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Berlin

Berlin ein Uhr nachts

Vergangene Nacht, circa ein Uhr. Etwas müde komme ich aus dem ‘Lab’, bin auf dem Weg zur S-Bahn. Rechterhand der Parkplatz vor dem ‘ND’, früher war doch hier Cruising, geht es mir durch den Kopf.

Tatsächlich, drei, vier Männer unterschiedlichen Alters streifen auffällig unauffällig herum, mustern mich. Einer von ihnen weckt durchaus mein Interesse, wir beäugen uns. Inzwischen sind weitere Herren aus der Unsichtbarkeit von Gebüschen und PKWs in von den grellen Laternen möglichst wenig beleuchtete Ecken getreten.

“Ey, was’n hier los!“ Erst jetzt bemerke ich zwei junge Männer, die, vielleicht auf dem Weg zum ‘Berghain’, über den Parkplatz gehen. Kleidung, Gang, lauter Tonfall verraten sofort, die sind aus irgendeinem anderen Grund hier als die anderen Cruiser, mich eingeschlossen.

Ich sehe die zwei auf einen Mann etwa meinen Alters zugehen, der sich gerade in sein Auto flüchten will. „Ey, was suchst du hier?!“ Wieder die gleiche aggressive Stimme, der in eine Frage gekleidete Vorwurf, als würde er sein Revier verteidigen. Die Arme in die Hüften gestemmt baut er sich ihm auf, hindert ihn daran, seinen Wagen zu öffnen.

‘Ach, lass doch den Scheiß!’, höre ich seinen Kumpel rufen, fast zeitgleich den Autofahrer sagen „Ach, lass mich doch in Ruhe.“

Sekundenbruchteile später geht der Mann zu Boden, liegt zusammengekrümmt neben seinem Wagen. ‘Mann, nu lass doch den Scheiß!’ Der Kumpel des Schlägers versucht diesen an weiteren Schlägen, Tritten zu hindern. Sie sehen sich an. Ich brülle irgendetwas, keine Ahnung mehr heute, dann schreie ich laut „Polizei, Hilfe!“
Beide Typen sehen zu mir herüber. Einen Moment wird mir flau im Magen. Was, wenn die sich jetzt auf mich stürzen? „Polizei, Hilfe!“ schreie ich nochmal. Es ist merkwürdig ruhig geworden auf dem Platz, fast leer, wie von der Dunkelheit verschluckt sind die meisten Cruiser so plötzlich wie sie auftraten wieder von der Bühne verschwunden.

‘Lass uns abhauen, komm!’ Wieder höre ich den Kumpel des Schlägers, sehe, wie er versucht ihn wegzuziehen. Der sieht kurz auf, zu mir herüber, beide laufen weg, Richtung Straße. Ich laufe zu dem Mann, der immer noch zusammengekrümmt vor seinem Wagen liegt.

„Ich kann nichts sehen“ wimmert er immer wieder. Ich sehe im Halbdunkel Blut von seiner Schläfe laufen.
Nur ein junger Mann hat sich zu uns gesellt, ansonsten ist der Parkplatz nun leer, unschuldig fast, als sei hier nie etwas anderes geschehen als Parken. „Hast du ein Handy?“ frage ich ihn. Er nickt. Wir rufen Polizei und Krankenwagen herbei, beide benötigen fast ¼ Stunde. Endlich wird der Zusammengeschlagene, der sich inzwischen wieder etwas erholt hat, von einem Krankenpfleger versorgt. Zwei Polizeibeamte nehmen unsere Daten auf. Die beiden jungen Männer sind längst über alle Berge.

Auch wenn viele es nicht (mehr) wahrhaben wollen, Gewalt gegen Schwule gibt es immer noch, auch im ‘Homo-Paradies Berlin’.

Solltest du selbst betroffen sein oder Zeuge eines Überfalls werden, melde dies, der zuständigen Polizeidienststelle, mindestens aber dem Überfalltelefon (in Berlin: Maneo, täglich 17:00 bis 19:00 Uhr, Tel. 216 33 36).

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Berlin Homosexualitäten

Udo Walz erklärt: Schwulsein nix Analverkehr

Udo Walz ? Ich gestehe, das vierbuchstabige Revolverblatt gehört nicht zu meiner Pflicht-Lektüre, nicht einmal wenn’s irgendwo eh‘ rumliegt.

Aber heute [im September 2006] musste ich einem Link ja doch folgen, wollte die Story einfach nicht glauben. Die ominöse ‘Zeitung’ „ fragte den prominenten Homosexuellen, Star-Figaro Udo Walz “. Ah ja, wir sind gespannt was folgt.

Jetzt werden also schon gewisse Berliner Friseusen Experten in Sachen Homo-Aufklärung…
Aber, das Würgen geht noch weiter:

Herr Walz erklärte in dem Artikel, er möge das Wort „schwul“ nicht, das klinge doch so vulgär. Um uns anschließend wörtlich aufzuklären

Die meisten denken dann gleich an Darkrooms und Analverkehr. Und ich kann Ihnen versichern, dass Homosexualität damit nichts – ausschließlich – zu tun hat.

U. Walz 2006

Ah ja!

Nicht mehr steigerungsfähig?
Aber natürlich doch!
Ob er denn verstehen könne, wenn Leute sich auch heute noch, auch in der Großstadt, darüber aufregen, wenn zwei Männer sich küssen, fragt natürlich ganz ohne böse Absicht die ‘Redakteurin’.

Und Herr Walz antwortet brav, wie bestellt,

Ja, das stört mich nämlich auch.

Und, fährt er bei der nächsten Gelegenheit fort, was er noch nicht mag, diese „speziellen Einrichtungen“, er meint für sexuelle Abenteuer.

Wie ekelig, sich küssende Männer. Und dann auch noch Analverkehr. Und Darkrooms, igitt igitt.

Aber, was ist denn Herr Walz, wenn er sich als schwul bezeichnet?

Udo Walz, Berlinale 2008 (Foto: Siebbi)
Udo Walz, Berlinale 2008 (Foto: Siebbi, Lizenmz cc by 3.0)

Udo Walz, well known German hairdresser Volkswagen People’s Night 2008Siebbi  – CC BY 3.0

Na ja, eigentlich will ich das gar nicht wissen. Ich will nicht wissen, was Herr Walz wählt, wem er die Haare schneidet, und was er im Bett treibt.

Wie beunruhigend allerdings, dass Herr Walz auch noch betont, er sei „ein sehr maskuliner Mann“. Ach, tatsächlich?

Wer’s nicht glauben will und die Würgegefühle nicht scheut: hier der Link .

Und wer nicht weiß, wer Herr Walz ist – seien Sie froh, muss man nicht wissen…

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Herr Walz war 2004 auch gegen die Homoehe:

„Ich finde, zwei Männer können nicht heiraten. Heiraten hat ja auch mit Kindern und mit Fortpflanzung zu tun.“

Udo Walz 2004

Am 26. Juli 2008 dann ließen Udo Walz und sein Lebensgefährte ihre Lebenspartnerschaft registrieren, Schlagzeilen wie „Udo Walz hat geheiratet“ folgten …

… doch Walz lehnt die Homoehe ab. Auch 2019 erklärte er noch, er sei der Ansicht zwei Männer könnten nicht heiraten.

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Udo Walz wurde am 28. Juli 1944 in Waiblingen geboren. Seit 1963 lebte Walz in Berlin. Walz starb am 20. November 2020 im Alter von 76 Jahren in Berlin.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homosexuelle in Polen nicht diskriminiert – sagt Kaczynski

Der polnische Regierungschef Jaroslaw Kaczynski war am 30. August 2006 in Brüssel bei der EU zu Besuch. Im Anschluss an ein Gespräch mit EU-Kommissionspräsident Baroso betonte er vor der Presse, Homosexuelle würden in Polen nicht diskriminiert.

Erstaunt reibe ich mir die Augen. Habe ich in den letzten Jahren, besonders während der letzten Monate eine andere Realität mitbekommen als dass doppelte Polit-Lottchen in Polen? Oder hat der Begriff der Diskriminierung inzwischen, von mir unbemerkt, eine neue Bedeutung bekommen?

Wie war das in der Zeit, als sein Bruder Lech, heute Staatspräsident, noch Bürgermeister von Warschau war? Wie war das mit jüngsten Äußerungen aus seiner Regierung gegen Homosexuelle? Wurden Schwulen- und Lesbenclubs nicht gerade erst unter fadenscheinigen Gründen geschlossen? Sprach die Regierungspartei PiS auf einer Pressekonferenz nach dem Warschauer CSD nicht vor kurzem von „westlichen terroristischen Gruppierungen“, die friedliche Bürger angegriffen hätten?

„Homosexuelle“, so betonte Kaczynski in Brüssel, hätten in seinem Land „alle Rechte“. Wäre ja auch noch schöner, wenn’s anders wäre, mit welchem Grund wollte er sie ihnen denn aberkennen?
Und weiter, es gebe „keine Tradition“, Homosexuelle zu verfolgen
Nein, eine Tradition war das in Polen bisher vielleicht nicht. Auch wenn es Polens Lesben und Schwule in den Jahren zumeist nicht leicht hatten. Während der letzten Monate allerdings kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass Polens Regierung mit einem rechtskonservativen Wertewandel auch eine verstärkte antihomosexuelle Stimmung durchzusetzen versucht.

Erfreulich, wenn auch nicht ausreichend, zu wissen dass viele Regierungen, jetzt auch wieder die EU-Kommission, Pole immer wieder an die europäischen Werte, auch an den der ‚Nicht-Diskriminierung‘, erinnern, mahnen.

Allein, Erinnern und Ermahnen reichen nicht. Als Lech Kaczynski in Berlin war, haben Schwule und Lesben aus beiden Ländern gemeinsam gegen seine Rede protestiert. Diese Tradition, diese grenzüberschreitende Solidarität gegen Diskriminierung, für freie Bürgerrechte gilt es fortzusetzen, auszubauen.

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Lech Kaczynski Berlin 2006 – LGBT Proteste in der HU am 9. März 2006

Donnerstag, 9. März 2006 – Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski ist in der Stadt, hält zum Abschluss seines Staatsbesuchs auf Einladung des Instituts für Europarecht der Humboldt-Universität (HU) eine Rede über das „Solidarische Europa“ im Audimax.

Genau jener Kaczynski, der sich schon als Bürgermeister von Warschau bei Schwulen und Lesben nicht nur in Polen einen zweifelhaften Ruf u.a. dadurch erworben hat, dass er Schwulen- und Lesbendemos verboten hat, oder Homosexualität auf alle mögliche Art und Weise verunglimpfte. Inzwischen hat er es zum Staatspräsidenten gebracht, irritiert selbst konservative deutsche Politiker durch zutiefst europaskeptische, manchmal europafeindliche Äußerungen.

Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 1
Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 1

Das Audimax, in dem Kaczynski sprechen soll, ist abgeriegelt, einzig eine Videoübertragung im Kinosaal ist offiziell zugänglich. Nach einer vom LSVD initiierten Demonstration vor dem Haupteingang der HU verschaffen sich einige schwule Aktivisten dennoch Eintritt in das Audimax, protestieren lautstark gegen die Verweigerung von Grundrechten für Schwule und Lesben in Polen. Hindern Kaczynski zunächst erfolgreich am Reden, ein Redakteur der ‚Siegessäule’ wirft ihm auf dem Podium vor, er „verhetze das polnische Volk, er schüre den Katholizismus“ (was auch immer er damit meinte).

Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 2
Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 2

Nach seiner Rede, aufgrund einer Frage aus dem Auditorium, kommt Kaczynski nicht umhin, sich doch noch zur Homosexualität zu äußern. Die Förderung der Homosexualität, meint er, führe doch in letzter Konsequenz dazu, dass die Menschheit aussterben müsse.