Allen unseren Freunden, Bekannten und Verwandten Frohe Weihnachten – Joyeux Noël – Merry Cristmas 🙂
Einige Blicke in unseren Weihnachtsbaum:
James Franco (‚Planet der Affen: Prevolution‘) dreht derzeit zusammen mit Travis Mathew die vernichteten 40 Minuten des 1980er Skandal-Films ‚Cruising‘ nach. Ein erster Trailer ist nun veröffentlicht.
Bei seinem Erscheinen (und zuvor schon bei den Dreharbeiten) löste Friedkins Film ‚Cruising‘ massive Proteste aus. Schwulen-Aktivisten warfen dem Film eine homophobe Grundhaltung vor.
Die Kritik an Friedkins ‚Cruising‘-Verfilmung richtete sich vor allem auf drei Punkte: die Gleichsetzung von schwuler Subkultur und Gewalt, die heterosexualisierte Sicht auf Schwule sowie besonders, dass die Hauptperson des Films mit dem Entdecken der eigenen Homosexualität psychotisch wird und zu morden beginnt. Als Beispiel einer möglichen anderen Darstellung wurde oft Felice Picanos Roman ‘The Lure’ (Dt. ‚Gefangen in Babel‘ und ‚Der Köder‘) gesehen, ein Zeugnis schwulen Selbstbewusstseins in den 1970ern.
‚Cruising‚ -Regisseur William Friedkin selbst wies darauf hin, dass der Film zunächst länger gewesen sei. Um eine bessere Einstufung der Behörden zu bekommen als das ursprüngliche X-Rating (‘aufgrund sexueller oder gewalttätiger Inhalte nicht für Jugendliche geeignet’), habe er etwa 40 Minuten mit Szenen aus New Yorker Schwulen-Bars entfernt, überwiegend Sex-Szenen. Diese entfernten Szenen gelten als vernichtet und endgültig verloren.
Diese verlorenen 40 Minuten vesuchen Franco und Travis nun nachzuempfinden bzw. neu zu interpretieren.
Ob bzw. wann ‚Interior. Leather Bar‘ (abseits von Festivals) jemals in die Kinos kommt (geschweige denn in Deutschland), ist derzeit unklar. Premiere soll auf dem Sundance Film Festival im Januar 2013 sein.
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taz 20.03.2012: Regisseur Travis Mathews über Pornos: „Das ist fast schon Punk“
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Spiegel-Affäre Hamburg: Polizei überwacht Schwule auf Klappen durch Einweg-Spiegel – In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1980 zerschlagen Schwule in Hamburg auf der Klappe am Spielbudenplatz einen Überwachungsspiegel, die Polizei muss die Existenz und Führung von ‚Rosa Listen‘ einräumen.
‚Rosa Listen‚ waren ein zentrales Element der Erfassung und Verfolgung von Homosexuellen. Polizei und Verfassungsschutz sammelten Daten über Homosexuelle, legten systematische, fortlaufend ergänzte und ausgewertete Karteien Homosexueller an – sie führten so genannte ‚Rosa Listen‚.
Basis dieser ‚Rosa Listen‘ war neben Razzien in Bars u.a. die Überwachung von Treffpunkten Homosexueller, u.a. Parks und öffentliche Toiletten (aka Klappen).
Ihren ‚Höhepunkt‘ erreichten die ‚Rosa Listen‘ vermutlich in der NS-Zeit nach der Verschärfung des Paragraphen 175 mit der ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität’ – über 33.000 Personen seien in ihren Karteien erfasst, teilt das ‚Jahrbuch‘ 1939/40 mit; für die Zeit ab 1940 sprechen Historiker von 41.000 bis 95.000 erfassten Männern. Die ‚Rosa Listen‘ wurden zur Basis einer umfangreichen Verfolgung und Bekämpfung Homosexueller.
Ab 2013 möchte ich im Newsletter der Hannchen Mehrzweck Stiftung hms über von der hms geförderte Projekte berichten. Hierzu hat Josch Hoenes von der hms das folgende Interview mit mir geführt, das im aktuellen Newsletter (4/2012, pdf) der hms veröffentlicht ist:
Hoenes: Wie bist Du auf die Stiftung aufmerksam geworden? Und was findest Du an ihr so gut, dass Du angeboten hast, uns durch ehrenamtliches Engagement zu unterstützen?
Würdemann: Die hms kenne ich seit langem „aus der Ferne“. In ihrem Leitbild formuliert die hms als Ziel ihres Stiftungshandelns „Freiräume für subversive Praktiken zu schaffen bzw. zu erhalten“ – das ist z.B. einer der Punkte, die ich an der Arbeit der hms schätze.
Ich habe oft das Gefühl, wir sind auf dem Weg, viel zu „mainstreamig“ zu werden, viel zu angepasst. Emanzipation ist in meinen Augen mehr als ‘nur’ Anpassung an bestehende Verhältnisse. Ich habe in meinem Schwulsein oft auch eine Chance gesehen, nicht von vornherein alles so zu machen, wie es der ‘heterosexuelle Standardweg’ vorzuzeichnen scheint, sondern Anderes auszuprobieren. Ich wünsche mir, dass neben dem Fordern nach gleichen Rechten auch heute wieder mehr experimentiert wird mit den Chancen „anders“ zu sein, zu leben, andere als die etablierten Wege zu gehen.
Dies braucht natürlich auch entsprechende Strukturen, Wissen, Konzepte, Projekte. Dass die hms hier fördert, finde ich wichtig. Und mit ihrer Förderung ermöglicht sie ja gerade unabhängigeres Agieren, unabhängig z.B. von staatlichen Geldern und Auflagen – und ist damit auch dem Gedanken der Selbsthilfe sehr nahe.
Hoenes: Ich finde sehr wichtig und einleuchtend, was Du zu Mainstreaming sagst und zur Notwendigkeit, auch die Chancen zu sehen, die andere Wege und Arten und Weisen zu leben bieten. Kannst Du das – vielleicht an ein oder zwei konkreten Beispielen – noch etwas ausführen? Gibt es aus Deiner Sicht aktuell bestimmte Themen, Probleme oder Bereiche, in denen es besonders wichtig wäre, nach anderen Wegen zu suchen?
Würdemann: Nun, zum Beispiel die Frage, wie wir zusammen leben. Seit vielen Jahren dominiert hier die ‘Homo-Ehe’ fast alle Debatten. Die Möglichkeit fordern, dass auch Schwule und Lesben eine Ehe schließen können mit allen Rechten und Pflichten, wie sie auch Heteros haben, kann ich nachvollziehen. Allerdings scheint mir, dass sich die Debatte sehr auf die Frage der Ehe verengt hat bis hin zur Forderung nach Ehegatten-Splitting. Die Debatten um die Homo-Ehe wirken auf mich so, als sei die Homo-Ehe die einzig denkbare Form des Zusammenlebens zweier oder mehrerer nicht-heterosexueller Menschen. Diese freiwillige Reduzierung unserer Möglichkeiten wundert mich schon. Dabei gäbe es so viele andere Möglichkeiten oder Freiräume zum Erkunden und Experimentieren.
Ähnlich empfinde ich die allgemeinpolitische (nicht parteigebundene) überregionale Interessenvertretung von LGBTIQ als sehr eingeengt. Seit dem Ende des BVH gibt es nur einen Verband. Kann ein einziger Verband die gesamte Bandbreite der Interessen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queer abdecken? Und wie sieht die Realität aus? Eine größere Vielfalt z.B. an Ideen und Konzepten, besonders in der politischen Interessenvertretung und auch abseits eingetretener Pfade, scheint mir hier wünschenswert.
Ich habe zudem den Eindruck, wir schmoren immer wieder gern „im eigenen Saft“. Der eine oder andere „Blick über den Gartenzaun“, ein weiterer Horizont täte uns ganz gut. In Frankreich, Großbritannien, den USA und sicher auch vielen anderen Staaten tut sich einiges an spannenden Ideen – mehr Austausch, z.B. auch mehr europäische Blicke, Debatten, könnten bestimmt auch die LGBTIQ-Gruppen hier befruchten.
Hoenes: Die hms fördert Projekte aus einem breiten Spektrum von LGBTIQ-Bewegungen. Fühlst Du Dich diesen oder Teilen dieser Bewegungen verbunden und bist Du selbst dort aktiv oder aktiv gewesen?
Während und nach meinem Studium war ich in Schwulengruppen aktiv. Ich habe z.B. in Bremerhaven damals die erste Schwulengruppe mit gegründet, war dann in Hamburg bei der schwullesbischen Schüler- und Jugendgruppe. Später habe ich mich bei der Gründung des Kölner Lesben- und Schwulenzentrums SCHULZ engagiert und dort auch Veranstaltungsreihen organisiert (wie in Köln zum Thema Antifaschismus).
Ende der 1980er Jahre bin ich aufgrund der Aids-Krise (wie viele schwule Männer damals) von der Schwulenbewegung zum Aids-Aktivismus gewechselt. Zunächst bei ACT UP (einer Aids-Aktionsgruppe), später dann im Therapie-Aktivismus, um Therapien gegen HIV und Aids und Informationen darüber schneller verfügbar zu machen und die Interessen von Menschen mit HIV in Forschung und Studiengestaltung einzubringen. Daraus haben sich dann verschiedene Informations-Angebote zu HIV und zum Leben mit HIV ergeben, wie die ‘HIV Nachrichten’ oder in den letzten Jahren ondamaris.
Hoenes: Du wirst für uns in unserem Newsletter über die Stiftungsarbeit berichten und bist auch sonst journalistisch tätig. Gibt es bestimmte Dinge, die Du mit Deiner Arbeit erreichen möchtest und/oder, die Dir daran sehr wichtig sind?
Würdemann: Meine eigenen Projekte, wie ondamaris, sind auch aus der Idee heraus entstanden, Autonomie zu stärken – Menschen (bei ondamaris eben: Menschen mit HIV) möglichst umfassende und breite Informationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu ermöglichen, damit sie für sich und ihr Leben selbst eigene informierte Entscheidungen treffen können.
Ähnlich könnte ich mir vorstellen, dass es auch für Projekte und Initiativen im LGBTIQ-Bereich sinnvoll sein könnte, mehr darüber zu erfahren, an welchen Ideen und Projekten andere arbeiten – eben auch durch größere Öffentlichkeit und Informationen über diejenigen Projekte, die die hms gefördert hat (und vielleicht auch zukünftig da, wo es passt, was z.B. im Sinne eines ‘nachgefragt’ aus ihnen geworden ist).
“ The King’s Speech – die Rede des Königs “ wird seit 20. November 2012 (und inzwischen verlängert bis 11. April 2013) im Hamburger St. Pauli Thetaer gespielt – eine sehenswerte Inszenierung.
Eher unfreiwillig kam Georg VI. 1936 auf den Thron – sein Bruder Edward VIII. hatte u.a. seiner Beziehung zu Wallis Simpson zuliebe am 11. Dezember 1936 abgedankt. Glücklich war George VI. zunächst nicht über diese neue Rolle – öffentliche Auftritte, öffentliche Reden waren ihm eine Qual – seit seiner Kindheit stotterte er. Doch Lionel Logue, australischer Sprachtherapeut, bereitete ihn vor, und untersützte ihn auch in seiner Amtszeit als König.
George VI. und Lionel Logue, Bernie und Lionel – ihre Geschichte, die sich zu einer Freundschaft entwickelt, steht im Mittelpunkt von ‚The King’s Speech‘. Das Stück des britisch-US-amerikanischen Drehbuch-Autors David Seidler hatte im Frühjahr 2012 in London Uraufführung und wird seit 20. November 2012 in deutscher Uraufführung im Hamburger St. Pauli Theater (Regisseur: Michael Bogdanov) gespielt.
Das Stück ist boulevardhafter inszeniert als der Film, jagt manchmal zu sehr jeder Möglichkeit auf einen Lacher hinterher. Die teils sehr hektische und (besonders in ‚harten‘ Schnitten) an Film erinnernde Szenenfolge vermittelt einen effekthascherischen Eindruck – das Publikum würde vieles auch ohne Szenen- und Bünenbildwechsel im Minutentaklt verstehen. Das Bünenbild allerdings, über wiegend auf Hinterwandprojektion aufbauend, beeindruckt. Ebenso die teils grossartigen Schauspieler, besonders Marcus Bluhm als Bernie / Prinz Albert / König Georg VI. sowie Boris Aljinovic als Lionel. Bemerkenswert: anders als der Film geht die Hamburger Inszenierung stärker auf die politischen Dimensionen der Vorgeschichte der Krönung Georg VI. ein.
Auch wer (wir wir) den (mit vier Oscars ausgezeichneten) Film gesehen hat, erlebt in der Aufführung im St. Pauli Theater einen amüsanten, unterhaltsamen Abend.
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St. Pauli Theater, Hamburg:
The King’s Speech
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Den schönen Abend haben wir Uwe zu verdanken – der aufgrund Erkältung nicht ins Theater konnte, und den wir kartenmäßig ‚beerbten‘ – Danke, und gute Besserung!
Urheberrecht, Lizenzen und Lizenzgebühren … was heute (immer noch) ein heißes Thema von Kulturindustrie, Künstlern, Produzenten und Medien ist, intereressierte in den 1990er Jahren in manchen Staaten in Südostasien scheinbar kaum jemanden.
Eine weitere Trouvaille meiner Stöber- und Aufräum-Aktion zeigt dies: Musik-Kassetten, die ich 1993 in Malaysia (in Kuala Lumpur und Johor Bahru) legal kaufte (ich war dort im März bis Juni 1993 geschäftlich):
Interpreten, Titel, Hersteller in Malaysia – alles wird genannt. Nur keinerlei Informationen in Richtung Urheberrechte …
Die ‚Music Authors‘ Copyright Protection (MACP) Berhad‘ wurde erst im September 1989 gegründet.
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PS:
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ACT UP T-Shirt der Aids-Aktionsgruppen ACT UP (Aids Coalition to Unleash Power), wiederentdeckt:
ACT UP war (auch) Mode
Die T-Shirts hatten für ACT UP allerdings mehr als ’nur‘ die Funktion einer Mode – sie waren Objekte der Identifikation, Instrument für ACT UP – Messages, und nicht zuletzt (durch den Verkauf) auch Finanzierungs-Quelle für unsere Aktionen.
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Das am schönsten gestaltete ACT UP T-Shirt hat sich leider in meiner Sammlung nicht erhalten, eines mit einem Motiv das Jimmy Somerville (der sich auch ansonsten viel für ACT UP engagierte) entwarf.
Gestatten, Petronella Franziska Berta Henriette von Berne zu Meiendorf.
Ich bin die Neue 🙂
… und Sie dürfen mich auch ‚Peppi‘ nennen … 😉
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Aktualisierung 04.01.2013:
Peppi kam Anfang Dezember 2012 zu uns, da ihre Besitzerin aus gesundheitlichen Gründen keinen Hund mehr halten kann. Wir nahmen Peppi für die Zeit ihrer Reha bei uns auf. Silvester haben wir uns entschieden: Peppi ist eine tolle Hündin – aber ihr und unser Leben passen an einigen entscheidenden Stellen doch nicht zusammen.
Aber – oh Freude: Peppi ist in die Nachbarschaft gezogen – nur „über’n Gartenzaun“ hat sie jetzt ihr neues dauerhaftes Zuhause 🙂
Ideal für die Winterzeit, einen schönen Advents-Sonntag, einen Abend mit Freunden: ein (oder zwei, oder … ) Gläser heisser Früchte-Punsch.
Hier ‚unser‘ Rezept für ‚Früchtepunsch à la 2mecs‘:
Die Zutaten:
1 l Früchtetee
1 l Orangensaft
1 l Apfelsaft
1 Bio-Orange
1 Bio-Zitrone
zum Abschmecken:
Honig
5 Sternanis
1 Stange Vanille
5 – 10 Nelken
Den Früchtetee kochen (z.B. Hagebutte / Hibiscus). Orangen- und Apfelsaft dazu geben. Vanillestange hinein. Gewürze in eine Gewürzkugel (erspart das mühsame ‚Nelken-Suchen‘) und dazu geben. Die Schalen der Orange und der Zitrone reiben und dazu geben. Saft beider dazu geben. Punsch nach Geschmack mit Honig abschmecken. Das ganze bei mittlerer Temperatur mind. 30 Minuten ziehen lassen (nicht kochen).
Voilà 🙂
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Die Gewürz-Mischung lässt sich gut je nach Geschmack variieren, z.B. mit frischem Ingwer oder einer Spur Muskat. Interessant auch: eine knappe Handvoll getrockneter Cranberries mit ziehen lassen.
Und wer’s alkoholisch mag: ein kräftiger Schuss Amaretto oder Orangen-Likör gibt dem Punsch eine ganz besondere Note 😉
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Aids hat in den vergangenen 30 Jahren Schwule, das Leben von Schwulen und den schwulen Sex beeinträchtigt, unterdrückt, dämonisiert. Seit einigen Jahren allerdings verliert der alte Dämon Aids bei uns an Kraft. Immer weniger Menschen sterben in Deutschland an den Folgen von Aids. HIV-Positive, die erfolgreiche Therapien machen, sind so gut wie nicht infektiös. Die ‚Kombi‘ ist hinsichtlich des Schutzes vor HIV-Übertragung wirksamer als die Benutzung von Kondomen.
Dies spricht sich langsam herum. Mit Positiven unter erfolgreicher Therapie Sex zu haben wird attraktiver – auch der vermeintlichen Sicherheit wegen. Jake Sobo (Pseudonym) schreibt in seinem Blog von der ’schwer zu schluckenden Wahrheit, dass es … sicherer ist mit HIV-Positiven mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze zu ficken, als mit Typen, die denken sie seien HIV-negativ‘ („The hard-to-swallow truth is that, for guys with a lot of partners (like me), fucking poz guys with undetectable viral loads is actually safer than fucking raw with guys who think they’re negative“). Und selbst auf Gayromeo sind inzwischen Hinweise der Art zu finden „Suche Positiven unter der Nachweisgrenze“ oder „Ekaf-Sex bevorzugt“.
Lustvoller Sex, Sex ohne die Kondom- und anderen Scheren im Kopf, Sex ohne Sorgen wird für viele Schwule, ob HIV-positiv oder nicht, wieder möglich. HIV-Positive sind keine Parias mehr. Von der einstigen Panik wegen der ganz konkreten Todesbedrohung hin zu einem entspannten Management einer chronischen Erkrankung haben wir einiges unserer bunten Federn lassen und an Veränderungen akzeptieren müssen.
Nie wusste der Staat mehr über Schwule, über schwules Begehren, über schwulen Sex als in den vergangenen Jahren. Unzählige Befragungen, Meinungsbilder, Verhaltensanalysen. Kartonweise Fragebögen, Megabytes an Auswertungen – über schwulen Sex, schwules Leben.
Nie konnten Staat und Gesellschaft – auch auf Basis dieser Erforschungen des Schwulseins – leichter, und ohne die Sanktionierung per Strafandrohung, schwulen Sex, schwules Leben regulieren, Kontrollinstanzen etablieren.
Ist es purer Zufall, dass viele Orte schwuler Begegnungen, und gerade diejenigen, die nicht-kommerziell waren, und ferner von Normierung, dass Orte wie Klappen und Parks kaum noch existieren? Hingegen diejenigen (i.d.R. kommerziellen) Orte florieren, die auch für Reglementierung, auch für Prävention zugänglich sind?
Statt wie früher Strafandrohungen gibt es für’s schwule Leben heute Regeln und Normen. Du sollst beim Sex Kondome benutzen! Du sollst auf deine Gesundheit achten! Du sollst nicht Bareback Sex machen! Du sollst wissen was du tust! Du sollst dich nicht hemmungslos deinen Lüsten hingeben!
Bewusst gesetzte Normen, die regulierend in unsere Leben als Schwule eingreifen. Sexualität ist hierfür ein mächtiges Thema, das den Zugang zum Individuum erlaubt, Kontrolle ermöglicht. Öffentliches Gesundheitswesen, Public Health – Sexualität wird Angelegenheit von Staat und Gesellschaft. Schwule Sexualität, die früher kaum jemanden interessierte, wird dies vor allem seit, durch Aids. Statt Repression: Thematisierung, Regulierung und Disziplinierung von Sexualitäten (‚Bio-Macht‘, siehe auch Foucault / Dispositive der Macht).
Diese Kontrollinstanzen, diese Reglementierungen – sie stammen nicht nur von außen. Auch von innen, innerhalb unserer Szenen, durch uns funktionieren sie sehr wirksam. „Sät die Prävention die Samen, aus denen die Community Moralinsäure herstellt?“, fragte letztens ein Freund – eine lohnenswerte Frage!
Medizinisch betrachtet sind wir ein sehr weites Stück voran gekommen auf dem Weg, die Aids-Krise in den Griff zu bekommen, HIV den Zahn des Schreckens zu ziehen.
Regulierung und Selbst-Regulierung, die einst notwendig, vielleicht überlebensnotwendig war, sind es vielleicht heute so nicht mehr.
Ist es nun an der Zeit, die Aids-Krise auch (schwulen-)politisch zu besiegen? Die Dominanz, die das Thema HIV / Aids für viele von uns hat, einst haben musste, zurück zu drängen? Uns wieder mehr den originär ’schwulen‘ Themen zuzuwenden?
Wir haben als Teil einer kleinen sexuellen Minderheit das Potential einer großen Freiheit. Einer großen Freiheit, jenseits einer heteronormativen Mehrheit zu experimentieren. Einer Freiheit, unsere Formen des Zusammenlebens, unsere Selbst-Definition(en) selbst zu gestalten, statt konformistisch Schubladen und Kategorien der Hetero-Gesellschaft zu übernehmen, zu kopieren und nachzuleben. Welche Form(en) von Beziehung(en) wollen wir leben? Welche Formen von Sex, sexuellem Umgang mit einander wollen wir wie pflegen? Wie gehen wir – gerade auch in größerem Lebensalter – fürsorglich mit einander um?
HIV ist längst nicht mehr der alles dominierende Dämon schwulen Lebens. Die Erfolge von Prävention und Medizin geben neue Freiräume – Freiräume, die wir nutzen sollten. Nutzen wir die Erfahrungen, die wir in Zeiten der Aids-Krise machten (z.B. jene zum Umgang mit Krisen, mit Stigmatisierung) – für neue Freiräume. Mehr Mut, mehr Experimente! Entdecken wir die Lust zu experimentieren, uns zu gestalten, wieder neu!
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(Text verfasst als ‚Standpunkt‘ für queer.de zum Welt-Aids-Tag 2012, dort erschienen am 1.12.2012)
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siehe auch
Ulrich Würdemann 27.01.2014: Aids ist keine düstere Bedrohung mehrAids ist keine düstere Bedrohung mehr
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