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Homosexualitäten Oldenburg

Familie Schmidt (1981): Wetten das ist Frau Witten?

„Aufrecht, deutsch, homosexuell“ – die schwule Theatergruppe ‚Familie Schmidt‘ debütierte 1981 mit ihrer ersten Produktion „Wetten das ist Frau Witten“.

Corny Littmann und Gunter Schmidt gründeten 1981 die schwule Theatergruppe “ Familie Schmidt – aufrecht – deutsch – homosexuell „. Erstes Stück der Gruppe ist, uraufgeführt 1981, „Wetten das ist Frau Witten“ – eine bunte Mischung aus Spielszenen und Musikeinlagen, „ein flotter Abend vor dem Bildschirm und dtsch. Kartoffelchips„.

Schon bald wird ‚ Familie Schmidt ‚ ein erfolgreiches Tourneetheater, allein mit ihren ersten Stück ‚Wetten das ist Frau Witten‘ treten sie auf über 200 Bühnen auf.

Familie Schmidt / Wetten das ist Frau Witten, Plakat für Auftritt im Waldschlößchen 1981
Familie Schmidt / Wetten das ist Frau Witten, Plakat für Auftritt im Waldschlößchen 1981
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Erinnerungen Oldenburg

2mecs Coming-out Erinnerungen im Museum

2mecs Frank und Ulli erinnern sich an ihre Coming-outs – zu sehen und zu hören in der Ausstellung Homosexualität_en im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin.

Im Deutschen Historischen Museum und im Schwulen Museum* eröffnete jüngst die Ausstellung ‚Homosexualität_en‘. Der erste Saal der Ausstellung im DHM widmet sich dem Thema Coming Out. An zahlreichen Säulen sind jeweils Video-Interviews zu sehen, in denen Menschen über ihr Coming Out sprechen, oft ergänzt um einem Gegenstand, mit dem sie dieses Coming Out besonders verbinden – darunter auch 2mecs Frank und Ulli.

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Homosexualitäten

Homosexualität_en Ausstellung Berlin – Eröffnung 24.6.2015

Die Ausstellung Homosexualität_en wurde am 24. Juni 2015 in Berlin im Deutschen Historischen Museum DHM und im Schwulen Museum* eröffnet.

Homosexualität_en Ausstellung Berlin – Eröffnung Deutsches Historisches Museum 24.6.2015 – Fotos

Homosexualität_en Berlin 2015 Eröffnung
Homosexualität_en Berlin 2015 Eröffnung

Homosexualitäten Berlin 2015 Eröffnung
Homosexualitäten Berlin 2015 Eröffnung

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HIV/Aids

HIV-Community-Preis 2015 an zwei Projekte aus Frankfurt und Köln

Das Projekt „Helping Hand” des HIVCENTER der JW Goethe-Universität Frankfurt sowie der „Kontaktladen Vision e.V.” des JES Bundesverbandes sind heute im Rahmen des Deutsch-Öster­reichischen AIDS-Kongresses (DÖAK) mit dem HIV-Community-Preis 2015 ausgezeichnet worden. Die Deutsche AIDS-Gesellschaft, die Deutsche AIDS-Hilfe, die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) und Janssen haben den Förderpreis 2013 ins Leben gerufen, um wegweisende gemeinnützige lokale Projekte und Netzwerke auszuzeichnen, in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und damit zur Nachahmung anzuregen. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 12.000 Euro wird je hälftig von dagnä und Janssen gestiftet.

HIV Community Preis

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Homosexualitäten

homophil

homophil – griech., etwa: dem gleichen zugeneigt, das gleiche liebend

Der Duden vermerkt als Bedeutung des Wortes homophil

eine Liebesbeziehung, erotische Kontakte zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern ausdrückend, aufweisend

und gibt als synonyme Begriffe an

gleichgeschlechtlich, homosexuell, schwul

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Der Begriff ‚Homophilie‚ geht vermutlich zurück auf Heimsoth:

Der Mediziner Karl-Günther Heimsoth legte 1924 an der Universität Rostock seine Doktorarbeit vor, die sich mit gleichgeschlechtlicher Liebe und Sex befasste – unter dem Titel „Hetero- und Homophilie“. Der Begriff der Homophilie wird hier unter Rückgriff auf Ideen Hans Blühers und Otto Weiningers entwickelt.

Heimsoth, 1899 in Charlottenburg geboren, engagierte sich in der Homosexuellenbewegung der Weimarer Republik. Er wandte sich allerdings gegen Magnus Hirschfeld und dessen WhK, lehnte desen These vom ‚dritten Geschlecht‘ ab.

Heimsoth war deutlich antisemitsch eingestellt. Bereits 1925 formulierte er (laut zur Nieden eindeutig auf Hirschfeld gemünzt) in seinem Artikel „Freundesliebe oder Homosexualität“ für die von Adolf Brand herausgegebene Zeitschrift Der Eigene, die „männerheldische heroische Freundesliebe“ bleibe „in der Idee und Verständnismöglichkeit dem Judengeiste fremd“ (zitiert nach [2]).

Heimsoth wurde am 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP, soll der Partei aber schon vorher nahe gestanden haben. Parallel arbeitet er auch mit der KPD zusammen.

Heimsoth wurde im März 1934 verhaftet, nach Breslau überführt und dort nach knapp 2 Wochen wieder freigelassen. Kurz darauf soll er in Breslau erschossen worden sein.

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„Den Homophilen war nicht unbedingt daran gelegen, gesellschaftliche Mehrheiten für ihre Anliegen zu gewinnen. Im Gegenteil, offensive Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit versuchten sie zu vermeiden. Ihre Interventionen folgten keinem demokratischen Politikverständnis, sondern einem liberal-elitären, demzufolge wenige Aufgeklärte die breite Masse zu führen hatten. Diese sollten der Toleranz durch rechtliche Reformen den Weg bahnen, und erst dann, so die Überzeugung, lasse sich gegen die in der gemeinen Bevölkerung tief verwurzelte Homosexuellenfeindlichkeit etwas ausrichten.“

Benno Gammerl, Anders fühlen, München 2021

Gammerl betont die

„patronageartige Abhängigkeit von Eliten, an deren heteronormativer Vorbildlichkeit die Öffentlichkeit keinen Zweifel hegte“

„homophiler Anständigkeit verhaftet“ vs. „emanzipatorische Aufmüpfigkeit“

„Wende von der homophiler Strategie des bedachtsamen Aufklärens zur lesbisch -schwulen Taktik des provokativen Aufrüttelns“

„Mit Tabubrüchen, Provokationen und sexuellen wie emotionalen Experimenten inszenierten sich die Emanzipationsbewegungen der 1970er-Jahre bewusst als Gegner*innen der unauffälligen Homophilen aus der Phase des Ausweichens.“

Benno Gammerl, Anders fühlen, München 2021

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[1] Karl Günter Heimsoth: Hetero- und Homophilie. Eine neuorientierende An- und Einordnung der Erscheinungsbilder, der „Homosexualität“ und der „Inversion“ in Berücksichtigung der sogenannten „normalen Freundschaft“ auf Grund der zwei verschiedenen erotischen Anziehungsgesetze und der bisexuellen Grundeinstellung des Mannes, Dortmund 1924
[2] Susanne zur Nieden: Die „männerheldische heroische Freundesliebe“ bleibt „dem Judengeiste fremd“. Antisemitismus und Maskulinismus (pdf)

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Berlin Homosexualitäten

Hans Borgward und die Gesellschaft für Reform des Sexualrechts

Der Kaufmann Hans Borgward (1895 – ?) war ein bedeutender Aktivist der 50er-Jahre-Homosexuellenbewegung.

Hans Borgward war Gründer und wichtigster Kopf der Gesellschaft für Reform des Sexualrechts (1949 – 1960), einer der wesentlichen Gruppen der zweiten Homosexuellenbewegung – und die einzige Gruppierung, die erfolgreich eine Eintragung als Verein erreichte.

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Hans Borgward (1895 – ?)

Hans Borgward wurde am 27. Februar 1895 in Berlin als Sohn eines Schneiders geboren. Er wuchs in Schöneberg nahe der Apostel-Paulus-Kirche auf. In den 1930er Jahren (1934 bis 1938) betrieb er hier als Juwelier eine Silberwarenhandlung.

In der NS-Zeit wurde Hans Borgward wegen Homosexualität verhaftet (Juni 1935), für drei Monate ins KZ Lichtenberg deportiert und zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

In Nachkriegs-Deutschland engagierte sich Hans Borgward für die Rechte Homosexueller. Er gründete 1950 die Gesellschaft für Reform des Sexualrechts (s.u.).

Seit den 1930er Jahren lebte Hans Borgward in Berlin-Schöneberg in der Grunewaldstraße 78:

Wohnsitz von Hans Borgward und Geschäftsstelle der Gesellschaft für Reform des Sexualstrafrechts
Grunewaldstr. 78 I – ehemaliger Wohnsitz von Hans Borgward und in den 1950er Jahren Sitz der Geschäftsstelle der Gesellschaft für Reform des Sexualstrafrechts
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Homosexualitäten

Yagg – 2016 Aus für LGBT-Internetportal, 2017 Rückkehr

Das französische LGBT-Internetportal Yagg wurde liquidiert – und kehrte 2017 zurück. Bereits seit 2015 war die Zukunft der 2008 gegründeten Seite aufgrund finanzieller Schwierigkeiten bedroht. Eine 2015 gestartete Abo-Kampagne brachte zahlreiche Neu-Abonnements, dennoch kam das Unternehmen im September 2016 unter Zwangsverwaltung. Ende Oktober 2016 beschloss das Handelsgericht Paris die Liquidation des Unternehmens. 2017 wurde eine Rückkehr angekündigt.

Das Internetportal Yagg berichtete erstmals im Juni 2015 von ernsthaften finanziellen Problemen.  Bis zum Ende des Jahres sollten, so das Ziel der Redaktion, 3.000 neue Abonnent/innen gefunden werden, um das Überleben der Seite zu sichern.

Yagg – Abonnenten zum Überleben

Das Internetportal setzte zu Beginn auf gratis lesbaren Content und wechselte erst vor kurzem teilweise auf Artikel mit einem Bezahlmodell. Viele wenn auch nicht alle Artikel befinden sich inzwischen hinter einer Paywall und sind nur AbonnentInnen zugänglich. Für Abonnenten geworben wird u.a. mit einer Kampagne von Abonnenten-Bekundungen ‚Yagg muss leben!“.

Die Site befinde sich weiterhin in finanziellen Schwierigkeiten, betonte Chefredakteur Christophe Martet Anfang November 2015 in einer Nachricht an die Leserinnen, mit bisher etwa 1.700 AbonnentInnen sie das Ziel von 3.000 noch nicht erreicht.

Yagg habe seit seinem Bestehen zu wenig Unterstützung von öffentlichen oder privaten Stellen erhalten, beklagen die Redakteure. Auch ein Antrag auf 140.000€ aus einem von Google finanzierten Fonds zur Förderung elektronischer Medien (FINP) sei soeben abgelehnt worden.

Zur Kostenstruktur des Portals teilte Martet Ende November 2015 mit, 5 Vollzeit-Angestellte sowie ein Teilzeit-Praktikant seien zu Löhnen zwischen dem 1,2- und 1,4fachen des Mindestlohns (in Frankreich SMIC) beschäftigt, gesamt 13.860 Euro. Hinzu kämen 1.600 € monatlich für Mieten und Abgaben sowie 2.500€ weitere Kosten. Allein aus Werbe-Einnahmen könnten diese Kosten nicht gedeckt werden – deswgen bräuchte man schnell 3.000 Abonnenten.

Die Vereinigung französischer LGBT-Journalisten (AJL, Association des journalistes LGBT) zeigte sich in einer Stellungnahme besorgt über die Schwierigkeiten bei zwei der wichtigsten LGBT-Medien in Frankreich.

Der französische Geschäftsmann Jean-Jacques Augier, früherer Inhaber von Tetu, bemerkte zur Krise der LGBT-Medien und der ‚Demobilisierung von Lesern‘, in Zeiten von Ehe für alle und Ende der Stigmatisierung Homosexueller fehle vielen lesern und Internetnutzern die Einsicht in die Notwendigkeit von Medien, die für ihre Rechte eintreten. Unter Verweis auf sein Lieblingsbuch (‚Gay Berlin‘, Robert Beachy) betonte er, die Geschichte zeige dass Gleichberechtigung ein ständiger Kampf sei.

Yagg und die zeitweise Kooperation mit Tetu

Yagg startete am 4. November 2008 und wurde von vier Journalist/innen gegründet, Judith Silberfeld, Yannick Barbe, Xavier Héraud und Christophe Martet. Zuvor hatten sie am 6. Mai 2008 die Herausgeber-Gesellschaft LGNET gegründet.

Christophe Martet war zuvor von 1999 bis 2007 stellvertretender Chefredakteur des Homo-Magazins Tetu und 1994 bis 1996 Präsident von ACT UP Paris. Am 22. Februar 2016 teilte die bisherige Chefredakteurin und Yagg-Mitgründerin Judith Silberfeld mit, sie verlasse die Redaktion, bleibe aber im Aufsichtsrat.

2013 / 2014 hatten Tetu und Yagg im Internet-Bereich zusammen gearbeitet – de facto hatte Yagg die redaktionellen Inhalte geliefert und technische Dienstleistungen für Tetu erbracht.

Tetu musste nach 20jährigem Bestehen vor kurzem Konkurs anmelden. Im November 2015 wurde Tetu (Internetseite und Markenname) vom StartUp Idyls übernommen.

Yagg – 2016 das Aus

Am 15. September 2016 teilte Yagg in einer Notiz an die Leser/innen mit, LGNET SAS (die herausgebende Gesellschaft) befinde sich ‚unter dem Schutz des Gerichts‘. An 6. September war der Antrag auf Zwangsverwaltung gestellt worden. Neben dem Ausfall eines Aktionärs wurden der Aufschub mehrerer Werbekampagnen sowie die immer noch nicht ausreichende Anzahl an Abonnent/innen (über 2.000) als Gründe genannt.

Als eine mögliche Lösung wurde der Verkauf von LGNET genannt. Nach der Ankündigung der Zwangsverwaltung unterstützten über 200 Leser/innen Yagg mit Spenden oder neuen Abonnements. Man sei auf der Suche nach investoren, teilte die Site Anfang Oktober 2016 mit.

Das 2015 formulierte Ziel von 3.000 Abonennten, die Yagg als für das wirtschaftliche Überleben notwendig erachtete, wurde nahezu erreicht. Bis zum 25. Oktober 2016 zeiget das ‚Abo-Barometer‘ der Seite 2.651 Abonnent/innen, 88% des angestrebten Wertes.

Am 25. Oktober 2016 – wenige Tage vor dem 8. Geburtstag der Site – beschloss das Handelsgericht Paris dann, dass die Yagg herausgebende Gesellschaft LGNET liquidiert werde. Zwar war ein Übernahmeangebot eingereicht worden, dies wurde jedoch als unzureichend bezeichnet.

Für die verbliebenen fünf Mitarbeiter bedeutet dies die Entlassung. Vorhandene Aktiva einschließlich der Marke ‚Yagg‘ und dem Archiv der bisherigen Artikel werden zum Verkauf gestellt.

Die Situation sei eh schon schwer für die Medien, kommentierte Xavier Héraud, seit Frühjahr 2016 Chefredakteur von Yagg. Für LGBT-Medien, isoliert in ihrer Nische, sei sie noch schwieriger. Man habe den Wandel der Medienlandschaft nicht ausreichend bewätigt, weil Yagg zu lange einzig auf Werbe-Einnahmen gesetzt habe.

2017: Yagg kehrt zurück

Am 25. Januar 2017 verkündete Yagg seine Rückkehr – eine Einigung mit dem Handelsgericht sei erzielt worden.

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HIV/Aids

Adieu positiv e.V.

Am Wochenende (12. bis 14. Juni 2015) traf sich positiv e.V. , einer der Organisatoren und Veranstalter der Bundesweiten Positiventreffen im Waldschlößchen, zu seiner jährlichen Klausur-Tagung. Ich habe mit dieser Klausur meine Mitgliedschaft bei positiv e.V. beendet.

Ich bleibe dem Verein positiv e.V. in Gedanken verbunden. Ich werde sicher auf dem ein oder anderen Treffen zukünftig als Teilnehmer sein – und mich auch inhaltlich einbringen, wie zum Beispiel bei der Konzeption der ‚Positiven-Uni‘ im kommenden Januar. Dafür aber muss ich nicht Mitglied sein.

Wie Positiventreffen zukünftig gestaltet sein sollen, welche Inhalte und Themen, welche Zielgruppen – da sollen jüngere Positive (als ich es bin) sich vermehrt einbringen.

Ich hoffe weiterhin, den Zeitpunkt zu erleben an dem für Positiventreffen – da es keine Aidskrise mehr gibt, Leben mit HIV mit keinen Probleme mehr verbunden ist – kein Bedarf mehr besteht. Bis es soweit ist, wünsche ich positiv e.V. und den Bundesweiten Positiventreffen alles Gute.

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Homosexualitäten

Elemente einer homosexuelle Kritik, Diekmann / Pescatore 1979

Bernhard Diekmann und Francois Pescatore veröffentlichten ihr Buch “ Elemente einer homosexuelle Kritik “ 1979 im Verlag rosa Winkel.

Begeisterte Herausgeber auf der Suche nach dem Perversen

Texte aus dem direkten Umfeld der französischen FHAR – der die Herausgeber begeistert gedanklich folgen (und die in einem Beitrag chronologisch portraitiert wird):

„wir [die Schwulen der FHAR, d.Verf.] werden uns nicht damit zufrieden geben, uns zu verteidigen, wir werden angreifen. Wir sind nicht gegen ‚Normale‘, aber gegen die normale Gesellschaft.“

Die Herausgeber erleben Homosexuelle in (West-)Deutschland hingegen damals völlig anders:

Die Homosexuellen sind längst normal geworden und fühlen sich hierzulande am wohlsten bei einer Brühwarmaufführung unter Heterosexuellen, von denen nichts mehr sie unterscheidet.

– und dies 1979. Prophetisch? (ggf. ‚Brühwarm‚ durch … ersetzen) oder resignierend bis depressionsfördernd (zumindest für emanzipationshungrige fortschrittsgläubige Schwule)?

Was aber machen französische Schwule (Mitte der 1970er, zur Zeit des Entstehens der Texte) nach Absicht der Herausgeber anders?

„Eher hatten die Franzosen das eigentliche Mehr erkannt, daß an jedem Ort, in jedem Augenblick und aus jeder Art von Begegnung zusätzlich die Liebe entstehen kann; sie hatten verstanden, daß im homosexuellen Leben etwas existiert, das weder mehr noch weniger aus nur einer einzigen, bestimmten, sondern aus jeder Situation entstehen kann und Homosexuell-Sein heißt, dafür offen zu sein.“

Die (nur damalige?) Realität hingegen erleben sie anders:

„Solange die Homosexuellen sich nicht vorstellen können, daß die Heterosexuellen es mit ihnen treiben, ohne homosexuell zu sein, solange sie diskutieren, ob die von einem Heterosexuellen empfangene Zärtlichkeit eine homosexuelle Qualität habe, und solange sie die Heterosexuellen zu Erklärungen veranlassen, die diesen eine Position zuschreiben und ein Geständnis aufzwingen, solange hat die Liebe der Homosexuellen – auch die unterdrückte – noch zuviel Bedeutung, ist noch zu sehr Wunsch, sich in einem anderen Blick selbst zu betrachten oder von anderen besehen zu lassen.“

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„Elemente einer homosexuellen Kritik“ ist eine wunderbare Ergänzung zu „Drei Milliarden Perverse“, Diekmann / Pescatore 1980 sowie zu „Das homosexuelle Verlangen“ / Guy Hocquenghem 1974.

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‚ Elemente einer homosexuellen Kritik ‚ erlebe ich (noch heute, beim Wiederlesen nach vielen vielen Jahren) in seinen Grundpositionen als fundamentaler als vieles, was ich in schwulenbewegten Diskussionen hierzulande gehört habe.

Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, die Debatte war Mitte der 1970er (in Frankreich) zumindest bei Schwulen im Umfeld der FHAR weiter, als sie hier je war geschweige denn heute ist …

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Francois Pescatore war u.a. auch Übersetzer des Romans „Als Jonathan starb“ (Tony Duvert, 1984)

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Bernhard Diekmann, Francois Pescatore
Elemente einer homosexuellen Kritik
Französische Texte 1971 – 77
Verlag rosa Winkel
Schwule Texte
Nr. 4
Berlin 1979

nur noch antiquarisch erhältlich

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Frankreich Politisches

Appell vom 18. Juni 1940 – Charles de Gaulle

Frankreichs Widerstand gegen die Besatzung wird weitergehen – in seinem Appell vom 18. Juni 1940 ruft Charles de Gaulle zum Widerstand und zum Kampf auf. Er legt damit den Grundstein für Frankreichs Zukunft und rettet die Ehre der Franzosen.

„Aber ist das letzte Wort gesprochen? Muss die Hoffnung weichen? Ist die Niederlage endgültig? Nein!“

„Was auch geschieht: Die Flamme des französischen Widerstandes darf und wird nicht erlöschen.“

Mit eindringlichen Worten wendet sich Charles de Gaulle in seinem Appell vom 18. Juni 1940 an das französische Volk. Der britische Premierminister Winston Churchill hatte de Gaulle genehmigt, sich über BBC direkt an das französische Volk zu weden.

De Gaulle fordert energischen Widerstand gegen die Besetzung Frankreichs und gegen die NS-Truppen, gegen die Teilung Frankreichs durch eine Demarkationslinie. Die Niederlage sei nicht endgültig. Er fordert insbesondere Offiziere und Soldaten, Facharbeiter und Ingenieure der Rüstungsindustrie auf sich ihm anzuschließen, und kündigt weitere Ansprachen für die folgenden Tage an.