24. Februar 2022. Putins Krieg gegen die Ukraine, gegen Freiheit und Demokratie. Der größte Angriff auf ein Land Europas seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Zäsur in der Entwicklung Europas
Putin erklärt der Ukraine den Krieg – seine Verachtung der Weltgemeinschaft zeigend verkündet während einer Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.
Putin verschiebt Grenzen, zieht Grenzlinien, an den das freie Europa endet. Putin führt einen Angriffskrieg .
Zum zweiten Mal nach der Annexion der Krim 2014 (plus eingefrorene Konflikte wie in Transnistrien und Abchasien) setzt Putin in Europa Krieg als Mittel der Politik ein.
Und auch 2023 spricht Putin von der Ukraine als die „historischen Gebiete, die man heute Ukraine nennt“, die man Russland „wegnehmen“ wolle (Putin Rede am 21.2.2023).
Die Kirche St. Severin Keitum, etwas abseits des Ortes auf einer erhebung gelegen, gilkt als ältester Sakralbau in Schleswig-Holstein. Um die kirche befindet sich der Friedhof. Auf ihm sind einige namhafte Persönlichkeiten bestattet.
„Das winzige Kirchlein St. Severin, inmitten des wunderschönen alten Friedhofs gelegen – auf dem die ‚alten Familien‘ gebettet sind oder später Sylt-Liebhaber wie Peter Suhrkamp, Ferdinand Avenarius und seit November 2002 auch Rudolf Augstein -, bietet herrliche Orgel- oder Trompetenkonzerte bei Kerzenlicht im Kirchenschiff aus Holz, auch Liederabende.“
Fritz J. Raddatz, Mein Sylt
Friedhof St. Severin Keitum – Friedhof am Meer
Grab Rudolf Augstein
Der Journalist und Verleger Rudolf Augstein (5. November 1923 Hannover – 17. November 2002 Hamburg) hielt sich bis zu seinem Tod oft auf Sylt auf, in seinem Haus in Archsum (Bob Täärp). Augstein, zuvor hier häufiger Feriengast, erwarb das Haus 1967 (zuvor schon eine Haushälfte). 2013 verkauften die Erben das Haus.
„In Archsum wohnt der Kenner. Es ist der Rückzugsort für diejenigen, die die dicke Hose in Kampen nicht schätzen. Die auch nicht gesehen werden müssen oder wollen. Archsum ist das in Friesenhäuser gegossene Understatement mit dem ganz großen Geld und dem ganz großen Wunsch nach Privatheit.“
Susanne Matthiessen, in: Ozelot und Friesennerz, Berlin 2020
„Er war klein und hatte ganz dünne strähnige, ungewaschene, halblange Haare, die links und rechts über die Ohren hingen… Er saß die ganze Zeit in sich zusammengefallen da, als hätte er ein schlimmes Rückenleiden.“
Susanne Matthiessen über Rudolf Augstein im Pelzgeschäft ihrer Eltern auf Sylt (in: Ozelot und Friesennerz, Berlin 2020)
Grab Walther Baedecker
Der Architekt Walther Baedecker (10. Juli 1880 Essen – 29. Juli 1959 Altenschwand) war Sohn des Verlegers Julius Baedecker und Enkel von Gottschalk Diedrich Baedeker (dessen Sohn Karl Baedecker die noch heute bekannten Reiseführer herausgab).
Walther Baedecker erwarb 1914 ein Ferienhaus in Kampen (im heutigen Sjipwai); er verkaufte es später an den Architekten- Kollegen Hans Poelzig. Ab 1928 lebte Baedecker hauptsächlich auf Sylt.
„Wohlig warm hatten wir es, und das Tosen der Brandung drang nur noch gedämpft an unsere Ohren, in der Sturmhaube.“
Walther Baedecker
Vor 1939 zog er mit seiner Familie nach Altenschwand (jetzt Gemeinde Bodenwöhr), wo er 1959 starb.
Als (Privat-) Architekt war Walther Baedecker vor allem in Hamburg (Blankenese) sowie auf Sylt (28 Gebäude) tätig. Von ihm stammen u.a. das Haus Kliffende (1923, Kampen), Richard-Dehmel-Haus (Hamburg Blankenese), Mundsburghaus (1930, im Krieg zerstört), Villa Jako (1922, Blankenese; 1991 – 1997 in Besitz von Karl Lagerfeld), der das Haus in Erinnerung an seinen 1989 an Aids verstorbenen Lebensgefährten Jacques de Bascher Villa Jako benannte) sowie Gymnasium Blankenese (Umbau 1925).
Grab Fritz J. Raddatz
Deer Literaturkritiker und Feuilletonist Fritz J. Raddatz (3. Sepetmber 1931 Berlin – 26. Februar 2015 Pfäffikon / Schweiz) galt geradezu als „glühender Sylt-Liebhaber“.
Sein besonderes Verhältnis zu Sylt beschrieb Raddatz auch in seinem Buch ‚Mein Sylt‘ (2006).
Grab Peter Suhrkamp
Der Verleger Peter Suhrkamp (28. März 1891 Kirchhatten (bei Oldenburg) – 31. März 1959 Frankfurt am Main) lernt Sylt durch seine Frau Annemarie kennen – sie besitzt in Kampen (Hobokenweg) ein Friesenhaus.
Zahlreiche Schriftsteller (u.a. Max Frisch, Alfred Andersch) nutzen es später (noch in Suhrkamps Zeit beim S. Fischer Verlag, den er 1936 zum Teil übernimmt) als Ruhepol und Ort zum Schreiben, Suhrkamp hielt sich hier auch gerne selbst auf (wenn keine Autoren es nutzten).
„Ich sehe mich auf Sylt im Schnittpunkt von drei glatten Flächen, die selbst im Unendlichen des Raumes stehen, der ebene Heideboden, das Rund des Himmels und die in Blau, Grün und Silber fließende Tafel des Meeres.“ „Ich könnte in der Umgebung von Kampen tagelang still sitzen und nur Ausschau halten. Alles auf dieser Insel ist ganz nah und gegenwärtig und zugleich in gläserner Ferne.“
Peter Suhkamp
1953 verkauft Suhrkamp das Haus in Kampen (an Axel und Rosemarie Springer) – um die Verlagsrechte an der deutschen Gesamtausgabe von Marcel Proust erwerben zu können. Der Suhrkamp Verlag wird in Nachkriegs-Westdeutschland zum bedeutendsten Literatur-Verlag. 1959 stirbt Suhrkamp im Alter von 68 Jahren. Sein letzter Wille, seine Asche vor Sylt in der Nordsee zu verstreuen, ist damals rechtlich nicht zulässig – so findet er seine letzte Ruhe auf dem Friedhof in Keitum.
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Ebenfalls in Keitum begraben sind u.a.
Carl Christian Feddersen, Zeichner und Landschaftsmaler (9. März 1876 Tonder – 8. Februar 1936 Keitum
Ernst Mollenhauer, Maler (27. August 1892 Tapiau – 3. April 1963 Düsseldorf)
Gerhard Schröder, CDU-Politiker und mehrfach Bundesminister
Hamburg hatte in den frühen 1980er Jahren während der Sommermonate etwas besonderes zu bieten: den Tuntenexpress – ein Tagesausflug von der Disco (fast) direkt an den Strand.
Samstag Nacht – Nacht der Party, des Vergnügens, des Tanzens. In Hamburg hieß das Saturday Night Fever in den 1980er Jahren im Sommer auch: und bei gutem Wetter danach ab auf die Insel, ab an den Strand.
Nach durchtanzter Disco Nacht ging es zunächst zum Bahnhof Hamburg Altona. Und von dort dann zweieinhalb Stunden durch den frühen Sonntag Morgen. 237 km mit der Bundesbahn (ja, so hieß die damals noch) im ‚Sonderzug Neptun‚ (so hieß der Tuntenexpress offiziell) „auf die Insel“ – und dann vom Bahnhof Westerland möglichst direkt (zu Fuß oder mit dem Bus) Richtung Strand.
Das besondere: die frühe Verbindung (morgens um 7:41 Uhr fuhr der Zug ab Altona) erlaubte einen Tagesausflug nach Sylt. Nach der Disco- Nacht zum Sonderpreis von 36,- DM an den Strand in die Dünen, und abends schon wieder zurück im heimischen Bett in Hamburg.
Und noch besser: passend zur Disco-Zeit hatte der Zug nach Sylt einen Partywagen (offiziell als ‚Gesellschaftswagen‘ oder WGye bezeichnet) – und so ging es nach durchtanzter Nacht im Zug weiter mit Bier Musik Tanz und Partystimmung … und gut gelaunt an den Strand.
Viele Schwule aus Hamburg und Umgebung nutzten die praktische Verbindung im Sommer für ein schwules Wochenend – Vergnügen zwischen Disco und Dünen – und so kam diese Verbindung bald zu ihrem inoffiziellen Namen: mit dem Tuntenexpress in die Dünen.
Vom Bahnhof Westerland war es ja nicht weit an den schwulen Strand, nahe der damaligen (bereits seit Mitte der 1920er Jahre existierenden) ‚Oase zur Sonne‚, knapp eine halbe Stunde zu Fuß. Und südlich der Oase begannen ‚die schwulen Dünen‚. Ja, damals durfte man noch weit durch die Dünen spazieren, in den Kuhlen liegen, sonnen und allerlei Dinge treiben. Hier war im Sommer das Cruising Eldorado von Sylt.
Nachmittags ging es dann langsam zum Kaffee in die Innenstadt, bevorzugt ins Café Orth. Und am frühen Abend dann zurück zum Bahnhof. Mit dem Zug ab Westerland um 19:10 Uhr zurück nach Hamburg, meist – erschöpft von Nacht und Tag – eher ruhiger als auf der Hinfahrt. Gegen 21:30 Uhr war dann Hamburg Altona wieder erreicht.
Der Tuntenexpress verkehrte damals in den Sommermonaten jeden Sonntag – morgens früh nach Westerland, und abends wieder zurück.
Und Westerland kam so auch aus diesem Grund damals zu seinem Zweitnahmen: Schwesterland.
Auch der offen schwule Schriftsteller Detlef Meyer (12. Februar 1948 Berlin – 30. Oktober 1999 Berlin) wußte Sylt zu schätzen:
Steife Brise Blau wehen an den Masten die Matrosen Ein schmales Handtuch fliegt auf einen braunen Mann Die grünen Jungs die pustet’s aus den Badehosen Sie werden rot und ziehen sich wieder an Ein Gelbschwanz flattert an den Strand Das sind die Farben von Westerland
Detlef Meyer, in: Heute Nacht im Dschungel. 50 Gedichte, Berlin 1981
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Der ‚Tuntenexpress‚, als Sonderzug Neptun (15 alte D-Zug-Wagen) bereits seit den frühen 1970er Jahren zwischen Hamburg und Westerland sommers jeden Sonntag im Einsatz, existiert schon lange nicht mehr. Er wurde 1988 eingestellt, nachdem Asbest in den Wagen festgestellt wurde [Danke D.L.].
Die Geschichte der schwulen Dünen bei Westerland endete irgendwann später. Zunächst begann schon ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre das Treiben in den Dünen merklich ruhiger zu werden, wohl auch in Folge der Aids- Krise.
Seit Mai 2014 ist der Dünenbereich zwischen Strandoase (der damaligen Oase zur Sonne) und Jugendherberge Dikjen Deel auf Betreiben des Umweltamts gesperrt und mit Stacheldraht eingezäunt.
Der ehemalige Cruising Treff in den schwule Dünen von Westerland existiert seitdem nicht mehr, offiziell aus Gründen des Naturschutzes.
Die dreiteilige schwedische Mini- Serie ‚Dont’t ever wipe tears without gloves‘ (2012) begleitet den Protagonisten Rasmus, der 1982 nach Stockholm kommt, und Benjamin, seinen Liebhaber. Eine Geschichte von Freundschaft, Liebe und Sterben – die deutlich werden lässt, wie sehr Aids schwule Szenen Mitte der 1980er Jahre erschütterte. Und die dabei erfreulicherweise jegliche Larmoyanz vermissen lässt.
„einst waren unsere Tage in Ewigkeit getränkt …“
Ganz zauberhaft erzählt wird die erste Begegnung zwischen Benjamin und Rasmus, in all dem Spagat, den Widersprüchen, der ‚love at first sight‘.
„in welche Richtung musst du?“ „Spielt das eine Rolle? – In die selbe wie du!“ „Weißt du in welche Richtung? – Nein. Und du?“ „Nein.“ „Wollen wir da zusammen hingehen?“
„ich könnte es einfach nicht ertragen, in deinem Leben keine Rolle zu spielen.“
Benjamin zu Rasmus
„und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“
Offenbarung des Johanes 21 (4)
„man kann nicht noch einmal leben. Nur darum geht es „
Pal
Ich kenne weniges, das im ‚Mainstream TV‘ dermaßen eindringlich und dabei realitätsnah, so ernsthaft und doch nicht larmoyant über die richtig miesen Jahre erzählt. Ein Maßstab.
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Don’t ever wipe tears without gloves (Originaltitel: Torka aldrig tårar utan handskar) Schweden 2012 Regie Simon Kaijser Drehbuch Jonas Gardell (basierend auf seinem gleichnamigen Buch) Produktion Sveriges Television 3 Folgen à 58 Minuten Erstausstrahlung 8. bis 22. Oktober 2012 (SVT1)
Wegen zunehmender Versandung der Weser erwarb Bremen1827 Land (unvollendete Festung Carlsburg) an der Nordseite der Geestemündung von Schweden. Nach Übergabe am 1. Mai 1827 wurde dies Bremerhaven benannt.
1845 gründete Hannover südlich davon einen konkurrierenden Ort, 1847 Geestemünde benannt. 1924 wurden Lehe und Geestmünde zu Wesermünde vereinigt.
Bremerhaven wurde 1939 Teil von Wesermünde. 1947 wurde Wesermünde in Bremerhaven umbenannt.
Fort Wilhelm (benannt nach Wilhelm IV.; auch: Fort William), war ein vom Köänigreich Hannover errichtetes Festungsbauwerk an der Wesermündung. Es wurde genutzt 1834 bis 1866, 1874 folgte (nach Zwischennutzung als Hospital für Cholera-Kranke) der Abriss.
In Oldenburg hörte ich in der ‚alten‘ Weser-Ems-Halle die Krautrock Band Jane aus Hannover, es muss wohl 1981 gewesen sein.
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Die Weser-Ems-Halle (heute Kongresshalle) wurde 1953 / 54 ursprünglich als Viehauktionshalle erbaut und bald als Mehrzweckhalle auch für Konzerte genuzt.
Am 12. Dezember 2010 trat Jane nochmals in Oldenburg auf – zum 40jährigen Bestehen der Band …
Ich erinnere besonders – Extrabreit, Hurra hurra die Schule brennt, und – mega: Spliffs Intro des Anfang 1982 erschienenen Albums 85555, dunkle Halle und plötzlich alles in grellem Scheinwerferlicht.
Es soll einen Film (Regie ? Norbert Meissner ?) geben, in dem auch das Konzert beider Gruppen in Bremerhaven kurz auftaucht – es fand im Rahmen der ‚Levi’s Rock-Festival-Tour 1982 statt …
„Die Reichen bestimmen, die Armen werden bestimmt. Das ist faul an dieser Insel. Sie merken es auf Schritt und Tritt, die Knechte sprechen, und das mit Perfektion, die Sprache der Herrn. … Die Luft ist für die Arbeiter nicht so gut, aber die Preise sind so hoch … sagen wir einmal, eine Riesen-Bockwurst Stundenlohn eines Facharbeiters – da brauchen wir auf die ökonomische Basis rekurrierend nicht lange fragen warum hier keine Arbeiter sind. Sie werden ferngehalten mit der sanftesten Gewalt, der Gewalt der Preise.“
Walter Jens (8.3.1923 Hamburg – 9.6.2013 Tübingen) zur Frage „warum sind in Kampen keine Arbeiter?“ auf Sylt im Jahr 1972 in: Die Schönen und die Reichen – Kampen (Sylt), Dokumentarfilm NDR 1972
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Inge und Walter Jens verbrachten 15 Jahre die Sommerferien auf Sylt, in Kampen.
„Am schönsten, wer wüßte das nicht, ist Sylt im November. Zwischen Allerseelen und Totensonntag zeigt das geballte kein, wie schön die Insel immer noch sein kann: keine Autos, keine bewachten Parkplätze, kein Blech zwischen Asphaltpiste und Stacheldrahtzaun, keine blinkenden Ampeln, keine Kneipen-Schickeria …“
Walter Jens, Die Zeit 23. Mai 1980
„Ach Sylt, schön muss es hier einmal gewesen sein, auch im Sommer, bevor die Spekulation und der Kapitalismus, Anschauungsunterricht erteilend, über das Land zwischen den Meeren triumphierten.“
Walter Jens angesichts der Veränderungen der Skyline von Westerland in den 1960er und 1970er Jahren
Von Januar bis Juli 2022 war der bisherige Test- und Impfnachweis in Frankreich (pass sanitaire) in einen reinem Impfpass pass vaccinal umgewandelt. Die Neuregelung trat nach Zustimmung des Verfassungsrats ab 24. Januar 2022 in Kraft. Sie lief per 1. Augusrt 2022 aus.
Das ab 1. Juli 2021 in der EU eingeführte digitale COVID-19 Impfzertifikat wurde in Frankreich ab 9. Juli 2021 als pass sanitaire (elektronische Version des Gesundheitsnachweises) umgesetzt. Der Nachweis kann erfolgen mit der App TousAntiCovid (ähnlich wie mit der Corona Warn App CWA in Deutschland).
Der pass vaccinal ersetzte ab 2022 den bisherigen pass sanitaire. Er dient ab 24. Januar 2022 als Mittel bei der Umsetzung der 2G Regelung (geimpft oder genesen). Getestet reicht nicht mehr.
Der pass vaccinal war Zugangsvoraussetzung zum Beispiel in Bars, Restaurants, Kinos, Museen, Theatern und bei Sport-Veranstaltungen sowie im Fernverkehr. Hier war der pass vaccinal Pflicht für alle Prsonen ab 16 Jahre (da noch nicht alle unter 16 Jahren geimpft werden konnten).
Seit 15. Januar kann der Impfpass pass vaccinal in Frankreich auch automatisch deaktiviert werden (und seine Gültigkeit damit verlieren). Diese Deaktivierung erfolgt bei Personen, die nicht spätestens sieben Monate nach der letzten Impfung eine Auffrisch-Impfung (Booster) erhalten haben.
Ab 15. Februar 2022 ist die Gültigkeit des Genesenen-Status (‚Covid Recap‘, certificat de rétablissement) auf 4 Monate begrenzt.
EU- Bürger können ihre digitalen Impfzertifikate direkt in die französische Corona App Tous Anti COVID importieren.
Das Gesetz über den pass vaccinal wurde am Sonntag 16. Januar 2022 endgültig vom Parlament verabschiedet. 60 Abgeordnete überwiegend der Fraktion La France insoumise riefen ebenso wie etwa 60 Senatoren den Verfassungsrat an. Dieser bestätigte am Freitag 21. Januar den Hauptteil des Textes (einschließlich möglicher Identitäts-Kontrollen) als verfassungsgemäß. Ab Montag 24. Januar 2022 wird das Gesetz mit Inkrafttreten somit Anwendung finden. Für politische Veranstaltungen wurde die Erfordernis eines pass vaccinal aufgehoben (um den anstehenden Präsidentschafts- Wahlkampf nicht zu beeinflussen).
Mit den Lockerungen der Corona- Maßnahmen ab 14. März 2022 ist der pass vaccinal nicht mehr im öffentlichen Leben erforderlich. Allerdings bleibt der pass sanitaire (der auch mit einem negativen Testergebnis genutzt werden kann) weiterhin vorgeschrieben in Gesundheits-, Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie Einrichtungen mit Menschen mit Behinderungen.
Mit 1. August 2022 liefen die Regelungen aus – der pass vaccinal ist nicht mehr erforderlich (auch wenn die Regierung sich die Option einer Wiedereinführung offen hält).
Das Versorgungsheim Farmsen war in der Zeit des Nationalsozialismus ein Bestandteil der NS-Rassen- und Aussonderungspolitik. Viele der Bewohner, als ‚Asoziale‘ bezeichnet, wurden zwangssterilisiert, entmündigt, in Lager deportiert. Bisher wird kaum daran erinnert.
Das ‚Werk- und Armenhaus Barmbek‚ richtete 1903 eine Zweigstelle ein. Werk- und Arbeitshäuser hatten den Zweck, Obdachlose, Bettler, Prostituierte etc. durch Arbeit und reglementierten Tagesablauf zu einem ’normalen Leben‘ zu erziehen.
Die neu gegründete Niederlassung, das ‚Versorgungsheim Farmsen‚, war gelegen auf 1899 erworbenem Gelände auf dem Gebiet des damals zwar schon zu Hamburg gehörenden aber von preußischem Gebiet umgebenen Dorfes Farmsen. Hier wohnten und arbeiteten – meist nicht ganz freiwillig – Menschen mit Beeinträchtigungen. Farmsen war die größte Zweigstätte des Werk- und Armenhauses. Es war eine der größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.
1919 erfolgte eine Umbenennung des Werk- und Armenhauses in Versorgungsheim, ab 1920 unter der Ägide des Wohlfahrtsamtes. 1929 wurde es Teil der Hamburger ‚Staatlichen Wohlfahrtsanstalten‚ und gehörte zur Sozialbehörde.
Direktor der Staatlichen Wohlfahrtsanstalten und Leiter des Versorgungsheims Farmsen war von 1926 bis 1950 [!] Georg Steigertahl (27.9.1885 Seesen – 3.5.1977 Hamburg), wichtigster Vertreter des Bewahrungsgedankens (staatliche Zwangsmaßnahme, Freiheitsentzug bis zu undefiniertem Zeitpunkt eines Lebens entsprechend den Normen der Gesellschaft).
„In Farmsen waren bis 1938 drei Prozent aller Entmündigungen in Deutschland durchgeführt worden.“
Michaela Freund-Wider: Frauen unter Kontrolle: Prostitution und ihre staatliche Bekämpfung in Hamburg vom Ende des Kaiserreichs bis zu den Anfängen der Bundesrepublik, Münster 2003 (S. 144)
Über die ‚verwahrten‘ Frauen berichtete Steigertahl 1929:
„Bei den bewahrten Frauen äußert sich die Psychopathie vorwiegend nach der sexuellen Seite hin. Bei einigen hätten wir gerne die künstliche Unfruchtbarmachung durchgeführt, die Ärzte hielten sich aber nicht für befugt dazu. … So bestehen gegenwärtig für bewahrte Frauen: eine Station für alte Schwachsinnige und Psychopathen, die keinerlei Erziehungsmöglichkeiten bieten, – eine weitere Station für ältere, von denen noch manche vorübergehend oder dauernd den Weg in das freie Wirtschaftsleben findet, – eine Station für jüngere Mädchen, die kaum noch Hoffnungen bieten – und eine Station für jüngere, von denen die meisten zur Entlassung kommen.“
Georg Steigertahl, 1929, Deutsche Zeitschrift für Wohlfahrtspflege / ‚Das Bewahrungsgesetz vom Standpunkt der Praxis‘
Das Versorgungsheim Farmsen in der NS-Zeit
Das Versorgungsheim Farmsen wurde während der NS-Zeit umgestaltet zu einer ‚Bewahranstalt für Asoziale‘ „in der Alte, Sieche, chronisch Kranke, Behinderte, Gefährdete und Bewahrungsfälle“ untergebracht wurden (Steigertahl 1936). Ziel war nun nicht mehr Wiedereingliederung, sondern dass die Anstalt sich möglichst selbst finanziert, aus der Arbeitskraft ihrer Bewohner*innen.
Umfunktioniert als geschlossenes Arbeitshaus wurde es auch zur Zwangs-Unterbringung genutzt. Arbeit sollte nicht bezahlt werden, da die Bewohner „einsichtslos und ohne Verständnis für den Zusammenhang von Recht und Pflicht“ seien (Steigertahl 1933). Ein Verstoß gegen den Arbeitszwang konnte die Einweisung in ein KZ (z.B. Buchenwald) zur Folge haben.
Das Versorgungsheim Farmsen war in der NS-Zeit beteiligt an Sterilisation, Deportation, Aussonderung und Euthanasie. Es war mittelbar einbezogen in die ‚Mordaktion T4‚ durch Deportation von Hunderten Bewohnern in Anstalten, in denen sie ermordet wurden.
„Schließlich zog man auf Antrag von Steigertahl 1935 auch die Kompetenz für das Sterilisationsverfahren nach dem GeVeN an sich, so dass die Begutachtung zur Sterilisation nicht mehr im Allgemeinen Krankenhaus in Langenhorn, sondern im Versorgungsheim Farmsen direkt vorgenommen werden und die Gesamtzahl der von dort veranlassten Sterilisationen von 155 im Jahr 1934 auf 408 im Jahr 1936 gesteigert werden konnte.“
Matthias Willing: Das Bewahrungsgesetz (1918-1967): eine rechtshistorische Studie zur Geschichte der deutschen Fürsorge, Tübingen 2003
Allein bis 1930 wurden 800 männliche und 343 weibliche Bewohner*innen des Versorgungsheims Farmsen zwangssterilisiert. Zuständig für die ‚Begutachtung‘: der leitende Oberarzt Dr. Hans Buchta. Er war auch für die Entmündigungs-Gutachten zuständig, gemeinsam mit Dr. Käthe Petersen (Sozialverwaltung). Im Rahmen der Entmündigung fungierte Petersen für Frauen als ‚amtlicher Sammelpflegerin (Sammelpflegschaft) und Sammelvormund‘ (reichsweit einmalig nur in Hamburg). Buchta begleitete auch Transporte in Tötungsanstalten.
Mit der Auflösung der „Staats-Irrenanstalt Friedrichsberg“ 1935 wurden ‚für die Forschung interessante Fälle‘ in die neu gegründete Universitäts-Psychiatrie unter Prof. Bürger-Prinz verlegt, noch arbeitsfähige Personen hingegen in das Versorgungsheim Farmsen, und ‚hoffnungslos psychisch Kranke‘ in die Staatskrankenanstalt Langenhorn.
Zu den Opfergruppen gehören Alkoholkranke, Prostituierte, männliche und weibliche [vgl. Ingrid Liermann] Homosexuelle, Sicherheitsverwahrte, Jugendliche die nicht bei der ‚Hitlerjugend‘ mitmachen wollen, Jüdinnen und Juden, ‚Geistesschwache‘ und ‚Asoziale‘ [vgl. hier].
lesbische Frauen im Versorgungsheim Farmsen
„Jede Anstalt, die derart üble Elemente aufnimmt, die durch ihr Prostituiertendasein an hemmungslosen Geschlechtsverkehr gewöhnt sind, muß damit gerechnet werden, daß sich die Triebhaftigkeit und Hemmungslosigkeit dieser Menschen innerhalb der Anstalt in homosexuellen Beziehungen äußert. Es ist selbstverständlich, daß in Farmsen gegen derartige lesbische Freundschaften vorgegangen wird. … Gerade die Anstalt Farmsen hat das schwierigste und übelste Menschenmaterial als Insassen. Zum größten Teil sind die Frauen entmündigt … Lesbische Beziehungen der Insassen untereinander sind in der Anstalt wie Farmsen an der Tagesordnung und trotz schärfster Aufsicht und schweren Strafen nicht ganz zu unterbinden …“
Bericht der weiblichen Kriminalpolizei Hamburg vom 4. Juni 1941, zitiert nach Gottfried Lorenz: Töv, di schiet ik an: Beiträge zur Hamburger Schwulengeschichte, Münster 2013
Ingrid Sonja Liermann (18.4.1926 – 12.4.2010), 1950 Gründerin und bis 1997 Cheffin der Lesbenbar ‚Ika-Stuben‚ in Hamburg St. Pauli, lebte in der NS-Zeit in verschiedenen Jugendheimen, darunter auch im Versorgungsheim Farmsen.
schwule Männer im Versorgungsheim Farmsen
Am 12. September 2007 wurden vier Stolpersteine verlegt, die an wegen Homosexualität verfolgte männliche Bewohner des Versorgungsheimes erinnern:
Ludwig Döpking (10.4.1881 Hamburg – 3.10.1936 Hamburg)
Richard Elkeles (1906 – 12.3.1941 Hamburg)
Martin Lentfer (1875 – 3.1.1938 Hamburg, Selbstmord nach Verhör wegen §175))
Gustav Remi (4.6.1905 Hamburg – 11.3.1943 KZ Neuengamme; zeitweise Partner von Otto Giering der die NS-Zeit nach ‚freiwilliger Kastration‘ überlebte(pdf)
Bereits kurz nach der Verlegung wurden die Stolpersteine mit NS-Symbolen beschmiert.
Ein weiterer Stolperstein vor seinem letzten Wohnsitz in der Hamburger Neustadt erinnert an einen schwulen Mann, der im Versorgungsheim Farmsen gelebt hat, Kurt Dombeck (8.5.1890 Liegnitz – 28.4.1943 Neuengamme; entmündigt und zwangssterilisiert).
An Georg Jakob Peters (6. Juli 1872 Tating – 6. April 1944 Landesheilanstalt Weilmünster; seit 1906 wegen seiner Homosexualität kriminalisiert) erinnert ein Stolperstein in Hamburg Eppendorf. 1936 bis zu seiner Flucht 1938 nach Köln lebte er im Versorgungsheim Farmsen.
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Während des 2. Weltkriegs wurden Teile der Fläche für Flakstellungen genutzt.
Versorgungsheim Farmsen nach 1945
Nach 1945 kam es für die Bewohner*innen kaum zu Veränderungen. Steigertahl blieb zunächst Leiter des Versorgungsheims Farmsen wie auch der Staatlichen Wohlfahrtsanstalten. Seine Weiterbeschäftigung auch nach 1945 hatte er (eigenen Angaben in seiner Biographie 1974 zufolge) vor allem Sozialsenator Paul Nevermann zu verdanken (laut Schürmann 2018).
Die Praxis der Entmündigung der im Versorgungsheim Farmsen lebenden Menschen wurde nach 1945 zunächst unreflektiert fortgesetzt. Die Verabschiedung des Grundgesetzes erschwerte ab 1949 Entmündigung und Anstaltseinweisung.
1969 führte Hamburg als erstes Bundesland Heimbeiräte als Organ der Mitsprache der Bewohner*innen ein.
Dr. Käthe Petersen, in der NS-Zeit amtlicher Sammel-Vormund und zuständig für Zwangseinweisungen nach Entmündigung, war nach 1945 weiter in der Fürsorge tätig, machte Kariere und erhielt 1973 das Bundesverdienstkreuz.
Das bei der Sozialbehörde angesiedelte ‚Amt für Heime‘ wurde per 1. Januar 1991 aufgelöst. Der Landesbetrieb ‚Pflegen & Wohnen‘ wurde geschaffen. Ab 1. August 1997 wurde er umgewandelt in eine Anstalt öffentlichen Rechts (AÖR) mit der Stadt Hamburg als Eigentümer.
Per 1. November 2005 erfolgte die Privatisierung des Pflegebereichs, die endgültig abgeschlossen wurde per 1.1.2007. Die verbliebenen brerich werden ‚f&w fördern & wohnen‘ benannt und bleiben AÖR.
Nachfolgeunternehmen sind seitdem ‚Pflegen & Wohnen Hamburg‘ sowie ‚Fördern&Wohnen‘. Pflege&Wohnen ist inzwischen größter privater Anbieter stationärer Pflege in Hamburg, Farmsen ist einer von 13 Standorten des Unternehmens.
Gedenken an die Opfer des Versorgungsheims Farmsen
Eine staatliche Gedenkveranstaltung (Bezirksversammlung Wandsbek) fand erstmals am 27. Januar 2013 [!] statt.
Da bisher ein Gedenkort fehlte, pflanzte der ‚Zentralrat der Asozialen Deutschlands‘ ZAID 2015 ein Beet mit Klee auf dem Gelände des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen.
Eine Gedenktafel (August-Krogmann-Str. 100) des Denkmalschutzamtes wuerde zwischenzeitlich demontiert. Sie trug den Text
Die Anlage mit Wohn-, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Fabrikgebäuden entstand 1903 als Zweigstelle des „Werk- und Armenhauses“ Barmbek. Erweiterungen folgten 1912 und in den 1920er-Jahren. Hier wurden behinderte und hilfsbedürftige Menschen untergebracht und in Fabrik, Wäscherei, Haus- und Landwirtschaft beschäftigt. In der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) wurden viele der eingewiesenen sogenannten asozialen Personen zwangssterilisiert, entmündigt oder deportiert. Seit 1961 sind hier ein Pflegezentrum sowie sozialtherapeutische Einrichtungen für seelisch behinderte Menschen untergebracht.
Text der derzeit demontierten Gedenktafel
An der Adresse August-Krogmann-Str. 100 erinnern mehrere Stolpersteine an ehemalige Bewohner*innen des Versorgungsheimes Farmsen.
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