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Konzerte & Festivals Kulturelles Oldenburg

Watt en Schlick Fest 2019

Watt en Schlick 2019 – Chillen, feiern, tanzen, alles direkt am Wattenmeer. Seit 2014 geht das in Dangast beim Kultur- und Musikfestival Watt en Schlick, ganz zauberhaft direkt am Strand unterhalb des Kurhaus Dangast. 6.000 Besucher kamen 2019.

Watt en Schlick 2019
Watt en Schlick 2019 – das Festival am Schlick

Watt en Schlick 2019 Festival

Es ist eines der kleineren, und eines der neueren Festivals in Deutschland: Watt en Schlick in Dangast.

2012 hatte Initiator Till Krägeloh die Idee, und 2014 war es soweit, das erste Festival ging über die Bühne. Krägeloh hatte zuvor jahrelang im Kurhaus Dangast gearbeitet, war aber nie vorher selbst auf einem Festival.

Und der Erfolg des Newcomers kam schnell – bereits 2017 wurde das Festival beim Helga auf dem Reeperbahn-Festival als bestes Festival Deutschlands ausgezeichnet.

2019 fand die sechste Ausgabe #WeS19 vom 2. bis 4. August statt. U.a. traten Sophie Hunger, Moop Mama, Irma, Fatoni, Lars Eidinger, The Black Seeds, Say Yes Dog, Mavi Phoenix, Die Goldenen Zitronen, das Golden Dawn Arkestra, Dendemann und Bilderbuch auf.

Watt und Schlick Fest 2019 – Fotos

Sophie Hunger bei Watt en Schlick 2019
Sophie Hunger beim WeS 2019
LGoony bei Watt en Schlick Fest 2019
LGoony
Moop Mama bei Watt en Schlick Fest 2019
Moop Mama bei Watt en Schlick Fest 2019 (mein Favorit …)
Dendemann bei Watt en Schlick 2019
Dendemann bei Watt en Schlick Fest 2019
Fatoni und Keno Moop Mama bei Watt en Schlick 2019
Fatoni und Keno (Moop Mama) bei WeS 2019
Mavi Phoenix bei WeS Fest 2019
Till Krägeloh Watt en Schlick 2019
Till Krägeloh, der Initiator des Festivals

Watt und Schlick

Watt, das ist jene Fläche im Gezeitenbereich an Küsten, die bei Ebbe trocken fällt. Der Begriff Watt soll vom Ostfriesischen abstammen – weil man durch diese Flächen waten muss.

Hat Watt einen besonders hohen Ton-Anteil, wird es rutschig – und wird Schlick oder Schlickwatt. Schlickwatt ist meist nur in geschützten Bereichen und in Buchten zu finden (so eben am Jadebusen in Dangast / Norddeutschland).

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Vor 40 Jahren waren die Festivals, die ich besuchte, kleine Veranstaltungen mit wenigen Hundert Besucher_innen (siehe Umsonst und Draußen Wardenburg 1979). Inzwischen sind viele Festivals Großveranstaltungen mit mehreren Zehntausend Teilnehmern.

Wie angenehm, dass Dangast mit WeS noch ein Festival mit überschaubaren Dimensionen und fast ‚familärer‘ Atmosphäre ist.Und wie wunderbar 2019 zu erleben wie friedvoll das Miteinander ist, fast erinnert es mich an …

... die Utopie, die wir damals in Wardenburg hatten … umsonst, und draußen und frei … wie der Wind so frei …

…und ich hoffe wir sehen uns 2020 2021 wieder … beim #WES21 in Dangast … 🙂
[nach der Absage Watt en Schlick Fest 2020 aufgrund der Coronavirus Pandemie]

Auch im Jahr 2020 gab es doch ein Watt en Schlick Fest … im Rahmen des Zeitgleich Festival 🙂

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Deutschland Kulturelles

Die Bremer Stadtmusikanten (Marten Vaanden Eynde 2019)

Die Bremer Stadtmusikanten – Interpretation 2019 : mit seiner Installation pinpointing progress interpretiert Maarten Vaanden Eynde vor der Kunsthalle Bremen das bekannte Märchen ‚Die Bremer Stadtmusikanten‘:

die Bremer Stadtmusikanten 2019 - pinpointing progress von Maarten Vaanden Eynde
Die Bremer Stadtmusikanten 2019 – pinpointing progress von Maarten Vaanden Eynde vor der Kunsthalle Bremen , Foto & Bearbeitung Ulli Würdemann 2019

Die Installation pinpointing progress von Maarten Vaanden Eynde war Teil der Sonderausstellung „Tierischer Aufstand“. Sie wurde in der Kunsthalle Bremen vom 23. März bis 1. September 2019 gezeigt. Zuerst war die Installation 2018 auf der Biennale Riga RIBOCA zu sehen. Riga ist Partnerstadt von Bremen.

Der belgische Künstler Maarten Vaanden Eynde wurde 1977 in Leuven geboren. Er lebt und arbeitet in Brüssel. 2017 gewann Eynde den Publikumspreis des Belgischen Kunstpreises BOZAR Brüssel.

Die Ausstellung in Bremen wird gezeigt anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Veröffentlichung des Märchens ‚Die Bremer Stadtmusikanten‚ durch die Gebrüder Grimm. Ihr Grab befindet sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin Schöneberg.

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Nachdenkliches

Schattenseiten und Selbstakzeptanz

„Der Mensch lebt umso entspannter, je mehr er Kontakt zu seinen Schattenseiten hat und diese annehmen kann.“
„Frei ist aber eher jemand, der von sich nicht verlangt, perfekt sein zu müssen.“
„Zu sich mit seinen Ängsten und Schwächen zu stehen, eröffnet den Weg zu einer echten Selbstsicherheit. Sie ist leiser als die mittels Dominanz-Getöse erzeugte, aber dafür tief und menschlich. Selbstakzeptanz statt Selbstoptimierung.“
Prof. Willi Butollo, Psychologe, Interview in der SZ 4.7.2019

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Konzerte & Festivals

Breminale 2019

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Hayiti auf der Breminale am 4. Juli 2019
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Politisches

Hannah Arendt zu Freiheit

Arendt charakterisiete totalitäre diktatorische Gesellschaften.

Sie sieht Freiheit nicht nur als Willens- oder Wahlfreiheit,

„In dem Verhältnis von Politik und Freiheit handelt es sich nicht um die Wil­lens- oder Wahlfreiheit, das ‚liberum arbitrium‘, das zwischen Vorgegebenem, dem Guten und Bösen, eine Entscheidung trifft“

Hannah Arendt, Freiheit und Politik, in: Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Übungen im politischen Denken I, München 1994

Arendt sieht Freiheit vielmehr als Handlungsfreiheit.

Freiheit als positive Freiheit, als Möglichkeit etwas Neues zu schaffen:

„die Freiheit, etwas in die Wirklichkeit zu rufen, das es noch nicht gab“

Hannah Arendt, Freiheit und Politik, in: Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Übungen im politischen Denken I, München 1994

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Arendt schrieb, autoritäre Herrschaft beginne in der Schule – Bildung müsse deswegen darauf abzielen, junge Menschen zu selbständigem Denken und Urteilen zu erziehen.

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Deutschland

der Roland von Bremen

Er gilt als ältestes erhaltenes steinernes Exemplar seiner Art – der Roland von Bremen aus dem Jahr 1404.

Der Bremer Roland ist eigentlich älter als die heute bekannte Figur. Bereits aus dem Jahr 1366 ist bekannt, dass in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai eine damals hölzerne Roland-Figur verbrannte. 1404 wurde sie aus Kalkstein neu geschaffen und auf dem Marktplatz (und damit gegenüber dem Bremer Dom) aufgestellt.

Roland von Bremen im Dezember 2015
Roland von Bremen im Dezember 2015

Das Schwert gilt als Zeichen kaiserlichen Rechts. Der Reichsadler betont den Anspruch Bremens auf seinen Rang – ebenso wie die Schild- Umschrift ‚Vryheit‚.

Der Roland blickt – gen Dom, um dem Bischof zu zeigen, wer ‚in der Freien und Hansestadt das Sagen hat‘? Oder gen Ostertor, um die ankommenden Händler zu begrüßen?

Seit 2004 ist der Bremer Roland in das UNESCO Welterbe aufgenommen. Bereits seit 1973 steht er unter Denkmalschutz.

Der Bremer Roland vor dem Rathaus im Juli 2019
Der Bremer Roland vor dem Rathaus im Juli 2019

Der Kopf der Bremer Statue wurde bei Restaurierungsarbeiten 1983 durch eine Kopie ersetzt, da er durch Umwelteinflüsse zerstört zu werden drohte.

Das Original ist seit 1986 im Focke Museum in Bremen zu sehen:

Kopf des Bremer Roland von 1404 bis 1983 (Focke Museum Bremen)
Kopf des Bremer Roland von 1404 bis 1983 (seit 1986 im Focke Museum Bremen)

Rolandstatuen gelten als Symbol für Statdrechte und bürgerliche Freiheiten. Sie sind in zahlreichen Städten Nord- und Ostdeutschalnds zu fidnen, so z.B. der Roland von Wedel, der Roland von Quedlinburg oder der Roland von Brandenburg.

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Hamburg Politisches

Weisse Rose Hamburg – Denkmal in Hamburg Volksdorf

Die Weisse Rose Hamburg war eine der bedeutenden Gruppen des Widerstands gegen das NS-Regime in Hamburg. Sie gilt als ‚Hamburger Zweig‘ der Münchner Widerstandsgruppe Weißen Rose. Bedeutendstes Mitglied in Hamburg war Hans Leipelt (1921 – 1945). Traute Lafrenz (geb. 3.5.1919 – 6.3.2023 Meggelt, Charleston) hatte wesentliche Bedeutung als Verbdinungsmitglied zur Münchner Gruppe.

An die Weiße Rose Hamburg erinnert im Hamburger Stadtteil Volksdorf ein Denkmal.

Denkmal Weisse Rose Hamburg (Hamburg Volksdorf) mit Hinweis auf die Gedenkveranstaltung am 25.2.2023

Die Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus Weiße Rose entstand in München 1942 um die Studenten Hans und Sophie Scholl und Alexander Schmorell. Im ersten Halbjahr 1943 wurde die Gruppe aufgedeckt, zahlreiche Mitglieder ermordet.

Bereits ab 1942 engagierten sich auch in Hamburg zwei Gruppen von Studenten und Eltern gegen das NS-Regime. Die Münchner Gruppe um die Geschwister Scholl hatte starke Impulse in die Hamburger Gruppe. Auch wenn sie älter ist, wird die Hamburger Gruppe oft als Hamburger Weiße Rose bezeichnet.

„Ja, es ist wahr: Als ich, involviert in die zwischen München und Hamburg verzweigte ‚Weiße Rose‘, am 19. April 1945 in Hamburg vor dem Volksgerichtshof stand, angeklagt der Vorbereitung zum Hochverrat, der Feindbegünstigung, des Rundfunkverbrechens, der Wehrkraftzersetzung und, damit nicht genug, auch noch der Verabredung eines Sprengstoffverbrechens, da war ich 17 Jahre alt.“

Thorsten Müller, ‚Ich war im Widerstand‘. in: Löwenthal / von zur Mühlen: Widerstand und Verweigerung in Deutschand 1933 bis 1945, Berlin Bonn 1982

Weiße Rose Hamburg

Die Weiße Rose Hamburg war generationsübergreifend und umfasste ungefähr 50 Personen (Freundes- und Familienkreise, mit teils unterschiedlichen Motivationen).

Maßgebliche Person war der Chemie-Student Hans Leipelt. Ein wichtiger Ort für die Gruppe war die Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses“ und deren Juniorchef Reinhold Meier.

Mehrere Gruppenmitglieder hatten persönliche Kontakte zur Müncher Gruppe Weisse Rose.

Gedenkveranstaltung Weisse Rose, Volksdorf 25. Februar 2023
Gedenkveranstaltung Weisse Rose, Volksdorf 25. Februar 2023

Hans Leipelt (1921 – 1945)

Hans Leipelt wurde am 18. Juli 1921 in Wien geboren. Er war gut vernetzt in Kreisen des Widerstands gegen das NS-Regime in Hamburg. Nach massiven Schikanen an der Universität Hamburg wechselte er nach München an das dortige Chemische Institut.

Part of sidewalk monument near Munich University, depicting White Rose member Hans Leipelt – Nicoasc – Lizenz CC BY-SA 4.0

Leipelt war auch die wesentliche Kontaktperson der Gruppe zur Münchner Widerstandsgruppe Weiße Rose. Mit den Geschwistern Scholl war er gut befreundet.

Nach der Ermordung von Mitgliedern der Münchner Weißen Rose beschlossen sie, deren Arbeit fortzuführen:

„Ganz spontan entschlossen wir: Wir müssen das weitermachen.“

Marie-Luise Schultze-Jahn (1918 – 2010), Freundin von Hans Liepelt

Ab 1943 wurde die Gruppe unter anderem vom Gestapo-Spitzel Maurice Sachs (eigentlich: Maurice Ettinghausen) ausspioniert. Dieser war wesentlich an der Aufdeckung der Widerstandsgruppe beteiligt. Sachs, französischer Schriftsteller der in Hamburg lebte, war früher Sekretär von André Gide und eng mit Jean Cocteau befreundet.

Hans Leipelt wurde am 8. Oktober 1943 festgenommen. Im Oktober 1944 folgte der Prozeß in Donauwörth, Leipelt wurde zum Tod verurteilt.

Hans Leipelt wurde am 29. Januar 1945 in München – Stadelheim mit dem Fallbeil ermordet.

Der Name ‚Weiße Rose Hamburg‘ wurde von den Mitgliedern der damaligen Gruppe selbst nicht verwendet. Er entstand erst nach Kriegsende (vermutlich erstmals 1948 vom VVN verwendet).

Denkmal Weiße Rose Hamburg Volksdorf

Der damalige Ortsausschuss-Vorsitzende von Volksdorf Dr. Martin Meier-Siem (SPD) erreichte 1977, dass ein Platz in der nach Verlegung des Ferck’schen Hofes neu gestalteten Mitte Volksdorfs sowie das angrenzende Einkaufszentrum nach der Weißen Rose benannt wurden.

Zudem wurde eine Skulptur bei dem Hamburger Maler und Bildhauer Franz Reckert (1914 – 2004) in Auftrag gegeben. Die über 2 Meter hohe weiße Muschelkalk-Skulptur wurde am 1. Juni 1978 eingeweiht.

Denkmal Weisse Rose Hamburg Volksdorf
Denkmal Weisse Rose in Hamburg Volksdorf

Meier-Siem erinnerte sich 1977 an die Beweggründe für die Benennung:

„Wir entschieden uns schließlich dafür in dem Bewußtsein, daß die Erinnerung an die Taten und das Opfer des Kreises der Weißen Rose in der Öffentlichkeit viel zuwenig lebendig ist und daß man sie nicht wachhalten kann mit Zeichen an wenig besuchten, meist friedhofsähnlichen Gedenkstätten.“

Dr. Martin Meier-Siem 1977 in der ‚Zeit‘

1981 wurde das Denkmal ergänzt um eine Tafel mit den Namen der hingerichteten Mitglieder der Münchner Weißen Rose. 1993 wurden die Namen von acht ermordeten Mitgliedern der Hamburger Weißen Rose auf einer neuen Tafel ergänzt.

Gedenktafel am Denkmal Weisse Rose in Hamburg Volksdorf

2006/07 wurde die Skulptur während der Bauarbeiten einer Umgestaltung auf einen Bauhof ausgelagert. Seit Mai 2007 hat sie ihren neuen Standort im Eingangsbereich der Fußgängerzone. Im Januar 2012 wurde eine (blaue) Informationstafel ergänzt, die in deutscher und englischer Sprache über die Skulptur informiert.

In Hamburg Wilhelmsburg erinnert an Hans Leipelt eine nach ihm benannte Straße.

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Fotografie Ulli

Straßenbahnwagen

Straßenbahnwagen(Juni 2019Foto Ulrich Würdemann CC BY 4.0
Straßenbahnwagen (Juni 2019; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)

Wagen der 1982 eingestellten Straßenbahn Bremerhaven, abgestellt in Heinschenwalde

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Deutschland Erinnerungen

Erinnerungen an Bremerhaven 1979 – 1982

Vom Sommer 1979 bis Sommer 1982 lebte ich in Bremerhaven (nachdem ich kurz vorher noch eine Reise nach London machte, als erste Reise alleine, im Marquee Club erstmals Clash hörte – London calling).

Ulli 1977, in der Nähe von Bad Segeberg
Ulli 1977, in der Nähe von Bad Segeberg

Bremerhaven feierte damals gerade das 150jährige Bestehen, wovon noch 2019 ein Wandbild im Hauptbahnhof kündet:

1977: 150 Jahre Bremerhaven
1977: 150 Jahre Bremerhaven (Foto: 2019)

Die Stadt hatte damals noch nicht eine so beeindruckende Skyline wie 2019:

Bremerhaven Skyline 2019
Bremerhaven Skyline 2019

Grund für den Umzug nach Bremerhaven: ich studierte an der dortigen Hochschule. Erinnerungen an Bremerhaven 1979 bis 1982 – an die Hochschule, an schwule und andere Kneipen, an Lieblingsorte und mein beginnendes politisches und schwulenpolitisches Engagement.

Ulli in Bremerhaven im April 1981 (Foto: U-K. Bäcker)

Die ‚Hochschule Bremerhaven‚ hatte damals ihren Hauptsitz im Gebäude der ehemaligen Seefahrtschule Bremerhaven (Bussestrasse, am Anleger der Blexen-Fähre):

Hochschule ex Seefahrtschule Bremerhaven

Die ‚Seefahrtschule Geestemünde‚ ging 1916 aus der 1879 gegründeten Navigationsschule hervor. Das heutige Gebäude wurde 1952 errichtet als Ersatz für das 1944 ausgebrannte Bauwerk. Ab 1953 begann die Kapitäns-Ausbildung, die 1960 in den Neubau an der Columbusstrasse verlegt wurde. Ab 1968 kurzzeitig Seefahrtsakademie, wurde die frühere Seefahrtsschule 1970 umbenannt in Hochschule für Nautik Bremen mit Institut Bremerhaven. Im Sommer 1973 beendeten die ersten Diplom-Nautiker ihre Ausbildung.

die ehemalige Seefahrtsschule Bremerhaven, früher Hauoptsitz der Hochschule Bremerhaven (heute AWI)

Mit der Ausflaggung einer zunehmenden Zahl von Schiffen in Billigflaggen-Staaten sank ab Mitte der 1970er Jahre die Zahl der Studienbewerber als Nautiker. Dem drohenden Abwärtstrend und der diskutierten kompletten Verlegung der Ausbildung nach Bremen entzog sich die Schule durch Entwicklung zweier neuer Studiengänge, Betriebs- und Versorgungstechnik sowie Transportwesen.

Am 1. September 1975 wurde die Hochschule Bremerhaven gegründet. Nautiker wurden noch bis 1984 ausgebildet. Im Sommer 1976 nahm der neu eingerichtete Studiengang Transportwesen seinen Betrieb auf.

Ulli 2019 auf der Blexen – Fähre, im Hintergrund das ffrühere Hauptgebäude der Hochschule Bremerhaven

Ein Jahr später, im Sommer 1977 begann ich hier das Studium, das ich im Sommer 1982 beendete.

Der Neubau auf dem Gelände der früheren Karlsburg-Brauerei (Grundsteinlegung 1983, Architekt Gottfried Böhm, Köln) wurde 1985 fertiggestellt und 1989 sowie 2005 erweitert. Derzeit hat sie etwa 3.000 Studierende.

Neben der Blexen-Fähre legten damals die ‚Butterfahrten‘ ab – manche anstrengende oder nervende Vorlesung schwänzten wir, indem wir eine kurze einstündige Tour mit dem Butterschiff in die Wesermündung machten, zollfrei Alkohol und Tabak kaufen …

Etwas südlich von Bremerhaven lebte mein ‚Lieblings-Prof‘, bei dem ich auch meinen Abschluss machte. Vom direkt vor seinem Haus liegenden Deich blickte man – direkt auf das gegenüber liegende ‚Kernkraftwerk Unterweser‘ aka AKW Esenshamm. und das AKW Stade war auch nicht weit.

Wohnungen

Ulli Januar 1982
Ulli Januar 1982

Nach einem ersten selbst gemieteten Zimmer in Delmenhorst kurz nach meinem 18. Geburtstag war Bremerhaven ein großer Schritt in ein Leben auf eigenen Füßen. Er begann mit einem Zimmer in der Grazer Straße – über einer Großraum-Disco …

ex Tivoli Bremerhaven

In diesem Gebäudekomplex Tivoli an der Grazer Straße befand sich seit 1927 ein Groß-Kino, das mit zeitweise 1.261 Plätzen größte Kino von Bremerhaven: das Tivoli. Nach Ausbombung am 18.9.1944 wurde es am 16. April 1949 neu eröffnet. Im Saal gastierten u.a. Heinz Erhard (1954), Caterina Valente (1955) sowie Zarah Leander, Marika Rökk, Evelyn Künnecke, Peter Frankenfeld und Charlie Rivel. Am 2. April 1964 wurde das Tivoli geschlossen.

Im Saal des Tivoli befand sich später die Großraum-Discothek Christopher of Bremen (danach auch: Mayflower / ab 1985 bis 5.4.1995 Enterprise), die Platz für über 2.000 Gäste bot.

Tivoli Bremerhaven
Tivoli – Komplex Bremerhaven Grazer Strasse 2019, früher Kino später Großraum-Discothek

Seit 2018 arbeitet Beate Kühnau, die Betreiberin der bereits seit 1982 bestehenden Bar Blattlaus und nach Versteigerung mit Paul Steffens (ehem. ‚Disco-König‘ von Bremerhaven) neue Besitzerin des Gebäudes, an einem Konzept zur Reaktivierung des Tivoli, seit 2022 unterstützt von einem gemeinnützigen Verein.

In diesem Komplex hatte ich mein erstes Zimmer in Bremerhaven – ganz oben (siehe Foto). Es war laut, an Wochenenden extrem laut. Die Musik der Discothek Christopher of Bremen war nicht zu überhören.

Ich wohnte nicht lange hier, zog bald mit einem Komilitonen in eine WG, später dann in meine erste eigene Wohnung – praktischerweisde nicht weit entfernt von meinem ‚zweiten Wohnzimmer‘, dem Wally.

Erdgeschoß unten rechts – hier war mein erstes WG-Zimmer in Bremerhaven …

Ausgehen in Bremerhaven

Wally / Alte Bürger

siehe getrennter Text Wally Bremerhaven (1976 – 1989)

Gabys ‚Vakuum’…

Hier im Vakuum verbrachten wir viele ungezählte Nächte, Liebslingsbeschäftigung nachdem Gabi die Bar offiziell geschlossen hatte: Cocktails erfinden – einer hinter der Theke mixte was ihm gerade einfiel, alle mussten trinken … Die Folgen waren umwerfend …

das ehemalige Vakuum, ca. 1982 (Foto: privat)

Atlantis Kino, Hafenstraße 144

Das Atlantis Kino in der Hafenstrasse in Bremerhaven verbinde ich ganz besonders mit einem Film – der Rocky Horror Picture Show. Diesen Film sah ich hier unzählige Male, und nicht nur als ‚braver Kinobesucher‘, sondern mit Bier, Reis werfend und mit singend … Diese Vorführungen waren Feste …

Das Atlantis Kino wurde am 18. April 1954 in der Hafenstraße 144 (erste Etage im damaligen Hotel Norddeutscher Hof) eröffnet. Das Kino für maximal 250 Gäste galt damals als ein Kino „im Stil eines kleinen Studios“.

1957 bis 1983 wurde das Atlatins Kino vom Bremerhavener Kino-Unternehmer Theo Marseille betrieben (der u.a. Ende der 1960er Jahre auch das Wall-Kino in Oldenburg übernahm).

Das Atlantis Kino wurde 2002 geschlossen. Nach der Schließung des Aladin Kinos war es bis zur endgültigen Schließung im April 2007 noch einmal in Betrieb.

Das Gebäude wurde 2012 abgerisen, hier befindet sich 2019 ein Parkplatz.

schwule Kneipen in Bremerhaven – Karls ‚Minerva‘

Meine ersten Schritte in schwule Welten war ich schon in Oldenburg gegangen. In Oldenburg besuchte ich 1978 auch zum ersten Mal eine Schwulenbar. In Bremerhaven war die Auswahl nicht größer als in Oldenburg, und – nicht eben erfreulich für einen jungen Mann …

Karls Minerva war etwas besonderes. Eine einfache Eck-Kneipe mit langgezogenem Tresen, dahinter ein zweiter Gastraum mit Billard. Und Karls Minerva lag, wie das Gildestübchen, bei meinen ersten beiden Wohnungen in Bremerhaven gleich um die Ecke …

Karl, der Wirt, war damals wohl in seinen 50ern. Und ein echter Grantler. Karl konnte unbequem sein, laut, und wen er nicht mochte, dem zeigte er dies deutlich. Aber Karl war gleichzeitig auch ‚eine Sele von Mensch‘

Dieses Weihnachten 1980 habe ich in bleibender Erinnerung. An dem Abend, an dem das Foto mit mir im Minerva entstand, überzeugte mich Karl. Nein, er faltete mich regelrecht zusammen. Ich solle mich mal zusammenreissen, Weihnachten nicht alleine in ’ner Kneipe rumhängen sondern – zu meinen Eltern fahren und ihnen endlich sagen das ich schwul bin. Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg … Karl sei dank … 😉

schwule Kneipen in Bremerhaven – Gildestübchen

Eigentlich war es … mir anfangs echt unangenehm, das Gildestübchen. Ältere Herren saßen am Tresen, tranken Bier ohne ein Wort zu sagen. Dazu Musik aus der Jukebox. Betrat ein junger Mann das Lokal, setzte sich ebenfalls an die Theke, hatte er bald ein oder zwei oder drei Bier vor sich stehen, offeriert von freundlich erwartungsvoll dreinschauenden Herren. Und noch vor dem ersten Schluck mindestens eine Hand auf dem Obverschenkel oder ..

Auch wenn ich oft im Gildestübchen war (nun ja, es gab eben in Bremerhaven nicht viel Alternativen neben Minerva und Black 8) – genau Situationen wie diese waren für mich einer der Gründe, 1981 eine Gruppe mit zu gründen (die SAB Schwule Aktion Bremerhaven, für die ich auch mein erstes Flugblatt schrieb), in der sich Schwule anders begegnen, und aktiv werden könnten

Und außerdem gab es in Bremerhaven gottseidank gut besuchte Klappen

Straßenbahn Bremerhaven

In meinen Bremerhavener Jahren gab es sie noch, die Straßenbahn von Bremerhaven. 1982 stellte sie ihren Dienst ein.

Bereits 1881 bekam Bremerhaven eine Pferdebahn – elektrifiziert ab 1908 als Straßenbahn. Im Jahr 1949 fuhtren 6 Straßenbahn-Linien in Bremerhaven. Nach 101 Jahren war dann am 30. Juli 1982 endgültig Schluß – die letzte Straßenbahn-Linie wurde auf Busbetrieb umgestellt. Über eine Wiedereinführung der Straßenbahn Bremerhaven wurde merhfach diskutiert – bisher ohne positives Ergebnis.

Reste der ehemaligen Straßenbahn von Bremerhaven sind heute noch zu entdecken – bei einer Zugfahrt von Bremerhaven nach Bremervörde. Dort stehen im Bahnhof von Heinschenwalde (Hipstedt) drei Wagen der ehemaligen Straßenbahn Bremerhaven:

drei Wagen der früheren Straßenbahn Bremerhaven 2019 im Bahnhof Heinschenwalde

Die Wagen werden hier seit 2010 übergangsweise bis zu einer Sanierung aufbewahrt durch den Verein Bewahrung der historischen Werte Bremerhavens e. V..

von Bremerhaven nach Hamburg

Schon bald entdeckte ich, Bremerhaven hatte gerade in schwuler Hinsicht halt sehr wenig zu bieten, Hamburg für mich. Ausgehen, tanzen, Freunde treffen … und (nicht nur) Übernachten in der (längst legendären) schwulen Sauna Club Uhlenhorst. Oft fuhr ich mit meinem froschgrünen Fiat …

Ulli auf dem Land nahe Bremerhaven 1981
Ulli mit seinem froschgrünen Fiat 127, auf dem Land in der Nähe von Bremerhaven

Meist aber nahm ich den Zug. Bis Anfang der 1990er Jahre gab es zunächst eine Verbindung von Bremerhaven über Bremervörde nach Stade, von dort weiter nach Hamburg, bedient mit Schienenbus.

Schienenbus „wie damals“, 2019 EVB Bahnhof Bremervörde

Bald aber gab es zu akzeptablen Zeiten ab Bremervörde nur noch den Bahnbus, und am 25.9.1993 wurde der Personenverkehr Bremervörde – Stade endgültig eingestellt. Seitdem besteht eine Verbindung der EVB (die die Strecken übernommen hat) über Buxtehude.

Seit 2018 fahren auf der Strecke (weltweit erstmalig) moderne Wasserstoff- Personenzüge mit Brennstoffzellen- Antrieb.

Thieles Garten

… gab’s damals noch nicht. Jedenfalls nicht zugänglich als öffentlichen Park. Inzwischen aber schon – und: sehr sehenswert!

Thieles Garten in Bremerhaven / Ringer vor dem maurischen Haus
Thieles Garten / Jüngling neben dem maurischen Haus
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Fotografie Ulli

unter der Eiche

unter der Eiche Juni 2019 Foto Ulrich Würdemann CC BY 4.0
unter der Eiche (Juni 2019; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)