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Frankreich

METTIS Metz fährt Busway in LeMet‘

Am 5. und 6. Oktober 2013 wurde in Metz in Nordost-Frankreich ein neues Nahverkehrs-System eingeweiht –  METTIS Metz , mit Bussen auf Basis eines Diesel-Hybrid-Antriebs.

Auf zwei Linien von annähernd 18 km Streckenlänge fahren Busse in Straßenbahn-Optik. Sie verkehren auf eigenen Fahrstreifen und haben an Ampeln Vorrang-Schaltung. Gebaut wurden die 27 Fahrzeuge des „Bus à haut niveau de service“ (BHNS, Busway oder BRT Bus Rapid Transit) mit einer Kapazität von jeweils 150 Passagieren vom belgischen Hersteller Van Hool (Typ Equi.City, wie sie auch in Parma und Barcelona eingesetzt werden).

METTIS Metz
METTIS Metz
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Erinnerungen Oldenburg

Landheim Immer – Jugend-Erinnerungen

Das Landheim Immer – ein einzelnes Haus, für Selbstversorger, mitten im Wald, rings herum Bäume und Ruhe. Mitte der siebziger Jahre verbrachte ich hier viele schöne Tage und Nächte, als Mitglied und als Betreuer von Jugend- und Konfirmanden-Gruppen.

Das ‚ Landheim Immer der evangelischen Jugend Delmenhorst‘ liegt etwa 15 km von Delmenhorst (meiner Geburtsstadt) entfernt im ‚Havekoster Sand‘ (Gemeinde Ganderkesee, Landkreis Oldenburg), sehr ruhig abseits einer Straße in einem großen Waldgebiet.

Landheim Immer, Oktober 2013
Landheim Immer, Oktober 2013

Die Anfänge dieses Landheims gehen zurück in das Jahr 1931 – von einer Initiative junger Erwachsener erbaut, konnte das Landheim Immer im Sommer 1931 eingeweiht werden. Seit 1966 wird es von einem Kuratorium in Selbstverwaltung betrieben. 2009 wurde eine Stiftung zum Erhalt des Landheims Immer gegründet.

Das Landheim Immer war eher „rustikal“ eingerichtet. Es bietet 26 Betten in vier Schlafräumen, davon zwei Schlafsäle mit jeweils 10 Betten. Das Haus ist explizit ein Selbstversorger-Haus, heißt: Essen mitbringen, selbst zubereiten, Abwasch und Reinigen selbst organisieren, damals auch: selbst Holz hacken.

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Ich erinnere mich an viele Aufenthalte im Landheim Immer, Mitte der siebziger Jahre – als ich selbst Konfirmand war, später als Mitglied einer Jugendgruppe und selbst als Leiter von Jugendgruppen und Freizeiten.

Ulli 1975 im Landheim Immer
Ulli 1975 im Landheim Immer

Meine Mitarbeit in kirchlichen Jugendgruppen endete irgendwann im Jahr 1977 recht abrupt.Der zuständige Pastor wollte einem Mitglied der Jugendgruppe, in der ich selbst war, nach dessen Austritt aus der Kirche den Zutritt zu den Räumen im Gemeindehaus (in dem wir uns trafen) verbieten. Mit der Folge, dass die gesamte Gruppe sich solidarisch zeigte – wir zogen alle aus, trafen uns zukünftig (und noch für lange Zeit) privat..

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Politisches

Willy Brandt Grab in Berlin Zehlendorf

Willy Brandt, am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren, starb am 8. Oktober 1992 in Unkel (nahe Bonn). Das Willy Brandt Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf.

Willy Brandt Grab – Fotos

Willy Brandt Grab, Juni 2013
Willy Brandt Grab, Juni 2013
Willy Brandt Grab, Juni 2013
Willy Brandt Grab, Juni 2013

Einige hundert Meter vom Grab von Willy Brandts befindet sich das Rut Brandt Grab.

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Homosexualitäten Paris

Paris Homoehe 2013 15 Prozent aller Ehen (akt.3)

In der französischen Hauptstadt haben seit Juni bis Oktober 2013 über 500 lesbische und schwule Paare geheiratet. Insgesamt wurden 2013 in Paris über 1.000 mal eine ‚ Homoehe ‚ geschlossen. Unterdessen ziehen Gleichstellungsgegner erneut vor Gericht.

510 Paare des gleichen Geschlechts haben sich seit Juni 2013 bis Anfang Oktober, seit Inkrafttreten der „Ehe für alle“ (mariage pour tous; ‚Loi Taubira‚, Nº2013-404 vom 17. Mai 2013) in Frankreich, allein in Paris das Ja-Wort gegeben. Dies berichtet das Magazin „Têtu“. Damit haben gleichgeschlechtliche Ehen einen Anteil von 12 Prozent an allen Eheschließungen (4.240) in der Hauptstadt. [siehe Aktualisierung 3 am Ende des Artikels]

Prozentualer Spitzenreiter bei den gleichgeschlechtlichen Eheschließungen ist das 4. Arrondissement. Es ist eines der ältesten der Stadt – und umfasst mit einem Teil des Marais (der andere liegt im 3. Arr.) auch einen bedeutenden Teil der schwul-lesbischen Szene von Paris. Bürgermeister Christophe Girard (Sozialisten) konnte in den vergangenen drei Monaten bereits 33 Homo-Paare trauen – was in diesem Zeitraum über 40 Prozent aller Eheschließungen in seinem Arrondissement ausmachte, darunter sieben Frauen-Paare und 26 Männer-Paare. Girard selbst war am 15. Juni der erste gewählte offen schwule Politiker, der nach dem neuen Recht heiratete.

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Kulturelles

Jean Cocteau Grab in Milly

Jean Cocteau, Multi-Talent der französischen Kultur, starb am 11. Oktober 1963 in Milly-la-Forêt nahe Fontainebleau. Er ist in der Chapelle St. Blaise beigesetzt.

Der Dichter, Dramaturg, Graphiker und Schauspieler Jean Cocteau starb am 11. Oktober 1963 im Alter von 74 Jahren in seinem Haus in Milly-la-Forêt.  Zuvor hatte er am 22. April einen weiteren schweren Herzinfarkt gehabt. Er starb eine Stunde, nachdem er die Nachricht vom Tod Edith Piafs erhalten hatte. Sein Grab befindet sich am Ortsrand von Milly in der Chapelle St. Blaise in Milly-la-Forêt.

Milly-la-Foret, Chapelle St .Blaise
Milly-la-Foret, Chapelle St .Blaise

Nach seinem Tod am 11. Oktober 1963 wurde Jean Cocteau zunächst am 16. Oktober 1963 auf dem Friedhof Saint-Blaise-hors-les-murs  beigesetzt. Am 24. April 1964 wurde sein Leichnam umgebettet in das Innere der Chapelle St. Blaise.

Jean Cocteau, Fotos der Trauerfeierlichkeiten und Beisetzung im Jean Cocteau Haus
Jean Cocteau, Fotos der Trauerfeierlichkeiten und Beisetzung im Jean Cocteau Haus

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Jean Cocteau Grab

Jean Cocteau Grab in der Chapelle St. Blaise in Milly-la-Foret
Jean Cocteau Grab in der Chapelle St. Blaise in Milly-la-Foret

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Cocteau war eng mit dem (wegen seines Engagements in der Kunst im Nationalsozialismus umstrittenen) deutschen Bildhauer Arno Breker befreundet. Das von Breker geschaffene Cocteau-Portrait wurde bei der Trauerfeier 1963 in der Kapelle aufgestellt. Ein weiteres Exemplar steht heute im ‚Museum für Europäische Kunst Schloss Nörvenich‘.

Jean Cocteau, Portrait-Büste Arno Breker 1963
Jean Cocteau, Portrait-Büste Arno Breker 1963

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‚Je reste avec vous‘

Jean Cocteau, Grab, Je reste avec vous
Jean Cocteau, Grab, Je reste avec vous

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Jean Cocteaus früheres Wohnhaus in Milly-la-Forêt ist inzwischen (eingeweiht am 22. Juni 2010) ein Museum.

Die Chapelle St. Blaise in Milly-la-Forêt, in der er beigesetzt ist, ist ebenfalls öffentlich zugänglich.

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Aktivitäten zum 50. Todestag von Jean Cocteau 2013

Im Kulturzentrum Espace culturel Paul Bédu fand aus Anlass des 50. Todestages von Cocteau vom 28. September bis 10. November 2013 unter dem Titel „Sur les pas de Jean Cocteau à Milly-la-Forêt“ eine Ausstellung mit Schwerpunkt auf seinem Leben in Mily-la-Forêt statt.

Eines der Meisterwerke Cocteaus und des französischen Films, ‚La Belle et la Bête“ (Originaltitel in Deutschland: Es war einmal), ist in Frankreich (bereits zum zweiten Mal nach der ersten Restaurierung 1995) restauriert worden. Der restaurierte Film kam am 2. Oktober 2013 neu in die Kinos und erschien (in Frankreich) auch auf DVD und BlueRay.

Die Cinématheque francaise in Paris widmete Cocteaus Filmschaffen, insbesondere den beiden Filmen ‚La Belle et la Bête‘ und „La Testament d’Orphée‘, bis zum 26. Januar 2014 eine Ausstellung unter dem Titel „Jean Cocteau et le cinématographe“.

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Erinnerungen

Milly-la-Foret mit Julien Ende der 1980er und 2013 (akt.)

Nimm dir die nächsten zwei Tage nichts vor, ja?“ Julien schaut mich lachend an, seine Vorfreude ist nicht zu übersehen.

Ende der 1980er Jahre. Vor einigen Monaten war Julien, den ich im Jahr zuvor in Amsterdam kennen und lieben gelernt hatte, von Nizza nach Paris gezogen. In Nizza und Mougins hatten wir viele schöne Momente gemeinsam gehabt.  Zum zweiten Mal besuche ich ihn nun in seiner kleinen rumpeligen Wohung in Paris, gelegen nicht weit vom längst legendären Le Sept in einem Hinterhof der zu dieser Zeit nicht eben vornehmen Rue St. Anne.

Ich frage nicht nach, was er plant für diese ominösen kommenden zwei Tage, freue mich auf eine Überraschung. Wir haben viel gemeinsam an Interessen, von Nina Hagen (die ich 1978 zum ersten mal selbst gehört hatte, im Rockpalast Delmenhorst, und von der ich ihm zahlreiche Tapes und einige Bootlegs besorge) über Architektur bis Film; ich weiß er wird sich etwas Besonderes überlegt haben.

Am nächsten Morgen schließen wir, jeder einen Rucksack mit kleinem Gepäck, die Tür seiner Wohnung, fahren mit der Metro einige Stationen in den Pariser Süden. Dort erwartet uns in einem Café bereits ein Freund von Julien, der ihm seinen Wagen leiht. Weiter geht es in einem etwas klapprigen Renault, Julien fährt, wir sind beide guter Dinge. Ich genieße die Nähe mit und zu ihm, freue mich zu spüren dass es auch ihm sehr gut geht.

Die Häuser werden kleiner, schließlich wird es richtig grün, Wiesen, Wald – und bald stehen wir in einem kleinen Ort, vor einer beeindruckenden Markthalle, halten vor einem Café. Sicher eine Rast auf unserem Weg, denke ich. „Voila, c’est ici„, Julien zeigt auf ein kleines Hotel nebenan, dort hat er ein Zimmer reserviert. Was wir hier wollen? „Warte ab – heute Nachmittag„, grinst er.

Milly-la-Foret
Milly-la-Foret

Nach einer vergnüglichen Mittagspause spazieren wir über den Marktplatz, auf einer Dorfstraße aus dem Ort hinaus – zu einer kleinen eher unscheinbaren Kapelle am Ortsende von Milly. Gehen hinein – und ich habe eine unerwartete, sehr intensive Begenung, mit Jean Cocteau, und auf andere Weise mit Julien.

Milly-la-Foret, Chapelle St .Blaise
Milly-la-Foret, Chapelle St .Blaise
Milly-la-Foret, Markthalle
Milly-la-Foret, Markthalle

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So lernte ich Ende der 1980er Jahre Milly-la-Forêt kennen, die Chapelle St. Blaise mit dem Jean Cocteau Grab, und sehe erstmals das (damals noch private und nicht zugängliche) Jean Cocteau Haus.

Dieser Besuch, dieser Tag war eines der intensivsten, schönsten Geschenke, die mir je ein Liebhaber gemacht hat. Starke Bilder und Gefühle, die tief in meiner Erinnerung sind.

Jean Cocteau, Grab,  Je reste avec vous
Jean Cocteau, Grab, Je reste avec vous

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Am 4. Oktober 2013, eine Woche vor Jean Cocteaus 50. Todestag war ich erneut in Milly-la-Forêt und der Chapelle St. Blaise.

Julien, wo auch immer du bist, merci! Je pense souvent à toi – und ganz besonders heute, in Milly-la-Forêt und der Kapelle!

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Nachtrag 09.10.2013: gefunden als Lesezeichen in einem der Foucault-Bändchen: die damaligen Eintrittskarten 🙂

Milly-la-Foret mit Julien / die damaligen Eintrittskarten
Milly-la-Foret mit Julien / die damaligen Eintrittskarten

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Frankreich HIV/Aids Politisches

Frankreich: Emmanuelle Cosse – führt ex-Präsidentin von ACT UP zukünftig die Grünen? (akt.)

Emmanuelle Cosse, von 1999 bis 2001 Präsidentin der Aids-Aktionsgruppe ACT UP Paris, gilt als Top-Favoritin für den Spitzenposten bei ‚Europe Ecologie – les Verts‘ (EE-LV), dem französischen Pendant der ‚Grünen‘.

Aktualisierung 30.11.2013: Emmanuelle Cosse Generalsekretärin der französischen Grünen EE-LV

Sie sorgte nicht zum ersten Mal für Gesprächsstoff, als sie 1999 die erste Präsidentin von ACT UP Paris wurde, die hetero und HIV-negativ ist. „Emma“, wie sie von Weggefährt/innen genannt wird, stieß 1992 zu ACT UP. Bereits ein Jahr später, im Herbst 1993, war sie Kopf und Planerin einer der noch heute bekanntesten Aktionen der Gruppe: der Verhüllung des Obelisken auf dem Place de la Concorde in Paris mit einem riesigen Kondom. 1999 bis 2001 war ‚Emma‘ Präsidentin von ACT UP – und sorgte für starke mediale Präsenz der Gruppe.

Emmanuelle Cosse, 1974 in Paris geboren,  ist bereits seit früher Jugend politisch aktiv. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre engagiert sie sich in der Schüler/innen-Bewegung (bei der ‚Fédération indépendante et démocratique lycéenne Fidl), die sie schon mit 17 Jahren wieder verlässt. Nach ihrer Zeit bei ACT UP holt Perre Serre, damals Beauftragter für LGBT der französischen Grünen, sie bei den Kommunalwahlen 2008 zu der Partei. Parallel arbeitet sie von 2002 bis 2007 als Journalistin bei Tetu und Regards.

Bereits 2010 wird Emmanuelle Cosse erstmals in ein politisches Amt gewählt (Regionalwahlen Ile de France). Cosse, die Kritiker als ‚autoritär‘ und ‚Aparatschik‘ bezeichnen, widmet sich Fragen des zivilgesellschaftlichen Engagements und wird zur Spezialistin für Wohnungsfragen. Sie gilt als enge Vertraute der EE-LV – Politikerin Cecile Duflot, Ministerin für Wohnungswesen (ministre du logement).

Emmanuelle Cosse 2010 während der Kampagne der EE-LV bei den französischen Regionalwahlen (Foto: Marie-Lan Nguyen)
Emmanuelle Cosse 2010 während der Kampagne der EE-LV bei den französischen Regionalwahlen (Foto: Marie-Lan Nguyen, cc by-sa 3.0)

Emmanuelle Cosse au meeting final de la campagne pour les régionales françaises de 2010 d‘Europe Écologie au Cirque d’hiver de Paris. Marie-Lan Nguyen   CC BY 3.0

Ende November 2013 könnte ‚Emma‘ nun Spitzenfrau der französischen grünen EE-LV werden. „Es gibt einen entsprechenden Konsens“, bestätigt F. De Rugy, Ko-Präsident der Delegierten, sowie ein weiterer deputierter gegenüber der französischen Zeitung ‚Liberation‘.

„Schon zu Zeiten von ACT UP hatte ich viele Kontakte zu den Grünen“, meint ‚Emma‘.

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Ich habe ‚Emma‘ erlebt, als ich Anfang der 1990er Jahre oft in Paris war, mich auch an Treffen und Aktionen von ACT UP Paris gelegentlich beteiligte.

Für mich war ACT UP immer eine Gruppierung, die ihre Kraft und ihr Engagement stark aus der sehr nahen persönlichen Konfrontation mit Aids bezog. Mein Aktivismus hatte immer sehr viel mit mir selbst zu tun, mit der Situation von Menschen mit HIV und Aids, wie ich sie selbst bei mir und in meinem Umfeld erlebte.

Emma erlebte ich als ein Bündel an Energie und Ideen, verbunden mit Professionalisierung und einem anderen Umgang mit Medien. Emma wurde Präsidentin von ACT UP, kurz nachdem erstmals hochwirksame Kombinationstherapien gegen HIV verfügbar wurden und bald für einen Durchbruch sorgten.

In Zeiten nachlassenden Interesses für ACT UP und Aktivismus war ihre Art, ACT UP zu machen, vielleicht einer der entscheidenden Beiträge dazu, dass es ACT UP in Paris (im Gegensatz zu Deutschland) weiterhin gibt. Ihre Art von ACT UP war nicht meine, mein Verständnis von ACT UP war ein anderes.

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Aktualisierung
08.11.2013: Der Kongress der EE-LV findet am 30.11.2013 in Caen in Nordfrankreich statt. Emmanuelle Cosse steht hier an der Spitze des Antrags „Pour un cap écologiste“, der u.a. von den Minister/innen Cécile Duflot und Pascal Canfin unterstützt wird.
16.11.2013: Am Samstag 16.11. waren die Mitglieder der EE-LV aufgefordert, über sieben Anträge für ihre Tagung Ende November in Caen abzustimmen. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Emmanuelle Cosse hat große Chancen, dort zur neuen ‚Nummer 1‘ (Generalsekretärin) der Partei gewählt zu werden. Ihre von Ministerin Cécile Duflot unterstützte Liste „Pour un cap écologiste“ errang mit 38,29% die meisten Stimmen.

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Persönliches

Dreiundzwanzig Jahre

Dreiundzwanzig Jahre ist Jean-Philippe heute tot. Ich sitze auf dem Balkon, schaue auf den Atlantik. Unser letzter Urlaubstag für dieses Jahr in Lacanau-Océan. Und der Tag, an dem vor 23 Jahren Jean-Philippe starb.

„Tu me manques“, habe ich vor … Jahren geschrieben, und diese Worte gelten unverändert. Wenige Menschen waren und sind mir so nahe wie Jean-Philippe.

Vor einigen Monaten wurde das Grab von Brenners eingeebnet. Die „Liegezeit“ war „abgelaufen“ (welch seltsame Formulierung, steht da irgend jemand auf, sagt ‚ich mag nicht mehr‘, und zieht weiter seines Wegs?), und die Friedhofsordnung sieht vor, dass das Grab nach Ablauf dieser ‚Benutzungszeit‘ eingeebnet wird. Der städtische Friedhof leidet seit Jahren eh nicht an Überbelegung, große freie Flächen zwischen Gräbern. Niemand hätte sich gestört, hätte das Grab einfach weiterhin dort gelegen, wo es sich seit 25 Jahren befand.Niemand hätte einen etwa fehlenden Platz beklagen müssen angesichts großer freier Flächen. Aber auch nach dem Tode muss wohl alles seine geregelte Ordnung haben. Brenners Grab wurde kurz nach dem vereinbarten Termin „eingeebnet“. Tristesse, Traurigkeit. Und doch, Brenners waren beide gestorben in einem Alter weit über 80 Jahre. Gestorben zu einer Zeit als ich Ende zwanzig war. Ihr Tod war, so seltsam die Formulierung klingen mag, für mich „in der Zeit“, in ihrer, und in meiner. Und die Auflösung ihres Grabes hatte auch etwas ‚Normales‘, ein letzter zum Dasein zugehörender Schritt.

In zwei Jahren würde das Grab von Jean-Philippe eingeebnet werden, so er denn eines hat (was ich nicht weiß), und so die französischen Friedhofsordnungen strukturell den deutschen gleichen (was ich ebenfalls nicht weiß, was aber nicht unerwartet wäre).
Jean-Philippes Grab würde eingeebnet werden. 25 Jahre nach seinem Tod. Ich wäre dann 56 Jahre alt. Eine Vorstellung, die mir – der ich nie an seinem etwa existierenden Grab war – unerträglich scheint.

Es wäre ’normal‘, wenn Jean-Philippe jetzt hier auf dem Balkon neben mir säße, lachend, oder sich gerade zickig schmollend kurz zurück zöge, weil ihm irgend etwas nicht passt. Es wäre normal, wenn wir ab und an telefonierten, uns hallo sagten. Es wäre auch normal, wenn wir jetzt seit Jahren keinen persönlichen Kontakt mehr hätten, weil unsere Wege vielleicht in verschiedener Richtung verlaufen sind. Es ist alles andere als normal, dass er jetzt seit 23 Jahren tot ist, keine 30 Jahre alt bei seinem Tod.

Tu me manques.

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Einige Erinnerungen über die Zeit mit Jean-Philippe habe ich hier geschrieben: Einige Tage mit dir

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Frankreich Politisches

Gesundheitsstrategie Frankreich : Kampf gegen Ungleichheit im Gesundheitswesen

Allen Bürgern Frankreichs eine Gesundheitsversorgung hoher Qualität gleichermaßen zu ermöglichen, und dazu bestehende Ungleichheiten aktiv zu bekämpfen, dies ist eines der Ziele der neuen Gesundheitsstrategie Frankreich für die kommenden zehn Jahre.

Die Linie 13 der Metro durchquert Paris von Châtillon-Montrouge bis Asnièrs im Süden der französischen Hauptstadt. Nichts besonderes – außer, dass die Lebenserwartung sich an beiden Enden der Pariser Metro-Linie um über zwei Jahre unterscheidet. Menschen im wohlhabenderen Stadtteil leben bedeutend länger. „Es ist an der Zeit, den Abbau derartiger gesundheitlicher Ungleichheiten voll und ganz zu einem Ziel unserer Gesundheitspolitik zu machen“, stellt Marisol Touraine fest, die Gesundheitsministerin Frankreichs.

neue Gesundheitsstrategie Frankreich : Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier)
neue Gesundheitsstrategie Frankreich : Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier, cc by-sa 2.5)

Marisol Touraine Juillet 2007I, Lepeltier.ludovicCC BY-SA 2.5

Ungleichheiten im französischen Gesundheitssystem bekämpfen, dies will Marisol Touraine zu einem der Schwerpunkte ihrer neuen Gesundheitsstrategie Frankreich für die kommenden zehn Jahre machen, die sie am 24. September 2013 vorstellte.

„Es ist geradezu paradox in unserem Gesundheitssystem: wir haben die höchste Lebenserwartung unter allen Staaten der EU – aber die vermeidbare vorzeitiger Sterblichkeit (vor einem Lebensalter von 65 Jahren) ist gleichzeitig die höchste der westeuropäischen Staaten.“

Eines der Probleme, die sie in ihrer neuen Gesundheitsstrategie angehen will: die Gesundheitsversorgung auf dem Land. Auch in Frankreich leidet die Bevölkerung auf dem Land unter Mangel an Ärzten, Fachärzten und medizinischen Dienstleistungen, besonders in akzeptabler Entfernung, gerade auch für mobilitätseingeschränkte Menschen. Die französische Regierung hat in Pilotprojekten multidisziplinäre ‚maisons de santé‘ (Gesundheitszentren) erprobt; schon bis zum Jahresende 2013 sollen 200 von ihnen landesweit eröffnet werden.

Weiterer Schritt zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum: die Frage des ‚Landarztes‘ angehen, eine in Frankreich wie auch in Deutschland zunehmend aussterbende Spezies. Frankreichs Antwort: Allgemeinmediziner, die sich in ländlichen Regionen ohne ärztliche Versorgung ansiedeln, erhalten vom Staat eine Garantie für ein monatliches Einkommen von 3.600 Euro.

Schließlich habe Frankreich ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem, so Marisol Touraine gegenüber ‚Liberation‘, nun gehe es darum, bestehende große Ungleichheiten aktiv zu bekämpfen.

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Frankreich nimmt sich – in beide Richtungen – gerne Deutschland als Maßstab, Modell und gelegentlich auch Vorbild.
Vielleicht lohnt das ein oder andere Mal auch ein Blick von Deutschland aus auf Frankreich, wie jetzt bei der Gesundheitsstrategie Frankreich von Marisol Touraine.

Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit sind die zentralen ‚republikanischen Werte‘ Frankreichs. Ungleichheiten im Gesundheitssystem – sie sind leider auch in Deutschland zur Genüge zu finden, von unterschiedlichen Chancen auf medizinische Behandlung je nach sozioökonomischem Status bis zu Probleme in der medizinischen Versorgung auf dem Land.

Diskrepanzen und Benachteiligungen aktiv anzugehen, Ungleichheit mit konkreten Maßnahmen bekämpfen – hier könnte die Gesundheitspolitik in Deutschland sich manche Inspiration in Frankreich holen.

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Frankreich Homosexualitäten

der Eiffelturm Dildo – ein wahrhaft monumentales Vergnügen

2011 beginnt eine eigenwillige Geschichte, die Entwicklung eines neuen Sextoys: der Eiffelturm Dildo .

Der Eiffelturm, Wahrzeichen von Paris und weltweit bekanntes Symbol Frankreichs, hat seit seiner Errichtung vor bald 125 Jahren bereits viel erlebt. Von Protesten und Spot bei Planung und Bau über jährlich wachsende Heerschaaren internationaler Touristen bis zu mehr oder minder amüsanten Filmen über seinen vermeintlichen stückweisen Verkauf zwecks Verschrottung.

Jetzt aber kann man den Eiffelturm endlich voll und ganz verinnerlichen: Der „Eiffel-Dildo“ alias „La tour est folle“ (Der Turm ist verrückt) sei eine „Hommage an unsere Dame aus Eisen, die ja auch bereits eine recht penetrierende Dimension besitzt„, wie Schöpfer Sébastien Lecca gegenüber der französischen Tageszeitung „Liberation“ erklärt.

der " Eiffelturm Dildo " in der Auslage eines Sexshops in Bordeaux
der “ Eiffelturm Dildo “ in der Auslage eines Sexshops in Bordeaux