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Frankreich Lacanau

Surf – La grande glisse

Aquitanien und seine Hautstadt Bordeaux sind nicht nur Zentralen des Weins und des guten Essens (sowie der skurilen, sehr rechten ‘Jäger-Partei’). Aquitanien ist auch die für den Surf-Sport in Europa wohl bedeutendste Region.

Sicher, auch auf Sylt wird inzwischen auf der Welle geritten, und auch Portugal und Spanien bieten Wellenreitern das ein oder andere spannende Revier. Die wichtigste Region für europäische Surfer dürfte jedoch weiterhin Aquitanien sein, mit den beiden Surf-Metropolen Hossegor (nahe Bayonne) und Lacanau (westlich von Bordeaux). Beide Orte sind Austragungsorte der Surf-Weltmeisterschaften. Während Lacanau mit guten Wellen und den ‘Lacanau Pro‘ punktet, hat Hossegor sich in den letzten Jahren immer mehr zum eigentlichen Zentrum des ‘Surf-Zirkus’ entwickelt.

Kite-Surfing
Kite-Surfing

Doch Surfen (’la glisse’ in Frankreich) ist in Südwest-Frankreich zu weitaus mehr als ‘nur’ einem Sport geworden. Surf hat sich zu einem Wirtschafts-Faktor von einiger Bedeutung für die Region entwickelt.

Insbesondere in Hossegor (bes. Gewerbegebiet Hossegor-Soorts) und Umgebung haben sich zahlreiche Hersteller und Händler von Surf-Produkten, Zubehör und Kleidung angesiedelt (und sind, kleiner Tipp für den interessierten Touristen nebenbei, mit ihren Werkverkäufen eine gute Quelle für günstige Einkäufe, besonders außerhalb der französischen Ferienzeit).

‘La Glisse’ hat inzwischen in der Region allein bei Surfsport-Händlern und -Herstellern zu weit über 3.000 Arbeitsplätzen geführt. Nebenbei hat sich die regionale IHK einen eigenen ‘Surf-Beauftragten’ zugelegt, der bei Unternehmens-Ansiedlungen hilft. Die Universität Bordeaux bietet sogar einen zweijährigen Management-Kurs an, Fachrichtung ‘Glisse’ selbstverständlich …

Für den schwulen Touristen hat die Region neben dem Surf-Sport noch eine weitere Besonderheit zu bieten: nahe den schönsten Surf-Revieren befinden sich auch einige der schönsten (und sehr gut besuchten) schwulen Strände Frankreichs, ob nun ‘Le Porge’, der ‘Plage du Petit Nice’, ‘Le Penon’ oder der ‘Plage des Casernes’ …

Am Strand
Am Strand

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Frankreich

La Rochelle

‘La Pallice’ sagt Ihnen nichts? Noch nie da gewesen? Keine Ahnung, wie es dort aussieht? Doch – sie haben ein ‘Bauwerk’ aus La Pallice vermutlich schon einmal im Film gesehen …

La Pallice ist Teil von La Rochelle (5 km von der Stadt entfernt). La Rochelle ist eine schöne Hafenstadt im Westen Frankreichs und Hauptstadt des Departments Charente-Maritime. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das schon im 10. Jahrhundert gegründete La Rochelle Schwerpunkt der Hugenotten. Die Hugenotten waren französische Protestanten. Viele von ihnen flohen Ende des 16. Jahrhunderts nach der Verfolgung (u.a. Bartholomäusnacht) und Repressionen unter Ludwig XIV. in benachbarte Staaten (allein etwa 20.000 von La Rochelle nach Brandenburg-Preußen).

La Rochelle
La Rochelle

Im zweiten Weltkrieg spielte La Rochelle eine nicht unbedeutende Rolle. Die Nazis bauten hier einen der bedeutendsten U-Boot-Bunker an der Atlantik-Küste – La Pallice war zwar die kleinste, aber die sicherste U-Boot-Basis (andere in Brest, Lorient, St. Nazaire und Bordeaux). Dieser Bunker (funktionsfähig ab November 1941) war für die NS-Kriegsführung von zentraler Bedeutung – einer der Gründe, weshalb La Rochelle die am spätesten befreite deutsch besetzte Stadt Frankreichs war (erst am 8. Mai 1945 um Mitternacht kapitulierte der deutsche Kommandant und übergab auch den stark zerstörten Hafen).

Der U-Boot-Bunker von LaRochelle steht noch heute. Nach der Befreiung von den Nazis übernahm die französische Marine ihn als Stützpunkt (einschließlich eines dann für die französische Marine in Dienst gestellten deutschen U-Boots). Noch heute nutzt die Marine Teile des Bunkers, allerdings nicht mehr als U-Boot-Depot.

La Rochelle U-Boot-Bunker
La Rochelle U-Boot-Bunker

Und in genau diesem U-Boot-Bunker drehte Wolfgang Petersen 1981 die Ein- und Auslauf-Szenen sowie die Schlussszenen (Bombenangriff) des 1983 mit 6 ‘Oscars’ ausgezeichneten Films ‘Das Boot‘.

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Frankreich

St. Nazaire

St. Nazaire war eine bedeutende Bastion im ‚Atlantikwall‘ der Nazi-Besatzer Frankreichs. Eine der Folgen für die Stadt: St. Nazaire wurde in den letzten Kriegsjahren beinahe völlig zerstört. Stehen blieb – der U-Boot-Bunker, mit seinen Mauern aus bis zu neun Meter dickem Beton. Jahrzehntelang war er ein übrig gebliebenes Monstrum, Relikt und Mahnmal zugleich. Wie ein Riegel schnitt er die Stadt von der See ab.

Bis sich St. Nazaire besann sich der See zu öffnen, das Hafengebiet wieder als städtischen Raum zu entdecken.
In der Folge wurden auch für die riesigen Bunkeranlagen neue Nutzungsmöglichkeiten gesucht und gefunden. Der Bunker wurde behutsam der Nutzung geöffnet, ohne die furchtbare Geschichte dieses Ortes zu beschönigen oder gar zu leugnen. So findet sich z.B. jetzt auf einem Teil des ehemaligen U-Boot-Beckens das ‚LiFE‘ (Lieu international des Formes Émergents), ein Ort für Veranstaltungen zu Musik, Kunst, Theater und Tanz. Kunst ist stärker als Krieg und Zerstörung …

St. Nazaire / Dach des U-Boot-Bunkers
St. Nazaire / Dach des U-Boot-Bunkers

Ganz in der Nähe liegt die Gemeinde Guérande, die neben der mittelalterlichen Innenstadt vor allem für das hervorragende Meersalz aus den umliegenden Marais bekannt ist.

Sel de Guerande
Sel de Guerande
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Guernsey – eine Vogtei und die EU

Guernsey . Eine Vogtei?
Da fällt mir eher der Tell ein. Die hohle Gasse, durch die er kommen musste, der Gessler – und der war Reichsvogt.
Und dass ein Vogt (nach altem, genauer mittelhochdeutschem) Sprachgebrauch ein Amtmann ist.
Aber was hat das heute zu bedeuten?

Nicht einmal die Schweiz hat (soweit ich weiß) heute noch Vogteien …

Nein, die wohl nicht.
Aber die traditionsbewussten Briten. Die halten sich noch Vogteien …

Guernsey / St. Peter Port
Guernsey / St. Peter Port

Eine davon heißt Guernsey. Die zweitgrößte Kanalinsel gehört politisch irgendwie ja zu Großbritannien. Allein, sie ist kein Teil des Vereinten Königreichs. Und natürlich auch keine britische Kolonie. Nein, seltsamer noch, die Insel ist ‘crown dependency’ (’Kronbesitz’).

Und politisch gesehen ist sie eine ‘Vogtei’, auf englisch ‘Bailiwick of Guernsey’. Der ‘Lieutenant Governor’ ist der Repräsentant Ihrer Majestät Elisabeth II, die hier Staatsoberhaupt und Regierungschefin ist.

Guernsey / der Gouverneur fährt vor ...
der Gouverneur fährt vor …

Aufgrund dieser kuriosen Konstruktion ist Guernsey auch nicht Mitglied der Europäischen Union, sondern dieser nur durch eine Zollunion verbunden (andere Gesetze und Regelungen der EU gelten hier nicht).

Womit die Frage beantwortet wäre, was eine Vogtei in der EU von heute treibt. Fast nichts … außer einigen Zollvorteilen, die man gerne mit nimmt.

Nebenbei, auch diesen schönen Flecken haben die Nazis beschmutzt. Während des zweiten Weltkriegs wurde die Insel von den Nazis besetzt (30. Mai 1940), auf der Nachbarinsel Alderney (ebenfalls zur Vogtei Guernsey gehörend) wurde sogar eine Außenstelle des KZ Neuengamme (’Lager Sylt‘) eingerichtet (hier zur Geschichte des ‚Lager Sylt‘).

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Frankreich

Le Havre

Le Havre – die französische Hafenstadt wurde nach massiven Zerstörungen im Krieg ab 1945 nach Plänen von Auguste Perret wieder aufgebaut. Inzwischen ist sie UNESCO Welterbe. 2017 feiert Le Havre die Stadtgründung vor 500 Jahren (Feierlichkeiten ab 27. Mai 2017).

Le Havre wurde ab 1517 gebaut (offizielle Gründungsurkunde vom 8. Oktober 1517) – als Kriegshafen, angeregt von Admiral Guilleaume Gouffier de Bonnivet (1482 – 1525). Die französische Hafenstadt wurde im Zweiten Weltkrieg bei (insgesamt 132) Bombenangriffen schwer zerstört. 12.500 Gebäude im Innenstadtbereich wurden zerstört.

Das von Auguste Perret und seinem Architektur-Büro 1945 bis 1954 wiederaufgebaute Stadtzentrum von Le Havre ist das erste städtische Ensemble Europas aus dem 20. Jahrhundert, das in die UNESCO Welterbe-Liste aufgenommen wurde.

Le Havre, Porte Océnanne
Le Havre, Porte Océnanne

Le Havres Innenstadt ist damit ein einmaliges Beispiel für den Wiederaufbau eines kompletten modernen Stadtzentrums mit vielen architektonischen Perlen – und seit dem 15. Juli 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörend.

Le Havre in Fotos

Photos von der wieder aufgebauten Innenstadt (Welterbe):

Le Volcan

Am westlichen Ende des Handelsbeckens gelegen, ist ‚Le Volcan‘ das Kulturzentrum von Le Havre. Es wurde von Oscar Niemeyer entworfen,  1972 bis 1978 gebaut und ab 2010 umfangreich saniert.

Le Volcan, Niemeyer
Le Volcan, Niemeyer

 Blick auf ‘le volcan’ (Niemeyer)
Le Havre, Blick auf ‘le volcan’ (Niemeyer)

Ausfahrt aus dem Hafen
Ausfahrt aus dem Hafen

Kirche St. Joseph

Von weitem, auch von See aus schon sichtbar, wirkt die 110 Meter hohe Kirche St. Joseph wie ein Leuchtturm.

LeHavre Blick von See
Blick von See

Saint Joseph ist den Opfern der Bombenangriffe gewidmet und Sinnbild des Wiederaufbaus von Le Havre.

Sicht auf den Turm der Kirche St. Joseph
Sicht auf den Turm der Kirche St. Joseph

Perret begann die Arbeiten an St. Joseph im Jahr 1951 (Grundsteinlegung 21.10.1951), dabei einem früheren Konzept für eine (nicht realisierte) Kirche in Paris folgend. Nach seinem Tod 1954 führten Mitarbeiter seines Ateliers (Jacques Poirrier, Georges Brochard, Raymond Audiguier) die Arbeiten fort.

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Am 23. März 1959 wurde St. Joseph für den Kultus freigegeben. In den Jahren 2003 bis 2005 erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten.

Turm der Kirche St. Joseph
Turm der Kirche St. Joseph

Beeindruckendes Gestaltungs-Element von St. Joseph: die vier Gruppen von jeweils 4 Beton-Pfeilern, die über Ausleger den Turm tragen.

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Das Innere der Kirche wird besonders beleuchtet durch 6.500 farbige Glassteine, gestaltet von Marguerite Huré. Sie sind farblich sortiert – kältere Töne in Norden und Osten, wärmere Töne in Süden und Westen, sowie dunklere Steine unten hellere Glasssteine oben.

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Taufbecken Kirche St. Joseph
Taufbecken Kirche St. Joseph

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph, Chorgestühl (Architekt Guy Verdoia)

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Le Havre / Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph

Porte Océane

Die Porte Océane ist Le Havres Tor zum Ozean. Der Name wurde geprägt in den 1930er Jahren vom Politiker und Bürgermeister von Lyon Edouard Heriot.

Le Havre, Porte Océnanne
Le Havre, Porte Océnanne

Die heutige Porte Océane von Auguste Perret, fertiggestellt 1956 (Nordteil: Atelier Perret / Jacques Poirrier, Südteil Atelier Perret / André Hermant)  orientiert sich an einem seiner früheren Entwürfe aus dem Jahr 1931 für ein (nicht realisiertes) Gebäude in Paris (Porte Maillot). Die Porte Océane markiert die Grenze zwischen Stadt und Strand – der 1994 vom Landschaftsplaner Alexandre Chemetoff neu angelegt wurde.

Porte Océanne
Porte Océanne

ISAI und Musterwohnung

Bereits 1946 entwarf das Büro von Perret die Grundzüge der ‚Immeubles sans affections individuelles‘ (ISAI; Gebäude ohne individuelle Anmutung) – Gebäude in Stahlskelett-Bauweise mit funktional aufgeteilten Wohnungen.

Innenhof ISAI
Innenhof ISAI

Für diese Wohnungen in den ISAI machte Perret deutliche Vorgaben – klare Proportionen, kein bleibendes Dekor. Noch heute ist dies zu sehen – in einer 99m² großen für Besichtigung zugänglichen Musterwohnung (appartement témoin) mit Möbeln die den Vorführwohnungen (1945 – 1955) entsprechen.

Rathaus

Das Büro Perret ließ das Rathaus von Le Havre – wie fast alle wichtigen Bauwerke der Stadt – 1952 bis 1958 an seinem Vorkriegs-Standort wieder errichten.

Rathaus
Le Havre / Rathaus

Der Rathausplatz, der von Wohngebäuden gesäumt ist, gilt mit einer Fläche von 243 x 192 Metern als einer der größten in Europa.

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Photos aufgenommen am 15.9.2007

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Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich

Werbung für die Ausstellung LeHavre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich.
2007: Werbung für die Ausstellung Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich.

Das Musée André Malraux , 1961 vom französischen Schriftsteller und Politiker André Malraux eingeweiht, widmete 2007 dem Wiederaufbau eine beeindruckende Ausstellung – Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich.

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Text zuletzt aktualisiert 01.07.2016

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Kulinarisches unterwegs

Sandwich – Fingerfood, mehr als ein Imbiss

Ganz in der Nähe von Canterbury befindet sich der heute wenig bedeutende Ort Sandwich. Er war einst einer der bedeutendsten Seehäfen Englands, versandete jedoch später. Bekannt wurde er für … einen Schnellimbiss.

Sandwich
Sandwich

Der Legende nach ist der Ort Namensgeber des gleichnamigen pappigen oder auch delikaten Imbisses, des belegten Brotes namens Sandwich.

Denn hier lebte einst ein britischer Staatsmann, der vierte Earl of Sandwich, Viscount Hitchingbrooke und Baron Mountagu of St. Neots (geboren 3. November 1718; gestorben 30. April 1792 in Chiswick).

Grabstein auf dem Friedhof von Sandwich
Grabstein auf dem Friedhof von Sandwich

Eben dieser, kurz auch John Montagu genannt, hatte eine Vorliebe für ein skuriles Kartenspiel namens Cribbage. Das ihn so sehr faszinierte, dass er einfach zu wenig Zeit für ein gepflegtes Earl-gemäßes Essen fand.

Stattdessen bat er sein Dienstmädchen, sie solle ihm einfach sein Essen zwischen zwei Brotscheiben legen. Das sei einfacher zu essen – und er konnte weiter spielen. Auch Mitspieler begehrten bald ein ‘Brot wie Sandwich’, und voila, geboren war der ‘Sandwich’. Ein Schnellimbiss englischer Art – und längst ein Klassiker.

Sandwiches in Sandwich
Sandwiches in Sandwich

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unterwegs

Mutterkirche in Canterbury

In der Kathedrale von Canterbury, die die ‘Mutterkirche’ der anglikanischen Glaubensgemeinschaft ist, befindet sich auch der ‘Thron des heiligen Augustinus’.

Canterbury  Kathedrale
Canterbury Kathedrale

Aber die anglikanische Kirche plagt sich derzeit (und schon seit längerem) mit heftigen internen Probleme – wegen ihrer Haltung zur Homosexualität. Die us-amerikanische Episkopalkirche hat den homosexuellen Geistlichen Gene Robinson zum Bischof gewählt – und insbesondere konservative Kräfte der Anglikanischen Weltkirche laufen nun Sturm dagegen. Einige Landesverbände (besonders aus Afrika) drohen mit Spaltung, sollte nicht die Benennung homosexueller Bischöfe sowie die Segnung homosexueller Paare untersagt werden. Der Chef der Anglikanischen Weltkirche, Erzbischof Rowan Williams, gilt hingegen als eher liberal und weltoffen.

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unterwegs

Vooruit

Zeebrugge – eine seltsame Mischung aus beschaulichem Dorf und weitläufigen Hafen-Arealen.

Mit Zeebrugge wird für mich auch immer die Erinnerung an Jean Claude Letist verbunden sein. An einen unfreiwilligen Stopp auf einer der zahlreiche ‘HomoReizen’, streik-bedingt, mit Übernachtung in einem bereitgestellten Zug, bevor’s am nächsten Morgen doch noch nach London weiter ging.

Aber vom den Besucher wenig lockenden Zeebrugge ist’s mit dem Zug nicht weit nach Brugge oder Gent.

Brugge, diese Puppenstube des Stadt-Tourismus, reizt uns wenig. Weiter mit dem Zug nach Gent. Mit Gent verbinden wir angenehme Erinnerungen, ebenfalls an lustige ‘HomoReizen’, eine Markthalle voller Köstlichkeiten, nette Cafés und Restaurants, lecker Genever im ‘Vooruit‘ und eine kleine beschauliche schwule Szene. Vor allem aber an eine Stadt, die (in Kontrast zu ihrer Nachbarin Brugge) lebendig ist, wenn auch damals (in den 90ern) nicht so saniert und herausgeputzt.

Auch Gent hat sich verändert, ist herausgeputzter als damals, hat den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt. Und ist doch quirlige, lebendige Provinz- und Studentenstadt geblieben.

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Kulturelles

Klappen – Frage

Klappen ? An manchen Fragen kann man scheinbar gut beobachten, wie es derzeit um die schwule Emanzipation und wechselseitige Toleranz bestellt ist.

So fragt Queer derzeit “Wie stehst du zum Klappensex?”

Nun ja, da mag ja jeder seine eigene Meinung zu haben. Zumal, die Zahl der Klappen ist ja doch im Vergleich zu ‘früher’ arg reduziert. Trotz bürgermeisterlicher Eröffnungen

Aber was der ‘gewöhnliche Homosexuelle’ so darauf antwortet, erstaunt schon (Stand 06.07.07, 17:30): 14,9% halten Klappen für „eine schwule errungenschaft“, 27,7% für ’schön um Dampf abzulassen‘ – aber 51,2% meinen ‚das bringt Schwule in Verruf‘.

Die 6,2% unter “bestrafen” verbuch’ ich mal pauschal unter ‘Selbsthass’ und anderen Attributen.

Aber wenn über 50% der Ansicht sind, “das” bringe “Schwule in Verruf” (und das scheinbar für wichtig halten), dann ist es wohl Zeit sich Sorgen zu machen …
… oder einfach mal wieder auf ‘ne Klappe zu gehen …

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homo Heiler – Wer heilt wen?

Homo Heiler ? Eigentlich dachte ich, die Sache sei mit der lange herbei gestrittenen Änderung des ICD (Streichung des Krankheitsbegriffs Homosexualität) ausgestanden.
Nicht aber in Österreich, wie es scheint.

Wie “dieStandard.at” berichtet, wollen im österreichischen Graz Psychiater und Religionsvertreter auf einem dreitägigen Kongress im Oktober u.a. diskutieren, wie man Homosexualität “heilen” kann.
Und laut Queer sind auch deutsche ‘Ex-Gays’ unter den Homo Heiler Teilnehmern.

Dass tatsächlich auch ein “Teufelsaustreiber” offiziell eingeladen ist, wirft wohl die Frage auf, wer denn da therapiebedürftig sein könnte …
Oh Österreich!

Worum geht’s?
Viele Jahrzehnte lang wurde Homosexualität von fast allen Medizinsystemen als Krankheit betrachtet (was, immerhin, früher schon einen Fortschritt darstellte gegenüber der Betrachtung als zu verfolgende Straftat).

Diese Betrachtung der Homosexualität als Krankheit spiegelte sich lange Zeit auch in einem Klassifizierungs-System, mit dem weltweit Krankheiten unterteilt werden, der “International Statistical Classification of Diseases and Related Health problems” (ICD) der Welt-Gesundheits-Organisation WHO.

Seit 1968 wurde (mit ICD-8) Homosexualität in dieser Klassifikation immerhin als “umstrittenes Krankheitsbild” bezeichnet. Endgültig gestrichen wurde Homosexualität aus dem ICD jedoch erst 1992 mit der Verabschiedung des (heute noch gültigen) ICD-10.
Doch immer noch gib es Mediziner und Psychoanalytiker, die Homosexualität als Störung ansehen…

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs