Zur diesjährigen Bereicherung des Figuren-Ensembles am häuslichen Weihnachtsbaum brachte der Mann drei Grazien mit …
… mit besonderem Gruß nach Leipzig, eine gewisse Ähnlichkeit ist unverkennbar, oder?
Zur diesjährigen Bereicherung des Figuren-Ensembles am häuslichen Weihnachtsbaum brachte der Mann drei Grazien mit …
… mit besonderem Gruß nach Leipzig, eine gewisse Ähnlichkeit ist unverkennbar, oder?
Frohe Weihnachten
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Joyeux Noël
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Merry Christmas
Mein schönstes Weihnachtsgeschenk: frohe ruhige glückliche Tage mit dem Mann und seiner Mutter …
… und den tollen und seit Jahren geliebten Christbaum-Kugeln aus Polen und aus Lauscha, die der Mann überraschend mitgebrachte hat …
… ein buntes Kabinett, voller bester Wünsche für Wuppertaler wie für Monarchisten, für Britannien-Fans wie Schienenküsser, für Autofahrer, für Elefantenfreunde und Langnase, für Märchenfreunde wie für Clowns …. und gaaanz besonders für potentielle Wohntumbewohner
Eine Text-Passage bei Anna Seghers lässt es mir kalt den Rücken hinunter laufen.
Alles war auf der Flucht, alles war nur vorübergehend, aber wir wussten noch nicht, ob dieser Zustand bis morgen dauern würde oder noch ein paar Wochen oder Jahre oder unser ganzes Leben.”
Anna Seghers, Transit
Erinnerungen werden wach, spontan, unreflektiert.
Erinnerungen an “die schlimmen Jahre”.
Erinnerungen an eine Zeit, als schwule Männer, besonders die aktivsten unter ihnen, reihenweise starben, nein krepierten. Eine Zeit, zu der tief unten irgendwo im Bauch das Gefühl grummelte “die bringen uns alle um”.
Erinnerungen an Gefühle wie unmögliche Flucht, verlorene Zukunft, tiefe Trostlosigkeit. Nicht vorübergehend, Ende nicht absehbar.
Damals.
Seghers hat diese Worte gefunden in einem Roman über einen aus dem KZ geflohenen jungen Deutschen, “Transit”, zuerst veröffentlicht 1944.
Unreflektiert, meine Gedanken. Bestürzende Erinnerungen.
Die HIV-Infektion, einst Anzeichen einer medizinisch hilflosen Situation, eines drohenden körperlichen Desasters, wird zunehmend behandelbar. Die Erfolge der medizinischen Forschung sind unübersehbar. Medikamente gegen das HI-Virus werden zunehmend stärker wirksam, Nebenwirkungen treten in ihrer Bedeutung immer mehr in den Hintergrund. Die Lebenserwartung eines und einer HIV-Infizierten nähert sich immer mehr der einer nicht infizierten Person an, und die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Nebenwirkungen der Therapie werden immer mehr minimiert. HIV wird zu einer chronischen Erkrankung, zu einer ‚manageable disease‘. Mit ein wenig Glück werden zudem wirksame Therapien (vielleicht sogar nicht nur in den Industriestaaten) einst auch zu gesundheitspolitisch beherrschbaren Kosten zur Verfügung stehen. Zeichen einer zunehmenden medizinischen und gesundheitspolitischen ‚Normalität‘.
Die Folge: es ist ein Zukunftsszenario denkbar -und nicht in allzu weiter Ferne-, in der die Frage, ob ich HIV-infiziert bin, aus medizinischer und Public Health – Sicht nicht nur ihre Dramatik verliert, sondern zunehmend weniger relevant wird. Ob ich HIV habe oder nicht – eine Frage des Zugangs zum Medizinsystem, eine Frage guter Ärzte und wirksamer Pillen.
Die Folgen für Aids-Hilfe? Zweierlei Szenario wäre etwas vereinfacht denkbar:
Für diejenigen, die der Ansicht sind, Ziel von Aids-Hilfe sei es, die Zahl der Neuninfektionen zu reduzieren, womöglich gar auf Null zu bringen, wird ein Problem entstehen. Die Grundhypothese ihrer Arbeit wird ihnen auf die Füße fallen: wenn die HIV-Infektion eine ‚manageable disease‘ sein sollte, eine mit wenigen und eher (biomedizinisch, gesundheitsökonomisch) konsequenzenarmen Folgen behandelbare chronische Infektion – dann ist eine höhere Zahl an Neuinfektionen kein Skandal mehr, dann wird das Ziel der drastischen Senkung der Neuinfektionszahlen unbedeutender. Niemand finanziert mit hohen Millionenbeträgen eine Organisation, die sich der Reduzierung der Neuansteckungen mit Husten und Schnupfen widmet.
Für die Vertreter der anderen, Gesundheits-orientierten Haltung wäre die Konsequenz eine andere: Aids-Hilfe wird zu einer Organisation, die sich der Frage widmet, welchen Begriff ich von Gesundheit habe, welche Bedeutung Gesundheit für mein Leben hat, und wie ich ich sie erhalte, fördere oder wieder herstelle.
Aids-Hilfe verliert das Skandalon des „Aids“ in ihrem Namen. Aids-Hilfe wird in dieser Konstellation zu ‚Gesundheits-Hilfe‘ für bestimmte (vielleicht: marginalisierte?) gesellschaftliche Gruppen.
Alles in Butter also, und die Frage lautet angesichts der ‚Normalisierung‘ nur, ob Aids-Hilfe, egal ob als Bundes-Verband oder vor-Ort-Organisation, untergehen, sprich bedeutungslos werden oder sich selbst auflösen wird, oder ob sie sich an Veränderungen anpassen will?
Nicht ganz.
Ein kleines Problem bleibt.
Einige kleine Fragen.
Wenn HIV eine recht unkompliziert behandelbare und vergleichsweise konsequenzenarme Erkrankung werden sollte (oder, im Empfinden einiger HIV-Infizierter, heute schon ist), warum machen wir uns dann solche einen Kopf darum?
Warum überlegen wir so intensiv, jeder HIV-Positive für sich, wem erzähle ich von meiner Infektion, wem vertraue ich es, mich an – und wem lieber nicht?
Warum wird für uns die Frage immer wieder essentiell, wie offen lebe ich mit HIV?
Warum klagen viele HIV-Positive, seit ihrem positiven HIV-Status, so sie ihn nicht völlig für sich behalten, zunehmend Probleme haben Sex-Partner zu finden, guten, ihren Wünschen und Sehnsüchten entsprechenden Sex zu haben?
Und warum machen sich immer wieder Menschen Gedanken, wie sie mit HIV am Arbeitsplatz umgehen sollen (ersatzweise: bei der Suche nach Arbeit)?
Die Liste der Fragen nach dem ‚warum‘ ließe sich fortsetzen …
Und die Liste der Fragen zeigt: So normal ist es scheinbar doch nicht, mit HIV infiziert zu sein – selbst nicht bei wirksamsten Pillen.
Irgend etwas an HIV ist anders als bei Schnupfen, Mundgeruch und Fußpilz.
Irgend etwas ist an HIV, das nicht nur mit der Medizin zu tun hat.
Irgend etwas, das weitreichende persönliche Konsequenzen hat – und durch Pillen nicht bekämpft wird.
Es ist ein Makel an HIV, genauer daran, HIV-infiziert zu sein.
Die Tatsache, HIV-infiziert zu sein, zeigt etwas an.
Sie zeigt an: Abweichung von der Norm. Männerliebe, Drogengebrauch, Dreck, Blut, Sex, Scheisse, Drogen. Einen Ausstieg aus einem gesellschaftlichen Normsystem. Einen Ausstieg, der längst vor dem Offenbaren des HIV-Status vollzogen wurde. Ich bin HIV-infiziert, weil (in Folge) ich diesen Normen-Ausstieg längst vollzogen habe, den Ausstieg aus der Norm gesellschaftlichen Zusammenlebens, die sich bewegt irgendwo im Nebel zwischen „du sollst nicht mit Männern ficken“, „du sollst Kinder zeugen und dich fortpflanzen“, „du sollst nicht den Rausch genießen“, „du sollst nicht hemmungslos sein“.
Ein Normenausstieg, nebenbei, der nicht nur von Menschen mit HIV ‚begangen‘ wird, sondern von vielen anderen. Weswegen die Frage nach der Bedeutung dieses Normausstiegs, nach dem Umgehen, nach den Konsequenzen eben auch nicht nur Menschen mit HIV angeht.
Nur ist dieser Normenausstieg zunächst weniger sichtbar. HIV allerdings macht diesen Normenaussteig sichtbar, zeigt an – HIV wird zum Indikator. Zum Stigma [Stigma – Brandzeichen].
Und: dieTatsache dieses Normenausstiegs ist unwiderrufbar, untilgbar – und auch durch wirksamste Medikamente, tollste Therapien und bunteste Pillen nicht behandelbar.
So sehr die HIV-Infektion auch ’normal‘ werden mag im biomedizinischen, im Public Health – Sinn – der Makel der Schuld, der Schuld dieses Norm-Verstoßes, der Status der eigenen HIV-Infektion als Indikator für einen Normenverstoß bleibt untilgbar.
HIV mag unter medizinischen Aspekten ’normal‘ werden können. Diese Sehnsucht nach Normalität mag erfüllbar sein. Allein, der Skandal bleibt, der Skandal des -durch HIV sichtbar gemachten- Normenausstiegs, des Makels, der Schuld.
Einige Gedanken dieses Kommentars sind inspiriert durch den Workshop „Die Schuldfrage knacken“ von Dr. Stefan Nagel und Alexander Pastoors – danke!
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Text 25.02.2016 von ondamaris auf 2mecs
Was ist der Mensch?
Was soll ich tun?
Was kann ich wissen?
Was darf ich hoffen?
“ Napoleon Seyfarth war eine Sau. Eine schwule Sau.” So beginnt der Nachruf auf Napoleon Seyfarth, der am 2. Dezember 2000 in Berlin an den Folgen von Aids starb.
Der am 31. August 1953 in Oggersheim geborene Seyfarth, der als Hans zur Welt kam und von Beruf Postbeamter war, erkor sich früh das Schwein zum Sinnbild. “Schweine sind das Symbol der Wollust”, erklärte er gerne. An seinen Lederklamotten hing meist ein kleines rosa Plüsch-Schweinchen … und als Sau machte er sich in Berlin einen Namen.
Einem größeren Publikum bekannt wurde Napoleon u.a. durch seine zwei Bücher “Schwein Oder Nicht Schwein” und “Schweine müssen nackt sein”.
Napoleon wusste seit 1988 von seiner HIV-Infektion. 1998 erkrankte er. Medikamente, antiretrovirale Therapie lehnte er ab.
Am 2. Dezember 2000 starb N. Seyfarth an den Folgen von Aids. Sein Grab, das sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin befindet, ziert der Spruch “Das Ende des Schweins ist der Anfang der Wurst.”
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Das Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wird künftig nachts beleuchtet.
Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wird zukünftig zum Schutz vor Anschlägen beleuchtet.
Das kündigte Uwe Neumärker, der Direktor der Stiftung Holocaust-Mahnmal, einem Bericht des RBB zufolge an. Die Stiftung ist auch für die Betreuung des Homo-Mahnmals einschließlich nächtlicher Wachgänge zuständig.
Seit der Einweihung des Denkmals am 27. Mai 2008 sind inzwischen drei Anschläge auf das Homo-Denkmal verübt worden. Jedesmal wurde die Sichtscheibe beschädigt, durch die der Film mit der Kuß-Szene betrachtet werden kann.
Zur Beschädigung der Sichtscheibe sei Werkzeug erforderlich, erläuterte Neumärker. Dies müsse mitgebracht werden; durch die nächtliche Beleuchtung wolle man dies erschweren.
weitere Informationen:
sz online 29.11.2009: Mehr Licht und neue Küsse für Homosexuellen-Mahnmal
antiteilchen 29.11.2009: Endlich Licht am Denkmal
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Text 14. April 2017 von ondamaris auf 2mecs
Kristina Köhler, die neue Bundesfamilienministerin, wird als Homo-freundlich gelobt. Doch forderte Köhler vor genau 5 Jahren eine Strafrechtsverschärfung – gegen das „russisch Roulette“ des „Barebacking“.
Die hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Kristina Köhler wird am 30.11.2009 zur neuen Bundesfamilienministerin ernannt.
Kristina Köhler freut sich über schwule und lesbische Paare, berichtet samstagisteingutertag über die neue Familienministerin und ihr offensichtlich im Vergleich zu ihrer Vorgängerin in Sachen Homo-Paaren unverkrampfteres Weltbild.
Unverkrampft – diese Haltung hat Köhler in der Vergangenheit in Sachen Aids zeitweise eher vermissen lassen, scheint es. gay-web meldete auf den Tag genau fünf Jahre vor der geplanten Vereidigung als Familienministerin, am 30. November 2005 über Frau Köhler Folgendes:
„Angesichts der dramatischen Zunahme der HIV-Neuinfektionen unter homo- und bisexuellen Männern in Deutschland, forderten die Wiesbadener Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler (CDU) und der Bundesvorsitzende der Lesben- und Schwulen in der Union (LSU) Roland Heintze heute ein schärferes Vorgehen gegen die so genannte „Barebacking“-Szene.“
Köhler forderte damals in ihrer eigenen Pressemitteilung (zu finden auch 2017 noch auf ihrer Internetseite) eine Verschärfung des Strafrechts:
„Deshalb forderte Kristina Köhler, dass „notfalls auch gesetzliche Schritte geprüft werden müssen“. Dies sei in anderen europäischen Ländern, so zum Beispiel in Österreich oder in der Schweiz, bereits geschehen. In Österreich etwa stelle der § 178 des Strafgesetzbuches die vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten unter Strafe.“
Köhlers Resümee damals:
„Wir können es nicht zulassen, dass noch länger auf diese dramatische Weise russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr gespielt wird.“
Köhler hatte sich in der Vergangenheit gelegentlich auch für Aidshilfe eingesetzt – so indem sie 2005 ihre EC-Karte als „CityCard Wiesbaden zugunsten der AIDS-Hilfe“ aktivierte oder ebenfalls 2005 die Schirmherrschaft über die Ballnacht der Wiesbadener Aidshilfe übernahm.
Danke an Rainer für den Hinweis!
Es bleibt zu hoffen, dass Frau Köhler in den vergangenen 5 Jahren erkannt hat, dass das Strafrecht ein denkbar ungeeignetes Instrument der Prävention ist – auch in der Aids-Prävention. Schließlich gibt es auch nach Ansicht internationaler Experten mindestens zehn Gründe, die gegen die Kriminalisierung von HIV-Exposition oder -Übertragung sprechen.
weitere Informationen:
Kristina Köhler Pressemitteilung 30.11.2005: Russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr
gayweb.de 30.11.2005: Russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr
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Text 14. April 2017 von ondamaris auf 2mecs
Wien 30.11.2009: Eröffnung Heinz Heger Park . Die Benennung erinnert an Heinz Heger, Autor des Buches “Die Männer mit dem Rosa Winkel”.
Am kommenden Montag, 30.11.2009 wird in Wien am Zimmermannplatz der “Heinz Heger-Park” eröffnet. Die Benennung erinnert an Heinz Heger (1915-1994), der direkt am Zimmermannplatz gewohnt hat.
Während der Nazi-Zeit wurde Josef K., der homosexuell war, von den Nazis inhaftiert und musste, so wie viele andere Homosexuelle, den “Rosa Winkel” tragen. K., der nach 1945 wieder in seine Wohnung zurückkehrte, erzählte später seine Erinnerungen, die als Buch mit dem Titel “Die Männer mit dem Rosa Winkel” im Jahr 1972 erschienen. Beim Namen Heinz Heger handelt es sich um ein Pseudonym.
Die Eröffnung durch Bezirksvorsteherin Martina Malyar findet ab 10.00 Uhr statt. Unter anderem wird der österreichische Autor und TV-Moderator Günter Tolar, u.a. langjähriger Unterstützer schwuler Bürgerrechtsbewegungen und Gründer des HIV-Soforthilfe-Vereins ‘Positiv Leben’, aus Hegers Buch “Die Männer mit dem Rosa Winkel” lesen.
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Zuf Frage ob der Park richtig benannt ist, siehe hier: 2mecs – Josef Kohout und Hans Heger
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weitere Informationen:
Programm der Eröffnungs-Veranstaltung am 30.11.2009
Kurt Krickler: Heinz Heger – Der Mann mit dem Rosa Winkel (pdf)
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„Jubiläum Mauerfall“, unübersehbar, unüberhörbar ist dieses Thema immer wieder omnipräsent in den Medien. Berichte à la „wie ich die Wende erlebte“ oder „“wo warst du am 9. November?“ füllen Spalten und Sendeminuten.
Wo war ich in jenen Wochen? Was bewegte mich als in Berlin die Mauer fiel?
Berlin? Damals für mich weit weg, wenig interessant, es sei denn ich war beruflich dort. Viel näher war mir: Paris.
Dort, in Paris gab es einen jungen Mann, der es mir sehr angetan hatte. Mit dem bald eine große Nähe war, die in der Gemeinsamkeit des HIV Serostatus eine weitere Dimension fand.
Ein junger Mann, der im Herbst jenes Jahres 1989 erstmals ins Krankenhaus kam. Ein Ort, den er wegen Lungenentzündungen, bakterieller Infektionen, Toxoplasmose und was Aids und seine Folgen damals alles zu „bieten“ hatten in den folgenden Monaten nur zu oft sehen, erleben müssen sollte. An dem ich ihn so oft es möglich war besuchte, mich abwechselnd mit seinem Mann um ihn kümmerte.
Diese zwölf Monate vom Herbst 1989 bis zum Herbst 1990, sie sind in meiner Erinnerung eine Zeit vieler Aufenthalte in Paris. Wenige von ihnen mit einigen unbeschwerten, glücklichen Momenten. Viele hingegen voller Sorge, Ungewissheit, Angst.
Mauerfall, Wende – all das war weit weg für mich damals. Ein manchmal näheres, meist eher entferntes Grummeln, das ich wohl wahr nahm, das mich allerdings nicht wirklich erreichte.
Ich erinnere zum Beispiel Kollegen, die an den auf den Mauerfall folgenden Tagen und Wochen immer wieder aufgeregt erzählten, wie es in Berlin war, an und auf der Mauer, in den Straßen, in den Clubs. Wie ich, gerade wieder aus Paris zurück, nur hätte erzählen können von einem jungen Mann, der schwerer und schwerer erkrankte, dahin siechte, verfiel. Und den ich liebte. Dessen einst strahlendes jungenhaftes Lächeln zerbröselte zu einem Gesicht voller Trauer und Hoffnunglosigkeit. Ich hielt meist den Mund bei den Mauerfall – Erzählungen der Kolleg_innen. Zu wenig passten ihre aufgeregten, freundvollen, überschäumenden Geschichten mit meiner eigenen Realität zusammen.
Mein Bezug war in diesen Monaten 1989 / 1990 weniger Berlin, mein Horizont lag weiter westlich. Viele Stunden, Tage, Wochen verbrachte ich in Paris, bei Jean-Philippe.
Am 9. November 1989 wurde die Berliner Mauer geöffnet. Der 3. Oktober 1990 ist der Tag des „Wirksamwerdens des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland“ – der ‚Tag der Deutschen Einheit‘.
An diesem 3. Oktober 1990 starb Jean-Philippe in Paris an den Folgen von Aids.
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Was ist von Bedeutung?
Was ist wirklich wichtig?
Eine bedeutende Situation so gespalten zu erleben, wie bei Mauerfall und Wiedervereinigung, es sollte sich noch einmal wiederholen für mich – am 11. September 2001, Nineleven.