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Frankreich HIV/Aids Politisches

Frankreich: Emmanuelle Cosse – führt ex-Präsidentin von ACT UP zukünftig die Grünen? (akt.)

Emmanuelle Cosse, von 1999 bis 2001 Präsidentin der Aids-Aktionsgruppe ACT UP Paris, gilt als Top-Favoritin für den Spitzenposten bei ‚Europe Ecologie – les Verts‘ (EE-LV), dem französischen Pendant der ‚Grünen‘.

Aktualisierung 30.11.2013: Emmanuelle Cosse Generalsekretärin der französischen Grünen EE-LV

Sie sorgte nicht zum ersten Mal für Gesprächsstoff, als sie 1999 die erste Präsidentin von ACT UP Paris wurde, die hetero und HIV-negativ ist. „Emma“, wie sie von Weggefährt/innen genannt wird, stieß 1992 zu ACT UP. Bereits ein Jahr später, im Herbst 1993, war sie Kopf und Planerin einer der noch heute bekanntesten Aktionen der Gruppe: der Verhüllung des Obelisken auf dem Place de la Concorde in Paris mit einem riesigen Kondom. 1999 bis 2001 war ‚Emma‘ Präsidentin von ACT UP – und sorgte für starke mediale Präsenz der Gruppe.

Emmanuelle Cosse, 1974 in Paris geboren,  ist bereits seit früher Jugend politisch aktiv. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre engagiert sie sich in der Schüler/innen-Bewegung (bei der ‚Fédération indépendante et démocratique lycéenne Fidl), die sie schon mit 17 Jahren wieder verlässt. Nach ihrer Zeit bei ACT UP holt Perre Serre, damals Beauftragter für LGBT der französischen Grünen, sie bei den Kommunalwahlen 2008 zu der Partei. Parallel arbeitet sie von 2002 bis 2007 als Journalistin bei Tetu und Regards.

Bereits 2010 wird Emmanuelle Cosse erstmals in ein politisches Amt gewählt (Regionalwahlen Ile de France). Cosse, die Kritiker als ‚autoritär‘ und ‚Aparatschik‘ bezeichnen, widmet sich Fragen des zivilgesellschaftlichen Engagements und wird zur Spezialistin für Wohnungsfragen. Sie gilt als enge Vertraute der EE-LV – Politikerin Cecile Duflot, Ministerin für Wohnungswesen (ministre du logement).

Emmanuelle Cosse 2010 während der Kampagne der EE-LV bei den französischen Regionalwahlen (Foto: Marie-Lan Nguyen)
Emmanuelle Cosse 2010 während der Kampagne der EE-LV bei den französischen Regionalwahlen (Foto: Marie-Lan Nguyen, cc by-sa 3.0)

Emmanuelle Cosse au meeting final de la campagne pour les régionales françaises de 2010 d‘Europe Écologie au Cirque d’hiver de Paris. Marie-Lan Nguyen   CC BY 3.0

Ende November 2013 könnte ‚Emma‘ nun Spitzenfrau der französischen grünen EE-LV werden. „Es gibt einen entsprechenden Konsens“, bestätigt F. De Rugy, Ko-Präsident der Delegierten, sowie ein weiterer deputierter gegenüber der französischen Zeitung ‚Liberation‘.

„Schon zu Zeiten von ACT UP hatte ich viele Kontakte zu den Grünen“, meint ‚Emma‘.

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Ich habe ‚Emma‘ erlebt, als ich Anfang der 1990er Jahre oft in Paris war, mich auch an Treffen und Aktionen von ACT UP Paris gelegentlich beteiligte.

Für mich war ACT UP immer eine Gruppierung, die ihre Kraft und ihr Engagement stark aus der sehr nahen persönlichen Konfrontation mit Aids bezog. Mein Aktivismus hatte immer sehr viel mit mir selbst zu tun, mit der Situation von Menschen mit HIV und Aids, wie ich sie selbst bei mir und in meinem Umfeld erlebte.

Emma erlebte ich als ein Bündel an Energie und Ideen, verbunden mit Professionalisierung und einem anderen Umgang mit Medien. Emma wurde Präsidentin von ACT UP, kurz nachdem erstmals hochwirksame Kombinationstherapien gegen HIV verfügbar wurden und bald für einen Durchbruch sorgten.

In Zeiten nachlassenden Interesses für ACT UP und Aktivismus war ihre Art, ACT UP zu machen, vielleicht einer der entscheidenden Beiträge dazu, dass es ACT UP in Paris (im Gegensatz zu Deutschland) weiterhin gibt. Ihre Art von ACT UP war nicht meine, mein Verständnis von ACT UP war ein anderes.

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Aktualisierung
08.11.2013: Der Kongress der EE-LV findet am 30.11.2013 in Caen in Nordfrankreich statt. Emmanuelle Cosse steht hier an der Spitze des Antrags „Pour un cap écologiste“, der u.a. von den Minister/innen Cécile Duflot und Pascal Canfin unterstützt wird.
16.11.2013: Am Samstag 16.11. waren die Mitglieder der EE-LV aufgefordert, über sieben Anträge für ihre Tagung Ende November in Caen abzustimmen. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Emmanuelle Cosse hat große Chancen, dort zur neuen ‚Nummer 1‘ (Generalsekretärin) der Partei gewählt zu werden. Ihre von Ministerin Cécile Duflot unterstützte Liste „Pour un cap écologiste“ errang mit 38,29% die meisten Stimmen.

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Persönliches

Dreiundzwanzig Jahre

Dreiundzwanzig Jahre ist Jean-Philippe heute tot. Ich sitze auf dem Balkon, schaue auf den Atlantik. Unser letzter Urlaubstag für dieses Jahr in Lacanau-Océan. Und der Tag, an dem vor 23 Jahren Jean-Philippe starb.

„Tu me manques“, habe ich vor … Jahren geschrieben, und diese Worte gelten unverändert. Wenige Menschen waren und sind mir so nahe wie Jean-Philippe.

Vor einigen Monaten wurde das Grab von Brenners eingeebnet. Die „Liegezeit“ war „abgelaufen“ (welch seltsame Formulierung, steht da irgend jemand auf, sagt ‚ich mag nicht mehr‘, und zieht weiter seines Wegs?), und die Friedhofsordnung sieht vor, dass das Grab nach Ablauf dieser ‚Benutzungszeit‘ eingeebnet wird. Der städtische Friedhof leidet seit Jahren eh nicht an Überbelegung, große freie Flächen zwischen Gräbern. Niemand hätte sich gestört, hätte das Grab einfach weiterhin dort gelegen, wo es sich seit 25 Jahren befand.Niemand hätte einen etwa fehlenden Platz beklagen müssen angesichts großer freier Flächen. Aber auch nach dem Tode muss wohl alles seine geregelte Ordnung haben. Brenners Grab wurde kurz nach dem vereinbarten Termin „eingeebnet“. Tristesse, Traurigkeit. Und doch, Brenners waren beide gestorben in einem Alter weit über 80 Jahre. Gestorben zu einer Zeit als ich Ende zwanzig war. Ihr Tod war, so seltsam die Formulierung klingen mag, für mich „in der Zeit“, in ihrer, und in meiner. Und die Auflösung ihres Grabes hatte auch etwas ‚Normales‘, ein letzter zum Dasein zugehörender Schritt.

In zwei Jahren würde das Grab von Jean-Philippe eingeebnet werden, so er denn eines hat (was ich nicht weiß), und so die französischen Friedhofsordnungen strukturell den deutschen gleichen (was ich ebenfalls nicht weiß, was aber nicht unerwartet wäre).
Jean-Philippes Grab würde eingeebnet werden. 25 Jahre nach seinem Tod. Ich wäre dann 56 Jahre alt. Eine Vorstellung, die mir – der ich nie an seinem etwa existierenden Grab war – unerträglich scheint.

Es wäre ’normal‘, wenn Jean-Philippe jetzt hier auf dem Balkon neben mir säße, lachend, oder sich gerade zickig schmollend kurz zurück zöge, weil ihm irgend etwas nicht passt. Es wäre normal, wenn wir ab und an telefonierten, uns hallo sagten. Es wäre auch normal, wenn wir jetzt seit Jahren keinen persönlichen Kontakt mehr hätten, weil unsere Wege vielleicht in verschiedener Richtung verlaufen sind. Es ist alles andere als normal, dass er jetzt seit 23 Jahren tot ist, keine 30 Jahre alt bei seinem Tod.

Tu me manques.

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Einige Erinnerungen über die Zeit mit Jean-Philippe habe ich hier geschrieben: Einige Tage mit dir

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Frankreich Politisches

Gesundheitsstrategie Frankreich : Kampf gegen Ungleichheit im Gesundheitswesen

Allen Bürgern Frankreichs eine Gesundheitsversorgung hoher Qualität gleichermaßen zu ermöglichen, und dazu bestehende Ungleichheiten aktiv zu bekämpfen, dies ist eines der Ziele der neuen Gesundheitsstrategie Frankreich für die kommenden zehn Jahre.

Die Linie 13 der Metro durchquert Paris von Châtillon-Montrouge bis Asnièrs im Süden der französischen Hauptstadt. Nichts besonderes – außer, dass die Lebenserwartung sich an beiden Enden der Pariser Metro-Linie um über zwei Jahre unterscheidet. Menschen im wohlhabenderen Stadtteil leben bedeutend länger. „Es ist an der Zeit, den Abbau derartiger gesundheitlicher Ungleichheiten voll und ganz zu einem Ziel unserer Gesundheitspolitik zu machen“, stellt Marisol Touraine fest, die Gesundheitsministerin Frankreichs.

neue Gesundheitsstrategie Frankreich : Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier)
neue Gesundheitsstrategie Frankreich : Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier, cc by-sa 2.5)

Marisol Touraine Juillet 2007I, Lepeltier.ludovicCC BY-SA 2.5

Ungleichheiten im französischen Gesundheitssystem bekämpfen, dies will Marisol Touraine zu einem der Schwerpunkte ihrer neuen Gesundheitsstrategie Frankreich für die kommenden zehn Jahre machen, die sie am 24. September 2013 vorstellte.

„Es ist geradezu paradox in unserem Gesundheitssystem: wir haben die höchste Lebenserwartung unter allen Staaten der EU – aber die vermeidbare vorzeitiger Sterblichkeit (vor einem Lebensalter von 65 Jahren) ist gleichzeitig die höchste der westeuropäischen Staaten.“

Eines der Probleme, die sie in ihrer neuen Gesundheitsstrategie angehen will: die Gesundheitsversorgung auf dem Land. Auch in Frankreich leidet die Bevölkerung auf dem Land unter Mangel an Ärzten, Fachärzten und medizinischen Dienstleistungen, besonders in akzeptabler Entfernung, gerade auch für mobilitätseingeschränkte Menschen. Die französische Regierung hat in Pilotprojekten multidisziplinäre ‚maisons de santé‘ (Gesundheitszentren) erprobt; schon bis zum Jahresende 2013 sollen 200 von ihnen landesweit eröffnet werden.

Weiterer Schritt zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum: die Frage des ‚Landarztes‘ angehen, eine in Frankreich wie auch in Deutschland zunehmend aussterbende Spezies. Frankreichs Antwort: Allgemeinmediziner, die sich in ländlichen Regionen ohne ärztliche Versorgung ansiedeln, erhalten vom Staat eine Garantie für ein monatliches Einkommen von 3.600 Euro.

Schließlich habe Frankreich ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem, so Marisol Touraine gegenüber ‚Liberation‘, nun gehe es darum, bestehende große Ungleichheiten aktiv zu bekämpfen.

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Frankreich nimmt sich – in beide Richtungen – gerne Deutschland als Maßstab, Modell und gelegentlich auch Vorbild.
Vielleicht lohnt das ein oder andere Mal auch ein Blick von Deutschland aus auf Frankreich, wie jetzt bei der Gesundheitsstrategie Frankreich von Marisol Touraine.

Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit sind die zentralen ‚republikanischen Werte‘ Frankreichs. Ungleichheiten im Gesundheitssystem – sie sind leider auch in Deutschland zur Genüge zu finden, von unterschiedlichen Chancen auf medizinische Behandlung je nach sozioökonomischem Status bis zu Probleme in der medizinischen Versorgung auf dem Land.

Diskrepanzen und Benachteiligungen aktiv anzugehen, Ungleichheit mit konkreten Maßnahmen bekämpfen – hier könnte die Gesundheitspolitik in Deutschland sich manche Inspiration in Frankreich holen.

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Frankreich Homosexualitäten

der Eiffelturm Dildo – ein wahrhaft monumentales Vergnügen

2011 beginnt eine eigenwillige Geschichte, die Entwicklung eines neuen Sextoys: der Eiffelturm Dildo .

Der Eiffelturm, Wahrzeichen von Paris und weltweit bekanntes Symbol Frankreichs, hat seit seiner Errichtung vor bald 125 Jahren bereits viel erlebt. Von Protesten und Spot bei Planung und Bau über jährlich wachsende Heerschaaren internationaler Touristen bis zu mehr oder minder amüsanten Filmen über seinen vermeintlichen stückweisen Verkauf zwecks Verschrottung.

Jetzt aber kann man den Eiffelturm endlich voll und ganz verinnerlichen: Der „Eiffel-Dildo“ alias „La tour est folle“ (Der Turm ist verrückt) sei eine „Hommage an unsere Dame aus Eisen, die ja auch bereits eine recht penetrierende Dimension besitzt„, wie Schöpfer Sébastien Lecca gegenüber der französischen Tageszeitung „Liberation“ erklärt.

der " Eiffelturm Dildo " in der Auslage eines Sexshops in Bordeaux
der “ Eiffelturm Dildo “ in der Auslage eines Sexshops in Bordeaux
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Frankreich Politisches

Madame Merkel und die Bundestagswahl 2013 – Gedanken aus Frankreich

Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland – dieses Ergebnis der Bundestagswahl 2013 überrascht in Frankreich nicht. Einige Aspekte der französischen Sicht auf Deutschland dieser Tage vielleicht schon.

Die Bundestagswahl 2013 ist in Frankreich in den Monaten und Wochen vor der Wahl zunächst eher am Rande journalistisch begleitet worden. Kurz vor der Wahl dann intensivierte sich die Aufmerksamkeit. Die Berichterstattung französischer Medien über Deutschland war dabei oft von bemerkenswerter Breite, thematischer Tiefe (von Wirtschaftsleitung über Einkommensverteilung bis Außenpolitik und Gesellschaftsstruktur, Umweltpolitik oder Mindestlohn-Debatten) sowie erstaunlichem Umfang – bis zu einem 20-seitigen Dossier (von 44 Seiten Gesamt-Umfang!) in der französischen Tageszeitung ‚Liberation‘ am Freitag (20.9.13) vor der Wahl.

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Frankreich

Ronchamp : Notre Dame du Haut / Le Corbusier (1975 / 2012)

Notre Dame du Haut in Ronchamp wurde 1950 bis 1955 nach Entwürfen von Le Corbusier gebaut – eine Architektur-Ikone.

Ronchamp Notre Dame du Haut Le Corbusier 1950
Notre Dame du Haut, Le Corbusier (1950), August 2012

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Frankreich Homosexualitäten

Frankreich: manif pour tous – Gegner der Homo-Ehe wollen nicht mehr homofeindlich sein

Gegen das Recht auf Eheschließung für Schwule und Lesben, aber nicht homofeindlich – geht das? Diesen Spagat versuchen gerade die französischen Homoehe-Gegner der ‚ manif pour tous ‚.

Noch vor wenigen Monaten hatten sie mit Groß-Demonstrationen, polemischen Parolen, öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen das Recht auf Eheschließung sowie das Adoptionsrecht für Homosexuelle protestiert. In bewusstem Wortspiel mit den Befürwortern der so genannten Homo-Ehe („marriage pour tous“, Ehe für alle) gaben die Aktivisten ihren Protesten den Namen „Manif pour tous“(manif: verkürzt für Manifestation; Demonstration für alle).

Nachdem das Gesetz, das auch Homosexuellen in Frankreich Eheschließung und Adoption ermöglicht, vom Parlament im Mai 2013 beschlossen, vom Verfassungsgericht akzeptiert und vom Präsidenten im Sommer unterzeichnet wurde, war es in den vergangenen Wochen still geworden um die erst vor einem Jahr gegründete „Manif pour tous“ (abgekürzt LMPT). Nur vereinzelt war es zu kleineren Protestaktionen gekommen.

Nachdem die einstige ‚Ikone‘ der Manif pour tous, die Kabarettistin und Schauspielerin Frigide Barjot sich im Frühjahr 2013 zurückgezogen hatte, war es zunächst zu Hahnenkämpfen verschiedener potentieller Führungsfiguren sowie internen Richtungs-Streitigkeiten gekommen.

Am vergangenen Wochenende 14. / 15. September 2013 trafen sich die Gegner der ‚Homo-Ehe‘ im Parc Floral in Paris zu einer ‚Sommer-Universität‘ (einer in Frankreich bei politischen Parteien und Bewegungen üblichen Form einer jährlichen Versammlung). Unter Ausschluss der Öffentlichkeit kamen annähernd Tausend Aktive der LMPT unter dem etwas anachronistisch wirkenden Motto „Hollande, ta loi, on n’en veut pas‘ (Präsident Hollande, dein Gesetz wollen wir nicht) zusammen, um über die Ziele und zukünftigen Aktivitäten ihrer ‚Bewegung‘ zu diskutieren.

Dabei machten die Organisatoren im Vorfeld deutlich, sich nicht weiterhin Vorwürfen der Homophobie aussetzen zu wollen. Mit dem Ziel „engagement pour tous“ wolle man darüber diskutieren, „seinen Überzeugungen treu zu bleiben und die Flamme der Hoffnung weiterzutragen, ohne zu Homophobie Anlass zu geben“, so Lionel Lumbroso, einer der Sprecher der Gruppierung, gegenüber der französischen Tageszeitung ‚Liberation‘. Wie um diesem Anliegen Glaubwürdigkeit zu verleihen war am Vortag ein Workshop unter dem Titel „Homophobie bekämpfen“ auf dem Programm.

Welche Positionen wird die „manif pour tous“ in Sachen Homosexuelle künftig vertreten? Beobachter vermuten, mit dem Recht auf Heirat für Homosexuelle werden die Gruppierung eventuell stillschweigend ihren Frieden machen – aber weiterhin deutlich das Adoptionsrecht für Homosexuelle angreifen. Und ein weiteres ‚Aufreger-Thema‘ zeichnet sich ab: insbesondere die Gender-Theorie und deren Behandlung in öffentlichen Schulen wurden heiß diskutiert, könnte zu einem kommenden thematischen Schwerpunkt werden.

Insgesamt bleibt die „manif pour tous“ LMPT bei allen Bemühungen, den Vorwurf der Homo-Feindlichkeit abzuwehren, eine tief im politisch konservativen Spektrum verankerte und von konservativ-katholischen Kreisen beeinflusste Gruppierung.

Bei den kommenden Kommunalwahlen in Frankreich im März 23014 will die LMPT nicht mit eigenen Kandidaten antreten. Allerdings, so Tugdual Derville, der zweite der beiden Sprecher der Gruppierung, schließe man nicht aus, ihren Anhängern und Sympathisanten konkrete Wahlempfehlungen zu geben.

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Artikel für queer.de, dort erschienen am 17.9.2013

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Kulinarisches

Salicorne – salzige Delikatesse aus dem Meer

Salicorne – eine der in Deutschland wenig bekannten Delikatessen des Meeres ist in Frankreichs Küche weit verbreitet.

Dabei ist Salicorne („Salzhorn“) eine auch in Deutschland heimische Pflanze. Hierzulande ist sie unter dem Namen (Europäischer) „ Queller „ bekannt. Weitere Namen sind z.B. Meeresfenchel oder Meeresspargel. Botanisch umfasst Salicorne eine Gruppe von annähernd 30 verschiedenen Pflanzen der Gattung Chenopodiaceae.

Salicorne
Salicorne

Queller ist eine der Erstbesiedelungs-Pflanzen auf dem Land vor dem Deich, das noch ständig mit den Gezeiten vom Meerwasser überspült wird. Der Queller ist auf diese Gebiete spezialisiert. Anders als die meisten Pflanzen, die kein Salz vertragen, ist Salz für den Queller unumgänglich. Er lagert es in höheren Konzentrationen als der Meeresboden ein, um auf diese Weise (Saugkraft) dem Boden Wasser zu entziehen:

Der Queller keimt im Mai, von da an lagert er Salz im Inneren seiner Zellen ein. Durch die Einlagerung beginnt er „aufzuquellen“ (daher der Name Queller). Im September reifen die Samen, der Queller hat so viel Salz eingelagert dass er an einer Salzvergiftung‘ stirbt. Im kommenden Mai beginnt mit der Keimung des Samens ein neuer Zyklus.

Quellerweg

Salicorne – leckeres Wildgemüse

Die Folge dieses Salz-Einlagerns ist eine sehr salzhaltige Pflanze, die in Frankreich insbesondere in den küstennahen Regionen als Salicorne traditionell Bestandteil der Küche ist. Entsprechend ist er auch in Supermärkten häufig zu finden.

In Frankreich wird Salicorne kommerziell angebaut. Die Hauptanbaugebiete sind die Somme-Bucht, Bretagne und Vendée sowie die Charente Maritime.

Salicorn ist ein überaus schmackhaftes Wildgemüse. Lecker ist Salikorne sowohl als Würze in Salaten, als auch als Beilage zu Fisch. Falls man / frau Queller bzw. Salikorn selbst erntet: lecker sind besonders die jungen frischen Triebe, die älteren sind oftmals holzig.

Im Revolutions-Kalender (calendrier républicain oder calendrier revolutionaire francais), dem 1792 bis 1806 gebräuchlichen von der Revolution eingeführten Kalender, hieß der 12. Tag des Monats Thermidor (entsprechend dem 30. Juli) auch ‚jour de la Salicorne‘.

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Frankreich HIV/Aids

wie Michel Foucault Aids sah

Der französische Philosoph Michel Foucault (1926 – 1984) starb 1984 an den Folgen von Aids. Zu Lebzeiten soll Foucault Aids als ‚erfundene Krankheit‘ bezeichnet haben. Seine eigene Infektion und Erkrankung erwähnte er zu Lebzeiten öffentlich nie. Das ‚Schweigen eines Intellektuellen‘ – oder Verbergen aus Scham, wie ein früherer enger Freund und Zeitgenosse meint?

Der französische Philosoph Michel Foucault wurde am am 15. Oktober 1926 in Poitiers geboren. Foucault starb am 25. Juni 1984 in Paris an den Folgen von Aids.

Foucaults Umgang mit HIV / Aids wird bis heute kontrovers betrachtet.

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Frankreich Politisches

Michel Foucault (1926 – 1984)

Der französische Philosoph Michel Foucault zählt zu den bedeutendsten Denkern Frankreichs im 20. Jahrhundert. Foucault wurde am am 15. Oktober 1926 in Poitiers geboren. Er starb am 25. Juni 1984 in Paris. Sein Grab befindet sich in einem kleinen Dorf nördlich von Poitiers.

Paul Michel Foucault wurde am am 15. Oktober 1926 in Poitiers geboren. Er war das zweite Kind seiner Eltern Paul-André Foucault aus Fontainebleau (1893 – 1959) und Anne-Marie, geb. Malapert, Tochter des örtlichen Chirurgen Dr. Prosper Malapert. Michel Foucaults Vater war Chirurg, Professor für Anatomie an der örtlichen Universität und übernahm die Praxis seines Schwiegervaters.

Im Dezember 1955 lernt er Roland Barthes kennen, der Beginn einer lebenslangen Freundschaft – auch wenn er sich gelegentlich als ‚anti – Barthes‘ sah.

Pascal Bruckner, der seine Doktorarbeit bei Barthes machte, erinnerte sich 2017, Foucault habe bei einem gemeinsamen Essen mit Daniel Defert in seiner Wohnung (rue Vaugirard) geäußert, er habe nie diesen Don Juan Mythos verstanden. Er können in einer Disco-Nacht Sex mit zehn Männern haben, ohne daraus einen Mythos zu machen.

Im Oktober 1960 lernt er den frisch zur École normale superieur zugelassenen Daniel Defert kennen. Ab 1963 leben beide in einer engen Partnerschaft.

1968 nimmt er auf Veranlassung von Hélène Cixous an der Gründung der revolutionären Universität von Vincennes teil, leitet den Bereich Philosophie.

Foucault schätzt Schriften und Filme von Pier Paolo Pasolini (1922 – 1975) sehr.

„Der Filmemacher Pasolini beobachtet mit all seinen Ohren“,

angesichts einer Gesellschaft, die im Begriff sei Worte zu finden um sich selbst zu definieren, bemerkt er angesichts des Films Comizi d’amore (in Frankreich gezeigt unter dem Titel Enquête sur la sexualité). Zu Salo merkt er an, er sei erstaunt über die Abwesenheit von Sadismus und von de Sade in dem Film. Es sei nicht möglich, de Sade, diesen akribischen Anatom in präszisen Bildern zu beschreiben. Entweder verschwinde de Sade, ob man mache cinéma de Papa.

1978 nimmt Foucault am Tunix-Kongreß in Berlin teil, ebenso Gilles Deleuze und Felix Guattari.

Eines von Foucaults Hauptwerken ist ‚histoire de la sexualité‚ (Sexualität und Wahrheit), ursprünglich auf sechs Bände angelegt. Drei Bände erschienen zu Lebzeiten, der erste ‚la volonté de savoir‚ (Der Wille zum Wissen) im Dezember 1976. Ein vierter Band erschien posthum 2018.

Der frühere Justizminister Robert Badinter, mit Foucault seit den 1970er Jahren bekannt, bezeichnete Foucaults Vorlesungen am Collège de France 2010 als weitsichtig. Foucault habe hier bereits damals zwei wesentliche Probleme von heute beschrieben, die Verfielfachung von Kontrolle sowie die Sicherheitsverwahrung.

Präsident Valery Giscard d’Estaing lud Foucault zu Beginn seiner Amtszeit zu einem Essen in den Elysée-Palast. Foucault soll geantwortet haben, er käme, sofern er den Präsidenten zur Affäre pull-over rouge (erste unter Giscard verhängte Todesstrafe) befragen dürfe. Giscard verweigerte eine Begnadigung, Foucault kam nicht zum Empfang.

Michel Foucault ‚erfand‘ auch den Namen des legendären bedeutenden französischen Schwulenmagazins Gai Pied, 1978, in der Küche seiner Wohnung (erinnert sich später Daniel Defert).

In Foucaults Zeit am Hamburger Institut Francais (ab September 1959, nach dem Tod seines Vaters) regte er den Schriftsteller Rolf Italiaander (der sich auch für die Rechte Homosexueller einsetzte) zu einer Ausstellung über afrikanische Kunst an.

Foucault und Poitiers

Die Familie, katholisch, gehörte zur gehobene Mittelklasse des bürgerlichen Städtchens mit etwa 80.000 Einwohner. Sie lebte in einem über 400 m² großen Bürgerhaus nahe dem Stadtzentrum in der 10 rue Arthur-Ranc (damals rue de la visitation).

Michel Foucault Geburtshaus in Poitiers
Michel Foucault Geburtshaus in Poitiers

Geburtshaus von / maison natale de / maison de naissance de / birthplace of Michel Foucault in Poitiers

Bis zum Alter von neunzehn Jahren lebte Michel Foucault in Poitiers. Hier besuchte er die Schule, zunächst die Lycée Henri-IV, ab 1940 bis 1945 das Jesuiten-Kolleg Saint- Stanislas.

Zu Poitiers hatte Foucault immer ein zwiespältiges Verhältnis.

Michel Foucault Geburtshaus – inzwischen mit Gedenktafeln

Michel Foucaults Geburtshaus trägt seit Mai 2003 (!, nahezu 20 Jahre nach seinem Tod) eine Erinnerungs-Tafel.

Zuvor wurde in Poitiers lange kaum an ihn gedacht. Bis heute sind in Poitiers kaum Erinnerungen an ihn zu finden. Einzig ein internationales Studentenwohnheim ist nach ihm benannt, sowie eine Straße.

Michel Foucault Geburtshaus in Poitiers - Gedenktafeln
Michel Foucault Geburtshaus in Poitiers – Gedenktafeln

„Maison Natale de Michel Foucault (1926–1984), Historien et Philosophe, Professeur au College de France“

Foucault und Vendeuvre

Michel Foucault verbrachte mit seinen Eltern viele Urlaube auf ihrem – von seinen Großeltern 1875 erbauten – Landsitz ‚Le Piroir‚ in dem Ort Vendeuvre im Poitou.

Hierhin zog sich die Familie auch 1944 bis 1945 zurück, nachdem das Wohnhaus der Familie in Poitiers von den Nazi-Truppen requiriert worden war (sein Vater lehnte die Vichy-Regierung von Pétain ab, engagierte sich jedoch nicht in der Résistance).

Immer wieder kehrte Michel Foucoult später nach Vendeuvre zurück. Das Haus befindet sich inzwischen nicht mehr in Familienbesitz. Eine Straße im Ort ist nach ihm benannt.

Foucaults Tod 1984

Bis April 1984 hielt Fucault noch Vorlesungen am Collège de France. Am 9. Juni 1984 wurde er in Paris mit neurologischen Komplikationen ins Krankenhaus ‚Hôpital de la Pitié Salpétrière‘ eingeliefert und starb dort am 25. Juni 1984 an den Folgen einer opportunistischen Infektion (Aids). Foucaults Umgang mit seiner Aids-Erkrankung ist bis heute umstritten.

Etwa 50 Personen Personen nahmen in der Pitié Salpétrière an einer Trauerfeier und Aussegnung für Michel Foucault teil.Darunter Yves Montand, Simone Signoret, Élisabeth und Robert Badinter, Bernard Kouchner, Pierre Boulez, Claude Mauriac, Thierry Voeltzel, Hervé Guibert, Jean Le Bitoux und natürlich Daniel Defert.

Anschließend wurde er am 29. Juni 1984 in Vendeuvre-du-Poitou auf dem örtlichen Friedhof im privaten Kreis beigesetzt.

Michel Foucault wurde in der Grabstätte seiner Mutter beigesetzt. Die Zeile „Professeur au Collège de France“ auf seinem Grabstein geht auf seine Mutter zurück – zum Entsetzen seines Partners Daniel Defert, wie dieser 2015 berichtete.

Michel Foucault Nachlass

Foucaults Nachlass beschäftigt viele Jahre später die französische Kulturpolitik.

Daniel Defert, damals 75jähriger französischer Soziologe und Aids-Aktivist und sein Lebensgefährte, entschied sich 2012 (auch anlässlich einer bevorstehenden Herz-Operation), sich von einem Teil des Nachlasses des Philosophen zu trennen.

Der über 37.000 Stücke umfassende Michel Foucault Nachlass wurde inzwischen als ‚trésor national‘ (Nationales Erbe‘) eingestuft.

Seit 2015 hat die Bibliothèque nationale de France das Foucault-Archiv Paris für 3,8 Mio. € von Defert übernommen.

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Michel Foucaults Grab – Fotos

Michel Foucault Grabplatte
Michel Foucault Grabplatte
Michel Foucault Grab
Michel Foucault Grab
Michel Foucault Grab
Michel Foucault Grab

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„Je suis un artificier (…). Je ne suis pas pour la destruction mais je suis pour qu’on puisse avancer, pour qu’on puisse faire tomber les murs (…). Je considère mes livres comme des mines, des paquets d’explosifs.“
(„Ich bin ein Handwerker. Ich bin nicht für Zerstörung, aber ich bin dafür, dass wir vorwärts schreiten, dass wir die Mauern einreißen können … Meine Bücher betrachte ich als Minen, als Sprengstoff-Pakete.“ [Übersetzung UW]

„Ne me demandez pas qui je suis et ne me dites pas de rester le même : c’est une morale d’état civil ; elle régit nos papiers. Qu’elle nous laisse libre quand il s’agit d’écrire.“
(„Fragt mich nicht wer ich bin, und sagt mir nicht ich solle der selbe bleiben: das ist Sache der Behörden, unsere Papiere in Ordnung zu halten. Mögen sie uns davon verschonen, wenn wir schreiben.“ in: L’Archéologie du Savoir, 1969 [Übers. UW])

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Michel Foucault Namen und Steine, Bonn

Michel Foucault Namen und Steine Tom Fecht Bonn 1993
Michel Foucault Namen und Steine Tom Fecht Bonn 1993

Stein für Michel Foucault, Namen und Steine – Kaltes Quadrat, Tom Fecht 1993 / Bonn Bundeskunsthalle

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siehe auch Schweigen des Intellektuellen oder Schweigen aus Scham? – wie Michel Foucault Aids sah

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