Schnee von gestern. Nein, er ist nicht mehr aktuell. Interessiert niemanden mehr. Ist nicht von heute. Aus der Mode gekommen. Mehr als gestrig, altmodisch. Ne olle Kamelle. Hat sich abgenutzt, ist längst uninteressant geworden.
Aber – woher stammt diese Formulierung ?
Schnee von gestern
Gebräuchlich ist die Formulierung seit dem 19. Jahrhundert. Sie leitet sich vermutlich ab aus dem Refrain eines Gedichts, aus der Ballade des dames du temps jadis (Ballade der Frauen von einst) von François Villon (1431 – nach 1463):
Prince, n’enquerez de sepmaine
Où elles sont, ne de cest an,
Qu’à ce reffrain ne vous remaine:
Mais où sont les neiges d’antan!
(etwa: Prinz, frage nicht wo sie sind, nicht in einer Woche, nicht in einem Jahr – uns bleibt nur dieser eine Reim: wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr; Übers. UW)
François Villon gilt als der bedeutendste Dichter des französischen Spät-Mittelalters an der Schwelle zur Neuzeit.
Bertolt Brecht zitiert Villons Vers in ‚Nannas Lied‘ (1939; vertont von Kurt Weill)
Wo sind die Tränen von gestern abend?
Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?
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