Präsidenten sei hoch, aber im Bereich von Organisationen mit 500 Mitarbeitern üblich; zudem sei es seit Monaten durch einen Radio-Bericht bekannt gewesen. Das Ganze sei ein erfundener Skandal. Aides habe Berichte verschiedener Organisationen online gestellt, damit sich jeder selbst ein Bild machen könne.

.

weitere Informationen:
Le Parisien 25.01.2011: Exclusif: L’association Aides dans la tourmente
Comité de la
Tetu 25.01.2011: La gestion de Aides épinglée par «Le Parisien»
Charte du don en confiance

Aides 25.01.2011: « Calomniez, calomniez, il en restera toujours quelque chose »
Europe 1 25.01.2011: Les mauvais comptes d’Aides
„Aides“ – Rapport pour le Ministère de la santé et des sports – Direction Générale de la Santé – Audit d’une association subventionnée
par la Direction Générale de la Santé : évaluation de la convention 2007-2010 (pdf)
Aides: Quelques chiffres
Secafi: AIDES – Rapport sur la situation de l’association
pour l’exercice clos le 31.12.2009 (pdf)
Yagg 26.01.2011: Aides répond à l’enquête du « Parisien »
Aides 26.01.2011: AIDES diffamée ? La calomnie retombe comme un soufflé
Le Parisien 25.01.2011: Aides : la crise en trois questions
Le Parisien 25.01.2011: « J’ai menti aux gens en leur faisant des promesses qu’on ne pouvait pas tenir »

.

Text 15. April 2017 von ondamaris auf 2mecs

Kategorien
Spanien

Madrid – Museo Reina Sofia

Das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía ( Museo Reina Sofia oder MNCARS) in Madrid wurde 1992 eingeweiht von Namenspatronin Königin Sofia und ihrem Mann Juan Carlos I. Es ersetzt das frühere Museo Español de Arte Contemporaneo.

Es zeigt auf zwei Etagen insbesondere bedeutende Werke der spanischen Avantgarde wie z. B. Joan Miró, Juan Gris, Pablo Picasso und Salvador Dalí sowie Werke zeitgenössischer Künstler wie z. B. Antoni Tàpies, Eduardo Chillida und Gerardo Rueda.

Madrid Museo Reina Sofia – Fotos 2011

Madrid Museo Reina Sofia
Madrid Museo Reina Sofia

Das Museum ist untergebracht im ehemaligen ‚Hospital General‘ (Krankenhaus bis 1965), versehen mit einem Erweiterungsbau des französischen Architekten Jean Nouvel.

Das Museo Reina Sofia ist ‚Pflicht-Programm‘, schon und vor allem wegen Pablo Picassos Guernica. Mein persönliches Highlight im Museo Reina Sofia: das Modell (1937/87) des Pavillons für die Weltausstellung 1937 von Josep Lluís Sert.

Die Architektur von Jean Nouvel, besonders den Anbau am Museum, muss man wohl nicht mögen. Ich empfinden den Anbau, besonders die Eingangs-Situation, als den Menschen klein machenden Gigantismus unangenehmer Art. Das Café wirkt auf mich wie ein Kunststoff-Futurismus seltsam altmodischer Anmutung, mit ein wenig Geschmack nach Orion und spaciger Sixties-Musik.

.

Kategorien
Spanien

Segovia – entdeckenswerte historische Metropole

Segovia, spanische Kleinstadt, 60 v.Chr. gegründet und in knapp einer Stunde von Madrid erreichbar – dank bequemer Schnellzug-Verbindung.

Segovia, knapp 100 km nordwestlich von Madrid gelegen, beeindruckt mit einer großen Zahl von Sehenswürdigkeiten: einem großen historischen Stadtkern, einer spätgotischen Kathedrale, einem römischen Aquädukt aus dem 1./2. Jahrhundert nach Christus (der die Stadt bis in die 1970er Jahre mit Wasser versorgte!), dem ab dem, 11. Jahrhundert errichteten Alcázar (Alcázar von arab. ‏القصر‎ al-qasr, „Festung“, „Schloss“; im Mittelalter Wohnort der Könige von Kastilien), sehenswerte Renaissance-Bauten aus dem 15. Jahrhundert, mehrere romanische Kirchen, zahlreichen Museen  sowie vielen beeindruckenden Einblicken und Aussichten.

Der historische Stadtkern ist seit 1985 UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt bewirbt sich derzeit als ‚Kulturhauptstadt Europas 2016‘.

Segovia Fotos 2010

Segovia 01
Segovia02
Segovia03
Segovia
Segovia05
Segovia06
Segovia
Segovia08
Segovia 09
Segovia10
Segovia11
Segovia12
Segovia14
Segovia13
Segovia15
Segovia Aquädukt
Segovia Aquädukt

.

6.11.2010 – Welche Heiterkeit, Wärme, Herzlichkeit strahlt die Stadt aus – wie wohltuend nach der kühlen, abweisenden Strenge des Escorial. Unbedingt eine Reise wert!

Kategorien
Spanien

Escorial 5.11.2010

Nicht weit von Madrid, mit einer Fahrt mit dem Regionalzug gut erreichbar, liegt in der Gemeinde San Lorenzo de El Escorial der „Escorial“ – eine Schloss- und Klosteranlage, die zwischen 1563 und 1584 auf Initiative Philipps II. von Spanien gebaut wurde.

Escorial – Fotos

 Escorial 02 Escorail 03  Escorial 05 Eskorial 06

Das Schloss gilt als größter Renaissance-Bau der Welt. Es gilt als frühes Beispiel des Herrera-Stils (auch Desornamentado-Stil), der durch Nüchternheit und Prunklosigkeit gekennzeichnet ist. Benannt ist der Baustil nach dem Baumeister Juan de Herrera, der zwischen 1567 und 1586 hier arbeitete.

In der barocken Gruft des Schlosses sind nahezu alle spanischen Könige beigesetzt. Seit 1861 ist El Escorial keine königliche Residenz mehr. Die UNESCO erklärte die Schlossanlage am 2. November 1984 zum Weltkulturerbe.

Ein nüchternes Gebäude, das auf mich sehr abweisend wirkt. Eine Eintönigkeit, manchmal Düsterheit ausstrahlt, die wohl dem Naturell Philipps II. entsprochen haben könnte. Kein Ort zum Wohlfühlen, keine Spur von Heiterkeit; selbst die Natur in den nahen Gärten ist in strenge Formen gestutzt, nahezu jeglicher Liebreiz fehlt.

Monasterio de San Lorenzo
el Real de El Escorial
Patrimonia Nacional

Kategorien
Spanien

Caixa Forum Madrid (Fotos)

Das 2008 eröffnete Caixa Forum in Madrid:

Madrid Caixa Forum 05
Madrid Caixa Forum 01
Madrid Caixa Forum 02
Madrid Caixa Forum 03
Madrid Caixa Forum 04

Gelegen auf dem Gelände des ehemalige (um 1900 erbauten, heute denkmalgeschützten) Elektrizitätswerk, dem Central Eléctrica del Mediodía. Die Brandmauer rechts des Gebäudes im Vordergrund verdeckt durch einen ‚Vertikalen Garten‘ von Patrick Blanc.

Bauherr: Fundación la Caixa , Barcelona
Architekt: Herzog & de Meuron Architekten AG, Basel