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Homosexualitäten

Michelangelo Signorile : Aktivismus hat uns voran gebracht, nicht schwuler Mainstream

Aktivismus hat uns voran gebracht, nicht der schwule Mainstream …“, sagt Michelangelo Signorile anlässlich der heute beginnenden Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof über die Homo-Ehe.

In den USA entscheidet im Juni 2013 der Supreme Court (Oberste Gerichtshof, SCOTUS) darüber, ob gleichgeschlechtliche Ehen (Homoehen) mit der US-Verfassung vereinbar sind. In einem Artikel der HuffPost Gay Voices geht der US-Schriftsteller Michelangelo Signorile u.a. der Frage nach, wie Schwule und Lesben es geschafft haben, diese Frage bis zum Obersten Gerichtshof zu bringen:

Ob es nun ACT UP war mit seinem Organisieren von zivilem Ungehorsam Ende der 1980er Jahre, als die US-Regierung die Aids-Krise völlig ignorierte, oder Mitglieder von Get Equal, die sich an den Zaun des Weißen Hauses ketteten, um den Präsidenten dazu zu bewegen, sich zu ‚don’t ask don’t tell‚ zu äußern – es brauchte mutige Menschen, die ihren guten Ruf, ihre Privatsphäre, ihre Zukunft, ihren Beruf, ihre Familien und manchmal sogar ganz wortwörtlich ihre Körper einsetzten, um die Dinge voran zu bringen. Sie widerstanden den Angriffen nicht nur der anti-schwulen Zeloten [Eiferer], der Polizei und der Medien, sondern auch denen des schwulen Establishments, das ihnen nahelegte doch brave Jungs und Mädchen zu sein.“

Michelangelo Signorile in New York währned der (von ihm mit organisierten) Proteste gegen 'Proposition 8' vor dem Lincoln Center Mormonen-Versammlungsraum (Foto: David Shankbone)
Michelangelo Signorile in New York während der (von ihm mit organisierten) Proteste gegen ‚Proposition 8‘ vor dem Lincoln Center Mormonen-Versammlungsraum (Foto: David Shankbone; Lizenz cc by-sa 3.0)

Michelangelo Signorile at the New York City protest outside the Lincoln Center Mormon temple he helped organize in protest of California Proposition 8.David ShankboneCC BY-SA 3.0

Der 1960 geborene Michelangelo Signorile ist Schriftsteller und Rundfunksprecher der wöchentlich in den ganzen USA und Kanada ausgestrahlten Sendung The Michelangelo Signorile Show. Signoriles Aktivismus wurzelt in Erfahrungen der Aids-Krise Ende der 1980er Jahre. Signorile engagiert sich seit 1988 in der Schwulenbewegung sowie bei ACT UP (wo er u.a. Vorsitzender des Media Committee war). Er war u.a. Mit-Gründer des Magazins OutWeek, schrieb für The Advocate und war Mit-Gründer der Aktivistengruppe Queer Nation. Signorile war früher Chefredakteuer der HuffPost Gay Voices.

In seinem zweiteiligen Artikel „Out at The New York Times“ thematisierte Signorile 1994 die jahrzehntelange Homophobie der New York Times, zahlreiche schwule und lesbische Mitarbeiter/innen der Zeitung, aber auch Chefredakteure und Herausgeber kamen zu Wort. Signorile hat zahlreiche Bücher über Schwule und Lesben geschrieben, u.a. Queer In America: Sex, Media, and the Closets of Power, in dem er sich mit den Folgen des versteckten Lebens als Homosexueller auseinander setzt und Outing in bestimmten Konstellationen befürwortet. Signorile outete während seiner Tätigkeit bei OutWeek  u.a. den Hollywood-Produzenten David Geffen als schwul, der damals u.a. bei seinem Platten-Laben Musik der Gruppe Guns N’Roses herausbrachte, die für schwulenfeindliche Texte kritisiert wurde.

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Michelangelo Singnorile: How We Got to the Supreme Court. in: HuffPost Gay Voices Blog 25.03.2013

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HIV/Aids

HIV Heimtest : Ethik-Gremium CCNE spricht sich für HIV Heimtest aus, formuliert Vorkehrungen (akt.)

Das Comité consultatif national d’éthique (CCNE), der französische Ethik-Rat, hat sich in einer heutigen Stellungnahme zum HIV Heimtest geäußert. Er spricht sich für, nicht mehr wie in seiner früheren Stellungnahme gegen HIV Heimtest aus, und formuliert Vorkehrungen aus ethischer Sicht.

Am Freitag, 22. März 2013 hatte der Nationale Aids-Rat Frankreichs die Zulassung des HIV Heimtest empfohlen. Vor einer Entscheidung der Ministerin für Gesundheit und Soziales Marisol Touraine war noch die Stellungnahme des Ethik-Rats erforderlich. Die Entscheidung des Ministeriums wird nun für die kommenden Tage erwartet.

Comité consultatif national d'éthique (Grafik: CCNE)
Comité consultatif national d’éthique (Grafik: CCNE)

Der Ethik-Rat CCNE betont in seiner heute publizierten Stellungnahme (Avis No. 119, siehe Link unten) einen Bedeutungswandel in der Abwägung der schon früher geäußerten Argumente. Die HIV-Infektion und sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Bedeutung von HIV hätten sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre verändert, selbst wenn psychosoziale wie auch emotionale Probleme und Risiken von Diskriminierung weiterhin bestünden. Zudem sei der Wunsch nach Freiheit und Autonomie auch auf dem Gebiet der Gesundheit in der Bevölkerung inzwischen stärker ausgeprägt. Zudem weist das CCNE auf Vorteile für die öffentliche Gesundheit hin, ohne mögliche Risiken z.B. hinsichtlich Privatsphäre oder eines möglichen Drucks (zum Test) auf Menschen zu leugnen. Er betont zudem Herausforderungen wie die Notwendigkeit einer CE-Kennzeichnung [1].

… la perception actuelle de l’intérêt de ces autotests pour le dépistage de l’infection VIH s’écarte de celle retenue dans les avis antérieurs. L’infection par le VIH et sa représentation individuelle et collective ont, en effet, nettement évolué depuis dix ans, même si le handicap psycho social et affectif ainsi que le risque de discrimination demeurent importants. L’accès actuel au dépistage, largement organisé et solidaire, n’est cependant pas utilisé par un nombre suffisant de personnes à haut risque de contamination : constatation essentielle qui fait échec à la diminution franche de l’épidémie. Des autotests fiables de dépistage de l’infection VIH pourraient aider à combler cet échec et répondre à une nécessité de santé publique.

Insgesamt sei die Situation nicht mehr zu vergleichen mit derjenigen bei der vorausgegangenen Entscheidung des CCNE zum HIV Heimtest . Für eine Vermarktung des HIV-Selbsttest seien wesentliche Vorkehrungen zu treffen. Diese betreffen insbesondere Aspekte der biomedizinsichen Ethik, die im Detail erläutert werden.

Das CCNE betont, es sei seine Aufgabe, ethische Aspekte der Vermarktung des HIV Heimtest zu prüfen, nicht jedoch sich zu dessen Zweckmässigkeit zu äußern.

Das CCNE hatte sich bereits in einer früheren Stellungnahme mit HIV Heimtest beschäftigt: Avis N0. 86 vom November 2004. In diesem hatte sich das Ethik-Gremium damals gegen den HIV-Selbsttest ausgesprochen.

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Anmerkung:
[1] Das CE-Kennzeichen ist eine Erklärung des Herstellers oder Importeurs in den Bereich der Europäischen Union gemäß EU-Verordnung 765/2008, „dass das Produkt den geltenden Anforderungen genügt, die in den Harmonisierungsrechtsvorschriften der Gemeinschaft über ihre Anbringung festgelegt sind.“

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Aktualsisierung
06.04.2013: Am Freitag, 05. April 2013, hat sich Frankreichs Gesundheitsministerin Tourain für die Zulassung von HIV-Selbsttests ausgesprochen und angekündigt, die erforderlichen Bewertungsverfahren in die Wege zu leiten.

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CCNE 25.03.2013: Les problèmes éthiques posés par la commercialisation d’autotests de dépistage de l’infection VIH (Avis No. 119, pdf)

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Berlin Homosexualitäten

Harry Pauly 1946: Direktion ABC-Theater Berlin Spandau

Harry Pauly (auch bekannt als Pauline Courage ) betrieb Mitte bis Ende der 1970er Jahre in Hamburg ein kleines Keller-Theater, zunächst unter dem Namen ‘MC Club’ (MC = Mutter Courage), ab 1976 bis 1982 dann als ‚Kellerbühne‘. In den 1950er Jahren lebte Harry Pauly in Berlin, war dort u.a. als Schauspieler und Theater-Direktor aktiv. Aus dieser Zeit stammt das Plakat einer Aufführung des ABC-Theater ‚ Direktion Harry Pauly ‚:

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HIV/Aids

Sexual Happiness (2): Top oder Flop? Schwuler Sex in Deutschland

Mit dem Thema “sexuelle Zufriedenheit” ( sexual happiness ) bei schwulen und bisexuellen Männern habe ich mich in einer zweiteiligen Artikel-Miniserie für das Internetportal queer.de auseinander gesetzt.
Der erste Teil erschien am 18.03.2013: Französisch? Zypriotisch? Schwuler Sex in Europa. Teil 2 wurde zuerst veröffentlicht auf queer.de am 22.03.2013: „Sexual Happiness (2): Top oder Flop? Schwuler Sex in Deutschland„.

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Sexual Happiness (2): Top oder Flop? Schwuler Sex in Deutschland

Wie zufrieden sind wir hierzulande mit unserem Sexleben? Ganz wesentlich scheint dabei zu sein, wie mit dem eigenen Schwulsein umgegangen wird.

Von Ulrich Würdemann

Schwule und bisexuelle Männer in Europa sind zu einem beträchtlichen Teil unzufrieden mit ihrem Sexleben. Dies zeigte uns die Auswertung der ersten europäischen Befragung EMIS (queer.de berichtete) Wie aber steht es um uns in Deutschland? Sind wir sexuell zufriedener?

Auch hierzu gibt es erstmals Daten – sie stammen aus der deutschlandweiten Befragung „Schwule Männer und Aids“ (SMA) [1].

62% aller Befragten aus Deutschland sagten: „Ja, ich bin zufrieden mit meinem Sexleben“. Aber immerhin 38% verneinten dies. Nahezu 40 Prozent der schwulen und bisexuellen Männer sind unzufrieden mit ihrem Sexleben? Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Wer? Und warum?

Welche Faktoren könnten entscheidend sein?

Warum ist wer zufrieden mit seinem Sexleben? Liegt es an der Großstadt? Stimmt gar die These „Dumm fickt gut“? Beide oft zu hörenden Vorurteile konnten die Forscher nicht bestätigen – es ließ sich kaum ein Zusammenhang feststellen zwischen Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben und der Größe des Wohnorts, mit dem sozioökonomischen Status oder mit dem Bildungsniveau. Großstadt-Homos sind also nicht zufriedener mit ihrem Sex als Provinzschwule, reiche Tucken und arme Stecher sexuell kaum unterschiedlich zufrieden, und auch mit Doktortitel reicht’s (was die eigene sexuelle Zufriedenheit angeht) nicht weit, Studenten wie Grundschul-Absolventen sind sexuell gleich glücklich.

Deutlich allerdings war der Zusammenhang von sexueller Zufriedenheit und Zahl der Sexpartner: Befragte, die angaben, innerhalb der letzten zwölf Monate keinen Sexpartner gehabt zu haben, waren nur zu 28% mit ihrem Sexleben zufrieden – hingegen 56% derer mit zwei bis fünf Sexpartnern, 65% mit 6 bis 10, 72% derer mit 11 bis 50 und 82% der MSM mit mehr als 50 Sexpartnern innerhalb der letzten zwölf Monate.

Wer viele Sexpartner hat, ist also zufriedener mit seinem Sexleben? Nicht ganz – es gibt eine bemerkenswerte Ausnahme: Stolze 68% der Männer, die angaben, einen einzigen Sexpartner zu haben, waren zufrieden mit ihrem Sexleben. 80% von ihnen, merken die Forscher an, leben nach eigenen Angaben in einer eher monogamen Beziehung. Generell meinten drei Viertel aller Männer in einer festen Beziehung, sie seien zufrieden mit ihrem Sexleben.

Schwule Männer und HIV/AIDS: Lebensstile, Sex, Schutz- und Risikoverhalten AIDS-Forum DAH Band 60
Schwule Männer und HIV/AIDS: Lebensstile, Sex, Schutz- und Risikoverhalten
AIDS-Forum DAH Band 60

Macht Analverkehr glücklicher?

Männer, die Analverkehr haben, sind zu 76% zufrieden mit ihrem Sexleben – Männer ohne Analverkehr hingegen nur zu 47%. Die Schwulenszene scheint zudem ein wichtiger Faktor des sexuellen Wohlbefindens zu sein: Die Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben steigt mit der Zahl der im vorangegangenen Jahr besuchten Szeneorte (bei „keinen Szeneort besucht“ 50% unzufrieden, 1-2 Orte = 41%, 3-4 = 35%, 5-6 = 31%, 7-8 = 21%).

Die Daten aus Deutschland wurden (anders als die europaweiten EMIS-Daten [2]) auch gezielt zur sexuellen Zufriedenheit HIV-Positiver ausgewertet. Generell zeigte sich zunächst kein großer Unterschied: 67% der HIV-positiv Getesteten und 65% der HIV-negativ getesteten Männer gaben an, mit ihrem Sexleben zufrieden zu sein.

Allerdings kämpfen nennenswert viele HIV-Positive mit Beeinträchtigungen ihrer Sexualität: Von den HIV-Positiven, die mit ihrem Sexleben nicht zufrieden sind, führte ein Drittel diese Unzufriedenheit auf gesundheitliche Probleme zurück, und ein Viertel berichtete von Erektionsstörungen (beide Werte deutlich über dem Durchschnitt aller Befragten).

Warum sind schwule und bisexuelle Männer unzufrieden?

38% der befragten schwulen und bisexuellen Männer erklärten sich unzufrieden mit ihrem Sexleben – aber warum? Was beeinträchtigt ihr Sexleben? Ganz wesentlich scheint die Frage zu sein, wie mit dem eigenen Schwulsein umgegangen wird:

Männer, die Sex mit Männern haben und verdeckt leben, beklagen deutlich häufiger einen Mangel an Sexkontakten. War dagegen ihre Homosexualität bei allen oder fast allen in ihrem Umfeld bekannt (11.008 Befragte), klagten nur 10,9%, sie hätten überhaupt keinen Sex, und 32,8% gaben an, gern mehr Sexpartner haben zu wollen. Bei Männern, bei denen niemand im Umfeld ‚davon‘ wusste (n = 2.891), hatten hingegen 13,5% überhaupt keinen Sex, und 44,5% hätten gerne mehr Sexpartner.

Bei den „verdeckt lebenden“ Homosexuellen lag auch der Anteil derer höher, die sich als sexuell unsicher wahrnahmen: 41% bezeichneten sich als sich „in sexueller Hinsicht nicht so selbstsicher, wie ich es gerne wäre“ (im Vergleich zu 37,1% der Männer, bei denen alle oder fast alle von ihrer Homosexualität wissen). Wesentlich deutlicher waren bei ihnen auch Befürchtungen, sich mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken: 33,9% der „verdeckt lebenden“ MSM gaben dies an im Vergleich zu 22,8% derer, bei denen ihre Homosexualität im Umfeld bekannt ist.

Jeder zweite wünscht sich eine feste Beziehung

In allen Gruppen nahezu gleich hoch ausgeprägt war mit durchschnittlich 48,3% der Wunsch nach einer festen Beziehung – außer bei Männern, bei denen niemand in ihrem Umfeld „davon“ wusste, sie wünschten sich nur zu 33,7% eine feste Beziehung.

Stehen sich verdeckt lebende Homosexuelle mit ihrem Bestreben, ihr sexuelles Interesse an anderen Männern zu verbergen, nicht offen sichtbar werden zu lassen, „selbst im Weg“ bei ihren Wünschen nach mehr und zufriedenstellender Sexualität? Vermissen sie weniger als andere eine feste Beziehung, weil diese die weitere Verheimlichung ihrer Homosexualität gefährden könnte? Und spiegelt sich in ihrer deutlicher ausgeprägten Angst vor HIV- und STD-Ansteckungsrisiken ein schlechterer Informations-Stand?

Fragen, die nun von den Präventionsexperten in den Beratungsstellen und Verbänden diskutiert werden müssen…

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Weitere Infos zu EMIS / Fußnoten

Die “sexual happiness”, übersetzt als ‘Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben’, ist bis 2010 in Befragungen in Deutschland und Europa nie ein Kriterium gewesen. Erstmals überhaupt wurde sie im Rahmen des europaweiten Projektes EMIS [2] (European MSM Internet Survey) sowie der im Rahmen von EMIS stattfindenden deutschlandweiten Befragung Schwule Männer und Aids (SMA) thematisiert [1].

“Sind Sie mit Ihrem Sexleben zufrieden?”, wurden die Teilnehmer im deutschen EMIS-Fragebogen gefragt. Im englischen Original heißt es “Are you happy with your sex life?”, die Autoren empfanden für die deutsche Übersetzung “glücklich” als zu pathetische Formulierung und entschieden sich für “zufrieden”. Die Frage konnte von den Teilnehmern mit ‘ja’ und ‘nein’ beantwortet werden, und in einem zweiten Schritt konnten sie begründen, warum sie nicht mit ihrem Sexleben zufrieden sind.

Für die Auswertung standen insgesamt Daten von 180.000 schwulen und Bi-Männern (MSM, Männer die Sex mit Männern haben) aus 38 Ländern in Europa zur Verfügung. Aus Deutschland konnten über 14.000 Fragebögen EMIS und über 40.000 Zusatzfragebögen SMA ausgewertet werden.

[1] “Sexual happiness”. In: Michael Bochow, Stefanie Lenuweit, Todd Sekuler, Axel J. Schmidt: “Schwule Männer und HIV/Aids: Lebensstile, Sex, Schutz- und Risikoverhalten“. Aids-Forum DAH Nr. 60, Berlin Dezember 2012 [Anmerkung: Die Befragung „Schwule Männer und Aids“ (SMA) findet bereits seit 1987 statt. Aids-Forum DAH Nr. 60 berichtet über die Befragung 2010, die im Rahmen des Projektes EMIS stattfand]
[2] “Sexual Unhappiness” in: “The EMIS Network: The European MSM Internet Survey 2010 -Descriptive report of survey results”, Stockholm, ECDC; 2013 (forthcoming / Veröffentlichung geplant)
[3] Weltgesundheitsorganisation WHO: Sexuelle und reproduktive Gesundheit (Definition)
[4] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA: Definitionen von sexueller und reproduktiver Gesundheit

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HIV/Aids

HIV Heimtest: Frankreichs Nationaler Aids-Rat empfiehlt Zulassung (akt.6)

Frankreich: Nationaler Aids-Rat empfiehlt Zulassung von HIV Heimtest

Der Nationale Aids-Rat Frankreichs hat am Freitag 22. März 2013 die Zulassung von HIV-Schnelltests für die eigene Anwendung ( HIV Heimtest ) empfohlen und seine jahrelang ablehnende Haltung revidiert. In Deutschland sind selbst angewendete HIV-Schnelltests (HIV Heimtest) derzeit verboten.

Auf einer Veranstaltung am 22. März 2013 unter Leitung von Prof. Patrick Yeni, seit Mai 2012 Präsident des Nationalen Aids-Rats (Conseil national du sida, CNS), im Ministerium für Gesundheit und Soziales wurden zunächst ein Bericht und eine Stellungnahme zu HIV-Heimtests vorgestellt. Anschließend wurden in 2 Workshops mögliche Risiken und Nutzen von HIV-Heimtests (im Französischen: autotest VIH) sowie mögliche Vertriebs-Kanäle und unterstützende Maßnahmen diskutiert. Unter den Teilnehmern waren auch Vertreter der französischen Aidshilfe-Organisation Aides sowie von ACT UP Paris und der HIV-Aktivistengruppe The Warning. Der Nationale Aids-Rat CNS berät die französische Regierung in Aids-Fragen, er entspricht ungefähr dem nationalen Aids-Beirat in Deutschland.

Autotests de dépistage de l’infection à VIH ( HIV-Heimtest ), Grafik: CNS
Autotests de dépistage de l’infection à VIH ( HIV Heimtest ), Grafik: CNS

Die neue Haltung des Nationalen Aids-Rats (CNS) Frankreich lautet nun:

„Considérant l’importance de l’enjeu d’améliorer la précocité du dépistage en France, les propriétés des autotests, la place qu’ils sont susceptibles de prendre dans l’offre de dépistage et leur rapport bénéfices / risques, le Conseil national du sida se prononce en faveur de la mise à disposition des autotests de dépistage de l’infection à VIH.“
(„In Anbetracht der Bedeutung der Frage der Verbesserung der Früherkennung in Frankreich, sowie der Eigenschaften des HIV-Heimtest , des Platzes den sie vermutlich im Rahmen von Testangeboten einnehmen werden, und des Verhältnisses von Risiken und Nutzen spricht sich der Nationale Aids-Rat für die Bereitstellung von HIV-Tests für die Selbstanwendung aus.“, Übers. UW)

Vor einer Zulassung des HIV Heimtest in Frankreich ist noch die Position des Comité consultatif national d’éthique (CCNE) erforderlich. Dieses Ethik-Beratungsgremium hatte sich 2005 nach Beratungen (bei denen auch Mitarbeiter der französischen Aidshilfe-Organisation Aides konsultiert wurden) ebenfalls gegen den HIV Heimtest ausgesprochen. Über eine neue Position ist noch nichts bekannt. Einer Pressemitteilung der französischen Aidshilfe-Organisation Aides zufolge ist die neue Empfehlung bereits in Abstimmung mit dem CCNE erfolgt. (siehe auch Aktualisierungen unten)

Zusätzliche Empfehlungen für HIV Heimtest

Der Nationale Aids-Rat erließ zusätzliche Empfehlungen, „um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser neuen Screening-Tools zu optimieren“. So sollen Selbsttests bestehende Angebote ergänzen, diese nicht ersetzen sondern vielmehr durch konventionelle Tests bestätigt und durch verschiedene Präventuionsansätze, auch zu sexuell übertragbaren Krankheiten, ergänzt werden.

Der HIV Heimtest soll in Frankreich rezeptfrei in Apotheken, Drogerien sowie über das Internet angeboten werden, empfiehlt der Rat. Gerade mit der Zulassung von Internet-Vertrieb solle das Risiko fehlerhafter oder gefälschter HIV-Heimtests reduziert und zugleich auch eine anonyme Zugangsmöglichkeit geboten werden. Er soll besonders Menschen mit einem hohen HIV-Infektionsrisko angeboten werden, hierzu sollen auch Verbände und Beratungsstellen genutzt werden. Jeder HIV Heimtest soll zusammen mit Informationsmaterial u.a. zu Bestätigungstest, Zugang zu medizinischer Behandlung oder Grenzen des Heimtests abgegeben werden. Für eine erfolgreiche Bereitstellugn von HIV-Heimtests sei eine „breite Mobilisierung, auch über die traditionellen Akteure im Kampf gegen HIV / AIDS“ von wesentlicher Bedeutung. Ein Jahr nach Einführung der HIV-Selbsttests soll eine Evaluation erfolgen.

Der 1989 gegründete Nationale Aids-Rat Frankreichs revidiert damit eine zuvor jahrelang geäußerte ablehnende Haltung zu HIV-Heimtests. Noch anlässlich des Welt-Aids-Tags 2008 hatte der Nationale Aids-Rat Frankreichs HIV-Heimtests als „eine falsche gute Idee“ bezeichnet. Man wolle zwar einen breiteren Zugang zu HIV-Tests, auch um die Zahl später HIV-Diagnosen zu reduzieren, Heimtests seien aber abzulehnen u.a. wegen fehlender direkter Anbindung an Pflege und Betreuung sowie der Möglichkeit, dadurch zu Sex ohne Kondomen zu ermuntern. Eine ähnliche Haltung hatte der CNS auch bereits 2004 und 1998 eingenommen und damals besonders die Notwendigkeit ärztlicher Aufsicht über HIV-Tests betont.

Frankreich: Aids-Aktivisten für HIV Heimtest

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte sich insbesondere die Aktivistengruppe The Warning zugunsten von HIV-Heimtests eingesetzt. Mit Hilfe selbst angewendeter HIV-Schnelltests könne jeder Benutzer Akteur seiner eigenen Gesundheit werden. Der HIV Heimtest seien ein sinnvolles Werkzeug um die HIV-Epidemie zu beenden. Unter dem bisherigen Verbot seien nur über das Internet aus dem Ausland bezogene HIV-Heimtests unsicherer Qualität möglich gewesen. Angesichts von mindestens 20 bis 30% der HIV-Infizierten, die in Europa nicht von ihrer Infektion wüssten, sei der HIV Heimtest eine weitere Möglichkeit des HIV-Screenings und stärke zudem die Autonomie der Anwender.

The Warning fordert bereits seit 2008 in Frankreich die Zulassung von Selbsttests. Bereits am Rand der XIX. Internationalen Aids-Konfernez in Washington im August 2012 hatte Georges Sidéris, Präsident von The Warning, die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine auf HIV-Heimtests angesprochen. Die Ministerin zeigte sich offen für das Thema, sie sei sich dieser Frage bewusst. Im Anschluss hatte Touraine den Nationalen Aids-Rat des Landes um eine Stellungnahme gebeten.
Die heutige Empfehlung des Nationalen Aids-Rats, den HIV Heimtest in Frankreich zuzulassen, begrüßten die Aktivisten von The Warning (die jüngst in Belgien mit dem Start der Kampagne Mr. HIV für Aufmerksamkeit sorgten). Nun sei das Ministerium gefordert, die notwendigen administrativen Schritte zügig umzusetzen, um eine baldige Verfügbarkeit zu erreichen.

HIV Heimtest: USA – ja, Deutschland – nein

In den USA wurden HIV-Schnelltests für die Selbstanwendung zuhause bereits im Juli 2012 zugelassen und sind dort seit Oktober 2012 über Apotheken verfügbar. In Australien hatte jüngst ACON, eine Aidshilfe-Gruppe die sich besonders in LGBT-Szenen engagiert, die Legalisierung von HIV-Selbsttest gefordert.

In Deutschland sind HIV-Tests für die Selbstanwendung derzeit nicht zugelassen (Verbot seit dem 21.03.2010, ‚Gesetz zur Änderung medizinprodukterechtlicher Vorschriften‘). HIV-Tests, auch Schnelltests, dürfen nur im Beisein eines Arztes / einer Ärztin durchgeführt werden.
Die Zulassung eines HIV-Schnelltests zur Selbstanwendung in den USA hatte die Deutsche Aids-Hilfe im Juli 2012 als „Ausdruck der Verzweiflung“ angesichts der sich immer weiter ausbreitenden HIV-Epidemie eingeschätzt und darauf hingewiesen, dass Beratung entscheidend sei: „Auch wenn der Heimtest vielleicht attraktiv erscheint, weil man ihn völlig anonym machen kann – Antworten auf Fragen und Beratung zu HIV, Safer Sex und anderen sexuell übertragbaren Infektionen kann er nicht liefern.“

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Aktualisierung:
22.03.2013, 14:00: Die französische Aidshilfe-Organisation Aides betonte ihre Unterstützung für den HIV-Heimtest und die neue Empfehlung des CNS.
ACT UP Paris stimmte der neuen Empfehlung des CNS zu. Die Gruppe hatte sich in den Jahren zuvor gegen Heimtesst ausgesprochen. Allerdings sollte der HIV-Heimtest mit Bedacht eingesetzt werden, und komplementär zur Verwendung von Kondomen.
22.03.2013, 16:00: Die französsiche Presse berichtet breit über die neue Empfehlung des CNS. Eine Zulassung der HIV-Heimtests könne zur Verringerung der Zahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen um 400 führen, berichtet Ouest-France (die auflagenstärkste französische Regionalzeitung). 2011 seien 6.100 HIV-Infektionen in Frankreich diagnostiziert worden. 30.000 bis 40.000 Menschen lebten in Frankreich mit einer HIV-Infektion, ohne von dieser zu wissen.
Das Schwulen-Magazin Tetu konnte aufgrund eines Streiks bisher nicht berichten.
22.03.2013, 18:30: Die Position des Ethik-Gremiums CCNE wird Montag (25.3.2013) gegen 14:00 Uhr bekannt gegeben werden. Eine Entscheidung der zuständigen Gesundheitsministerin über die Zulassung des HIV-Heimtest in Frankreich wird anschließend für die folgenden Tage erwartet.
25.03.2013, 14:00: Das CCNE hat seine 30 Seiten umfassende Stellungnahme („Les problèmes éthiques posés par la commercialisation d’autotests de dépistage de l’infection VIH“ vom 21.2.2013) am 25.3.2013 um 14:00 Uhr veröffentlicht. Details siehe 2mecs 25.03.2013: HIV-Heimtest: Ethik-Gremium CCNE spricht sich nicht gegen HIV-Heimtest aus, formuliert Vorkehrungen
29.03.2013: Iast auch bei uns Zeit für eine unaufgeregte Debatte zum HIV-Selbsttest? (Interview mit Blog Immunantwort)
03.04.2013: Sind HIV-Selbsttests eine gute Alternative für Menschen, die nicht in Beratungseinrichtungen gehen wollen? Diese Frage hat ein Übersichtsartikel behandelt, der in PLOS Medicine publiziert ist: Nitika Pant Pai et al.: Supervised and Unsupervised Self-Testing for HIV in High- and Low-Risk Populations: A Systematic Review, PLOS Medicine
„In Deutschland sind HIV-Selbsttests auch nicht sinnvoll“, sagt Holger Rabenau vom Nationalen Referenzzentrum für Retroviren in Frankfurt.
06.04.2013: Am Freitag, 05. April 2013, hat sich Frankreichs Gesundheitsministerin Tourain für die Zulassung von HIV-Selbsttests ausgesprochen und angekündigt, die erforderlichen Bewertungsverfahren in die Wege zu leiten.

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weitere Informationen:
Conseil national du sida 22.12.2012: Avis sur les autotests de dépistage de l’infection à VIH (pdf)
Conseil national du sida 22.12.2012: Rapport sur les autotests de dépistage de l’infection à VIH (pdf)
Conseil national du sida 22.03.2013: Autotests de dépistage de l’infection à VIH : présentation de l’Avis du CNS
Conseil national du sida 01.12.2008: Dépistage et autotest : une fausse bonne idée
Conseil national du sida 09.12.2004: Note valant avis sur la commercialisation des autotests VIH
Conseil national du sida 19.06.1998: Rapport sur l’opportunité de la mise sur le marché français des tests à domicile de dépistage du VIH
Comité consultatif national d’éthique 2005: Avis No. 86: Problèmes posés par la commercialisation d’autotests permettant le dépistage de l’infection VIH et le diagnostic de maladies genetiques (pdf)  
ondamaris 05.05.2012: Frankreich: Patrick Yeni zum neuen Präsident des ‘Conseil national du sida’ nominiert
Warning 06.08.2012: Marisol Touraine se montre ouverte à la question des autotests VIH
Warning 21.03.2013: Pourquoi Warning soutient la légalisation des autotests VIH
Warning 15.03.2013: Autotest VIH: chaque utilisateur est acteur de sa santé et de la lutte pour la fin de l’épidémie
Warning 13.03.2013: «Ma séropositivité, c’est par un autotest que je l’ai apprise»
ACON Februar 2013: ACON’s Position Statement on Home Based HIV Testing & Gay Men (komplette Pressemitteilung als pdf)
DAH 17.06.2009: Bundestag sichert Qualität des HIV-Test
DAH 04.07.2012: „Die Zulassung der HIV-Heimtests in den USA ist ein Ausdruck der Verzweiflung“
ACT UP Paris 22.03.2013: Le Conseil national du sida (CNS) rend un avis favorable à la mise à disposition des autotests de dépistage de l’infection à VIH
Aides 22.03.2013: Aides dit „oui“ aux autotests
Ouest-France 22.03.2013: Dépistage du sida. Les autotests reçoivent un avis favorable
CCNE 25.03.2013: Les problèmes éthiques posés par la commercialisation d’autotests de dépistage de l’infection VIH (Avis No. 119, pdf)
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Homosexualitäten

Sexual Happiness (1): Französisch? Zypriotisch? Schwuler Sex in Europa (akt.)

Mit dem Thema „sexuelle Zufriedenheit“ ( sexual happiness ) bei schwulen und bisexuellen Männern habe ich mich in einer zweiteiligen Artikel-Miniserie für das Internetportal queer.de auseinander gesetzt.
Der erste Teil erschien dort am 18.03.2013: Französisch? Zypriotisch? Schwuler Sex in Europa:
Teil 2 “ Sexual Happiness (2): Top oder Flop? Schwuler Sex in Deutschland“ erschien bei queer.de am 22.3.2013.

Sexual Happiness (Teil 1): Französisch? Zypriotisch? Schwuler Sex in Europa

Schwule haben viel Sex und sind ständig bereit, so das Klischee. Aber haben wir auch guten Sex? Unsere Sex-Zufriedenheit im europäischen Vergleich.

Von Ulrich Würdemann

Unzufrieden mit seinem Sexleben zu sein, das ist offenbar ein in ganz Europa weit verbreitetes Phänomen. Das ergibt sich aus den Zahlen des Projekts EMIS, bei dem 2010 in 38 Staaten Männer, die mit Männern Sex haben, zu ihrem Liebesleben Auskunft gaben.

Immerhin 38,6% aller befragten schwulen und bisexuellen Männer der europaweiten EMIS-Befragung (180.000 ausgefüllte Fragebögen!) gaben an, nicht mit ihrem Sexleben zufrieden zu sein! Die Gründe für diese sexuelle Unzufriedenheit sind vielfältig, reichen von Lebensalter über Bildungsniveau über die Wohnortgröße bis zur Frage, wie offen man(n) mit seinem sexuellen Interesse an Männern umgeht.

European Sex-Umfrage: And here are the results…

  • Je jünger, desto zufriedener: im Vergleich zur Altersgruppe 25 bis 39 Jahre (1,0) haben MSM über 40 Jahre ein leicht (1,02) erhöhtes Risiko sexueller Unzufriedenheit, während es bei jungen MSM unter 25 Jahren deutlich (0,92) niedriger ist.
  • MSM mit einem mittleren Bildungs-Niveau haben ein höheres Risiko sexueller Unzufriedenheit als Männer mit niedrigem oder hohem Bildungsniveau.
  • Die Provinz macht (sexuell) eher nicht glücklich: Bei Männern, die in kleinen Städten sowie in Dörfern leben, ist sexuelle Unzufriedenheit häufiger als bei Männern in Städten über 100.000 Einwohner.
  • Männer, die sich noch nie in ihrem Leben auf HIV hatten testen lassen, äußerten deutlich öfter, sexuell unzufrieden zu sein, als HIV-positiv getestete Männer. HIV-negativ getestete Männer hatten wiederum ein deutlich niedrigeres Risiko sexueller Unzufriedenheit.
  • Männer, die sich selbst als bisexuell bezeichneten, waren mit geringerer Wahrscheinlichkeit sexuell unzufrieden als Männer, die sich als homosexuell oder schwul bezeichneten, diese wiederum waren seltener sexuell unzufrieden als diejenigen Männer, die keinen oder einen anderen als die drei bisherigen Begriffe für sich verwenden.
  • Fickt sich’s mit Coming-out zufriedener? Ja. Im Vergleich zu Männern, die mit ihrem Schwulsein offen allen oder nahezu allen Menschen in ihrem Umfeld gegenüber waren, war das Risiko sexueller Unzufriedenheit signifikant höher selbst bei Männern, bei denen über die Hälfte des Umfelds ‚es‘ wusste, und bei denen, die niemandem von ihrem Begehren für Männer erzählten, war das Risiko sexueller Unzufriedenheit mehr als doppelt so hoch.

[Alle Werte berücksichtigen bereits etwaige Unterschiede hinsichtlich Alter, Ausbildung, Wohnortgröße, bisherigen HIV-Tests, sexueller Identität, Offenheit im Umgang mit dem eigenen sexuellen Interesse an Männern und Quelle des Fragebogens (AOR, adjusted odds ratio)]

Es mag eine Vielzahl von Gründen geben, die dazu beitragen, dass jemand mit seinem Sexleben unzufrieden ist. Für die in Europa befragten schwulen und bisexuellen Männer allerdings gab es einen Grund, der klar heraus ragt: in 35 der 38 teilnehmenden Staaten war der meist genannte Grund sexueller Unzufriedenheit: sich eine beständige sexuelle Beziehung mit einem Partner zu wünschen, diese aber nicht zu haben.

Die Sehnsucht nach einer stabilen sexuellen Beziehung wurde selbst häufiger genannt als der Wunsch nach mehr Sex oder nach mehr Sexpartnern – und auch häufiger als der Wunsch nach mehr sexuellem Selbstvertrauen. Typischerweise war ein Viertel der Männer in jedem Land deswegen sexuell unzufrieden, weil sie Single sind.

Französisch macht glücklich? Oder: viel Arbeit für die EU!

Innerhalb Europas schwankt der Anteil der schwulen und bisexuellen Männer, die unzufrieden mit ihrem Sexleben sind, ausgesprochen stark.

Ausgesprochen hoch ist der Grad an sexueller Unzufriedenheit bei schwulen und bisexuellen Männern in Bosnien-Herzegowina (61,3%), Mazedonien (55,4%) und Zypern (53,7%), dicht gefolgt bemerkenswerterweise von Schweden mit 47,8%. MSM in Deutschland sind mit 38,4% annähernd im Durchschnitt aller Befragten (38,6%), während es schwulen wie bisexuellen Männern in Belgien (31,7% unzufrieden), den Niederlanden (30,7%), Spanien (31,9%) und der Schweiz (31,2% unzufrieden) scheinbar sexuell recht gut zu gehen scheint. Und am besten scheint es – wer hätte es vermutet – den Franzosen zu gehen. Nur 27,8% gaben an: „Nein, ich bin nicht zufrieden mit meinem Sexleben.“

Nun mag man gegen diesen Ländervergleich einwenden, nicht aus allen Staaten nahmen Männer im gleichen Alter teil – und sicherlich ist z.B. der Anteil offen schwul lebender MSM in manchen Staaten höher als in anderen. Die Forscher haben dies berücksichtigt: Sie haben diese Unzufriedenheits-Werte zur besseren Vergleichbarkeit justiert (AOR, adjusted odds ratio) nach Alter, Ausbildung, Wohnortgröße, bisherigen HIV-Tests, sexueller Identität, Offenheit im Umgang mit dem eigenen sexuellen Interesse an Männern und auch nach Quelle des Fragebogens (z.B. Internetsite, Magazin etc.). Das Ergebnis veränderte sich hierdurch nicht gravierend. In Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Zypern und Schweden ist sexuelle Unzufriedenheit am weitesten unter MSM verbreitet, MSM in Deutschland geht es mit einem Wert von 0,85 leicht besser als dem Referenz-Mittelwert Großbritannien (1,0), und die geringsten Werte an Unzufriedenheit stammen aus Spanien, Portugal, der Schweiz und Frankreich.

In welchem Staat ein Mann, der sexuell Männer begehrt, in Europa lebt, ist damit der wichtigste Faktor für das Risiko, sexuell unzufrieden zu sein! Das Risiko eines schwulen oder bisexuellen Mannes, unzufrieden mit seinem Sexleben zu sein, ist in Bosnien-Herzegowina über zweieinhalb mal so hoch wie in Frankreich!

Unzufriedenheit weit und breit?

Wir fassen zusammen: Sexuelle Unzufriedenheit ist unter Männern, die Sex mit Männern haben, in Europa weit verbreitet. Für Männer, die nicht offen mit ihrem sexuellen Interesse für andere Männer umgehen, ist das Risiko sexueller Unzufriedenheit deutlich erhöht, ebenso für Männer die sich nicht als homosexuell oder schwul bezeichnen. Wer in Kleinstädten oder Dörfern lebt, hat ein höheres Risiko sexueller Unzufriedenheit, ebenso Männer die sich noch nie auf HIV haben testen lassen.

Unzufriedenheit mit dem eigenen Single-Sein, die Sehnsucht nach einer stabilen sexuellen Beziehung sind für schwule und bisexuelle Männer in allen Staaten Europas ein wichtiges Thema und Quelle sexueller Unzufriedenheit. Werden unsere derzeitigen Szenen, ob Bars und Kneipen, Saunen und Partys, Internetportale und Magazine dieser Sehnsucht gerecht?

Innerhalb Europas sind die Unterschiede sexueller Zufriedenheit bei schwulen und bisexuellen Männern groß. Bis alle schwulen und bisexuellen Männer so zufrieden mit ihrem Sexleben sind wie die Franzosen, ist es offensichtlich noch ein weiter Weg. Eine Europäische Union, die sich zum Ziel setzt, allen Europäern gleichwertige Lebensverhältnisse zu ermöglichen, hat auf dem Gebiet sexueller Zufriedenheit schwuler und bisexueller Männer also noch viel zu tun!

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Weitere Infos zu EMIS / Fußnoten

Die „sexual happiness“, übersetzt als ‚Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben‘, ist bis 2010 in Befragungen in Deutschland und Europa nie ein Kriterium gewesen. Erstmals überhaupt wurde sie im Rahmen des europaweiten Projektes EMIS [2] (European MSM Internet Survey) sowie der im Rahmen von EMIS stattfindenden deutschlandweiten Befragung Schwule Männer und Aids (SMA) thematisiert [1].

„Sind Sie mit Ihrem Sexleben zufrieden?“, wurden die Teilnehmer im deutschen EMIS-Fragebogen gefragt. Im englischen Original heißt es „Are you happy with your sex life?“, die Autoren empfanden für die deutsche Übersetzung „glücklich“ als zu pathetische Formulierung und entschieden sich für „zufrieden“. Die Frage konnte von den Teilnehmern mit ‚ja‘ und ’nein‘ beantwortet werden, und in einem zweiten Schritt konnten sie begründen, warum sie nicht mit ihrem Sexleben zufrieden sind.

Für die Auswertung standen insgesamt Daten von 180.000 schwulen und Bi-Männern (MSM, Männer die Sex mit Männern haben) aus 38 Ländern in Europa zur Verfügung. Aus Deutschland konnten über 14.000 Fragebögen EMIS und über 40.000 Zusatzfragebögen SMA ausgewertet werden.

[1] „Sexual happiness“. In: Michael Bochow, Stefanie Lenuweit, Todd Sekuler, Axel J. Schmidt: „Schwule Männer und HIV/Aids: Lebensstile, Sex, Schutz- und Risikoverhalten“. Aids-Forum DAH Nr. 60, Berlin Dezember 2012 [Anmerkung: Die Befragung „Schwule Männer und Aids“ (SMA) findet bereits seit 1987 statt. Aids-Forum DAH Nr. 60 berichtet über die Befragung 2010, die im Rahmen des Projektes EMIS stattfand]
[2] „Sexual Unhappiness“ in: „The EMIS Network: The European MSM Internet Survey 2010 -Descriptive report of survey results“, Stockholm, ECDC; 2013 (forthcoming / Veröffentlichung geplant) s.u.
[3] Weltgesundheitsorganisation WHO: Sexuelle und reproduktive Gesundheit (Definition)
[4] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA: Definitionen von sexueller und reproduktiver Gesundheit

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Aktualisierung
27.05.2013: Der 200-seitige EMIS-Schlußbericht (Autor: „The EMIS network“, Herausgeber: „European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)“) ist inzwischen publiziert und steht als Download zur Verfügung auf http://www.emis-project.eu/. Zudem sind für ausgewählte Staaten EMIS-Länder-Reports verfügbar: Russland, Norwegen, Österreich, Schweiz, Irland (Republik Irland sowie Nord-Irland), Estland, Dänemark, Deutschland, and Lettland. EMIS -Zusammenfassungen sind erschienen für England, Schottland, Wales und Nord-Irland.

6.10.2019: Ergebnisse der Nachfolge-Studie EMIS 2017 zu Sexualverhalten und Gesundheit von rund 128.000 Männern, die Sex mit Männern haben: „EMIS-2017: The European Men-Who-Have-Sex-With-Men Internet Survey“ (PDF, englisch)

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Hamburg Homosexualitäten

CDU-Politiker Rollmann geoutet – Eklat im ‚Reichshof‘ Oktober 1972

Der Hamburger CDU-Politiker Dietrich-Wilhelm (‚Didi‘) Rollmann wurde 1972 auf einer Diskussionsveranstaltung der IHWO im Hamburger ‚Reichshof‘ als homosexuell geoutet – vom späteren ‚Brühwarm‘-Mitglied, ‚Grünen‘-Politiker und Kulturunternehmer Corny Littmann.

Hamburg, im Bundestags-Wahlkampf 1972. Eine inzwischen nahezu in Vergessenheit geratene Homosexuellen-Organisation mit dem (immer etwas arg großspurig anmutenden) Namen ‚Internationale Homophile Welt-Organisation‘ IHWO (-> homophil) organisiert am 27. Oktober 1972 im renommierten Hotel Reichshof eine mit rund 200 Teilnehmern sehr gut besuchte Diskussions-Veranstaltung zum Thema Strafrecht. Als Gäste: der Jurist und Politiker Dr. Claus Arndt (SPD), der Rechtsanwalt und ehemalige Chefjustitiar des ‚Springer‘-Verlags Dr. Herman Ferdinand Arning (FDP) sowie der Jurist und Politiker Dietrich-Wilhelm (‚Didi‘) Rollmann (CDU). Geleitet wurde die Veranstaltung von Pastor Joachim Ziegenrücker, bis 1963 Direktor der Evangelischen Akademie Hamburg.

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HIV/Aids

Larry Kramer Wut-Rede „1,112 and counting“ – 14. März 1983

Der US-Autor und Aktivist Larry Kramer ist seit Anfang der 1980er Jahre eine der lautesten und engagiertesten Stimmen in den USA im Kampf gegen Aids. Am 14. März 1983 erschien mit 1,112 and counting einer seiner wichtigsten frühen Texte, um die Schwulen New Yorks wachzurütteln, ein Text der sich heute wie ein frühes ACT UP – Manifest liest.
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Kalenderblatt: 14. März 1983 – vor 30 Jahren: Larry Kramers Wut-Rede „1,112 and counting“

Am 14. März 1983 erscheint im New York Native als Cover-Story ein Artikel von Larry Kramer “1.112 und weiter ansteigend” (“1,112 and counting”). Der Text wird in 17 weiteren Schwulenmagazinen in den ganzen USA nachgedruckt. Er wird zu einem der Meilensteine des Kampfes gegen Aids.

„Wenn dieser Artikel nicht eure Wut weckt, euren Ärger, eure Rage, eure Aktion – dann haben Schwule auf dieser Erde keine Zukunft mehr.“ [1]

Larry Kramers Text war der vermutlich erste größere Essay über eine damals noch sehr neue Seuche, die noch kurz zuvor als „Schwulenkrebs“ oder GRID (gay related immune deficiency) bezeichnet wurde und gerade erst den Namen Aids erhalten hatte. Kramers „1,112 and counting“ im New York Native war eine einzige wütende Anklage gegen Schweigen, gegen Untätigkeit, gegen Desinteresse.

Larry Kramer im Frühjahr 2007 auf dem Balkon seiner Wohnung in New York (Foto: David Shankbone)
Larry Kramer im Frühjahr 2007 auf dem Balkon seiner Wohnung in New York (Foto: David Shankbone; Lizenz cc by-sa 3.0)

Larry Kramer spring 2 by David ShankboneDavid ShankboneCC BY-SA 3.0

Der New York Native, eine 14tägig erscheinende schwule Stadtzeitung, war zu Beginn der Aids-Krise das einzige schwule Medium der US-Metropole und galt lange als eines der einflussreichsten Schwulen-Magazine der USA [5]. Und Kramer nutzte sie als sein Forum:

„Unsere weitere Existenz als schwule Männer in dieser Welt steht auf dem Spiel. Wenn wir nicht um unser Leben kämpfen, werden wir sterben…” [1]

Die steigende Anzahl der neuen Aids-Fälle und insbesondere der Toten sei erschreckend. Was auch immer es sei, es breite sich schneller und schneller aus, und selbst führende Ärzte und Forscher wüssten nicht was vor sich ginge (das auslösende Virus wurde Ende 1983 erstmals noch unter anderem Namen beschrieben und erst drei Jahre später als HIV bezeichnet).

Kramer kritisiert nicht nur die Untätigkeit von Politik, Gesundheitsbehörden, Forschung – er greift vor allem die Schwulen und ihre Medien (wie den Advocate, eines der auflagenstärksten US-Homo-Magazine) für Ihr Schweigen an:

„Ich habe die Schnauze voll vom Advocate… Ich habe die Schnauze voll von Schwulen, die keine Wohltätigkeitsveranstaltungen für Schwule unterstützen … Ich habe die Schnauze voll von Klemmschwestern … Ich habe die Schnauze voll von all jenen in dieser Community, die mir sagen ich solle aufhören eine Panik auszulösen.
Ich will nicht sterben. Ich kann nur annehmen, dass auch ihr nicht sterben wollt. Können wir gemeinsam kämpfen?“ [1]

Wie viele Schwule müssten noch sterben, bevor ihr endlich den Arsch hoch bekommt, fragt Kramer. Die Kritik an Untätigkeit, Desinteresse, Schweigen verdichtet sich wenig später in dem Slogan „Schweigen = Tod“ (Silence = Death). Er wurde zu einer der Kern-Aussagen von ACT UP, der Aids-Aktions-Gruppe, die Larry Kramer 1987 mit gründete. Das Schweigen bringt Kramer auch nahezu 30 Jahre später (anlässlich des 20jährigen Bestehens von ACT UP) noch in Rage:

“Es fällt mir schwer diese Überbleibsel früherer Größe anzuklagen, wenn die Schwulen in diesem Land weiterhin in dermaßen großer Passivität und Apathie verharren, so ‚ach-halt-die Fresse-mit-deinen-ewigen-Warnungen‘.“ [3]

Kramers Text trug wesentlich mit dazu bei, nicht nur die Reaktion von Schwulen auf Aids in den USA zu verändern, sondern auch das US-amerikanische Medizinsystem. Ein im Jahr 2002 im The New Yorker veröffentlichtes Larry-Kramer- Portrait [2] betont die Breite und Wucht der Anklage, die Kramer mit „1,112 and counting“ 1983 formulierte: Schreie die heute beinahe sanftmütig klängen und doch weitreichende Folgen hatten. Viele Patienten informieren sich heute selbst und wollen an ärztlichen Entscheidungen beteiligt sein. Ärzte haben einen großen Teil ihres „Halbgott in weiß“ – Images eingebüßt. Patienten werden bei Erforschung und Zulassung von Arzneimitteln einbezogen. Konkret am Beispiel Aids betont Kramer 2007:

„Jedes einzelne dieser Medikamente gegen HIV ist auf den Markt gekommen, weil Aktivisten es heraus quetschten aus diesem System, aus Laboren, aus Pharma-Konzernen, aus der Regierung, ins reale Leben hinein.“ [3]

Für Kramer selbst, der schon 1983 in seinem Text Aktionen zivilen Ungehorsams forderte, ist es seit „1,112 and counting“ die wesentliche Erkenntnis, aus der Passivität auszubrechen, sich zusammen zu schließen und für die eigenen Belange zu kämpfen:

“Du bekommst gar nichts, wenn du nicht dafür kämpfst, vereint und in wahrnehmbarer Anzahl. Wenn ACT UP uns eines gelehrt hat, dann dies.“ [4]

Larry Kramer mag von so manchem als „schwuler Extremist“ betrachtet werden, und als arrogante, gelegentlich auch demagogische alternde Tunte verschrien sein – seine Worte haben dazu beigetragen, die Realität nicht nur von HIV-Positiven sondern von Patienten im Gesundheitssystem generell zu verändern.

Larry Kramer ist Mitgründer von Gay Men’s Health Crisis GMHC (1982) sowie von ACT UP New York (1987). Er ist Autor von Theaterstücken wie „The Normal Heart“ (1985) und Sachbüchern wie „ Reports from the Holocaust: The Story of an AIDS Activist“ (1989/94). Kramer ist mit HIV und Hepatitis B infiziert und erhielt 2001 als einer der erste HIV-Positiven der USA eine Leber-Transplantation. Kramer lebt mit seinem Partner, dem Architekten David Webster, in New York.

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Larry Kramer starb am 27. Mai 2020 im Alter von 84 Jahren in New York.

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[1] Larry Kramer: 1,112 and Counting – A historic article that helped start the fight against AIDS. Erstveröffentlicht in New York Native 14.03.1983
[2] Michael Specter: Public Nuisance, in: New Yorker 13.05.2002
[3] Ulrich Würdemann: Larry Kramer: Happy Birthday, ACT UP, ondamaris 02.04.2012
Larry Kramer: We are not crumbs; we must not accept crumbs – Rede zum 20. Geburtstag von ACT UP.
[4] Happy Birthday, ACT UP, Wherever You Are. Larry Kramer. Huffington Post 28.3.2012 http://www.huffingtonpost.com/larry-kramer/act-up_b_1382314.html
[5] Der New York Native, der zu Beginn der Aids-Krise ein wichtiges Medium darstellte und Pionierarbeit leistete, wurde später eher zu einem Forum für Verschwörungs-Theorien rund um Aids und wurde von Gruppen wie ACT UP boykottiert.

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In einem ‚Kalenderblatt‘ habe ich für das Blog der Deutschen Aids-Hilfe an diesen Text Kramers erinnert, dort ist dieser Text (mit 2 weiteren Fotos) zuerst erschienen am 14. März 2013.

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Hamburg Politisches

Fracking in Hamburg Bergedorf / Schwarzenbek und Vierlanden ?

Fracking in Norddeutschland: Unter anderem in Hamburg Bergedorf sowie den Vierlanden planen PRD Energy bzw. BEB, Tochterunternehmen des US-Energiekonzerns Exxon Mobile, nach Erdgas und Erdöl zu suchen – mittels des umstrittenen Fracking (hydraulic fracturing).

Im „Erlaubnisfeld Schwarzenbek“ (südlich der Autobahn A24 zwischen Gudow und Glinde, ’nahezu das gesamte Kreisgebiet‘), plant PRD über einen Zeitraum von 5 Jahren Explorationsbohrungen sowie „seismische 3D-Messungen“. Ziel: die Chancen einer späteren Förderung von in Gesteinsschichten gebundenem Erdöl zu erkunden. Die entsprechenden Anträge sind seit Oktober 2012 bei der Obersten Baubehörde Schleswig-Holstein in Bearbeitung. Der Kreisausschuss für Energie, Umwelt und Regionales sprach sich auf Antrag der SPD gegen Fracking sowie generell gegen „die Suche nach im Gestein gebundenen Öl- und Gasvorkommen“ aus.

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Homosexualitäten

Köln 16. März 1985 : SCHULZ Eröffnung Fotos

SCHULZ Eröffnung Fotos : Am 16. März 1985 war es endlich soweit: nach monatelangen Vorbereitungen und Umbauarbeiten in der ehemaligen Tanzschule Meyer eröffnete das SCHULZ Schwulen- und Lesbenzentrum in der Bismarckstraße mit einer grossen Feier mit Disco, Markt der Möglichkeiten (insbesondere der zahlreichen das SCHULZ tragenden Gruppen und Organisationen) und üppigem Buffet.

Als besonderer Gast war zur Eröffnung anwesend Frau von Oehmichen, die letzte Besitzerin der ‚Tanzschule Meyer‘ [1]. Anlässlich der Schlüsselübergabe [2] des SCHULZ wurde sie zum Ehrenmitglied des Trägervereins des SCHULZ, dem Emanzipation e.V. ernannt:

„Als Zeichen unserer besonderen Verehrung ernennen wir Frau Elfriede von Oehmichen zum Ehrenmitglied der Emanzipation e.V.“

SCHULZ Eröffnung Fotos

SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Ehrenmitgliedschaft Frau von Oehmichen
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Ehrenmitgliedschaft Frau von Oehmichen
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Markt der Projekte
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Schlüsselübergabe
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke
SCHULZ Eröffnung am 16. März 1985, Theke

Ab sofort standen Kölner Lesben und Schwulen und ihren Projekten und Organisationen 400m² zur Verfügung, selbst verwaltet und selbst organisiert: der Saal, das ‚Blumenzimmer‘, das Café, das ‚Afrikazimmer‘ sowie einige Nebenräume.

Zu Beginn wurde das SCHULZ von 20, später von bis zu 30 verschiedenen Gruppen gemeinsam getragen. Schon bald nach der Eröffnung entwickete sich reger Betrieb im SCHULZ von Diskussionsveranstaltungen und Gruppentreffen bis zu Flohmärkten und einem boomenden Kulturbetrieb – Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Parties, Theater, Kabarett sowie eine im Herbst 1987 eröffnete Bibliothek. Zur Ankündigung der zahlreichen Veranstaltungen entstand bald ein extra Mitteilungsblatt, das ‚Raus in Köln‘.

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[1] Elfriede von Oehmichen belegte u.a. 1947 den 3. Platz und 1948 den 4. Platz in der Deutschen Meisterschaft Standardtanz (pdf).
[2] auf dem Bild zur Schlüsselübergabe bei der SCHULZ Eröffnung ist rechts der 1990 verstorbene Jean Claude Letist zu sehen