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Berlin

ein-Frau-Musical mit Lola

Georg Kreisler ist leider seltener zu hören – derzeit bietet sich in Berlin die Gelegenheit. Das jüdische Theater Bimah zeigt seine ‘Lola Blau’.

Theater Bimah
Theater Bimah

“Lola Blau ist Jüdin und lebt im Österreich der 30er Jahre. Als der Einmarsch Hitlers ihre Schauspielpläne durchkreuzt, muss sie flüchten … ‘Lola Blau’ ist eine musikalisch umgesetzte Lektion aus Geschichte und Unterhaltung – unsentimental, ernst, heiter und satirisch …” [aus der Programmankündigung]

Georg Kreisler ist vielen vielleicht am ehesten bekannt durch sein Chanson ‘Taubenvergiften im Park”. Sein ‘ein-Frau-Musical’ “Heute Abend: Lola Blau”, uraufgeführt am 17. November 1971, zeigt das Jüdische Theater Bimah in Berlin-Neukölln.

Wer Kreislers bitteren Humor, seine satirische Schärfe mag, wird hier einen unterhaltsamen Abend verbringen können – vielleicht entdecken auch Sie, dass Sie im verkehrten Szenenbild spielen? Oder finden den ein oder anderen Herrn oder Frau Schmidt in oder neben sich?

Theater Bimah
Theater Bimah

“Heute Abend: Lola Blau”
an zahlreichen Abenden im März und April 2007 im “Jüdischen Theater Deutsch-Jüdisches Theater (Bimah)
Jonasstr. 22, 12053 Berlin

Nachträge: einen schönen Text Kreislers über ‘Judentum leicht gemacht’ gibt’s hier. Und den Text seines netten Lieds ‘Zwei alte Tanten tanzen Tango’ gibt’s (neben anderen Texten) hier.

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Berlin

Es war einmal … das Anlage-Objekt Goya …

ehemaliger Goya-Showroom
ehemaliger Goya-Showroom

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Berlin

durch den Südpark

Mit Matthias und der Blauflügeligen Ödland-Schrecke schöner Frühlings-Spaziergang im ‘Natur-Park Schöneberger Süd-Gelände’ (einem Teil des ehemaligen Reichsbahn-Ausbesserungswerks).

Schöneberger Südgelände
Schöneberger Südgelände

Die ‘Punktierte Zartschrecke’ bleibt uns leider verborgen,

stattdessen viele schöne Einblicke, wie sich die Natur wieder ihren Weg bahnt …

Schöneberger Südgelände
Schöneberger Südgelände

und die ‘Blauflügeligen Ödland-Schrecke’ zeigt sich auch nur auf der Informationstafel, ihr ist’s wohl noch zu früh …

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Köln

Nix lamentieren in der Provinz

Köln, gerade Hochburg der Feierei, des gestern zu ende gegangenen Straßenkarnevals, feiert Probleme gerne weg. Eine Strategie, die scheinbar eher den Weg abwärts weist …

Köln war einst eine spannende Stadt.

Köln erscheint mir leider heute, wenn ich (regelmäßig) zu Besuch bin, klein und eng.

Eng weniger im räumlichen Sinn, eng eher in Sachen Horizonte. Das Spektrum an neuen, fremden, ungewöhnlichen Ideen, dem man sich in Köln aussetzen, mit dem man sich auseinandersetzen kann, ist seit Jahren immer kleiner geworden.

Vor vielen Jahren konnte Köln tatsächlich Grund haben, stolz auf sich zu sein. Eine innovative, aufregende Kunstszene, eine Schwulen-und Lesbenszene die sich entwickelte, sich zunehmend gut organisierte, eine florierende Galeristenszene, spannende Clubs und Gruppen, boomende Medienunternehmen …

Heute aber scheint die Stadt leider eher von einem antimodernen Lebensgefühl geprägt. Innovationen, neue Ideen, Denkanstöße gehen von der Stadt kaum noch aus. Keine Experimente.
Hier wird inzwischen viel Politik gemacht, die der Zukunft der Stadt eher schadet als nutzt. Kommt dann gar noch Kritik von außen, wird eher abqualifiziert als nachgedacht und analysiert. Einigeln, ignorieren, wegsehen. Lokalpatriotismus und gute Stimmung. Uns geht’s doch gut. „Mir all sin Kölle“ (wir alle sind Köln), das diesjährige Motto des Rosenmontagszugs, brachte diese Art Lokalpatriotismus gut auf den Punkt.

Dabei ist Köln in vielen Kategorien in den letzten Jahren im Vergleich mit anderen Städten (Hamburg, Berlin, München) abgefallen, hat an Substanz und Bedeutung verloren, droht in Provinzialität zu sinken – und tut sich dennoch schwer, das wahrzunehmen, geschweige denn nach möglichen Ursachen zu fahnden, Veränderungen anzugehen.

Ganz treffend hat diese Einstellung auch die Kölner Gruppe „De Höhner“ in ihrem Song zur Handball-WM beschrieben: „Kumm, loss mer fiere, nit lamentiere“ – komm lass uns feiern nicht reden, mit dieser Mentalität kommt man in Köln gut zurecht. Alles schön unter den Teppich kehren, noch ein Kölsch oben drauf (oder zwei oder …). Probleme ignorieren, lieber feiern und die Welt schön trinken, am liebsten in einer größeren Gruppe. Und wenn gerade kein Anlass da ist, erfinden wir uns einen.

Aber auch die Schwulenszene(n) der Stadt scheinen diese Art, die Realität aus einem ganz eigenen Winkel zu sehen, gut verinnerlicht zu haben. Einer der immer noch beliebtesten schwulen Karnevals- und CSD-Hits z.B. ist das Lied vom „geilsten Arsch der Welt“, der natürlich auf den Namen Köln hört. Wenn man diese ‘Nabel der schwulen-Welt’ – Sicht einmal ernst nimmt, und dann außerhalb toller Tage mitten in der Woche schwul ausgehen möchte, kann man/frau sich wundern. Wird oft nicht gerade eine großstädtische Szene antreffen, sich so manches Mal vielleicht eher an eine Provinzstadt erinnert fühlen. Großstadt-Flair? Innovative Ideen? Mutige Experimente? Fehlanzeige.
In diesem Sinne scheint auch die Schwulen- und Lesbenszene ganz Kind der Stadt …

Aber Ursachen, Probleme? Nein, keine Spur. Die Stimmung ist klasse, wir feiern doch.

Und – am (heutigen) Aschermittwoch ist zwar alles vorbei. Aber „das macht doch nix, das merkt doch keiner“. Und irgendwann ist ja spätestens wieder der nächste CSD …

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Homosexualitäten

konsumfreudige Homos – ein Märchen

Dass Homosexuelle ein Wirtschaftsfaktor ist, ist nicht gerade eine neue Erkenntnis. Darüber in Hetero-Medien zu schreiben, ist auch nicht sonderlich neu. Eine ganze Titel-Geschichte in der ‘Wirtschaftswoche’ über angeblich konsumfreundliche Homos allerdings ist schon bemerkenswert.

Auf dem Weg zum Sport schreit mich am Kiosk ein rosafarbenes Titelblatt an. Unter einem doppelten mit einander zum Paar verschwenkten Mars-Symbol auf rosa Grund (wie schwul …), dessen Kreise zum ‚Euro‘-Symbol gestaltet wurden, ruft die grelle fett gedruckte Unterschrift „Schwul. Und was was hat das mit Wirtschaft zu tun? Viel. Wie vielö, lesen Sie ab Seite 26“

Das doppelte Marssymbol als Zeichen für Schwule, und dann WiWo-gerecht zum doppelten Euro verfremdet – was lässt das erwarten?

Unter dem Titel ‘Der Schwulen-Faktor’ berichtet die WiWo (erfreulicherweise kann sowohl Mann als auch die im Artikel nicht angesprochene Frau den Artikel online lesen), ‘wie Homosexuelle eine Metropole prägen’ (und meint die Wirtschaft).

Der Artikel plappert von hautengen Kostümen, von reise- und kauffreudiger Klientel, feiert Schwule als ‘Early Adopters’, als ‘Konsum-Vorreiter’, ergötzt sich an der überdurchschnittlich hohen Homo-Präsenz z.B. in Köln, auch als Basis für ein ‘Diversity Management, das Mehrwert schafft’, und feiert die ‘Wegbereiter der homosexuellen Karnevalsbewegung’ (war ‘Bewegung’ nicht mal was anderes?). Ein postulierter ‘souveräner Umgang mit dem Anderssein’ wird dann gleich als ‘Standort-Faktor’ hochgelobt.

Ein Artikel, der meist zwischen Plattitüden und Oberflächlichkeiten daher kommt.
Vor allem aber ein Artikel, der Schwulsein als Standortfaktor und Frühindikator für Stadtteil-Sanierung nimmt. Homos als ‘homo oeconomicus’ im wahrsten Sinne, konsumfreudige Homos eben.
Erfreulich immerhin, dass kurz auch die wenig erfreuliche Situation von Schwulen in autoritären Staaten erwähnt wird (allerdings, um auch hier den Zusammenhang zwischen Homosexualität, Weltoffenheit und ‘Wohlstandsmehrung’ zu predigen).

Bei solchen Artikeln überkommt mich immer das Gefühl, Schwulsein muss wohl wirklich ‘mitten in der Gesellschaft’ angekommen sein. In einer Langeweile, die ich irgendwie nie wollte …
Nicht, dass entstandene Verbesserungen nicht zu würdigen sind. Schwulen- und Lesbengruppen in Betrieben, Betriebsrente für Homo-Paare, alles Errungenschaften. Aber – wird jetzt die ökonomische Relevanz schon zum begründenden Faktor, zur Legitimationsbasis für schwule und lesbische Emanzipation?
Wird ‘Yuppie-Ambiente’ statt ‘Elend der Großstadt’ jetzt Ziel schwulen Seins?
Und -nebenbei- was wird dann mit all denjenigen Schwulen und Lesben (und in dem Artikel ganz vergessenen queeren, transgender und sonstwie anderen Menschen), die diesen ökonomischen Kriterien nicht entsprechen wollen oder können?

Und, wenn Schwulsein schon ein solcher Standort-Faktor sein soll, warum kommt dann solche geistige Monokultur daraus? Oder gibt es etwa einen Zusammenhang zwischen ökonomisierten Wohlfühl-Mainstream und monokultureller Langeweile?

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Berlin

Claims abstecken

Rechtzeitig bevor die Outdoor-Saison wieder beginnt, werden schon einmal die Claims abgesteckt und die Grenzmarkierungen errichtet …

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Homosexualitäten

Queer SM ? Und Politik ?

„Performing and Queering Sadomasochism“ – unter diesem Titel fand am vergangenen Wochenende eine von der FU Berlin (SFB 447 ‘Kulturen des Performativen’) veranstaltete Konferenz in Berlin statt. Eine der seltenen Gelegenheiten, queer politics und SM in akademischem Kontext zu diskutieren.

Im Mittelpunkt der Konferenz stand den Veranstaltern zufolge „die besondere Qualität der Aufführung von Macht und Kontrolle in der sadomasochistischen Subkultur … Während Macht- und Kontrollverhältnisse in unserer Kultur gewöhnlich ausgeblendet oder missbilligt werden, gewinnen sie in sadomasochistischen Settings gerade einen besonderen Reiz und sollen intensiv durchlebt, aber auch bearbeitet werden.“

„Performing and Queering Sadomasochism“
„Performing and Queering Sadomasochism“

Ist queer SM denn anders als ‘normaler’ SM? Mit dieser Frage und vor allem möglichen politischen Konsequenzen daraus beschäftigte sich die Lecture, die ich als am spannendsten empfand: Marie-Hélène Bourcier aus Paris fragte „How do queer politics with QBDSM?“, anregend auch Michael Gratzkes “Queer but not gay? Toward a post-queer study of BDSM”.

Queerer [BD]SM?
Wie kann einer (auch angesichts der in den betroffenen Szenen sicher weit verbreiteten ‘unpolitischen’ Sichtweise auf SM) auch politischeren Betrachtung mehr Raum, mehr Qualität gegeben werden? Hier u.a. setzt Bourcier an.

Queer SM versteht sich im Vergleich zum ‘üblichen’ SM-Begriff auch als politisch, betont auch Gender- Aspekte, thematisiert Normalisierungen, Rollenkonflikte und Machtstrukturen (gender power relations), hinterfragt Eindeutigkeit (Antke Engel) und ent-tabuisiert Begriffe, sieht sich auch als Mittel der Kritik an (nicht nur Hetero-) Normativität, Mittel zur ‘Ver-Un-Eindeutigung’ (Antke Engel).
[Auch wenn, dies sei angemerkt, zunächst offen bleibt, wie weit Anspruch und Realität hier miteinander konform gehen, z.B. hinsichtlich weit verbreiteter Rollen- Präferenzen vieler SMer.]

Queer SM / Vortrag
Queer SM / Vortrag

In der Gesellschaft sind Machtstrukturen – obwohl vorhanden – oft unsichtbar, verborgen hinter Begriffen wie ‘parlamentarische Demokratie’ ‘Mitbestimmung’ oder ‘Vereinsleben’. Machtstrukturen werden meist nicht offen thematisiert, oft eher tabuisiert.
Ganz anders im SM – hier sind Machtstrukturen meist klar, offen gelegt. Das Einlassen auf, Spiel mit diesen Machtstrukturen ist Bestandteil von SM, Umgangswege mit Machtstrukturen eine der Erfahrungen.

Hier setzt einer der Gedanken von queer SM und Politik an:
Wenn Macht ein soziales Konstrukt ist, mit dem gespielt, das verändert werden kann – ist dann der politische Ansatz eines ‘queer SM’ auch für gesellschaftliche Veränderungen nutzbar?

Kann man/frau queere BDSM-Erfahrungen mit Macht umzugehen in gesellschaftliche Prozesse transformieren?
Oder, weiter gedacht, ist es an der Zeit, QBDSM- Erfahrungen und Ideen einzubringen in Debatten, wie queer politics sich weiterentwickeln können?
Erfahrungen wie z.B. manche Technologien der Sprache (wie ‘safe word’) oder das Konzept des ‘contractual context’ (safe, sane and consensual)?

Kann man/frau SM-Macht-Politik politisch machen? Vorhandene Erfahrungen und Potenziale nutzbar machen, sich kreativ einbringen (an der Seite der Benachteiligten) sich gegen Macht engagieren?
Oder liegt hierin gerade auch das Risiko einer Politik, die selbst wieder in bipolaren Kategorien von richtig/falsch denkt, von ‘moralischer Politik’?

Diese Diskussionen sind jung und erst am Anfang. (Nicht nur) queere SMer haben Erfahrungen mit Macht, Machtverhältnissen, Rollenkonflikten. Sie sollten diese mit politischer, öffentlicher Stimme einbringen. Einer Stimme, die sie derzeit noch nicht haben – deren Anfänge sich aber auf der Berliner Veranstaltung weiter abzuzeichnen begannen.

Nachsatz:
Über einige interessante Erfahrungen und Probleme, SM in queeren Kontext einzubringen, berichtet der Etuxx- Artikel (nebst zugehöriger Diskussion) “SM in queeren Räumen” von 2002.
Einige Informationen zu queerem BDSM auch bei Robin Bauer.

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Hamburg

Bunker-Geschichte

Dass man mit Bunkern auch anders umgehen kann als auf die bekannten Arten (Gras drüber wachsen lassen, Umnutzen, Bunt anmalen etc.) zeigt dieses Beispiel:

Wandsbeck Erläuterungstafel zum Bunker
Wandsbeck Erläuterungstafel zum Bunker

Bei diesem ehemaligen Bunker an der Wandse in Hamburg informiert eine Tafel den (oft wohl angesichts eines weiteren wild bewachsenen Hügels ahnungslosen) Spaziergänger über die traurige Geschichte dieses Ortes.

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Berlin

Laufband U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße (U 7)

Aus für das Laufband U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße. Eines der Kuriosa des Berliner Nahverkehrs ist nicht mehr:

ehemalige Rolltreppe Laufband U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße 2007 abgerissen
Rolltreppe Wilmersdorf wird abgerissen

Zur Erinnerung: an der U-Bahn-Station Wilmersdorfer Straße (U7) gab es einen Fahrsteig (Laufband), der seit langem zu-asphaltiert war. Bereits Ende 2002 war das Laufband U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße stillgelegt und als feste Rampe umgestaltet worden.

Aus Kapitulation vor ständigen Reparaturen wahrscheinlich. So konnte man/frau jahrelang in den erstaunlichen Genuss kommen, auf einer Rolltreppe zu gehen, die sich nie bewegt.

Konnte – seit einigen Tagen (Anfang 2007) wird sie abgerissen.

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Berlin

die Erich Mühsam Bank im Tiergarten Berlin

Wege, die ich häufig mache, gehe ich nach einiger Zeit leider (wie sicher viele Menschen) mit einer gewissen Unachtsamkeit für die kleinen Dinge des Alltags.

So fiel mir auch erst vor einigen Tagen im Tiergarten ein Denkmal für Erich Mühsam (6. April 1878 Berlin -10. Juli 1934 KZ Oranienburg) auf. Wie oft bin ich schon daran vorbei gelaufen, habe es nicht bemerkt (es muss wohl mindestens seit der Sanierung des Gaslaternen-Museums stehen):

Erich Mühsam Bank im Berliner Tiergarten
Erich Mühsam Bank im Berliner Tiergarten

Zwar mag es etwas bizarr erscheinen, dass gerade die Energiewirtschaft den Schriftsteller und Anarchisten Erich Mühsam bemüht, für Werbezwecke, und dann mit einer Park-Bank.

Andererseits, Mühsam setzte sich schon 1903 auch mit der Homosexualität auseinander – da ist die Bank gerade in ‘guter Nachbarschaft’ …

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Erich Mühsam wurde 1934 im KZ Oranienburg ermordet. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem.

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