Kategorien
Frankreich Homosexualitäten

4 Millionen Euro Spenden im ersten Jahr – wer finanziert die Homoehe-Gegner in Frankreich?

Über 4 Millionen Euro konnten sie seit Gründung für ihre homophoben Aktivitäten sammeln – die Homoehe-Gegner der ‚Manif pour tous‘ in Frankreich. Wer sind die Finanziers der Homogegner?

4,38 Millionen Euro konnte die ‚Manif pour tous‘ (mpt) allein im ersten Jahr ihres Bestehens (Geschäftsjahr Oktober 2012 bis 31. Dezember 2013) sammeln, erklärte die Organisation. Man veröffentliche (erstmals) die Daten nicht aufgrund einer Verpflichtung, sondern aus Gründen der Transparenz, so der Präsident.

Seit 17. Mai 2013 können auch Personen gleichen Geschlechts in Frankreich die Ehe schließen (‚marriage pour tous‘, Ehe für alle). Über 7.000 so genannte Homoehen wurden allein im ersten Jahr in Frankreich geschlossen.

Demonstration für Homoehe Frankreich am 27. januar 2013 in Paris ( "Mieux vaut un mariage _GAY_ qu'un mariage triste" - 'Lieber eine Homoehe als eine triste Ehe'), Foto Oliver H.)
Demonstration für Homoehe Frankreich am 27. Januar 2013 in Paris ( „Mieux vaut un mariage _GAY_ qu’un mariage triste“ – ‚Lieber eine Homoehe als eine triste Ehe‘), Foto Oliver H.)

Two protesters during the marriage equality demonstration in Paris, 27 January 2013 wave a sign with the French slogan „Mieux vaut un mariage _GAY_ qu’un mariage triste“ meaning in English „Better a _GAY_ marriage a sad marriage“. The photo is taken in front of the headquarters of w:International Union Against Tuberculosis and Lung Disease  – User:Oliver HCC BY-SA 3.0

Kategorien
HIV/Aids

Spätdiagnose HIV vermeiden – Testangebote verbessern

Spätdiagnose HIV – erst bei oder kurz vor einer Aids-Diagnose von der eigenen HIV-Infektion erfahren, von diesem leidvollen Schicksal sind jedes Jahr annähernd 900 Menschen in Deutschland betroffen. Bisherige Testangebote reichen offensichtlich nicht aus – können HIV-Selbsttests (sog. HIV-Heimtest) zur Lösung beitragen, die Gefahr vermeidbarer Aids-Erkankungen senken?

Die Anzahl der Fälle von Spätdiagnose HIV erst bei oder kurz vor einer AIDS-Diagnose ist unverändert auf hohem Niveau. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtete Ende Juni 2014 über die Situation zu HIV und Aids in Deutschland im Jahr 2013.

Spätdiagnose HIV unverändert hoch – was läuft schief?

1.162 Menschen erkrankten 2013 in Deutschland an Aids (216 Frauen, 946 Männer; 43% = 505 bei MSM,  229 = 19,7% keine Angabe zum Infektionsrisiko).

Ein bestürzend hoher Anteil von ihnen wußte bis kurz vor der Aids-Erkrankung nichts von der eigenen HIV-Infektion:

Kategorien
HIV/Aids

Blutspender HIV und Hepatitis C 2008 – 2012

Bei 114 Blutspendern wurde im Jahr 2012 eine HIV-Infektion festgestellt, davon 32 bei Neu-Spendern (6,4 HIV-Infektionen pro 100.000 Blutspenden) und 82 bei Mehrfach-Spendern (3,3 pro 100.000). Die Zahlen liegen seit Jahren auf annähernd gleichem niedrigen Niveau.

Kategorien
Hamburg

SchlandStrick aus StrickSchland

Schland Strick aus Strick Schland :

SchlandStrick aus StrickSchland Schland
SchlandStrick aus StrickSchland

#WM2014

Der taz gefällt wohl mein SchlandStrick-Bild – „Galgen, Galeerenbau, Gegenpissen …“ SchlandStrick in der taz-Reihe „Das WM-Teil“, mit einigen HErläuterungen in Sachen ‚Urban Knitting‘:

taz 07.07.2014: Das WM-Teil XIX – Der Schland-Baum

.

Kategorien
Frankreich HIV/Aids

Frankreich ermöglicht Druckraum – Einführung, erste Erfahrungen

Frankreich schaffte 2015 die rechtliche Grundlage für Druckräume (Drogenkonsumräume). Am 7. April 2015 stimmte die Nationalversammlung in erster Lesung für ein entsprechendes Gesetz. Der erste Druckraum wurde in Paris am 10. Oktober 2016 eröffnet, ein weiterer im November 1016 in Strasbourg. Im Februar 2017 gaben die Betreiber erste Erfahrungen bekannt.

Paris und Strasbourg sind die beiden ersten Städte, in denen in Frankreich im Rahmen eines Pilotversuchs 2016 Druckräume eröffnet werden.

Die gesetzlichen Voraussetzungen für Druckräume wurden 2015 nach langen Debatten geschaffen. Nach mehr als vier Stunden erregter Debatten stimmte die Assemblée national, die französische Nationalversammlung, am Abend des 7. April 2015 für die Ermöglichung experimenteller Drogenkonsumräume.

Im Vorfeld hatte es monatelang Auseinandersetzungen um die ‚Schießbuden‘ (salle de shoot, Druckraum, ‚Fixerstube‘) gegeben. Insbesondere Politiker der konservativen ‚Les Républicain`‘ (früher UMP) wandten sich teilweise dagegen. Nun stimmte die Mehrheit aus Abgeordneten der PS mit Unterstützung weiterer linker Gruppen (50 gegen 24 Stimmen) dafür, Druckräume für einen Zeitraum von sechs Jahren experimentell zu ermöglichen. Ein entsprechender Passus ist in Artikel 9 des geplanten ‚Gesetzes zur Modernisierung des Gesundheitssystems‘ (loi de modernisation du système de santé) enthalten.

Marisol Touraine, Gesundheitsministerin Frankreichs, hatte bereits am 19. Juni 2014 die Grundzüge des zukünftigen ‚Gesetzes über die öffentliche Gesundheit‘ (loi de santé publique) vorgestellt. Einer der Schwerpunkte neben Reformen  bei der Abrechnung von Arztbesuchen und der Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten zum Gesundheitssystem ist die Prävention.

Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier)
Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier, cc by-sa 2.5)

Marisol Touraine Juillet 2007 – Marisoltouraine.png: Ludovic Lepeltier derivative work: M0tty CC BY-SA 2.5

Kategorien
HIV/Aids

Pillen und die Angst vor HIV – PrEP und Stigma

PrEP – Pillen, die vor einer Infektion mit HIV schützen sollen. Viel ist darüber diskutiert worden, was für und gegen diese Strategie spricht. Ein Argument ist meines Erachtens bisher wenig bedacht worden: die potentiellen Wechselwirkungen zwischen PrEP und Stigma .

english summary at end of text

.

Pillen und die Angst vor HIV – Gedanken zur PrEP – Debatte

Pillen, die vorbeugend vor einer Infektion mit HIV schützen – was lange wie ein schöner Traum klang, scheint längst Wirklichkeit zu werden. In den USA ist eine ‚Pille zum Schutz vor HIV‘ bereits (unter bestimmten Bedingungen) zugelassen, und auch in Europa beginnt zunehmend die Diskussion darüber, ob die so genannte PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe, Schutz vor einem möglichen Kontakt mit einem Erreger) eine sinnvolle Möglichkeit sein könnte.

Pillen zum Schutz vor einer HIV-Infektion – wenn das schon möglich ist, funktioniert, dann kann man diese Möglichkeit doch niemandem vorenthalten, oder? Also muss ich doch eigentlich auch die für die Einführung der PrEP sein, auch bei uns, oder?

Kategorien
Politisches

Fritz Bauer (1903 – 1968)

Der deutsche Jurist Fritz Bauer trieb als einer der wenigen Juristen seiner Zeit lange Jahre die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen voran und prägte sie. Bauer war als hessischer Generalstaatsanwalt Initiator und 1963 Chefankläger des Frankfurter ‚Auschwitz-Prozesses‘.

Bauer gilt als ‚Jurist im Dienste der Humanität‘ (BMJ). Er setzte sich Zeit seines Lebens für Demokratie und Menschenrechte ein.

„Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“

Fritz Bauer

Die Homosexualität Fritz Bauers (der selbst 1936 bis 1940 wegen seiner Homosexualität in Dänemark verfolgt wurde) wurde – ebenso wie sein Jüdischsein – in den zahlreichen Würdigungen lange Jahre tabuisiert, verschwiegen oder schlicht nicht thematisiert.

Fritz Bauer und das Ringen um die Abschaffung des § 175

Fritz Bauer beschäftigte sich in seinem Wirken als Jurist immer wieder auch mit sexualpolitischen Fragen, kritiserte staatliche Eingriffe in die Intimsphäre.

„Der Staat hat […] keinen Anspruch auf eine Regelung der Intimsphäre; es ist nicht seine Sache, den Inhalt von Eros und Sexus der einzelnen zu bestimmen.“

Fritz Bauer: Geburtenkontrolle nach dem Recht der Bundesrepublik (1967), zitiert in [1]

Schon ab Beginn der 1950er Jahre forderte Bauer die Abschaffung des § 175.

1952 (Bauer war Gerneralstaatsanwalt in Braunschweig) versuchte er den Paragraphen durch das BVerfG auf seine Verfassungmäßigkeit überprüfen zu lassen, Bauers Antrag wurde allerdings abgelehnt vgl. [1]. Kurt Hiller schrieb dazu an Bauer

„Das Unrecht, das statthat, überrascht mitnichten; überraschend vielmehr ist die Tatsache, dass es heute Generalstaatsanwälte Ihrer [Ihrer kursiv] Haltung gibt. Dazu beglückwünsche ist Sie, ehrlich verehrter Mann, und dazu beglückwünsche ich unser Deutschland.“

Kurt Hiller am 5.4.1952 an Fritz Bauer, zitiert in [1]

Gemeinsam mit Hans Bürger-Prinz, Hans Giese und Herbert Jäger war Fritz Bauer 1969 Herausgeber von ‚Sexualität und Verbrechen – Beiträge zur Strafrechtsreform‘.

Und Rolf Italiaander stellte seinem ein jahr zuvor erschienenen Buch ‚Weder Krankheit noch Verbrechen‘ die Widmung voran

„Dieses Buch ist dem Ansehen zweier Juristen gewidmet: Generalstaatsanwalt Ernst Buchholz, Hamburg [und] Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer, Frankfurt am Main. Beide halfen im Nachkriegsdeutschland, das Recht zu humanisieren. Beide förderten dieses Buch durch Ratschläge.“

Rolf Italiaander: Weder Krankheit noch Verbrechen (Widmung), Hamburg 1968

Ausstellung Fritz Bauer – Der Staatsanwalt

Fritz Bauer – Der Staatsanwalt
Ausstellung
Jüdisches Museum Frankfurt am Main
10. April bis 7. September 2014

Fritz Bauer – Der Staatsanwalt, Ausstellung Frankfurt 2014

.

[1] Werner Renz: Wider die Sittenwächter – Fritz Bauers Kritik am überkommenen Sexualstrafrecht der 1950er und 1960er Jahre, Aufsatz auf Basis eines Vortrags ‚Queer Lecture‘ am 08.06.2016 in Berlin

Kategorien
HIV/Aids

Nationaler Aids-Beirat: Zugang zu HIV-Therapie

Der Nationale Aids-Beirat fordert Zugang zu HIV-Therapie für alle Menschen, die sich in Deutschland aufhalten, für die Zeit ihres Aufenthalts und unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Er benennt dazu in seinem Votum Nr. 46 konkrete Maßnahmen.

Jeder Mensch, der sich in Deutschland aufhält, soll für die Zeit des Aufenthalts Zugang zu HIV-Therapie entsprechend den geltenden Leitlinien haben. Dies betont der Nationale Aids-Beirat in seinem Votum  Nr. 46 vom 19. März 2014, veröffentlicht am 6., online seit 10. Juni 2014.

Kategorien
Hamburg

Zeitgeist 1914 – die Kindersoldaten von Ahrensburg

Kindersoldaten bewachen den Eingang zur U-Bahnstation Ahrensburg-Ost – seit 1914, dem Jahr des Beginns des Ersten Weltkriegs, bis heute. Ein Beispiel für den Zeitgeist 1914.

Eine der meist schön anzusehenden Stationen der Walddörferbahn  [U1] im Hamburger Osten – blickt man auf die U-Bahnstation Ahrensburg Ost:

U-Bahnstation Ahrensburg Ost / Eingang
U-Bahnstation Ahrensburg Ost / Eingang

Ein genauerer Blick allerdings lässt erschrecken:

Kategorien
Lacanau

1864: Einweihung Kanal Lacanau – Bassin d’Arcachon

31. Mai 1864: Der Präfekt weiht den ersten Abschnitt des Kanals ein, der später Lacanau mit dem Becken von Arcachon verbindet: den Abschnitt zwischen dem Etang / Lac de Lacanau und Le Porge (Kanal Lacanau – Le Porge).

Am 10. März 1846 wird erstmals eine Untersuchung über die Möglichkeit eines Kanals zwischen Lacanau und dem Meer in Auftrag gegeben. Am 29. Januar 1848 wird der Bericht des ‚Service des dunes et du dessèchement‘ des Départements Gironde vorgelegt. Am 10. August 1848 beginnen  die ersten Arbeiten – und am 31. Mai 1864 kann der (technisch bereits 1860 fertiggestellte) erste Abschnitt feierlich eröffnet werden.