Nahe der Christianskirche in Hamburg Altona befindet sich die Grabstätte Familie Jahn:
Hans Henny Jahnn entwarf 1919 / 1920 diese Grabstätte mit drei Bögen aus Granit für seine Familie (seine Mutter). Die Grabstätte befand sich ursprünglich auf dem Friedhof Stellingen. In Stellingen (seit 1937 zu Hamburg, seit 1951 Bezirk Eimsbüttel) kam auch Hans Henny Jahnn 1894 zur Welt (Högenstr. 61).
Hans Henny Jahnn, geboren als Jahn, verwendete ab seinem 18. Lebensjahr das ‚doppelte n‘ in seinem Nachnamen.
Jahnn selbst war beim Umbau der Orgel der Christianskirche 1928/29 als Orgelsachverständiger beratend tätig.
Sie wurde erst am 17. Dezember 1994 nach Altona auf den Hof der Christianskriche Ottensen verlegt. An die Verlegung erninnert eine Gedenkstele.
Eine Abenteuer-Geschichte aus Hamburg, die zu einem Klassiker des coming of age Films wurde
Hamburg in den 1970er Jahren, in einer Arbeitersiedlung in Hamburg- Wilhelmsburg. Uwe, 14 Jahre alt, ist Anführer einer Bande Jugendlicher. Dschingis ist eines der Opfer der Bande. Dschingis allerdings bietet Uwe Unterschlupf an, als der nach Ärger mit seinem angetrunkenen Vater die Schule schwänzen will. Sie freunden sich an.
Das Leben muss doch mehr zu bieten haben als nur Automaten-Knacken und Rumlungern. In einem geklauten Segelboot machen sie sich auf die Reise — elbabwärts Richtung Nordsee …
„Ich träume oft davon ein Segelboot zu klaun’ und einfach abzuhaun’…“
Udo Lindenberg / Mark Bohm, Schluß-Lied des Films
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Jahre später erst verstand ich: der Zauber dieses Films (wie zahlreicher anderer) liegt nicht in Elbe oder Nordsee, nicht in Uwe oder Dschingis – dieser Zauber wurzelt in Hark Bohm.
Die schwule Szene auf Sylt – das war in den 1980er Jahren ein ganz eigener (und gerade in der Saison überraschend großer) Mikrokosmos.
Man kam ‚mal eben‘ für einen Tagesausflug, sonntags mit dem Tuntenexpress nach Sylt – oder für einen Kurz- oder längeren Urlaub.
In den 1980er Jahren gab es auf Sylt eine vergleichsweise üppige schwule Szene (üppig: Westerland hatte damals gerade einmal 9.500 Einwohner – ohne Zweitwohnungen) :
40 Jahre Aids – die Aids-Krise wird längst auch zur Geschichte, die erzählt wird. Mit welchem Sprachgebrauch bei Aids ?
Bei der Beschreibung der Aids-Krise und ihrer Geschichte wird immer noch, auch 40 Jahre nach den ersten Berichten über Aids, auch auf eine militärische Metaphorik zurück gegriffen, auf Begriffe wie Krieg und Kampf. So spricht z.B. Rosa von Praunheim (schon 1990 wegen seiner moralinsauren Haltung z.B. in einer Aids-Trilogie Ziel von ACT UP Protesten) auch 2021 noch (als einzige der 10 interviewten Experten) in militärischer Metaphorik von „der Kampf ist noch nicht vorbei“ (in „Wir alle hatten Angst“, die 40-jährige Geschichte des HI-Virus, SZ Magazin Nr. 23 vom 11.6.2021).
Die Probleme dieser kriegerischen Metaphorik sind längst bekannt, Susan Sontag hat sie seziert. Ent- Militarisieren wir endlich unseren Sprachgebrauch bei Aids:
Krieg und Kampf – im Sprachgebrauch bei Aids auch nach 40 Jahren?
Beide Publikationen benutzten eine kühle sachliche Sprache – doch schon bald wurden die Berichte bildhafter. Bald wurde im Kontext von Aids von ‚Krieg‘ gesprochen, von ‚Invasion‘, von ‚Schlachten‘.
Und noch heute wird in Berichten über die Aids-Krise oft eine Sprache voll militärischer Metaphorik verwendet.
ACT UP und Therapieaktivismus – tatsächlich eine Schlacht um Medikamente?
Doch schon lange habe ich mich selbst erstaunt gefragt „Was war das für ein Jahr, das mich die Gleichsetzung von Aids und Krieg hinnehmen, vielleicht auch selbst sagen ließ?“ Und komme 2013 zu dem Schluss „‘Aids ist Krieg‘ – geht das? Nein. Die Formulierung ist nicht nur ‘ganz schön heftig’, sondern ziemlich daneben. Aus heutiger Sicht.“ Und deute sie im Nachhinein damals als „hilflosen Versuch, sich gegen Verharmlosung zu wehren, Schmerz und Angst auszudrücken„.
War Aids ein Krieg? Gab es einen Kampf, eine Schlacht um Medikamente?
Nein. Es war keine Schlacht um Medikamente. Es gab keinen Kampf, keine Feinde, keine Niederlagen und großen Siege, es ging nicht um Sieger und Verlierer.
Diese martialische Kriegs- Metaphorik halte ich für unangebracht und nicht zielführend . Sie hilft nicht zu verstehen was damals geschah. Sie scheint mir wie rhetorische Aufrüstung. Sie verhüllt Tatsachen, Probleme, Scheitern und kleinere Erfolge. Und bringt mit sich die Gefahr einer falschen Heroisierung, die die tatsächliche Situation verkennt.
Was wir brauchen sind Versuche die Geschichte von Aids und des Umgangs mit der Aids- Krise nüchtern, ehrlich und auch gefühlvoll darzustellen. Auch um daraus vielleicht lernen zu können.
Es war kein Krieg, es gab keine Schlacht. Es gab eine Seuche. Viele von uns erkrankten, viele starben. Wir erlebten Ignoranz und Gleichgültig. Es gab Interessen und Interessenkollisionen. Wir wollten leben und überleben. Dazu brauchten wir auch wirksame Medikamente. Darum ging es.
Sprachgebrauch bei Aids – Normalisierung auch in der Sprache
Eine Metapher (ein Wort oder Kombination von Wörtern mit bildhafter übertragener Bedeutung) ist ein attraktives Instrument. Sie ist bildhaft, kann einen Sachverhalt leichter verständlich machen. Damit beinhaltet sie jedoch auch die Gefahr zu stark zu vereinfachen.
Zudem: oft sind Metaphern mit einem Subtext versehen, mit versteckten Anspielungen oder Assoziationen. (Beispiel, ganz plump: Aids als ‚Strafe Gottes‘ darzustellen impliziert unausgesprochen ein Fehlverhalten, eine Schuld, die Notwendigkeit einer Sanktion, ein Stigma)
Gerade auch bei der Darstellung der Geschichte der Aids- Krise ist es wichtig mit Sprache bewusst umgehen. Nicht zu heroisieren (auch uns selbst, unser Engagement nicht). Sondern nüchtern, ehrlich und um Erkenntnis bemüht.
die Bedeutung der Sprache – Susan Sontag
Die 2004 verstorbene Publizistin und Essayistin Susan Sontag befasste sich 1989 in ‚Aids und seine Metaphern‘ (Aids and its metaphors) mit der Frage des Sprachgebrauchs bei Aids und seinen Hintergründen. Zuvor hatte sie sich bereits 1978 vor dem Hintergrund einer eigenen Krebs-Erkrankung in ihrem Buch ‚Krankheit als Metapher‘ (Illness as metaphor) damit auseinander gesetzt, wie Krankheit moralisch aufgeladen wird.
„disease is seen as an invasion of alien organisms, to which the body responds by its own military operations“ [‚Krankheit wird gesehen als Invasion fremder Organismen, auf die der Körper mit eigenen militärischen Operationen reagiert‘, Übers. UW]
Susan Sontag, Aids and its metaphors
Sie erkannte wie problematisch die Militarisierung der Sprache im Gesundheitsbereich ist. Welcher Zusammenhang mit einem ethischen Herangehen besteht – und mit der Gesellschaft in der wir leben.
„Indeed, the transformation of war-making into an occasion for mass ideological mobilization has made the notion of war useful as a metaphor for all sorts of ameliorative campaigns whose goals are cast as the defeat of an ‚enemy‘.“ [‚Die Verwandlung der Kriegsführung in eine Gelegenheit ideologischer Massen- Mobilisierung hat den Begriff des Krieges als Metapher für alle möglichen Arten von Verbesserungs-Kampagnen einsetzbar gemacht, die auf die Niederlage eines ‚Feindes‘ ausgerichtet sind.‘]
„Abuse of the military metaphor may be inevitable in a capitalist society, a society that increasingly restricts the scope and credibility of appeals to ethical principle, in which it is thought foolish not to subject one’s action to the calculus of self-interest and profitability.” [Womöglich ist der Missbrauch der militärischen Metapher unvermeidbar in einer kapitalistischen Gesellschaft, einer Gesellschaft die Umfang und Glaubwürdigkeit des Berufens auf ethische Prinzipien zunehmend einschränkt, und in der es für dumm gehalten wird, das eigene Handeln nicht an Eigennutz und Profit zu orientieren.]
Sontag zeigte auf, welche Reichweite diese Metaphorik hat – und über die Frage der Schuld welches Stigmatisierungs- Risiko:
„The metaphor implements the way particularly dreaded diseases are envisaged as alien ‚other‘, as enemies are in modern war, and the move from the demonization of the illness to the attribution of fault to the patient is an inevitable one, no matter if patients are thought of as victims. Victims suggest innocence. And innocenc, by the inexorable logic that governs all related terms, suggests guilt.“ [‚Die Metapher schafft eine Art und Weise, sich besonders gefürchtete Krankheiten als etwas fremdes ‚Anderes‘ vorzustellen, wie es Feinde im modernen Krieg sind, und der Übergang von einer Dämonisierung der Krankheit hin zu Schuldzuweisung an den Patienten ist unvermeidlich, egal ob Patienten als Opfer betrachtet werden. Opfer, das suggeriert Unschuld. Und Unschuld suggeriert, aufgrund der unerbittlichen Logik die alle verwandten Begriffe steuert, Schuld.‘]
Militär- Metaphorik im Sprachgebrauch bei Aids hat damit auch ihr eigenes Stigma-Vokabular im Gepäck. Und potenziell weitreichende Folgen: das Risiko von Repression statt Förderung des Gemeinwohls. Sontag hält sie für besonders ‚unappetitlich und entstellend‘:
„Not all metaphors applied to illnesses and their treatment are equally unsavory and distorting. The one I am most eager to see retired – more than ever since the emergence of AIDS – is the military metaphor. Its converse, the medical model of the public weal, is probably more dangerous and far-reaching in its consequences, since it not only provides a persuasive justification for authoritarian rule but implicitly suggests the necessity of state-sponsored repression and violence. But the effect of the military imagery on thinking about sickness and health is far from inconsequential. It overmobilizes, it overdescribes, and it powerfully contributes to the excommunicating and stigmatizing of the ill.“ [Nicht alle auf Krankheit und deren Behandlung angewendeten Metaphern sind gleichermaßen unappetitlich und entstellend. Am meisten – mehr denn je seit dem Aufkommen von AIDS – ersehne ich den Ruhestand für die militärische Metapher. Das Gegenteil, das medizinische Modell des Gemeinwohls, ist in seinen Folgen wahrscheinlich gefährlicher und weitreichender in seinen Konsequenzen, da es nicht nur eine überzeugende Rechtfertigung für autoritäre Herrschaft liefert, sondern implizit die Notwendigkeit staatlich geförderter Repression und Gewalt suggeriert. Aber die Wirkung militärischer Bilder auf das Denken über Krankheit und Gesundheit ist alles andere als belanglos. Sie übermobilisiert, übertreibt und trägt stark zur Ausschluß und Stigmatisierung der Kranken bei.“
Susan Sontag beschreibt als Ziel – übertragen auch im Sprachgebrauch bei Aids -schon damals
„To regard cancer as if it were just a disease – a very serious one, but just a disease. Not a curse, not a punishment, not an embarrasssement. Without ‚meaning‘.“ [‚Krebs so zu betrachten, als wäre es nur eine Krankheit – eine sehr ernste, aber nur eine Krankheit. Kein Fluch, keine Strafe, keine Peinlichkeit. Ohne ‚Bedeutung‘.‘]
Krankheit nicht moralisch deuten, nicht überhöhen – sondern als Krankheit sehen, ernst aber ohne eigene ‚Bedeutung‘. Gleiches gilt für das Engagement dagegen – weder Krieg noch Kampf, sondern Engagement und Ringen um gute Lösungen und Ergebnisse – weil wir überleben wollten.
Und wohin mit der Militär-Metaphorik?
„About the metaphor, the military one, I would say, if I may paraphrase Lucretius: Give it back to the war-makers.“ [‚Über die Metapher, die militärische, würde ich sagen, wenn ich Lukrez paraphrasieren darf: Gebt sie den Kriegstreibern zurück.‘]
Dem ist nichts hinzuzufügen, auch 2021 nicht.
Lasst uns bei der Beschreibung der Aids-Krise und ihrer Geschichte nüchtern berichten und gefühlvoll erzählen. Aber ohne Miliär- Metaphorik.
Dem Grafiker Maler und Zeichner A. Paul Weber ist in Ratzeburg ein Museum gewidmet. Er gilt als einer der Klassiker der politischen Karikatur in Deutschland – und ist aufgrund seiner antidemokratischen Haltung in der Zeit der Weimarer Republik umstritten, oder „als antifaschistisch missverstanden“.
Betrachtet man Webers politische Umgebung und sein Werk im Zeitkontext, so muss er als Antidemokrat, Zivilisationskritiker, Antisemit und rechter Gegner Hitlers bezeichnet werden.
Antidemokrat und Hitlergegner – Politik im Leben und Werk des A. Paul Weber, AntifaInfoBlatt 12.3.2005
Andreas Paul Weber wurde am 1. November 1893 in Arnstadt (Thüringen) geboren.
Die von Karlheinz Goetke gestaltete Büste von A. Paul Weber schmückte einst die ‚A. Paul Weber Realschule‘ im benachbarten Mölln. Als diese 2009 umbenannt wurde in ‚Gemeinschaftsschule Mölln‘, kam sie zunächst auf den Dachboden. Ein Möllner Kaufmann rettete sie, zeigte sie jahrelang in einer Goedtke-Dauerausstellung in Mölln. Als diese aufgelöst wurde, kam die Büste ins A. Paul Weber Museum in Ratzeburg.
A. Paul Weber starb am 9. November 1980 in Schretstaken (bei Mölln). Sein Grab befindet sich in Ratzeburg am A. Paul Weber Museum.
das A. Paul Weber Museum in Ratzeburg
Noch zu Lebzeiten Webers wurde am 1. November 1973 (Webers 80. Geburtstag) in Ratzeburg das A. Paul Weber Museum eröffnet.
Die Eröffnung des Museums erfolgte durch Bundespräsident Gustav Heinemann, der ein großer Bewunderer Webers war – und aus dessen Hand dieser 1971 das Bundesverdienstkreuz erhielt.
Eine Besonderheit des Museums ist das A. Paul Weber Lithostein – Lager im Keller. Etwa 700 Lithograpie-Steine aus Sollnhofner Kalk sind hier vorhanden, beideseitig genutzt, so dass von annähernd 1.400 Grafiken Webers der Lithostein erhalten ist.
Theodor Körner, am Befreiungskrieg gegen Napoleon teilnehmend, schrieb aus Ratzeburg seinen letzten Brief. Acht Tage später wurde er in Gadebusch tödlich verwundet.
1937 wurde der aus Bremen stammende Paul Gerhard B. in Delmenhorst wegen Vergehens gegen §175 verhaftet. Er war als Homosexueller im Emslandlager (Konzentrationslager Papenburg). B. überlebte die NS-Zeit indem er sich zum Dienst in der Wehrmach meldete.
1983 berichtet er über seine Verhaftung in Delmenhorst, seine Zeit als ‚Rosa Winkel‘ im Konzentrationslager und wie er die NS-Zeit überlebte:
„Von meinen sozialdemokratischen Genossen wußten nur wenige,. daß ich homosexuell war. … Ich hielt es damals auch für die illegale Arbeit der Partei für gefährlich, mich auf intensive Kontakte einzulassen. Sicher hatte ich auch Angst als Homosexueller ‚enttarnt‘ zu werden. Besonders seit 1935, als die Strafandrohungen uns gegenüber verschärft worden waren, hatte bei mir diese Angst zugenommen. Ich kann mich noch erinnern, daß die wenigen homosexuellen Freunde, mit denen ich mich noch traf, ähnlich empfunden haben.“
Der Bremer, auch nach 1933 parteipolitisch für die SPD aktiv, musste bald aus der Stadt fliehen:
„Anfang 1937 bin ich dann nach Delmenhorst gegangen. Für mich war der Aufenthalt in Bremen zu gefährlich geworden. In Delmenhorst hielt ich noch Kontakt zu Genossen, aber an illegale Arbeit war für mich nicht mehr zu denken. Ich hörte dann auch, daß die Polizei in Bremen nach mir gesucht hatte.“
Mit knapp 30 Jahren wurde B. in Delmenhorst nach einer Denunziation verhaftet. Er berichtet
„Die Verhaftung erfolgte in den ersten April-Tagen 1937. Ich hatte in dem Betrieb in dem ich Arbeit gefunden hatte, einen Kollegen kennengelernt, von dem ich erst später erfuhr, dass er in der NSDAP mitarbeitete … In politischer Hinsicht war ich sehr zurückhaltend. … Aber sonst hatte ich ihn wohl ein wenig umworben. An einem Abend hatte ich mich mit ihm verabredet. Doch statt seiner erschienen zwei Polizisten in Zivil, die mich festnahmen. … Erst in einem Wachlokal erfuhr ich, daß mir der Verstoß gegen §175 Strafgesetzbuch zur Last gelegt wurde. … eine Anzeige von Herrn Alfred D. vorläge. Jetzt erst begriff ich, dass mich mein Bekannter ‚ausgeliefert‘ hatte.“
Schon bald folgte die Verlegung von Delmenhorst in eines der Emslandlager – als ‚Rosa Winkel‘, B. zog vor seine illegale politische Arbeit zu verbergen:
„Ich blieb etwa vier Wochen in Polizeigewahrsam, dann wurde ich ohne Gerichtsverhandlung in das Konzentrationslager Papenburg eingewiesen. … Ich hatte in Delmenhorst den Verstoß gegen den §175 auch deswegen so schnell zugegeben, weil ich befürchtete, daß bei Ermittlungen meine illegale politische Tätigkeit herauskommen würde.“
„Papenburg war ein Justizlager … Ich traf dann ja auch zwei SPD-Genossen aus Bremen wieder. … Wir bekamen KZ-Kleidung und ich den ‚Rosa Winkel‘. … Es war nicht so dass wir mit dem ‚Rosa Winkel‘ im Lager der letzte Dreck waren. Aber wir waren ziemlich isoliert. … Die Vorurteile gegen uns waren leicht immer wieder neu aufzuwiegeln. Und so konnten wir mit breiter Zustimmung verfolgt werden.“
Nach 1939 konnte B. der KZ-Haft entkommen, indem er sich zum Dienst in der Wehrmacht bereit erklärte:
„… stellte er [Justizbeamter, nach Kriegsbeginn September 1939] aus KZ-Insassen eine Einheit zusammen. Das war halb freiwillig und halb erpreßt. Ich war jedenfalls bereit, die Wehrmachtsklamotten anzuziehen, um dem KZ zu entkommen. Warum man zugelassen hat, dass ich als ‚Rosawinkel‘-Träger zur Wehrmacht konnte, weiß ich nicht und kann es mir auch nicht erklären. Für mich bedeutete das jedoch Lebensrettung.“
Nach Kriegende die Enttäuschung:
„Als dann nach dem Krieg die faschistische Fassung des §175 in Kraft blieb, war ich sehr entmutigt. … Ich bin dann aus Enttäuschung über die Haltung der SPD aus der Partei ausgetreten
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Strafgefangenenlager Papenburg: vermutlich: mit dem Sammelbegriff ‚Staatliches Konzentrationslager Papenburg‚ wurden die Konzentrationslager Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum bezeichnet, die bereits im Sommer 1933 eröffnet und mit ‚politischen Schutzhäftlingen‘ belegt wurden. Im Sommer 1934 erfolgte eine Neuorganisation unter Aufsicht der SS, Neusustrum und Börgermoor wurden Strafgefangenenlager, Esterwegen blieb bis 1936 Konzentrationslager, ab 1937 bis 1945 ebenfalls Strafgefangenenlager.
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[Quelle: Zeitzeugengespräch mit Paul Gerhard B., Jahrgang 1908, aus Bremen; in: Heinz-Dieter Schilling (Hg.): Schwule und Faschismus, Berlin 1983
Die Verfolgung Homosexueller in Oldenburg und im Oldenburger Land während der NS- Zeit ist bisher wenig erforscht.
Oldenburg war eines der 18 Länder in der Kernzeit der Weimarer Republik. Es wurde bereits seit 1932 von einer absoluten Mehrheit der NSdAP regiert, der NSDAP- Gauleiter wurde Ministerpräsident. Damit war Oldenburg das einzige Land, das bereits vor 1933 eine NS-Regierung hatte.
Die Geschichte Homosexueller in Oldenburg und im Oldenburger Land während der NS-Zeit ist bisher nur sehr rudimentär Gegenstand der Forschung gewesen.
Heil- und Pflegeanstalt Wehnen
Einer der Orte der Verfolgung und Ermordung Homosexueller im Oldenburger Land während der NS-Zeit war die damalige ‚Heil- und Pflegeanstalt Wehnen‘ (heute Karl-Jaspers-Klinik Wehnen – Medizinischer Campus Universität Oldenburg). Mindestens 1.500 Patient:innen kamen hier ums Leben (Harms 1997).
Im Rahmen der NS-Krankenmorde (zu denen auch die ‚Mordaktion T4‚ zählt) kamen hier auch Homosexuelle in ‚Sicherungsverwahrung‘ und wurden psychiatrisiert.
Entsprechend befindet sich auch eine Gruppe Homosexueller unter den Opfern der Krankenmorde (etwa 2.000 noch erhaltene ‚Euthanasie-Meldebögen‘ aus den Jahren 1940 bis 1944). Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt.
in KZs und Lagern ermordete Homosexuelle aus Oldenburg und dem Oldenburger Land
Im Emsland westlich von Oldenburg befanden sich ab 1933 zahlreiche Konzentrations- und Straflager, die so genanten Emslandlager (vgl. das in Börgermoor entstandene Lied der Moorsoldaten). Die Güterwagons, in denen Gefangene zu den Emslandlagern transportiert wurden, müssen zumindest teilkweise auch den Oldenburger Pferdemarkt passiert haben, können kaum unbemerkt geblieben sein.
Johannes Müller und Andreas Sternweiler nennen in der ‚Liste der Toten (der bisher namentlich bekannten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen)‚ (Totenbuch online) im Jahr 2000 u.a. Elimar Wagner, geb. 10.12.1884 in Heppens, heute Stadtteil von Wilhelmshaven, gest. 10.7.1942 KZ Sachsenhausen [in: Müller/Sternweiler, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000]. An Wagner, 1935, 1936 und 1939 wegen § 175 in Hamburg verhaftet, erinnert in Hamburg ein Stolperstein für Elimar Wagner.
Zeitzeugen-Berichte
Bisher sind kaum Zeitzeugenberichte Homosexueller im Oldenburger Land aus der NS-Zeit bekannt.
Flucht 1945 aus Emslandlager nach Nordenham
Der Buchhalter und ‚überzeugte Katholik‘ Johann-Rudolf Braehler (1914 – ?) wurde in der NS-Zeit wegen seiner Homosexualität inhaftiert. Deportiert in eines der Emslandlager, gelang ihm kurz vor Ende des Kriegs die Flucht.
In dem 1981 erschienenen Buch Rosa Winkel, Rosa Listen von Hans-Georg Stümke und Rudi Finkler berichtete Braehler ausführlich.
Bei der Wehrmacht wurde er 1942 inhaftiert:
„… wurde ich wegen eines Verbrechens nach § 175 und wegen Wehrkraftzersetzung angeklagt … Das Urteil lautete zwei Jahre Zuchthaus …“
Zusammen mit weiteren verurteilten Soldaten wurde er in ein Lager im Emsland gebracht:
„Wir landeten in Lingen im Emsland. Noch am selben Tag ging es weiter ins Nebenlager Brual-Rhede III. … Meine übrigen Mitgefangenen waren überwiegend ‚kriminelle‘ Soldaten, Fahnenflüchtige und eben Homosexuelle.“
Kurz vor Kriegsende wurde Braehler angesichts heranrückender Truppen wieder zum Soldat gemacht. Nach dem Waffenstillstand „verdünnisierte“ er sich und machte sich auf die Flucht nach Nordenham (Oldenburger Land):
„Um die Ortschaften, die bereits von den Kanadiern besetzt waren, machten wir einen großen Bogen und kamen unbeschadet bis nach Nordenham, wo wir von der Familie eines Kameraden gastlich aufgenommen wurden. … Nach ein paar Tagen kam ein Freund des Kameraden, der von nun am im gleichen Bett zwischen mir und ihm schlief. Die beiden waren jede Nacht sexuell sehr miteinander beschäftigt. Ich nahm davon keine Notiz, weil ich den festen Vorsatz hatte, von der Geschlechtlichkeit loszukommen.“
alle Zitate: Johann-Rudolf Braehler, Jahrgang 1914, Wehrmachststraflager Brual-Rhede [Lager III der 15 Emslandlager], zitiert nach Stümke/Winkler: Rosa Winkel. Rosa Listen, Reinbek 1981
Braehler wurde auch nach 1945 wegen seiner Homosexualität strafrechtlich verfolgt. Er lebte nach 1945 u.a. in Stuttgart, später in der Eifel und in Köln.
Aufarbeitung der Verfolgung Homosexueller in Oldenburg
2011 startete die Arbeitsgruppe ‚Geschichte der Gesundheits- und Sozialpolitik‘ an der Universität Oldenburg den Versuch, Schicksale Homosexueller aus dem Oldenburger Raum aufzuklären. Knappe Mittel erschwerrten die Arbeit. Die Arbeitsgruppe wurde inzwischen aufgelöst.
Distanz ist gegen unserer Natur – dies ist für mich eine der Erfahrungen der Corona-Zeit.
Distanz ist gegen unsere Natur
„Über eine Berührung kann ganz ohne Worte Vertrautheit oder Geborgenheit als basale Kommunikation zum Ausdruck gebracht werden.“
Prof. Matthias Riedel, Soziologe und Kognitionswissenschaftler, Berner Fachhochschule
Leben – das bedeutet mehr als Existieren oder gar bloßes Überleben. Selbstbverständlich ist Überleben Ziel und Grundvoraussetzung, und als solches wichtiges Ziel. Leben aber bedeutet mehr.
Berührung, Nähe sind vielleicht nicht „systemrelevant“ – aber sie sind lebensrelevant und für uns als Menschen existentiell.
virtuell ist nicht real
Virtuelle Kultur habe ich – gerade bei Konzerten – oft mehr als Kulturersatz wahrgenommen, als Entkörperlichung des Körperlichen.
Der Fernsehturm Steinkimmen – das ist für mich vor allem Erinnerung an meine Kindheit, und an einen Spielplatz …
Am 6. August 1956 begann der Sender Steinkimmen (Gemeinde Ganderkesee, südöstlich von Oldenburg), das „Erste Deutsche Fernsehen“ (NDR) für den Bereich Bremen / Oldenburg auszustrahlen. Bereits seit Herbst 1955 war an der Sendeanlage gearbeitet worden.
Zuvor war schon am 25. Dezember 1955 ein vorläufiger Sendebetrieb gestartet. Von einer mobilen Sendeanlage wurde Hörfunk über UKW ausgestrahlt. Der Turm begann mit 5 Stunden täglichem Sendebetrieb in zwei Zeitblöcken.
Der rot weiß gestrichene Sendemast hatte ursprünglich 298 Meter Höhe bei nur 2 Meter Durchmesser. Am 31. August 1961 wurde der Mast durch eine zusätzliche Spitze erhöht auf seine endgültige Höhe von 305 Metern. Zu seiner Zeit war er das höchste Bauwerk der Bundesrepublik …
Ab Dezember 1962 wurden erste Farb-Sendungen übertragen.
Da sich eine weitere Umrüstung nicht mehr rechnete, wurde 2016 (Baubeginn 4. April) ein neuer Gittermast errichtet – der alte Fernsehturm Steinkimmen wurde obsolet.
Mitte Mai 2017 begannen die Umschaltung auf den neuen Sendeturm und die Abbau-Arbeiten des Fernsehturms Steinkimmen. Nach und nach wurden bis November 2017 Segmente mit dem Hubschrauber abgetragen.
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Den Fernsehturm Steinkimmen erinnere ich vor allem als Ausflugsziel in meiner Kindheit. Das große Staunen, dass ein so dünner Turm völlig frei nur mit ein paar Seilen stehen konnte. Und natürlich, größte Attraktionen, ein großer Spielpatz und der Kleintierzoo …
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