Weitgehend unbemerkt (selbst von den meisten Kölnern) hat in diesem Jahr eine der ‘Perlen’ der 50er-Jahre – Architektur in Köln Jubiläum gefeiert: Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs wurde 50 Jahre alt.
Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs – kurze Geschichte
Das alte 1894 errichtete Empfangsgebäude des Kölner Hauptbahnhofs wurde im 2. Weltkrieg entgegen weit verbreiteter Annahme kaum zerstört. Dennoch wurde es 1955 abgerissen.
1957 eröffnete am 23. September das neue Empfangsgebäude mit der beeindruckenden Dachkonstruktion (Architekten Schmitt und Schneider).
Lange Zeit war der Kölner Hauptbahnhof der bedeutendste Knotenpunkt-Bahnhof in Deutschland (bis ihm der Berliner Hauptbahnhof diese Rolle abgenommen hat).
Der Bereich unter den Gleisen wurde inzwischen längst zu einem der gesichtslosen Shopping-Center saniert. Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs aus dem Jahr 1957 hingegen strahlt immer noch ihren Charme von 50er Jahre – Großzügigkeit aus.
Le Havre – die französische Hafenstadt wurde nach massiven Zerstörungen im Krieg ab 1945 nach Plänen von Auguste Perret wieder aufgebaut. Inzwischen ist sie UNESCO Welterbe. 2017 feiert Le Havre die Stadtgründung vor 500 Jahren (Feierlichkeiten ab 27. Mai 2017).
Le Havre wurde ab 1517 gebaut (offizielle Gründungsurkunde vom 8. Oktober 1517) – als Kriegshafen, angeregt von Admiral Guilleaume Gouffier de Bonnivet (1482 – 1525). Die französische Hafenstadt wurde im Zweiten Weltkrieg bei (insgesamt 132) Bombenangriffen schwer zerstört. 12.500 Gebäude im Innenstadtbereich wurden zerstört.
Das von Auguste Perret und seinem Architektur-Büro 1945 bis 1954 wiederaufgebaute Stadtzentrum von Le Havre ist das erste städtische Ensemble Europas aus dem 20. Jahrhundert, das in die UNESCO Welterbe-Liste aufgenommen wurde.
Le Havre, Porte Océnanne
Le Havres Innenstadt ist damit ein einmaliges Beispiel für den Wiederaufbau eines kompletten modernen Stadtzentrums mit vielen architektonischen Perlen – und seit dem 15. Juli 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörend.
Le Havre in Fotos
Photos von der wieder aufgebauten Innenstadt (Welterbe):
Le Volcan
Am westlichen Ende des Handelsbeckens gelegen, ist ‚Le Volcan‘ das Kulturzentrum von Le Havre. Es wurde von Oscar Niemeyer entworfen, 1972 bis 1978 gebaut und ab 2010 umfangreich saniert.
Le Volcan, Niemeyer
Le Havre, Blick auf ‘le volcan’ (Niemeyer)
Ausfahrt aus dem Hafen
Kirche St. Joseph
Von weitem, auch von See aus schon sichtbar, wirkt die 110 Meter hohe Kirche St. Joseph wie ein Leuchtturm.
Blick von See
Saint Joseph ist den Opfern der Bombenangriffe gewidmet und Sinnbild des Wiederaufbaus von Le Havre.
Sicht auf den Turm der Kirche St. Joseph
Perret begann die Arbeiten an St. Joseph im Jahr 1951 (Grundsteinlegung 21.10.1951), dabei einem früheren Konzept für eine (nicht realisierte) Kirche in Paris folgend. Nach seinem Tod 1954 führten Mitarbeiter seines Ateliers (Jacques Poirrier, Georges Brochard, Raymond Audiguier) die Arbeiten fort.
Kirche St. Joseph
Am 23. März 1959 wurde St. Joseph für den Kultus freigegeben. In den Jahren 2003 bis 2005 erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten.
Turm der Kirche St. Joseph
Beeindruckendes Gestaltungs-Element von St. Joseph: die vier Gruppen von jeweils 4 Beton-Pfeilern, die über Ausleger den Turm tragen.
Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph
Das Innere der Kirche wird besonders beleuchtet durch 6.500 farbige Glassteine, gestaltet von Marguerite Huré. Sie sind farblich sortiert – kältere Töne in Norden und Osten, wärmere Töne in Süden und Westen, sowie dunklere Steine unten hellere Glasssteine oben.
Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph
Taufbecken Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph, Chorgestühl (Architekt Guy Verdoia)
Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph
Kirche St. Joseph
Porte Océane
Die Porte Océane ist Le Havres Tor zum Ozean. Der Name wurde geprägt in den 1930er Jahren vom Politiker und Bürgermeister von Lyon Edouard Heriot.
Le Havre, Porte Océnanne
Die heutige Porte Océane von Auguste Perret, fertiggestellt 1956 (Nordteil: Atelier Perret / Jacques Poirrier, Südteil Atelier Perret / André Hermant) orientiert sich an einem seiner früheren Entwürfe aus dem Jahr 1931 für ein (nicht realisiertes) Gebäude in Paris (Porte Maillot). Die Porte Océane markiert die Grenze zwischen Stadt und Strand – der 1994 vom Landschaftsplaner Alexandre Chemetoff neu angelegt wurde.
Porte Océanne
ISAI und Musterwohnung
Bereits 1946 entwarf das Büro von Perret die Grundzüge der ‚Immeubles sans affections individuelles‘ (ISAI; Gebäude ohne individuelle Anmutung) – Gebäude in Stahlskelett-Bauweise mit funktional aufgeteilten Wohnungen.
Innenhof ISAI
Für diese Wohnungen in den ISAI machte Perret deutliche Vorgaben – klare Proportionen, kein bleibendes Dekor. Noch heute ist dies zu sehen – in einer 99m² großen für Besichtigung zugänglichen Musterwohnung (appartement témoin) mit Möbeln die den Vorführwohnungen (1945 – 1955) entsprechen.
Rathaus
Das Büro Perret ließ das Rathaus von Le Havre – wie fast alle wichtigen Bauwerke der Stadt – 1952 bis 1958 an seinem Vorkriegs-Standort wieder errichten.
Le Havre / Rathaus
Der Rathausplatz, der von Wohngebäuden gesäumt ist, gilt mit einer Fläche von 243 x 192 Metern als einer der größten in Europa.
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Photos aufgenommen am 15.9.2007
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Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich
2007: Werbung für die Ausstellung Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich.
Das Musée André Malraux , 1961 vom französischen Schriftsteller und Politiker André Malraux eingeweiht, widmete 2007 dem Wiederaufbau eine beeindruckende Ausstellung – Le Havre, Chandigarh und Brasilia im Vergleich.
Auf dem Wismarer Markt steht die Wasserkunst aus dem Ende des 16. Jahrhunderts – fast 300 Jahre Zentrum der Trinkwasserversorgung der Hansestadt.
Wismar Wasserkunst
Die zwischen 1600 und 1602 errichtete Wassserkunst war ein städtisches Verteilungs-Bauwerk für Trinkwasser. Die im Stil der holländischen Renaissance erbaute wasserkunst beruht auf Plänen von Philipp Brandin aus Utrecht.
Aus Quellen südlich der Stadt floss Wasser zur Wasserkunst, dort wurde es an mehrere hundert Häuser in der Stadt (überwiegend Brauereien, aber auch Privathäuser) verteilt. Als Wasserleitungen dienten ausgehöhlte Fichten-Stämme.
Die Bürger der Stadt konnten zudem hier direkt frisches Wasser holen. Hierzu waren im Gebäude zwei Wasserspeier angebracht, genannt ‘Nix und Nixe’.
Wismar Nix und Nixe
Die Wasser-Kunst wurde 1861/62 umgebaut und vergrößert, dabei wurden Nix und Nixe nach außen versetzt an das Gebäude versetzt.
Im Jahr 1897 allerdings empfand man die beiden Figuren dann nach beinahe 300 Jahren plötzlich als zu „unschicklich“. Sie wurden demontiert, dem Stadtmuseum übergeben und erst bei der Restaurierung der Wasser-Kunst in den 1990er Jahren wieder außen angebracht.
Wismar Nix
300 Jahre haben Nix und Nixe ihren Dienst verrichtet, ein frühes Trinkwasser-System jedem Bürger zugänglich gemacht – dann machte wilhelminische Prüderie ihnen den Garaus.
Zum Tag des offenen Denkmals war am Samstag, 9.9. und Sonntag 10.9.2006 das Neue Museum auf der Museumsinsel in Berlin während der Bauarbeiten zu besichtigen („offene Restaurierungswerkstatt Wiederaufbau Neues Museum“).
Neues Museum 2006 – Flachkuppelsaal
Bereits nach Abschluss der restauratorischen Vorsicherung war das neue Museum im Sommer 2003 erstmals für wenige Tage (noch als „Kriegsruine“) für die Öffentlichkeit zugänglich (vor allem auch die Säle im zweiten Geschoss).
Seitdem war der Bau wieder unzugänglich, die Restaurierungsarbeiten laufen. An einem Wochenende im September 2006 konnte nun erstmals seit Beginn der Arbeiten ein Blick „in die Baustelle“ geworfen werden, leider nur in der ersten Etage (Ethnographischer Saal, Flachkuppelsaal, Vaterländischer Saal und Vestibül).
Den dabei sichtbaren Restaurierungsarbeiten ist der Respekt vor dem Stüler’schen Bau anzumerken – zurückhaltend, statt offensiv das Neue, Moderne (Chipperfield) einzubauen.
Wo möglich, wo genügend Alt-Substanz vorhanden ist, wird Stüler repariert (bis hin zur aufwändigen Neu-Herstellung von Ton-Zylindern für die Decken eines Saales). Wo zu wenig oder keine Original-Substanz mehr vorhanden ist, wird die Stüler’sche Raumaufteilung wahrend, aber immer als Rekonstruktion erkennbar neu gebaut, Geschichte und Verfall des Gebäudes bleiben sichtbar, werden nicht hinter Geschichtsklitterung verborgen.
Dieser Neu-Bau erfolgt wo sichtbar immer aus einem Material, einer Art Grob-Beton, mal gesandstrahlt, fast in Werkstein-Optik, mal geschliffen und poliert in der Art von Terrazzo. Besonders eindrucksvoll wird die Kombination von Stüler und Chipperfield im neuen Treppenhaus …
Neues Museum 9. September 2006, Treppe
Neues Museum, Bodestr. 2-3, noch offen am Sonntag, 10.9.2006 von 10 bis 16 Uhr (und nächstes Jahr hoffentlich wieder zum Tag des offenen Denkmals)
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