Die Zoo-Terrassen (auch: Terrassen am Zoo). Es gab nur noch wenige Orte in der City West, an denen man so authentisch in das West-Berlin der 1970er Jahre abtauchen konnte. 2006 wurden sie geschlossen. Anfang November 2016 folgte die Neu-Eröffnung als Schnellimbiß.
Unbequeme Stühle, schöner Blick. Unfreundliche Bedienung, zerkochte Speisen. Das Bier allerdings war meist tatsächlich kalt und gelegentlich auch mit Schaumkrone.
Ein Relikt aus einer Zeit, in der viele Ecken an und im Bahnhof Zoo noch das Attribut ’schmuddelig’ verdienten.
Eine Zeit, in der der Begriff ‘Inter City’ (siehe unten Wand- Fotos aus dem Jahr 2006) noch stand für Tempo, für Schnelligkeit, für die schnelle Überwindung von räumlicher Distanz. Für den schnellen und relativ bequemen Weg zwischen Berlin und ‘dem Westen’.
Architekt der Zoo-Terrassen
Die ‚Terrassen am Zoo‚ wurden in den 1950er Jahren an den eigentlichen Bahnhof Zoologischer Garten angebaut. Entworfen wurden sie vom Berliner vom Architekten Horst E. Engel.
Engel wurde am 13. September 1910 in Berlin geboren. Er entwarf in Berlin u.a. das Gebäude des SFB Sender Freies Berlin sowie 1960 das Reichsbahnzentralamt am Halleschen Ufer. Die Zoo-Terrassen wurden am 10. Oktober 1957 eröffnet.
Engel starb am 29. Dezember 1977 in Berlin.
2006 das (vorläufige) Ende der Zoo-Terrassen
2006 war es dann vorbei mit diesem bizarren Ort des Verweilens im Verkehrstrubel. Das ‘InterCity Restaurant – Terrassen am Zoo’ schloss am 22. November 2006 für immer.
Und danach? Die Bahn hüllte sich zunächst in Schweigen. Der Bahnhof Zoo wurde modernisiert. Ankündigungen zufolge drohten zunächst neue aufgehübschte bunte glitzernde Shopping-Arkaden.
Lange war seit der Schließung 2006 jedoch das einzige, was sich hier bewegte, rieselnder Staub. Bis die ‚Terrassen am Zoo‘ Anfang November 2016 als Schnellimbiß neu eröffnet wurden.
Die Zoo-Terrassen – eine Geschichte in Fotos 2006 bis 2016:
Zoo-Terrassen – Fotos vor der Schließung 2006
Zoo-Terrassen 2013
2013: Leere Vitrinen, ein einsamer Regenschirm, einige Tischdecken, verlorene Plastikpflanzen –
.
Zoo-Terrassen März 2015
.
Terrassen am Zoo Juli 2015
Die ehemaligen Terrassen am Zoo (Zooterrassen) werden umgebaut. Im Sommer 2016 sollen sie wieder eröffnet werden – mit einem Fastfood-Restaurant. Die Freiluft-Terrasse soll Medienberichten zufolge im Zustand wie 1957 wieder hergestellt werden.
Terrassen am Zoo Juli 2016
… noch wird gebaut:
.
Terrassen am Zoo Anfang November 2016
Am 9. November 2016 eröffneten die Zooterrassen neu. 100 Meter Restaurant in der ersten Etage als Filiale einer Imbisskette. Die Flächen im Erdgeschoß werden bis 2018 neu gestaltet bzw. renoviert.
Hier einige Photos, die ich damals machte, und die einen guten Eindruck der früheren ‚Tanzschule Meyer‚ vermitteln: das SchuLZ früher
.
Bei den Aufräumarbeiten im Keller kamen auch zahlreiche Unterlagen der früheren Tanzschule Meyer in Köln zum Vorschein, unter anderem zur Geschichte der Neu-Konstituierung des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes nach 1945, an der Herr Meyer beteiligt war. Das Deutsche Tanzarchiv hat sich sehr gefreut, als wir ihm diese Akten später übergaben.
In der AIDS-Forschung spielt Deutschland eine Rolle – eine traurige, nämlich eine weitgehend unbedeutende (gerade wenn man die Aktivitäten hierzulande mit denen z.B. in Frankreich vergleicht). Mit diesem ‚Trauerspiel‘ habe ich mich 2001 in einem Kommentar in den ‚HIV Nachrichten‚ (Ausgabe Nr. 42, März 2001) beschäftigt.
Dass das geringe Engagement der BRD für Aids-Forschung 2013 immer noch Thema ist, wurde erst gestern wieder deutlich: „Gerade der deutsche Beitrag [zur Aids-Forschung] ist viel zu gering. Um HIV zu besiegen braucht es auch politischen Willen!“ (sagt Carsten Schatz, DAH-Vorstand, 04.03.2013)
AIDS-Forschung in Deutschland – Akte eines (finanziellen) Trauerspiels
Weltweit sind circa 36,2 Millionen Menschen HIV-positiv – nahezu doppelt so viele, wie die Weltgesundheitsorganisation 1991 für das Ende des Jahrhunderts voraussagte. In Deutschland leben derzeit nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts etwa 37.000 Positive.
Trotz intensiver Forschung stehen bisher keine Medikamente oder auch nur Ansätze zur Verfügung, die HIV kausal bekämpfen (einen Positiven also wieder negativ machen) oder eine Infektion wirksam verhindern. Die bisher verfügbaren Medikamente können sich weltweit betrachtet nur wenige Positive leisten – Medizin für reiche Länder. Die Mehrzahl der Positiven lebt (und stirbt) mehr oder weniger ohne Medikamente.
Auch wenn die HIV-Forschung bereits wirksame Medikamente gebracht hat, und hoffnungsvolle Ansätze für Impfstoffe – dieser Fortschritt reicht noch nicht aus, und er kommt bisher zu wenig Positiven zugute. Weitere und intensivere AIDS-Forschung ist eigentlich unabdingbar… In Deutschland stellt sich die Situation der AIDS-Forschung jedoch eher als beschämendes Trauerspiel dar:
Der erste Akt
Ende der achtziger Jahre ist AIDS im Bewusstsein der Öffentlichkeit angelangt, und auch im Bewusstsein der Politiker. In den Industriestaaten werden vermehrt öffentliche Gelder für die AIDS-Forschung zur Verfügung gestellt.
Erste Medikamente werden verfügbar – oft genug hervorgegangen aus staatlichen Forschungsprogrammen, vermarktet jedoch von privatwirtschaftlich orientierten Pharmakonzernen.
In Deutschland werden u.a. einige Bundesmodellprogramme eingerichtet, in Forschung, Prävention und Selbsthilfe.
Der zweite Akt
Das Interesse an AIDS hat nachgelassen. Große Teile der Öffentlichkeit glauben, eigentlich sei AIDS schon so gut wie behandelbar, und na ja Afrika ist so weit weg…
Ende des Jahrtausends laufen noch genau zwei (2 !) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte AIDS-Verbundvorhaben, ein Verbund zur Pathogenese von HIV, einer zu Pathophysiologie und Pathomorphologie der HIV-Infektion. Die Förderung beider Verbünde läuft jedoch Ende Februar 2001 aus. Das Stipendienprogramm (BMBF-gefördert), das junge Wissenschaftler in der Infektionsforschung nach Auslandsaufenthalten unterstützte, läuft Ende 2001 ebenfalls aus.
Während die Projektförderung des BMBF zu direkten HIV/AIDS-Vorhaben noch 1999 bei 9,23 Millionen DM lag, wird sie 2001 noch ganze 2,32 Mio. DM erreichen (nach 7,23 Mio. DM 2000)
Das Bundesgesundheitsministerium stellt zusätzlich im Jahr 2000 3 Mio. DM für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Verfügung – ein Großteil für das Robert-Koch-Institut (Überwachungsstudien, HIV-Impfstoff-Entwicklung).
Der dritte Akt
Ein internationaler Vergleich: im Jahr 2000 hat die Bundesregierung 17,45 Millionen DM für die HIV/AIDS-Forschung ausgegeben (Summe BMBF, BMG, DFG). Im gleichen Zeitraum wendete die britische Regierung für den selben Zweck umgerechnet 67 Mio. DM auf, und die US-amerikanische 4.413,2 Mio. DM.
Na die sind ja auch viel größer, mag man/frau einwenden. Also vergleichen wir die Aufwendungen pro Kopf: wie viel gibt die jeweilige Regierung für die HIV/AIDS-Forschung umgerechnet pro Einwohner aus? Die USA 15,98 DM, die britische Regierung immerhin noch 1,14 DM, und die deutsche? 0,21 DM – gerade noch einundzwanzig Pfennige pro Kopf für die AIDS-Forschung in Deutschland, Tendenz (siehe oben) weiter sinkend.
Die USA geben also absolut betrachtet (in Beträgen) das 253fache des Betrages für die AIDS-Forschung aus, den die Bundesregierung zur Verfügung stellt. Pro Kopf der Bevölkerung betrachtet, immer noch das 76fache.
Und selbst Großbritannien, das ungefähr die gleiche Zahl Positiver hat wie die BRD, wendet absolut noch das 3,8fache und pro Kopf den 5,4fachen Betrag für die AIDS-Forschung auf.
Der vierte Akt
Dennoch, es gibt Wissenschaftler, die aus eigenem Antrieb, trotz oft fehlender Mittel, AIDS-Forschung auf internationalem Niveau auch in Deutschland durchführen wollen. In begrenztem Umfang können sie auf Mittel privater Stiftungen zurückgreifen, aber auch die sind lange nicht so groß wie die US-amerikanischen AIDS-Stiftungen. Vereinzelt, z.B. in Bayern, stellen Bundesländer (wenige) Extra-Mittel bereit.
Und – nicht alle Forscher in Deutschland sind sich grün. Da scheitern Anträge auf Finanzierung unter anderem daran, dass sich verschiedene Fraktionen bekämpfen. Eitelkeiten, Grabenkämpfe, vergangenheitsbezogene Konflikte statt nach vorn gewandtem gemeinsamem Engagement. Abstimmungen mit Communities? Ein Fremdwort für viele Forscher, oder höchstens hinterher, wenn alles entscheiden ist. So stellt auch die Forscher-Szene sich selbst ein Bein…
Was bleibt? Die Pharmaindustrie. Die meisten klinischen Studien, die in der BRD durchgeführt werden, finden mit finanzieller Unterstützung oder sogar Vollfinanzierung durch die Pharmaindustrie statt. Im Bereich der klinischen Forschung (sicher gerade für Positive einer der interessantesten) findet nach Angaben der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) derzeit keine relevante Förderung durch die öffentliche Hand statt.
Diese Abhängigkeit von privater Finanzierung der Forschung ist problematisch, und sie ist erst recht problematisch, wenn Hersteller die Studien mit ihren eigenen Medikamenten finanzieren und gleichzeitig eine öffentlich finanzierte klinische Forschung nicht mehr stattfindet. Mittelfristig muss dies zwangsläufig dazu führen, dass AIDS-Forschung sich zunehmend an den Interessen und Zielen der Sponsoren, eben der herstellenden Industrie, ausrichtet.
[Wohlgemerkt – es geht hier nicht um die Gelder, die der Bund für Präventionsmaßnahmen bereitstellt (und aus denen u.a. auch die Arbeit von BzgA und AIDS-Hilfen unterstützt wird – mit ebenfalls sinkender Tendenz).]
Was wir brauchen, ist interessenneutrale Forschung, aus einer Vielzahl von Gründen. An bestimmten Themen ist die pharmazeutische Industrie einfach nicht oder nur am Rande interessiert – z.B. wenn keine patentgeschützte Investition dahinter steht (siehe die fehlenden Studien zu „alternativen“ Therapieansätzen) oder „der Markt fehlt“. Auch tendieren einige Hersteller dazu, zunächst sich selbst eine komplette Produktpalette zusammenzustellen, auch wenn vergleichbare Medikamente bereits am Markt verfügbar sind. Dies führt dazu, dass reine „Mee-Toos“ entwickelt werden, ohne erkennbaren therapeutischen Fortschritt – während wir neue, innovative Therapieansätze benötigen.
Ein Interesse von Herstellern wird es zudem oftmals sein, eine Substanz – wenn sie denn in der klinischen Prüfung die ersten Sicherheitsprüfungen bestanden und Wirksamkeit gezeigt hat – so schnell wie möglich zugelassen zu bekommen. Die Erforschung von Nebenwirkungen, optimaler Dosierung oder zusätzlichen Wirkungen drohen so an den Rand gedrängt zu werden.
Und immer wieder wird auch die Befürchtung geäußert, die Pharmaindustrie hätte kein Interesse daran, an einer Heilung für die HIV-Infektion zu forschen – mit einer chronischen Infektion, einer lebenslangen Therapie ließe sich einfach mehr Geld verdienen.
Alles Argumente, die zeigen, wir benötigen auch pharma-unabhängige AIDS-Forschung, auch für Positive ist dies dringend erforderlich. Und Wissenschaftler, die alte Streits endlich begraben und an einem Strang ziehen. Patientengruppen und Communities mit einbinden.
Das Gegenteil passiert – AIDS-Forschung wird in Deutschland bald öffentlich nahezu gar nicht mehr unterstützt, wird nur noch durch private Finanzierung möglich sein. Forscher klagen – und streiten sich munter weiter. Und Communities schmollen, oder sind ganz und gar desinteressiert. Ein Trauerspiel.
SCHULZ Eröffnung : Am 16. März 1985 wurde das SCHULZ, das Kölner Schwulen- und Lesbenzentrum, in der Bismarckstrasse in Köln eröffnet.Viele Jahre war das SCHULZ in der Bismarckstrasse, später in der Südstadt, eines der Zentren des schwulen und lesbischen Lebens in Köln.
Die Geschichte des SCHULZ begann schon zuvor, 1984 zunächst mit der Suche nach einem neuen ‚glf-Zentrum‘. Im Frühjahr 1984 gründete die glf gay liberation front e.V., die bisher in der Roonstrasse ein sehr kleines ‚Zentrum‘ hatte, eine ‚Initiativ-Gruppe neues Zentrum‘. Bereits ab Juni 1984 wurde an einer Satzung für den zukünftigen Trägerverein gearbeitet, der am Samstag 8. September 1984 gegründet wurde und den Namen ‚Emanzipation e.V.‘ erhielt. Am 24. Oktober 1984 konnte der Mietvertrag für die Räume der ehemaligen ‚Tanzschule Meyer‘ in der Bismarckstr. 17 unterzeichnet werden – nun war klar: es würde bald eine neues, großes Schwulen- und Lesbenzentrum in Köln geben!
Nach vielen Umbauarbeiten, viele Gremien (der Vorstand tagte mindestens wöchentlich …) war es am 16. März 1985 endlich soweit: das neue Zentrum wurde eröffnet:
Die bekannteste ’schwule Straße‘ Berlins, die Motzstrasse trägt seinen Namen, aber seinen Hut hat er in Hamburg – Friedrich von Motz.
Die Motzstrasse in Berlin (insbesondere der Abschnitt zwischen Martin-Luther-Straße und Nollendorfplatz) gehört zum Herzstück der West-Berliner Schwulenszene, die eines ihrer Feste, das lesbisch-schwule Strassenfest, gar nach der Staße benannt hat: Motzstrassenfest.
Die Siegessäule sieht die Motzstrasse als „schwules Schaufenster der Stadt“ (was auch immer der Betrachter dort sehen und sich dabei denken mag). Kaum jemand kennt jedoch den Namensgeber der Strasse, geschweige denn dass er ’seinen Hut in Hamburg‘ hat.
Unter dem Titel Mr HIV 2013 hat die französisch – belgisch – franko-kanadische Positivengruppe The Warning (die sich auch sehr für den HIV-Heimtest in Frankreich einsetzt) eine Kampagne gestartet, mit der sie sich gegen Serophobie und gegen die Unsichtbarkeit HIV-Positiver in der Schwulenszene Brüssels wendet.
Die Kampagne wird durchgeführt von The Warning Brüssel und mit Unterstützung durch das Ministerium für Region Brüssel-Hauptstadt (Chancengleichheit und Diversity).
Die Gruppe ‚Warning Brüssel‘ hat „Mr. HIV 2013“ gestartet, eine Serie photopraphischer Portraits, um Serophobie entgegen zu wirken und die Bürgerrechte von Menschen mit HIV in der Brüsseler Schwulenszene zu stärken. Diese positivenfreundliche Kampagne soll in den LGBT-Bars der belgischen Hauptstadt zu sehen sein; realisiert wurde sie mit Unterstützung durch das Ministerium für Region Brüssel-Hauptstadt (Chancengleichheit und Diversity).
Seit der Gründung 2010 hinterfragt ‚Warning Brüssel‘ die Unsichtbarkeit von Menschen mit HIV in Belgien. Öffentliche Stimmen von Menschen mit HIV sind schwierig und zu oft überlagert von pessimistischer Rhetorik: in der Konsequenz hat die Öffentlichkeit nahezu keine Informationen über unsere alltäglichen Erfahrungen; falsche Vorstellungen sind immer noch weit verbreitet, insbesondere was Übertragungswege und Prävention betrifft. In der schwulen Szene ist dies umso überraschender, hätten wir hier doch eine größere Nähe und Sichtbarkeit erwartet. Trotz der engagierten Arbeit der Vereine bleibt eine Menge zu tun, um gegen Vorurteile zu kämpfen. Präventionskampagnen haben ihren Teil beigetragen zu dem Eindruck, eine HIV-Infektion sei das Schlimmste, was einem geschehen kann, und indem sie Menschen mit HIV aus ihren Kampagnen fernhalten, haben sie implizit ein Misstrauen gegen sie bestärkt.
Alles begann damit, dass unser guter Nikolaus am 1. Dezember 2010 sein Coming-Out als Schwuler und als HIV-Positiver hatte.Wir wollten die Sichtbarkeit von Positiven in den sie betreffenden öffentlichen, medizinischen, sozialen und politischen Debatten stärken. Ziel ist auch, die Hoheit über unsere Körper, unsere Gesundheit, unsere Identität zurück zu gewinnen.Und wir wollen mit dem Moralismus brechen, der auf uns und unseren Sexualitäten lastet, insbesondere unter Berücksichtigung einer Kultur des Feierns und es Vergnügens. Ein anderes Bild von HIV ist dringend nötig, vor allem unter Schwulen, die in Belgien immer noch die am stärksten von HIV betroffene Gruppe sind, ein Bild von HIV das weniger bevormundet und positiver ist, das die politische Bedeutung unserer Erfahrungen und unserer Stimmen betont, mehr als unsere Verletzbarkeit, oder gar unsere Gefährlichkeit.
Was können wir dieser seit langem bestehenden und weit verbreiteten strukturellen Serophobie im öffentlichen Diskurs in Belgien entgegen stellen?
Mr. HIV bedeutet:
gegen Serophobie kämpfen
die Bürgerrechte von Menschen mit HIV fördern
eine positive Sichtbarkeit in der Schwulen-Szene fördern
gegen Vorurteile und Ausgrenzung mobilisieren
Scham und Stigma des HIV-Positivseins zurückweisen
ein Zeichen von Anerkennung, Respekt und Gleichheit zu setzen
Position, Stimme und Erfahrungen HIV-positiver Schwuler verbessern
HIV-positives Selbstbewusstsein verteidigen
Mr. HIV bedeutet die Wahl aller Menschen die teilnehmen – ob HIV-positiv oder HIV-negativ.
Die Kampagne „Mr. HIV“ wurde aus Anlass des letzten CSD (Gay Pride) in Belgien 2012 gestartet mit vier Portraits mit Slogans, die die freiwilligen Models selbst vorgeschlagen haben. Sie wurde dann auf einen partizipativen Ansatz gestützt, um alle gleichzeitig zu erreichen, HIV-Positive und HIV-Negative. Eine erste Serie von Plakaten in einigen Bars und Sex-Clubs hat eine andere Form von Sichtbarkeit HIV-positiver Schwuler in Brüssel ermöglicht. Diese Form der Kommunikation, die das Konzept schwuler Community-Ikonen wie Mister Leather oder Mister Bear Belgien ohne eine echte Wahl abwandelt, wurde als Aufruf dazu vorgestellt, teilzunehmen, einen individuellen Slogan zu finden und sich am Projekt zu beteiligen. Jeder ist an jedem Schritt der Kampagne direkt beteiligt und einbezogen, vom Konzept über die Photo-Sitzungen bis zum Verteilen. Auf diesem durch den Community-basierte Ansatz produzierten Schneeball-Effekt, verankert in der alltäglichen schwulen Szene Brüssels, beruht der Ruf und die Wirksamkeit der „immer währenden“ Kampagne.
Auf die Frage „Wann ist die Wahl des Mr. HIV?“ antworten wir „An dem Tag, an dem jeder in Belgien sich so sehr von HIV betroffen fühlt, dass er selbst als Mr. HIV teilnehmen würde.“ Vereine und LGBT-Geschäftswelt sind selbstverständlich Teil des Projekts, sie sind heute eingeladen, privilegierte Partner zu werden. Von heute an und bis zum nächsten CSD (Gay Pride) Belgien im kommenden Mai wird jeden Monat eine neue Serie von Portraits „Mr. HIV“ in der Innenstadt von Brüssel veröffentlicht werden.
.
Kampagnen-Plakate und Original-Text: The Warning Brüssel mit Unterstützung durch das Ministerium für Region Brüssel-Hauptstadt (Chancengleichheit und Diversity), deutsche Übersetzung des Textes Ulrich Würdemann
. WARNING BRUXELLES présente Mr HIV 2013: Sérofriendly, sérofier, sérodifférent, sérofolle … WARNING BRUXELLES presenta Mr HIV 2013: Sierofriendly, siero-orgoglioso, sierodifferente, sierochecca… WARNING präsentiert Mr HIV 2013: Positivenfreundlich, selbstbewusstpositiv, serodifferent, Posi-Queen… WARNING BRUSSEL presenteert Mr HIV 2013: Serofriendly, serotrots, seroverschillend, serojanet… WARNING BRUSSELS Presents Mr HIV 2013: Serofriendly, Seroproud, Serodifferent, Seroqueen… .
Die 1983 gegründete US-Positiven-Organisation NAPWA National Association of People With AIDS war einst die bedeutendste Positiven-Selbsthilfe-Organisation der USA. Am 14. Februar 2013 erklärte die NAPWA nach knapp 30 Jahren Bestehen ihre Insolvenz. Die Geschichte einer Selbsthilfe-Organisation und ihres Niedergangs:
Schulden von über 750.000 US-$ – knapp 30 Jahre nach ihrer Gründung in Denver musste die US-Positivenorganisation NAPWA 2013 ihren Bankrott erklären. Die Gruppe habe bereits bei den Behörden die entsprechenden Erklärungen abgegeben und werde liquidiert, erklärte Tyler TerMeer, Leiter des Kuratoriums. Schon seit mehreren Monaten soll die Oerganisation sowohl Löhne und Gehälter als auch Mieten schuldig geblieben sein. Der bisherge Chef Frank Oldham war im November mit Wirkung zum Ende 2012 ausgeschieden.
Wie kam es zur Gründung dieser einst bedeutendsten Selbsthilfe-Organisation von Menschen mit HIV und Aids in den USA, und wie zu ihrem Niedergang und Konkurs?
Gründung der NAPWA 1983
Die NAPWA wurde im Sommer 1983 zur Umsetzung der ‚Denver-Prinzipien‚ gegründet:
„Fighting for our Lives„, dieses Transparent trugen einige Männer am 2. Mai 1983 beim ersten ‚Aids Candlelight March‘ in San Francisco. Kurze Zeit später nahmen einige dieses Transparent mit zum zweiten ‚National AIDS Forum‘ in Denver, das dort zeitgleich mit der jährlichen lesbisch-schwulen Gesundheits-Konferenz abgehalten wurde. Ein Dutzend Menschen mit Aids traf sich, entschied das Motto des Transparents zu ihrem Slogan zu machen, und verabschiedete ein Manifest, die ‚Denver Prinzipien‚.
In der Präambel der Denver-Prinzipien wurde 1983 formuliert
“We condemn attempts to label us as ‘victims,’ a term which implies defeat, and we are only occasionally ‘patients,’ a term which implies passivity, helplessness, and dependence upon the care of others. We are ‘People With AIDS.’” („Wir verurteilen alle Versuche, uns als Opfer zu bezeichnen, ein Begriff der Niederlage beinhaltet. Und wir sind nur gelegentlich Patienten, ein Begriff, der Passivität, Hilflosigkeit und Abhängigkeit von der Hilfe anderer beinhaltet. Wir sind ‚Menschen mit AIDS.„)
Kurz nach dem Treffen in Denver gründeten einige schwule und an Aids erkrankte Männer, unter ihnen der Sänger und Aktivist Michael Callen, die National Association of People with AIDS.
Die ‚Denver Prinzipien‘ wurden zu NAPWAs Gründungs-Dokument – und der New Yorker Aktivist Peter Staley bezeichnete NAPWA 2013 als ‚Hüterin der Denver Prinzipien‘, „die letzte Organisation, die die Flamme der Denver Prinzipien bewahrte„.
.
NAPWA – Abstieg einer Selbsthilfe-Organisation
Die NAPWA ist bei US-Aktivisten seit längerer Zeit in der Kritik. 1998 rief die Organisation den ‚National HIV Testing Day‘ (NHTD) ins Leben und konzentriert sich seitdem stark auf HIV-Tests.
Bereits Anfang Dezember 2012 hatte der US-Aids-Aktivist Michael Petrelis spekuliert, ob die Organisatzion „am Zusammenbrechen“ sei. Petrelis bemerkte bereits damals, sie sei de facto keine Community-basierte Organisation mehr. Er kritisierte deren enge Zusammenarbeit mit der US-Gesundheitsbehörde CDC sowie der Pharmaindustrie und ihre starke Fokussierung auf HIV-Tests. Zudem drohten, so Petrelis, Ermittlungen gegen die Gruppierung wegen steuerlicher Probleme. Petrelis äußerte damals die Hoffnung, ein Zusammenbruch der NAPWA werde Raum eröffnen für eine wirklich von US-Positiven getragene nationale Positiven-Organisation.
Sean Strub, US-Aktivist und Gründer von ‚POZ‘, hatte noch im Oktober angesichts der Ankündigung des Abgangs des bisherigen Chefs von der Chance für einen Neuanfang für die auch von ihm kritisierte Organisation gesprochen. Strub hatte Geschäftsmodell und Leitung der Organisation als „unerfahren oder unzureichend und in einigen Fällen kompromittiert oder mit mangelnder Integrität“ kritisiert. Transparenz habe in den letzten Jahren weitestgehend gefehlt. Schon Tom Kujawski, Vize-Präsident der Organisation von 2004 bis 2010, hatte auf „ein laxes internes Finanzsystem und Kontrollen“ hingewiesen.
Strub wies auch darauf hin, NAPWA habe in den vergangenen Jahren die breite Unterstützung der Community gefehlt, die erforderlich gewesen wäre um ein machtvoller Akteur in der nationalen Aids-Politik zu sein. Die veränderten Realitäten erforderten auch eine Neu-Justierung bei den Positiven-Organisationen.
NAPWA – Niedergang, eine Analyse
Ende 2014 erhielt der US-Aktivist Michael Petrelis auf Basis einer ‚Freedom of Information‘-Anfrage von den CDC den 516-seitigen Untersuchungsbericht über NAPWA, den er auf seiner Internetseite öffentlich machte und gemeinsam mit dem Journalisten Duncan Osborne analysierte.
Die Hälfte der Finanzmittel seien 2008 Bundesmittel gewesen, diese hohe Abhängigkeit habe die Organisation anfällig bei Kürzungen gemacht – die ab 2009 deutlich erfolgten. Bereits 2009 sei die Organisation in Schwierigkeiten gewesen, eine Kürzung des Budgets um 300.000 US-$ sei damals beschlossen worden. Bereits 2010 habe sie umfangreich Schulden refinanzieren müssen.
Zudem äußerte Petrelis sich kritisch zur Verschiebung der Schwerpunkte von NAPWA, insbesondere in Richtung Prävention. Sei es darum gegangen, „die Präventions-Dollars der CDC weiterhin fliessen zu lassen„?
Zudem verwies er darauf, dass sie in den letzten Jahren des Bestehens Mittel vom Hersteller eines HIV-Schnelltests erhalten habe – um in einer gemeinsamen Kampagne das Testen auf HIV zu propagieren.
Sean Strub 11.10.2012: NAPWA at a Crossroads: What’s Next? Michael Petrelis 02.12.2012: NAPWA Collapsing? – People With AIDS Need New Group NAPWA 14.02.2013: NAPWA Announces Suspension of Operations and Bankruptcy Filing Washington Blade 15.02.2013: AIDS group NAPWA declares bankruptcy poz 21.02.2013: Thoughts on the Ende of NAPWA John-Manuel Andriote / poz 21.02.2013: NAPWA’s Closure Leaves Many Questions Michael Petrelis 18.11.2014: CDC’sNAPWA Audit Released; Ex-ED’s New Job at the NMA .
Der Text ist ursprünglich erschienen als Meldung der Deutschen Aids-Hilfe am 20.2.2013: USA: Nationale HIV-Positiven-Organisation bankrott. Nach Erscheinen dort wurde er hier deutlich überarbeitet, ergänzt und aktualisiert.
Sommer 1983. Gemeinsam mit Thomas und Andreas verbringen Frank und ich drei Wochen Urlaub in Frankreich. Zunächst einige Tage mit dem Auto quer über Land, Elsass, Provence. Anschließend zwei Wochen in eine Ferienwohnung, die Andreas in St.Marie Plage nahe Perpignan organisiert hat.
Am zweiten Tag erkunde ich die Gegend, spaziere gen Norden am Strand entlang. Bald wird der Strand leerer, kaum noch Familien mit kleinen Kindern. Dafür kurze Zeit später unvermittelt auffällig viele gut aussehende junge Männer in schicken Badehosen.
Schwules Museum zieht um – und vergrößert sich dabei wesentlich. 1.600 m² sollen am neuen Ort zur Verfügung stehen, doppelt so viel wie derzeit am Mehringdamm. Eröffnung der ersten Ausstellung an der neuen Adresse Lützowstrasse soll voraussichtlich am 19. April 2013 sein.
Das Gebäude an der Lützowstraße im Berliner Stadtteil Tiergarten, das einst eine Druckerei beherbergte, wird derzeit umfassend saniert. Das Schwule Museum wird zukünftig das gesamte Erdgeschoss sowie Teile des ersten Geschosses und des Kellers nutzen.
Finanziert wird der Umzug und Umbau aus Mitteln der Berliner Kulturverwaltung (EU-Mittel) sowie der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (je 322.000 Euro).
Noch bis Ende März läuft der Museums-Betrieb normal am Mehringddamm weiter. Wann Eröffnung am neuen Standort gefeiert wird, ist noch nicht bekannt. Die erste Ausstellung an der neuen Adresse des Schwulen Museums soll voraussichtlich am 19. April 2013 eröffnet werden, ist zu hören. Laut eigener Website öffnet das Schwule Museum am neuen Standort am 18. Mai 2013.
.
Anmerkungen:
Ursprünglicher Titel bis 19.4.: „das Schwule Museum zieht um …“, bis 17.3.2013 „… voraussichtlich am 189. März 2013 …)
.
Nachtrag
2. Januar 2014: so sieht’s aus, das neue Schwule Museum Berlin
.
Vor einigen Jahren habe ich eine Zeit lang ehrenamtlich Dienst im Schwulen Museum gemacht.
Habe mich dabei immer wieder gefreut, auf wie viel Interesse und Begeisterung dieses Museum bei Besuchern aus allen möglichen Regionen der Welt stößt, unglaubliches Staunen (‚toll, dass Ihr so etwas habt!‘), lange intensive Besuche, bewegende Momente, lange Diskussionen und Gespräche.
Und ich habe mich immer wieder gewundert, auf wie wenig Interesse (abseits von Vernissagen) das Schwule Museum bei Schwulen und Lesben aus Berlin und Deutschland stößt.
Wissen wir selbst nicht zu schätzen, zu würdigen, welche Perle wir hier haben?
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktional
Immer aktiv
Der Zugriff oder die technische Speicherung ist unbedingt für den rechtmäßigen Zweck erforderlich, um die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Abonnenten oder Nutzer ausdrücklich angefordert wurde, oder für den alleinigen Zweck der Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Voreinstellungen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Nutzer beantragt wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Aufforderung, die freiwillige Zustimmung Ihres Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht zu Ihrer Identifizierung verwendet werden.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.