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Hamburg Homosexualitäten

MHC Magnus Hirschfeld Centrum Hamburg Eröffnung 14. Mai 1983

Am 14. Mai 1983 wurde das MHC „Magnus Hirschfeld Centrum“ in Hamburg eröffnet. Im Herbst 1982, vor 30 Jahren, wurde es geplant und seine Förderung beim Hamburger Senat beantragt.

Das Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) in Hamburg wurde am 14. Mai 1983 (in den Räumen einer früheren Bäckerei am Borgweg) eröffnet. Heute ist es eines der wenigen noch existierenden Schwulen- und Lesben-Zentren.

Am 30. Mai 2013 feierte das Magnus Hirschfeld Centrum in Hamburg sein 30jähriges Jubiläum unter dem Motto „30 Jahre Einsatz für queere Emanzipation“.

MHC Magnus Hirschfeld Centrum : Förderungs-Antrag an den Hamburger Senat

Der von der UHA (Unabhängige Homosexuelle Alternative) sowie Intervention gestellte Antrag (60 Seiten plus Anhang) auf Anlauf- und Folgefinanzierung erläutert die Notwendigkeit eines Schwulen- und Lesbenzentrums folgendermaßen:

„Bedingt durch die fortbestehende Diskriminierung sind Homosexuelle Frauen und Männer in besonderem Maße auf umfassende Kontakte untereinander und auf gegenseitige Hilfer angewiesen. …
Die traditionellen ‚Treffpunkte‘ für Homosexuelle, die sich urwüchsig als ‚Nachtkultur‘ aus der gesellschaftlichen Stigmatisierung gleichgeschlechtlich liebender Menschen ergeben haben (Kneipen, Parks, Klappen) können diesem Bedürfnis nur in sehr eingeschränktem Maß Rechnung tragen, da sich hier verständlicherweise einseitige Umgangsformen ergeben, die lediglich bestimmte Aspekte des homosexuellen Menschen ansprechen können. Besonders deutlich treten diese Umgangsformen an jenen ‚Treffpunkten‘ hervor, die mehr oder weniger häufig Kontrollen der Polizei unterliegen (Parks, Klappen). In Folge der begonnenen Emanzipation homosexueller Bürgerinnen und Bürger hat sich das Bedürfnis nach einer Veränderung dieser Situation zunehmend entwickelt.“

In dem von Horst Parow (UHA) und Dieter Jarzombek (Intervention) unterzeichneten Antrag vom Oktober 1982 wird eine Kombination aus Kommunikations- und Beratungs-Zentrum skizziert. Wesentliche Mitstreiter waren damals auch Hans-Georg Stümke (1941 – 2002) und Hans-Georg Floß (1951 – 1993).

Magnus-Hirschfeld-Zentrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Seite 1
Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Seite 1
Magnus-Hirschfeld-Zentrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Inhaltsverzeichnis
Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Inhaltsverzeichnis

Wesentlicher Teil des Antrags war ein von Hans-Georg Floß (*1952, † 7.1.1993 an den Folgen von Aids) erstellter Bericht über den damaligen ‚Stand des Beratungsangebots für homosexuelle Männer in Hamburg‚, der wesentlich auf (s)einer 1981 an der Universität Hamburg (Fachbereich Psychologie) erstellten Diplomarbeit beruhte.

MHC : Namenspatron Magnus Hirschfeld

Bereits von Beginn an war vorgesehen, das Zentrum nach Magnus Hirschfeld zu benennen:

„Um seine Verdienste und seinen großen persönlichen Einsatz für die Verwirklichung der Menschenrechte der Homosexuellen vor 1933 zu ehren wird vorgeschlagen, der Einrichtung den Namen ‚Dr. Magnus Hirschfeld – Zentrum‘ zu geben.“

Das Magnus Hirschfeld Centrum besteht seit 1983 und bis heute, mit der UHA (Unabhängige Homosexuelle Alternative e. V.) als alleinigem Trägerverein. Es bezeichnet sich heute als ‚Hamburgs lesbisch-schwules Zentrum für Beratung, Kommunikation, Kultur und Jugend‘.
Der Verein Intervention e.V., im September 1982 von Lesben und Schwulen gemeinsam mit dem Ziel einer Beratungsstelle gegründet, war an der Gründung des MHC mit beteiligt, arbeitete jedoch bereits ab 1983 (dem Jahr der Eröffnung des MHC) eigenständig in St. Georg. Intervention e.V. „unterstützt seit 1993 fast ausschließlich und exklusiv lesbenspezifische Angebote“ (Selbstdarstellung) und ist Träger des JungLesbenZentrums und des Lesbentreffs in Hamburg.

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An den Gesprächen im Vorfeld der Planung und Beantragung des Magnus Hirschfeld Centrums nahmen auch Vertreter anderer Hamburger Lesben- und Schwulengruppen zeitweise teil. Alle scheiterten, zogen sich zurück. Die Mitarbeit von Schwusel (Selbsthilfegruppe schwuler und lesbischer Jugendlicher im Alter bis ca. 25 Jahre) im MHC scheiterte letztlich, in meiner Erinnerung, vor allem daran, dass die UHA von ihrer dominierenden und allein entscheidenden Position nicht abweichen wollte.

Der Namens-Patron Magnus Hirschfeld war schon damals nicht unumstritten. Die Debatten um Magnus Hirschfeld führten u.a. mit dazu, dass sich das im März 1985 eröffnete (und seit Mitte 2003 nicht mehr existierende)  Kölner Lesben- und Schwulen-Zentrum nach langen Debatten nicht nach Magnus Hirschfeld benannte, sondern nach einem öffentlichen Namens-Wettbewerb schlicht den Namen ‚SCHULZ‚ (für Schwulen- und Lesben-Zentrum) erhielt.

Das Magnus Hirschfeld Centrum wurde von einer einzigen dominierenden Gruppe geplant und gestaltet. Es hätte Möglichkeiten zur Einbeziehung eines breiteren Spektrums von Hamburger Lesben- und Schwulengruppen gegeben (zum Beispiel in Form des damals existierenden ‚Forum Hamburger Lesben und Schwule‘ (FHLS). Das Kölner Lesben- und Schwulen-Zentrum SCHULZ schaffte es einige Jahre später, trotz einer starken Stellung der ‚gay liberation front‘ (glf) eine Trägerstruktur zu finden (Emanzipation e.V.), die eine Einbeziehung breiter Kreise der Kölner Lesben- und Schwulenszenen ermöglichte.

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Politisches

Präsidentschaftswahl USA 6.11.2012 – Obama oder Romney? Und Homo-Ehe ja oder nein? ein nächtlicher Live-Ticker

Präsidentschaftswahl USA 6.11.2012 – ein nächtlicher Live Blog

08.11., 12:15: Weiterhin keine endgültige Klarheit in Washington in Sachen Homo-Ehe: zwar verkünden manche (auf Basis einer Meldung der Befürworter-Kampagnen-Organisatoren) bereits, ‚Referendum 74‘ sei angenommen. Ausgezählt sind jedoch erst 57% der Wahlbezirke, bei denen insgesamt die Ja-Stimmen 52% ausmachen.

16:05: Sean Maloney wird das erste offen schwule Mitglied des US-Kongresses aus New York.

15:55: In Kalifornien liegt der offen schwule Politiker Mark Takano (Demokraten) liegt aussichtsreich in Führung im Kampf um den Sitz des Districts 41 Riverside County. Er wäre das erste offen schwule farbige Mitglied des US-Kongresses.

15:00: Die ‚National Organization for Marriage‘ NOM in den USA schweigt bisher zu den für Schwule und Lesben sehr erfolgreichen Ergebnissen in Sachen Homo-Ehe, bemerken US-Aktivisten mit Ironie.Die 2007 für die Abstimmung über ‚Proposition 8‘ (Homo-Ehe) in Kalifornien gegründete politische Organisation und ihre Unter-Organisationen in einzelnen Bundesstaaten kämpften seitdem USA-weit gegen die Homo-Ehe und das Adoptionsrecht für Lesben und Schwule. Immer wieder werden Vermutungen geäußert, NOM stehe in enger Verbindung mit den US- Mormonen (der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (Church of Jesus Christ of the Latter Day Saints – LDS church), der auch Obama-Herausforderer Romney angehört).
18:15: Inzwischen hat die NOM eine Stellungnahme veröffentlicht. Sie fühle sich in ihrem Kampf für die „traditionelle Ehe“ nicht geschlagen, so die konservative Organisation.

14:51: Der Bürgermeister von Minneapolis R.T. Rybak begrüsset das Ergebnis von Minnessota (die Ehe nicht per Verfassung auf die Verbindung zwischen Mann und Frau zu begrnezen) mit den Worten, die Bürger hätten mit und für Liebe gekämpft, nun würde Minnessota zeigen, für welche Werte es stehe: „You dug down and fought for love, with love. You understood compassion. This wound up being one of the most inspirational things that’s ever happened in Minnesota. Minnesota is going to be the state that’s going to show the country exactly what Minnesota values are all about.“

14:45: Das Ergebnis für Washington (‚Referendum 74‘, das seit längerem bei 51% Auszählung verharrt) wird vermutlich noch einige Tage auf sich warten lassen. Grund: das Briefwahl-System. Die Verkündung der Antwort auf die Frage „soll die gleichgeschlechtliche Ehe in Washington legalisiert werden?“ wird also noch brauchen …

10:35: Nachzutragten, nach einigen Stunden Schlaf:
In Minnessota stimmten die Wähler auf die Frage, ob die Ehe laut Verfassung auf Mann und Frau beschränkt werden sollte, mehrheitlich mit nein – die Homo-Ehe wird möglich.
Für Washington liegt noch kein Endergebnis vor, nach Auszählung von 51% stimmten 52% für die Homo-Ehe.
Richard Tisei hat es nicht geschafft – er verlor gegen John F. Tierney, der seinen Sitz verteidigte. Tisei wäre im Fall seiner Wahl der erste Abgeordnete der Republikaner gewesen, der als offen schwuler Politiker ins House gewählt worden wäre.

Matthew Breen, Herausgeber des ‚Advocate‘, kommentiert die Wahlnacht in den USA als „große schwule historische Nacht“. Sich für gleiche Rechte für Schwule und Lesben einzusetzen stelle nun als Politiker/in kein Risiko mehr da, dies zeige die Wahl deutlich.

07:25: Für die Rechte von Schwulen und Lesben in den USA könnte der 6. November 2012 ein bedeutender Wahltag gewesen sein: zwei Bundesstaaten haben sich für de Einführung de Homo-Ehe ausgesprochen, bei zwei weiteren ist das Ergebnis noch offen (bei beiden mit Hoffnungen). Und zahlreiche offen schwule, lesbische, bisexuelle Männer und Frauen wurden in politische Ämter, insbes. auch in Kongress und Repräsentantenhaus gewählt.

Ulli tired now, go to bed. Back in 3 hours …

07:20: Zwischenstände Minnessota bei 60% Auszählung nahezu Gleichstand – 49% für Verfassungsänderung zum Verbot der Homo-Ehe, 49% dagegen.
Washington bei 50% Auszählung 62% für Homo-Ehe.

06:52: Nun doch (hoffentlich endgültig): Tammy Baldwin hat’s geschafft, wird erste offen lesbische Senatorin.

06:43: Erstmals konnte in zwei Bundesstaaten die Legalisierung von Marihuana durchgesetzt werden (für die sich auch Aids-Aktivisten einsetzten), in Washington und Colorado, meldet queer.de.

06:28: Der US-Bundesstaat Maryland wird die Homo-Ehe einführen (Zustimmung 52% bei 93% Auszählung).

06:26: Der offen schwule Sean Patrick Maloney (Demokraten) wurde in den Kongress gewählt.

06:14: Marsha Blackburn wurde in Tennessee wieder in den Kongress gewählt. Sie ist bekannt für schwulenfeindliche Positionen. Sie war maßgeblich beteiligt an den schwulenfeindlichen Positionen im Wahlprogramm der Republikaner.

06:08: Maine wird der erste US-Bundesstaat werden, in dem die Bevölkerung in einer Abstimmung die Homo-Ehe durchsetzt, nachdem 2009 ein Referendum knapp verloren wurde.

06:03: Der offen schwule Sean Patrick, zu Zeiten der Clinton-Regierung Mitarbeiter im Weißen Haus, hat sich gegen einen Vertreter der ‚Tea Party Bewegung‘ durchgesetzt.

06:01: Washington: Nach Auszählung von 50% der Stimmbezirke 52% für Inkrafttreten eines (bereits früher in diesem Jahr verabschiedeten) Gesetzes, das Homo-Ehe zulässt.

05:50: Maryland: Nach Auszählung von 84% meldet die HuffPost eine Zustimmung von 52% zur Homo-Ehe.
Main: bei 39% Auszählung ebenfalls Ja 52%
Minnessota bei 36% Auszählung 49% Ablehung der Begrenzung der Ehe auf Mann/Frau (bei 46% Zustimmung).

05:45: Seit 5 Minuten ist das Empire Satte Buildung blau beleuchtet – Zeichen des Siegs Obamas.

05:39: Linda Lingle wurde auf Hawaii nicht gewählt. Sie verliert ihren Sitz im Senat, gewählt wurde Mazie Hirono. Lingle hatte u.a. die Homo-Ehe mit Inzest verglichen. Hirono befürwortet die Homo-Ehe. Hirono unterstützte schuwlen- und lesbenpolitische Forderungen.

05:37: In Maryland wird es enger – nur noch 50,9% für Öffnung der Ee für Schwule und Lesben nach Auszählung von 592 von 1.851 Wahlbezirken.

05:35: Hat Tammy Baldwin es doch nicht geschafft? Nach Auszählung von 53% der Stimmen kommt sie nur auf 49% – ein Sieg ist immer noch unsicher, bisherige Sieg-Meldungen verfrüht.

05:32: „I know that I will someday be able to get married“ (ein Tweet kurz nach der Wahlsieg-Nachricht) – unter vielen us-amerikanischen Schwulen und Lesben ist die Freude groß über Obamas Wahlsieg. Obama hatte sich für die Öffnung der Ehe auch für Schwule und Lesben ausgesprochen.

05:24: In North Carolina wurde Virginia Foxx zum 5. Mal wiedergewählt. Foxx ist für schwulenfeindliche Bemerkungen berüchtigt, u.a. behauptete sie, die Ermordung von Matthew Shepard sei kein Hassverbechen gewesen: „The hate-crimes bill that’s called the Matthew Shepard bill is named after a very unfortunate incident that happened where a young man was killed, but we know that that young man was killed in the commitment of a robbery. It wasn’t because he was gay. … It’s really a hoax that that continues to be used as an excuse for passing these bills.“
Die Ermordung des Studenten Matthew Sheppard am 12. Oktober 1998 aufgrund seiner Homosexualität erregte großes Aufsehen; nach Sheppard wurde das Ende 2009 in Kraft getretene Gesetz gegen Hassverbrechen ‚Matthew Shepard and James Byrd, Jr. Hate Crimes Prevention Act‘ benannt.

05:16: CBS und NBC rufen Obama zum Wahlsieger aus – er habe auch Ohio gewonnen.

05:15: Die Stimmung in Chicago wird immer besser.

05:02: In Wisconsin ist mit Mark Pocan der zweite offen schwule Kongressabgeordnete gewählt.

04:41: Mit bisher 20 Millionen Tweets ist der Wahltag 2012 soeben das am meisten bei Twitter erwähnte politische Ereignis der USA geworden.

04:37: Gute Nachrichten (Zwischenergebnis!) in Sachen Homo-Ehe auch aus Minnesota: bisher 57% gegen einen Bann der Homo-Ehe (Festlegung der Ehe als zwischen Mann und Frau).

04:27: Claire McCaskill gewinnt vorläufigen Daten zufolge die Wahl um den Senats-Sitz in Missouri. Damit unterliegt der Republikaner Todd Akin, der im August u.a. von „legitimate rape“ (‚legitimen Vergewaltigungen‘; Video) gesprochen hatte (und sich auch gegen Forderungen von Lesben und Schwulen positioniert hatte).

04:22: Zwischenstand: Homo-Ehe-Abstimmungen
Maine 52,34% ja nach Auszählung 86 von 578 Bezirke
Maryland 52,6% ja nach Auszählung 83 von 1.851 Wahlbezirke

04:19: Nun doch: Tammy Baldwin hat’s geschafft und wird erstes offen lesbisches Mitglied des US- Senats.

04:15: Joe Saunders, offen schwuler Politiker der Demokraten, in Florida in Repräsentantenhaus gewählt.

04:11: Abtreibungsgegner unterliegen in Florida: In Florida wurde Amendment 6 „to say no public funds for abortions (in all cases)“ abgelehnt.

04:02: Alle ‚umkämpften Staaten‘ (battleground states) neigen sich zu Obama, meldet CBS.

03:57: „Hier kennt man ihre Zahlen [Phoenix überträgt den simultanübersetzen CBS-Stream] noch nicht, hier liegen nur die Zahlen des ZDF vor.“ Phoenix-Schalte von der ZDF-Wahlparty in Berlin

03:37: Alan Grayson ist wieder Kongress-Abgeordneter. 2010 war er von einem Republikaner geschlagen worden. Er trat u.a. ein für eine Verschärfung der Maßnahmen gegen antischwule Hassverbrechen und gilt laut JMG als „one of the most progressive members of the House“.

03:35: „Bananenstaat USA: Spielmaschinen in Las Vegas sind mehr reguliert und kontrolliert als Wahlcomputer„, sagt netzpolitik.org.

03:24: Tammy Baldwin (Demokraten) hat es laut AP und anderen Medien geschafft und wird erstes offen lesbisches Mitglied des US- Senats. Anderen Meldungen zufolge führt sie derzeit in den Auszählungen, diese sind aber noch nicht abgeschlossen.

03:14: In Connecticut gewinnt der Demokrat Chris Murphy die Wahl um den Senats-Sitz. Linda McMahon von den Republikanern verlor – sie war die einzige Politikerin der Republikaner im Senat, die von der Haltung ihrer Partei abwich und ankündigte, für die Aufhebung des DOMA Defense of Marriage Act zu stimmen.

03:11: Unterdessen, off topic, meldet ‚Box‘ auf Facebook „Amsterdam: Wieder Marihuana für Touristen“. So hat halt jeder seine Prioritäten …

02:52: Weitere aus Homo-Sicht interessante Abstimmungen heute in den USA:
Wird mit Tammy Baldwin erstmals eine offen lesbische Politikerin in den Kongress (Wisconsin) gewählt? Bisher sind erst vier Kongress-Abgeordnete offen schwul.
Schafft es die offen bisexuelle (und Non-Theistin) Kyrsten Sinema ausgerechnet in Arizona in den Senat?
Wird in Massachusetts erstmals ein nicht-etablierter offen schwuler Politiker der Republikaner in den Kongress gewählt?
Kann die erste offen lesbische afroamerikanische Politikerin Simone Bell trotz Neuzuschneidung der Wahlbezirke die Wiederwahl schaffen?
In Colorado treten im 31. Distrikt (Teile von Denver) als Kandidaten zwei offen schwule Politiker gegen einander an.

02:49: Homo-Ehe-Abstimmungen in vier US-Bundesstaaten: wer live die aktuellen Zwischenergebnisse mit verfolgen will, findet sie bei der Huffington Post hier. Noch sind nur für Maine und Maryland sehr wenige Daten (unter 1%) da.

02:45: Latinos unterstützen in den Exit Polls (den nach-Wahl-Befragungen) überwiegend die Homo-Ehe, sagt Advocate (59% der Latinos gegenüber 48% der Gesamtbevölkerung).

02:44: Für die Abstimmungen in Maine und Maryland noch zu wenig Daten für erste Ergebnisse …

02:39: Republikaner (der ebenfalls kein ‚Freund der Rechte von Schwulen und Lesben‘ sei) schlägt anti-schwulen Demokraten in Tennessee beid er Wahl um den Sitz im Senat, meldet Advocate.
Interessant wird’s, wenn die Trennlinien anders als schwarz-weiß verlaufen … und diese feine Unterscheidung zwischen ’nicht für‘ und ‚gegen‘ …

02:36: Eine Lesbe wird in Texas als Sheriff wiedergewählt, berichtet queer.de. Für die Lesbe freuen, oder froh sein, dass wir keine Sheriffs haben?

02:28: „Es wird spannend bleiben bis zum Schluss“. Weisheit à la Wowereit. Und ach, das Internet werde zukünftig eine wichtigere Rolle einnehmen. Nu denn. „Ich geh jetzt nachhause“, sagt Herr W.

02:22: Gutes Zeichen? In Maine gewinnt Angus King (unabhängig), ein Befürworter der Homo-Ehe, den Sitz im Senat (vorher: Olympia Snowe, Republikaner).

02:14: „Deutscher Wahlbeobachter kritisiert Zustände bei US-Wahl“, Phoenix omg
Und in Virginia schließen die Wahllokale, mit noch meterlangen Warteschlangen vor den Wahllokalen (wer in der Schlange steht, dürfe noch wählen).

02:10:Mal ein wenig off-topic zur Entspannung: hat James Bond doch einen homosexuellen Subtext? PinkNews macht sich Gedanken ‚Skyfall screenwriter, John Logan, addresses James Bond’s ‘gay past’‘.

02:00 Uhr: queer.de berichtet in einem Live-Blog über die US-Wahlen: Ticker: Die US-Wahlnacht aus LGBT-Sicht.
Lesenswert auch Box Turtle Bulletins Election Liveblog.

01:50 Uhr: Ballotpedia fasst die Abstimmungen zur Homo-Ehe in den 4 US-Bundesstaaten wie folgt zusammen:
Maine Question 1: „Would overturn a voter-approved 2009 ballot measure that banned same-sex marriage in the state.“
Maryland Question 6: „Would allow same-sex couples to obtain a civil marriage license in the state.“
Minnesota Amendment 1: „Would define marriage in the Minnesota Constitution as between one man and one woman in the state.“
Washington Referendum 74: „Asks voters if same-sex marriage should be legalized in the state of Washington.“

01:45 Uhr: US-Präsident Obama hat sich (nach langem Zögern) klar für die Homo-Ehe ausgesprochen. ‚Out‘ portraitiert 14 offen schwule / lesbische Mitarbeiter/innen im Weißen Haus.
Out 01.1.2012: Out100: The White House

01:10 Uhr: In deutschen Medien, auch Homo-Medien, ist soweit ich es sehe weitgehend unbeachtet geblieben, dass in vier US-Bundesstaaten Abstimmungen auch über die Zulässigkeit der Homo-Ehe stattfinden. Maine, Washington State, Maryland und Minnessota – in diesen vier Staaten sind die Wähler auch aufgefordert, über die Homo-Ehe (’same-sex-marriage‘) abzustimmen.
Schon ein Sieg in einem einzigen Staat würde einen „Wendepunkt“ darstellen, sagte Chad Griffin, Präsident der Human Rights Campaign, die selbst 5 Mio. $ in die Kampagnen in den 4 Bundesstaaten investierte.
Bisher gibt es die Homo-Ehe in 6 US-Bundesstaaten sowie der Hauptstadt Washington; in 30 Staaten ist dee Ehe aufgrund von Voten auf die Verbindung von Mann und Frau eingeschränkt. In Referenden in Kalifornien (2008; ‚Proposition 8‘) sowie Maine (2009) haben sich die Wähler explizit gegen die Homo-Ehe ausgesprochen.

New York Times 30.10.2012: Supporters of Same-Sex Marriage See Room for Victories

Mittwoch, 7. November 2012, 01:00 Uhr. Früh wieder aufgestanden, nach drei Stunden Schlaf. Rechner und TV an, switchen zwischen einigen TV-Kanälen und Websites.
Who’ll get it?
Gedanken einer Wahlnacht, live gebloggt von zuhause …

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Nachdenkliches

Brenners

Herbst 2012. Vor einigen Wochen war ich in Delmenhorst, meiner Geburtsstadt, die mir längst so fremd geworden ist. Nur weniges ist mir noch nah an Delmenhorst. Darunter, ganz weit oben in der Liste der schönen Erinnerungen, Brenners – die mir ‚Paradiese der Kindheit‚ bescherten. Die heute noch in mir sind.

Ich nannte sie ‚Tante Brenner‘ und ‚Onkel Brenner‘. Doch sie waren mir viel mehr …

Erinnerung an Brenners – Widmung in einem Märchenbuch, das sie mir schenkten …

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ein Gefühl von Zuhause

Noch heute kann ich in Gedanken durch Brenners‘ Wohnung spazieren. Die große Wohnküche, hinten links der Herd, hinten rechts der Spülstein. In der Mitte der große Tisch, an dem beide abends zusammen aßen. Hinten links der Durchgang zur Waschküche, in der ein großer Waschzuber stand, dahinter eine Abstellkammer, und hinten rechts der Durchgang zu seiner Werkstatt. In der er immer zauberte, er reparierte alles, konnte alles, und ich durfte ihm oft dabei zusehen, ihn mit Fragen löchern, die er geduldig beantwortete.
Vorne, vor der Küche, ein kleiner Flur, von dem links als erstes die ‘kleine Stube’ abging. Hier saß er immer nachmittags, wenn er von der Arvbeit in der korkfabrik zurück war, in seinem Sesel, trank eine Tasse ‘guten Kaffee‘, dazu ein Stück Königskuchen, den sie ihm gebacken hatte. Ich oft auf seinem Schoß. Danach eine Zigarre, Fehlfarben. Ich meine noch heute den Geruch seiner Zigarren in der Nase zu haben. Die hölzernen Zigarrenkisten, auf die, waren sie erst leer, ich mich schon freute, zum Basteln und Aufbewahren von Schätzen. Hinter der kleinen Stube die ‘gute Stube’, meist nicht beheizt, und nur selten benutzt, eigentlich nur wenn Besuch kam, für Feiern und Essen. Und davon links, soweit ich mich erinnere mit einer Schiebetür abgetrennt, ihr Schlafzimmer.

Den Hof, mit dem Schuppen, dem Sandkasten, hinter dem Haus die Laube mit Blick auf das Hühner-Hok, dahinter der große Garten, erst Obstbäume auf Rasen, Kanichenstall, dahinter Nutzgarten, links Brenners rechts wir, und dahinter das Moor. Die Gräben, der Bach.

All das erinnere ich recht genau.  Bilder, Gerüche, Gefühle. Kann darin spazieren.

Darüber, im ausgebauten Dachstuhl, war die Wohnung, die meine Eltern bei Brenners zugeteilt bekommen hatten (damals wurden Wohnungen wegen der Wohnungsnot nach dem Krieg von der Stadt zugewiesen). Ich erinnere ich an die Treppe nach oben, grau oder beige gestrichene hölzerne Stufen. Erinnere das Plumpsklo, das außen war, klein, mit Tür zum Hof.

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mehr als ‚Onkel‘

Welche Bedeutung ‚Onkel Brenner‘ für mich hatte, wird vielleicht an einer kleinen Geschichte deutlich.

Spätnachmittags, wenn er von seiner Arbeit in der nahe gelegenen Korkfabrik zurückkam, saß er gerne in der ‚kleinen Stube‘ in seinem Sessel, trank Kaffee und aß ein Stück Topfkuchen. Danach seine Zigarre.

Und ich, ich liebte es dann auf seinem Schoß sitzen zu dürfen. Den Rauch der Zigarre schnuppern, aufgeregt erzählen was heute wieder alles im Kindergarten los war, und ihm zuhören was denn die Fabrik wieder so angestellt hat.

So versessen war ich darauf, bei Onkel Brenner zu sien, dass ich, sobald ich ihn an der Haustür klingeln hörte, aufgeregt zu unserer Wohnungstür stürmte, ‚Onkel Bemmer bim bim‘, und nach unten laufen wollte (wir wohnten im Dachgeschgoss über ihrer Wohnung).

Und irgendwann war das Gatter wohl nicht vor der Tür, und ich, ungestüm wie ich war, sdo schnell wie möglich zu Onkel Brenner, und schon polterte die Treppe herunter. Brach mir das Bein, musste kurz ins Krankenhaus. Ein Beinbruch, der eine wunderschöne Erinnerung ist.

Brenners Grab, längst eingeebnet

Traurig. Betrübt.
Wissend um die ‚Normalität‘ des Vorgangs.
Und dass sich faktisch eigentlich nichts verändert hat.
In mir haben sie ihren Platz.

Ehepaar Amandus und Frieda Brenner, Grab (vor der Einebnung) im Jahr 2007

Amandus Brenner 12.4.1903 – 1.2.1987
Frieda Brenner geb. Meyer 13.6.1910 – 24.2.1983

Längst ist ihr Grab eingeebnet. Liegezeit abgelaufen. Nichts mehr erinnert dort an sie. Nichts, wo lange das zunehmend weniger gepflegte Grab war. Nur eine grüne Rasenfläche.

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‚Onkel‘ Brenner mit Ulli, Mai 1968
Ulli in Brenners Garten, Ostern 1963
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Deutschland

Kahnfahrt mit Erich

Kahnfahrt, Spreewald, September 2003
Kahnfahrt, Spreewald, September 2003

Kahnfahrt mit Erich, Spreewald, September 2003

Ulli, Spreewaldbahnhof Burg, September 2003
Ulli, Spreewaldbahnhof Burg, September 2003

… und anschließend Rast in der Gaststätte ‚Spreewaldbahnhof Burg‘ (früherer Bahnhof Burg der Spreewaldbahn (Błośańska zeleznica))

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Erinnerungen

Niederfinow September 2003

Ausflug zum Schiffshebewerk Niederfinow, mit Erich, September 2003

Ulli, September 2003, Niederfinow
Ulli, September 2003, Niederfinow

Ulli, September 2003, Niederfinow
Ulli, September 2003, Niederfinow

Ulli, September 2003, Niederfinow
Ulli, September 2003, Niederfinow

unsere Motorräder, von oben (das vordere ist meine geliebte Varadero)
unsere Motorräder, von oben (das vordere ist meine geliebte Varadero)

… ja ja, damals gab es noch meine geliebte Varadero, die ich leider später geschrottet hab …

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Berlin Politisches

Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas

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Berlin HIV/Aids

Trauer unterm Regenbogen

“ Trauer unterm Regenbogen “ – eine Talkrunde am Freitag 2.11. und ein Kongress am Samstag 3.11.2012 widmen sich der Frage, ob und wie die Erfahrung von Tod und Trauer (insbes. bei Schwulen) in den frühen Jahren der Aids-Krise die Trauerkultur verändert haben – und was davon geblieben ist.

Die Initiatoren beschreiben den Kongress wie folgt:

„In den 1980er und 1990er Jahren konnten sich viele von HIV und AIDS Betroffene in den bis dahin gebräuchlichen Formen des Umgangs mit Sterben, Tod und Trauer nicht wiederfinden. Aus diesem Mangel entwickelten sich neue Elemente einer anderen Trauerkultur. Diese Um- und Aufbrüche haben, weit über die ursprünglich Betroffenen hinaus reichend, den gesellschaftlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer verändert. Der Kongress möchte die Veränderungen nachzeichnen und aktuelle Entwicklungen innerhalb und außerhalb der queeren Communities herausarbeiten.“

Auftakt zum Kongress ist eine Talkrunde am Freitag, 2.11.2012 im Rathaus Schöneberg.

Am Samstag, 3.11. finden acht Workshops statt, die sich u.a. beschäftigen mit Themen wie „Trauerfeier – Stimmig: Reverenz und Respekt vor dem_der Verstorbenen – Hilfe und Begleitung für Partner_innen“, „Unser Leben ist aufregend und bunt! Warum also einen trostlosen Abgang machen?“, „Sterben ist das Leben vor dem Tod“ oder „pflegende Angehörige im Kontext schwul/lesbischer Lebensvielfalt“.

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Kongress „ Trauer unterm Regenbogen –
Kongress zu Trauerkultur und queeren Communities “
Berlin, 2. & 3. November 2012
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Beispiele für Trauerkultur in Zeiten von Aids auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin Schöneberg
DAH-Blog 09.11.2012: Wie privat, wie politisch ist unsere Trauer?
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Schwule Männer mit Aids starben Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre nicht wie Generationen zuvor zurückgezogen ins stille Kämmerchen, möglichst ungesehen – sondern sichtbar, offen, wahrnehmbar.
Die Todesanzeigen auch in Schwulenmagazinen waren un-übersehbar. Die Trauerfeiern waren teilweise bunt, bizarr, individuell. Individuelle Ausdrucksformen wurden gesucht, von Trauerfeier über Grabstein bis Sarggestaltung, von anonymer Beisetzung über Einzelgrab bis Gemeinschaftsgrabstätten.

Ein großer Schritt, ein Fortschritt – weg von Scham und Schweigen, hin zu Versuchen eigener schwuler und queerer Trauerkultur.

Und heute? Fast mag man den Eindruck haben, heute wird oft wieder lieber ver-schämt, ‚leise‘, ver-schwiegen gestorben und getrauert. Im Stillen, kaum wahrgenommen vom ‚Rest‘ der Gesellschaft. Sind Scham und Schweigen zurück?

Die eigenen Formen und Ausdrucksweisen queerer Trauerkultur, die einst gesucht und individuell gefunden wurden, sie sind zu wertvoll, um in Vergessenheit zu geraten. An sie zu erinnern, sie wieder in Erinnerung zu rufen ist einVerdienst. Die wichtige Frage zu stellen, was uns dies heute sagen, wie kann Trauer, auch queere Trauer heute, auch in digitalen Zeiten, aussehen, noch mehr.

Ein großer Dank an die Initiatoren, dass sie dieses Thema aufgegriffen haben.
Es bliebt zu hoffen, dass Inhalte und Ergebnisse der Talkrunde und der Workshops anschließend dokumentiert und breiter zugänglich werden.

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ondamaris Texte zu HIV & Aids Politisches

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – von der Ungleichwertigkeit zur Ungleichheit, dieses von der Universität Bielefeld (Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung) entwickelte Modell könnte Anregungen geben für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Stigmatisierung HIV-Positiver.

Stigmatisierung (nicht nur als) HIV-Positiver und Aids-Kranker stand im Mittelpunkt eines Fachtags der Deutschen Aids-Hilfe. Michael Müller (Universität Bielefeld) stellte dort das Modell (Syndrom) Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF; engl. group-focused enmity) vor.

Eine ‚Ideologie der Ungleichwertigkeit‚ wird dabei als Kern von Vorurteil und Stigmatisierung gesehen und ist zentral im GMF-Syndrom. Was Stigmatisierung und Diskriminierung befördert (zum Beispiel gesellschaftliche Entwicklungen wie eine zunehmende Ökonomisierung sozialer Beziehungen), haben die Bielefelder Wissenschaftler über eine  Zeitraum von zehn Jahren analysiert.

Einen kurzen Überblick über das Modell gibt ein Artikel in „Aus Politik und Zeitgeschehen“ (Bundeszentrale für politische Bildung):

„Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit widerspricht der Wertvorstellung von Gleichwertigkeit. Sie rechtfertigt Ideologien der Ungleichwertigkeit, die ihrerseits soziale Ungleichheit langfristig zementieren können.“

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Die Präsentation des Konzepts GMF Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit durch Dipl.Päd. Michael Müller in Vertretung für Prof. Zick – für mich das Highlight auf dem Fachtag „Ausgrenzung. Macht. Krankheit. HIV-bezogener Stigmatisierung entgegentreten!“, den die Deutsche Aids-Hilfe am 27. und 28. Oktober 2012 in Berlin veranstaltet hat.

Gesellschaftlichen Entwicklungen räumen die Bielefelder Forscher eine zentrale Bedeutung im Rahmen des Syndroms Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein. Diese Zusammenhänge zu verstehen und analysieren könnte Aidshilfe(n) wie auch HIV-positiver Selbsthilfe Grundlagen und Anregungen geben zur Auseinandersetzung mit Stigmatisierung und Serophobie.

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Eva Groß, Andreas Zick, Daniela Krause (alle: Universität Bielefeld)
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 16-17/2012)
„Ungleichheit, Ungleichwertigkeit“
als Print vergriffen, Download als pdf hier

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siehe zum Thema auch
Prof. Dr. Andreas Zick, Dr. Beate Küpper, Andreas Hövermann
„Die Abwertung der anderen –
Eine europäische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung“
Als Download bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (pdf)

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Frankreich

plage de la Lagune – schwuler Strand zwischen Biscarosse und Düne von Pyla

Der wohl attraktivste schwule Strand in der Region Bordeaux ist der schwule Strand von Le Porge Océan. Doch die Region hat weitere schwule Strände zu bieten, die der Entdeckung wert sind. Einer von ihnen: die plage de la Lagune nahe Biscarosse und der bekannten Düne von Pyla.

Der schwule Strand liegt zwischen den (ausgeschilderten) Stränden ‚plage de la Lagune‘ und ‚plage du Petit Nice‘. Vom ‚plage du Petit Nice‘ aus ist der schwule Strand leicht zu finden (siehe Lagebeschreibung). Dort befindet sich auch eine nette Brasserie, in der wir mehrfach gut und gemütlich gegessen haben.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

“Der Arsch ist kein Grab mehr” – warning Gedanken zur post Bareback Zeit

post Bareback – Welche Auswirkungen haben HAART und die Veränderungen der Therapie der HIV-Infektion auf das Leben von Menschen mit HIV und ihre Verhaltensweisen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Text der französisch- belgisch- kanadischen Positivengruppe ‘the warning’.

In Anspielung auf einen Essay (1987) des Literaturwissenschaftlers, emieritierten Professors und College de France – Lectors Leo Bersani (u.a. “Homos”, Harvard Univ. Press 1995) erläutert der Autor zu Beginn, auf die Frage nach einer queeren und provokanten Definition des Begriffes post Bareback würde er sagen, “das Rektum ist kein Grab mehr”:

“Si je devais donner une définition queer et provocatrice à post-bareback, je répondrais : « le rectum n’est plus une tombe », en forme de clin d’oeil à l’ouvrage de Leo Bersani…”

Dabei wird der Begriff ‘Bareback’ auch als Ausdruck einer Zeit, als Höhepunkt eines bestimmten Dogmas betrachtet, das auch mit Sensationslust, Panikmache und Suche nach Sündenböcklen verbunden sei – und mit dem Begriff ‘ post Bareback ’ gefragt, in wie weit Prävention den notwendigen, durch die (sowohl HIV-Therapie- als auch positiven Lebens-) Realitäten längst gegebenen Dogmenwechsel bisher überhaupt schon vollzogen hat.

post Bareback sei in dieser Hinsicht auch Ausdruck der Bejahung einer Sexualität, die sich weder zur Geisel traditioneller (moralinsaurer) Prävention noch einer public-health-Ideologie machen lassen wolle. post-Bareback postuliert vielmehr die Ablehnung jeglicher normativer Verfügung, sowohl der Norm “immer mit Kondom” , der Norm obligatorischer antiretroviraler Behandlung oder auch z.B. der Norm, seinen HIV-Status offen zu legen:

“Idéologiquement, le post-bareback correspond donc au refus de toute injonction normative : que ce soit celle du tout-préservatif, celle du traitement obligatoire ou celle de l’aveu de séropositivité.”

Vielmehr gelte es, das derzeit etablierte konzeptionelle Amalgam aus HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) zu dekonstruieren. Sowohl die Schwere als auch die mentalen, emotionalen, sexuellen und sozialen Folgen seien nicht dieselben. Dieses Konzept der Amalgamierung von HIV und STIs schaffe vielmehr eine mächtige Waffe sozialer Kontrolle durch die Kontrolle des Sexualverhaltens.

post-Bareback wolle sich auf die wahren epidemiologische Realitäten besinnen, gegen irrationale Panik. Vielmehr sei ein Umdenken erforderlich, das der sozio-sexuellen Vielfalt gerecht werde, ohne diese zu leugnen oder als “nicht-signifikante Variable” zu reduzieren.

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the warning 20.10.2012: Post-bareback : pour une prévention efficiente et sans moralisme comportemental