Le Havre – die französische Hafenstadt wurde nach massiven Zerstörungen im Krieg ab 1945 nach Plänen von Auguste Perret wieder aufgebaut. Inzwischen ist sie UNESCO Welterbe. 2017 feiert Le Havre die Stadtgründung vor 500 Jahren (Feierlichkeiten ab 27. Mai 2017).
Le Havre wurde ab 1517 gebaut (offizielle Gründungsurkunde vom 8. Oktober 1517) – als Kriegshafen, angeregt von Admiral Guilleaume Gouffier de Bonnivet (1482 – 1525). Die französische Hafenstadt wurde im Zweiten Weltkrieg bei (insgesamt 132) Bombenangriffen schwer zerstört. 12.500 Gebäude im Innenstadtbereich wurden zerstört.
Das von Auguste Perret und seinem Architektur-Büro 1945 bis 1954 wiederaufgebaute Stadtzentrum von Le Havre ist das erste städtische Ensemble Europas aus dem 20. Jahrhundert, das in die UNESCO Welterbe-Liste aufgenommen wurde.
Le Havres Innenstadt ist damit ein einmaliges Beispiel für den Wiederaufbau eines kompletten modernen Stadtzentrums mit vielen architektonischen Perlen – und seit dem 15. Juli 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörend.
Le Havre in Fotos
Photos von der wieder aufgebauten Innenstadt (Welterbe):
Le Volcan
Am westlichen Ende des Handelsbeckens gelegen, ist ‚Le Volcan‘ das Kulturzentrum von Le Havre. Es wurde von Oscar Niemeyer entworfen, 1972 bis 1978 gebaut und ab 2010 umfangreich saniert.
Kirche St. Joseph
Von weitem, auch von See aus schon sichtbar, wirkt die 110 Meter hohe Kirche St. Joseph wie ein Leuchtturm.
Saint Joseph ist den Opfern der Bombenangriffe gewidmet und Sinnbild des Wiederaufbaus von Le Havre.
Perret begann die Arbeiten an St. Joseph im Jahr 1951 (Grundsteinlegung 21.10.1951), dabei einem früheren Konzept für eine (nicht realisierte) Kirche in Paris folgend. Nach seinem Tod 1954 führten Mitarbeiter seines Ateliers (Jacques Poirrier, Georges Brochard, Raymond Audiguier) die Arbeiten fort.
Am 23. März 1959 wurde St. Joseph für den Kultus freigegeben. In den Jahren 2003 bis 2005 erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten.
Beeindruckendes Gestaltungs-Element von St. Joseph: die vier Gruppen von jeweils 4 Beton-Pfeilern, die über Ausleger den Turm tragen.
Das Innere der Kirche wird besonders beleuchtet durch 6.500 farbige Glassteine, gestaltet von Marguerite Huré. Sie sind farblich sortiert – kältere Töne in Norden und Osten, wärmere Töne in Süden und Westen, sowie dunklere Steine unten hellere Glasssteine oben.
Porte Océane
Die Porte Océane ist Le Havres Tor zum Ozean. Der Name wurde geprägt in den 1930er Jahren vom Politiker und Bürgermeister von Lyon Edouard Heriot.
Die heutige Porte Océane von Auguste Perret, fertiggestellt 1956 (Nordteil: Atelier Perret / Jacques Poirrier, Südteil Atelier Perret / André Hermant) orientiert sich an einem seiner früheren Entwürfe aus dem Jahr 1931 für ein (nicht realisiertes) Gebäude in Paris (Porte Maillot). Die Porte Océane markiert die Grenze zwischen Stadt und Strand – der 1994 vom Landschaftsplaner Alexandre Chemetoff neu angelegt wurde.
ISAI und Musterwohnung
Bereits 1946 entwarf das Büro von Perret die Grundzüge der ‚Immeubles sans affections individuelles‘ (ISAI; Gebäude ohne individuelle Anmutung) – Gebäude in Stahlskelett-Bauweise mit funktional aufgeteilten Wohnungen.
Für diese Wohnungen in den ISAI machte Perret deutliche Vorgaben – klare Proportionen, kein bleibendes Dekor. Noch heute ist dies zu sehen – in einer 99m² großen für Besichtigung zugänglichen Musterwohnung (appartement témoin) mit Möbeln die den Vorführwohnungen (1945 – 1955) entsprechen.
Rathaus
Das Büro Perret ließ das Rathaus von Le Havre – wie fast alle wichtigen Bauwerke der Stadt – 1952 bis 1958 an seinem Vorkriegs-Standort wieder errichten.
Der Rathausplatz, der von Wohngebäuden gesäumt ist, gilt mit einer Fläche von 243 x 192 Metern als einer der größten in Europa.
.
Photos aufgenommen am 15.9.2007
.
Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich
Das Musée André Malraux , 1961 vom französischen Schriftsteller und Politiker André Malraux eingeweiht, widmete 2007 dem Wiederaufbau eine beeindruckende Ausstellung – Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich.
.
- Seit 12.12.12 hat LeHavre eine Strassenbahn – wie zahlreiche französische Städte, die in moderne Infrastrukturen investieren.
- Sehenswert auch der neue Botanische Garten von Le Havre (die jardins suspendus), hoch über der Stadt in einem ehemaligen Fort gelegen.
- Auf dem Friedhof Sainte Marie befindet sich das Grab des französischen Flugpioniers Hubert Latham, der mehrfach eine Überquerung der Kanalküste versuchte.
- Ganz in der Nähe die beeindruckende Pont de Normandie, die die Seine-Mündung überquert.
- der im Mai 2017 unter dem neu gewählten Präsidenten Emmanuel Macron zum Premierminister ernannte Edouard Philippe war 2010 bis 20178 Bürgermeister von Le Havre.
.
Text zuletzt aktualisiert 01.07.2016