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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Rudolf Brazda – einer der letzten Überlebenden mit dem Rosa Winkel

Erst vor einem Monat (am 27. Mai) wurde das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen eingeweiht. Kulturstaatsminister Bernd Neumann verkündete bei der Eröffnung noch, diese müsse ja leider erfolgen ohne dass noch eines der Opfer anwesend sein könne. Nun hat sich doch ein Überlebender gemeldet – Rudolf Brazda, der als Homosexueller im KZ Buchenwald inhaftiert war und inzwischen in Frankreich lebt.

Bei der Einweihung des Denkmals schien es, kein Homosexueller aus der Zeit des Naziterrors habe mehr die späte Einweihung des Denkmals erleben können. Doch Rudolf Brazda, heute 95 Jahre alt, las von eben diesem Denkmal in der französischen Presse – und meldete sich (über seine Tochter) beim LSVD. Von 1941 bis 1945 war Brazda im KZ Buchenwald. (wo seit 2006 ein Gedenkstein an die homosexuellen NS-Opfererinnert).

Nach dem Krieg zog er nach Süddeutschland, wo er 35 Jahre mit seinem Freund (der 2002 verstarb) zusammen lebte.

Rudolf Brazda am 27. Juni 2008 in Berlin
Rudolf Brazda am 27. Juni 2008 in Berlin

Rudolf Brazda – einer der letzten Homosexuellen, die Verfolgung und Terror der Nazis überlebten. Am Samstag 28.6.2008, zum Berliner CSD, soll  Brazda in Berlin in einer Gedenkfeier am Denkmal geehrt werden. Bereits heute besuchte er zusammen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit das Denkmal.

Alexander Zinn ehrte Brazda in einer von der Frankfurter Rundschau dokumentierten Rede: “Rudolf Brazda: ‘Das Glück kam immer zu mir’“.

siehe auch Zeitzeuge Rudolf Brazda Video: Ein schreckliches Leben war das …

Rudolf Brazda wurde auf der Mitgliederversammlung des Lesben- und Schwulen-Verbands Deutschland (LSVD) – Berlin-Brandenburg am 1. November 2008 zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt. Im April 2011 wurde er zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt.

Rudolf Brazda, geboren am 26. Juni 1913 in Brossen (heute Meuselwitz, Thüringen), starb am 3. August 2011 in Bantzenheim (Oberelsass).

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Text leicht ergänzt am 17.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Virus-Mythen 1: verantwortungslose Positive

Verantwortungslose Positive ? – Bei Diskussionen über das Statement der Eidgenössischen Aids-Kommission EKAF, bei Reaktionen, bei Gesprächen über die Frage welche Bedeutung dieses für das Sex-, Liebes- und Beziehungsleben von Menschen mit HIV und Aids haben kann, und ob man ihnen diese frohe Botschaft überhaupt sagen dürfe, ist von Politikern, Bürokraten aber auch einigen Präventionisten oft (selten im Klartext, gern zwischen den Zeilen oder höflich verbrämt) der Gedanke zu hören, „die Positiven“ seien doch „viel zu verantwortungslos“ um mit dieser neuen Freiheit adäquat umgehen zu können.

Dieses Gerede von „diesen verantwortungslosen Positiven“, denen man „sowas ja nun nicht auch noch sagen“ dürfe – es macht mich zunehmend wütend, zornig.

Woher meinen Menschen, die solche Aussagen in die Welt setzen zu wissen, wie sich „die Positiven“ verhalten?
Wie bei fast allen gesellschaftlichen Gruppen gilt, es gibt nicht dieses absolute „die“. Vermutlich wird es auch in der großen Gruppe mit HIV infizierter Menschen einige geben, die sich gelegentlich so verhalten, wie es manche mit dem Begriff „verantwortungslos“ umschreiben. Aber – dies dürfte wohl für die Mehrzahl der HIV-Positiven so nicht gelten.

Ich bin im Verlauf der letzten Jahre vielen Positiven begegnet, auf Bundespositiven-Versammlungen, Positiventreffen, bei lokalen Veranstaltungen. Oftmals ist bei diesen Treffen -wie auch jüngst vor einigen Tagen- eines der Themen, wie lebe ich mein sexuelles Leben, wie gehe ich mit Fragen des safer sex, mit Verantwortung und ‚Fallenlassen‚ um. Und in den meisten Fällen bewundere ich, wie intensiv sich HIV-positive Männer und Frauen mit ihrem HIV, ihrer Sexualität auseinander gesetzt haben, welch ausgefeilte Strategien eines individuellen Risiko-Managements sie sich für die verschiedensten Situationen erarbeitet haben. Dabei ist immer wieder auch zu merken: mehr als alles andere haben HIV-positive Menschen vor einem Angst: dass andere sich bei ihnen mit HIV anstecken.

Sicher mag es auch bei diesen Strategien in Einzelfällen zu ‚Ausrutschern‘ oder ‚Versagen‘ kommen. Aber in der Mehrzahl gehen Menschen mit HIV nach (nicht nur) meinem Erleben mit ihrer Infektion und insbesondere möglichen Übertragungs-Risiken sehr informiert und überlegt um.

Verantwortungslos ist die Mehrzahl der Positiven nicht – verantwortungslos scheint mir dagegen sehr wohl dieses populistische Gerede, das fadenscheinigen Zwecken dient.

Verantwortungslose Positive ? HIV-Positive pauschal als „verantwortungslos“ zu titulieren ist eine Beleidigung für all die Menschen, die sich bemühen, verantwortungsbewusste Wege zu finden, mit sich, ihrem HIV, ihrem Sexleben, ihren PartnerInnen umzugehen.

Mir scheint, manche schaffen es auch, Ihre Vorurteile hinter verbrämten Formulierungen zu verbergen. Ein Beispiel meinte ich jüngst zu erleben.

Frau Professor Dr. Elisabeth Pott befasste sich in ihrer Rede zur Eröffnung der Frankfurter ‚Ethik-Konferenz‘  am 19. Juni 2008 auch mit dem Statement der Eidgenössischen Aids-Kommission und den Folgen für die Prävention. Mit den Risiken, weniger den Chancen. Welche Gefahren bewegen Frau Professor Pott? Nun, das sagte sie recht deutlich. Gefährlich seien am Statement der EKAF die -so wörtlich- „Entwarnungs-Effekte“.

„Entwarnungs-Effekte“ – man muss sich dieses Wort langsam auf der Zunge zergehen lassen. Wonach schmeckt es?
Vor wem oder was wird denn da gewarnt? Und, wer warnt baut Droh-Kulissen auf. Prävention mit Angst? Angst vor Menschen?
Oder, andere Frage, was ist so schlimm daran, wenn Menschen mit HIV  endlich ein wenig weniger Angst haben dürfen, sie könnten ihre Partnerin, ihren Partner womöglich riskieren? Was empfindet, wer so etwas sagt, als so gefährlich? Die Freiheit, die sich hier eröffnet? Die Hoffnung, dass auch Menschen mit HIV unter bestimmten Umständen wieder ein unbefangeneres, weniger konfliktbeladenes Sex-Leben haben können?
Und – wer sagt so etwas? Nun, Frau Professor Pott ist nicht irgendwer. Sondern die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), somit oberste ‚Aids-Präventionistin‘ des Landes …

Wer angesichts der neuen Beurteilung der Infektiosität von erfolgreich behandelten Positiven von „gefährlichen Entwarnungs-Effekten“ spricht, hat sicher nicht die Verbesserung der Situation von Menschen mit HIV und Aids im Sinn, freut sich nicht über Ent-Stigmatisierung und Abbau von Angst. So wird an neuen Drohkulissen gearbeitet – und zu denen braucht es eins, das Märchen vom „verantwortungslosen Positiven“.

Für viele Menschen mit HIV hingegen gilt längst „Ich weiss was ich tu!

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Ich weiss was ich tu!

‚Silence = Death‘?
oder:
Ich weiss was ich tu!

Die Eidgenössische Aids-Kommission für Aids-Fragen (EKAF, Bern/Schweiz) hat am 30. Januar 2008 ein Statement veröffentlicht, demzufolge Positive un­ter er­folgreicher The­rapie (Viruslast mind. 6 Monate nicht nachweisbar) ohne sexuell übertragbare Infek­tionen „sexuell nicht infektiös“ sind. Zuvor war die­ser Sachverhalt bereits seit Jah­ren auf wissenschaftlichen Konferenzen disku­tiert worden.

Die Deutsche Aids-Hilfe bemüht sich seitdem um eine eigene Stellungnahme, auch in Zusammenarbeit mit Robert-Koch-Institut und Bundeszentrale für ge­sundheitliche Aufklärung. Bisher ist es leider ergebnislos bei dem Bemühen ge­blieben.

Wir begrüßen das Statement der EKAF und die breite Information der Öffent­lichkeit, sowie die daraus resultierende breite Debatte.
Die Stellungnahme der EKAF bedeutet für Menschen mit HIV und Aids und ihre Part­ner, dass
– ein tabuisiertes Thema, die (eigene) HIV-Infektion, enttabuisiert und wieder Thema von Gesprächen wird.
– sich die Wahrnehmung von Positiven verändert, wieder mehr der Realität annähert.
Positive weniger als Gefahr erlebt, Toleranz und Teilhabe steigen werden.
auch das Selbstbild von Positiven sich verändert, normalisieren kann.
die juristische Bewertung sich verändern wird.
Zudem wird durch die Veröffentlichung der EKAF die Kluft zwischen Präventi­ons-Bot­schaften und Lebenspraxis geringer. Aidshilfe gewinnt so auch wieder eine größere Nähe an die Lebensrealität der Menschen und Glaubwürdigkeit ih­rer Kampagnen zu­rück.

Wir fordern:

Information
Die Stellungnahme der EKAF sowie die verfügbaren Daten sind vorurteilsfrei und offen für jeden verständlich zu kommunizieren. Wissen darf nicht instru­mentalisiert werden. Verschweigen ist Ausdruck von Mißtrauen. Information vorzuenthalten ist unethisch.
Jeder Positive (& jeder Partner von Positiven) hat ein Recht auf Infor­mation über die Chancen und Risiken, die das EKAF-Statement für seine Le­benssituation be­deuten.

Keine Informations-Willkür
Die derzeitige Situation, dass nur ausgewählte Patienten bei ausgewählten Ärz­ten die Chancen des EKAF-Statements erfahren und umsetzen können, ist zy­nische Doppel­moral und unerträgliche Zensur.
Wir fordern Information statt scheinbar wohlmeinender Klientelisierung. Nie­mand hat das Recht zu entscheiden, wer ‚mündig genug‘ für diese Informatio­nen ist, und wer nicht.

Sich den veränderten Realitäten stellen
Will Prävention nicht vollends unglaubwürdig werden, muss sie sich den ver­änderten Realitäten aktiv stellen – statt durch Schweigen oder fehlende In­formation die Ent­stehung neuer Mythen zu begünstigen. Weiteres Schweigen vergrößert nur den bereits angerichteten Schaden.

Mut zur eigenen Haltung
Aidshilfe hat (ihrem Leitbild zufolge) das Ziel, dass „jeder Einzelne informiert, selbst­bestimmt und verantwortungsvoll mit dem Risiko von HIV und Aids um­gehen kann“. Die durch die EKAF aufgeworfenen Fragen, Information und dar­aus resultie­renden Botschaften gehören zu den Kern-Aufgaben der DAH. Die DAH hat die hierfür er­forderlichen Kompetenzen und fachkundigen Mitarbeiter. Die DAH ist nicht Interessen­vertreter einer Gesundheits-Bürokratie, sondern ihrer Mit­gliedsorganisationen sowie der Menschen mit HIV und Aids und ihrer Partner.
Es ist höchste Zeit, dass die DAH jetzt wieder den Mut zu eigener Haltung zurück gewinnt!

Wissenslücken schließen
Diejenigen Punkte, zu denen Dissens zwischen den Beteiligten besteht, müs­sen eben­falls klar und öffentlich benannt werden. Es reicht nicht, mantrahaft das Fehlen von Daten und Evidenz zu wiederholen. Wo Datenlücken bestehen (wie scheinbar bei der Beurteilung des Übertragungsrisikos bei Analverkehr oder der Auswirkung verschiede­ner STDs) fordern wir Datenlücken zu schlie­ßen, entsprechende Studien sind zu konzipieren und durchzuführen. Hier ist auch das Kompetenznetz HIV gefordert.

Gleichheit im Maßstab
Risiken dürfen nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Der Grad an Evidenz, der für die Aussagen zur Kondomverwendung reichte, muss auch für Aussagen zur In­fektiosität bei erfolgreicher Therapie (ohne STDs) genügen. Der Beweis einer Abwe­senheit von Risiko ist nicht möglich!
Kaum jemand bezweifelt, dass eine erfolgreiche Therapie mit Viruslast unter der Nach­weisgrenze die Infektiosität mindestens so stark senkt wie die Benut­zung von Kondo­men. „Wirksame Therapie ohne STDs“ ist mindestens genauso effektiv wie Kondome. Dies muss auch laut gesagt werden! Diejenigen Punkte des State­ments, zu denen weitgehender Konsens auch zwischen Forschern und Prävention be­steht (z.B. Oral-, Vaginalverkehr) sind entsprechend offen zu kommunizieren statt sie weiterhin zu ver­schweigen.

Wissen darf nicht instrumentalisiert werden!

Erfolgreiche Therapie ohne STDs kann auch safer Sex sein!

AutorInnen:
Michèle Meyer, Präsidentin LHIVE
Michael Jaehme
Matthias Hinz
Ulrich Würdemann

Erstunterzeichnende Personen und Organisationen:

Engelbert Zankl, Achim Teipelke, Wolfgang Vorhagen, Peter Smit (Amsterdam), Claudius A. Meyer, Frank Wieting, Bernd Aretz, Hermann Jansen, Birgit Krenz, Olaf Lonczewski, Gaby Wirz, Guido Kissenbeck, Werner Heidmeier, Konstantin Leinhos, Rolf Ringeler, Sven Karl Mai, Michael Bohl, Wolfgang Fannasch, Norbert Dräger, Felix Gallé, Dr. Axel Hentschel, Prof. Dr. Martin Dannecker, Rainer Wille, Wolfgang Richter, Stefan Schwerin, Bernard George, Carsten Schatz, Claudia Fischer-Czech, … u.a.
(Erstunterzeichnung war nur möglich am Rand der DAH-“Ethikkonferenz“ und des 126. Positiventreffens.)

– „positiv e.V.“, Projekt bundesweite Positiventreffen, Mitglied der DAH;
– „LHIVE“ – Organisation der Menschen mit HIV/Aids in der Schweiz;
– das „126. Bundesweite Positiventreffen“ in der Akademie Waldschlösschen mit 60 TeilnehmerInnen

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Text 6. März 2017 von ondamaris auf 2mecs

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ondamaris Texte zu HIV & Aids Politisches

Die Freiheit des Einzelnen und das Interesse der Gesellschaft

Prof. Julian Nida-Rümelin hielt am 19. Juni 2008 den Eröffnungsvortrag der „Ethik-Konferenz – HIV/Aids: Ethische Perspektiven“ unter dem Titel „Die Freiheit des Einzelnen und das Interesse der Gesellschaft“.

Prof. Julian Nida-Rümelin  am 19. Juni 2008: Eröffnungsvortrag "Ethik-Konferenz - HIV/Aids: Ethische Perspektiven" unter dem Titel „Die Freiheit des Einzelnen und das Interesse der Gesellschaft“
Prof. Julian Nida-Rümelin am 19. Juni 2008: Eröffnungsvortrag „Ethik-Konferenz – HIV/Aids: Ethische Perspektiven“ unter dem Titel „Die Freiheit des Einzelnen und das Interesse der Gesellschaft“

Nida-Rümelin, Ordinarius für Politische Theorie und Philosophie am Geschwister-Scholl-Institut der Universität München, beschäftigte sich auf allgemeiner Ebene mit der Frage, welche moralischen Pflichten und Rechte durch HIV und Aids tangiert sind, und wie Freiheit des Einzelnen und Interessen der Gesellschaft aus dem erwachsenden Spannungsverhältnis heraus in Einklang zu bringen seien.

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unterwegs

Waldfrieden

Ein auffälliger Bau weckt während einer frühsommerlichen Motorradtour (mit Storch-Spotting) das Interesse.

Bei näherem hinsehen erweist sich die zunächst industriell wirkende Halle als Kirche – auf dem Gelände des ‘ Kirchenzentrum Waldfrieden ’ in den Glauer Bergen / Blankensee bei Trebbin.

Ein Haus der ‘Johannischen Kirche’ (bis 1975 ‘Evangelisch-Johannische Kirche nach der Offenbarung St. Johannis’), einer von Joseph Weißenberg 1926 gegründeten christlichen Sekte.

Das Gebäude ist eine 1928/29 erbaute Doppelbogen-Halle für über 1.000 Besucher, darin eine 1980 erbaute Jehmlich-Orgel.

Waldfrieden

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Berlin

Kiss Me, Kate

“Wenn sich im Theater Rolle und Privates vermischen, kommt es meist zu Komplikationen”, weiß der Programmzettel. Cole Porters 1948 uraufgeführtes Musical ‘Kiss Me, Kate’ lebt von genau diesen Komplikationen. “Vom promisken Ensemble über Spiel- und Trunksucht bis hin zur Verwicklung in Ganovengeschäfte ist alles dabei.”

Nun haben auch wir es geschafft, gestern Abend gab’s ‘Kiss Me, Kate’ in der Komischen Oper …

Zu “Kiss Me, Kate” an der Komischen Oper Berlin ist ja fast alles bereits gesagt, in vielen begeisterten Presseberichten und z.B. bei Antiteilchen (”Glitter Glamour famose Show“).

Mein Resumé: du magst Musical? Du magst Cole Porter? – Kiss Me, Kate ist beinahe ein Muss … Entertainment at it’s best … :-)

(und – dazu ein äußerst lesenswertes Programmheft … u.a. mit einem interessante Essay von Susan Sontag über ‘Camp’)

Eines allerdings sei nachgetragen:
Die Komische Oper hat ja seit Zeiten Walter Felsensteins die Tradition, alles auf deutsch zu singen (ich erinnere mich bisher nur an eine Ausnahme). Diese Tradition ist auch sehr angenehm, dient für mich sehr der Verständlichkeit. Allerdings – bei Cole Porter hab ich dann doch ein kräftiges “Too darn hot …” vermisst, “verdammt heiß” ist halt etwas anderes … auch wenn die Nummer szenisch einer der Höhepunkte ist …

Kiss Me, Kate
Musical in zwei Akten von Cole Poter
Komische Oper Berlin
nächste Vorstellungen: 20./25.6., 2./10./11./26.7., 24./25,10., 8./24./25.11., 6./7./10./11./31.12.2008, 3./4./23.1.20092./3.2.2009

PS.
Cole Porter hat weit mehr wunderbare Songs geschrieben, als in diesem einen Musical Platz finden. Wer Cole Porter – Songs mag, bekommt einige geboten an dem Abend “It’s cool, Porter! Across the Broadway – Night & Day”. Am Montag, 23. Juni 2008 in der Komischen Oper Berlin (Foyer-Konzert).

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Politisches

Auch Ökostrom kann ‘dreckig’ sein … (akt.)

Ich bin mittelmäßig enttäuscht. Da kauft man seit Jahren seinen Strom bei einem Unternehmen, das verspricht, zu bezahlbaren Konditionen “sauberen Strom” zu liefern – und erfährt dann via FTD und SpON, dass einem doch Atom- und Kohlestrom untergejubelt wird.

Lichtblick selbst wirbt auf seiner Site für sein Produkt mit den Worten ” LichtBlick bietet umweltfreundlichen Strom zum günstigen Preis. Dieses Ziel erreichen wir mit einem Strommix, der zugleich höchste ökologische und ökonomische Anforderungen erfüllt.” Und weiter: “Seit 2003 wird unser Strom vollständig aus regenerativen Energiequellen wie Wasser, Biomasse, Sonnenenergie oder Windkraft erzeugt.”

Es geht (wenn ich den Sachverhalt richtig verstanden habe) darum, dass geplanter Strombedarf und reale Situation nicht immer überein passen, und entstehende Fehlmengen kurzfristig abgedeckt werden müssen. Diese werden an Strombörsen zugekauft – und darunter kann sich dann auch Kohle- und Atomstrom befinden. Der den Kunden dennoch als Ökostrom geliefert wird.

Oder, wie SpON treffend formuliert, “hätte Lichtblick von vornherein in seinen Broschüren darauf hingewiesen, dass minimale Mengen an Strom an der Leipziger Strombörse European Energy Exchane (EEX) dazugekauft werden, also Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken – niemand hätte das als Betrug am Kunden aufgefasst.”

Die Details kann der interessierte Leser bei FTD und SpON nachlesen.
Lichtblick selbst reagierte immerhin schnell, hat bereits morgens eine Presseerklärung auf seiner Site.

Die jedoch zeigt auch, dass Lichtblick nicht verstanden hat. Es mag ja sein, dass ein Zukauf geringer Mengen via Strombörse erforderlich ist, dass hier nicht gesteuert werden kann, ob dieser Zukauf aus regenerativen Quellen stammt. Nur – warum sagen sie dies nicht (bzw. erst “wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist”)? Warum dieses sorgsam gepflegte Saubermann-Image, das nun das schale Gefühl hinterlässt, ich sei in Energiefragen einer “Öko-Mogelpackung” aufgesessen, einer Werbelüge?

Ich bin enttäuscht – enttäuscht weniger von der Notwendigkeit des Zukaufs (schließlich, es geht bei Lichtblick um im Saldo 0,5% des verkauften Stroms). Enttäuscht vielmehr von eine, Unternehmen, das nicht den Mut findet, dies auch (vorher) öffentlich seinen Kunden zu sagen, vielmehr an einem Sauberstrom-Image strickt, das wissentlich ziemliche Laufmaschen hat …

An Lichtblick habe ich spontan folgende Mail geschickt:

“Sehr geehrte Damen und Herren,
in FTD und SpON lese ich, Lichtblick habe auch Atom- und Kohlestrom geliefert. In ihrer Pressemitteilung bestätigen Sie dies und stellen es als “zwangsläufig”, “unvermeidbare Abweichungen”, “gängige Praxis” usw.

Ich bin kein Experte in Sachen Stromhandel und -lieferung. Aber sowohl mein Lebenspartner und ich als auch zahlreiche unserer Freunde sind zu Lichtblick gewechselt gerade auch weil sie den Eindruck erwecken, hier gebe es 100% sauberen Strom – und nicht auch untergemischt Atomstrom.

Der von ihnen zur Begründung dargestellte Sachverhalt mag zutreffend sein, das vermag ich nicht zu beurteilen. aber in ihrer Kommunikation ist dies nie so dargestellt worden, ich habe den Eindruck gewonnen, Lichtblick sei garantiert ohne Atomstrom.

Wollte ich einfach günstigen Strom, inkl. Atomstrom, wäre ich längst bei Yello & co — ich bin gerade Lichtblick-Kunde, weil sowohl das Produkt als auch der Preis im Verhältnis stimmen.
Selbst wenn ihr gewähltes Verfahren “branchenweiter Konsens” ist, wie sie schreiben, wäre ich als Kunde dankbar gewesen, davon auch zu wissen – und nicht in jeder Abrechnung, jedem Kundenbrief ein sauberes Ökostrom-Gewissen vorgegaukelt zu bekommen.

Schade – wieder ein Traum eines gangbaren Wegs gelebten Umweltschutzes na nicht geplatzt aber entzaubert …

Ich wäre ihnen dankbar, wenn ihre Unternehmenskommunikation zukünftig wieder ‘sauberer’ wäre …
Mit freundlichen Grüßen, ihr enttäuschter Kunde …

Nebenbei – wenn sie selbst regenerative Mengen am Spotmarkt verkaufen, warum gibt es dann nicht an der eex auch einen “Unter-Markt” für regenerative Energie, an dem sie im Bedarfsfall zukaufen? Das könnte doch zur Lösung des Problems beitragen …

Mal sehen, wie Lichtblick reagiert … ich werde berichten

11:34, Lichtblick hat reagiert. Dass sie ein Informationsproblem haben, scheinen sie bisher nicht verstanden haben. Dass sie genervt sind, kann man dem Ton der Mail hingegen gut entnehmen …

Hier LichtBlicks Antwort.
“Sehr geehrter Herr Würdemann,
vielen Dank für Ihre E-Mail.
Die von der FTD aufgegriffene Thematik betrifft nicht den planbaren Stromeinkauf, der den prognostizierten Bedarf der Stromkunden vollständig deckt. Vielmehr geht es hier nur um die Mengen, die zur Kompensation von kurzfristig auftretenden Abweichungen zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Verbrauch der Kunden erforderlich sind. Es handelt sich dabei um zwangsläufig auftretende Mengen, die weniger als ein Prozent der Gesamtmenge ausmachen. Diese sogenannte Regelenergie kann nicht “grün“ beschafft werden.
Der planbare Stromeinkauf erfolgt bei LichtBlick wie durch die unabhängigen Zertifizierer bestätigt – vollständig in generativer Qualität. LichtBlick führt eine zeitgleiche Versorgung seiner Kunden durch, deckt den Bedarf der Kunden also zeitgleich in dem Moment des Verbrauchs.
Alle Ökostromanbieter, die das Modell der zeitgleichen Versorgung bei Haushalts- und Gewerbekunden anwenden, und alle Zertifizierer von Ökostromprodukten kennen diese grundsätzlichen Abläufe des Strommarktes und akzeptieren aus diesem Grund die oben beschriebenen, unvermeidbaren Abweichungen zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Kundenverbrauch.
Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
i. A. Natalie Kassab, Kundenservice, Privat-und Gewerbekunden, LichtBlick – Die Zukunft der Energie GmbH & Co. KG, Zirkusweg 6, 20539 Hamburg”

Auf weitere Nachfrage teilt Lichtblick am 12. Juni 2008 mit:
“Wir verstehen Ihren Unmut und möchten uns auf diesem Wege bedanken, dass wir zu diesem Thema noch einmal Stellung nehmen dürfen.

Wir denken darüber nach, die Kunden in Zukunft auf den kleinen, unvermeidlichen Anteil von Strom aus Atom- oder Kohlekraftwerken hinzuweisen. Damit wären wir der erste Anbieter der diese Problematik in der Werbung ausdrücklich anspricht. Selbstverständlich versuchen wir zukünftig die branchenüblichen Praxen für unsere Kunden noch transparenter zu gestalten um das Vertrauen zu halten, bzw. zu stärken.
…”

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Berlin

Schwerbelastungskörper (1941)

Der aufmerksame Beobachter kann in Berlin zwischen dem Bahnhof Südkreuz (früher: Papestraße) und der Kolonnenbrücke ein seltsames Objekt entdecken, den Schwerbelastungskörper .

Der erstaunliche Beton-Klotz, mehr als haushoch, doch fensterlos, ist ein stiller Zeuge eines besonderen Größenwahns: der ‘ Schwerbelastungskörper ’ von Berlin-Tempelhof.

Einst plante Albert Speer im Auftrag Hitlers den Umbau Berlins zur ‘Reichshaupstadt Germania‘. Teil dieses gigantomanischen Plans war eine 120 Meter breite ‘Nord-Süd-Achse’, die Berlin vom Wedding bis Tempelhof durchziehen sollte. Südlicher Abschlusspunkt dieser Achse sollte ein riesiger Triumphbogen sein (etwa in Höhe der heutigen Kolonnenbrücke): 170m Breite, 140m Höhe – fast dreimal so groß wie der Arc de Triomphe in Paris.

Doch leider – Berlin ist auf Sand gebaut, genauer auf Mergel (Ton-Sand-Kalk-Schichten). Und ob der Berliner Boden eine dermaßen große Baumasse tragen könnte, war unklar.
Speers Lösung: die Bodenbelastung, die der Boden trage konnte, musste in einem Versuch gemessen werden. Hierzu wurde 1941 von ‘Dyckerhoff & Widmann’ und u.a. unter Einsatz französischer Kriegsgefangener für 400.000 Reichsmark aus Beton der ‘ Schwerbelastungskörper ’ gebaut – als technischer Versuchsbau, um die Belastbarkeit des Baugrunds vor Ort zu prüfen.

12.360 Tonnen Beton, 14 m über und 18m unter der Erde, 21m Durchmesser – der Versuch zur Analyse der Bodenbelastung hat beeindruckende Dimensionen.

Die Bauarbeiten am Triumphbogen wurden nie begonnen. Die Ergebnisse der Tests mit dem Schwerbelastungskörper konnten erstmals nach dem Krieg 1948 ausgewertet und veröffentlicht werden – der Boden hatte sich innerhalb von zweieinhalb Jahren um 19,3 cm gesenkt. Die Messungen wurden bis 1977 fortgesetzt (durch die Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik DeGeBo, die seit den 1920er Jahren an den Versuchen beteiligt war und heute als Institut der TU Berlin angegliedert ist).

Seit 1995 ist der Schwerbelastungskörper offiziell Denkmal. 2007 bis 2009 wurde der Schwerbelastungskörper saniert, das umliegende Areal neu gestaltet (Gesamtkosten knapp 1 Mio. €). Ein Informations-Pavillon wurde gebaut, auf dem Körper eine Ausssichtsplatform errichtet. Am Tag des Denkmals 2009 (12. September 2009) wurde der Informationsort (Ecke General-Pape-Str. und Loewenhardtdamm) eröffnet.

Detail-Infos zum Schwerbelastungskörper auch in einem Info-Blatt des Vereins Berliner Unterwelten (pdf).

Schwerbelastungskörper – Fotos 2008

Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Sockel des Schwerbelastungskörpers
Sockel des Schwerbelastungskörpers
Sanierung des Schwerbelastungskörpers 2007 - 2009, Baustellenschild
Sanierung des Schwerbelastungskörpers 2007 – 2009, Baustellenschild

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Informationsort Schwerbelastungskörper

Schwerbelastungskörper Öffnungszeiten
Schwerbelastungskörper Öffnungszeiten
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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Infektiosität von erfolgreich behandelten Positiven – Theorien und Praxis

Vor sechs Monaten hat die EKAF (Eidgenössische Kommission für Aids-Fragen, Schweiz) ihr Statement zur Frage der Infektiosität von erfolgreich antiretroviral behandelten Positiven veröffentlicht. Seit langem ist eine gemeinsame Stellungnahme deutscher Stellen hierzu angekündigt – sie wird immer noch diskutiert. Derweil läuft die Realität der Politik davon.

Das Statement der EKAF ist eindeutig:
„Eine HIV-infizierte Person ohne andere STD [sexuell übertragbare Erkrankungen, d.Verf.] unter einer antiretroviralen Therapie (ART) mit vollständig supprimierter Virämie (im Folgenden: ‘wirksame ART’) ist sexuell nicht infektiös, d.h., sie gibt das HI-Virus über Sexualkontakte nicht weiter, solange folgende Bedingungen erfüllt sind:
– die antiretrovirale Therapie (ART) wird durch den HIV-infizierten Menschen eingehalten und durch den behandelnden Arzt kontrolliert;
– die Viruslast (VL) liegt seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze (d.h., die Virämie ist supprimiert);
– es bestehen keine Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Erregern (STD).”

Das Statement der EKAF sorgte für vielfältige Reaktionen. Nachdem die Deutsche Aids-Hilfe zunächst einige ermutigende Aussagen traf (siehe Rede Maya Czajka auf dem parlamentarischen Abend der DAH, „Betroffene zu Beteiligten machen“), folgte bald eine enttäuschende gemeinsame Presseerklärung von DAH, RKI und BZgA. Seitdem wird an einer gemeinsamen Stellungnahme gefeilt – die bisher immer noch nicht vorliegt.
Und auch auf internationaler Ebene herrscht alles andere als Aussage-Freude. Ein von UNAIDS Anfang Juni organisiertes ‚closed meeting‘ mit Teilnehmern aus den Anliegerstaaten der Schweiz zeigte die Unterschiedlichkeit der vertretenen Meinungen – und die Unfähigkeit, sich auf gemeinsame Positionen zu einigen. Fast kann man gelegentlich den Eindruck gewinnen, interessierte Kreise setzten sich mit ihrer Meinung ‚das darf man doch nicht laut sagen‚ doch wieder durch.

Derweil ist das EKAF-Statement längst in der Praxis angekommen. In des Wortes doppelter Bedeutung …

Menschen mit HIV und ihre Partnerinnen und Partner fragen sich längst, was heißt dieses Statement für mich, für uns, hat es praktische Konsequenzen, eröffnet es neue Möglichkeiten, und wenn ja – wie lassen sie sich in der Praxis umsetzen? Und viele zeigen dabei weit mehr Überlegtheit und Nachdenklichkeit als in hektischen Szenarien einiger Präventions-Zyniker an die Wand gemalt.

Und auch in der ärztlichen Praxis sind diese Fragen längst angekommen. Ärzte, die über die dem EKAF-Statement zugrunde liegenden Sachverhalte schon seit mindestens Monaten informiert sind, überlegen längst, was sie ihren HIV-Positiven Patienten und deren PartnerInnen sagen können.

Ein Weg, der gelegentlich nicht nur aus einigen Berliner Praxen zu hören ist, sieht so aus:
Ein schwules Paar, serodiskordant – einer HIV-positiv, einer HIV-negativ oder ungetestet. Seit längerer Zeit ist der Positive aufgrund einer erfolgreichen Therapie mit seiner Viruslast unter der Nachweisgrenze.
Zusammen mit ihrem Arzt beratschlagen sie, was möglich ist. Der Arzt untersucht beide gründlich auf sexuell übertragbare Erkrankungen. Eventuell Festgestelltes wird therapiert, ggf. werden zusätzlich einige Tage Breitband-Antibiotika eingesetzt, um z.B. auch die letzten möglichen Chlamydien zu verdrängen. Beide versprechen sich sexuelle Monogamie – u.a. um das Risiko sexuell übertragbarer Infektionen zu minimieren, die auch das HIV-Übertragungsrisiko erhöhen könnten. Und haben ab dann kondomfreien Sex, der dennoch ’safer‘ ist. Regelmässig lassen sie sich vom Arzt untersuchen.

Ein denkbarer Weg unter vielen. Ein Weg, der viel Information und vor allem viel Vertrauen auf allen Seiten voraussetzt.
Ein Weg, von dem mehr als nur gelegentlich zu hören ist, dass er von informierten Ärzten und informierten Patienten gemeinsam gegangen wird.

Ein Weg, der u.a. auch eines zeigt: Prävention und Politik müssen acht geben, dass die Lebenspraxis, die gelebte sexuelle Realität (sowohl bei HIV-Positiven und ihren PartnerInnen als auch bei Ärzten) ihren fehlenden Aussagen, ihrer Zögerlichkeit nicht zu weit davon läuft. Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit der Prävention stünden sonst auf dem Spiel.

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Homosexualitäten

Regenbogenfahne 1978 entworfen von Gilbert Baker

Die Regenbogenfahne, inzwischen längst zum Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung geworden, wurde 1978 vom Künstler Gilbert Baker geschaffen.

Regenbogenfahne Berlin Nollendorfstr.
Regenbogenflagge, Berlin Nollendorfstr.

Gilbert Baker, am 2. Juni 1951 in Kansas geborener Künstler, entwarf 1978 in San Francisco eine Fahne mit ursprünglich 8 Streifen: pink, rot, orange, gelb, grün, blau, indigo, lila als Symbole für Sexualität, Leben, Heilung, Sonne, Natur, Kunst, Harmonie und Seele.

1978 verwandte er die Regenbogenfahne erstmals beim San Francisco Gay Freedom Day,  am 25. Juni 1978.

 regenbogenfahne Berlin
Regenbogenflagge, Berlin

Im Jahr darauf, 1979, bekam Gilbert dann den Auftrag, die Market Street zum San Francisco Pride (Gay Freedom Day) 1979 farbenfroh zu schmücken – nach der Ermordung von Harvey Milk, offen schwulem Supervisor von San Francisco, sollte der Gewalt und dem Entsetzen in den Communities farbenfrohe Zuversicht entgegen gesetzt werden.

Gilbert Baker starb am 31. März 2017 im Alter von 65 Jahren in New York, wie ein langjähriger Freund auf Twitter mitteilte:

Seit dem 19. Juni 2019 erinnert eine Gedenktafel in Paris an Gilbert Baker, auf der square Sainte-Croix de la Bretonnerie.

Die Farben der Regenbogenfahne

Entgegen Gilberts erstem 8-farbigen Entwurf kam schon hier nur die sechsfarbige, heute noch verwendete Version zum Tragen – pink wurde aus produktionstechnischen Gründen entfernt, indigo aus Gründen der Symmetrie (man wollte drei Farben auf jeder Straßenseite flaggen).

Seitdem besteht die Regenbogenflagge aus den Farben rot, orange, gelb, grün, blau und lila. Heute werden die Farben meist weniger symbolträchtig erklärt. Oft wird einzig angemerkt, die Farben der Flagge sollen die Vielfalt der schwullesbischen Communities darstellen.

Aus US-Communities heraus und vom Pride Philadelphia entstand 2017 der Vorschlag, die Regenbogenfahne um schwarz und braun zu erweitern. Hiermit sollten people of color (poc) und deren Situation thematisiert werden, lautete die Begründung für den umstrittenen Vorschlag.

Rosa Winkel - Gedenktafel für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, Berlin Nollendorfplatz
Rosa Winkel – Gedenktafel für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, Berlin Nollendorfplatz

Längst ist die Regenbogenflagge (Regenbogenfahne, auch genannt CSD-Fahne, Schwulenfahne, Gayfahne) zu dem Symbol schwullesbischen Stolzes geworden – und löste den bis dahin weit verbreiteten ‘Rosa Winkel‘ als Symbol ab (siehe Foto oben: Gedenktafel für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Nollendorfplatz in Berlin).

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Regenbogenfahne im Museum

Am 17. Juni 2015 teilte das MoMa mit, die Regenbogenfahne in die Design-Sammlung des Museums aufgenommen zu haben.

Aus Anlass der Aufnahme in die Kolletion des Museums berichtete Gilbert Baker in einem Interview noch einmal, wie die Regenbogenfahne entstanden ist.