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Homosexualitäten Nachdenkliches

Szene-fremd

Vor einiger Zeit flatterte Nick durch mein Leben, plötzlich und unerwartet.

Eigentlich war ich mit Michi verabredet, ein erstes persönliches Kennenlernen, nachdem wir schon länger auf Gayromeo zusammen gechattet hatten. Am Vortag hatten wir miteinander telefoniert, uns für den folgenden Abend im ‘Maybach’ verabredet.

„Ach woartee“, sagte Michi gegen Ende unseres Telefonats, „Doo iis doch där Nick doa. (Denkpause) Ah gääähh, dees mocht ahh nix. Kommst halt dazua.“
Michi ist, wie ich zu Beginn unserer Bekanntschaft überrascht bemerkte, Wiener, der seit einiger Zeit in Berlin lebt. Überrascht, denn Langsamkeit und Gemütlichkeit seiner Sprechweise stehen in eigentümlichem Kontrast zu den Fotos in seinem Gayromeo-Profil, die eine ganz andere Sprache sprechen.
Obwohl, wenn ich’s recht überlege, der Widerspruch nur ein vermeintlicher ist. Unter der Fassade von Barock- und Gründerzeit-Bauten, von Stuck und Plüsch habe ich in Wien, der Stadt von Cafés, in denen die Schwulen zueinander noch ‘Küss’ die Hand` sagen, und von Saunen, die in ihrem feudalen Charme an späte KuK-Zeiten erinnern, Nächte und Situationen erlebt, die so deftig, so bizarr waren, dass sie selbst in Berlin manchem unglaubwürdig erscheinen mögen.
Aber ich will nicht abschweifen und über Wien erzählen.

Sondern über Nick. Der saß nun am folgenden Abend mit Michi am Tisch, als ich ins ‘Maybach’ kam. Eine ungewohnte Situation, mir nicht ganz recht – schließlich wollte ich Michi kennen lernen, nicht einen mir unbekannten Nick. Der mich die erste Zeit etwas skeptisch-schüchtern von der Seite betrachtete, während ich mich an ihrem Gespräch tastend zu beteiligen begann. Einige eher beiläufig von Michi eingeworfene Stichworte zu Nicks Vorlieben (nein, jetzt schweifen wir hier aber wirklich nicht ab ;-) ) weckten mein Interesse. Zudem, auf seine zurückhaltende Art, mit diesem offenen und doch selbstbewussten warmen Blick wirkte er, nun ja, nicht gerade un-sexy. Gegen Ende des Abends tauschten wir unsere Handynummern aus.

Verabredeten uns in den nächsten Tagen. Trafen uns zu einem Spaziergang durch den langsam in die November-Dämmerung gleitenden Grunewald. Und Nick wurde mir mehr und mehr sympathisch, weckte ein angenehmes Gefühl von Vertrautheit. Würden wir uns besser kennen, ging es mir des öfteren in der Dämmerung durch den Kopf, wir gingen wahrscheinlich ab und an Arm in Arm, so nah fühlte ich mich ihm.

Was mich (seitdem, und immer noch, neben einigem anderen) an Nick fasziniert, der übrigens ebenfalls selbst ‘Zugereister’ ist, nicht gebürtiger Berliner: er bewegt sich nicht in dem, was wir allgemein als „schwule Szene“ zusammenfassen, und hat es auch fast nie. Weder in seiner Freizeit, zum Amüsieren, noch zum Kennenlernen oder auf der Sex-Suche. Wohlgemerkt, er ist kein Szene-Hasser, nein er hat einfach das Gefühl sie nicht zu brauchen. Sein schwules Leben spielt sich im Privaten ab, Kennenlernen in Bekanntenkreisen und durch Empfehlung („wenn du in … bist, ruf gern mal den … an, der steht auch auf … und könnt zu dir passen“). Und weil sich das nun furchtbar bieder, langweilig, versteckt anhören könnte: nein, weit gefehlt, der Nick ist, soweit ich ihn bisher kennen gelernt habe, ein offener, selbstbewusster schwuler emanzipierter Mann (und gern, das wollen Sie sicherlich gar nicht wissen, das was Michi in breitem Wiener Dialekt wohl ‘eane Sau vooar däm Härrrn’ nennen würde). Nur dass er auch sein schwules Leben (und die Sau) nicht in schwulen Szenen auslebt, sondern in privaten Bereichen, Außenstehenden nur mit persönlichen Kontakten zugänglich.

Eine ebenfalls schwule Welt, und keine unbedeutende, die von dem was sich als „schwule Szene“ sieht, über ihre Homo-Kieze, Sex-Parties, CSDs und Straßenfeste gern vergessen, so gar nicht wahrgenommen wird. Und wohl von nicht wenigen Präventions-Projekten auch nicht oder kaum erreicht wird.

Was wir (ich schließe mich da gern mit ein) oft als „die schwule Szene“ (mir wäre allerdings lieber der Plural, die Szenen) wahrnehmen, ist eben doch nur ein Ausschnitt aus der Vielfalt schwulen Lebens, ein nicht unbedeutender Ausschnitt sicherlich, aber auch nicht ‘die ganze Wahrheit’.

Und, falls Sie nach dem Spaziergang und nach Nick fragen … Ja, dieses Gefühl von Sympathie erwies sich als beidseitig, das Kennenlernen erfuhr seine Fortsetzung …

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Aids Gedenken und Nachdenken

Am 1. Dezember ist wie jedes Jahr wieder ‚Welt-Aids-Tag‘. Viele Menschen mit Roten Schleifen stehen auf den Straßen, viele nehmen an Lichtermeer und Trauerzug teil, Freiwillige sammeln Geld für den Kampf gegen Aids, Benefizze füllen die Säle und die Fernsehsender senden Filme über HIV und Aids, die viele von uns schon oft gesehen haben. ‚Same Procedure as every year‚, mag man/frau fast denken.

‚Lichtermeer‘ und ‚Trauerzug‘ sind eine bewegende Veranstaltung. Hunderte, Tausende von Menschen mit Kerze in der Hand, überwiegend besinnlich-ruhige Stimmung, viele offensichtlich bewegt. Die Dimension von Aids, die sich in der Kategorie ‚Menge‘ ausdrückt, die ein Stück weit veranschaulicht, wie viele Freunde, Lover, Partner, Mitstreiter wir an den Folgen von Aids bereits verloren haben, wird hier eindrucksvoll deutlich, beinahe nachempfindbar.

Und doch bleibt ein bitterer Beigeschmack. Warum nur an einem Tag im Jahr, warum diese Stille ansonsten?
Ist es nicht eigentlich, frage ich mich manchmal, nur noch ein jährlich wiederkehrendes Ritual, das zelebriert wird, aber dabei ist seinen Inhalt zu verlieren? Das dazu dient, das eigene (persönliche und kollektive) Gewissen zu beruhigen, eine Beruhigungspille, die aber kaum mehr einem Bedürfnis zu entspringen scheint, sich z.B. bewusst zu machen, wie groß die Verluste (auch wieder: individuell und kollektiv) waren und sind?

Die Aids-Mahnmale, sind sie nicht, eh schon selten genug vorhanden, kaum noch mehr als – zudem dann oft schwul dominierte – Kranz-Ablegestellen? Die Gedenk-Formen längst fade ‚same procedures‚ geworden?

Wie wird denn ansonsten -wenn nicht gerade Welt-Aids-Tag ist- in dieser Stadt, in diesen Szenen an die infolge von Aids Verstorbenen gedacht?
Einzig eine rote Schleife aus Stahl, mitten auf einer der belebtesten Kreuzungen Berlins, trostlos platziert auf einem Flecken, für den der Name ‚Platz‘ sicher ein Euphemismus wäre – ist das eine adäquate Form des Gedenkens? Wollen wir so erinnern, gedenken?

Aids Gedenken - Aids Schleife Berlin 2006
Aids Gedenken – Aids Schleife Berlin 2006

Sind all die verstorbenen Partner, Lover, Liebhaber, Freunde, all die nicht mehr lebenden Weggefährten, Mit-Aktivisten, sind all sie uns nicht mehr wert als einmal im Jahr ein Trauerzug und ansonsten ein tristes Stück Stahl auf einer noch tristeren Kreuzung?

„Du weißt doch,“ bemerkte jüngst ein Freund lakonisch mir gegenüber, „diese Stadt ist ‚arm aber sexy‘. Vielleicht drückt sie ihre Armut in diesen tristen Denkmälern aus‘.“

Bemühungen, eigene passende Formen von Trauer und Gedenken zu finden, zu experimentieren, auch öffentlich, waren früher gängig und sind heute (wieder) eine Rarität geworden. Geht damit nicht auch eine (Re-)Privatisierung der Trauer, des Sterbens einher? An Aids wird nicht mehr öffentlich gestorben, sondern still und leise, und weitgehend unbemerkt im Privaten.

Versuchen wir nicht eigentlich längst, in unserem Alltag diese Zeiten des Horrors, überhaupt das ganze Thema Aids möglichst weit hinter uns zu lassen, zu vergessen, verdrängen – und zu neuem (altem) Spaß zurückzukehren?

Und hat uns dabei nicht längst ein (zumindest partieller) Gedächtnisschwund befallen? Um einer neuen Amüsiersucht Platz zu schaffen?

Wer will sich wirklich noch (mehr als einmal im Jahr zum Welt-Aids-Tag vielleicht) all der bekannten und unbekannten Menschen erinnern, die an den Folgen von Aids gestorben sind? Gedenken an die vielen Träume die ungeträumt, Utopien die ungedacht, Projekte die unrealisiert blieben und bleiben werden?
Machen wir uns die Löcher, die gerissen wurden, überhaupt noch bewusst?
Merken wir noch, wie viel uns genommen wurde? Was alles nicht stattfindet, weil diese Menschen viel zu früh gegangen sind?

Manchmal frage ich mich, ob dieses Vergessenwollen nicht beinahe wie ein zweiter Tod ist …

Aids Gedenken - Aids Stele Koeln 2006
Aids Gedenken – Aids Stele Koeln 2006

Die Aids-Stele in Köln – auch noch nicht die schönste aller denkbaren Lösungen, aber allemal anmutender als eine Blech-Schliefe auf einer tristen Kreuzung …

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Kulturelles

Gerhard Behrendt, Vater des ‘ Sandmann ‚

Gerhard Behrendt, der ‘ Vater des Sandmann ’, ist am 26. September 2006 in Berlin gestorben.

1959 schuf Gerhard Behrendt (3.4.1929 – 26.9.2006), von Beruf Regisseur, Autor, Puppen- und Bühnenbildner, den ‘Sandmann‘ im Auftrag des DDR-Fernsehens DFF.

Am 22. November 1959 ging der ‘Ost-Sandmannerstmals auf Sendung – erst am 29.10.1962 folgte ihm das West-Sandmännchen.

Beinahe 30 Jahre gab es nun ein Ost-und ein West-Sandmännchen – bis 1990 zunächst das Ost-Sandmännchen eingestellt wurde. Nicht lange – es gab zu viele Proteste. So überlebte das West-Sandmännchen noch einige Jahre in den West-’Dritten’, wurde dann aus Kostengründen eingestellt. Der Ost-’Sandmann’ landete bald heutigen RBB – wo er noch heute (wie auch auf MDR und KiKa) gesendet wird.

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Ja, ich bin ja nun mit dem West-Sandmännchen aufgewachsen. Kann mich gut erinnern, ich hab in Kindertagen jeden Morgen kontrolliert, ob da noch Sand in den Augenwinkeln ist…
Die “Ost-Konkurrenz” Sandmännchen läuft mir manchmal noch heute beim Zappen über den Weg, und manchmal schau ich ihm dann zu, mit träumerischem Blick 😉

Und für Nostalgiker: hier gibt’s das längst verblichene West-Sandmännchen – sogar mit Original-Sound…

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ondamaris Texte zu HIV & Aids Politisches

Über Solidarität und Wegsehen

Kann Wegsehen solidarisch sein? Ist ein kritischer Blick in den eigenen Szenen okay? Erwünscht? Nestbeschmutzung?

Gerade nach meinen Posts mit Kritik an Maneo und jüngst zur Finanzierung des Switchboards Mann-O-Meter aus Mitteln der HIV-Prävention wurde ich mehrfach angemaunzt, das sei „unsolidarisch“, ich könne doch nicht „unsere eigenen Projekte“ so angehen.

Die Frage der Solidarität. Keine neue Frage, sondern eine immer wieder gestellte, eine Frage, vor der auch ich selbst immer wieder stehe.

Natürlich empfinde ich Solidarität, mit einzelnen Menschen oder Gruppen, mit Szenen oder Projekten.

Aber wie weit geht Solidarität? Oder, anders herum gefragt, wann wird aus echter Solidarität falsch verstandene Solidarität, die z.B. nur noch aus einem Mäntelchen des Wegsehens, Problemverschweigens und Weiter-Sos besteht?

Wenn (aus Steuergeldern finanzierte) öffentliche Mittel an einer Stelle nicht optimal eingesetzt scheinen, während sie an anderer Stelle händeringend fehlen, ist ein Wegsehen dann solidarisch?
Wenn Projekte sich, z.B. aufgrund technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen wie leichter und breiter Verfügbarkeit von Internet-Zugängen, überlebt haben, der Grund, aus dem heraus sie geschaffen wurden, schlichtweg weggefallen oder zumindest verändert ist, ist dann ein „(dennoch) weiter so“ solidarisch?
Wenn ganze Gruppen von Menschen, die vom gleichen Problem genauso, wenn möglich sogar intensiver, tiefgreifender ‘betroffen’ sind, wenn diese Menschen von geförderten Projekten ignoriert werden, ist es dann solidarisch wegzusehen, zu tun als sei nichts geschehen, als habe man nichts bemerkt?

Ist es nicht viel solidarischer, ab und an selbst (bevor es andere tun) einen kritischen Blick zu riskieren, zu überlegen wo sich Situation, Ziele, Prioritäten verändert haben, und wie wir bzw. „unsere“ Projekte darauf reagieren können?

Und, nebenbei, wenn ich „außerhalb unserer Szenen“ ungerechtfertigte Mittelverwendungen, manchmal -verschwendungen kritisiere, muss ich dann nicht die selben Prinzipien auch „innen“ anwenden? Wäre ein Schweigen aus falsch verstandener Solidarität nicht nur verlogen, scheinheilig, und damit das, was wir anderen (gern ‘Berufspolitikern’, ‘Funktionären’ etc.) gerne vorwerfen?

Ich mein ja nur …

Und an die, die mich fragten, wieso machst du dir überhaupt über so’n Mist Gedanken: in Sabines Blog fand ich gerade heute einen schönen Gedanken, der zu diesem Thema passt: „Democracy is run by those who participate. It’s as easy as that and means that a lot of capable, intelligent, and thoughtful people will never ever show up in anything remotely connected with politics. They may have many reasons for this, and some of them may even be valid on a larger scale – but if this form of governance is to survive it’s just not enough to complain.
Genau darum geht es: Demokratie heißt sich einmischen, kritisch mitdenken, aktiv werden … ein Schritt dabei ist m.E., seine Meinung zu äußern, öffentlich zumachen, zur Diskussion zu stellen …

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Köln

Et Jrundjesetz – das ‚Kölner Grundgesetz‘

Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, das Grundgesetz, wurde am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat beschlossen.

In Köln gilt informell – lokaler Beitrag zur Föderalismus-Reform – eine Art ‘Kölner Grundgesetz’, oder, wie de Kölsche sagt, ‘et Jrundjesetz’.

das Kölner Grundgesetz ( jrundjesetz ), Gaststätten-Werbung in Köln
das Kölner Grundgesetz ( jrundjesetz ), Gaststätten-Werbung in Köln

Selbiges gibt es in vielen Versionen, die ersten Paragraphen enthält eigentlich jede Version, danach wird’s bunter – mir gefällt die Version mit 11 Paragraphen:

[für Orts-Unkundige, erstens: die „11“ ist DIE Kölner Zahl, schließlich beginnt z.B. am 11.11. um 11:11 Uhr der Karneval…; und zweitens: nach dem Kölschen folgt ein Übersetzungsversuch]

Et Jrundjesetz – das ‚Kölner Grundgesetz‘

§ 1 Et es, wie et es
[Es ist, wie es ist: Den Tatsachen ins Auge sehen]

§ 2 Et kütt, wie et kütt
[Es kommt, wie es kommt: Ja keine Angst vor der Zukunft haben]

§ 3 Et hätt noch immer jot jejange
[Es ist noch immer gut gegangen]

§ 4 Wat fott es, es fott
[Was weg ist, ist weg: Den Dingen nicht hinterher jammern]

§ 5 Et bliev nix wie et wor
[Nichts bleibt, wie es war: Offen sein für Neuerungen]

§ 6 Kenne mer nit, bruche mer net, fott domet
[Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, weg damit: Kritisch sein, wenn Neuerungen überhand nehmen]

§ 7 Wat wellste maache?
[Was willst Du machen?: Sich Dem Schicksal fügen]

§ 8 Mach et jot ävver nit ze off
[Mach’s gut aber nicht zu oft: Auf die Gesundheit achten]

§ 9 Wat soll dä Quatsch?
[Was soll der Quatsch?: Immer gleich grundsätzlich werden!]

§ 10 Drinkste eine met?
[Trinkst Du einen mit?: Sei gastfreundlich]

§ 11 Do laachste Dich kapott
[Da lachst Du Dich kaputt: den Sinn für Humor bewahren]

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… Und was das nun mit Kölner Mentalität, Klüngel und Co. Zu tun hat?
Na, worauf basieren wohl die zahlreichen Kölner Klüngel-Geschichten?

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Köln

Kölner Muscheleien

Eines der Dinge. die ich in Köln besonders mag, sind Muscheln. Miesmuscheln ‘rheinische Art’.

In Berlin bekommt man sie ja eher selten, in Köln hingegen hat nahezu jede bessere Kölsch-Kneipe ein Schild aushängen. Jenes schrill orange-rot leuchtende Plakat im A4-Querformat mit der bestimmt seit 40 Jahren unveränderten stilisierten Miesmuscheln-Abbildung, das ankündigt: hier gibt’s ‘Muscheln rheinische Art’ – mit Wein, Suppengemüse und viel Zwiebeln zubereitet, reichlich Pfeffer, damit’s schön scharf wird. Dazu eine gebutterte Scheibe Schwarzbrot und ein lecker Kölsch – Mhhhmmm!
(Da können selbst holländische Mosselen und französische Moules nicht mithalten, sorry Nachbarn…)

Besonders lecker sind die Muscheln bei uns im Viertel im etwas skurilen ‘Leuchtturm’ – eine Veedels-Kneipe mit wahrscheinlich in Köln einmaliger maritimer Inneneinrichtung, vollkommen un-touristisch, nur von Anwohnern besucht, direkt bei uns “om de Eck” – und mit sehr leckeren Muscheln, jede Saison wieder.

Leuchtturm
Leuchtturm

Ja,. Saison – denn Muscheln ist der Rheinländer (im Gegensatz z.B. zu Niederländern und Franzosen) nicht ganzjährig, sondern nur in den Monaten mit ‘r’ am Ende, sprich von September bis Februar.

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Köln

Nikolaus Gülich – Kölsche Klüngel-Geschichten

Köln ist ja auch bekannt als die Stadt des Klüngelns. Das hört sich weit harmloser und niedlicher an, als es de facto ist – wie ein historisches Beispiel blumig zeigt: der Gülich-Aufstand und seine Verewigung als ‘Platz ’ (Nikolaus Gülich ) .

Das, was heute blumig und verniedlichend mit dem hübschen Wort ‘Klüngel’ umschrieben wird, nämlich Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme und Korruption, gab es anscheinend auch vor vielen Jahrhunderten schon in Köln:

Nikolaus Gülich - Gülichplatz in Köln
Nikolaus Gülich – Gülichplatz in Köln

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erreichten Wahlbetrug, Ämterkauf und Veruntreuungen in Köln anscheinend ein Ausmaß, dass zahlreichen Kölner Bürgern ‘der Kragen platzte’. Der Kölner Kaufmann Nikolaus Gülich (geboren 30. Oktober 1644) organisierte daraufhin Proteste gegen Amtsmissbrauch und Korruption. Er begründete dies blumig damit, Köln würde „scheitern wie Jerusalem und Kindeskinder leiden, wenn der Meineid, das Stehlen und Säckeln nicht abgestellt wird.

1680 setzte sich Nikolaus Gülich an die Spitze unzufriedener Kölner Bürger, die das Kölner Rathaus stürmten. Drei Bürgermeister wurden aufgrund Gülichs Klageschrift verurteilt, 1683 Neuwahlen abgehalten. Aus diesen ging Gülich quasi als eine Art Alleinherrscher hervor, errang erste Erfolge im Kampf gegen Korruption und Amtsmissbrauch. Doch bald schon überzog Gülich, griff selbst zu immer drastischeren, schließlich unlauteren Maßnahmen. Viele Anhänger wandten sich von ihm ab.

1685 schritt der Kaiser ein, Gülich sollte sich für sein Verhalten vor ihm rechtfertigen. Dessen Weigerung benutzte der Kaiser (wohl im Einvernehmen mit dem ‘alten’ Kölner Establishment), um ‘die alte Ordnung’ wieder herzustellen. Nikolaus Gülich wurde verurteilt und am 23. Februar 1686 in Mülheim hingerichtet. Sein Haus in der Kölner Innenstadt wurde abgerissen, der Rat der Stadt bestimmte, dass ‘für alle Zeit’ an dieser Stelle kein Haus mehr gebaut werden dürfe – weswegen Köln noch heute an dieser Stelle ein kleines Plätzchen hat.

Ursprünglich wurde auf dem Platz eine ‘Schandsäule’ mit seinem Bronzekopf aufgestellt, zur Abschreckung. Die Säule ist inzwischen verschwunden, der Kopf hingegen im Stadtmuseum aufbewahrt (das ja auch das ‘Kölner Ei‘ vor dem Vergessen bewahrt). Bereits seit vielen vielen Jahren steht auf dem Gülich-Platz stattdessen der ‘Fastnachtsbrunnen’ von Georg Grasegger – Zufall oder stiller Zusammenhang?
Und dass im ‘Haus Neuerburg’ am Platz das Standesamt ansässig ist, was soll es bedeuten?

Hat sich mit Gülich etwas verändert?
Klüngel wäre doch ganz normal, glaubt der Kölner an sich auch heute, ‘eine Hand wäscht die andere’. Man könne die Dinge doch ‘unbürokratisch regeln’ oder ‘mal fünfe gerade sein lassen’ – nette Begriffe für unsaubere Machenschaften zu finden, das hat anscheinend eine lange Tradition (nicht nur) in dieser Stadt.
Und Nikolaus Gülich, ein frühes Beíspiel von Aufbegehren und (anfänglich erfolgreichem) Bürgerprotest, ist auch heute noch, bis auf wenige Bemühungen, überwiegend seitens der Grünen, ein selbst in Köln weitgehend unbekannter ‘Held’.

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Köln

das Kölner Ei – über Köln und ein Ei

Das Kölner Ei ? Eine der grossen Errungenschaften … der Kölner Technik-Geschichte:

Die Kölner sind ja nun von ihrer Stadt ziemlich begeistert. Sind stolz auf den Rhein im allgemeinen, den Dom im besonderen, ihr regionales Kalt- Getränk (Kölsch) erst recht. Besonders begeistert (von sich selbst und der ‘tollen Szene’) sind viele Schwule der Stadt. Was ein Freund einmal mit ‘die sind doch total besoffen von Köln’ recht treffend beschrieb (und was sich in Sitzungs- und Straßenkarneval z.B. im Absingen von Köln als ‘geilstem Arsch der Welt’ manifestieren wird).

Auf eines aber ist eigentlich eher die Kölner Fachwelt stolz, selbst dem ‘kölschen’ Rest ist es selten bekannt: auf das ‘ Kölner Ei ’.

Diese Art von Ei ist nun keine kulinarische Spezialität der Region wie Flönz, kölsch Kaviar oder halve Hahn. Steht nicht im ‚Kölner Grundgesetz‚. Ist auch kein Schunkel-Beitrag für karnevalistische Bewegungen in verqualmten Kneipen, und erst recht keine besondere Vorliebe der homosexuellen Männer der Stadt.

Das Kölner Ei

Dieses Ei ist vielmehr eine Errungenschaft, die beim ja bekanntermaßen für seine Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und vor allem Kundenfreundlichkeit gefürchteten Kölner Nahverkehr eine bedeutende Rolle spielt:

Kölner Ei
Kölner Ei

Das ‘KölnerEi’ ist eine echte Erfindung der Kölner Verkehrsbetriebe in Zusammenarbeit mit den Clouth Gummiwerken (damals ebenfalls Köln) von Anfang der 1970er Jahre. Eine ei-förmige Gummiplatte, die bei Schienenverkehr der elastischen Lagerung der Gleise auf der Fahrbahn dient. Sie wird als Schienendämpfer eingesetzt bei schotterlosem Oberbau. Hierdurch können Schwingungen und damit Schallentwicklungen wesentlich reduziert werden.

Am 30. Juni 1978 wurde es zum Patent angemeldet. Und ebenfalls 1978 erstmals auf einer Schienenstrecke eingesetzt, auf dem Streckenabschnitt zwischen Ebertplatz und Lohsestrasse. Die deutliche Rduzierung des Körperschalls durch Verwendung des Kölner Eis führte dazu, dass diese Technik auf vielen Kilometern Kölner Nahverkehrsstrecken verbaut wurde.

Heute soll es allein in Köln über 14.000 Mal verbaut sein, das Kölner Ei – und ebenso z.B. in Boston, London, Marseille, Sydney oder Washington.

Es ist ein internationaler Erfolg, das Kölner Ei. Auch wenn’s kaum jemand weiß …

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HIV/Aids Köln

Aids Stele Köln

Auf dem Lichhof in der Kölner Altstadt (neben St. Maria im Kapitol) wurde am 9. Oktober 1994 eine Gedenksäule enthüllt, die Aids Stele Köln

Aids Stele Köln
Aids-Stele Köln (Foto: November 2006)

Die Stele trägt eine Inschrift (Haiku), einen Satz der Dichterin Gitta Benasseni (Gitta Ströbele-Benasseni; geb. 1936, gest. 8.8.2017 Filderstadt)

Auch das Feuer seht, nicht nur das fallende Laub, wenn der Sommer geht

Gitta Benasseni

Zudem trägt die Stele die erläuternde Inschrift

Dem Gedenken aller, die an den Folgen von Aids gestorben sind.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Zivilcourage zeigen

Zivilcourage ist nicht jedermanns Sache. Oft stehen Angst und andere persönliche Gefühle im Weg. Möglichkeiten, mit Gewalt im öffentlichen Raum umzugehen, kann man jedoch lernen – und dann anderen helfen.

Bei dem (vermutlich) antischwulen Gewaltüberfall, dessen Zeuge ich vor einigen Wochen wurde, hat mich eines besonders geärgert: kaum war auch nur der Anflug einer Bedrohung spür- bzw. hörbar, verschwanden alle Mit-Besucher dieses nächtlichen Cruising-Ortes (sämtlich erwachsene Männer über 30 Jahre) schwuppdiwupp flugs in den Büschen und waren nicht mehr auffindbar, auch nicht auf Rufe zu helfen (bis auf einen jungen Mann, der zurück kam und gottseidank ein Handy hatte). Niemand kam auf die Idee, dem Opfer zu Hilfe zu kommen – geschweige denn die Täter zu stellen.

Feigheit? Mangelnde Zivilcourage?

Ich finde dieses Verhalten nach Jahrzehnten schwuler Emanzipation, nach Jahren voller CSDs, Straßenfeste und sonstigem öffentlichem Ringelpietz beschämend. Nein, eigentlich bin ich stinksauer.
Warum kommt niemand auf die Idee, dass das Opfer vielleicht Hilfe braucht? Warum kommt niemand auf die Idee, zumindest den Notruf zu verständigen, damit Hilfe kommen kann? Warum stellt sich niemand als Zeuge zur Verfügung? Warum können die Täter unbehelligt, unerkannt abziehen?

Sicher, auch mir war mulmig, als ich den Überfall bemerkte. Als ich nach meinem ‘Zwischenruf’ “Was soll das?” registrierte, wie einer der beiden Täter mich fixierte. Angst, kommt er jetzt auf dich zu? Das Opfer, auf dem Boden liegend, schreiend “ich kann nichts mehr sehen!” bringt mich schnell dazu, zu ihm zu laufen – gottseidank, die Täter verziehen sich. Leider auch alle anderen ‘Gäste’ …

Zivilcourage, Mut ist nicht jedermanns Sache. Und niemand will (und soll) sich selbst gefährden. Aber ein Opfer einfach so liegen lassen?

Wie man mit Gewaltsituationen konstruktiv umgeht, kann man/frau lernen!

Die Berliner Polizei (und sicher, für die auswärtigen LeserInnen, auch viele andere Polizeien im Land) bietet zahlreiche Maßnahmen zur Kriminalprävention an, insbesondere auch Seminare, in denen man und frau lernen kann, mit Aggression und Gewalt im öffentlichen Raum adäquat umzugehen. Solche Veranstaltungen gibt es (wie andere Unterstützungsmöglichkeiten und Informationen) auch speziell für Schwule und Lesben.
[nb.: Die Polizei war nicht immer unser Freund und Helfer, ich weiß … Aber mit Gewaltsituationen umgehen zu können ist eine Fähigkeit, die Schwulen und Lesben im Alltag gut gebauchen können.]

Auch das von mir ja kritisch gesehene Überfall-Telefon führt gelegentlich (2mal im Jahr) kurze Veranstaltungen zu Umgang mit antischwuler Gewalt durch, so wieder am 20.11.2006 “Umgang mit Aggression und Gewalt im öffentlichen Raum” (Maneo, 19:00).

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs