… in Erinnerung an ein einst sehr geschätztes Etablissement in Köln …
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Buschwindröschen Köln (1992 – 2000)
Seinen Namen fand es auch aus seiner Lage – in der Buschgasse in der Kölner Südstadt. Es brachte buntes schwules lesbisches Leben in die Südstadt von Köln – was lag da näher als sich das Buschwindröschen zum Namensgeber zu nehmen? Von einem Kollektiv geführt, entwickelte es sich ab der Eröffnung im Herbst 1992 bald zu einem blühenden Herzen des bunten queeren Lebens in Köln.
Es hatte Ahnen, so die autonome schwule Kneipe in einem besetzten Haus am Mauritiuswall 16 – 18 (‚der geile Punkt‚). Das Haus wurde am 30. Juni 1992 von der Polizei geräumt und sofort abgerissen. Oder das Autonome Zentrum Weißhausstraße (schwullesbische Kneipe ‚Rosa Rüssel‚). Oder den Bauwagenplatz.
Mit dem Umzug des Buschwindröschen von der Buschgasse 18 an die Bonner Straße 84 folgte ein Aufbau von Strukturen, Betreiber wurde der Verein ‚Maria HIV e.V.‚. Doch der Umzug brachte einen Bruch – das Publikum folgte dem Buschwindröschen nicht mit an den neuen Ort.
Am 20. April 2000 fand in Köln das fulminante (interne) Abschiedsfest für das legendäre Buschwindröschen Köln statt … das in einem Polizeieinsatz endete … (siehe Graswurzel-Bericht unten). Einen derart bunten unkonformistischen queeren Ort hat Köln danach nicht wieder aufbauen können …
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weitere Informationen: graswurzel.de (ca. April 2000): Polizeiübergriff in Köln: “Komm raus du schwule Sau!”
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und in der Schweiz sind’s die „hemmli-glunggi“ (einer der das Hemd nicht in der Hose trägt) – danke Michelle!
Bekannt wurde Sylvester James mit Hits wie “Do You Wanna Funk” oder “You Make Me Feel (Mighty Real)”. Nach seinem Tod kommen Einnahmen aus seiner Musik Aids-Organisationen zugute.
Sylvester James, US-amerikanischer Soul– und Disco-Musiker und ‚Queen of Disco‘, wurde bekannt unter seinem Vornamen “Sylvester” – und durch seine spektakulären Drag-Auftritte. Songs wie “Do You Wanna Funk” (1982) oder “You Make Me Feel” (1978) wurden große Hits in der Disco-Ära der späten 1970er und frühen 80er Jahre. Sylvester wurde zu einer der schwulen Ikonen der Disco.
Immer noch sind seine Songs gelegentliche Party-Hits – oder kommen als Remakes wieder auf den Markt, wie “You Make Me Feel” 1990 von Jimmy Somerville. Eine Single seines letzten Albums “Mutual Attraction”, der Song “Someone Like You”, wurde 1986 mit Cover Art von Keith Haring veröffentlicht.
Sylvester – vom Gospel zum Disco Pop
Sylvester James wurde am 6. September 1947 in Los Angeles geboren. Seine Gesangs-Karriere begann früh, bereits im Alter von sieben Jahren sang er in einem Gospel-Chor. Und begann sich anders als andere Jungs zu kleiden. In einer TV-Sendung 1986 [Video] erinnerte er sich
„When I was little, I used to dress up, right? And my mother said, ‚You can’t dress up, you gotta wear these pants and these shoes. And you have to, like, drink beer and play football.‘ And I said, ‚No I don’t!‘ And she said, ‚You’re very strange.‘ And I said, ‚That’s OK!‘ „
Mit 16 gehörte er zu den Disquotays, einer Gruppe farbiger Crossdresser. Nach seinem Umzug nach San Francisco begann er bei den Cockettes, einer Off-Theatergruppe („die einzigen mir bekannten drag queens, die Lenin lasen„, John Waters).
Bald jedoch suchte er ’sein eigenes Ding‘, und startete Sylvester and the Hot Band. Er nahm einige Alben auf, wechselte schließlich zu dem ehemaligen Motown-Produzenten Harvey Fuqua. Etwa 1978 entschied er sich, sich zu einer Disco Queen zu verwandeln. Später erklärte er
„Here were all those people putting out disco, making lots of money and becoming famous and everything. So we thought ‚why not?‘ We’ll put it out and nobody will like it and we certainly won’t like it, but we’ll do it.“
1978 trat Sylvester beim Geburtstag von Harvey Milk auf, dem ersten offen schwule Stadtrat in San Francisco. Ein Durchbruch wurde You make me Feel (Mighty Real) – nachdem Disco-Techniker und Synthesizer-Spieler Patrick Cowley ihn von einem Gospel-orientierten Song hin zu einem Dancefloor-Hit veränderte.
Sylvsters nächste LP Step II wurde vergoldt, brachte ihm mehrere Preise und zahlreiche große Auftritte. San Franciscos Bürgermeisterin Dianne Feinstein erklärte den 11. März 1979 zum Sylvester Day [viel später, 2015, wird erneut ein Sylvester Day erklärt, dieses Mal am 13. Februar 2015 anläßlich der Premiere des Mighty Real: A Fabulous Sylvester Musical].
Seine Hits stürmen die Charts, er macht Tourneen in Amerika und Europa. Er selbst, ebenso wie sein Label, versuchten aus dem Disco-Label auszubrechen, andere Musik zu machen – doch er blieb mit Disco, mit hi-NRG assoziiert.
Sylvester ist der einzige Musiker, dem auf dem Rainbow Honor Walk im Castro District gedacht wird. 2004 widmet sich eine wissenschaftliche Konferenz seinem Wirken und seiner Musik. 2014 erzählte das Off-Broadway-Musical Mighty Real! sein Leben.
Sylvester und HIV / Aids
Sylvester lebte offen schwul. Er unterstützte Aids-Organisationen mit Benefiz-Konzerten, ließ an seine Konzert-Besucher Aids-Informationen verteilen.
Sylvesters Partner Rick Cranmer erfuhr 1985 von seiner HIV-Infektion, an der er selbst im September 1987 starb. Sylvester erkrankte Ende 1987 schwer; noch vom Krankenbett gab er Interviews in denen er von seiner Aids-Erkrankung berichtete. 1988 nahm er, bereits schwer erkrankt, in einem Rollstuihl sitzend an der Gay Pride Parade in San Francisco teil.
Er starb am 16. Dezember 1988 im Alter von 41 Jahren in Oakland, Kalifornien an den Folgen von Aids. Er wurde auf dem Inglewood Park Cemetry beigesetzt.
Über 21 Jahre nach seinem Tod kamen erstmals Einnahmen aus seiner Musik zwei lokalen Aids-Organisationen in Kalifornien zugute. ‘AIDS Emergency Fund’ und ‘Project Open Hand’ erhielten aus dem Nachlass einen Scheck über zusammen 140.000 US-$.
Sylvester selbst hatte bereits im Mai 1988 testamentarisch die Rechte an „You Make Me Feel (Mighty Real)“ dem AEF und dem Nahrungsprogramm für HIV-Positive am San Francisco General Hospital vermacht.
Doch Sylvester hinterließ bei seinem Tod Schulden in Höhe von 350.000$, so dass Nachlassverwalter (und Freund) Tim McKenna den beiden Organisationen kein Geld auszahlen konnte. Nach seinem Tod übernahmen Tony Elite und seine Frau die Nachlass-Verwaltung. Ende der 1990er Jahre waren Sylvesters Schulden abgetragen – und Überschüsse wurden erwirtschaftet.
2010 erhielten AEF und Project Open Hand 75% bzw. 25% der Nachlass-Einnahmen – und können zukünftig mit weiteren Mitteln rechnen, aus Rechten an Sylvesters Song.
Schülerinnen und Schüler gegen Homophobie – „Homosexualität ist kein Problem, Homophobie ist eines“, mit diesem Slogan und einer Kampagne wendet sich die französische ‚Schülergewerkschaft‘ FIDL gegen Homophobie an französischen Schulen.
„Neger … schwul … Nutte … Lesbe ...“ Zwei Jungs und zwei Mädchen fragen den Betrachter „Hast du ein Problem damit?“ Mit diesem Motiv und einigen weiteren startet die französische Schülerinnen- und Schüler-Organisation FIDL eine landesweite Kampagne gegen Homophobie an Gymnasien und höheren Schulen (lycée).
Vom 17. April bis 17. Juni 2010 sollen die Motive der Kampagne in Anzeigen landesweit erscheinen, parallel wurde eine Internetseite gestartet.
Junge Homosexuelle sehen sich immer noch mit Zurückweisungen und Aggressionen konfrontiert, betont FIDL. Vor Intoleranz werde man nicht weiter die Augen verschließen, Gleichheit leben unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung sei das Gebot. Aus diesem Grund habe man die Kampagne gestartet.
FIDL, „le syndicat lycéen“ wie sich die Organisation im Untertitel nennt, wurde 1987 als Fédération Indépendante et Démocratique Lycéenne gegründet. Sie entstand in Reaktion auf das damals geplante „Gesetz Devaquet“, mit dem u.a. Zugangsbeschränkungen an Universitäten eingeführt werden sollten. Der Gesetzentwurf wurde Ende 1986 zurückgezogen, Innenminister Alain Devaquet musste aufgrund der Massenproteste am 8. Dezember 1986 zurücktreten.
Im Gegensatz zu Deutschland ist das Parteiensystem Frankreich recht zersplittert – und mit zahlreichen neugründungen, Umfirmierungen und Abspaltungen viel mehr in Bewegung.
CDU/CSU, FDP, SPD – und seit einiger Zeit Grüne sowie die Linke, dazu einige kleinere Parteien am Rand, die i.d.R. keine oder nur kurzfristig regionale Bedeutung erlangen – das deutsche Parteiensystem ist seit Gründung der Bundesrepublik in seinen Grundzügen vergleichsweise stabil und überschaubar.
Ganz anders in Frankreich: das Parteiensystem Frankreich ist komplizierter, schwerer verständlich. Hier gibt es eine Vielfalt an Parteien und Zusammenschlüssen, die wenig übersichtlich ist – und zudem ständig in Änderung begriffen. Parteien spalten sich, bilden Ableger oder schließen sich zu neuen Formationen zusammen. Zudem haben die meisten Parteien in Frankreich (niedrige) Mitgliederzahlen, die mit denen deutscher Parteien nicht vergleichbar sind.
Einen Status in der Verfassung haben Parteien in Frankreich erst seit 1958: damals wurde in Artikel 4 festgelegt, dass Parteien „bei den Wahlen mitwirken“. Anders als in Deutschland werden ihnen weitere Funktionen wie Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung hier nciht zugesprochen.
Eine öffentliche Finanzierung der politischen Parteien gibt es in Frankreich erst seit 1988 – allerdings ist das Finanzierungs-Niveau mit ca. 80 Mio. Euro (2003) jährlich deutlich geringer als in Deutschland (über 400 Mio. €).
Helmut Schmidt hat sich in seiner Zeit als Bundeskanzler nicht gegen die Streichung des Paragraphen 175 gestellt. Und die ihm in den Mund gelegte Aussage, er sei “nicht Kanzler der Schwulen” ist frei erfunden.
Sagt Helmut Schmidt. In einem ‘Leserbrief’ an die Welt.
weitere Informationen: Welt 28.03.2010: Etwas andere Männer Welt 11.04.2010: Leserbriefe – Helmut Schmidt stellt klar Steven Milverton 09.04.2010: “Da müssen Sie sich einen anderen Koalitionspartner suchen.” Der Spiegel 10.11.1980: RECHT – Kiefer runter
Der polnische Präsident Lech Kaczynski ist bei einem Flugzeug-Absturz ums Leben gekommen. Kaczynski galt als ‚homophobster Staatschef Europas‘.
Lech Kaczynski, Staatspräsident Polens, ist bei einem Flugzeugabsturz in Smolensk (Russland) am 10. April 2010 ums Leben gekommen. Mit ihm starb seine Frau Maria sowie zahlreiche hochrangige Vertreter Polens.
Immer wieder wurde Kaczynski, der2001 zusammen mit seinem Bruder Jaroslaw die nationalkonservative Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) gründete, für homophobe Einstellungen und Äußerungen bekannt. So zitiert die ‚Times‘ 2006:
„He is “not a doctor, not a sexologist, not an expert” on the causes of homosexuality, he pointed out, but he fears that activists may promote it. “I have 57 years of age behind me, and I have seen men dating girls and then I find that they are of a different orientation.” If the numbers of homosexuals rose, he said, “relations between men and women would be turned upside down” and “mankind would be doomed to extinction”.“
Schon als Bürgermeister Warschaus verbot Lech Kaczynski zweimal einen geplanten CSD (2004 und 2005). Immer wieder vertrat er den Gedanken, Homosexualität werde „propagiert“ und stelle eine Gefahr für die „öffentliche Moral“ dar, begründete damit Verbote und restriktive Maßnahmen.
Auch die polnische Politikerin, Sejm-Abgeordnete und zeitweise Parlamentarische Staatssekretärin der Kommission für Gleichstellung Izabela Jaruga-Nowacka, die immer wieder die Rechte von Lesben und Schwulen unterstützte, kam bei dem Absturz ums Leben. Noch im März 2010 hatte sie sich zusammen mit der Fraktion der polnischen Linken SLD für ein Gesetz für die Homo-Ehe in Polen eingesetzt.
Die älteste fast vollständig erhaltene astronomische Uhr im Ostsee-Raum befindet sich in der Welterbe-Stadt Stralsund.
Nicolaus Lillienveld baute 1394 eine Uhr für die Kirche St. Niokolai in Stralsund. Eine astronomische Uhr, die alle 24 Stunden des Tages zeigt, dazu das aktuelle Tierkreis-Zeichen. Das genaue Datum der Vollendung der Uhr ist bekannt: der 6. November 1394. Darüber informiert ein Schriftband auf der Uhr:
“Anno mcccxciiii In die sancte nicolai completum est opus per nicolaum lillienueld orate pro factoribus et largitoribus qui cum diligencia compleuerunt.”
(Im Jahre 1394, am Tage des Heiligen Nikolaus, ist dies Werk fertiggestellt durch Nikolaus Lillienfeld. Betet für die Verfertiger und Schenkgeber, welche es mit sorgendem Fleiß geschaffen haben!)
In den Ecken des Ziffernblattes der Uhr sind die vier Weltweisen dargestellt (ein seltenes Motiv): von links oben im Uhrzeigersinn nach links unten Claudius Ptolemaeus, Alfons X. von Kastillien, der arabische Astronom und Arzt Hali (Ali ibn Ridwan) sowie der persische Astronom und Mathematiker Albumasar.
Besonders bemerkenswert an der astronomischen Uhr von Stralsund ist sicher nicht ihre Prächtigkeit. Andere astronomische Uhren wie die in Straßburg oder Prag sind beeindruckender. Doch die Stralsunder astronomische Uhr hat ein besonderes “Innenleben”. Im Gegensatz zu vielen astronomischen Uhren, die im 18. oder 19. Jahrhundert renoviert wurden, ist das Uhrwerk aus dem 14. Jahrhundert weitgehend original erhalten.
Das Uhrwerk ist seit dem 10. April 1525 leider nicht mehr in Betrieb, wie zu hören ist inzwischen um es zu schonen (und einen etwaigen Ersatz mittelalterlicher Originalteile zu vermeiden), wohl aber auch aus finanziellen Gründen (Unterhaltskosten).
Technische Hochleistungen und Massenvernichtung – das Historisch-Technische Zentrum Peenemünde zeigt eindrucksvoll die Ambivalenz moderner Technik, den mit dem Leid Tausender Toter und Verletzter erkauften technischen Fortschritt, wirkt erfolgreich falscher Glorifizierung entgegen.
Peenemünde, einst einfach Name eines kleinen Örtchens am westlichen Ende der Insel Usedom, steht heute für Raketen und Raumfahrt, für Großtechnologie und Rüstungswahnsinn, für Himmel und Hölle (wie das Museum selbst schreibt).
Hier gelang 1942 der erste Start einer Flüssigbrennstoff-betriebenen Rakete ins All. In Peenemünde wurden Waffen entwickelt, die die NS-Propaganda als Wunder- oder Vergeltungswaffen bezeichnete, Waffen, die Tausenden den Tod brachten. Hier wurden die Grundlagen für die Massenproduktion von Raketenwaffen gelegt, einer Produktion, die allein in Mittelbau-Dora (einer Außenstelle des KZ Buchenwald) etwa 20.000 KZ-Häftlingen den Tod brachte.
Ein Ort, um den sich Mythen ranken.
Ein Ort mit einer schwierigen Geschichte.
Das HTZ Peenemünde sieht sich selbst als “ein Museum, das sich besonders Völkerverständigung, Toleranz und Aufklärung verpflichtet” fühlt.
2002 erhielt das Historisch-Technische Informationszentrum Peenemünde das Nagelkreuz von Coventry für seine friedensstiftende und versöhnungsfördernde Arbeit.
Homophobie ist im Sport immer noch ein weit verbreitetes Problem. Nicht nur im Fußball, auch beim Surfen. Doch nun hat ein Franzose ein Internetportal für schwule und lesbische Surfer/innen gestartet.
Fast scheint es, als gerate mit dem Fußball die letzte Domäne der Homophobie im Sport ins Wanken. Doch – wie sieht es aus beim Boxen, beim Rugby (außer nackten Rugby-Spielern) oder in der Formel 1? Oder – beim Surfen?
Frankreich hat entlang seiner zahlreichen Küsten viele Traumstrände zu bieten (und, nebenbei, auch viele besuchenswerte schwule Strände). Und Frankreich hat zahlreiche “Surf Spots”, Orte mit besonders guten Bedingungen für’s Wellenreiten, für Surfen – ob Lacanau Océan, Hossegor oder Biarritz, um nur drei Beispiele zu nennen, die alle auch Plätze des internationalen ‘Surf-Zirkus’ sind, mit ihren Wettbewerben, Championships etc.
Braungebrannte junger Männer (und Frauen) lassen sich hier bewundern, gut gebaut, breitschultrig, wohl muskliert. Und doch – schon ein Besuch an Surf-Stränden, ein Beobachten einer der zahlreichen nationalen und internationalen Surf-Wettbewerbe wie z.B. der ‘Lacanau Pro’ zeigt schnell: Surfen erweckt den Eindruck, eine Bastion wahrer Männlichkeit, ein Brennpunkt der Heterosexualität zu sein. Trotz aller gut gebauten Körper, kraftstrotzenden Männer, eng anliegenden Neopren-Kombis – von offen schwulen Männern und lesbischen Frauen weit und breit keine Spur.
Doch – dies soll sich nun ändern. Zumindest wenn es nach Thomas, einem schwulen Surfer geht. Er hat eine Internet-Community für schwule Surfer und lesbische Surferinnen gegründet – und schon kurz nach dem Start über 60 Teilnehmer/innen.
“Ich bin seit vielen Jahren Surfer,” berichtet er im französischen Homo-Magazin Tetu. “Ich habe viel im Ausland gelebt, in Sydney und Los Angeles … Oft habe ich versucht, andere schwule Surfer kennen zu lernen, erfolglos.” Dem wollte Thomas ein Ende bereiten – und gründete www.gaysurfers.net, eine Community für schwule Surfer und lesbische Surferinnen. Eine Site, die es (auch anonym) ermöglicht, Freundschaften zu knüpfen und Kontakte zu halten, Photos online zu stellen, Tipps auszutauschen.
Ob die Surf-Szene sehr homophob ist? Nun, schwer zu sagen, betont Thomas. Verschlossen ist sie auf jeden Fall. Über Sexualität wird wenig geredet, auch nicht unter den Hetero-Surfern. Und dass Homosexualität nicht gerade begrüßt werde, zeige schon die Geschichte zweier auch international bekannter Surfer (Cheyne Horan und Robbins Thompson, siehe ‘weitere Informationen’ unten), die nach Bekanntwerden ihrer Homosexualität ihre Sponsoren verloren.
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weitere Informationen:
www.gaysurfers.net
Tetu 28.03.2010: Pour les surfeurs gays, c’est «vivons heureux, restons cachés»
Advocate 25.02.2008: In Search of Gay Surfers
The Free Library 1997: Beached by homophobia; how Robbins Thompson caught a wave of antigay sentiment and quit the professional surfing circuit
‘ Gai Pied ’ – so lautete der Titel eines legendären französischen Schwulenmagazins, das ab 1979 bis 1992 erschien.
Der Gai Pied war die Schwulenzeitschrift einer Generation. Er erschien ab 1979, zunächst monatlich, bald als Wochenzeitung.
1978 – wie alles begann
Alles begann 1978, mit dem Aufkommen der Schwulenbewegung. Im Juli 1978 trafen sich die späteren Haupt-Protagonisten des Projekts bei einem per Kleinanzeige in der Tageszeitung Liberation angekündigten Sommer-Camp im Maazel in der Provence. Im Herbst 1978 stellten Gérard Vapereau und Jean Le Bitoux das Projekt beim Frankreich-Treffen der GLH (Groupe de libération homosexuelle) nahe Lyon erstmals öffentlich vor.
Das Erscheinen des ersten ‘Gai Pied’, eines offen schwulen Magazins, war 1979 eine Sensation in einer damals noch zutiefst konservativen französischen Gesellschaft. Homosexualität war noch strafbar; Homosexuelle wurden als Kranke betrachtet und lebten außerhalb ihrer Nischen versteckt und zurückgezogen. Bis Jean Le Bitoux (damals Journalist bei ‘Liberation’) und Gérard Vappereau den GaiPied gründeten. Plötzlich wurde Homosexualität sichtbar, bekamen Schwule Gesicht und Stimme.
Der Name des Magazins geht zurück auf einen Artikel des französischen Philosophen Michel Foucault in der ersten Ausgabe des Magazins, die im April 1979 an 2.000 Kiosken in Frankreich zu kaufen war (Wortspiel: wörtl. ‘fröhlicher’ oder ‘schwuler Fuß’; ‚pied‘ (der Fuß) wurde umgangssprachlich auch verwendet für Lust, Vergnügen; spielt begrifflich auch mit ‘pied noir’, nach dem Algerienkrieg verwendeter Begriff für (meist als Vertriebene) nach Frankreich kommende Algerienfranzosen; guêpier bedeutet allerdings auch ‘Wespennest’). Das erste Logo kreierte Philippe Barnier.
In der Null-Nummer der Zeitung, die mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren im Februar 1979 gratis erschien, schrieb Jean Le Bitoux zum Namen
„Pourquoi Gai Pied? Pour être gai et pour le pied, et pour échapper au guêpier des ghettos.“ (Warum Gai Pied? Um schwul zu sein, und die Falle der Ghettos zu vermeiden. Übers. UW)
Die Zeitschrift wollte unbequem sein, nicht ’nur‘ gefällig Leserwünsche bedienen.
„Un journal qui respecte la tranquilité de ses lecteurs, c’est un dortoir ou un hôpital.“ (Eine Zeitung, die die Ruhe ihrer Leser respektiert, ist entweder ein Schlafsaal oder ein Krankenhaus. Übers. UW) (Guy Hocquenghem, Gai Pied Hebdo, 13.7.1985)
die ersten Schritte
Der GaiPied wurde herausgegeben von der ‚Éditions du Triangle Rose‚ ETR SARL, die Vapéreau und Le Bitoux gemeinsam mit Philippe Barnier und Donald Germain zuvor gegründeten. Die erste Ausgabe (nach der Nullnummer) erschien am 1. April 1979. Schnell etablierte er sich als ‘das’ Blatt der französischen Schwulenbewegung – und blieb es jahrelang. Bald konnte von monatlichem auf wöchentliches Erscheinen gewechselt werden.
Um die ersten großen Rechnungen bezahlen zu können, veranstalteten die Gründer am 30. April 1979 eine Gala im Pariser Club Bataclan. Sie wird mit über 2.500 Gästen ein Riesen-Erfolg (auch finanziell) und Auftakt zu einer Reihe späterer Galas. Im März 1980 zog das Magazin in Räume in der rue de la Folie-Méricourt (Nr. 42), im Sommer 1980 wurde der erste Angestellte beschäftigt.
Die ersten Ausgaben erschienen zum Preis von 5 Francs (April bis Juni 1979), ab April 1982 lag der Preis bereits bei 15 Francs. Die ursprüngliche Auflage von 30.000 Exemplaren (April 1979) blieb lange relativ stabil. Mitte 1982, kurz vor dem Wechsel zu Gai Pied Hebdo (erfolgte am 27. November 1982 drei Wochen nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe des vom früheren Gai Pied Mitarbeiter Jacky Fougeray gegründeten Konkurrenz-Blattes Samouraï (1982-1986)) stieg die Auflage auf 70.000 und satbilisierte sich 1983 bei 60.000 Exemplaren.
Gia Pied – politisch engagiert, prominente Unterstützer
Die Zeitschrift konnte jahrelang auf zahlreiche und namhafte französische und internationale Unterstützung zählen, wie Yves Navarre, Guy Hocquenghem („Das homosexuelle Verlangen“) oder Hugo Marsan. Aber auch ein Gespräch mit Jean Paul Sartre fand sich hier (geführt am 28. Februar 1980 von Jean Le Bitoux, Sartres einziges Interview zu Homosexualität), ebenso wie künstlerische Arbeiten von David Hockney oder mit der Chanson-Sängerin Barbara (auch über ihr Engagement gegen HIV/Aids).
Die erste Ausgabe hatte den Titel „Un plaisir si simple“ (ein Vergnügen, so einfach), signiert Michel Foucault, dazu ein Bild das Yves Charfe zeigt. Im Heft unter anderem Berichte über von GLH und CHA organisierte Demonstrationen gegen den Iran, sowie Auszüge aus dem Zeitzeugen-Bericht von Heinz Heger ‚Die Männer mit dem Rosa Winkel‚, sowie Comics von Alex Barbier oder Nachrichten aus der Provinz sowie aus dem Ausland. Dass Michel Foucault das Blatt so ostentativ unterstützte, sei seiner Überzeugung nach ganz wesentlich dafür gewesen, dass der Gai Pied nicht verboten wurde, betont Jean Le Bitoux in seinen Memoiren die Bedeutung der Solidarität von Prominenten.
Gai Pied engagierte sich sehr stark im Präsidentschaftswahlkampf 1981. Francois Mitterrand galt als Hoffnungsträger – endlich eine Abschaffung des Sonderstrafrechts gegen Homosexuelle. Am 4. April findet eine große Demonstration statt, organsiert vom CUARH. Über 10.000 Homosexuelle ziehen durch Paris, an der Spitze 3 Mitglieder der PS, Jack Lang, Yves Navarre und Jean Paul Aron. Am 13. April wird das zweijähriges Bestehen mit einer Gala im Palace gefeiert. Yves Navarre verliest eine Nachricht, in der Francois Mitterrand, Präsidentschafts-Kandidat der PS, die Gäste grüßt und für den Fall seiner Wahl die Abschaffung des Sonderstrafrchts gegen Homosexuelle verspricht.
1983 – Kurswechsel
Ab 1983, nach einer Auseinandersetzung besonders mit Gründungs-Herausgeber Jean Le Bitoux über die Frage wie politisch oder ‚Konsum-orientiert‘ das Magazin sein solle, öffnete sich das Magazin verstärkt auch Lifestyle-Themen wie Mode oder Reisen. Gründer Le Bitoux schied am 3. Juli 1983 aus, er gab kurzzeitig ein ‚Piraten-Journal‘ heraus, das am 20. Juli 1983 unter dem Titel Gai Pied au cul (Gai Pied im Arsch) erschien.
1987 – Pasqua versucht sich am Verbot des Gai Pied
Sich um prominente Unterstützer zu bemühen, war neben der Aufmerksamkeit auch von Beginn an Teil der Überebens-Startegie des gai Pied. Ein Magazin mit Unterstützern wie Foucault oder Sartre zu verbieten, diese Schwelle sei einfach höher als bei ‚irgend einem‘ Blatt, so die Überlegung.
Doch im März 1987 war es soweit: Charles Pasqua (1927 – 2015), damals Innenminister im Kabinett Chirac, untersagt unter Berufung auf ein Gesetz aus dem Jahr 1949 über an die Jugend gerichtete Presseerzeugnisse den Kiosk-Vertrieb des Magazins (was de facto fast einem kompletten Vertriebsverbot nahe kam).
Doch Opposition und Kulturbetrieb reagieren schnell und deutlich. Fast die gesamte Presse protestiert. Nach einer lautstarken Demonstration am 19. März 1987 rudert die Regierung zurück und stellt ihr Vorgehen gegen den Gai Pied ein.
Unternehmensgruppe GaiPied
Ende der 1980er Jahre wächst der Gai Pied zu einer Gruppe von Unternehmen.
Bereits 1982 war ‚Gai Pied Voyages‚ gegründet worden1983 folgte der jahrelang überaus erfolgreiche ‚Guide Gai Pied‚. 1987 bis 1990 war die Gruppe Gai Pied Träger einer Radio-Station, der ‘Frequence Gaie’. Gai Pied gab zudem jahrelang auch einen beliebten schwulen Frankreich-Reiseführer heraus, den Guide Gai Pied.
Mit großem auch kommerziellem Erfolg wurde ab Sommer 1985 jahrelang eine frühe (über Minitel, das französische Btx-Pendant realisierte) Dating-Platform namens 3615GPH (zu Beginn bis Januar 1986 zunächst als Kontaktanzeigen-Dienst Rezo) betrieben.
Mit allen Nebenaktivitäten betrug der Umsatz der Gruppe Gai Pied im jahr 1986 über 20 Millionen Francs.
Chefredakteure des Gai Pied 1979 bis 1992
1979 bis Juli 1983 – Jean Le Bitoux (1948 – 2010) Juli 1983 bis Oktober 1991 – Franck Arnal (1950 – 1993; Mitgründer 1979) und Hugo Marsan (geb. 1934; bis August 1988 gemeinsam mit Arnal) bis Oktober 1991 – Yves Charfe Oktober1991 bis Februar 1992 – Jean-Yves Le Talec (geb. 1958; Sœur Rita du Calvaire) Febnruar 1992 bis zur Einstellung Oktober 1992 – Eric Lamien
ab 1990 – das lange Ende des Gai Pied
Anfang der 1990er Jahre brach die Zahl der Leser des Gai Pied massiv ein. Das Blatt schaffte es nicht, den Veränderungen auch durch das Auftreten von Aids gerecht zu werden; finanzielle Probleme (trotz erfolgreicher Internetaktivitäten) kamen hinzu.
Nach einem letzten Versuch, das Blatt wieder politischer zu gestalten, kündigt Gérard Vappereau in Ausgabe 534 vom 10. September 1992 seine Entscheidung an, das Magazin einzustellen:
„Paris, le jeudi 3 Septembre 1992. Je suis au regret de vous annoncer la suspension de la parution de Gai Pied hebdo à partir du 29 octobre 1992, sorite du numéro 541“
Am 29. Oktober 1992 erscheint mit Ausgabe 541 die letzte Ausgabe. Allerdings bleibt die Dating-Internetseite weiterhin bestehen. Ebenso erscheint der Guide Gai Pied weiterhin.
1995 schließlich scheidet Gérard Vappereau aus dem verbliebenen Rumpf-Unternehmen aus (zuvor war er 1989/90 einer der Mitgründer der SNEG). Die Gruppe, in die zuvor zwei neue Unternehmer eingetreten sind, versucht ein neues Magazin ‚Projet X‚ in drei Sprachen (französisch, englisch, deutsch) ohne Kiosk-Vertrieb.
Im August 2001 liquidiert das Handelsgericht Paris alle mit der Gruppe Gai Pied verbundenen Unternehmen (wie ETR, LFM, NETGATE, DELTA EDITION, PX REVUE).
Und die beiden Gründer? Jean Le Bitoux stirbt nach langer Krankheit am 20. April 2010 in Paris. Gérard Vappereau erliegt am 11. März 2006 einem Lungenkrebs.
Gai Pied – Nachfolge-Versuche
1995 wurde (u.a. von ehemaligen Mitarbeitern wie Didier Lestrade) mit finanzieller Unterstützung durch Pierre Bergé, dem Lebenspartner von Yves Saint Laurent, das Monatsmagazin Tetu gegründet – das bald zum erfolgreichsten schwulen Magazin Europas aufstieg, nach 20 Jahren Bestehen am 1. Juni 2015 aber Konkurs anmelden musste.
2010 gab es Planungen, den Gai Pied selbst wieder neu erstehen zu lassen. Nach einer Markt-Analyse sowie Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeits-Untersuchungen sei man zu dem Schluss gekommen, die Zeitschrift als Monatsmagazin neu auf den Markt zu bringen, eine neue Träger-Struktur sollte geschaffen werden. Die Pläne wurden nicht weiter verfolgt.
Die Aktiva des einstigen Unternehmens wurden 2002 von der Gruppe ‘Matchmedia Corp.’ / gaxvox.fr unter Patrick Elzière übernommen.
In den langjährigen Geschäftsräumen des Gai Pied hatte später bis 2015 die Aids-Aktionsgruppe ACT UP Paris ihren Sitz.
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