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Kulturelles

Liquid Sky (1982) – New Wave Kult Film

Liquid Sky – der New Wave Film von Slava Tsukerman aus dem Jahr 1982 wird in New York längst als legendärer Kultfilm betrachtet – in Deutschland ist er inzwischen nahezu unbekannt. 2018 wurde eine restaurierte Fassung in 4K Abtastung auf BluRay veröffentlicht.

Liquid Sky Regisseur Slava Tsukerman und Schauspielerin Anne Carlisle 2017 (Foto: Pburka, Lizenz cc by-sa 4.0)
Liquid Sky Regisseur Slava Tsukerman und Schauspielerin Anne Carlisle 2017 (Foto: Pburka, Lizenz cc by-sa 4.0)

Director Slava Tsukerman and actor Anne Carlisle at a screening of Liquid Sky at the Quad Cinema, New York City, May 28, 2017Pburka – CC BY-SA 4.0

Liquid Sky

In einem Apartment mit Dachterrasse in Manhatten lebt ein lesbisches Paar. Margaret, aus Conneticut stammend, ist enttäuscht von New York. Ihre mit Heroin (im US-Slang: Liquid Sky) dealende Freundin Adrian ist Musikerin und Performance Künstlerin, spielt auf einer Rhythm Box, die sie sich umgehängt hat.

Auf Margarets Balkon landet ein tellergroßes Ufo. Nicht weiter besorgniserregend, doch  … die Außerirdischen, denen Johann, ein deutscher Wissenschaftler schon auf der Spur ist, haben ein seltsames Bedürfnis. Sie ernähren sich von Endorphinen, genauer sie verschlingen Margarets männliche Sex-Partner im Moment von deren Orgasmus. Margaret selbst überlebt – sie kommt nie zum Organmus mit Sexpartner_innen, an denen sie nicht wirklich interessiert zu sein scheint. Und das bisexuelle Modell ist bereit den Aliens reichlich Nahrung zuzuführen … während unterdessen der asexuell erscheinende deutsche UFO-Forscher versucht, die Aliens einzufangen und zu untersuchen.

Tsukerman selbst sagt über Liquid Sky

„My basic idea behind Liquid Sky was creating a parable which would include most of the hot mythical topics of the period: sex, drugs, rock ’n’ roll, violence, aliens from the outer space. The story of Cinderella was the basic … This story was very often used in traditional Hollywood, as the embodiment of the American dream: the American Cinderella always finds her Prince Charming. I thought that the post-punk Cinderella of the ‘80s wouldn’t be able to find her prince among the men surrounding her. Her Prince Charming, ironically, would come in a small flying saucer from outer space.“

Liquid Sky – ein queerer Science Fiction ?

Ein Avantgarde – Science Fiction in fast Warhol-artigem Stil. Post Punk gemischt mit New Yorks New Wave – Szene der frühen 1980er Jahre. Gedreht überwiegend tatsächlich in Neon-Beleuchtung. Eine Filmmusik, die die Club-Szene und den baldigen ElectroClash beeinflusste. Ein Aufeinandertreffen von Sexualitäten jenseits starrer Geschlechterrollen, Drogenkonsum und Cybertech. Ein ‚science fiction queer movie‚ ?

„Whether or not I like someone doesn’t depend on what kind of genitals they have.”
(Margaret zu Paul, der sie fragt ob sie auch mit Frauen Sex habe)

who we are is a cretive act
(Anne Carlisle in einem Interview 2017)

Anne Carlisle spielt in beeindruckender Weise in Doppelrolle sowohl das bisexuelle biologisch weibliche Modell Margaret als auch den drogengebrauchenden biologisch männlichen androgynen Jimmy.

Liquid Sky – ein ‚Film vor Aids‘ ?

Orgiastische Sexualität, Drogen und Tod. Ein Film über ‚orgamsms killing people‚  – auch eine Metapher auf die sehr frühen Jahre der Aids-Krise?

Sätze wie „doesn’t that mean orgasms are dangerous“ oder „I’m killing all the people that I fuck“ können – von später, vonn den Aids-Jahren aus betrachtet – auch anders als ’nur‘ queeerer Science Fiction gelesen werden. Der Schluß des Films, wenn nach und nach immer mehr Neon-Lichter verlöschen, wird so auch zu einem Abgesang auf eine Zeit vor Aids.

Im Jahr 1982 erfolgten bereits 539 Aids-Diagnosen in New York, 212 New Yorker_innen waren bereits an den Folgen von Aids verstorben. Und nur wenige Monate später im März 1983 verfasst Larry Kramer seine Wut-Rede „1,112 and counting“.

Slava Tsukerman

Slava Tsukerman wurde 1940 in Moskau geboren. Die einzige Filmschule des Landes nahm jährlich nur 15 neue Schüler auf – er war nicht dabei. Stattdessen studierte er Technik, näherte sich dem Film von dieser Seite. Begann mit Wissenschafts-Dokumentationen. 1961 erster Film I Believe in Spring.

1973 emigieren Tsukerman und seine Ehefrau Nina Kerova, ausgebildete Schauspielerin, nach Israel. Mit einem der dort realisierten Dokumentarfilme nimmt er an einem Filmfestival in den USA teil – und entdeckt New York als ‚Zentrum der kulturellen Freiheit‚.

1976 ziehen beide nach New York. Zunächst dreht er zahlreiche Dokumentarfilme, oft über die Zeit des Endes der Sowjetunion.

Anne Carlisle

Anne Carlisle studierte in New York Fine Arts. Bei einem Casting lernte sie Slava Tsukerman kennen.

2017 kommentierte sie Liquid Sky, in dem Film seien viele Personen darmaturgisch verdichtet, so auch ein Bekannter, der sie immer ‚chicken woman‚ nannte. Zu möglichen Bezügen zur baldigen Aids-Krise bemerkte sie „they were dying of Aids, but nobody knew what it was yet.“

Nach Liquid Sky und einigen kleineren rollen machte Carlisle ihren Master in Art Therapy. Sie arbeitete mit Aids-Patienten, später Obdachlosen.

Liquid Sky – Produktionsnotizen

Der Film hatte ein sehr begrenztes Budget von etwa einer halben Million US-Dollar bei 28 Drehtagen. Teile des Films wurden in Tsukermans damaligem Apartment in Manhatten gedreht. Nahezu die Hälfte des Materials wurde unter Neon-Licht gedreht (was sich bei der Restaurierung als Herausforderung erwies).

Anekdote am Rand: während des Putsches im August 1991 soll dem unter Arrest gestellten Gorbatschow und seiner Frau Raisa ein wenig Unterhaltung gestattet worden sein – der Film Liquid Sky.

In New York und anderen Städten der USA lief der Film vier Jahre in einzelnen Kinos. Auch international war der Film ein großer Erfolg, besonders in Japan und West-Deutschland.

Liquid Sky war lange Zeit nahezu nicht zu sehen. Eine VHS, später Laser Disc Version und DVD waren m.W. nur in den USA erschienen und längst vergriffen. Im Streaming ist er nicht verfügbar. Im Kino waren keine Kopien mehr, einzig Tsukermans private Kopie wurde sehr selten in New York gezeigt.

Bis 2018. Der Film erschien im März 2018 in restaurierter Fassung in Kinos (in den USA) sowie im April 2018 als BluRay (USA, Region 0). Dafür wurde der Film nicht nur restauriert, sondern neu abgetastet in 4K – Auflösung vom 35mm-Negativ und farbkorrigiert.

Tsukerman und Carlisle arbeiten zudem an einem Konzept für ein Sequel.

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Liquid Sky
USA 1982, 112 Minuten
Regie Slava Tsuzkerman
Kamera & sepcial effects Yuri Neyman
Buch Slava Tsukerman, Anne Carlisle, Nina V. Kerova
Produktion Nina V. Kerova
Darsteller_innen Anne Carlisle, Paula E. Sheppard, Susan Doukas, Otto von Wernherr, Bob Brad
Musik Slava Tsukerman, Brenda I. Hutchinson, Clive A. Smith

Uraufführung August 1982 Montreal World Film Festival
Kinostart USA 15. April 1983
Kinostart West-Deutschland 14. Oktober 1983

1982 Special Jury Price, Montreal World Film Festival
Special Jury Prize for Visual Impact, Cartagena Film Festival
Audience Award, Sydney International Film Festival
Special Prize of the Jury, Brussels International Film Festival
Special Jury Prize, Manila International Film Festival

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Österreich

der ‘ Prunksaal ’ der Österreichischen Nationalbibliothek (Fotos)

Eine der schönsten Bibliotheken der Welt ist in Wien zu bewundern – der ‘ Prunksaal ’ der Österreichischen Nationalbibliothek.

Ein Juwel profaner Barock-Architektur ist er, der ‘ Prunksaal ‘ der Österreichischen Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg.

Kaiser Karl V. (1685 / 1711 – 1740) veranlasste den Bau des Saals für seine Hofbibliothek. Realisiert wurde der Prunksaal nach Entwürfen von Hofarchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach durch seinen Sohn Joseph Emanuel.

Bis ins 19. Jahrhundert befand sich im Prunk-Saal die ‘Hofbibliothek’.
1920 wurde die ‘Hofbibliothek’ (in Folge der Gründung der Republik Österreich 1918) in ‘Nationalbibliothek’ umbenannt, 1945 in ‘Österreichische Nationalbibliothek’.

Heute befindet sich hier ein Teil der Österreichischen Nationalbibliothek mit etwa 200.000 Büchern der zeit zwischen 1501 und 1850, unter ihnen insbesondere die Sammlung des Prinzen Eugen von Savoyen (15.000 Bände).

Der Prunk-Saal ist als Museum zu besichtigen.

‘ Prunksaal ’ der Österreichischen Nationalbibliothek (Fotos)

Prunk-Saal der Österreichischen Nationalbibliothek
Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek
Prunksal der Österreichischen Nationalbibliothek
Prunk-Saal der Österreichischen Nationalbibliothek
Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek
Prunk-Saal der Österreichischen Nationalbibliothek

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Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek
Josefsplatz 1, 1010 Wien
sehenswert auch: dazugehörige Papyrus-Sammlung (Heldenplatz) und das weltweit einzigartige Globen-Museum (Herrengasse 9)

weitere Informationen:
Österreichische Nationalbibliothek
Prunksaal
Globen-Museum

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Österreich

‘A schöne Leich’ – Der Wiener Zentralfriedhof Fotos

Eine “schöne Leiche” – in einer schönen Umgebung, davon hat der Wiener Zentralfriedhof viel zu bieten. Eine lohnenswerte Exkursion der ganz eigenen Art …

Der am 18. November 1874 offiziell seiner Bestimmung übergebene Wiener Zentralfriedhof war ein Ergebnis kommunaler Stadtplanung – die ständig wachsende Stadt machte neue Flächen erforderlich, innerstädtische Friedhöfe sollten baldmöglichst aufgegeben werden – eine neue Begräbnisstätte musste her.

Heute ist der Wiener Zentralfriedhof mit beinahe 2,5 km² der flächenmäßig zweitgrößte Friedhof Europas („halb so groß wie Zürich, aber doppelt so lustig“) und eine der Sehenswürdigkeiten Wiens – und ein Fest des Jugendstils, bes. die Friedhofskirche ‘Zum Heiligen Karl Borromäus’.

Kaiser Josef II. Plädierte noch für ‘Sparbegräbnisse’ und propagierte mehrfach benutzbare Klappsärge. Doch seine Sparsamkeit hielt nicht lange vor – bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts wollte auch das Bürgertum sich präsentieren, selbst im Tod und über den Tod hinaus.

Heute befindet sich eine Vielzahl sehens- oder bemerkenswerter Grabstätten auf dem Zentralfriedhof (siehe Fotos unten), von Arthur Schnitzler über Joe Zawinul bis Falco, von Bruno Kreisky bis Helmut Waltinger, von Ernst Jandl bis Curd Jürgens.

Aufgrund seiner Größe ist auf dem Friedhof Autofahren gestattet – gegen eine tägliche Gebühr, und außer am 1. November (wegen des zu Allerheiligen bei 300.000 Besuchern befürchteten Verkehrs-Chaos’). Zudem verkehrt ein extra ‘Friedhofs-Bus’ im Halbstunden-Takt.

Gar nicht zentral, sondern recht weit außerhalb des Zentrums gelegen, ist der Zentralfriedhof am besten mit der Tram erreichbar, der „71er“, sowie mit der U3 (deren Station allerdings 2km vom Friedhof entfernt liegt).

Wer sich noch eingehender mit Wiener Friedhofs-Kultur befassen möchte,. wird fündig im ‘Wiener Bestattungsmuseum’ im vierten Bezirk.

Weitere Informationen:
Friedhöfe Wien

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Wiener Zentralfriedhof Fotos

Grab Joe Zawinul
Grab Joe Zawinul
Wien Zentralfriedhof
Wien_Zentralfriedhof02
Wien_Zentralfriedhof03
Wien_Zentralfriedhof04
Grab Curd Jürgens
Grab Curd Jürgens
Grab Dumba
Grab Dumba
Grab Falco
Grab Falco
Grab Fatty
Grab Fatty
Grab Alfred Hridlicka
Grab Alfred Hridlicka
Grab Ernst Jandl
Grab Ernst Jandl
Grab Bruno Kreisky
Grab Bruno Kreisky
Grab Lihotzky
Grab Lihotzky
Grab Qualtinger
Grab Qualtinger
Grab  Arnold Schönberg
Grab Arnold Schönberg
Grab Franz Werfel
Grab Franz Werfel

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Wien: die ehemalige Opern-Klappe

In der Frage, was man aus Klappen machen kann, jenen einst von so manchem schwulen Mann so gern besuchten Ort, sind Stadtväter ja gelegentlich sehr kreativ.

Da werden Klappen einfach geschlossen, scheinbar renovierungsbedürftig, und nie wieder geöffnet. Oder eine freundlich die Hand aufhaltende Klofrau schreckt die unerwünschte Kundschaft ab – bis sie von geldschluckenden Maschinen an Stahlbarrieren ersetzt wird.

Andernorts mutieren Klappen zu Kiosken, Pizzeria oder Imbiss.

Besonders kreativ zeigt sie Wien. Eine der (einst?) beliebtesten Klappen der Stadt, die Opern-Klappe, kommt nun so daher:

Wien: ehemalige Opern - Klappe
Wien: ehemalige Opern – Klappe

Die frühere ‘Opern-Klappe’  –  nun eine ‘Opera Toilet’ mit kleiner Klavier-Bar im ehemaligen Pissoir und ständiger Strauß-Walzer-Berieselung … wohl bekomm’s …

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Österreich

Wiener Porno-Identität – porn identity

Pornographie und Kunst stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung in der Kunsthalle Wien. Porn identity –  Kunst? Porno? Spektakel?

“Die Sexualität ist die Triebkraft unseres Lebens”, betont Kunsthallen-Direktor Gerald Matt, bekannt für seine publikumswirksamen Ausstellungen. Und zeigt dem Publikum nun unter dem Titel ‘The Porn Identity’ “Expeditionen in die Dunkelzone”.

Porno ist überall, jeder ist Porno, wenn er will.
Von Anzeigen bis Pop-Video, von Erotik-Messe bis Pay-TV und literarischen Feuchtgebieten – Porno ist längst nicht mehr nur die Domäne schmieriger Hinterzimmer und Kaschemmen. Die Gesellschaft wird sexualisiert, pornografiert. Porno ist scheinbar nahezu Mainstream.
Warum dann nicht auch Porno als Kunst?

Deftig, deutlich geht es zu in der Wiener Ausstellung.

Eines der bemerkenswerten Exponate: eine Rekonstruktion eines Polizei-Überwachungsvideo von 1962, das schwulen Klappensex zeigt (‘Mansfield 1962′ von William E. Jones). Strafverfolgung, Homosexuellenverfolgung von einst – inzwischen zur Kunst gewandelt?

Elmgreen Dragset (die auch das Berliner ‘Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen‘ schufen) sind mit einer ‘Queer Bar’ vertreten, die sich auf Foucault und seine “machtverweigernden Architekturentwürfe” (so der Begleittext) bezieht.

Immerhin, Porno ist noch nicht so allgemein akzeptierst, als dass die Ausstellung frei zugänglich wäre. “Zutritt ab 18″ heißt es auch in Wien …

Eine offene, aufgeschlossene Auseinandersetzung der Kunst, des Kunstbetriebs, der Museen mit Porno ist noch selten – Wien hat hier einen bemerkenswerten Aufschlag gemacht.
Allerdings mit einer Ausstellung, die manchmal ein schales Gefühl hinterlässt – geht es um mehr als geschmäcklerisches Spektakel? Wo ist die tiefere Auseinandersetzung mit Porno, z.B. damit welche Auswirkungen Porno und dessen ‘Normalisierung’ auf unser Zusammenleben, unser Sexleben, unser Geschlechteridentitäten hat? Oftmals vermittelt die Ausstellung den Eindruck, zu sehr im Oberflächlichen zu verharren.
Sperma als Kunst-Objekt (Terence Koh), Dildos zu Kubrick  – zum Schluss bleibt oftmals, so auch in Wien, die Frage – ist es Kunst? ist es Porno?

The Porn Identity – Expeditionen in die Dunkelzone
Kunsthalle Wien Museumsplatz 1, 1070 Wien
bis 1. Juni 2009, Halle 2
täglich 10 – 19 Uhr, Do 10 – 22 Uhr

weitere Informationen:
FR 23.02.2009: Hosen runter

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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frankreich: Senat stimmt für Anerkennung ausländischer Lebenspartnerschaften

Anerkennung ausländischer Lebenspartnerschaften – Der französische Senat hat am 24. März 2009 dafür gestimmt, im Ausland geschlossene Lebenspartnerschaften in Frankreich anzuerkennen.

Der französische Senat (die zweite Kammer des französischen Parlaments) stimmte am Dienstag, 24. März 2009, einstimmig dafür, dass im Ausland abgeschlossenen Lebenspartnerschaften in Frankreich anerkannt werden sollten. Debattiert wurde die Anerkennung ausländischer Lebenspartnerschaften unter dem Punkt „Rechts-Vereinfachung“.

Bisher werden im Ausland abgeschlossene Lebenspartnerschaften in Frankreich nicht anerkannt. Dies kann für die Betroffenen weitreichende Folgen haben, wenn z.B. steuerliche Vorteile nicht angewandt werden dürfen.

Hintergrund der bisherigen Nicht-Anerkennung ist, dass auch europaweit die Grundlagen für entsprechende gegenseitige Anerkennungen von Lebenspartnerschaften fehlen.

Merci à M.!

Weitere Informationen:
tetu 25.03.2009: Le Sénat vote la reconnaissance des pacs étrangers en France
Senat: Protokoll der Sitzung vom 24. März 2009
e-Ilico 25.03.2009: Le Sénat vote la reconnaissance des PaCS étrangers en France
PinkNews 26.03.2009: French Senate votes to recognise British civil partnerships
queer.de 26.03.2009: Frankreich will ausländische Homo-Ehen anerkennen
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Text am 17.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Österreich

Wiener Notizen

2mecs Wiener Notizen :

Sprechen die aufgeregten Teenies am Tisch vor uns im Zug nun Ungarisch? Oder ist es doch nur irgend ein besonders schwer verständliches Österreichisch? Irgendeine Linzer Spezialität? Ein niederösterreichischer Dialekt? Doch Magyar? Es bedarf genauen Hinhörens, eine gewisse Ratlosigkeit bleibt.

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Es ist seltsam, in einem Land zu sein, dessen Sprache man meint zu sprechen, und in dem man dennoch bei nahezu jeder sich bietenden Gelegenheit an sprachliche Grenzen stößt. Was um Himmels Willen ist Karfiol? Und kann man Fisolen essen? Oder gar Paradeiser? Was macht man mit Kukuruz? Bekommt man Topfengolatschn beim Schuster, oder ist das was Unanständiges? Fragen über Fragen, die nur Piefkes stellen können …

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Er sieht nett aus, der hochgeschossene junge Mann mit den schwarzen Haaren, den dunklen Augen.Gute Figur, schön anzufühlen, körperliche Harmonie. „Geh, soag amoal, würd’st mie vielloacht fieggn möagn, dua?“, grinst er mich nach Momenten mit eher wenig Wortkontakt unvermittelt an, strahlt. Das singende Auf und Ab seiner Stimme erinnert mich an KuK-Jodler, jegliche Erotik, sexuelle Spannung ist im Nu verflogen. „Sorry, aber …“ Lachend lösen wir die Situation auf, nicht ohne dass er mich mit einem “schoade ist’s joa schoo“ verabschiedet.

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Museen, Ausstellungen, Kultur sind einer der wesentlichen Bestandteile unseres Programms, wenn wir fremde Städte besuchen. In Wien kommen wir irgendwann an die Grenzen unseres ökonomischen Willens. Zehn Euro Eintritt pro Person, in beinahe jedem Museum, für beinahe jede Ausstellung – irgendwann denken wir „es reicht (finanziell, nicht kulturell), das ist zu viel“.
Kultur muss jedermann, jederfrau frei oder doch zu möglichst geringen Beträgen zugänglich sein. Sollen die hohen Eintritte in Wien abschrecken? Prohibitive Preise für Kunst und Kultur?
Immerhin, der Zentralfriedhof ist noch kostenfrei zu besuchen. Bis auf das Informationsblatt – der A4-Bogen kostet sparsame 20 Cent.

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Ob in Gaststätte, Kaffeehaus, Bar oder Restaurant – die Nichtraucher-Ecke ist abgelegen, meist die schlechteren Plätze, entweder nicht nahe dem Fenster, den Flaneuren zuzuschauen, oder gar ganz hinten in der Ecke, direkt bei den WCs. Selbst im Restaurant zieht einem der Rauch des Nachbarn über’s Essen. Wie schön ist’s doch in Köln oder Berlin, unverqualmt lecker essen. Werde ich doch noch ein Fan des Rauchverbots?

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Zu unserer Abreise noch das ganz große Staats-Trara? Das wäre doch nicht nötig gewesen …

(Auf den Fotos: der Präsident Rumäniens, Traian Basescu, wird zum Auftakt seines Staatsbesuchs von Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg begrüßt.)

Nebenbei: 2 lange Fahrten, beinahe 20 Stunden im Zug – und die Bahn war pünktlich, beide Male …

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Wenn du nach Wien reist, verraten wir zwar nicht unser Lieblings-Hotel und eines der schönsten Cafés. Und die üblichen Tipps hat auch der Touri-Führer. Aber probier doch mal dies hier:

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Österreich

Brauchtum

20. März. Das Essen war lecker gestern – also abends zum zweiten Mal in’s Bio-Restaurant “Dreiklang”, direkt beim Hotel um die Ecke.
Fast jeder Platz besetzt, mit Glück finden wir ein Eckchen.
Eine große Gruppe, laut sich unterhaltend, uns gegenüber.
Frank ißt gerade seine Vorspeise. Plötzlich Stimmen, mehr ein Summen zunächst. Der Nachbartisch hat begonnen  zu singen. Dreizehn Frauen und Männer, im Chor, angenehm ruhiger Gleichklang.
Wir verstehen kein Wort, außer einem Vokal-Brei ungefähr wie “a liu da di döoö oi hui oahoooh” – aber es klingt schön, und vor allem – in den Augen einiger der Singenden liegt ein seltsam verklärter Glanz, eine Freude, ein Blick voller Begeisterung.

‘Warum nur’, schießt es mir spontan angesichts meines Wohlfühlens durch den Kopf, ‘muss Brauchtum immer mit Konservatismus, mit Repression assoziiert sein?’
‘Täusche dich nicht’, erwidere ich im inneren Dialog, ‘es gab auch Hannes Wader, Franz-Josef Degenhardt & Co.” Lang ist’s her.

“Spiel nicht mit den Schmuddelkinder”, möchte meine innere Stimme glattweg spontan anheben zu singen – allein, nach ‘Frida’ fehlen mir die Verse.

Drei leckere ‘Tofu-Laibchen mit Teriyaki-Sauce und Sprossen’ sowie einen ‘besoffenen Kapuziner mit Schlagobers’ später, zwei lecker Weitra dazu, zahlen wir wohlgemuth.
‘Schade, dass am Wochenende geschlossen ist’, denken wir beim Gehen, ‘wo sollen wir denn dann hin?’
Ich bin gespannt, ob Michi, den wir nach bestimmt zehn Jahren morgen Abend wiedersehen, eine spannende Idee hat.

Bio-Restaurant “Dreiklang”
Wasagasse 28
A – 1090 Wien
www.3klang.info

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Erinnerungen

ronald m. schernikau (1960 – 1991)

Ich hab da wen kennen gelernt“, erzählte Jürgen so beiläufig, dass es bemerkt werden wollte. Jürgen war damals schon seit einigen Monaten ein „Ex“, einer der nicht wenigen, Anfang der 1980er. Einige Tage später war dieser „Neue“ in Hamburg, stolz präsentierte ihn Jürgen ebenso gewollt unauffällig wie seine Ankündigung. Ein etwas hagerer, zerbrechlich wirkender junger Mann stand neben ihm. Etwas schlaksig-schüchtern und doch strahlend, lange schwarze Haare. Nur wenige Worte mit einander, schon bald das Gefühl in meinem Bauch, nein, nicht dein Typ, mit dem tust du dich schwer. Das war meine einzige Begegnung mit Ronald M. Schernikau (1960 – 1991).

Einige Zeit vorher war dieser Schernikau mir bereits begegnet in Form seines aufwühlenden, mitreißenden Buches. Die „Kleinstadtnovelle“. Endlich ein schwules Buch, das nicht larmoyant war, nicht mitleidheischend. Sondern selbstbewusst, stolz und nicht klagend, mit Blick nach vorn, stolzem Blick nach vorn.

Vor einiger Zeit begegnete mir Schernikau wieder. Am 28. Februar, Matthias drückte ihn mir morgens in die Hand. Nicht in personam, Schernikau ist längst tot, 1991 gestorben wie so viele Hoffnungsvolle an den Folgen von Aids. Sondern in Form eines Buches, eines wundervollen Buches, das ich zum Lesen empfehlen möchte, „Der letzte Kommunist“ von Matthias Frings.

Wie bei der Politik fallen Beziehunsgformen nicht einfach vom Himmel. Sie werden gemacht – also sind sie veränderbar“, lautet einer der wundervollen Sätze in diesem schönen, lesenswerten Buch.

Grab Ronald M. Schernikau auf dem Friedhof der St.-Georgen-Parochialgemeinde Berlin, Friedenstraße (Foto Szymborski - gemeinfrei)
Grab Ronald M. Schernikaus auf dem Friedhof der St.-Georgen-Parochialgemeinde Berlin, Friedenstraße (Foto Szymborski – gemeinfrei)

Gedenktafel für Ronald M. Schernikau in Leipzig

In Leipzig wurd am Sonntag, 11. Juli 2010 eine Gedenktafel für den Dichter und Autor Ronald M. Schernikau enthüllt. Schernikau lebte 1986 bis 1989 in Leipzig.

‘leipzig ist die glücklichste zeit”, schrieb Ronald M. Schernikau in “die tage in l.”

Im September 1986 war Schernikau von West-Berlin nach Leipzig gezogen. Als erster Bürger der BRD hatte er am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ ein Studium aufgenommen. Seine Abschlussarbeit, vorgelegt im Mai 1988, wurde 1989 unter dem Titel “die tage in l.” publiziert.

Zuvor hatte der 1960 geborene Schernikau bereits 1980 in der BRD einen bemerkenswerten Erfolg mit seinem ersten Werk erzielt, der “Kleinstadtnovelle”. Das bei Rotbuch erschienene und nach kurzer Zeit vergriffene Buch berichtet von einem schwulen Coming-Out in einer westdeutschen Kleinstadt.

1989 wurde Schernikau Bürger der DDR und zog um September 1989 nach Berlin-Hellersdorf um. Er starb am 20. Oktober 1991 an den Folgen von Aids. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der St. Georgen-Gemeinde in Berlin-Friedrichshain.

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

das gesellschaftliche Trauma Aids überwinden – die eigentliche Chance des EKAF-Statements

Die Debatte um die Stellungnahme der EKAF zur Nicht-Infektiosität erfolgreich therapierter HIV-Positiver schient langsam zu verstummen. Doch reicht es als Stellungnahme zu sagen, Positive sind unter diesen Umständen nicht infektiös? Steckt nicht mehr an Potenzial in der Stellungnahme der EKAF?

Das Statement der Eidgenössischen Aids-Kommission, ein HIV-Positiver sei „ohne andere STD unter einer antiretroviralen Therapie (ART) mit vollständig supprimierter Virämie … sexuell nicht infektiös“ ist nun über ein Jahr alt.

Bei seinem Erscheinen sorgte das Statement der EKAF für heftige Reaktionen, in der Fachwelt aber vor allem auch bei HIV-Positiven.

Inzwischen aber scheint es ruhiger geworden zu sein um das Thema EKAF, sehr viel ruhiger. Die Deutsche Aids-Hilfe hat im Januar 2009 eine Stellungnahme zu EKAF abgegeben, auf den Positiven Begegnungen 2009 wurde EKAF schon nur noch ruhig und distanziert diskutiert. Ansonsten: eher kaum noch Debatte, Ruhe.

Ist in Sachen des Statements der EKAF alles erreicht?
War eine klare Position der DAH alles, was es anzustreben galt?

Nein.
Das Potenzial an Veränderung, das das Statement der EKAF ermöglicht, scheint bisher kaum bewusst. Es reicht wesentlich tiefer.

Um dieses Potenzial des EKAF-Statements zu erkennen, hilft es (so man / frau älter als etwa 45 ist) sich zu erinnern an Facetten schwul-lesbischen Lebens in Zeiten vor Aids – und zu fragen, was Aids daran geändert hat.

Denn Aids war und ist weit mehr als „nur“ eine Epidemie, weit mehr als „nur“ ein medizinisches Syndrom. Aids war immer auch das massenhafte Sterben von Freunden, Bekannten, das massive Verändern schwuler Szenen. Und das Ende eines möglichen schwulen Lebensstils, wie er als Ergebnis der 70er-Schwulen-Emanzipation von nicht wenigen versucht wurde zu leben.

Michael Callen (u.a. bekannt aus zero patience) texte damals

How to have sex in an epidemic,
without being caught up in polemic?

Doch – es ging und geht um mehr als ’nur‘ Sex. Es geht um Formen schwuler Lebensstile.
Wilhelm Trapp (1) spricht dazu von der

Aids-Epidemie, die den schwulen Traum von einer erotisch unrestriktiven Gemeinschaft zerstörte.“

Eine Zerstörung, die schwules Leben für viele massiv verändert hat. Trapp fragt später im gleichen Text fragt Trapp

Ob die ideologisierte Lust sich ohne Aids und Mauerfall anders entwickelt hätte als zum Hedonismus der Love Parade, zum coolen Sexkonsum?

Die Antwort auf diese Frage scheint müssig, ein auf die Vergangenheit gerichteter Konjunktiv.
Aber hinter seiner Frage verbirgt sich -nach vorne gedacht- ein wichtiger Gedanke:

Was, wenn diese Zerstörung rückgängig gemacht werden könnte?
Wären dann auch Entwicklungen anderer Art (wieder) denkbar?
Wären dann auch wieder Experimente „einer erotisch unrestriktiven Gemeinschaft“ denkbar, lebbar?

Das ist für mich (unabhängig davin, das langfristiges Zeil weiterhin eine völlige Heilung von HIV sein muss) eine der wahren, tieferen Chancen des EKAF-Statements für schwule Szenen – Experimente schwulen Miteinanders wieder unrestriktiver, oder doch weniger restriktiv denk- und lebbar zu machen.

Und – diese Chance betrifft bei weitem nicht nur Menschen mit HIV und Aids – sie betrifft potenziell z.B. die gesamten schwulen Szenen, die aus den Folgen des EKAF-Statetments heraus -so sie denn wollen- neue Freiheiten gewinnen könnten, neue Chancen auf mehr Experimente, weniger Restriktionen und Repressionen, mehr Freiheit.

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(1) Wilhelm Trapp: Eine sehr heftige Variante des Lockerseins (über: Matthias Frings / Der letzte Kommunist – Das traumhafte Leben des Ronald M. Schernikau), in Süddeutsche Zeitung Nr. 55/2009, 7./8. März 2009

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