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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Aids-Politik: zurück zu law and order?

Die Bundesregierung plant, demnächst einen „Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/AIDS-Strategie“ vorzulegen. Im Entwurf findet sich im Detail viel Ärgerliches – und die unterschwellige Tendenz, zukünftig mehr auf ‚law and order‘ zu setzen.

Die Unkorrektheiten beginnen gleich bei den Infektionszahlen, auf deren Basis argumentiert wird.
Da wird munter durcheinander von HIV-Neuinfektionen und HIV-Neudiagnosen gesprochen – als sei beides das gleiche. Und später wird behauptet „Gegenwärtig kommt es unter den MSM zu etwa 2.000 Neuinfektionen pro Jahr“. Hat da jemand etwas verwechselt? Das Robert-Koch-Institut spricht von 1.197 neu diagnostizierten HIV-Infektionen im ersten Halbjahr 2006 und einem Anteil von MSM (= Männer, die Sex mit Männern haben) von 62%. Das ergibt auf’s Jahr gerechnet ca. 1.480 Neudiagnosen (und nicht Neu-Infektionen) bei MSM im Jahr 2006 – nicht 2.000. Ein Versehen? Oder vielleicht Ausdruck eines Wunsches, eine Zahlenbasis für stärker repressive Maßnahmen bei MSM zu haben?

Weiter geht’s mit dem Thema ‚Verharmlosung von HIV‘. Die „Bagatellisierung des Risikos aufgrund eines unkritischen Therapieoptimismus“ betont der Entwurf. Genau, und wer macht die? Die beschönigenden Plakate und Anzeigenkampagnen z.B. mit bergsteigenden Positiven einer sehr marketingaggressiven Pharmaindustrie dürften ja nicht gerade unbeteiligt dabei sein! Was fällt dem Aktionsplan aber dazu ein? Die DAH sei dafür zuständig, brauche eine „verstärkte Aufklärung über die gravierenden Folgen einer HIV-Infektion, um einer in der Öffentlichkeit und Zielgruppen empfundenen Verharmlosung der HIV-Infektion wirksam entgegenzutreten“. Wie wär’s mal der Pharmaindustrie auf die Finger zu klopfen? Aber stattdessen wird der Verband (VfA) nur mal nett gefragt, ob man denn nicht freiwillig … und könnte … und würde …

Wenn jedoch die Pharmaindustrie direkt an die Patienten will [was mit vielen fragwürdigen, teils riskanten Folgen verbunden sein kann, siehe nur die US-Pharmawerbung in Positivenmagazinen, die viel dreister ist als alles, was bisher in den Szeneblättchen in Deutschland zu bestaunen war] ist die Bundesregierung anscheinend sehr kulant und interessiert. Da könne man ja die Selbstkontrolle entsprechend einbeziehen, wird in dem Plan laut gedacht.
Direktwerbung an Patienten jetzt also durch die Hintertür vermeintlicher Präventionsarbeit? [Mal ehrlich, auch wenn’s sarkastisch scheint, die Pharmaindustrie dürfte doch eher Interesse an mehr als an weniger Patienten haben, oder? Erst recht bei den Pillenpreisen …]

Auch beim HIV-Test gibt’s Neues – und einen Richtungswechsel. So findet sich dort die Forderung nach „Verstärkung der Kondomempfehlung und Werbung für HIV- und STD-Testung“ unter der Überschrift „Die DAH muss ihre Präventionsarbeit anpassen“. Und später wird noch deutlicher von „Routine-HIV-Testung“ als „Option zum Schutz vor einer HIV-Infektion“ gesprochen, oder vom HIV-Test mit seiner „neuen Relevanz für die Primärprävention“.

Und was die „kommerziellen Sexanbieter“ angeht (darunter dürften wohl auch Darkroom-Kneipen fallen): „Verbindliche Regelungen bei Betriebsbewilligungen und Kontrollen ihrer Einhaltung“ soll es erst geben, wenn eine Studie einen ’safer Environment Ansatz‘ als erfolgreich belegt (in der Praxis z.B. mit der freiwilligen Präventionsvereinbarung umgesetzt).
Das klingt beruhigend, heißt aber im Klartext doch wohl nichts anderes, als dass demnächst staatlicherseits Ärger droht, wenn Betriebe keine Kondome etc. auslegen. Was ja eine sinnvolle Maßnahme ist – aber mit Zwang? Rückkehr zu einer Law-and-Order-Politik?

Freiheitliche Ansätze hingegen fehlen weitgehend. Wie wäre es z.B. der Verbesserung der Situation von (und Präventionsmöglichkeiten bei) Menschen im Knast? Wie wäre es, etwas zu unternehmen, um Spritzentausch zu ermöglichen und leichte Kondomverfügbarkeit im Knast zu erhöhen? Fehlanzeige! Stattdessen wird larmoyant die unbefriedigende Situation in Haftanstalten beklagt, an die Länder appelliert und ansonsten auf eine Studie verwiesen, die erst 2007 Ergebnisse bringen soll.
Und warum wird unter dem Punkt „Einreise HIV-infizierter Ausländer“ jede Möglichkeit der ‚Prüfung der Gesundheit einreisender Ausländer‘ betont? Einschließlich der Möglichkeit, die Einreise zu verweigern? Nur, um dann doppeldeutig zu betonen, grenzpolizeiliche Zurückweisungen seien ‚allein wegen HIV/Aids weder Praxis noch vorgesehen‘?

Insgesamt vermitteln weite Teile des Papiers unterschwellig die Tendenz, nicht mehr auf freiheitliche Lösungen zu setzen (wie die Handlungskompetenz des Einzelnen zu fördern), sondern zukünftig mehr auf Rechtsstaat und ordnungspolitische Maßnahmen zu setzen – eine verkappte Rückkehr zu ‚law and order‘ in der Aids-Politik? Ein langsamer Richtungswechsel in der deutschen Aids-Politik?

Es steht noch viel mehr Ärgerliches in diesem Entwurf für den Aktionsplan (wie eine „Meldepflicht für HIV-Primärresistenzen“ – allein mir fehlt Lust und Geduld, das alles zu kommentieren …

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Berlin Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Denkmal: was wird realisiert?

Neues im Streit um das Denkmal: der LSVD Berlin-Brandenburg fordert die Realisierung entsprechend dem Entwurf der Künstler.

Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen - Bauschild 2006
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – Bauschild 2006

In Berlin wird ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen geplant. Über die konkrete Form der Realisierung hatte es zuletzt heftigen Streit gegeben.

Die Mitgliederversammlung des LSVD Berlin-Brandenburg hat am 28.10.2006 eine Resolution beschlossen. In ihr wird gefordert, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Sinne des Bundestagsbeschlusses und in Form des preisgekrönten Entwurfs des Künstler-Duos Elmgreen/Dragset zu realisieren.

Unter den Erstunterzeichnern der Resolution finden sich nur Personen männlichen Vornamens. Über eine Berücksichtigung irgendwelcher bei der Diskussion am 29.8. vorgebrachten Argumente oder ebenfalls diskutierter Lösungsmöglichkeiten enthält die Rersolution keine Angaben.

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Erinnerungen

Schwul altern

Alt zu werden ist ja doch ein Thema, an das wohl jeder schwule Mann irgendwann einmal sorgenvoll denkt. Ich bin froh, schon in jungen Jahren eine Bekanntschaft gemacht zu haben, die mir auch die Freuden des Alters vorlebte.

Älter werden. Jeder versucht auf seine Weise damit umzugehen. Wir rennen in die Muckibude, achten auf unsere Kleidung, laufend Trends hinterher, versuchen alles mögliche, um attraktiv zu bleiben.
Sicher, mit der Generation der BabyBoomer wird bald ein Berg an älteren Schwulen in den Szenen unterwegs sein (oder sich ins Private zurückziehen). Das Thema Jugend, (körperliche) Attraktivität wird dennoch weiter präsent bleiben, sowohl darin, wie wir wahrgenommen werden, als auch in den eigenen Präferenzen, im eigenen Selbstbild.

Bernd zeigte mir, dass im Alter auch als schwuler Mann sehr viel Wertvolles, Schätzenswertes liegen kann:

In meiner Studentenzeit lernte ich über einen Freund jemanden kennen, nennen wir ihn Bernd. Bernd war emeritierter Professor für Architektur, hatte sich in einem Bremer Vorort ein Haus gebaut, in dem er etwas zurückgezogen lebte. Ein Haus ganz Bauhaus, weitgehend im Bauhaus-Stil eingerichtet, ‘alles echt, nicht diese Nachbauten’, wie er gern betonte. Als ich ihn kennen lernte, war Bernd bereits Anfang siebzig. Wir mochten uns, bald kam ich öfter. Half ihm bei Gartenarbeiten, begegnete ihm in immer tiefer werdenden Gesprächen intensiver.

Durch Bernd lernte ich bald, dass es durchaus möglich ist, als schwuler Mann respektvoll (vor allem auch mit Respekt vor und für sich selbst) zu altern.
Durch Bernd lernte ich damals, wie schön es sein muss, alt zu sein, reif zu sein: zu wissen, wer man ist, nicht mehr durch alles und jeden verunsichert werden können, sich seiner selbst gewiss zu sein. Mit sich, seinem Leben weitgehend im Reinen zu sein. Ruhigen Herzens zu wissen, dass das eigene Leben irgendwann, irgendwann recht absehbar, zuende sein wird [was mir, als junger Mensch, damals einfach unvorstellbar schien]. Bernd war alt, manchmal mit etwas Wehmut, aber immer: selbstbewusst alt.

Durch Bernd lernte ich noch einmal mehr (wie schon früher durch Onkel Brenner, der in Kindheitsjahren fast mein zweiter Vater war), wie schön ein Gesicht eines alten Menschen sein kann. Augen, lebendig bei jeder Erinnerung, bei jeder Freude funkelnd. Mit Tränensäcken, bei denen ich mich oft fragte, für wen und wie viele Tränen diese Augen wohl vergossen haben mögen. Falten, die auch ohne Worte viele Geschichten eines bewegten, nicht immer leichten Lebens erzählten.

Bernd bezeichnete sich immer als „homoerotisch veranlagt“, nie als „schwul“ oder „homosexuell“. Nein, dieses „schw-Wort“, das sei doch so ordinär, das sei er nicht.
Natürlich ging er nur aus ‘kulturellem Interesse’ ins Theater, besonders gern ins Ballett, erste Reihe, ‘damit ich auch alles sehe’. Wir grinsten dann immer, gingen aber doch gerne mit – zumal zu Reinhild-Hoffmann – Ballettabenden. Grinsten auch, wenn er dem jungen Kellner im vegetarischen Restaurant, in dem er zweimal die Woche essen ging, mit einem warmen Lächeln ein besonders gutes Trinkgeld gab.

Sicher, es gab auch Tabu-Themen. Ganz gewiss das mit dem Sex. ‘Hat man in deinem Alter noch Sex’, hätte ich Bernd immer gerne fragen wollen. Sex war damals ein furchtbar wichtiges Thema für mich. ‘Und wenn ja, wie ist das? Wie und wo organisiert man sich den? Gibt’s den als alter Mnan nur noch für Geld?’
Doch all diese Fragen eines unwissenden lebenshungrigen jungen schwulen Mannes Anfang zwanzig blieben ungestellt, unbeantwortet. Auch wenn wir gut befreundet waren, diese Fragen hätte Bernd als einen viel zu offensiven Eingriff in seine Privat-Sphäre empfunden.

Kein Tabu-Thema hingegen war das Altern, sein Alter. Gern erzählte er von ‘damals’, auch von ‘den schlimmen Jahren’. Oft mit einem ‘ja ihr habt es ja besser heute, freut euch darüber’, manchmal sogar wehmütig. Nie aber bitter, verbittert. Er war froh, alt zu sein, litt höchstens daran, keinen Partner, keinen Freund mehr zu haben. Was er vielleicht durch einen kleinen Kreis junger Menschen, die er um sich scharte, auszugleichen versuchte.

Als ich Jahre später wieder einmal in Bremen war, stand ein anderer Name an der Türklingel. Eine Nachbarin, die ich fragte, erzählte, der Herr Bernd sei im Herbst letzten Jahres gestorben. Wo er begraben liege, nein das wisse sie leider nicht.

In meine Herzen lebt er irgendwie immer noch, in einer kleinen Ecke tief hinten. Und mit ihm lebt in mir die Erinnerung, ja, alt zu werden, alt zu sein, muss etwas sehr Schönes sein können. Er hat es mir damals vorgelebt.

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ondamaris Texte zu HIV & Aids Politisches

Jaroslaw Kaczynski Antrittsbesuch in Berlin

Heute ist Polens Premierminister (und Parteichef der PiS) Kaczynski in Berlin. Über die Diskriminierung von Schwulen und Lesben in Polen wird vermutlich nicht gesprochen werden.

Jaroslaw Kaczynski ist heute zu seinem offiziellen Antrittsbesuch in Berlin.
Gesprochen wird sicher über: eine Gaspipeline durch die Ostsee, ein ‚Zentrum gegen Vertreibung‘, die EU, vielleicht generell über die gestörten Beziehungen.

Gesprochen wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht darüber, wie immer noch in Polen mit Lesben und Schwulen umgegangen wird.

Das konservative doppelte Lottchen der polnischen Restauration, das nun trotz einer tiefen Regierungskrise doch gemeinsam weiter an der Macht bleibt, kann mit seiner systematischen Diskriminierung und Unterdrückung von Schwulen und Lesben weiter machen.

Als Staatspräsident Lech Kaczynski im März an der Humboldt-Uni eine Rede hielt, kam es noch zu massiven Protesten von Lesben und Schwulen.

Mehr zur Situation von polnischen Lesben und Schwulen und einer polnischen Schwulen- und Lesbengruppe in Frankfurt/Oder auch in diesem Gayweb-Artikel.
Ein weiterer Bericht über die März-Demo gegen Kaczynski findet sich hier.
Einige schöne Zitate aus einem Times-Interview Lech Kaczynskis über Homosexualität finden sich in Argus‘ Blog.

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Text 25. Januar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Schwule lesen Das Kapital

Schwule lesen. Einen neuen Bildband vielleicht, einen Comic, manchmal auch eine Zeitschrift. Aber Marx, ach nee, das is doch längst passé. Denkste!Über den schwulen Literatursalon erfahre ich Erstaunliches: Schwule lesen Marx.
Nein, das ist kein Versprecher, kein Versehen.

wahr
wahr

Aus dem Programm des ‚Sub‘ in München: „Die Literaturgruppe liest und diskutiert ‚Das Kapital‘. Zehn Abende lang geht es um Karl Marx‘ Analyse und Kritik der kapitalistischen Gesellschaft…“

Schwule lesen Marx.
Es gibt also doch noch Schwule, die an trockener Lektüre interessiert sind. Die politisch diskutieren wollen, sich mit gesellschaftlichen Entwürfen, zumal kontrovers, auseinander setzen wollen.

Irgendwie – hätte dort gestanden, die Schwule Gruppe Siegen oder Marburg veranstaltet eine Marx-Lesung, gut, das kommt hin, hätte ich sofort geglaubt. Innovatives aus den Mittelstädten, gerne. Aber aus einer Großstadt? Hamburg und Frankfurt kämen wohl eh nicht in Frage für Marx-Lesungen (obwohl, mit Kapital haben sie’s ja in beiden Städten…). Und Berlin? Nee, da bekommen die so was nicht gebacken. Nun also München. Überraschung. Noch überraschender wäre wohl nur Köln gewesen …

Wäre ja schön, wenn München mal wieder ein Zeichen setzt, Trendsetter ist
Und wer’s immer noch nicht glauben mag – hier der Link zu den Terminen der Marx-Lese-Reihe.

PS. Schwule Literatursalons gibt es auch in Dresden und Berlin, weitere Informationen hier.

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Artikel 25. Januar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Faröer Homophobie völlig okay ?

Die Regierung der Färöer Inseln lehnt es ab, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung zu verurteilen – Schwule und Lesben zu diskriminieren ist entsprechend der Gesetzgebung der Färöer vollkommen in Ordnung …

Gewalt und Diskriminierung von Homosexuellem, die als solche öffentlich auftreten, sind auf den Färöer nicht selten. Hiergegen einzutreten ist auf den Färöer schwierig – viele Bewohner scheinen der Ansicht, wenn es keine Gesetze dagegen gebe, seien Gewalt gegen und Diskriminierung von Schwulen und Lesben völlig okay.

Hiergegen protestiert die Organisation AAH Act Against Homophobia mit einer Unterschriften-Aktion . Die gesammelten Unterschriften sollen der Regierung der Färöer übergeben werden.

Die Färöer sind innerhalb des Königreichs Dänemark gleichberechtigte Nation (ähnlich wie Grönland). Die Färöer sind im Gegensatz zu Dänemark jedoch nicht Mitglied der EU.
In Dänemark ist Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gesetzlich verboten.

Die Färöer sind allerdings über Dänemark Mitglied in der UNO – erkennen somit die Universelle Deklaration der Menschenrechte an.
Alles nur graue Theorie? Die nicht für Schwule und Lesben gilt?

… und Dank an Sabine für den Hinweis in ihrem Blog!

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Berlin

Nachgefasst: Anti-Gewalt-Projekt

Wozu ist das Berliner Anti-Gewalt-Projekt da? Diese Frage stelle ich mir langsam immer mehr, nach Erfahrungen mit dem Berliner Anti-Gewalt-Projekt Maneo.

Über den Überfall auf einen Mann auf einem Cruising- Platz und bisherige Ermittlungen der Polizei habe ich ja bereits geschrieben.

Selbstverständlich habe ich den Überfall auch beim schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo, dem Berliner Anti-Gewalt-Projekt gemeldet, sowohl telefonisch als auch auf deren Website. Schon das Telefonat mit dem Maneo-Mitarbeiter verläuft etwas irritierend. Ich erwarte nach dem kurzen Berichten des Vorfalls irgendwelche Nachfragen nach Details, die aber so gar nicht kommen. Auf meine eigene Nachfrage erfahre ich dann zumindest, der zuständige Projektleiter sei „derzeit in Urlaub“.
Ich hinterlasse meine Telefonnummer und gebe die Details, die ich dennoch für berichtenswert hielt, auf der Maneo-Internetseite an. Hier findet sich ein ausführlicher Fragebogen. Unter Punkt 29 folgt dann auch „Stehst Du uns für Rückfragen zur Verfügung?“ Ja, klar, wieder gebe ich brav meine Rufnummer an. Und höre nichts.

Maneo schreibt selbst über seine Arbeit: „Maneo ist das Schwule Überfalltelefon Berlin. Der Name Maneo steht dafür, dass wir Betroffenen von Gewalt Mut machen wollen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Mit unseren Angeboten richten wir uns an Schwule und Bisexuelle, ob sie beleidigt oder körperlich angegriffen wurden, ob sie von schwulen- feindlicher oder häusliche Gewalt betroffen waren – auch an Partner, Angehörige und Zeugen, denn auch sie können großen Belastungen ausgesetzt sein.“
Das hört sich gut an – aber entspricht die Realität diesem selbst formulierten Anspruch?

Weiter lese ich „Jedes Anliegen nehmen wir ernst. Mit jedem, der sich an uns wendet, erarbeiten wir individuelle Lösungswege.“
Ah ja. Na, ich habe davon nichts gemerkt, gottseidank war ich „nur“ Zeuge, nicht Betroffener. Aus dem Bekanntenkreis erfahre ich aber von zwei Fällen, in denen Opfer antischwuler Gewalt auffallend ähnliche Erfahrungen gemacht haben – der „Fall“ wird aufgenommen, und das war’s (siehe auch Kommentare zum ersten Posting). „Wende dich vertrauensvoll an uns“ lese ich auf dem Maneo-Plakat – und frage mich, ja, mit dieser Erfahrung, wie denn? Das war nicht vertrauenerweckend …

Nicht vertrauenerweckend – denn wie soll ich bei solchen Erfahrungen zukünftig Opfern antischwuler Gewalt ruhigen Gewissens empfehlen, sich ‘vertrauensvoll’ an Maneo zu wenden?

Ich beginne, mir die Frage zu stellen. Was sagt mir das Verhalten von Maneo? Geht es hier wirklich darum, den Opfern von antischwuler Gewalt zu helfen? Oder ist das eigentliche Ziel vielleicht vielmehr, eine möglichst gute Statistik zu bekommen? Auf dass mit gut dokumentierten Fällen antischwuler Gewalt die eigene Verhandlungsposition gestärkt wird? Oder gar die Finanzierung der eigenen Projektstellen gesichert werden kann? Immerhin, selbst die Internetseite von Maneo spricht ja auffallend deutlich von „Gewalterfassung“.

Für reines Statistik-Futter ist mir meine Zeit zu schade – ich frage mich langsam immer mehr, ob ich zukünftig Fälle noch bei Maneo melden soll.
Ja, ich weiß, es gibt zahlreiche Fälle, in denen die Polizei Täter und Fälle ermittelt hat – allein die Opfer sind unbekannt, melden sich nicht. Was soweit führen kann, dass eine Strafverfolgung wesentlich erschwert wird. Natürlich haben da schwule Anti-Gewalt-Projekte ihren Sinn.
Aber so? Ausschließlich als ‘Statistik-Agentur’ zur Registrierung von Fällen? Das ist mir zu wenig. Vor allem vom eigentlich ehrenwerten „ersten schwulen Überfall-Telefon Deutschlands“ (immerhin gegründet 1990).

Schließlich, welchen Sinn hat ein Anti-Gewalt-Projekt noch, das so offensichtlich desinteressiert wirkt?
Oder umgekehrt: machen schwule Anti-Gewalt-Projekte eigentlich Sinn? Und wenn ja, mit welchen Zielen und Aufgaben?

PS. ein guter Übersichtsartikel zu Gewalt gegen Schwule findet sich hier.
Und Dank an Patrick von [queer moments] in dessen Posting über Matthew Sheppard ich auf diesen Link stieß.

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Berlin

Nachgefasst: Berlin ein Uhr nachts

In der Nacht vom 22. auf den 23. September wurde ich Zeuge einer antischwulen Gewalttat. Darüber habe ich ja in Berlin ein Uhr nachts bereits geschrieben.

Am 12. Oktober finde ich in meinem Briefkasten zwei Schreiben der Polizei, eine „Vorladung zur Lichtbildvorzeigedatei“ sowie eine Vorladung zur Zeugenaussage.
Immerhin, die Polizei reagiert, entgegen meinen Erwartungen.
Ich erinnere mich, in einer ähnlichen Situation vor vielen Jahren in Köln bekam ich (ebenfalls als Zeuge) nur nach vielen Wochen ein kurzes Schreiben, die Ermittlungen gegen Unbekannt seien eingestellt. Hier, immerhin das Gefühl sie versuchen die Täter ausfindig zu machen.
Das schwule Antigewalttelefon hingegen hat sich bisher noch nicht gemeldet, weder auf meine telefonische Meldung noch auf die Angaben auf ihrer Website hin.

16. Oktober. Der Einblick in die Lichtbildvorzeigedatei verläuft eher wie das Hornberger Schießen. Dass ich mich an Größe, Statur, ungefähres Alter erinnere interessiert nicht, na und Gesichter hab ich im Dunkeln (es war 1 Uhr nachts) auf zehn Meter Entfernung kaum erkennen können. „Ja dann… “, und schon war ich wieder draußen.

23. Oktober. Zeugenvernehmung in einem Gebäude, das alle Behauptungen, Berlin gebe zu viel Geld aus, Lügen strafen möchte (so marode wirken Flure und Treppenhäuser).
Schon auf dem Weg in die zweite Etage fällt mein Blick auf den Etagenflur auf ein blaues Plakat, zwei sich küssende Fussballspieler. Daneben, noch größer, ein Plakat für die Respect Games.

Ein freundlicher Beamter nimmt meine Aussage auf, fragt zwischendurch nach “können wir ‘schwul’ schreiben, oder ist Ihnen eine andere Formulierung lieber?”. Ich bin erstaunt über die respektvoll-aufmerksame Behandlung und nach 30 Minuten wieder draußen. Nicht dass große Hoffnungen bestehen, die Täter ausfindig zu machen. Aber immerhin habe ich den Eindruck, die Polizei nimmt den Vorfall ernst, ermittelt soweit das möglich ist.

Übrigens, vom schwulen Antigewalttelefon hab ich bisher immer noch nichts gehört. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

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Berlin

Eine Malve aus Polyamid – Maria de Buenos Aires

Samstag Abend im Saalbau Neukölln. Zufällig hatte ich Wochen vorher in der U-Bahn Hinweise auf das Festival ‘25 Jahre Berliner Kammer-Oper’ entdeckt – und auf Piazzollas ‘ Maria de Buenos Aires ’.

Nach leckerem Essen im Rix Schlange stehen vor der Treppe – die wir, wegen der sehr aufgedrehten Heizung leider ziemlich verschwitzt, knapp zwei Stunden später munter aufgekratzt wieder hinunter gehen.
Dazwischen eineinhalb Stunden, in denen ich so vollkommen in das Geschehen auf der Bühne abgetaucht bin wie lange nicht mehr.

María de Buenos Aires – eine Geschichte um María und die ständige Wiedergeburt des Tango, auch als Allegorie auf die Unsterblichkeit der Liebe.
Stimmlich und darstellerisch begeisternd Yamil Borges als María und Jonathan de la Paz Zaens als El Cantor, etwas (stimmlich) schwächer finden wir beide nur Enrique Keil als El Duende. Im einfach und schlicht gehaltenen Bühnenbau eine Intensität an Darstellung Choreographie Musik Stimmen, die mich völlig abtauchen lässt, völlig „drin“ sein – obwohl ich kaum ein Wort verstehe, der Ulli spricht leider kein spanisch :-( .

Warum nur, fragen wir uns hinterher, ist diese ‘Tango Operita’ in Deutschland so wenig bekannt, wird so selten aufgeführt? Auch jetzt, als Wiederaufnahme anlässlich des Festivals, wurde sie nur dreimal gegeben.

Allerdings – wer Tango und die Musik von Piazzolla mag: ‘María de Buenos Aires’ kommt ab Januar 2007 in der Komischen Oper Berlin zur Aufführung.

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Politisches

Mark Foley – Schmierenstück um Homophobie und Doppelmoral

In den Meinungsumfragen für die US-Wahlen am 7. November fallen die Republikaner immer weiter zurück, gehen die Demokraten in Führung. Leider aus zweifelhaften Gründen.

Galt vor der Sommerpause noch, dass ein knappes Behaupten der zugunsten der Republikaner erwartet wurde, vermuten einige Analysten inzwischen im Abgeordnetenhaus sowie im Senat einen Erdrutsch-Sieg der Demokraten.

Das Erstaunliche an dieser Entwicklung: der Stimmungsumschwung unter den Wählern ist nicht das Ergebnis einer Politik. Nicht auf den Irak-Krieg der Bush-Regierung ist der Umschwung zurückzuführen, nicht auf Bushs Innen- oder gar Außenpolitik, nicht auf seine Wirtschaftspolitik, auch nicht Iran- oder Nordkorea-Krise gaben den Ausschlag.

Entscheidend für den Stimmungswandel gegen die Republikaner ist scheinbar vielmehr in gravierendem Umfang ausgerechnet ein Schmierenstück – das Verhalten des schwulen Republikaner-Abgeordneten Mark Foley, der inzwischen zurückgetreten ist, sowie der Umgang der Partei damit.

Der Abgeordnete Mark Foley (Rep) chattete 2003 in sexuell eindeutiger Weise mit Minderjährigen. In der US-Presse wird der Chat des Politikers zu einem großen Skandal aufgeblasen – oft mit deutlich anti-schwulen Untertönen. Gern vergessen wird dabei, dass z.B. in beinahe allen (bis auf 2) US-Bundesstaaten bereits Teenagern ab 16 Jahren (mit elterlichem Einverständnis) die Heirat erlaubt ist. Das Alter erster sexueller Aktivitäten dürfte auch in den USA noch niedriger liegen …

Die New York Times betont inzwischen (15.10.2006) den auffälligen Kontrast zwischen „outward homophobia and inner gayness“ bei den Republikanern, angesichts der großen Zahl offen und nicht offen schwuler Mitarbeiter und Abgeordneter in dieser Partei und der Parteipolitik in Sachen Homosexualität.

Die Affäre Foley – ein (in weiten Teilen schwulenfeindliches) Schmierenstück, das nicht für einen Umschwung in den Meinungsumfragen sorgt, sondern auch den Kern des Problems verdeckt.

Das eigentliche Problem sind Politiker, die nicht offen schwul sein können – aus welchen Gründen auch immer. Und Parteien, die immer noch nicht zu ihren schwulen (oder lesbischen) PolitikerInnen stehen wollen, aus eben dem Grund ihrer Homosexualität. Politiker, die aus gleichen Gründen nicht zu ihren KollegInnen stehen wollen. PolitikerInnen, die aufgrund ihres Schwulseins oder Lesbischseins beurteilt werden, nicht ihrer politischen Leistungen.

Wünschenswert wären politische Parteien, in denen die sexuelle Orientierung ihrer Mitglieder für die politischen Engagements nicht bedeutend ist (weder im Negativen noch im Positiven). Und das nicht nur in den USA …

Dass schwule Politiker anti-schwule Politik machen, wird das allerdings auch nicht wesentlich verhindern.

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs