Der Hamburger CDU-Politiker Dietrich-Wilhelm (‚Didi‘) Rollmann wurde 1972 auf einer Diskussionsveranstaltung der IHWO im Hamburger ‚Reichshof‘ als homosexuell geoutet – vom späteren ‚Brühwarm‘-Mitglied, ‚Grünen‘-Politiker und Kulturunternehmer Corny Littmann.
Hamburg, im Bundestags-Wahlkampf 1972. Eine inzwischen nahezu in Vergessenheit geratene Homosexuellen-Organisation mit dem (immer etwas arg großspurig anmutenden) Namen ‚Internationale Homophile Welt-Organisation‘ IHWO (-> homophil) organisiert am 27. Oktober 1972 im renommierten Hotel Reichshof eine mit rund 200 Teilnehmern sehr gut besuchte Diskussions-Veranstaltung zum Thema Strafrecht. Als Gäste: der Jurist und Politiker Dr. Claus Arndt (SPD), der Rechtsanwalt und ehemalige Chefjustitiar des ‚Springer‘-Verlags Dr. HermanFerdinand Arning (FDP) sowie der Jurist und Politiker Dietrich-Wilhelm (‚Didi‘) Rollmann (CDU). Geleitet wurde die Veranstaltung von Pastor Joachim Ziegenrücker, bis 1963 Direktor der Evangelischen Akademie Hamburg.
Der US-Autor und Aktivist Larry Kramer ist seit Anfang der 1980er Jahre eine der lautesten und engagiertesten Stimmen in den USA im Kampf gegen Aids. Am 14. März 1983 erschien mit 1,112 and counting einer seiner wichtigsten frühen Texte, um die Schwulen New Yorks wachzurütteln, ein Text der sich heute wie ein frühes ACT UP – Manifest liest. .
Kalenderblatt: 14. März 1983 – vor 30 Jahren: Larry Kramers Wut-Rede „1,112 and counting“
Am 14. März 1983 erscheint im New York Native als Cover-Story ein Artikel von Larry Kramer “1.112 und weiter ansteigend” (“1,112 and counting”). Der Text wird in 17 weiteren Schwulenmagazinen in den ganzen USA nachgedruckt. Er wird zu einem der Meilensteine des Kampfes gegen Aids.
„Wenn dieser Artikel nicht eure Wut weckt, euren Ärger, eure Rage, eure Aktion – dann haben Schwule auf dieser Erde keine Zukunft mehr.“ [1]
Larry Kramers Text war der vermutlich erste größere Essay über eine damals noch sehr neue Seuche, die noch kurz zuvor als „Schwulenkrebs“ oder GRID (gay related immune deficiency) bezeichnet wurde und gerade erst den Namen Aids erhalten hatte. Kramers „1,112 and counting“ im New York Native war eine einzige wütende Anklage gegen Schweigen, gegen Untätigkeit, gegen Desinteresse.
Der New York Native, eine 14tägig erscheinende schwule Stadtzeitung, war zu Beginn der Aids-Krise das einzige schwule Medium der US-Metropole und galt lange als eines der einflussreichsten Schwulen-Magazine der USA [5]. Und Kramer nutzte sie als sein Forum:
„Unsere weitere Existenz als schwule Männer in dieser Welt steht auf dem Spiel. Wenn wir nicht um unser Leben kämpfen, werden wir sterben…” [1]
Die steigende Anzahl der neuen Aids-Fälle und insbesondere der Toten sei erschreckend. Was auch immer es sei, es breite sich schneller und schneller aus, und selbst führende Ärzte und Forscher wüssten nicht was vor sich ginge (das auslösende Virus wurde Ende 1983 erstmals noch unter anderem Namen beschrieben und erst drei Jahre später als HIV bezeichnet).
Kramer kritisiert nicht nur die Untätigkeit von Politik, Gesundheitsbehörden, Forschung – er greift vor allem die Schwulen und ihre Medien (wie den Advocate, eines der auflagenstärksten US-Homo-Magazine) für Ihr Schweigen an:
„Ich habe die Schnauze voll vom Advocate… Ich habe die Schnauze voll von Schwulen, die keine Wohltätigkeitsveranstaltungen für Schwule unterstützen … Ich habe die Schnauze voll von Klemmschwestern … Ich habe die Schnauze voll von all jenen in dieser Community, die mir sagen ich solle aufhören eine Panik auszulösen. Ich will nicht sterben. Ich kann nur annehmen, dass auch ihr nicht sterben wollt. Können wir gemeinsam kämpfen?“ [1]
Wie viele Schwule müssten noch sterben, bevor ihr endlich den Arsch hoch bekommt, fragt Kramer. Die Kritik an Untätigkeit, Desinteresse, Schweigen verdichtet sich wenig später in dem Slogan „Schweigen = Tod“ (Silence = Death). Er wurde zu einer der Kern-Aussagen von ACT UP, der Aids-Aktions-Gruppe, die Larry Kramer 1987 mit gründete. Das Schweigen bringt Kramer auch nahezu 30 Jahre später (anlässlich des 20jährigen Bestehens von ACT UP) noch in Rage:
“Es fällt mir schwer diese Überbleibsel früherer Größe anzuklagen, wenn die Schwulen in diesem Land weiterhin in dermaßen großer Passivität und Apathie verharren, so ‚ach-halt-die Fresse-mit-deinen-ewigen-Warnungen‘.“ [3]
Kramers Text trug wesentlich mit dazu bei, nicht nur die Reaktion von Schwulen auf Aids in den USA zu verändern, sondern auch das US-amerikanische Medizinsystem. Ein im Jahr 2002 im The New Yorker veröffentlichtes Larry-Kramer- Portrait [2] betont die Breite und Wucht der Anklage, die Kramer mit „1,112 and counting“ 1983 formulierte: Schreie die heute beinahe sanftmütig klängen und doch weitreichende Folgen hatten. Viele Patienten informieren sich heute selbst und wollen an ärztlichen Entscheidungen beteiligt sein. Ärzte haben einen großen Teil ihres „Halbgott in weiß“ – Images eingebüßt. Patienten werden bei Erforschung und Zulassung von Arzneimitteln einbezogen. Konkret am Beispiel Aids betont Kramer 2007:
„Jedes einzelne dieser Medikamente gegen HIV ist auf den Markt gekommen, weil Aktivisten es heraus quetschten aus diesem System, aus Laboren, aus Pharma-Konzernen, aus der Regierung, ins reale Leben hinein.“ [3]
Für Kramer selbst, der schon 1983 in seinem Text Aktionen zivilen Ungehorsams forderte, ist es seit „1,112 and counting“ die wesentliche Erkenntnis, aus der Passivität auszubrechen, sich zusammen zu schließen und für die eigenen Belange zu kämpfen:
“Du bekommst gar nichts, wenn du nicht dafür kämpfst, vereint und in wahrnehmbarer Anzahl. Wenn ACT UP uns eines gelehrt hat, dann dies.“ [4]
Larry Kramer mag von so manchem als „schwuler Extremist“ betrachtet werden, und als arrogante, gelegentlich auch demagogische alternde Tunte verschrien sein – seine Worte haben dazu beigetragen, die Realität nicht nur von HIV-Positiven sondern von Patienten im Gesundheitssystem generell zu verändern.
Larry Kramer ist Mitgründer von Gay Men’s Health Crisis GMHC (1982) sowie von ACT UP New York (1987). Er ist Autor von Theaterstücken wie „The Normal Heart“ (1985) und Sachbüchern wie „ Reports from the Holocaust: The Story of an AIDS Activist“ (1989/94). Kramer ist mit HIV und Hepatitis B infiziert und erhielt 2001 als einer der erste HIV-Positiven der USA eine Leber-Transplantation. Kramer lebt mit seinem Partner, dem Architekten David Webster, in New York.
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Larry Kramer starb am 27. Mai 2020 im Alter von 84 Jahren in New York.
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[1] Larry Kramer: 1,112 and Counting – A historic article that helped start the fight against AIDS. Erstveröffentlicht in New York Native 14.03.1983 [2] Michael Specter: Public Nuisance, in: New Yorker 13.05.2002 [3] Ulrich Würdemann: Larry Kramer: Happy Birthday, ACT UP, ondamaris 02.04.2012 Larry Kramer: We are not crumbs; we must not accept crumbs – Rede zum 20. Geburtstag von ACT UP. [4] Happy Birthday, ACT UP, Wherever You Are. Larry Kramer. Huffington Post 28.3.2012 http://www.huffingtonpost.com/larry-kramer/act-up_b_1382314.html [5] Der New York Native, der zu Beginn der Aids-Krise ein wichtiges Medium darstellte und Pionierarbeit leistete, wurde später eher zu einem Forum für Verschwörungs-Theorien rund um Aids und wurde von Gruppen wie ACT UP boykottiert.
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In einem ‚Kalenderblatt‘ habe ich für das Blog der Deutschen Aids-Hilfe an diesen Text Kramers erinnert, dort ist dieser Text (mit 2 weiteren Fotos) zuerst erschienen am 14. März 2013.
Fracking in Norddeutschland: Unter anderem in Hamburg Bergedorf sowie den Vierlanden planen PRD Energy bzw. BEB, Tochterunternehmen des US-Energiekonzerns Exxon Mobile, nach Erdgas und Erdöl zu suchen – mittels des umstrittenen Fracking (hydraulic fracturing).
Im „Erlaubnisfeld Schwarzenbek“ (südlich der Autobahn A24 zwischen Gudow und Glinde, ’nahezu das gesamte Kreisgebiet‘), plant PRD über einen Zeitraum von 5 Jahren Explorationsbohrungen sowie „seismische 3D-Messungen“. Ziel: die Chancen einer späteren Förderung von in Gesteinsschichten gebundenem Erdöl zu erkunden. Die entsprechenden Anträge sind seit Oktober 2012 bei der Obersten Baubehörde Schleswig-Holstein in Bearbeitung. Der Kreisausschuss für Energie, Umwelt und Regionales sprach sich auf Antrag der SPD gegen Fracking sowie generell gegen „die Suche nach im Gestein gebundenen Öl- und Gasvorkommen“ aus.
SCHULZ Eröffnung Fotos : Am 16. März 1985 war es endlich soweit: nach monatelangen Vorbereitungen und Umbauarbeiten in der ehemaligen Tanzschule Meyer eröffnete das SCHULZ Schwulen- und Lesbenzentrum in der Bismarckstraße mit einer grossen Feier mit Disco, Markt der Möglichkeiten (insbesondere der zahlreichen das SCHULZ tragenden Gruppen und Organisationen) und üppigem Buffet.
Als besonderer Gast war zur Eröffnung anwesend Frau von Oehmichen, die letzte Besitzerin der ‚Tanzschule Meyer‘ [1]. Anlässlich der Schlüsselübergabe [2] des SCHULZ wurde sie zum Ehrenmitglied des Trägervereins des SCHULZ, dem Emanzipation e.V. ernannt:
„Als Zeichen unserer besonderen Verehrung ernennen wir Frau Elfriede von Oehmichen zum Ehrenmitglied der Emanzipation e.V.“
SCHULZ Eröffnung Fotos
Ab sofort standen Kölner Lesben und Schwulen und ihren Projekten und Organisationen 400m² zur Verfügung, selbst verwaltet und selbst organisiert: der Saal, das ‚Blumenzimmer‘, das Café, das ‚Afrikazimmer‘ sowie einige Nebenräume.
Zu Beginn wurde das SCHULZ von 20, später von bis zu 30 verschiedenen Gruppen gemeinsam getragen. Schon bald nach der Eröffnung entwickete sich reger Betrieb im SCHULZ von Diskussionsveranstaltungen und Gruppentreffen bis zu Flohmärkten und einem boomenden Kulturbetrieb – Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Parties, Theater, Kabarett sowie eine im Herbst 1987 eröffnete Bibliothek. Zur Ankündigung der zahlreichen Veranstaltungen entstand bald ein extra Mitteilungsblatt, das ‚Raus in Köln‘.
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[1] Elfriede von Oehmichen belegte u.a. 1947 den 3. Platz und 1948 den 4. Platz in der Deutschen Meisterschaft Standardtanz (pdf). [2] auf dem Bild zur Schlüsselübergabe bei der SCHULZ Eröffnung ist rechts der 1990 verstorbene Jean Claude Letist zu sehen
Die Zoo-Terrassen (auch: Terrassen am Zoo). Es gab nur noch wenige Orte in der City West, an denen man so authentisch in das West-Berlin der 1970er Jahre abtauchen konnte. 2006 wurden sie geschlossen. Anfang November 2016 folgte die Neu-Eröffnung als Schnellimbiß.
Unbequeme Stühle, schöner Blick. Unfreundliche Bedienung, zerkochte Speisen. Das Bier allerdings war meist tatsächlich kalt und gelegentlich auch mit Schaumkrone.
Ein Relikt aus einer Zeit, in der viele Ecken an und im Bahnhof Zoo noch das Attribut ’schmuddelig’ verdienten.
Eine Zeit, in der der Begriff ‘Inter City’ (siehe unten Wand- Fotos aus dem Jahr 2006) noch stand für Tempo, für Schnelligkeit, für die schnelle Überwindung von räumlicher Distanz. Für den schnellen und relativ bequemen Weg zwischen Berlin und ‘dem Westen’.
Architekt der Zoo-Terrassen
Die ‚Terrassen am Zoo‚ wurden in den 1950er Jahren an den eigentlichen Bahnhof Zoologischer Garten angebaut. Entworfen wurden sie vom Berliner vom Architekten Horst E. Engel.
Engel wurde am 13. September 1910 in Berlin geboren. Er entwarf in Berlin u.a. das Gebäude des SFB Sender Freies Berlin sowie 1960 das Reichsbahnzentralamt am Halleschen Ufer. Die Zoo-Terrassen wurden am 10. Oktober 1957 eröffnet.
Engel starb am 29. Dezember 1977 in Berlin.
2006 das (vorläufige) Ende der Zoo-Terrassen
2006 war es dann vorbei mit diesem bizarren Ort des Verweilens im Verkehrstrubel. Das ‘InterCity Restaurant – Terrassen am Zoo’ schloss am 22. November 2006 für immer.
Und danach? Die Bahn hüllte sich zunächst in Schweigen. Der Bahnhof Zoo wurde modernisiert. Ankündigungen zufolge drohten zunächst neue aufgehübschte bunte glitzernde Shopping-Arkaden.
Lange war seit der Schließung 2006 jedoch das einzige, was sich hier bewegte, rieselnder Staub. Bis die ‚Terrassen am Zoo‘ Anfang November 2016 als Schnellimbiß neu eröffnet wurden.
Die Zoo-Terrassen – eine Geschichte in Fotos 2006 bis 2016:
Zoo-Terrassen – Fotos vor der Schließung 2006
Zoo-Terrassen 2013
2013: Leere Vitrinen, ein einsamer Regenschirm, einige Tischdecken, verlorene Plastikpflanzen –
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Zoo-Terrassen März 2015
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Terrassen am Zoo Juli 2015
Die ehemaligen Terrassen am Zoo (Zooterrassen) werden umgebaut. Im Sommer 2016 sollen sie wieder eröffnet werden – mit einem Fastfood-Restaurant. Die Freiluft-Terrasse soll Medienberichten zufolge im Zustand wie 1957 wieder hergestellt werden.
Terrassen am Zoo Juli 2016
… noch wird gebaut:
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Terrassen am Zoo Anfang November 2016
Am 9. November 2016 eröffneten die Zooterrassen neu. 100 Meter Restaurant in der ersten Etage als Filiale einer Imbisskette. Die Flächen im Erdgeschoß werden bis 2018 neu gestaltet bzw. renoviert.
Hier einige Photos, die ich damals machte, und die einen guten Eindruck der früheren ‚Tanzschule Meyer‚ vermitteln: das SchuLZ früher
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Bei den Aufräumarbeiten im Keller kamen auch zahlreiche Unterlagen der früheren Tanzschule Meyer in Köln zum Vorschein, unter anderem zur Geschichte der Neu-Konstituierung des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes nach 1945, an der Herr Meyer beteiligt war. Das Deutsche Tanzarchiv hat sich sehr gefreut, als wir ihm diese Akten später übergaben.
In der AIDS-Forschung spielt Deutschland eine Rolle – eine traurige, nämlich eine weitgehend unbedeutende (gerade wenn man die Aktivitäten hierzulande mit denen z.B. in Frankreich vergleicht). Mit diesem ‚Trauerspiel‘ habe ich mich 2001 in einem Kommentar in den ‚HIV Nachrichten‚ (Ausgabe Nr. 42, März 2001) beschäftigt.
Dass das geringe Engagement der BRD für Aids-Forschung 2013 immer noch Thema ist, wurde erst gestern wieder deutlich: „Gerade der deutsche Beitrag [zur Aids-Forschung] ist viel zu gering. Um HIV zu besiegen braucht es auch politischen Willen!“ (sagt Carsten Schatz, DAH-Vorstand, 04.03.2013)
AIDS-Forschung in Deutschland – Akte eines (finanziellen) Trauerspiels
Weltweit sind circa 36,2 Millionen Menschen HIV-positiv – nahezu doppelt so viele, wie die Weltgesundheitsorganisation 1991 für das Ende des Jahrhunderts voraussagte. In Deutschland leben derzeit nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts etwa 37.000 Positive.
Trotz intensiver Forschung stehen bisher keine Medikamente oder auch nur Ansätze zur Verfügung, die HIV kausal bekämpfen (einen Positiven also wieder negativ machen) oder eine Infektion wirksam verhindern. Die bisher verfügbaren Medikamente können sich weltweit betrachtet nur wenige Positive leisten – Medizin für reiche Länder. Die Mehrzahl der Positiven lebt (und stirbt) mehr oder weniger ohne Medikamente.
Auch wenn die HIV-Forschung bereits wirksame Medikamente gebracht hat, und hoffnungsvolle Ansätze für Impfstoffe – dieser Fortschritt reicht noch nicht aus, und er kommt bisher zu wenig Positiven zugute. Weitere und intensivere AIDS-Forschung ist eigentlich unabdingbar… In Deutschland stellt sich die Situation der AIDS-Forschung jedoch eher als beschämendes Trauerspiel dar:
Der erste Akt
Ende der achtziger Jahre ist AIDS im Bewusstsein der Öffentlichkeit angelangt, und auch im Bewusstsein der Politiker. In den Industriestaaten werden vermehrt öffentliche Gelder für die AIDS-Forschung zur Verfügung gestellt.
Erste Medikamente werden verfügbar – oft genug hervorgegangen aus staatlichen Forschungsprogrammen, vermarktet jedoch von privatwirtschaftlich orientierten Pharmakonzernen.
In Deutschland werden u.a. einige Bundesmodellprogramme eingerichtet, in Forschung, Prävention und Selbsthilfe.
Der zweite Akt
Das Interesse an AIDS hat nachgelassen. Große Teile der Öffentlichkeit glauben, eigentlich sei AIDS schon so gut wie behandelbar, und na ja Afrika ist so weit weg…
Ende des Jahrtausends laufen noch genau zwei (2 !) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte AIDS-Verbundvorhaben, ein Verbund zur Pathogenese von HIV, einer zu Pathophysiologie und Pathomorphologie der HIV-Infektion. Die Förderung beider Verbünde läuft jedoch Ende Februar 2001 aus. Das Stipendienprogramm (BMBF-gefördert), das junge Wissenschaftler in der Infektionsforschung nach Auslandsaufenthalten unterstützte, läuft Ende 2001 ebenfalls aus.
Während die Projektförderung des BMBF zu direkten HIV/AIDS-Vorhaben noch 1999 bei 9,23 Millionen DM lag, wird sie 2001 noch ganze 2,32 Mio. DM erreichen (nach 7,23 Mio. DM 2000)
Das Bundesgesundheitsministerium stellt zusätzlich im Jahr 2000 3 Mio. DM für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Verfügung – ein Großteil für das Robert-Koch-Institut (Überwachungsstudien, HIV-Impfstoff-Entwicklung).
Der dritte Akt
Ein internationaler Vergleich: im Jahr 2000 hat die Bundesregierung 17,45 Millionen DM für die HIV/AIDS-Forschung ausgegeben (Summe BMBF, BMG, DFG). Im gleichen Zeitraum wendete die britische Regierung für den selben Zweck umgerechnet 67 Mio. DM auf, und die US-amerikanische 4.413,2 Mio. DM.
Na die sind ja auch viel größer, mag man/frau einwenden. Also vergleichen wir die Aufwendungen pro Kopf: wie viel gibt die jeweilige Regierung für die HIV/AIDS-Forschung umgerechnet pro Einwohner aus? Die USA 15,98 DM, die britische Regierung immerhin noch 1,14 DM, und die deutsche? 0,21 DM – gerade noch einundzwanzig Pfennige pro Kopf für die AIDS-Forschung in Deutschland, Tendenz (siehe oben) weiter sinkend.
Die USA geben also absolut betrachtet (in Beträgen) das 253fache des Betrages für die AIDS-Forschung aus, den die Bundesregierung zur Verfügung stellt. Pro Kopf der Bevölkerung betrachtet, immer noch das 76fache.
Und selbst Großbritannien, das ungefähr die gleiche Zahl Positiver hat wie die BRD, wendet absolut noch das 3,8fache und pro Kopf den 5,4fachen Betrag für die AIDS-Forschung auf.
Der vierte Akt
Dennoch, es gibt Wissenschaftler, die aus eigenem Antrieb, trotz oft fehlender Mittel, AIDS-Forschung auf internationalem Niveau auch in Deutschland durchführen wollen. In begrenztem Umfang können sie auf Mittel privater Stiftungen zurückgreifen, aber auch die sind lange nicht so groß wie die US-amerikanischen AIDS-Stiftungen. Vereinzelt, z.B. in Bayern, stellen Bundesländer (wenige) Extra-Mittel bereit.
Und – nicht alle Forscher in Deutschland sind sich grün. Da scheitern Anträge auf Finanzierung unter anderem daran, dass sich verschiedene Fraktionen bekämpfen. Eitelkeiten, Grabenkämpfe, vergangenheitsbezogene Konflikte statt nach vorn gewandtem gemeinsamem Engagement. Abstimmungen mit Communities? Ein Fremdwort für viele Forscher, oder höchstens hinterher, wenn alles entscheiden ist. So stellt auch die Forscher-Szene sich selbst ein Bein…
Was bleibt? Die Pharmaindustrie. Die meisten klinischen Studien, die in der BRD durchgeführt werden, finden mit finanzieller Unterstützung oder sogar Vollfinanzierung durch die Pharmaindustrie statt. Im Bereich der klinischen Forschung (sicher gerade für Positive einer der interessantesten) findet nach Angaben der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) derzeit keine relevante Förderung durch die öffentliche Hand statt.
Diese Abhängigkeit von privater Finanzierung der Forschung ist problematisch, und sie ist erst recht problematisch, wenn Hersteller die Studien mit ihren eigenen Medikamenten finanzieren und gleichzeitig eine öffentlich finanzierte klinische Forschung nicht mehr stattfindet. Mittelfristig muss dies zwangsläufig dazu führen, dass AIDS-Forschung sich zunehmend an den Interessen und Zielen der Sponsoren, eben der herstellenden Industrie, ausrichtet.
[Wohlgemerkt – es geht hier nicht um die Gelder, die der Bund für Präventionsmaßnahmen bereitstellt (und aus denen u.a. auch die Arbeit von BzgA und AIDS-Hilfen unterstützt wird – mit ebenfalls sinkender Tendenz).]
Was wir brauchen, ist interessenneutrale Forschung, aus einer Vielzahl von Gründen. An bestimmten Themen ist die pharmazeutische Industrie einfach nicht oder nur am Rande interessiert – z.B. wenn keine patentgeschützte Investition dahinter steht (siehe die fehlenden Studien zu „alternativen“ Therapieansätzen) oder „der Markt fehlt“. Auch tendieren einige Hersteller dazu, zunächst sich selbst eine komplette Produktpalette zusammenzustellen, auch wenn vergleichbare Medikamente bereits am Markt verfügbar sind. Dies führt dazu, dass reine „Mee-Toos“ entwickelt werden, ohne erkennbaren therapeutischen Fortschritt – während wir neue, innovative Therapieansätze benötigen.
Ein Interesse von Herstellern wird es zudem oftmals sein, eine Substanz – wenn sie denn in der klinischen Prüfung die ersten Sicherheitsprüfungen bestanden und Wirksamkeit gezeigt hat – so schnell wie möglich zugelassen zu bekommen. Die Erforschung von Nebenwirkungen, optimaler Dosierung oder zusätzlichen Wirkungen drohen so an den Rand gedrängt zu werden.
Und immer wieder wird auch die Befürchtung geäußert, die Pharmaindustrie hätte kein Interesse daran, an einer Heilung für die HIV-Infektion zu forschen – mit einer chronischen Infektion, einer lebenslangen Therapie ließe sich einfach mehr Geld verdienen.
Alles Argumente, die zeigen, wir benötigen auch pharma-unabhängige AIDS-Forschung, auch für Positive ist dies dringend erforderlich. Und Wissenschaftler, die alte Streits endlich begraben und an einem Strang ziehen. Patientengruppen und Communities mit einbinden.
Das Gegenteil passiert – AIDS-Forschung wird in Deutschland bald öffentlich nahezu gar nicht mehr unterstützt, wird nur noch durch private Finanzierung möglich sein. Forscher klagen – und streiten sich munter weiter. Und Communities schmollen, oder sind ganz und gar desinteressiert. Ein Trauerspiel.
SCHULZ Eröffnung : Am 16. März 1985 wurde das SCHULZ, das Kölner Schwulen- und Lesbenzentrum, in der Bismarckstrasse in Köln eröffnet.Viele Jahre war das SCHULZ in der Bismarckstrasse, später in der Südstadt, eines der Zentren des schwulen und lesbischen Lebens in Köln.
Die Geschichte des SCHULZ begann schon zuvor, 1984 zunächst mit der Suche nach einem neuen ‚glf-Zentrum‘. Im Frühjahr 1984 gründete die glf gay liberation front e.V., die bisher in der Roonstrasse ein sehr kleines ‚Zentrum‘ hatte, eine ‚Initiativ-Gruppe neues Zentrum‘. Bereits ab Juni 1984 wurde an einer Satzung für den zukünftigen Trägerverein gearbeitet, der am Samstag 8. September 1984 gegründet wurde und den Namen ‚Emanzipation e.V.‘ erhielt. Am 24. Oktober 1984 konnte der Mietvertrag für die Räume der ehemaligen ‚Tanzschule Meyer‘ in der Bismarckstr. 17 unterzeichnet werden – nun war klar: es würde bald eine neues, großes Schwulen- und Lesbenzentrum in Köln geben!
Nach vielen Umbauarbeiten, viele Gremien (der Vorstand tagte mindestens wöchentlich …) war es am 16. März 1985 endlich soweit: das neue Zentrum wurde eröffnet:
Die bekannteste ’schwule Straße‘ Berlins, die Motzstrasse trägt seinen Namen, aber seinen Hut hat er in Hamburg – Friedrich von Motz.
Die Motzstrasse in Berlin (insbesondere der Abschnitt zwischen Martin-Luther-Straße und Nollendorfplatz) gehört zum Herzstück der West-Berliner Schwulenszene, die eines ihrer Feste, das lesbisch-schwule Strassenfest, gar nach der Staße benannt hat: Motzstrassenfest.
Die Siegessäule sieht die Motzstrasse als „schwules Schaufenster der Stadt“ (was auch immer der Betrachter dort sehen und sich dabei denken mag). Kaum jemand kennt jedoch den Namensgeber der Strasse, geschweige denn dass er ’seinen Hut in Hamburg‘ hat.
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