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Frankreich

14. Juli

Die Franzosen feiern heute den 14. Juli.

Den 14. Juli 1789, den Tag des Sturms auf die Bastille, das Gefängnis des Königs. Des Tags, der zum Symbol der französischen Revolution wurde. Die den Franzosen ‘liberalité, egalité, fraternité’ brachte, zumindest als Metapher – unter dieser Maxime verweigerten französische Bürger dem absolutistischen Herrscher Louis XVI. den Gehorsam. Und die die absolutistische Monarchie ablöste, die Republik brachte.

Erinnerungen werden wach, an viele schöne 14-Juillet- Feiern mit Freunden in Paris. An Feten von Frequence Gaie am Quai de la Tournelle, gegenüber Notre Dame, Feiern an und auf der Seine. An gemeinsame Essen und Partys, an Irritationen und Erstaunen ob des Pomps und der Selbstverständlichkeit französischen Nationalstolzes.

Dieses Jahr nun feiert Frankreich mit Zarkozy, einem Präsidenten, der immer mehr seine ‘harte Hand‘ zeigt. Erstmals sollen zum französischen Nationalfeiertag nicht wie bisher üblich Tausende Verurteilte begnadigt oder ihre Haftstrafe verkürzt werden. Und im Justizministerium rumort es.

Nebenbei, dieses Recht der Begnadigung scheint mir eine seltsame Einrichtung, zumindest in Demokratien. Natürlich eine feine Sache für diejenigen, denen Strafe erlassen wird.
Allerdings – erinnert dieses Recht eines hohen Politikers, an Gerichten und Urteilen vorbei Gnade zu erweisen, nicht eher an Monarchen, an fürstliche Potentaten? An Zeiten absolutistischer Herrscher, die wohlwollend, gnädigerweise, als ‘Geschenk’, weil gerade ein netter Anlass ist, ‘Gnade vor Recht’ walten lassen?
Steckt darin nicht der Gedanke, dass irgendwelche Autoritäten am geltenden Recht vorbei willkürlich eigene Entscheidungen treffen? Demokratische Strukturen und Prozesse jedenfalls stelle ich mir anders vor …
(Ich bin nicht gegen das Gnadenrecht generell. Mir scheinen die Umstände, wie dieses angewendet wird, nur seltsam undemokratisch. Es müsste doch auch demokratischer gehen, z.B. müsste doch ein gerichtliches Verfahren der Gnade denkbar sein?)

Aber mit diesen Gedanken über herrschaftliche Gnadenerweise wären wir ja schon wieder bei königlichen Zeiten. Und heute ist doch der 14. Juli, der Tag des Feierns, der Tag des Sturms auf die Bastille. Allons enfants …

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Kulturelles

Des Pharaos Tabak

Wie kam der Pharao zu seinem Tabak? Oder – woher stammen Tabakpflanzen, die im Körper von Ramses gefunden wurden? Wo es doch in Ägypten keinen Tabak gab damals? Eine Story für Jugendhelden …

Einer der ‘Helden’ meiner Jugend (neben Cousteau oder Hass) war Thor Heyerdahl.

Ich kann mich noch gut erinnern. Ein Buch, das ich bei meinem Onkel entdeckte, machte den Anfang. ‘Kon-Tiki’, Heyerdahls Floß-Fahrt von Südamerika nach Polynesien, fachte meine Phantasie an. Wie später noch einmal ‘Ra’, das Papyrus-Boot, mit dem er von Marokko aus Amerika erreichen wollte. Und nun soll die Geschichte eine Fortsetzung erfahren.

Heyerdahl schaffte es zu zeigen, dass schon mit Techniken, die den alten Ägyptern vertraut waren, eine Bootsfahrt Richtung Amerika möglich war. Er fuhr mit seiner Ra II 1970 von Afrika bis nach Barbados. Dass eine Atlantik-Überquerung mit altertümlich anmutenden Booten westwärts möglich war, hatte er bewiesen. Aber – wie sollten die Reisenden zurück kommen?

Unmöglich, sagen seitdem alle Experten (wie sie auch vorher Heyerdahls Reise für undurchführbar hielten). Viel zu starke Winde für die einfachen Boote. Wenn da nicht eine entscheidende Frage bliebe: wie kam der Pharao an seinen Tabak? Tabak?
Ja, genau.
Im Körper von Pharao Ramses (bzw. seiner Mumie) wurde Tabak gefunden, genauso auch in zahlreichen weiteren ägyptischen Mumien. Gen-Analysen zeigten, dass es sich um Tabak aus Amerika handelt (wohl verwendet als Konservierungsmittel für den Leichnam).

Nur – wie soll amerikanischer Tabak nach Ägypten gekommen sein? In Ägypten gab es damals keine Tabakpflanzen. Und dann über 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung? Wo doch Columbus de erste gewesen sein soll, 1492?

Des Rätsels Lösung könnte sein, dass auch damals schon nicht nur westwärts, sondern auch ostwärts Schiffsverkehr möglich war. Trotz der Winde, trotz der Strömungen.

Genau dies will der Chemnitzer Biologe Dominique Görlitz nächsten Monat versuchen zu beweisen. Mit seinem Boot “Abora III” will er den Atlantik ostwärts überqueren.

Heute, am 11. Juli soll seine Reise in New York starten, Anfang September möchte er im spanischen Cadiz ankommen. Auch die “Abora III” ist ein Boot, das ganz entsprechend traditioneller Technik gebaut ist, aus Papyrus, in einer uralten Bauart, die heute noch auf dem Titicacasee verwendet wird.

Vielleicht zeigt Görlitz trotz aller Skepsis und Kritik, dass die Experten sich irren, und schon für die alten Ägypter ein Schiffsverkehr mit Amerika in beide Richtungen möglich war.
Und klärt so auch das Rätsel von des Pharaos Tabak …

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Berlin

Nachts unterwegs …

Nachts unterwegs zu sein kann einfach furchtbare Sehstörungen zur Folge haben …

(in der Raststätten Gnadenbrot)

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Politisches

Ministerium für nationale Identität

‘Nationale Identität’, ein Thema beherrscht die politische Debatte in Frankreich. Was soll das sein? Und warum braucht Frankreich ein Ministerium dafür, das Ministerium für nationale Identität ?

Frankreich bekommt, was es gewählt hat. Er hat es vorher versprochen, und nun ist es da. Ein ‘Identitäts- Ministerium’. Genauer gesagt, das ‘Ministerium für Einwanderung, Integration, nationale Identität und Ko- Entwicklung’.

An der Spitze des Ministeriums steht der von ‘Liberation‘ als ‘rechter Arm von Sarkozy’ und ‘Ultrasarkozyste’ bezeichneten Brice Hortefeux.

Schon die Kurzform ‘Identitäts-Ministerium’ lässt kalte Ahnungen von 1984 aufkommen.
Brauchen wir (’die Franzosen’, ‘die Deutschen’, etc. – so es diese Prototypen geben sollte) wirklich immer noch ‘nationale Identität’? Sicher, wenn ich in Frankreich bin, nehme ich war, dass es (oft: kulturelle) Unterschiede zwischen meinen Denkweisen, Verhaltensweisen etc. und denen französischer Freunde gibt.
Aber spätestens jeder Aufenthalt im außereuropäischen Ausland erinnert doch immer wieder daran, dass das Europäische viel verbindender, gemeinsamer ist. Ich fühle mich als Europäer, und diese Tatsache unterscheidet mich in vielem von z.B. Ostasiaten, US-Amerikanern oder Afrikanern. Die Unterschiede zwischen einzelnen europäischen Staaten erscheinen mir dabei immer mehr marginal, letztlich beinahe vernachlässigbar.
Nationale Identität erscheint mir wie ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert. Europäische Identität, ja, da könnte ich drüber nachdenken wollen … (und zur Not auch noch über regionale Identität, ich empfinde mich sicher eher als ‘norddeutsch’ denn als ‘rheinisch’).

Und die Kombination der vier inhaltsbestimmenden Begriffe des neuen französischen Ministeriums, dieser Begriffe, die scheinbar so perfekt zusammen passen, lässt schlimmes befürchten.
Was hat z.B. Einwanderung mit ‘nationaler Identität’ zu tun? Steht hier nicht implizit der Gedanke im Hintergrund, Einwanderung gefährde ‘nationale Identität’? Gefahr statt Bereicherung? In einem Land mit einer festgelegten Abschiebequote (2007: 25.000 Menschen) scheint dieser Gedanke alles andere als fern zu liegen.
Und, kann es überhaupt einen einzigen Menschen (egal ob Minister oder nicht) geben, der bestimmt, was ‘nationale Identität’ ist?

In Frankreich kursiert bereits ein von über 13.000 Menschen unterzeichneter Aufruf, in dem gegen das neue ‘Identitäts-Ministerium’ protestiert wird. Der Kreis der Unterzeichner reicht vom Historiker Jacques Le Goff über Regisseurin Ariane Mnouchkine bis zum Sänger Yann Tiersen. Menschenrechtsvereinigungen in Frankreich protestieren gegen ‘Ausländerfeindlichkeit per Gesetz’, Amnesty kritisiert den Minister.

‘Nationale Identität’ war eines der zentralen Themen des Wahlkampfs von Nikloas Sarkozy. Die Franzosen haben nun bekommen, was sie gewählt haben. Schon jetzt sprechen Kommentatoren von einem der mächtigsten französischen Präsidenten.
Sarkozy, oder schreiben wir demnächst besser Zarkozy?

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Politisches

Energiefragen – Ökostrom

Die Produktion von Ökostrom sei deutlich gestiegen, meldet der Verband der Elektrizitätswirtschaft (via SpON).

Das erfreut.

Und ich frage mich, in wie weit ist eigentlich ‘Ökostrom’ von Atomstrom-Konzernen wie Vattenfall tatsächlich Öko-Strom? Strom aus seit vielen Jahren bestehenden skandinavischen Wasserkraftwerken hierzulande als Ökostrom zu vermarkten führt zumindest wohl nicht zu einer Ausweitung der Ökostrom-Produktion. Nicht zu einer Energiewende. Und den Worten von Anbietern, die immer wieder bei ‘Pannen’ (welch verniedlichende Formulierung) mit der Wahrheit nur häppchenweise herauskommen, wie jüngst bei den Unfällen in norddeutschen AKWs, mag ich auch kaum noch glauben.

Es gibt Alternativen.
Anbieter, deren Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien stammt, und dabei zu 90% aus erneuerbaren Energien, die nicht nach dem Erneuerbare-Energien- Gesetz gefördert werden.
Anbieter, deren Strom (außer geringen Mengen bei der Herstellung der Erzeugungsanlagen) keinen CO²- Ausstoß produziert (Bundesdurchschnitt 682g/kWh).
Anbieter, deren Strom AKW-frei ist, und deren Stromproduktion keinen radioaktiven Abfall produziert (Bundesdurchschnitt 0,006g/kWh; 80 Mrd. Bequerel/ kWh).
Und deren Strom dabei sogar noch preislich attraktiv ist.

Energiewende unterstützen.
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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Über das Infektionsrisiko

Lässt sich das HIV-Infektionsrisiko durch die Partnerwahl senken? Oder durch eine wirksame anti-HIV-Therapie? Ein Blick in Zahlen und Studien und eine sachliche Debatte über neue Wege der HIV-Prävention hilft sicher mehr als Aufgeregtheiten à la Spahn.

Dass die Zahl der HIV-Neu-Infektionen möglichst gering gehalten werden sollte, ist unstrittig. Über den Weg, dieses Ziel zu erreichen, hingegen gibt es große Meinungsunterschiede – bis hin zu Äußerungen, die darauf zielen, Positiven einseitig die Verantwortung zu zu weisen, oder gar Vorschlägen, die de facto versuchen mit dem Strafrecht Prävention zu betreiben.
Diese Aufgeregtheiten führen sicherlich nicht zu einer seriösen Debatte, die sie die jüngste Resolution des 120. Positiventreffens einforderte. Ein Blick in einige Zahlen und Studien hingegen vielleicht schon. Zahlen, die einige Informationen liefern können

– wo Infektionen stattfinden,
– ob es hilft, seinen Sexpartner nach dem HIV-Status zu suchen (Serosorting), oder
– wie sich eine Kombitherapie auf die Infektiosität auswirkt.

Wo finden Neu-Infektionen statt?
Wenn diskutiert wird, wie auf steigende Zahlen an HIV- Neudiagnosen zu reagieren sei, lohnt neben einer differenzierten Betrachtung nach Regionen auch ein Blick darauf, in welchem Kontext denn Infektionen stattfinden: Ein wesentlicher Teil (etwa 25%) findet in Beziehungen statt, bei Heteros sogar etwa 50% 1).
Ein weiterer großer Teil findet statt durch Menschen, die selbst erst kurze Zeit HIV-infiziert sind (und dies u.U. nicht einmal selbst wissen): eine kanadische Studie kam zu dem Ergebnis, dass 50% der HIV-Übertragungen durch Menschen mit primärer HIV-Infektion stattfinden. Eine US-Studie geht sogar von 70% aus, eine weitere US-Studie ergab, dass 77% der jungen HIV-infizierten US-Großstadt-Schwulen sich ihrer HIV-Infektion nicht bewusst sind.
Der Anteil von (HIV-Übertragungen durch) Positive mit chronischer unbehandelter oder behandelter HIV- Infektion hingegen lag in der kanadischen Studie bei 15% bzw. 12%.
Der hohe Prozentsatz bei Menschen mit primärer HIV- Infektion trat dabei in allen Betroffenengruppen (homo, hetero, iv-Drogengebrauch) auf, und unabhängig von der Zahl der Sexualpartner. Einer der Gründe könnte darin liegen, dass diese ungetestet HIV-Positiven scheinbar besonders häufig zu unsafen Sexpraktiken tendieren, wie eine CDC-Studie zeigt.

Die hohe Infektiosität in den ersten Monaten der HIV- Infektion könnte ein sinnvoller Ansatz für Präventions- Maßnahmen sein – viel eher als ziellose Präventions- Kampagnen à la „… geht jeden an“ oder blinde Schuldzuweisungen an Positive.

Schützt Serosorting? oder – die vermeintlich ‚Negativen‘ …
Eine beliebte Strategie, Risiken (vermeintlich?) besser zu managen ist das Serosorting – HIV-Positive suchen sich als Sexpartner möglichst Positive, Negative suchen sich möglichst Negative.
Allerdings: HIV-Negative (oder besser: Personen, die selbst davon ausgehen, derzeit HIV-negativ zu sein) erhöhen ihr Risiko sich mit HIV zu infizieren durch diese Strategie, wie Studien zeigen.
Der Grund: unerkannte HIV-Infektionen – Menschen, die sich für HIV-negativ halten, tatsächlich jedoch positiv sind, nur bisher nicht von ihrer Infektion wissen. Menschen, die diese Serosorting-Strategie anwenden, tendieren (denkend sie seien ja negativ) mit anderen vermeintlich ‚Negativen‘ zu unsafem Verhalten, wie mehrere Studien z.B. aus Australien und den USA zeigen. Und wenn die Annahmen über den Serostatus eines der Beteiligten sich als falsch erweisen, kann aus der vermeintlichen Schutz-Strategie leicht ein Gefährdungs-Szenario werden.

Serosorting à la „Negativ sucht Negativ für unsafen Sex“- eine Strategie, die sich gerade bei (vermeintlich?) HIV-Negativen als ein äußerst problematischer Weg erweisen könnte …

Über den Einfluss der Therapie
Dass die HIV-Viruslast (neben weiteren Faktoren wie dem Vorhandensein oder Fehlen von ‚Geschlechts- Krankheiten‘) ein wesentlicher Faktor für die Infektiosität ist, ist seit längerem bekannt, ebenso dass eine erfolgreiche Therapie, die die Viruslast deutlich absenkt, damit auch die Infektiosität senkt.
Eine neuere Studie fand, dass erfolgreich antiretroviral behandelte Positive mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit HIV übertragen – sowohl im Vergleich mit unbehandelten Positiven als auch mit Positiven, die eine Therapiepause einlegen. Neben der niedrigeren Viruslast wurde als weitere Ursache festgestellt, dass Positive, die eine antiretrovirale Therapie machten oder gemacht hatten, in geringerem Umfang zu sexuell riskanten Praktiken tendierten.
Die Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Therapie die Übertragungs- Wahrscheinlichkeit reduziert, ist übrigens nicht so neu – schon 2005 zeigte eine spanische Studie einen deutlichen Therapie-bezogenen Rückgang der HIV-Übertragung zwischen stabilen heterosexuellen Paaren mit unterschiedlichem HIV-Status. Und auch eine ugandische Studie von 2003 (die sich mehr mit dem hohen Infektionsrisiko während der Phase der Primär- Infektion befasste, s.o.) kam zu dem Ergebnis, dass bei Heteros unter einer Viruslast von 1.500 Kopien keine HIV-Übertragung stattfand. Seitdem wird von vielen Forschern davon ausgegangen, dass über einer Viruslast von 1.500 Kopien ein signifikantes HIV-Übertragungsrisiko besteht.

Das Resumé? Im Interview mit der posT 1) antwortet Roger Staub auf die Frage des Interviewers zum Infektionsrisiko „lange unter der Nachweisgrenze, das Risiko können Sie vernachlässigen“ mit „das Risiko besteht wahrscheinlich gar nicht“.

Es geht hier nicht darum, unsafen Sex in welcher Konstellation auch immer zu propagieren, oder gar Reklame für Pillen-Konsum zu machen, oder für einen frühen Therapie-Beginn. Eine antiretrovirale Therapie zu beginnen ist eine wichtige persönliche Entscheidung, die jedem Positiven frei überlassen bleiben muss. Viele Positive wollen oder können keine antiretrovirale Therapie nehmen. Sei es z.B. wegen Problemen mit dem Aufenthaltsstatus oder fehlender Kranken- Versicherung, weil sie angesichts ihres Immunstatus keine Therapie brauchen oder für erforderlich halten, oder auch weil sie generell die Kombitherapie ablehnen. Auch die (aus welchem Grund auch immer getroffene) Entscheidung, keine Therapie zu machen, ist zu respektieren.

Es geht vielmehr darum anhand der Fakten über Infektionsrisiken zu informieren – und nicht einseitig Verantwortung oder gar ‚Schuld‘ (z.B. für vermeintlich deutlich steigende Infektionszahlen) bei Positiven oder Barebackern abzuladen.

Und es geht darum, jedem aufgrund zutreffender Informationen selbst eine freie Entscheidung zu ermöglichen, welche Risiken er eingehen möchte, welche nicht, und in welchen Situationen er sich wie verhalten und schützen möchte.

Schließlich sollten auch Entscheidungen über eine zielgerichtete Weiterentwicklung von Präventions- Maßnahmen zur Stabilisierung und Absenkung der Rate der Neu-Infektionen auf Fakten basiert sein, nicht auf Hysterie oder Propaganda.

1) Roger Staub ist Leiter der Sektion Aids beim schweizerischen Bundesamt für Gesundheit (BAG). Das komplette Interview mit Roger Staub ist zu lesen in der Ausgabe Juli/August 07 der „posT“ (S. 15-24), als pdf hier

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Text 22. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Abbott gegen ACT UP

Der Pharmakonzern Abbott, der gerne mal drastisch wird, wenn es um die Medikamentenversorgung in ‚Entwicklungsländern‘ geht, geht nun gegen die Aktivistengruppe ACT UP Paris juristisch vor.

Abbott wirft ACT UP Paris eine ‚Cyber-Attacke‘ gegen den Internetauftritt des Konzerns vor. Am 26. April sei die Website des Konzerns für Stunden nicht erreichbar gewesen, genau am Vortag der jährlichen Aktionärs- Versammlung.
Am 23. Mai reichte der Konzern Klage in Paris ein, das Gericht setzte eine Anhörung für den 3. Oktober 2007 fest.

ACT UP Paris hatte nach dem drastischen Vorgehen des Pharmakonzerns gegen Thailand u.a. zu einem Internet-Protest am 26. April aufgerufen. Eine große Zahl Menschen hatte sich daran beteiligt. Massive Aufrufe der Abbott-Seiten sollten die Rechner des Internet- Auftritts des Konzerns verlangsamen oder überlasten.

ACT UP Paris betont angesichts der Abbott-Klage, dies sei das erste Mal, das ein Pharmakonzern eine Klage gegen die Gruppe eingereicht habe. Abbott zeigt sich scheinbar auch hier als zweifelhafte ‚Speerspitze‘ der Aids-Pharmaindustrie.

Der Pharmakonzern Abbott war erst jüngst massiv in die internationale Kritik geraten, nachdem er Thailand in der Auseinandersetzung um den Zugang zu lebenswichtigen Aids-Medikamenten drohte, dem Land zukünftig innovative Medikamente vorzuenthalten.

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Text 22. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

HIV/Aids: Repressive Maßnahmen behindern die Prävention

Resolution des 120. bundesweiten Positiventreffens im Waldschlösschen bei Göttingen:
HIV/Aids: Repressive Maßnahmen behindern die Prävention

Die laufende Debatte über die Bewertung der HIV- Neudiagnosen und bessere Strategien, die Zahl der Neuinfektionen möglichst gering zu halten, ist mit geprägt von Missverständnissen, Aufgeregtheiten und strafrechtlichen Bedrohungsszenarien.
Menschen mit HIV und Aids fordern, zu einer an Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierten, seriösen Debatte zurück zu kehren!

Das Robert-Koch-Institut stellt fest, dass die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen in der BRD im internationalen Vergleich weiterhin äußerst niedrig ist. Das deutliche Nein zu einer repressiven Seuchenstrategie ist also in Deutschland erfolgreich.

Durch Forschung und Erfolge der Medizin wissen wir heute, dass HIV sich schon unbehandelt schwer überträgt und bei erfolgreicher Behandlung die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung wohl auszuschließen ist. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit ordnet deshalb den ungeschützten Geschlechtsverkehr eines erfolgreich Therapierten in die selbe Risikokategorie ein wie Zungenküsse – weltweit ist kein einziger Fall einer Übertragung bekannt.

Repressive Maßnahmen behindern die Prävention
Die internationale Forschung und die WHO gehen davon aus, dass Strafrecht im Bereich einvernehmlicher Sexualität schädlich für die Prävention ist.
Aus der Forschung ist gesichert, dass ein nennenswerter Teil der Infizierten (es werden etwa 50% geschätzt) um ihre Infektion nicht weiß. Das Wissen um eine HIV- Infektion kann in Deutschland strafrechtliche Folgen haben, und zwar unabhängig davon ob Sexualpartner infiziert wurden oder werden konnten.
Der möglicherweise hochinfektiöse HIV-Infizierte, der nicht von seiner Infektion weiß und sich für „negativ“ hält, ist beim Sex rechtlich auf der sicheren Seite.
Der wissende, gut behandelte und damit wahrscheinlich nicht mehr infektiöse Positive läuft dagegen Gefahr, wegen „versuchter gefährlicher Körperverletzung“ vor dem Richter zu landen.
Diese absurden rechtlichen Konsequenzen können die Entscheidung zum Test beeinflussen, und dadurch HIV-infizierte Menschen von einer wirksamen Therapie fernhalten.

Es besteht außerdem ein deutliches Missverhältnis zwischen dem Aufwand, der einerseits betrieben wird, theoretische Restrisiken (z.B. angebliche Gefährlichkeit des sog. Lusttropfens) öffentlich hochzuhalten, und andererseits der unzureichenden tatsächlichen Bereitschaft, real etwas gegen leicht vermeidbare HIV Infektionen zu tun.
Spritzentausch in den Vollzugsanstalten zu verweigern und gleichzeitig die Strafbarkeit der Übertragung von Erkrankungen zu fordern ist ethisch nicht nachvollziehbar.

Es ist unethisch, durch die Diskussion den falschen Eindruck zu verstärken, die wissenden HIV-Infizierten seien der Motor der Epidemie, statt durch das öffentliche Ansprechen auch entlastender Faktoren (wie der Bedeutung der Viruslast) die Kommunikation über HIV im sexuellen Umgang zu erleichtern.

Die Ärzteschaft, das Robert Koch Institut, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die Aids-Hilfen sind gefordert, sich – orientiert am Beispiel der Schweiz – öffentlich zu Risikoeinschätzungen und Risikominimierungsstrategien zu äußern. Die Medien, auch die schwulen, sind gefordert, nicht den dumpfen Bestrafungswünschen und -fantasien nachzugeben.

Grundlage von Aufklärung und seriösem Journalismus – wie auch von qualifizierten Gerichtsentscheidungen – sollten wissenschaftliche Erkenntnisse und Einschätzung der maßgeblichen Institutionen sein, z.B. des bundeseigenen Robert-Koch-Instituts.

Es ist nicht hinnehmbar, dass in dem unterstützenswerten Bestreben, Kondome an den Mann zu bringen, die von ihrer Infektion wissenden Positiven gegen alle epidemiologischen Erkenntnisse als Bedrohungspotential funktionalisiert werden.
Nicht hinnehmbar ist auch, dass immer wieder die Aufkündigung des Solidarsystems in den Raum gestellt wird.

Wir fordern Politikerinnen und Politiker in Bund und Ländern, Akteurinnen und Akteure in Wissenschaft, Justiz, Medien und der queer communities auf, den Dialog mit uns zu führen, anstatt über uns zu reden.

Wir werden die Debatte nicht stumm verfolgen. Wir wollen uns als HIV-positive und an Aids erkrankte Menschen einbringen und unsere Interessen selbstbewusst artikulieren.

Statt Repression und Hysterie fordern wir die Rückkehr zur Sachlichkeit.

(Verabschiedet am 20.Juni 2007 von den Teilnehmer/innen des 120. bundesweiten Positiventreffens im Waldschlösschen bei Göttingen)

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Text 22. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Frankreich Politisches

Blaues Parlament

Droht der französischen Linken beim zweiten Wahlgang der Parlamentswahlen ein Desaster?
Fast sieht es so aus …

Schon der erste Wahlgang der französischen Parlaments-Wahlen brachte ein bestürzendes Ergebnis: von 110 im ersten Wahlgang bereits direkt gewählten Abgeordneten stammen 109 (in Prozent: 99%) aus dem Bündnis der den französischen Präsidenten Sarkozy tragenden Parteien (das neben seiner UMP noch Zentrum und Nationalkonservative umfasst).

Am Sonntag kommt es nun im zweiten Wahlgang zu den Stichwahlen. Einer Stichwahl muss sich auch Alain Juppé stellen – für den Wahlkreis Bordeaux. Juppé, wegen Verwicklung in eine Parteispenden-Affäre rechtskräftig verurteilt, erfreut sich in der südwest- französischen Metropole zunehmender Beliebtheit und erzielte im ersten Wahlgang 43,73%. Im französischen Kabinett ist er der ‘Super-Umweltminister’.

Beobachter erwarten, dass auch in den Stichwahlen am kommenden Sonntag sich viele UMP-Kandidaten durchsetzen werden – es wird davon ausgegangen, dass von den 577 Abgeordneten des französischen Parlaments schließlich 380 bis zu 480 aus dem Sarkozy- Bündnis stammen dürften.

Und die Linke(n)? Baden gegangen, könnte man angesichts der bevorstehenden französischen Urlaubs- Saison knapp resümieren. Zerstritten ob der richtigen Richtung der Partei (bis in die Parteispitzen-Beziehung Hollande-Royal), irritiert und scheinbar ratlos, erst recht nach dem enttäuschenden Abschneiden von Ségolène Royal sowohl bei der Präsidentschaftswahl als auch im ersten Wahlgang der Parlamentswahl.

Royals Sozialisten erzielten in der ersten Runde der Parlamentswahl gerade einmal 27% der Stimmen. Insgesamt erreichten alle der Linken zurechenbaren Parteien gerade einmal 36% – ein historisch schlechtes Ergebnis, das sie seit 1969 nicht mehr hatten …

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Vom vergesslichen Aids

Aids scheint ein vergessliches Ding zu sein.
Kaum jemand mag sich an die Zeiten erinnern, damals, als Positive ihre Katze halb liebevoll, halb angstvoll ‚Toxe‘ nannten und einen weiten Bogen um Mett-Brötchen machten. An Zeiten, als die Haupt-Gesprächsthemen um Stutenmilch und Esberitox kreisten. An Zeiten, als der Weg zum Arzt kaum lohnte, gab es doch eh nur sinkende Helferzell-Zahlen und andere schlechte Nachrichten, aber nichts was half.

Aids scheint ein vergessliches Ding zu sein.
Noch vergessener (wenn Vergessen denn steigerbar ist) die Zeiten, in denen einige ungläubig vor Artikeln aus den USA saßen. Eher befürchteten, es gehe um eine besonders perverse Art, Schwule erneut zu unterdrücken, kriminalisieren. Zeiten, in denen Aids noch offiziell ‚Schwulen-assoziierte Immunschwäche‘ (GRID) genannt wurde. Zeiten, in denen einige sich sicher wähnten, das Ganze sei eine besonders perfide ‚Erfindung‘ der CIA, Verschwörungstheorien vor welchem Hintergrund auch immer.

Aids scheint ein vergessliches Ding zu sein.
Genauso vergessen die Zeiten, als Schwulengruppen, vor allem Lederclubs, zur Selbsthilfe schritten, ‚Sozialwerke‘ und Ähnliches gründeten – weil sonst niemand half. Die Zeiten, in denen man oft sorgenvoll zum Briefkasten ging, ‚hoffentlich ist nicht schon wieder eine Trauerkarte drin‘. Die Zeiten, in denen es irgendwann laut aufschrie in einem, ’nicht weiter so, ich kann nicht mehr, nicht noch mehr Tod‘.

Manchmal beschleicht mich nachts die Angst, diese Zeiten könnten irgendwann zurückkehren.

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Text 22. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs