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Kulturelles

meine Mütter – Rosas Suche nach der Mutter

Am 6. März 2008 hatte Rosa von Praunheims neuer Film “ meine mütter – Spurensuche in Riga” NRW-Premiere im Kölner ‘Filmhaus’.

Rosa von Praunheim wurde geboren als Holger Mischwitzky, am 25. November 1942 in Riga. Kurz nach seiner Geburt flüchteten seine Eltern, über Berlin in den Frankfurter Raum.

Seine Eltern?
Kurz vor ihrem Tod erzählt ihm seine damals weit über 90jährige Mutter, Rosa sei nicht ihr leibliches Kind, vielmehr habe sie ihn in einem Kinderheim in Riga ‘gefunden’. Mehr nicht, keine weiteren Angaben.

Rosa macht sich auf die Suche. Auf die Suche nach Spuren seiner Herkunft, Spuren seiner Mutter, seines Vaters. Spuren, die ihn tief in die deutsche und lettische Geschichte führen. Spuren, die er in dem Film “meine mütter – Spurensuche in Riga” dokumentiert.

Rosa von Praunheim bei der Premiere von "meine mütter"
Rosa von Praunheim bei der Premiere von „meine mütter“

Die Suche führt in Berliner Archive, norddeutsche Kleinstädte, zu Treffen von Heimatvertriebenen und in triste Knäste und Krankenanstalten. Zu möglichen Vätern, und zur leiblichen Mutter sowie der realen Geburtsurkunde.

Rosa von Praunheim dokumentiert in einem sehr persönlichen Film neben einem Ausschnitt seiner eigene Biographie auch ein Stück deutscher Zeitgeschichte.

Rosa von Praunheim bei der Premiere von "meine mütter"
Premiere von „meine mütter“
Rosa von Praunheim bei der Premiere von "meine mütter"
Rosa von Praunheim bei der Premiere von „meine mütter“

Der Film stieß bei seiner (nicht gut beworbenen und nur mäßig besuchten) NRW-Premiere auf etwas verhaltene Resonanz.

Hinterher sind mein Mann und ich verschiedener Ansicht. Mein Mann mag den Film spontan, schätzt gerade die als spannend empfundene Verknüpfung zwischen persönlicher und deutscher Geschichte. Einige Passagen von Rosa von Praunheims neuem Films erscheinen mir hingegen als larmoyant, manchmal ‘soßig’, viele spekulativ. Allerdings, sehr zu schätzen, Rosa geht wie immer respekt-, geradezu liebevoll mit seinen Figuren um, lässt sie zu Wort und zu ihrem Recht kommen. Insgesamt ein warmer, netter aber doch mir nicht übermäßig bemerkenswert erscheinender Film.

Rosa von Praunheim: ‘meine mütter – Spurensuche in Riga’, Dokumentarfilm, Deutschland 2007, 87 min.

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Berlin Homosexualitäten

6. Mai 1933 Zerstörung Institut für Sexualwissenschaft

Am 6. Mai 1933 wurde das Institut für Sexualwissenschaft geplündert und zerstört.

Am 15. Mai 1897 gründete der Mediziner Dr. Magnus Hirschfeld gemeinsam mit dem Juristen Eduard Oberg, dem Verleger Max Spohr und dem Schriftsteller Franz Josef von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK).

Am 6. Juli 1919 eröffnete Dr. Magnus Hirschfeld (1868 – 1935) in Berlin das ‘ Institut für Sexualwissenschaft ’. Ein Institut, in dem auch Kurt Hiller sich intensiv engagierte und u.a. Arthur Kronfeld, Karl Giese oder Richard Linsert arbeiteten.

Das Institut war die erste Einrichtung für Sexualforschung weltweit und lange Zeit das einzige seiner Art. Es war zugleich wissenschaftliche Forschungsstätte, Beratungs- und Behandlungseinrichtung, Fortbildungsstätte und Archiv. Eng mit dem Institut verbunden war das bereits 1897 von Hirschfeld und anderen gegründete ‘Wissenschaftlich-humanitäre Komitee’ (WhK). Aus ihm sowie aus dem Institut für Sexualwissenschaft heraus entstanden viele politische Aktionen (wie zur Abschaffung des §175).

Das Institut befand sich in einer dreistöckigen Villa im Berliner Bezirk Tiergarten. Auch Hirschfelds Privatwohnung befand sich in dem Gebäude.

Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft

Am 6. Mai 1933 wurde das Institut für Sexualwissenschaft geplündert und zerstört. Die Bibliothek des Instituts wurde zusammen zehntausenden Werken anderer Autoren bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz vernichtet. Am 14.6.1933 wurde es auf Anordnung von Polizeipräsident von Levetzow offiziell geschlossen.

Als Erinnerung an das Institut für Sexualwissenschaft wurde am 75. Gründungstag des Instituts, am 6. Juli 1994 eine (heute kaum noch wahrgenommene) Gedenksäule (nach Entwurf von Georg Seibert) in der Nähe des ehemaligen Standorts des Instituts am Bettina-von-Arnim-Ufer eingeweiht, das ‘ Denkmal für das Institut für Sexualwissenschaft ’.

75 Jahre nach der Zerstörung von Hirschfelds ‘Institut für Sexual- wissenschaften’ durch die Nazis wurde das seinem Institut gegenüber liegende Ufer der Spree am 6. Mai 2008 in ‘Magnus- Hirschfeld-Ufer‘ benannt.

Am 7. September 2017 wird auf einem Stück des Magnus-Hirschfeld-Ufers das Magnus-Hirschfeld-Denkmal – sechs Calla-Lilien in Regenbogenfarben.

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

vorwärts nimmer, rückwärts immer? (akt.)

Die Schweizer Aids-Kommission EKAF hat mit ihrer Stellungnahme in Sachen Infektiosität bei wirksamer anti-HIV-Therapie breite Diskussionen ausgelöst. Inzwischen liegt auch eine Stellungnahme deutscher Organisationen vor.

Am 26. Februar trafen sich in Berlin in den Räumen der Deutschen Aidshilfe Vertreter unter anderem der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Robert-Koch-Instituts und der Deutschen Aidshilfe. Am Tag des Treffens wurde eine vorher vorbereitete Stellungnahme verabschiedet und veröffentlicht.
Eine weitere Stellungnahme, die sich detaillierter mit dem Statement der EKAF auseinandersetzt, soll als Ergebnis ihres Treffens in den nächsten Tagen folgen.

Schon der Titel der gemeinsamen Presseerklärung soll ganz offensichtlich zeigen, wo es langgehen soll: . „Die bewährten Präventionsbotschaften zum Schutz vor HIV/Aids gelten nach wie vor“, so lautet der Titel.

„Safer Sex, also Kondomnutzung“ sei weiterhin „die zentrale Botschaft“. Alles andere sei „kontrovers diskutiert“, „nur unter vom Arzt kontrollierten Bedingungen“. Für Männer die Sex mit Männern haben, gebe es „keine vergleichbaren Daten“. Man befürchte ein Verstehen „fälschlich als Entwarnung“.

Erste Positivenvertreter drücken bereits kurz nach Erscheinen der Pressemitteilung ihr Entsetzen aus und fordern zu Protestbriefen auf.

Die Pressemitteilung setzt safer Sex und Kondombenutzung gleich. Fast provokativ, als deutlichen Ausdruck eines beherzten „so aber nicht“ könnte man das nach den Veröffentlichungen aus der Schweiz verstehen.
Eine Gleichstellung (safer Sex = Kondombenutzung), als habe es die Studien, die Stellungnahme der EKAF nicht gegeben. Kaum ein Wort davon, dass zusätzlich zur Benutzung von Kondomen unter bestimmten Umständen auch andere Möglichkeiten des safer sex bestehen könnten. Nicht der geringste Anschein davon, mit der Situation (die ja längst ‚draußen‘, bei den Menschen vor Ort ist) kreativ präventiv umzugehen. Kein Wort von Information, informierter Entscheidung, Risikomanagement.

Noch einen Tag zuvor (am 25.2.) hatte eine BZgA-Vertreterin erklärt „Die durch die EKAF-Veröffentlichung angeregte Diskussion ist tatsächlich für einen Teil der Betroffenen relevant und dies sollte auf gar keinen Fall in den aktuellen Diskussionen vernachlässigt werden“ (in einem Blog-Kommentar auf welt-aids-tag.de hier). Abgesehen davon, dass EKAF für alle Positiven relevant ist (mit wohl unterschiedlichen Konsequenzen), ist von diesem „auf keinen Fall vernachlässigen“ schon einen Tag später offensichtlich keine Rede mehr.

Im Gegenteil, munter wird an einem Rollback gestrickt. „Die allgemeine Gefährdungslage ist grundsätzlich unverändert …“ heißt es in der Pressemitteilung pikanterweise bei dem Versuch, die Situation von HIV in Deutschland zu beschreiben – fast als hätte Bundesinnenministerium eine Terrorwarnung herausgegeben.

Eine Pressemitteilung, bei der zudem die Frage auf die Zunge kommt, ob es die selbe Deutsche Aidshilfe ist, die diese Rede (‚Betroffene zu Beteiligten machen‚, Maya Czajka, Mitglied DAH-Vorstand) gehalten hat und die nun diese Pressemitteilung mit unterzeichnet.

Viele Menschen mit HIV werden angesichts dieser Pressemitteilung vermutlich fassungslos reagieren. Nicht nur, dass sie, ihre Situation in der Pressemitteilung mit keinem Wort erwähnt werden. Nein, nur wenig verhohlen scheint wieder durch der Gedanke „ach, hätten die doch weiter geschwiegen“, denn dann wäre die Präventionswelt ja noch heil.

Nun wissen wir also, wo die Damen und Herren RKI, BzGA und wohl auch DAH weiter langgehen wollen: auf breit ausgetretenen Wegen, ja nichts Neues wagen. Hoffentlich wachen sie nicht irgendwann überrascht, schockiert vor kondomisierten Gemüsen auf, die sich dennoch mit HIV infiziert haben …

Wie die Deutsche Aidshilfe nun noch auf den Gedanken kommen kann, sie sei eine Interessenvertretung der Menschen mit HIV und Aids, erscheint grotesk. Ihr Verhalten wird die DAH wohl manchem Positiven erklären müssen, soll Czajkas Rede nicht als vereinzeltes Irrlicht erscheinen, das schnellstens wieder gelöscht wurde.
Und Positive sollten sich Gedanken machen, wer denn ihre Interessen vertritt .
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„Die bewährten Präventionsbotschaften zum Schutz vor HIV/Aids gelten nach wie vor“
gemeinsame Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Robert-Koch-Instituts und der Deutschen Aids-Hilfe vom 26. Februar 2008 (als pdf hier)

Nachtrag 03.03.2008: am 14.3. wird es zu einem weiteren Treffen kommen, bei dem laut DAH um „einen Entwurf einer ‚deutschen‘ Erweiterung der Präventionsbotschaften“ gehen soll.

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Text 25. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Sind Kondome wirklich sicher ?

In der Rubrik „Satire am Sonntag“ heute ein Gastbeitrag zum Thema Sicherheit (der Verfasser ist der Redaktion bekannt):

—NUR FÜR FACHPUBLIKUM — NICHT FÜR LAIEN — NUR FÜR FACHPUBLIKUM — NICHT FÜR LAIEN –

RESTRISIKO KATALOGISIERUNGS INSTITUT

(„Gelebte Statistik – garantierte Sicherheit“)

UND

Besorgnis-Zentrale für gesellschaftliche Absicherung

(„SICHER IST NIE SICHER GENUG!“)

Die aktuelle Debatte zu neuen Präventions-Empfehlungen aus der Schweiz macht eine Konzentration auf Kernfragen der HIV-Prävention notwendig: Sind die Präventionsbotschaften sicher? Können wir Experten wirklich den einfachen Menschen vertrauen, dass sie die komplexen Safer-Sex-Regeln 100%ig verstehen und anwenden, so wie wir das wollen? Unsere neue Reihe widmet sich diesen und anderen Fragen. Demnächst erscheinen:Viren im Zwölffingerdarm: die XXL-Gefahr“

´Küssen: geil und safe`? – Placebo-kontrollierte Studien beweisen: Küssen ist nicht geil“

Neues aus der Pipeline: „Phobo-Vir“ und „Moralin S“ erfolgreich als Präventionsantagonisten“

Sind Mückenstiche wirklich „safe“? Der letzte Beweis fehlt!“
Hier ein paar Leseproben aus dem ersten Bulletin:

Sind Kondome wirklich sicher?

von Privat-Dozentin Memelchen v. Hindenburg, PPPD (hc mult.), Bad Müller-Thurgau

Der seit Jahren verbreitete und scheinbar bewährte Slogan „Kondome schützen vor HIV und Aids“ gehört auf den Prüfstand! (…)

Den ahnungslosen Endverbrauchern in denZielgruppen wird mit dieser unzulässig vereinfachten Botschaft suggeriert, sie wären in der Lage, sich durch die Verwendung dieses technischen Hilfsmittels „selbständig“ und „eigenverantwortlich“ vor einer HIV-Infektion schützen zu können – und zwar einfach so, ohne offizielle Schulung und ohne Überprüfung ihrer bio-psycho-sozialen Eignung. Das ist unverantwortlich! (…) Die Schutzwirkung eines Kondoms hängt vom äußerst komplexen Interagieren vieler Faktoren ab.(…) Alltägliche Fehlerquellen wie die richtige Aufbewahrung eines Kondoms: geschützt vor Hitze, Kälte, Sonneneinstrahlung, mechanischer Beanspruchung (drücken, reiben, knicken, usw.) sind eine Herausforderung. Können Menschen, die auf der zügellosen Suche nach „Sex“ sind, diese Vorschriften überhaupt erfüllen? (…)

Haltbarkeitsdatum und Bedienungsanleitung sind im setting-typischen Halbdunkel kaum zu entziffern. Überhaupt: wie sollen illiterate, sozial deprivierte, sehbehinderte oder gar migrantische Menschen das lesen können? (Und was heißt eigentlich „Reservoir“?!?) (…)

Und die Risiken in der Anwendung: zu kleiner Penis, zu großer Penis, gar kein Penis – lauter Fehlerquellen!!! (…) Kondome können bersten, reißen, platzen, abrutschen, sie können löchrig, zerknittert oder porös, zu dünn, zu dick, zu alt sein. Und erst die Gleitmittel! (…)

Auch die Fingernägel: spitz, scharf, brüchig, rissig, schlecht lackiert – Risiko, Risiko, Risiko! (…)

Und wird während des „Aktes“ tatsächlich oft genug der korrekte Sitz des Kondoms überprüft?

(…) Die technische Sicherheit sollte zwar durch das Norm-Gütesiegel garantiert sein. Aber: wer kontrolliert die Kontrolleure? (…) Und seien Sie mal ehrlich: wissen Sie, welches Gütesiegel das richtige ist: „DIN 061.19-96“, oder „ISO 44187-safe“, oder „EN 600:1996“? (und: haben Sie jemals ein Kondom vor der Verwendung daraufhin begutachtet?) (…)

Fazit:

Fachlich gesehen ist es zwar richtig, dass Kondome schützen können, aber die Bedingungen für eine hinreichend sichere Anwendung sind so komplex, dass die Informationen darüber auf dem Weg zum Endverbraucher verloren gehen würden. (…)

Darum gilt: Kondome gehören in Expertenhand!

Der gewöhnliche Homosexuelle kann uns nicht garantieren, die notwendige Sorgfalt beim Umgang mit dieser komplexen Präventionstechnik aufzubringen. (…)

Die Summe der Restrisiken ist daher zu hoch, als dass wir jedem erlauben dürften, damit selbständig und unkontrolliert umzugehen. (…)

Schließlich geht es um Sicherheit und Gesundheit unserer Menschen!“

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Text 25. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Berlin

Nomi in Berlin

In Berlin widmete sich 2008 eine Gruppen-Ausstellung dem Künstler Klaus Nomi. Anlaß war sein 25. Todestag.

Bereits zum 25. Mal jährte sich 2008 der Todestag von Klaus Nomi. Nomi starb am 6. August 1983 in New York. Er war einer der ersten bekannteren Aids-Toten (siehe Aids-Zeiten 1980 – 1986).

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Klaus Nomi, geboren am 24. Januar 1944 als Klaus Sperber in Immenstadt, Bayern, war Countertenor.

Mit futuristischen Performances und schwarz-weißem Makeup und Kostümen, vor allem aber mit seiner beeindruckenden Stimme und eigenwilligen Interpretationen und Eigenkompositionen machte Klaus Nomi auf sich aufmerksam.

Zum Zeitpunkt seines Todes mit 39 Jahren begann seine Popularität gerade erst zu steigen. In Deutschland ist Nomi nie besonders bekannt geworden, immer ein ‘Insider’ geblieben – ganz im Gegensatz z.B. zu New York und Paris.

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‘Do you Nomi?’
Gruppen-Ausstellung in der Galerie Strychnin
Vernissage am 22.02.2008, 19:00 Uhr
Ausstellung bis Sonntag, 9. März

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Gauweiler plante keine Internierung Aids-Kranker

Dr. Peter Gauweiler erklärt in einer Gegendarstellung, die Behauptung der Süddeutschen Zeitung (jetzt.de), er hätte die Internierung von Aids-Kranken und HIV-Positiven gefordert, sei unzutreffend.

(Gegendarstellung vom 29.01.2008 zu finden im Redaktionsblog der SZ/jetzt vom 20.02.2008)

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Feigwarzen – tabuisierte sexuell übertragbare Erkrankung

Vorbemerkung: Feigwarzen – das ist einer der am meisten genutzten Suchbegriffe, über die Leser via Suchmaschinen kommen. Und dabei meist mit der Suche nach Bildern. Die gibt es heute hier …

Feigwarzen gehören zu den am häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen – und zu den gerade auch bei schwulen Männern gefürchtetsten und vielfach tabuisierten. Gleichzeitig werden sie oftmals lange Zeit nicht bemerkt. Sie sind lange Zeit beschwerdefrei, zudem oft an nicht leicht einsehbaren Körperstellen.

Sie sind eine der gefürchtetsten Erkrankungen (u.a.) bei schwulen Männern. Feigwarzen (medizinisch: Kondylome, Condylome, condylomata accumintata) sind Hautwucherungen und werden verursacht von Viren – von bestimmten Typen der Humanen Papilloma-Viren (HPV). HPV sind sehr leicht übertragbar; vor allem werden sie auch sexuell übertragen (auch z.B. durch gemeinsamen Gebrauch von Dildos u.ä.).

Anale Feigwarzen (c) Photo Prof. Henning Rohde †
Anale Feigwarzen (c) Photo Prof. Henning Rohde †
Anale Kondylome (c) Photo Prof. Rohde †
Anale Feig-Warzen (c) Photo Prof. Rohde †

(c) Photos Prof. Henning Rohde †
Dank an Prof. Henning Rohde (1937 – 2017), der mir diese Photos 2002 (bereits für eine frühere Site) zur Verfügung gestellt hat.

Wer vermutet, bei sich Feigwarzen festgestellt zu haben, sollte einen Facharzt aufsuchen (z.B. Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder Proktologe). Wer sie hat, kann seine Partnerin / seinen Partner durch Benutzung von Kondomen schützen.

Insbesondere auch Menschen mit HIV sollten sich gelegentlich mit dem Thema Kondylome beschäftigen. Menschen mit geschwächtem Immunsystem entwickeln sie tendenziell leichter. Einige HPV-Typen sind mit der Entstehung von Krebsarten assoziiert (Zervix-Karzinom, Analkarzinom) – wer bereits einmal Feigwarzen hatte sollte sich hierauf regelmäßig kontrollieren lassen.

Impfung?

Bei jungen Frauen werden seit Monaten Impfungen zur Vermeidung von Infektionen mit den wichtigsten HP-Viren eingesetzt. Viele schwule Männer fragen sich nun, impfen gegen Feigwarzen, auch für schwule Männer? Und ist ein Impfen nach Infektion möglich? Andererseits häufen sich Verdachtsfälle auf Komplikationen nach HPV-Impfungen, bis hin zu Todesfällen.

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Zum Thema ‚Feigwarzen‘ sind zwei Ausgabe des ‚Med-Info‘ erschienen. Sie informieren in sehr leicht verständlicher Sprache über Ursachen, Symptome, Übertragungswege sowie Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmethoden und gehen auch auf Besonderheiten bei HIV-Positiven ein.

Informationen:
Deutsche Aidshilfe: Feigwarzen & HPV
Med-Info Nr. 62 – Feigwarzen – html, dort Link zum pdf-Download (Stand 2007, nicht weiter aktualisiert)
Med-Info Nr. 05 – med.info 05 – HPV-Infektion, Feigwarzen und Krebs – html, dort Link zum pdf-Download (Stand 2017)

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Frankreich ondamaris Texte zu HIV & Aids

Olivier Rouyer – Profi-Fussballer Coming out 2008

Premiere im Fußball, zumindest im französischen Profi-Fußball: erstmals hat am 16. Februar 2008 mit Olivier Rouyer ein hochrangiger ehemaliger Liga-Spieler und früherer Nationalspieler sein Coming-Out.

Olivier Rouyer erklärte am 16. Februar 2008 in der Fußballsendung ‘L’Equipe Magazine

Ja, ich bin schwul”.

Olivier Rouyer im Juli 2014 (Credit: Benoît Prieur (Agamitsudo) - CC-BY-SA)
Olivier Rouyer im Juli 2014 (Foto: Benoît Prieur (Agamitsudo) – CC-BY-SA 4.0)

Olivier Rouyer, former international football player and sport commentator at Lyon in July 2014.Benoît PrieurCC-BY-SA 4.0

Rouyer berichtete im TV weiter:

“Anfangs hab ich mich versteckt. Eine Freundin diente mir als Alibi. Aber als ich nach Strasbourg ging [1981], hab ich mich verliebt, und ich wurde es leid zu lügen.”

Rouyer zog sich zurück. Bis zum Jahr 2008.

“Ich bin jetzt 52 Jahre alt, und ich bin glücklich. Es ist an der Zeit darüber zu sprechen …”

Im April 2012 äußerte sich Olivier Rouyer im französischen Fernsehen zu seinem Coming out und zu Homophobie im Fußball:

Olivier Rouyer

Rouyer wurde am 1. Dezember 1955 in Nancy geboren.

Er war in den 1970er Jahren Stürmer der Erstliga-Mannschaft von AS Nancy-Lorraine (bis 1981). In der französischen Fußball-Nationalmannschaft spielte er von 1976 bis 1981, u.a. bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien. Nach jeweils drei Spielzeiten in Strasbourg und Lyon beendete er 1986 seine Karriere als Profi-Spieler. 1991 bis 1994 war er beim AS Nancy Lorraine als Trainer tätig.

Anschließend war er u.a. Berater und Ko-Kommentator des Bezahl- Kanals Canal+. Im Juni 2016 wechselte er zum Sport-Kanal La Chaine L’Équipe (TV-Sender der Zeitschrift, in deren TV-Magazin er 2008 sein Coming out hatte).

2008 kandidierte Rouyer für die französischen Konservativen UMP (inzwischen Les Républicains) bei den Kommunalwahlen in Saint-Max. 2014 wurde er in Nancy auf der Liste des (neuen) Bürgermeisters Laurent Hénart der UMP-UDI gewählt.

Rouyer ist Inhaber der Bar ‚Le Pinocchio‚ in Nancy (place Saint-Epvre).

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Nachdenkliches

Der Traum vom Wohnturm

Für viele Jahre war Ausdruck meines Traums vom Zusammenleben der “Wohnturm hinter’m Deich”. Sinnbild ist er heute noch.

Der “Wohntum hinter’m Deich” …
Deich – klar, ich liebe das Meer, und Deich assoziiert Meer, Wellen, Freiheit, Strand, wenige Meter bis zum Wasser …
Wohnturm – das meinte ein Gebäude etwa von der Größe eines kleinstädtischen Gasometers. Mit großen gemeinschaftlichen Lebensbereichen für ca. 8 bis 12, vielleicht 16 Menschen im Erdgeschoss, und in den oberen Etagen rund um einen Lichthof Wohnbereiche für uns, je nach individuellen Wünschen konfigurierbar als Single-, Zweier, Dreier- usw. Wohnräume. Der Wohnturm als Ausdruck eines Weges von zugleich individuellem und gemeinsamen Leben, einer neuen Form von gelebter Gemeinsamkeit.

Die konkrete Idee dieses ‘Wohnturms am Deich’ hat sich irgendwann als romantische Schwärmerei und wenig realisierbar erweisen. Sie ist mir dennoch immer Synonym geblieben für meine Vorstellung, meinen Traum vom Zusammenleben. Für ein Leben zusammen mit Menschen, die einander viel bedeuten, Gemeinsamkeiten haben und fühlen – und doch auch jeder sein/ihr individuelles Leben führen.

Freundschaft, ein (kleiner) Freundeskreis ist etwas Zentrales in meinem Leben. Menschen, die sich in ihrem Menschsein, ihrem Herzen berühren.
Deswegen freut es mich immer wieder, wenn ich (was selten ist) einem Menschen begegne, zu dem ich aus dem ein oder anderen Grund eine besondere Nähe, eine Art Wesensverwandtschaft fühle. Einem Menschen begegne, bei dem ich im Stillen denke ‘es wäre schön wärest du Mitbewohner im gemeinsamen Wohnturm’.

Diese Gedanken sind natürlich zunächst nur unausgesprochen in mir. Gefühle vom Sympathie nicht immer beidseitig. Und wenn, sind sie längst nicht immer Grundlage für Freundschaft.

Sympathie will geäußert, Freundschaft will gelebt sein. Das bedingt jedesmal wieder auf’s Neue den mühsamen Weg auf das Glatteis. Gefühle Illusionen Träume kalte Duschen. Manch schmerzhaftes Erwachen aus eigenen Illusionen, erst jüngst wieder kalt geduscht.

Nun mag man dies (wissentlich auf’s Glatteis gehen) als naiv bezeichnen. Ich sehe es für mich anders. Nähe zu empfinden, sie zu zeigen, die kalte Dusche zu riskieren, kostet mich viel Kraft – erst das ermöglicht jedoch auch die Chance, sich gelegentlich in gegenseitiger Nähe zu begegnen. Sich im Wesentlichen zu berühren. Vielleicht Freunde zu finden.

Dieses Risiko, so schmerzhaft es gelegentlich sein mag, gehe ich wenn es mir wert erscheint ein. Eine Art ‘Naivität’, die ich mag an mir. Eine Art Naivität, Glaube an Freundschaft, an Miteinander, die ich mir erhalten möchte. Und meinen ‘Wohnturm hinter’m Deich’.

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Nachdenkliches

Kunst und Sprache

“Bildende Kunst kommt vor der Sprache, das ist klar.”
(Alfred Hrdlicka, * 27.2.1928)

Die Unmöglichkeit, das Selbst auszudrücken in Worten. Umso mehr bedauere ich, dass die Sprache der Kunst keine ist, in der ich glaube mich ausdrücken zu können. Ich bewundere oftmals Kunst, Künstler; manchmal erreichen Kunstwerke zutiefst mein Innerstes, berühren tiefe Gefühle meines Seelenlebens. Wie gern gern beherrschte ich diese Sprache, allein mir ist wohl nur das Wort Mittel des Ausdrucks, und das auch nur mit minderer Fertigkeit.