Selbstbefriedigung ist ja immer wieder ein ergiebiges Thema. Erst jüngst lernten wir “ wichsen ist gesund “. Nun, dann ein wenig Sonntagslektüre zum Thema …
Warum steht Onanie vulgo Wichsen eigentlich in der Neuzeit in so schlechtem Ruf?
“Ausgerechnet die Aufklärung war es, die Masturbation zum gesellschaftlichen Übel erklärte …”
Und wie war das früher?
“Galen, bis zur frühen Neuzeit die wichtigste medizinische Autorität, begrüßte jede Abfuhr überschüssiger Körpersäfte.”
Und wie halten’s die Deutschen?
“In keinem Land wurde der Selbstbefriedigung so systematisch auf den Leib gerückt.”
Selbst Kant (ja, einige fragen sich ja sogar ‘wie schwul war Kant‘) soll ja …
“Für Kant war Selbstbefriedigung schlimmer als Suizid. Anders als beim Selbstmord, bei dem das Individuum aus freien Stücken in echter Verzweiflung handelt, ist der Onanist ein willenloses Objekt seiner Begierde.”
Alle Zitate von dem Kulturwissenschaftler Prof. Thomas Laqueur im Interview mit der ‘Zeit’ unter dem schönen Titel “Teufelszeug”. Prof. Laqueur ist Autor des Buchs ‘Solitary Sex: A Cultural History of Masturbation‘.
Nach dem beeindruckenden Messina und der Fahrt durch den Stretto werden wir morgens wach in Neapel.
Zeitig bringt der Bus uns vorbei am Vesuv nach Pompeji, der viel besuchten und viel beschriebenen antiken Stadt.
So viel besucht und viel photographiert, dass einige Bilder wohl als Eindruck reichen.
Nach den interessanten Stunden in Pompeji machen wir uns auf zurück in die Stadt. Zu Fuß vom Hafen quer durch die Stadt zum Archäologischen Museum. Lärm Krach Hektik beherrschen die Strassen. Besonders aggressiv die massenhaft auftretenden Scooter, jegliche Fahrtrichtung, Ampel oder (zwar vorhandene aber eh bedeutungslose) Zebrastreifen ignorierend, sich durch jegliche kleinste Lücke auch zwischen Fußgängern durchdrängelnd. Fußwege manchmal kaum erahnbar schmal, jegliche Möglichkeit am Straßenrand auf’s Engste zugeparkt. Selbst auf dem schmalsten verbleibenden Bürgersteig findet sich noch ein Plätzchen für einen ambulanten Straßenhändler und seine Decke, einen kleinen Tisch nebst Stühlen, oder zwei drei Mamas nebst Bambini beim geistesabwesenden intensiven Plausch. Jungmänner, gern Goldkettchen-behangen, führen ihre weibliche Begleitung aus, meist wie an der Leine, mit paschahaften Gesten, gelegentlich dem demonstrativen Griff in’s Gemächte. Werden wir alt? Diese Stadt ist anstrengend …
Irgendwann schaffen wir es etwas geschafft in’s Archäologische Museum von Neapel.
Sehen neben vielem anderen (erotisches ‘Geheimes Kabinett’, dazu später mehr) u.a. das bekannte Alexander-Mosaik sowie auch die beiden Athleten aus Herculaneum im Original, die u.a. schon in Berlin in der sehenswerten Herculaneum- Ausstellung (’Die letzten Stunden von Herculaneum, Pergamonmuseum, 2005) zu sehen waren.
Zurück zum Schiff gehen wir wieder zu Fuß, auf anderem Weg quer durch die Stadt. Ähnlich anstrengend und nervenaufreibend wie der Hinweg.
“Südlich von Rom beginnt Afrika”, hatten Bekannte meines Mannes des öfteren geulkt. Die Stadt hat sich heute alle Mühe gegeben, diesem Klischee gerecht zu werden.
Abends, dem frenetischen Neapel entkommen, sind wir froh, wieder an Bord zu sein, genießen die relative Ruhe des Schiffs. Pompeji war klasse, das Museum sehr interessant, aber Neapel sehr anstrengend. Nein, wir sind uns einig, für uns keine Stadt für einen erholsamen Urlaub. Das Umland gerne wieder, aber nicht diese frenetische anstrengende Stadt.
Ein Blick auf Neapel, schon von See bei der Ausfahrt des Schiffs, auf den Vesuv zeigt noch einmal die riskante Lage der Stadt.
Der 3.323m hohe Ätna (oder Aetna, oder Etna, oder schöner Mongibello) nahe Messina ist der höchste und aktivste Vulkan Europas.
Wir fahren bis auf etwa 2.000mHöhe, spazieren bei tosendem Wind und Blick auf schneebedeckte Gipfel vorbei an einer Gaststätte, an der der Lavastrom des letzten Ausbruchs direkt vorbei floss, blicken den Lavaströmen ins Tal hinterher, stehen auf dem Kraterrand eines der erloschenen Crateri silvestri.
Wie schon einige Male, manche Momente in Natur vermitteln mir tiefste Gefühle …
Die Strasse von Messina trennt Sizilien und Festland (Kalabrien) – eine Meerenge zwischen tyrrhenischem Meer und ionischem Meer.
Messinas “stretto”, die Straße von Messina hat eine Besonderheit zu bieten:
Die zwischen drei und acht Kilometer breite Meeresenge wurde ab 1957 von einer Hochspannungsleitung überquert. Sie diente der Stromversorgung zwischen Sizilien und Festland. Die Leitung war Teil der Fernleitung Sorgente – Rizziconi, aufgehängt an zwei 232m hohen Masten.
Aufgrund der verwendeten Materialien (zu geringe Leitfähigkeit wegen erforderlicher Festigkeit) sowie der Wetterbedingungen genügte die Leitung bald nicht mehr den Anforderungen. Sie wurde Ende der 1990er Jahre durch ein Seekabel ersetzt. Die Masten jedoch blieben ohne Funktion stehen – als “Teil des Landschaftsbildes”.
Die Straße von Messina war auch immer ein mythischer Ort. Skylla und Charybdis trieben hier in der Meerenge ihr Unwesen, fraßen gemeinsam alles, was ihnen in den Weg kam. Sie waren gefürchtet bei den Seefahrern der Antike.
Starke Meeresströmungen transformiert in mythische Gestalten, Ungeheuer als Erklärungsversuche für Natur-Phänomene (ähnlich wie die Kyklopen als Wächter des Ätna). In der ‘Fontana dell Nettuno’ (Neptunbrunnen, 1557, von Giovanni Angelo Montorsoli) in Messina sind sie verewigt.
Der Glockenturm des Doms von Messina (Campanile del Duomo di Messina) birgt eine Besonderheit, die vor allem mittags um 12 Scharen von staunenden Zuschauern anzieht: die mechanische Uhr Messina .
Hier befindet sich die größte und komplexeste mechanische Uhr der Welt. Sie ist ein Gebilde über mehrere Etagen (mit astronomischer Uhr an der Seite), eine Bilderschau, ein Musik. Und sie ist ein Schau-Spektakel, das mittags um 12 für 12 Minuten erfreut.
Am 13. und 14.4.2008 sind Parlamentswahl in Italien. Mit, wie sich später zeigen wird, betrüblichem Ergebnis.
Wir legen morgens in Messina an. Dass die Stadt mehrfach zerstört wurde (zuletzt durch das verheerende Erdbeben von 1908 sowie die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg), ist schon bei einem ersten Stadtrundgang zu sehen. Fast als erste auffallende Bauten begrüßt uns faschistische Architektur.
Der Dom von Messina ist das wohl wichtigste Bauwerk der Stadt. Im 12. Jahrhundert erbaut, wurde auch er mehrfach beschädigt oder zerstört. Nur das hochgotische Portal aus dem 15. Jahrhundert sowie Marmor-Verzierungen aus dem 14. Jahrhundert an der Fassade sind noch original erhalten.
Eine Besonderheit hat der Dom zu bieten – die nach dem Mailänder Dom zweitgrößte Orgel Italiens (1948 erbaut), zugleich an Platz 15 der Liste der größten Orgeln der Welt mit 60.000 Pfeiffen (Fotos leider etwas unscharf). Für das angekündigte Orgelkonzert fehlte uns leider die Zeit …
… Zeit, die wir zumindest für ein weiteres Spektakel hatten: 12 Minuten Uhr-Kunst bewundern.
Denn direkt neben dem Dom befindet sich der Glockenturm, und in ihm eine Besonderheit: die -laut wikipedia- größte mechanische Uhr der Welt (siehe getrennter Bericht ‘Die astonomische Uhr von Messina‘). Von der Turmspitze bietet sich ein exzellenter Blick auf die Stadt, den Hafen und die Straße von Messina…
… und am Nachmittag geht’s zu einer Exkursion zum Ätna …
Leider schaffen wir es nicht bis zur ‘traditionellen Mafia-Hochburg’ Gelia im Süden der Insel, in der Rosario Crocetta Bürgermeister ist, gegen die Mafia, schwul und Kommunist.
Frühmorgens gleitet das Schiff in den Hafen von Valletta, Hauptstadt der Insel-Republik Malta (maltesisch: Repubblika ta’ Malta).
Malta, dieser Name soll von der punischen Bezeichnung für ‘Fluchtort’ abstammen, und ein wenig bestätigt Valletta diesen Eindruck immer noch. Strategisch gut gelegen auf einer Landzunge, weit ins Land hinein von Meeresarmen umströmt, zahlreiche Befestigungsanlagen und Bastionen sind vom Schiff aus auszumachen.
Erst seit dem 21. September 1964 ist Malta unabhängig (früher zu Großbritannien gehörend), seit 1. Januar 2004 Mitglied der EU.
Das Schiff liegt sehr nahe an der Altstadt, fußläufige Entfernung. dennoch überbieten sich Taxi- und Kutschenfahrer in ihren Angeboten zu einer Fahrt in die City – der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle Maltas, unübersehbar.
Wir besichtigen die St. Johns-Co-Cathedral (1573 bis 1577 errichtet), mehr als 200 Jahre lang die Konventkirche der Ritter des Johanniterordens (Souveräner Malteserorden, 1798 von Napoleon aus Malta vertrieben, derzeit Sitz in Rom).
Die von außen recht unauffällige Kathedrale fällt innen sofort durch ihren üppigen Schmuck, die reichhaltige Ausstattung auf – und durch ihren Boden: eine riesige Fläche nur aus Marmor. Dicht an dicht bedecken Grabplatten mit reichen Einlegearbeiten den Boden. Unverkennbar in den Symbolen sowohl auf den Grabplatten als auch immer wieder auf dem Wandschmuck: der Orden war, nun ja, recht weltlich. Alle möglichen Ausprägungen der Bezeugung weltlicher Macht und Herrschaft, Schlachtendarstellungen und Waffen finden sich reichlich. Eine eigentümliche, auf mich persönlich abstoßend wirkende Mischung. Einzig Caravaggios “Die Enthauptung Johannes des Täufers” im Oratorium begeistert mich.
Einen ähnlich überladenen Eindruck vermittelt der Großmeister-Palast, das prächtigste Gebäude Maltas.
Von 1575 bis 1798 (Vertreibung des Ordens durch Napoleon) residierten im 1571 fertiggestellten Palast die Großmeister des Ordens. Später Sitz des britischen Gouverneurs, befinden sich hier heute (seit 1976) der Sitz des maltesischen Parlaments und der Amtssitz des Staatspräsidenten.
Bemerkenswert die Gobelin-Sammlung. Sie wurden nach um 1640 gefertigten Gemälden in Belgien hergestellt und stellen Fauna und Flora der Tropen dar. Insgesamt 8 Sätze der 12 Gobelins wurden gefertigt (der erste für Louis XIV), der in Valletta soll der einzig komplett an einem Ort vorhandene sein.
Valletta ist seit 1980 aufgrund der zahlreichen Zeugnisse der Vergangenheit UNESCO-Welterbe.
Wir haben einiges gesehen, und gehen mit dem Gefühl, es war auch genug.
Mit einem Sekt in der Hand genießen wir die abendliche Ausfahrt, das Panorama, den milden armen Wind.
Mattgrauer Himmel, der sich feucht anfühlt, ein leichter Film von Nässe liegt auf Reling, Decks. Quecksilbrig träge glänzt das Meer. Irgendwo da hinten muss der Horizont sein; nur mühsam ist eine feine Linie zu erkennen, die das trübe Grau des Himmels vom öligen Grau des Meeres trennt.
Erst gegen Abend kämpft sich die Sonne doch noch durch die Wolken.
“Think big”, mag sich Kaiser Diokletian gedacht haben, als er seinen Altersruhesitz in Auftrag gab. Denn heraus kam eine Palastanlage, innerhalb deren Außenmauern heute die gesamte Altstadt von Split Platz findet.
Um 300 herum ließ der nur wenige Kilometer nördlich von Split geborene römische Kaiser Diokletian (Gaius Aurelius Valerius Diocletianus, etwa 243 – 316) an der dalmatischen Küste innerhalb von zehn Jahren eine gewaltige Palastanlage errichten, die ihm als Altersruhesitz diente. Bald nach seinem Tod geriet die Anlage in Vergessenheit, war lange verlassen. Bis sich im siebten Jahrhundert die erste Bewohner neu ansiedelten – die Stadt Split entstand.
Die heute 205.000 Einwohner umfassende zweitgrößte Stadt Kroatiens hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Sie war Teil des byzantinischen Reichs (’Thema Dalmatien’), war mehrmals Hauptstadt des Königreichs Kroatien, gehörte lange Zeit (14. bis 18. Jahrhundert) immer wieder zu Venedig, fiel 1797 an Österreich-Ungarn, kam nach dem ersten Weltkrieg zu Jugoslawien, war während des Zweiten Weltkriegs von 1941 – 43 italienisch, gehörte dann zu Jugoslawien und seit 1991 zur unabhängigen Republik Kroatien.
Die Zeit Diokletians ist noch heute in weiten Teilen der Altstadt erlebbar. Das für ihn gebaute Mausoleum ist heute die Kathedrale Sveti Duje (heiliger Duje). Der Turm der Kathedrale bietet eine hervorragende Aussicht auf die Stadt. Nahe der Kathedrale ist noch heute ein Teil der riesigen Keller (Podrumi) zugänglich (heute gut genutzt von zahlreichen Souvenirshops).
Modetechnisch ist Split zwar nicht mehr auf dem Stand Diokletians, aber die Jugend der Stadt scheint gerade auf der Jogging-Welle zu reiten, besonders Teenie-Boys und Jung-Männer in allen denkbaren Varianten von Jogginghosen, solange sie dunkelblau oder schwarz sind. Dazu ein prägnant-machohaftes Gehabe, das in Kombination mit der Optik zwar einen gewissen Reiz ausstrahlt – aber ganz klar signalisiert, hier ist kein toller Platz für’s Homo-Glück.
In Venedig findet sich leider nur wenig architektonische Moderne. Bemerkenswerte Beispiele.
Vom finnischen Architekten Alvar Aalto (3.2.1898 Kuortane – 11.5.1967 Helsinki) stammt das wohl bekannteste Gebäude der Moderne in Venedig, der finnische Pavillon von 1956.
Nebenbei erwähnenswert, der nordische und der dänische Pavillon werden auf der nächsten Biennale vom Elmgreen Dragset kuratiert, dem Künstlerpaar, das auch das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen in Berlin entworfen hat. Unter den Oberthemen Sammeln sowie Sexualität wollen sie insbesondere Dänemark “aus dem Würgegriff der nationalen Repräsentation lösen”. Dänemark wird sich bei der kommenden Biennale erstmal der nordischen Kooperation u.a. im Aalto-Pavillon anschließen.
Der Venezuela-Pavillon in den Gärten der Biennale (von Carlo Scarpa geplant und gebaut zwischen 1954 und 1956) ist das neben Aaaltos Pavillon wohl auffälligste Gebäude auf dem Biennale-Gelände.
Der am 2. Juni 1906 in Venedig geborene Scarpa (gest. 28.11.1978 in Sendai, Japan) ist einer der bedeutendsten italienischen Architekten der Moderne. Scarpa, der ab 1950 größere Bauaufträge realisierte, war ausgebildeter Architekturzeichner. Erst 1965 jedoch wurde qua Gerichtsurteil seine Architekten-Tätigkeit legitimiert. Zwischen 12944 und 1978 realisierte er zahlreiche bedeutende Bauwerke insbesondere in Italien, u.a. Umbauten Galeria dell’Accademia (Venedig, 1944), Museo di Castelvecchio (Verona, 1958-64) sowie Friedhofserweiterung (inkl. Grabmal Brion) in San Vito d’Altivole im Treviso (1970-73).
Nach seiner Ausbildung in Venedig setzte sich Carlo Scarpa neben der Architektur auch intensiv mit der (besonders auf dem benachbarten Murano ansässigen) Glaskunst auseinander.
Eines seiner Glas-Werke findet sich ebenfalls in Venedig, in der ‘Chiesa dei Carmini’ das beeindruckende Kruzifix ‘via della croce via della luce’.
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