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Frankreich

Frankreich Homoehe Gegner formieren sich wieder

Die Gegner der in Frankreich seit 2013 möglichen Homoehe formieren sich nach längerer Ruhepause neu. Zunächst sind für den 5. Oktober 2014 zwei nationale Groß-Demonstrationen in Paris und Bordeaux in Vorbereitung. Fernziel ist die Abschaffung des Homoehe-Gesetzes.

Die Homoehe (7.000 allein im Jahr 2013) ist in Frankreich ein Erfolg – und gesellschaftlich breit akzeptiert. Entsprechend schien es die vergangenen Monate, als hätten sich auch die Homoehe-Gegner rund um die ‚manif pour tous‘ (mpt) mit den Fakten arrangiert, würden sie ihre Aktivitäten auf andere Fragen fokussieren. Selbst Alain Juppé, konservativer Politiker der UMP und Bürgermeister von Bordeaux, hatte unlängst gegenüber der rechtslastigen Zeitschrift ‚Valeurs‘ erklärt, die Homoehe sei „integriert in die französische Gesellschaft“.

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Frankreich Homosexualitäten

4 Millionen Euro Spenden im ersten Jahr – wer finanziert die Homoehe-Gegner in Frankreich?

Über 4 Millionen Euro konnten sie seit Gründung für ihre homophoben Aktivitäten sammeln – die Homoehe-Gegner der ‚Manif pour tous‘ in Frankreich. Wer sind die Finanziers der Homogegner?

4,38 Millionen Euro konnte die ‚Manif pour tous‘ (mpt) allein im ersten Jahr ihres Bestehens (Geschäftsjahr Oktober 2012 bis 31. Dezember 2013) sammeln, erklärte die Organisation. Man veröffentliche (erstmals) die Daten nicht aufgrund einer Verpflichtung, sondern aus Gründen der Transparenz, so der Präsident.

Seit 17. Mai 2013 können auch Personen gleichen Geschlechts in Frankreich die Ehe schließen (‚marriage pour tous‘, Ehe für alle). Über 7.000 so genannte Homoehen wurden allein im ersten Jahr in Frankreich geschlossen.

Demonstration für Homoehe Frankreich am 27. januar 2013 in Paris ( "Mieux vaut un mariage _GAY_ qu'un mariage triste" - 'Lieber eine Homoehe als eine triste Ehe'), Foto Oliver H.)
Demonstration für Homoehe Frankreich am 27. Januar 2013 in Paris ( „Mieux vaut un mariage _GAY_ qu’un mariage triste“ – ‚Lieber eine Homoehe als eine triste Ehe‘), Foto Oliver H.)

Two protesters during the marriage equality demonstration in Paris, 27 January 2013 wave a sign with the French slogan „Mieux vaut un mariage _GAY_ qu’un mariage triste“ meaning in English „Better a _GAY_ marriage a sad marriage“. The photo is taken in front of the headquarters of w:International Union Against Tuberculosis and Lung Disease  – User:Oliver HCC BY-SA 3.0

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Bordeaux Frankreich

Homoehe-Gegner: Tausende demonstrieren in Frankreich gegen ‚Familienfeindlichkeit‘ (akt.)

Stop der Familienfeindlichkeit („Stop à la familiphobie“), die Homoehe-Gegner der ‚manif pour tous‘ in Frankreich suchen ein weniger homophob klingendes Motto. In Bordeaux starteten sie ihre veränderte Strategie mit einem Auto-Korso am 14. Dezember 2013. Am 2. Februar 2014 sollen in Paris und Lyon Großdemonstrationen stattfinden.

Annähernd 200 PKW und einige Zweiräder bildeten einen Auto-Korso, der mit lautem Hup-Konzert quer durch Bordeaux nach Bègles fuhr, mit Fahnen und Ballons in den Farben der ‚manif pour tous‘ geschmückt, Transparente schwingend mit dem Slogan „stop à la familiphobie“ (“ Stop der Familienfeindlichkeit „)

Bodeaux, Places des Quinconces
Bordeaux, Places des Quinconces

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Frankreich Homosexualitäten

Frankreich: Gegner der Homoehe wollen in Kommunalwahl 2014 eingreifen (akt.3)

Gegner der Homo-Ehe fordern Kandidaten für die Kommunalwahlen in Frankreich im kommenden Frühjahr 2014 auf, mit Unterzeichnung einer Charta zuzusichern, sich für die Veränderung oder Abschaffung des Homoehe-Gesetzes einzusetzen.

Im März 2014 finden in Frankreich Kommunalwahlen (‚municipales‘) statt. Die ‚manif pour tous‘ (‚Demonstration für alle‘), die hinter den massiven Protesten gegen das Gesetz stand, hat nun angekündigt, alle Kandidaten zu den Kommunalwahlen aufzufordern, eine Charta zu unterzeichnen.

In dieser Charta sollen die Kandidaten sich verpflichten, im Falle ihrer Wahl das Homoehe – Gesetz zu verändern oder abzuschaffen und stattdessen eine Familien- gerechte Politik auf kommunaler Ebene zu unterstützen, die die Rolle der Eltern respektiere. Einige Bürgermeister sollen, so die Initiatoren, die Charta bereits unterzeichnet haben.

Erst jüngst hatten zahlreiche Bürgermeister das Recht gefordert, die Eheschließung von Schwulen und Lesben nach dem von Justizministerin Taubira eingebrachten und in Kraft getretenen Gesetz verweigern zu dürfen. Sie waren damit vor dem französischen Verfassungsgericht gescheitert.

Christiane Taubira, am 2. Februar 1952 in Cayenne (Guayana) geboren, ist seit 6. Mai 2012 Justizministerin Frankreichs im Kabinett von Premierminister Ayrault. Die Politikerin ist die ‚Urheberin‘ des Gesetzes über die ‚Homo-Ehe‘ in Frankreich, das sie am 7. November 2012 in das französische Parlament einbrachte. In einem am gleichen Tag publizierten Interview bezeichnete sie dieses Gesetz als „Reform der Zivilisation“. Am 12. Februar 2013 wurde das Gesetz mit 329 Ja-Stimmen (bei 229 Nein und 10 Enthaltungen) verabschiedet.

Seit Inkrafttreten des ‘Homoehe  -Gesetzes‘ (Gesetz Nº2013-404 vom 17. Mai 2013) im Juni 2013 ist damit in Frankreich die Eheschließung auch für Homosexuelle möglich. In Paris haben zwischen Juni und September 2013 bereits 510 Paare gleichen Geschlechts von der Möglichkeit der Homo-Ehe Gebrauch gemacht.

Erst vor kurzem, im September 2013 hatten die Homo-Ehe – Gegner der ‚manif pour tous‘ mitgeteilt, man wolle nicht homofeindlich sein – sei aber eben weiterhin gegen Eherecht und Adoptionsrecht für Homosexuelle.

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Aktualisierung
21. November 2013: Christiane Taubira wurde vom französischen Magazin ‚Elle‘ zur Frau des Jahres 2013 gewählt.
23. November 2013: Die Homoehe – Gegner – Organisation Manif pour Tous mpt hat ihre neue Kampagne mit einer Demonstration in Nantes gestartet, der Stadt in der von 1989 bis 2012 Jean-Marc Ayrault (heute Premierminister) Bürgermeister war. Im Mittelpunkt der neuen Kampagne: „anti-familiphobie“ (gegen Familien-Feindlichkeit). Zwischen 2.400 und 3.500 Personen nahmen an der Demonstration teil. An einer Gegen-Demonstration für das Taubira-Gesetz beteiligten sich 80 Demonstranten. Für den 8. Dezember kündigte mpt eine Großdemonstration in Paris an.
24. November 2013: Beatrice Bourges, selbst der ‚Manif pour tous‘ zu radikal, war auf der so genannten ‚Compact‘-Konferenz von Homogegnern in Leipzig eine der Rednerinnen. Siehe Bericht Norbert Blech: Mit Elena Misulina und Beatrice Bourges – „Compact“-Konferenz: Widerstand gegen Homo-Gleichstellung gefordert

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Liberation 19.11.2013: Municipales : les anti-mariage gay soumettent une charte aux candidats
OuestFrance 07.11.2012: Mariage des homosexuels. Taubira détaille son projet

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Frankreich Homosexualitäten

Frankreich: manif pour tous – Gegner der Homo-Ehe wollen nicht mehr homofeindlich sein

Gegen das Recht auf Eheschließung für Schwule und Lesben, aber nicht homofeindlich – geht das? Diesen Spagat versuchen gerade die französischen Homoehe-Gegner der ‚ manif pour tous ‚.

Noch vor wenigen Monaten hatten sie mit Groß-Demonstrationen, polemischen Parolen, öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen das Recht auf Eheschließung sowie das Adoptionsrecht für Homosexuelle protestiert. In bewusstem Wortspiel mit den Befürwortern der so genannten Homo-Ehe („marriage pour tous“, Ehe für alle) gaben die Aktivisten ihren Protesten den Namen „Manif pour tous“(manif: verkürzt für Manifestation; Demonstration für alle).

Nachdem das Gesetz, das auch Homosexuellen in Frankreich Eheschließung und Adoption ermöglicht, vom Parlament im Mai 2013 beschlossen, vom Verfassungsgericht akzeptiert und vom Präsidenten im Sommer unterzeichnet wurde, war es in den vergangenen Wochen still geworden um die erst vor einem Jahr gegründete „Manif pour tous“ (abgekürzt LMPT). Nur vereinzelt war es zu kleineren Protestaktionen gekommen.

Nachdem die einstige ‚Ikone‘ der Manif pour tous, die Kabarettistin und Schauspielerin Frigide Barjot sich im Frühjahr 2013 zurückgezogen hatte, war es zunächst zu Hahnenkämpfen verschiedener potentieller Führungsfiguren sowie internen Richtungs-Streitigkeiten gekommen.

Am vergangenen Wochenende 14. / 15. September 2013 trafen sich die Gegner der ‚Homo-Ehe‘ im Parc Floral in Paris zu einer ‚Sommer-Universität‘ (einer in Frankreich bei politischen Parteien und Bewegungen üblichen Form einer jährlichen Versammlung). Unter Ausschluss der Öffentlichkeit kamen annähernd Tausend Aktive der LMPT unter dem etwas anachronistisch wirkenden Motto „Hollande, ta loi, on n’en veut pas‘ (Präsident Hollande, dein Gesetz wollen wir nicht) zusammen, um über die Ziele und zukünftigen Aktivitäten ihrer ‚Bewegung‘ zu diskutieren.

Dabei machten die Organisatoren im Vorfeld deutlich, sich nicht weiterhin Vorwürfen der Homophobie aussetzen zu wollen. Mit dem Ziel „engagement pour tous“ wolle man darüber diskutieren, „seinen Überzeugungen treu zu bleiben und die Flamme der Hoffnung weiterzutragen, ohne zu Homophobie Anlass zu geben“, so Lionel Lumbroso, einer der Sprecher der Gruppierung, gegenüber der französischen Tageszeitung ‚Liberation‘. Wie um diesem Anliegen Glaubwürdigkeit zu verleihen war am Vortag ein Workshop unter dem Titel „Homophobie bekämpfen“ auf dem Programm.

Welche Positionen wird die „manif pour tous“ in Sachen Homosexuelle künftig vertreten? Beobachter vermuten, mit dem Recht auf Heirat für Homosexuelle werden die Gruppierung eventuell stillschweigend ihren Frieden machen – aber weiterhin deutlich das Adoptionsrecht für Homosexuelle angreifen. Und ein weiteres ‚Aufreger-Thema‘ zeichnet sich ab: insbesondere die Gender-Theorie und deren Behandlung in öffentlichen Schulen wurden heiß diskutiert, könnte zu einem kommenden thematischen Schwerpunkt werden.

Insgesamt bleibt die „manif pour tous“ LMPT bei allen Bemühungen, den Vorwurf der Homo-Feindlichkeit abzuwehren, eine tief im politisch konservativen Spektrum verankerte und von konservativ-katholischen Kreisen beeinflusste Gruppierung.

Bei den kommenden Kommunalwahlen in Frankreich im März 23014 will die LMPT nicht mit eigenen Kandidaten antreten. Allerdings, so Tugdual Derville, der zweite der beiden Sprecher der Gruppierung, schließe man nicht aus, ihren Anhängern und Sympathisanten konkrete Wahlempfehlungen zu geben.

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Artikel für queer.de, dort erschienen am 17.9.2013

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