Vom 20. bis 23. April 2023 fand in Oldenburgerstmals das Metropoly Klubfestival statt, ein kleines Indoor Festival, veranstaltet vom Kollektiv permanent aktiv, unter Beteiligung u.a. von freizeitlärm e.V. (die z.B. auch Ein aussergewöhnliches Ereignis – Festival für elektronische Tanzmusik organisieren)- einige kurze Impressionen einiger Veranstaltungen:
Eröffnet wurde das Metropoly Klubfestival 2023 mit dem Film ‚Rocker Popper Discogänger‘ (2018) – ein Film über die Disco– Zeit in Oldenburg in den 1960er bis 1990er Jahren (leider wurde der Etzhorner Krug, Lieblingsdiskothek damals, nur am Rande erwähnt).
Das Spundloch Hamburg war lange Zeit die Disco der Wahl für uns – und es war eine eigenartige Gratwanderung zwischen ‚kommerzieller Sub‘ und ‚Bewegung‘ (ein Unterschied, das uns damals eigentlich wichtig war – außer hier …
St. Pauli war damals ‚unser Kiez‘ – nicht weit entfernt lag der schwule Buchladen Männerschwarm (1981 eröffnet), auch das 1979 gegründete Café Tuc Tuc war schnell erreicht.
Harald Tangermann und Peter Daun – ein schwules Unternehmer-Paar, das lange Jahre die schwule Szene von Hamburg maßgeblich mit prägte. Mit der frühen Förderung von Tom of Finland sowie der einst größten schwulen Sauna Club Uhlenhorst und dem Tom’s hatten sie Bedeutung weit über Hamburg hinaus.
In der post- Stonewall – Zeit waren Discos und Saunen nicht nur Zentren schwulen Lebens und (nicht nur) sexuellen Begegnens geworden – sie wurden geradezu zum Motor von Veränderung oft eher miefiger 60er / früh-70er Homosexuellen-Szenen.
Die Discothek Etzhorner Krug wurde 1975 als Discothek eröffnet – zuvor war es lange ein ‚gutbürgerlicher‘ Landgasthof und ein Ausflugslokal, in einem ehemaligen Zollhaus an der Butjadinger Strasse im Oldenburger Stadtteil Etzhorn..
Wim Frank und Udo Wellmann eröffneten 1975 das was damals ‚progressive Disco‘ genannt wurde. Geöffnet war an drei Tagen die Woche (Fr, Sa & ?) ab 21:00 Uhr bis 3 Uhr nachts, soweit ich mich erinnere kein Eintritt und kein Mindestverzehr.
Der Etzhorner Krug hatte einen sehr großen hohen Saal mit einer Bühne, auf der gelegentlich Konzerte stattfanden (u.a. Trio, Inga Rumpfs Atlantis).
Der Krug hatte eine sehr gute Sound- und Licht-Anlage. Vertrocknete Birken, von Strahlern angestrahlt, standen im Saal.
Die DJs (u.a. Ulli Brinkhaus, Otto Sell) befanden sich ab 1980 auf einer Empore über der Theke (erreichbar über eine Treppe links der Theke)
.
Der Etzhorner Krug hatte fast von Beginn an Ärger mit Nachbarn. Gelegen nahe einem Wohngebiet, hatte der Krug keine volle Discotheken-Lizenz, sondern nur eine Lizenz als Ausschank mit Gelegenheits-Tanz. Zwar konnte der Wirt auf dem Parkplatz für Ruhe sorgen, immer wieder beschwerten sich jedoch Nachbarn über Ruhestörung durch Disco- und Konzert- Gäste, erzwangen später sogar Schallschutz-Gutachten.
Im September 1981 (kurz nach einem Inga Rumpf Konzert) wurde der Etzhorner Krug geschlossen.
Nach langem Leerstand und Besitzerwechsel (1998/99) wurde das inzwischen baufällige Gebäude abgerissen. Heute befindet sich hier ein in optischer Anlehnung an das historische Gebäude neu gebauter Hotel- und Restaurant-Komplex.
Er ist eines der seltsamsten und bemerkenswertesten Gebäude Berlins: der ‚Bierpinsel‘:
Das von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte entworfene 47m hohe Gebäude – ein vieleckiger, dreietagiger Korpus aus Beton auf einer Stelze – wurde 1976 eröffnet.
Zeitweise befand sich hier ein Steakhaus, später ein ‚Wienerwald‘ und eine Diskothek.
Der Bierpinsel steht seit Jahren leer und wird noch bis 2025 saniert …
Die Dorfdisco – eine französische Dokumentation aus dem Jahr 1995 zeichnet ein liebevolles Portrait einer Institution, die einst lebensnotwenig schien, und nicht nur in Frankreich inzwischen am Aussterben ist.
Saturday Night Fever, Thank got it’s friday – Freitag und Samstag Nacht sind nicht erst seit den 1970er Jahren für viele, besonders jüngere, Menschen bedeutende Orientierungspunkte im Leben. Zentraler Anlaufpunkt dabei oft: die Disco. Und gerade in der Provinz, auf dem Land, wo es deutlich weniger Auswahl für das Wochenend-Vergnügen gibt, kam der Dorfdisco eine besondere Bedeutung zu (auch für mich selbst, z.B. Rockpalast Delmenhorst).
Dabei hatte die Dorfdisco auch ihren ganz eigenen Charme: geht es in den hippen aufgestylten Diskotheken der Städte (auch) darum, wer die tollsten, modernsten Klamotten trägt (und das entsprechende Geld dafür hat), die aufwendigste Frisur, die neuesten Schritte beherrscht, so stand die Dorfdisco eher dafür, gemeinsam Party zu machen, den Alltag und andere Äußerlichkeiten wie Mode und Aussehen zu vergessen – und zusammen Spaß zu haben.
Doch es steht schlecht um die einstige Ikone des Vergnügens auf dem Land, um die Dorfdisco. In Deutschland wie in Frankreich melden immer mehr Discotheken Insolvenz an, besonders bedroht ist die Dorfdisco – Diskothekensterben, oder normale Marktbereinigung?
Er prägte das schwule Nachtleben von Paris Ende der 1980er Jahre wie kaum ein anderer: der Geschäftsmann David Girard. Als einer der ersten baute er ein ’schwules Imperium‘ auf. Als ‚König des schwulen Nachtlebens‘ erwarb er sich den Spitznamen ‚citizen gay‘ oder ‚citoyen gai‘.
David (Jacques) Girard wird 1959 in der Kleinstadt Saint-Ouen nordwestlich von Paris (Départment Seine-Saint-Denis) geboren. Sein Vater ist ein aus Tunesien stammender Jude, seine Mutter arbeitet als Prostituierte. 1974, David ist 15 Jahre alt, stirbt seine Mutter. Er verläßt die Schule, schlägt sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durch, bevor er nach Paris umzieht und als Jungkoch arbeitet.
David Girard
Mit 21 beginnt er als Stricher auf der rue Saint-Anne und im Bois de Boulogne zu arbeiten – ein Anfang einer Karriere als Geschäftsmann, den er auch später (ebenso wie die Arbeit seiner Mutter) nie leugnet.
„Je ne sais pas si c’est vraiment le plus vieux métier du monde, en tout cas, c’est celui que faisait ma mère.“ (Ich weiß nicht, ob es wirklich das ‚älteste Gewerbe der Welt‘ ist, auf jeden Fall war es das, was eine Mutter machte. Übers. UW)
Beginn des Textes auf der Rückseite des Außenumschlags seiner Autobiographie
Es war neu, es war cool, es war unser neuer Tanz-Tempel. Das Front, das später legendär werden sollte, öffnete am 4. März 1983 seine Pforten.
Das Front. Eigentlich schlichte Kellerräume. Eine Treppe, an der Hausseite entlang des Heidenkampswegs. Innen alles sehr hell, weiß und grau (meiner Erinnerung nach) die dominierenden Farben, Beton, Neon. Direkt hinter dem Eingang eine langgezogene Bar, Video-Monitore an der Stirnseite. Lautsprecher unter der Decke über der Tanzfläche an Ketten aufgehängt.
Das 1980 eröffnete ‚The Broad‘ war in den 1980er Jahren ‚die‘ schwule Disco in Paris. Sie schloß endgültig im Sommer 1990.
Im Pariser Viertel ‚Les Halles‘ eröffnet Jean-Claude Detais 1980 auf der rue de la Ferronnerie (Nr. 4) die Diskothek ‚The Broad‚ (zeitweiser Untertitel: ‚un espace au masculin‚). Vorher befand sich an gleicher Stelle die Disco ‚Le Broadway Melody‘.
Schnell wird das ‚Broad‚, das sich deutlich von Diskotheken der siebziger Jahre absetzt, zu einer der beliebtesten Schwulen-Discos im Paris der 1980er Jahre. „l’endroit le plus branché des Halles„, meint Alain Pacadis in ‚5 sur 5‘ September 1983.
Am 14. Dezember 1983 eröffnet David Girard mit dem ‚Haute-Tension‘ eine nahe gelegene Konkurrenz. Doch das Broad bleibt Mitte der 1980er (nach einer Wiedereröffnung nach Renovierung im April 1985) die ‚boite la plus en vogue de Paris‚, „die angesagteste Disco von Paris“ (Samourai‘, November 1982).
War Donna Summer homophob ? Die 2012 verstorbene und 2018 in einem Musical portraitierte Disco-Ikone bestritt 1989 in einem erst 2012 komplett bekannt gewordenen Brief an die Aids-Aktionsgruppe ACT UP, dass sie Aids als Strafe Gottes bezeichnet habe.
Hat sie – oder hat sie nicht? Hat Donna Summer, einst Star der Schwulen-Szenen, 1983 Aids als Strafe Gottes für die Schwulen bezeichnet? Nein, sagte Donna Summer einige Jahre später in einem Brief an ACT UP, der 2012 erstmals vollständig bekannt wurde.
Donna Summer soll damals Presseberichten zufolge u.a. geäußert haben, die Schöpfung beginne mit Adam und Eva, nicht Adam und Steve:
“It was Adam and Eve, not Adam and Steve.”
Sie werde für die Schwulen beten. Aids sei eine Strafe Gottes.
“I’ve seen the evil homosexuality come out of you people… AIDS is your sin … Now don’t get me wrong; God loves you. But not the way you are now.”
Publicity photo of singer Donna Summer in the recording studio in 1977. – Public Domain
Donna Summer homophob ? – ACT UP Proteste und Summers Brief
ACT UP hatte damals Aktionen gegen Summer gestartet und war mit Protesten auf bzw. vor Donna Summer Konzerten präsent. Auch bei einem Auftritt Summers beim Boston Gay Pride 1989 kam es zu Protesten.
Auf die ihr zugeschriebenen Äußerungen und die Proteste ACT UPs bezieht sich Summer in dem Brief, den Peter Staley 2012 auf seinem Blog erstmals vollständig bekannt macht. Staley war ACT UP Aktivist und ist Gründer der Treatment Action Group TAG. In ihrem Brief vom 26. Juli 1989 bezeichnet Donna Summer die Kritik an ihr und Proteste gegen sie als “unjust and unfair”
“I did not say God is punishing gays with aids, I did not sit with ill intentions in judgement over your lives. I haven’t stopped talking to my friends who are gay, nor have I ever chosen my friends by their sexual preferences.”
Sie habe sich nie von den Schwulen abgewandt – im Gegenteil, diese hätten ihr den Rücken gekehrt:
“I never denied you or turned away, but in fact you turned away from me.”
War Donna Summer homophob ? Peter Staley selbst meint sich zu erinnern, dass ACT UP damals etwaige Proteste gegen Donna Summer nicht wegen dieses “strange letter” beendet habe – sondern weil die Arbeit von ACT UP andere Prioritäten gehabt habe.
2018 hatte in New York am Broadway ein Musical über Donna Summer Premiere. Aus der Perspektive ihres letzten Konzerts wird Summers Leben in zwanzig Liedern erzählt. Choreographie hat Sergio Trujillo, Donna wird gespielt von Ariana DeBose, LaChanze und Storm Lever. Regie führt Des Mc Anuff.
Am 28. März 2018 starteten die Previews für das Musical „Summer: The Donna Summer Musical “ unter der Regie von Des McAnuff. Premiere war am 23. April 2018 am Lunt-Fontanne-Theatre auf dem Broadway. Weltpremiere einer vorläufigen Entwicklungs-Version war bereits Ende 2017 am La Jolla Playhouse. Im Juli 2018 wurden die Musical-Tracks digital veröffentlicht.
Nach der Premiere zeigte sich die New York Times enttäuscht, ein ‚Reinfall‘, „Hot stuff turns cold“. In jedem sorgfältigen Nachruf könne man mehr über die Disco-Sängerin erfahren. Und Variety kommentierte das ‚anämische‚ Musical trocken „a narrow-minded jukebox musical that views its heroine in a vacuum„.
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktional
Immer aktiv
Der Zugriff oder die technische Speicherung ist unbedingt für den rechtmäßigen Zweck erforderlich, um die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Abonnenten oder Nutzer ausdrücklich angefordert wurde, oder für den alleinigen Zweck der Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Voreinstellungen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Nutzer beantragt wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Aufforderung, die freiwillige Zustimmung Ihres Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht zu Ihrer Identifizierung verwendet werden.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.