Deportation Homosexueller : Lange wurden sie ignoriert – Männer, die wegen ihrer Homosexualität aus Frankreich deportiert wurden. Nun aber sorgt die Organisation „Les «Oublié-e-s» de la Mémoire“ (Die Vergessenen des Gedenkens) mit einer Ausstellung für Aufsehen. Die Verfolgung und Deportation Homosexueller durch das NS-Regime und seine Komplizen [1] steht im Mittelpunkt der Ausstellung „La déportation pour motif d’homosexualité“ (Deportation wegen Homosexualität), die im Rathaus des 4. Arrondissements in Paris gezeigt wird.
Jean-Luc Schwab, Kurator der Ausstellung, betont, diese sei konzipiert um „Fakten möglichst nah an der historischen Realität darzustellen, anhand verifizierter Quellen sowie anerkannter Spezialisten„.
Die Ausstellung, die nach Paris in mehreren Städten Frankreichs zu sehen sein soll, beschreibt die verschiedenen Phasen der Verfolgung und Deportation Homosexueller durch das NS-Regime in Frankreich, auch anhand von Biographien Deportierter wie Rudolf Brazda oder Pierre Seel.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Verteidigungsministerium, der Nationalen Vereinigung der Kämpfer und Kriegsopfer, der Stiftung für das Gedenken an die Deportation sowie der Stadt Paris entstanden. Anlass ist der zehnte Jahrestag der Gründung des Vereins „Les «Oublié-e-s» de la Mémoire“ (Die Vergessenen des Gedenkens).
Die Ausstellung weise aber über die historische Perspektive hinaus, betonen die Initiatoren, sie sei auch ein Hinweis wachsam zu sein – die letzten Tage und die Auseinandersetzung um die in Frankreich kurz bevor stehende Einführung der Ehe auch für Homosexuelle zeige erst jüngst wieder, dass es gelte weiterhin wachsam vor Homophobie in der französischen Gesellschaft zu sein.
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Ausstellung über die Deportation Homosexueller : „La déportation pour motif d’homosexualité“, 22. April bis 3. Mai 2013, Paris, Rathaus des 4. Arrondissements (2, place Baudoyer; dort auf der Galerie in der 1. Etage)
Mairie du 4e: La déportation pour motif d’homosexualité
Yagg 22.04.2013: Les «Oublié-e-s» de la Mémoire proposent une remarquable exposition sur la déportation pour motif d’homosexualité
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Anmerkung: [1] Mit ‚Komplizen‘ dürften insbesondere auch Behörden und Institutionen der Vichy-Regierung unter Philippe Petain im von NS-Truppen nicht besetzten Teil Frankreichs gemeint sein.
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Aktualisierung 28.04.2013: Am 30. April 2013 wird zudem eine Podiumsdiskussion zur Ausstellung stattfinden mit Jean-Luc Schwab, Délégué en Alsace et Référent Recherches et Mémoire des Vereins Les „Oublié-e-s“ de la Mémoire – Association civile homosexuelle du Devoir de Mémoire.
Zur Ausstellung erscheint eine 16seitige Broschüre.
Plakat zur Ausstellung im Artikel ergänzt.
01.04.2013: Anlässlich der Gründung des Deutschen Instituts zur Heilung von Heterosexualität (DIHH) durch den LSVD Sachsen erklärt Dr. h. c. Christel Rebecca von Holdt, Leiterin des DIHH:
Tagtäglich haben sich Menschen, die unter ihren unerwünschten heterosexuellen Gefühlen leiden an den Lesben- und Schwulenverband Sachsen gewandt. Sie wünschten sich eine Entwicklung ihres homosexuellen Potentials, doch mussten sie lange Zeit enttäuscht weggeschickt werden. Mit dem Deutschen Institut zur Heilung von Heterosexualität (DIHH) können wir nun endlich fachkompetente Heteroheilungskurse anbieten.
Denn Heterosexualität ist nicht angeboren. Oftmals ist sie Folge sexuellen Missbrauchs, Verführung oder anderen traumatischen Erfahrungen. Laut langjährigen, intensiven Forschungen können heterosexuelle Empfindungen auch als Versuch angesehen werden, chronische Bindungsverletzungen aus der Kindheit auszugleichen. In der Heterosexualität werden aus der Kindheit stammende, ungestillte emotionale Bedürfnisse nach Zuwendung und Wertschätzung durch den gegengeschlechtlichen Elternteil sexualisiert. Allerdings bleibt Heterosexualität immer ein vergeblicher Versuch, denn sexuelles Verhalten kann niemals emotionale Verletzungen heilen.
Das DIHH bietet den betroffenen Heterosexuellen an, über mehrere Jahre bei uns zu leben. Mit vorurteilsfreien Gesprächen über ihre Sexualität, aber auch mit Hilfe von Rollenspielen und psychotherapeutischer Begleitung können sie ihre heterosexuellen Gefühle bei uns überwinden. Sie werden selbstbewusste, stabile und glückliche Lesben und Schwule. Diese Therapien werden häufig auch von den Krankenkassen übernommen.
Wir verstehen uns als Pendant zum bereits bestehenden „Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG)“ und möchten nun ebenfalls als Mitglied des Diakonie-Dachverbandes die Wahlmöglichkeiten in Sexualitätsheilungsfragen erweitern. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem DIJG, der Evangelischen Allianz oder der Organisation Wüstenstrom.
Der LSVD-Bundesverband begrüßt die Gründung des Instituts und wünscht zahlreiche Therapieerfolge. Bündnis 90/Die Grünen, die Linke, FDP und SPD haben ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt. Einzig Bundeskanzlerin Merkel sowie einzelne Unionspolitikerinnen und -politiker zeigen sich skeptisch. Sie befürchten die Diskriminierung heterosexueller Minderheiten.
Mehr Informationen unter: www.mission-aufklaerung.de ; www.sachsen.lsvd.de
Spiegel-Affäre Hamburg: Polizei überwacht Schwule auf Klappen durch Einweg-Spiegel – In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1980 zerschlagen Schwule in Hamburg auf der Klappe am Spielbudenplatz einen Überwachungsspiegel, die Polizei muss die Existenz und Führung von ‚Rosa Listen‘ einräumen.
‚Rosa Listen‚ waren ein zentrales Element der Erfassung und Verfolgung von Homosexuellen. Polizei und Verfassungsschutz sammelten Daten über Homosexuelle, legten systematische, fortlaufend ergänzte und ausgewertete Karteien Homosexueller an – sie führten so genannte ‚Rosa Listen‚.
Basis dieser ‚Rosa Listen‘ war neben Razzien in Bars u.a. die Überwachung von Treffpunkten Homosexueller, u.a. Parks und öffentliche Toiletten (aka Klappen).
Ihren ‚Höhepunkt‘ erreichten die ‚Rosa Listen‘ vermutlich in der NS-Zeit nach der Verschärfung des Paragraphen 175 mit der ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität’ – über 33.000 Personen seien in ihren Karteien erfasst, teilt das ‚Jahrbuch‘ 1939/40 mit; für die Zeit ab 1940 sprechen Historiker von 41.000 bis 95.000 erfassten Männern. Die ‚Rosa Listen‘ wurden zur Basis einer umfangreichen Verfolgung und Bekämpfung Homosexueller.
Herbst 1981. Seit 1979 lebte ich in Bremerhaven. Die kurz zuvor gegründete ‚ Schwule Aktion Bremerhaven ‚ tritt erstmals in der Öffentlichkeit auf, auf dem Friedensfest der BIFA (Bremerhavener Initiative für. Frieden und Abrüstung) im ‚Columbus Center‘.
Dafür entstand (jüngst beim ‚Kramen‘ wiedergefunden) „mein erstes Flugblatt„, hier als Dokumentation:
Der Titel des Flugblatts, „Lieber einen warmen Bruder als einen kalten Krieger!„, bezieht sich auf ein Zitat des CSU-Politikers und ehemaligen bayerischen Ministerpräsdidenten Franz Josef Strauss vom 6. März 1970.
„Ich will lieber ein kalter Krieger sein, als ein warmer Bruder“.
(Quelle ‚FJS in Word und Bild‘)
zeitgeschichtliche Einordnung:
Franz Josef Strauss war bei der Bundestagswahl 1980 Kanzler-Kandidat der CDU/CSU. Er unterlag bei der Wahl, gewählt wurde zum Bundeskanzler erneut Helmut Schmidt.
Mitte Dezember 1979 hatte die NATO ihren ‚NATO-Doppelbeschluss‘ verkündet, der u.a. die Stationierung einer neuen Generation von Pershing-II- ‚Marschflugkörpern‘ (Cruise Missiles) in Westeuropa (u.a. auch in der BRD) vorsah. Zu diesem Beschluss trug Helmut Schmidt maßgeblich mit bei. Der Nato-Doppelbeschluss stieß jedoch auf breite Ablehnung (zunehmend auch innerhalb der SPD). Die ‚Friedensbewegung‘ erstarkte. Am 17.9.1982 zerbrach die SPD/FDP-Koalition auf Bundesebene (nicht am Nato-Doppelbeschluss, sondern vornehmlich an Wirtschaftsfragen), am 1. Oktober 1982 wurde Helmuth Kohl (CDU) mit dem ersten erfolgreichen ‚Konstruktiven Misstrauensvotum‘ der BRD-Geschichte zum neuen Bundeskanzler gewählt. Auf dem Kölner Parteitag der SPD 1983 stimmten nur 14 von annähernd 400 Delegierten für den Doppelbeschluss.
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Der Text des damaligen Flugblatts für die Schwule Aktion Bremerhaven vom Herbst 1981 (im Original zweispaltig gesetzt) als Dokumentation (orthographisch leicht korrigiert):
Lieber einen warmen Bruder als einen kalten Krieger!
Eine Schwulengruppe bei der Friedenswoche? Was haben die denn mit Abrüstung, mit Pershing 2 und SS20 zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht wenig. Aber was heißt denn Frieden? Zwei Aspekte sind hier wichtig: zum einen konfliktfreies Zusammenleben verschiedener Staaten bzw. Nationen, zum anderen jedoch auch wirklich demokratische Verhältnisse und die Fähigkeit des gegenseitigen Respektierens, auch von Minderheiten, innerhalb einer Gesellschaft.
Hier und heute ist beides jedoch nicht gegeben. Die Kriegsgefahr ist so groß wie schon lange nicht mehr. Unterdrückung und Intoleranz sind überall zu finden. Die Interessen demokratischer Kräfte werden dauernd mit Füßen getreten und mit Polizeiknüppeln traktiert. Dies betrifft Atomkraftgegner, sowie Frauen die für Gleichberechtigung eintreten, Antifaschisten, usw. Auch und gerade Schwule und Lesben sind hiervon besonders betroffen.
Ein Staat der Kriegsvorbereitungen treibt, bzw. einen Krieg führt, ist gezwungen diese Unterdrückungsmaßnahmenn zu verschärfen damit der Krieg führbar bleibt.
Aber schon heute ist die Unterdrückung von Schwulen und Lesben unerträglich:
da gibt es einen §175 StGB, der „sexuelle Handlungen“ mit minderjährigen Männern mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren bedroht. (Einen § dieser Art gibt es für Heterosexuelle nicht. Schläft ein Mann mit einer 16jährigen Frau ist das erlaubt.)
Berufsverbote für homosexuelle Lehrer und Pfarrer sind an der Tagesordnung. (wie Klaus Brinker der als Pfarrer Berufsverbot bekam.)
da erhalten schwule Soldaten der Bundeswehr Beförderungssperre, müssen ihren Dienst also ohne Beförderung bis zum Ende ableisten.
Schwule Frauen und Männer, die im 3. Reich verfolgt und in KZs gesteckt wurden, haben bisher immer noch keine Wiedergutmachung erhalten.
Im Schulunterricht wird Homosexualität immer noch unter Perversion oder Krankheit abgehandelt und nicht als gleichberechtigte Form der Sexualität.
auch in der Presse wird Homosexualität als etwas Perverses dargestellt, und mit Verbrechen in Verbindung gebracht.
In ‚Rosa Listen‘ werden von Polizei und Verfassungsschutz Daten über Homosexuelle gesammelt.
Diese Aufzählung ist sicherlich noch nicht vollständig, zeigt aber doch deutlich, wie es um Homosexuelle gestellt ist: von Gleichberechtigung und Respekt kann hier noch lange nicht die Rede sein! Diesen Zustand wollen wir so nicht mehr länger hinnehmen!
Was verlangen wir?
Die Aufhebung aller oben benannten Mißstände.
Das Recht, genauso frei und ungezwungen leben zu können wie jeder andere Mensch auch. Das Recht auf uns selbst, auf unseren Lebensstil, auf homosexuelles Leben.
Und wir wollen die Angst abbauen, die viele vor ihrem Schwulsein und den Reaktiionen ihrer Umwelt haben.
Eine Möglichkeit dazu und Ansatzpunkt zur Erreichung dieser Ziele soll die SCHWULE AKTION BREMERHAVEN sein.
(handgemaltes Logo der Gruppe)
(mein Name und meine damalige Telefonnumer als Kontakt-Möglichkeit)
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Die Reaktionen waren – bemerkenswert. An unserem Stand im ‚Columbus Center‘ trauten sich nur wenige der uns damals bekannten Schwulen Bremerhavens zu einem offenen Gespräch mit uns, wohl aber einige Vertreter von Jusos, SPD und Friedensgruppen. Unsere Gruppe allerdings wurde bekannt, auch die örtliche Presse wurde auf uns aufmerksam. Ich erhielt zahlreiche, großenteils alberne, teils drohende Anrufe – und einige von Schwulen, die Kontakt suchten. Und an der Hochschule war danach überall bekannt, das ich schwul bin (mit teils ebenfalls bemerkenswerten Folgen). Die ‚Schwule Aktion Bremerhaven‚ wurde langsam größer, bekam Zuwachs …
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Nachtrag:
Der Text dieses ersten ‚Flugi‘ spiegelt (neben anderem) auch meine damalige Lektüre. Die Formulierung des „Recht auf uns selbst“ ist z.B. natürlich keine originäre Ulli-Formulierung. Schon 1908 titelte Kurt Hiller seine Dissertation als „Das Recht über sich selbst“. Rolf Italiaander verfasste 1951 ein Theaterstück unter dem Titel „Das Recht auf sich selbst“.Und die NARGS Nationale Arbeitsgruppe Repression gegen Schwule, mit Blick auf das 1978 stattfindende 3. Russel-Tribunal über Menschenrechtsverletzungen in der BRD 1977 gegründet, brachte (so mich meine Erinneurng nicht täuscht) eine Broschüre unter ähnlichem Titel heraus.
„Homophobes condamnés“, titelt die Regionalpresse. Wegen eines homophoben Überfalls sind am 21. September 2012 in Bordeaux drei junge Männer verurteilt worden.
Ein Jahr zuvor, am 21. September 2011, hatte sich die Attacke in Bordeaux ereignet, am „mirroir d’eau“, dem spiegelartigen Wasserspiel an der Garonne, das tagsüber wie auch abends bei Spaziergängern und Touristen sehr beliebt ist. Wie viele andere, waren auch drei junge Männer in der Nacht vom 20. auf den 21. September 2011 hier unterwegs, als sie von vier Männern „vulgär angesprochen“ und mit „homophoben Beleidigungen“ bedroht wurden. Die drei jungen Männer wollten sich der Situation entziehen und gingen in Richtung des stadteinwärts gelegenen ‚Place de la Borse‘. Die Aggresseure jedoch folgten ihnen; einer der drei schlug mit einer Glasflasche auf die jungen Männer ein. Ein junger Mann, der einen Schlag direkt abbekam, verlor für mehrere Minuten das Bewusstsein, er war für zehn Tage arbeitsunfähig.
Die vier Aggresseure, junge Männer im Alter von 16 bis 21 Jahren, wurden am 21. September 2012 vor Gericht angeklagt – zwei wegen öffentlicher Beleidigung wegen der sexuellen Orientierung („injures publiques en raison de l’orientation sexuel‘), einer wegen Gewalt und Beleidigung aufgrund der sexuellen Orientierung. Zwei von ihnen wurden zu einer Strafe von je 60 Tagessätzen à 15 Euro verurteilt (als Haftstrafe abzuleisten, sofern nicht gezahlt wird). Der Aggresseur, der die jungen Männer mit der Glasflasche angegriffen hatte, wurde zu vier Monaten Haft verurteilt.
Die Angeklagten waren bei der Verhandlung nicht anwesend.
Eric Grosselle, Anwalt zweier der angegriffenen jungen Männer sowie des Vereins „Lesbian and Gay Pride Bordeaux“, wies im Verlauf der Verhandlung auf den Anstieg homophober Attacken in Frankreich um 150% in den vergangenen Jahren hin. Das Fehlen der Angeklagten bei der Verhandlung sei für ihn ein Hinwies darauf, dass diese sich keiner Schuld bewusst seien. Er hatte in der Verhandlung eine „exemplarische Bestrafung“ gefordert, verbunden mit Schmerzensgeld-Zahlungen von 1.000 bzw. 2.000 Euro für die Angegriffenen, sowie einem symbolischen Euro für den Verein „Lesbian and Gay Pride Bordeaux“.
Das Gericht ordnete das symbolische Schmerzensgeld von einem Euro an (und erkannte damit den Verein gleichzeitig implizit als Kläger an), sowie je 1.100 € Schmerzensgeld für zwei der angegriffenen jungen Männer und 4.500 € für den dritten jungen Mann, der durch die Schläge mit der Glasflasche verletzt wurde.
Er führte zu heftigen Kontroversen und Debatten um Homophobie, und geriet schnell wieder in Vergessenheit: der Film ‚Cruising‘ von William Friedkin aus dem Jahr 1979/1980 mit Al Pacino in der Hauptrolle. Der Film „Cruising“ – ein ‚homophobes Machwerk‘ ? und zugleich ‘Teil der queeren Geschichte’.Al Pacino ließ 2024 wissen, er habe damals das gesamte Honorar gespendet.
‚Cruising‘
Ein heißer Sommer in New York zur Zeit des Langzeit- Bürgermeisters Ed Koch (1924 – 2013). Eine Mordserie wühlt die schwulen Lederszene des ‚West Village‘ auf. Leichenteile schwimmen im Hudson River – die Polizei vermutet einen Serien-Killer, der seine Opfer in Schwulen-Bars kennen lernt. Undercover wird ein den Opfern ähnlich aussehender Polizist (Al Pacino als Steve Burns; Pacino soll sehr um diese Rolle gekämpft haben) in die Szene eingeschleust (ebenfalls ein ‚Lockvogel‚, wie im Plot des meisterhaften Romans The Lure von Felice Picano), dem sadistischen Täter auf der Spur.
Der (nota bene heterosexuelle) Polizist entdeckt in den Bars des Village eine Szene (unterlegt von Punk und Musik u.a. von Willy de Ville und den Germs (mit ihrem nicht offen schwulen Sänger Draby Crash)) der Drogen und des hemmungslosen Sex – und sieht sich mit seinen eigenen homosexuellen Anteilen konfrontiert. Er verdächtigt bald einen Barkeeper als Täter, von dem die Polizei mit Gewalt ein Geständnis zu bekommen versucht. Doch die Spur erweist sich als falsch. Ist der wahre Täter unter den Schwulen zu suchen? Oder an ganz anderer Stelle?
War Donna Summer homophob ? Die 2012 verstorbene und 2018 in einem Musical portraitierte Disco-Ikone und HI-NRG Star bestritt 1989 in einem erst 2012 komplett bekannt gewordenen Brief an die Aids-Aktionsgruppe ACT UP, dass sie Aids als Strafe Gottes bezeichnet habe.
Hat sie – oder hat sie nicht? Hat Donna Summer, einst Star der Schwulen-Szenen, 1983 Aids als Strafe Gottes für die Schwulen bezeichnet? Nein, sagte Donna Summer einige Jahre später in einem Brief an ACT UP, der 2012 erstmals vollständig bekannt wurde.
Donna Summer soll damals Presseberichten zufolge u.a. geäußert haben, die Schöpfung beginne mit Adam und Eva, nicht Adam und Steve:
“It was Adam and Eve, not Adam and Steve.”
Sie werde für die Schwulen beten. Aids sei eine Strafe Gottes.
“I’ve seen the evil homosexuality come out of you people… AIDS is your sin … Now don’t get me wrong; God loves you. But not the way you are now.”
Publicity photo of singer Donna Summer in the recording studio in 1977. – Public Domain
Donna Summer homophob ? – ACT UP Proteste und Summers Brief
ACT UP hatte damals Aktionen gegen Summer gestartet und war mit Protesten auf bzw. vor Donna Summer Konzerten präsent. Auch bei einem Auftritt Summers beim Boston Gay Pride 1989 kam es zu Protesten.
Auf die ihr zugeschriebenen Äußerungen und die Proteste ACT UPs bezieht sich Summer in dem Brief, den Peter Staley 2012 auf seinem Blog erstmals vollständig bekannt macht. Staley war ACT UP Aktivist und ist Gründer der Treatment Action Group TAG. In ihrem Brief vom 26. Juli 1989 bezeichnet Donna Summer die Kritik an ihr und Proteste gegen sie als “unjust and unfair”
“I did not say God is punishing gays with aids, I did not sit with ill intentions in judgement over your lives. I haven’t stopped talking to my friends who are gay, nor have I ever chosen my friends by their sexual preferences.”
Sie habe sich nie von den Schwulen abgewandt – im Gegenteil, diese hätten ihr den Rücken gekehrt:
“I never denied you or turned away, but in fact you turned away from me.”
War Donna Summer homophob ? Peter Staley selbst meint sich zu erinnern, dass ACT UP damals etwaige Proteste gegen Donna Summer nicht wegen dieses “strange letter” beendet habe – sondern weil die Arbeit von ACT UP andere Prioritäten gehabt habe.
2018 hatte in New York am Broadway ein Musical über Donna Summer Premiere. Aus der Perspektive ihres letzten Konzerts wird Summers Leben in zwanzig Liedern erzählt. Choreographie hat Sergio Trujillo, Donna wird gespielt von Ariana DeBose, LaChanze und Storm Lever. Regie führt Des Mc Anuff.
Am 28. März 2018 starteten die Previews für das Musical „Summer: The Donna Summer Musical “ unter der Regie von Des McAnuff. Premiere war am 23. April 2018 am Lunt-Fontanne-Theatre auf dem Broadway. Weltpremiere einer vorläufigen Entwicklungs-Version war bereits Ende 2017 am La Jolla Playhouse. Im Juli 2018 wurden die Musical-Tracks digital veröffentlicht.
Nach der Premiere zeigte sich die New York Times enttäuscht, ein ‚Reinfall‘, „Hot stuff turns cold“. In jedem sorgfältigen Nachruf könne man mehr über die Disco-Sängerin erfahren. Und Variety kommentierte das ‚anämische‚ Musical trocken „a narrow-minded jukebox musical that views its heroine in a vacuum„.
Häftlingsart Homo : Die im KZ Neuengamme Inhaftierten wurden größtenteils auf Karteikarten erfasst.
1944 plante die SS, die Ausbeutung der KZ-Häftlinge weiter zu ‚optimieren‘ – durch eine zentrale Erfassung und Auswertungen mittels elektronischer Datenverarbeitung (Hollerith-Karten) sollte z.B. er Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen noch besser an deren berufliche Qualifikation und den Bedarf der NS-Kriegswirtschaft angepasst werden. Hierzu wurden die erforderlichen Daten der Häftlinge in so genannten ‚Vorkarteien‘ erhoben, die später auf Lochkarten übertragen werden sollten.
Aus dem KZ Neuengamme sind über 20.000 dieser Vorkarten erhalten geblieben – und so auch die Schicksale einiger Homosexueller bis heute dokumentiert:
Häftlingsart Homo – Beispiele aus der Vorkartei Neuengamme
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Das Konzentrationslager in Hamburg Neuengamme wurde 1938 als Außenlager des KZ Sachsenhausen (Oranienburg) errichtet. Ab 1940 war es selbständiges Konzentrationslager. Ungefähr 100.000 Menschen wurden hier inhaftiert, mindestens 50.000 von ihnen starben. Ab 20. April 1945 räumte die KZ das Lager (Todesmärsche); am 4. mai 1945 errreichten britische Truppen das geräumte Lager.
Zahlreiche Mitglieder des Personals des KZ Neuengamme wurden juristisch zur Verantwortung gezogen (Curiohaus-Prozesse).
Auf dem Gelände betrieb die Stadt Hamburg ab 1948 ein Männergefängnis. Seit 2005 existiert eine KZ-Gedenkstätte.
Und Stefan Micheler betont (in ‚Der Fall Heinrich Erich Starke ‚):
„Zählt man zu den Denunziationen Dritter jene Anzeigen von Männern hinzu, die von gleichgeschlechtlich orientierten Männern gefragt wurden, ob sie nicht mit ihnen schlafen wollten, und die nicht wirklich als deren ‚Opfer‘ anzusehen sind, scheint fast die Hälfte aller Ermittlungen auf Denunziationen zurückgegangen zu sein.“
Viele Hamburger Homosexuelle wurden nach ihrer Verhaftung in das KZ Neuengamme eingewiesen – auch sie oft aufgrund von Denunziation durch Nachbarn oder Kollegen:
„An die Geheime Staatspolitzei Hamburg Stadthaus Wir machen Sie hiermit, auf das homosexuelle Treiben und das Zusammen-leben mit seinem freunde, wie Mann und Frau, des Herren Ladislaus Kaspersky aufmerksam. Wohnhaft in Hamm Sorbenstr. 14, arbeitet im Kurbad Esplanade. Wie wir erfuhren, wollen beide ins Ausland. Es liegt uns daran, dass selbe aus der Wohung und aus dem haus heraus kommen. einige Anwohner“
Der Brief wurde am 13.10.1937 an die Gestapo Hamburg gesandt
und hatte prompte Folgen: „vorläufige Festnahme am 4.12.37 11 Uhr“ vermerkt lakonisch ein Aufkleber auf dem Schreiben:
Das Emsland, das sich lange Zeit erfolgreich in Verdrängen und Vergessen übte, hat endlich eine offizielle Gedenkstätte für „die Hölle im Moor“ – die ‚Gedenk- und Dokumentationsstätte Esterwegen‘.
Das KZ Esterwegen, schon im Sommer 1933 eingerichtet, war neben dem KZ Börgermoor und dem KZ Neusustrum eines der ersten KZ überhaupt, die die Nazis errichten ließen. Auch Homosexuelle waren Insassen im KZ Esterwegen. Besonders viele Homosexuelle waren im (ebenfalls zu den Emslandlagern gehörenden) Lager V in Neusustrum inhaftiert.
Im August 2008 war ich nach vielen Jahren wieder im Emsland, und ich kann mich gut erinnern – an das Gefühl der Erschütterung, wie mit dem Gedenken an die Emslandlager umgegangen wurde, selbst 2008 noch, über 60 Jahre nach Ende der NS-Herrschaft.
Ja, es hatte sich etwas verändert gegenüber Ende der 1970er / Anfang der 1980er Jahre, als es nahezu nichts gab an Gedenken, außer einer kleinen um Studenten der Oldenburger Universität herum entstandenen Initiative. Aber die Veränderung schien mir nur graduell. Weiterhin Vergessen und Verdrängen.
Börgermoor – das Lager, in dem das „Lied der Moorsoldaten“ entstand, war (und ist, wenn ich Fernsehberichte der letzten Tage sehe, immer noch) ein wilder Platz, eine ehemalige Gärtnerei. An das Lager Börgermoor erinnern einzig eine verschämte kleine Tafel, ein Findling.
In Neusustrum, dem vergessenen Lager der Homosexuellen, sah (und sieht) das Gedenken noch bizarrer aus: ein Fußball-Platz befindet sich (unkommentiert) auf den Gelände der früheren Häftlings-Baracken; an das Lager erinnern eine Tafel und – der Lager-Park, angelegt von den Häftlingen und (zumindest 1998) immer noch mit einem 1934 von der SA errichteten ‚Denkmal‘.
“Ich gehe davon aus (und anders kann es eigentlich nicht sein), dass für eine neue Ausstellung in der Gedenkstätte Esterwegen, die unter Trägerschaft der vom Landkreis Emsland eingerichteten Gedenkstätte Stiftung Esterwegen und in Zusammenarbeit mit uns konzipiert werden soll, Recherchen zu allen in den Emslandlagern inhaftierten Opfergruppen stattfinden und diese Gruppen auch anders als bisher eine breitere Erwähnung/Darstellung finden müssen. Durch mehrere Arbeiten, die Sie auch erwähnen, gibt es hierfür einige Grundlagen. Bisher haben allerdings noch keine Diskussionen über eine Ausstellungskonzeption stattgefunden.”
Dieses Dokumentationszentrum ist nun aufgegangen in der jetzt endlich eingeweihten ‚Gedenk- und Dokumentationsstätte Esterwegen‘.
Und es ist zu hoffen, dass zukünftig an allen ehemaligen Lager-Orten würdige Formen des Gedenkens gefunden werden. Dass Verdrängen und vergessen in der Region endlich ein Ende haben. Und dass an alle Opfer-Gruppen, auch an die Homosexuellen, erinnert wird.
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