Zehn Menschen kamen am 18. Januar 1996 bei einem Brandanschlag in Lübeck auf ein Asylbewerberheim ums Leben. Dass es sich um Brandstiftung handelte, war bald klar – doch die Täter wurden bis heute nicht ermittelt. Vier Neonazis wurden der Tat verdächtigt, sie wurden jedoch bis heute nicht angeklagt.
Schlagwort: Lübeck
Cap Arcona (Schorsch Kamerun 2024)
Der Sänger, Autor und Theater-Regisseur Schorsch Kamerun realisiert 2024 am Theater Lübeck das Schauspiel Cap Arcona – ein ‚Musiktheatrales Spektakel gegen leises Vergessen und für lautes Aussprechen‘.
„Dass ich immer nur weg will von euch, macht mein Leben zu schnell.“
Schorsch Kamerun, Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens
Vortrag ‚Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma‘ – Dr. Frank Reuter, Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar der Universität Heidelberg
Katharinenkirche Lübeck, 24. Mai 2023
Veranstaltet von Initiative Stolpersteine für Lübeck
Käthe Kollwitz Plastik (Seitz 1958)
Die Käthe Kollwitz Plastik des Künstlers Gustav Seitz wurde 1961 auf dem Kollwitz-Platz in Berlin Prenzlauer Berg errichtet. Bis zur Zerstörung des Wohnhauses 1943 hatte Käthe Kollwitz hier gelebt.
Das Bezirksamt Prenzlauer Berg erteilte dem Künstler Gustav Seitz im März 1956 den Auftrag, ein Denkmal für Käthe Kollwitz zu schaffen.
Am 3. Juli 1957 (kurz vor dem 90. Geburtstag der 1945 verstorbenen Künstlerin) wurde die Aufstellung der Käthe Kollwitz Plastik auf dem Kollwitz-Platz beschlossen.
Lazarus
Lazarus, von den Toten auferweckt – die Hoffnung auf Auferstehung und die Möglichkeit den Tod zu überwinden
Lazarus
Dem Johannes-Evangelium der Bibel zufolge sollen Lazarus von Bethanien (südöstl. von Jerusalem) sowie seine beiden Schwestern Martha und Maria besonders eng mit Jesus befreundet gewesen sein.
Als Jesus erfährt, das Lazarus erkrankt ist, reist er (zwei Tage später) nach Bethanien. Doch Lazarus stirbt in der Zwischenzeit. Als Jesus in Bethanien ankommt, ist Lazarus bereits seit vier Tagen tot und in einer Höhle beigesetzt. Jesus lässt die Höhle wieder öffnen, ruft ‚Lazarus, komm heraus‚ – und Lazarus kommt auferweckt aus der Höhle heraus.
Erich Mühsam in Lübeck
Erich Mühsam wurde am 6. April 1878 in Berlin geboren. In der Hansestadt Lübeck verbrachte er seine Kindheit und Jugend. 1900 verließ Erich Mühsam die Stadt Richtung Berlin.
Der Schriftsteller und Publizist Erich Mühsam verbrachte seine Jugendjahre in der Hansestadt Lübeck. Ein Stolperstein vor dem Buddenbrookhaus erinnert heute an ihn.
Seit Januar 2016 hat die Hansestadt Lübeck ein Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck.
Auch in Lübeck wurden in der NS-Zeit schwule Männer verfolgt, im Zeughaus gefoltert, teilweise in Lager gebracht. Gedacht wurde ihrer in Lübeck bis Ende 2015 offiziell nicht. Seit 23. Januar 2016 gibt es das Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck:
Lübeck hat seit 1986 eine Gedenkstätte für die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Sie ist in Lübeck der zentrale Ort des Gedenkens und Erinnerns . Auch in Lübeck wurden Homosexuelle verfolgt (z.B. Massenverhaftung von 230 Männern am 23. januar 1937). Dennoch wurden Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Identität verfolgt wurden, bis 2016 nicht auf der Gedenkstätte erwähnt.
Um diese bisherige Nicht-Erwähnung zu ändern, initiierte der Verein ‚Lübecker CSD e.V.‚ 2014 die Erweiterung ‚Gedenkstätte für Verfolgte des Nationalsozialismus‘ um ein Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck. Der Text an dieser Gedenkstätte lautete bis Ende 2015
„Dem Gedenken der Lübecker Bürger, die in den Jahren 1933 bis 1945 aus politischen, religiösen und rassischen Gründen Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden. Ihr Leidensweg begann in vielen Fällen hier, in den Haftzellen der Geheimen Staatspolizei im Keller des ehemaligen Zeughauses.“
Viele Jahrzehnte durch eine Zwischendecke verborgen und in Vergessenheit geraten, wurde sie erst 2006 bei Restaurierungen wieder entdeckt: die Lübsche Vogtei in Travemünde hat eine Renaissance-Decke aus dem Jahr 1623.
Bis 2002 saß hier, in der Lübschen Vogtei, die Polizei – und die Beamten des 7. Polizeireviers ahnten nicht, unter welchem Kleinod sie residierten. 2005 verkaufte die Stadt Lübeck das inzwischen nicht mehr benötigte Gebäude Lübsche Vogtei an einen Privatmann. Der machte bei Restaurierungsarbeiten im Januar 2006 eine erstaunliche Entdeckung: unter einer abgehängten Decke kam völlig unerwartet eine Renaissance-Decke aus dem Jahr 1623 zum Vorschein.
Bei unseren Spaziergängen 2011 durch das frühlingshafte Lübeck kommen wir an der Synagoge vorbei – die gerade offen ist, eine kleine Informations-Veranstaltung beginnt gerade.
Juden leben in der Region Lübeck seit dem 17. Jahrhundert – lange im Dorf Moisling, damals vor den Toren der Stadt. 1812, während der drei Jahre währenden Napoleonischen Phase (und der damit verbundenen erstmaligen Gleichstellung der Juden), entstand erstmals eine Synagoge in Lübeck. Doch nach der Niederlage Napoleons widerrief der Lübecker Senat die Gleichstellung, 1824 wurden die Juden aus Lübeck vertrieben und zogen zurück nach Moisling.
Geschichte der Synagoge in Lübeck
1848, in Folge der März-Revolution, erlangten die Juden wieder das Recht, sich in Lübeck niederzulassen. 1850 wurde eine Synagoge eingeweiht. 1862 erwarb die jüdische Gemeinde Lübeck ein Grundstück an der St. Annen Straße. 1880 wurde die neue Synagoge an der St.-Annen-Straße eingeweiht. Sie ist noch heute Sitz der Synagoge und jüdischen Gemeinde Lübecks.
1938 wurde die Synagoge Lübeck stark verwüstet. Dennoch ist sie die einzige Synagoge in Schleswig Holstein, die die NS-Zeit überstand und heute noch als Synagoge genutzt wird.
Nur sehr wenige Lübecker Juden überlebten den Holocaust. Nach 1945 entwickelte sich zunächst eine bis zu 250 Mitglieder starke neue jüdische Gemeinde, schon Anfang der 1950er Jahre jedoch sank die Mitgliederzahl stark.
Lange hatte die jüdische Gemeinde Hamburg die Verwaltung der Lübecker Synagoge übernommen – zu gering war die Mitgliederzahl der Lübecker Gemeinde. Seit einigen Jahren, die Mitgliederzahl war stetig gestiegen, ist die (orthodoxe) Lübecker jüdische Gemeinde, die seit Kurzem auch ein kleines Museum unterhält, wieder selbständig. Heute wird die Lübecker jüdische Gemeinde überwiegend getragen von Auswanderern aus den Staaten der früheren Sowjetunion.
Von 2014 bis August 2020 wurde die Synagoge Lübeck umfangreich saniert. Seit 1991 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Am 12. August 2021 wurde die Synagoge im Rahmen eines feierlichen Festakts offiziell wiedereröffnet.
Die 1880 eröffnete Synagoge trägt inzwischen den Namen Carlebach Synagoge. Salomon Carlebach (1845 Heidelsheim – 1919 Lübeck) war ein orthodoxer Rabbiner und konservativer Politiker. Seit 4. Juli 1970 war er Rabbiner von Lübeck.
.
Brandanschlag 1994
Die Lübecker Synagoge steht auch für ein weiteres Stück sehr traurige und bestürzende deutsche Geschichte: am 24. März 1994 verüben vier Täter einen Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge. Erstmals seit der Pogrom-Nacht 1938 wurde in Deutschland ein Anschlag auf eine Synagoge verübt. Die Täter des rechtsextremistischen Anschlags wurden gefasst und am 13. April 1995 zu zweieinhalb bis viereinhalb Jahren Haft verurteilt.
.
Eines der bekanntesten Mitglieder der jüdischen Gemeinde Lübecks im 19. Jahrhundert war der Apotheker Siegfried Seligman Mühsam. Mühsam, auch Mitglied der Lübecker Bürgerschaft, führte die ‚Apotheke am Lindenplatz‘ – und ist Vater von Erich Mühsam, später als Autor und Anarchist bekannt geworden, der in Lübeck seine Jugendjahre verbrachte.
.
siehe auch:
Jüdische Gemeinde Lübeck
Horst Schinzel: Die Juden in Lübeck – Der lange Kampf um die Bürgerrechte
Michael Winter: Die Juden in Moisling und Lübeck – Drei zusammenfassende Darstellungen, ein ergreifender Bericht aus der Zeit des Nationalsozialismus‘ und eine Zeittafel der wichtigsten Ereignisse
Der jüdische Friedhof in Moisling
.
Die Geschichte der Gemeinschaft der Heiligen an St. Katharinen in Lübeck:
1929 begann Carl Georg Heise, damals Direktor des Lübecker Museums für Kunst- und Kulturgeschichte (St. Annen Museum), mit Planungen für eine eine Figuren-Gruppen für die Nischen an der Kirche St. Katahrinen. Er besuchte Ernst Barlach in Güstrow – Barlach hatte kurz zuvor u.a. für Kiel den „Geistkämpfer“ geschaffen. Nach einigem Zögern sagte Barlach zu. Die Kosten des Groß-Projekts sollten überwiegend durch Stifter getragen werden, die dafür je einen Zweitguss der Figur erhalten sollten.
Doch in Zeiten einer verschärften Wirtschaftskrise und erstarkenden ultranationalistischen (und bis auf wenige Ausnahmen Barlach feindlich gesinnten) politischen Strömung musste das Projekt schon bald stark reduziert werden: bereits 1931 wurden nur noch 8 Figuren geplant, und schließlich realisierte Barlach bis Ende 1932 drei Figuren der Gemeinschaft der Heiligen.
Diese drei Barlach-Figuren (Frau im Wind, Bettler, Singender Klosterschüler) wurden 1937 durch eine ‚Säuberungskommission‘ der Nazis im Rahmen der ‚Entartete Kunst‘ – Aktionen beschlagnahmt. 1939 wurden sie auf Weisung des NS-Propagandaministeriums zurück erstattet, sie waren gemäß Vertrag Privateigentum von Heise, der im September 1939 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden war.
Gemeinschaft der Heiligen – Fotos
In einem Versteck gesichert, konnten die drei Barlach-Figuren den Krieg unversehrt in Lübeck überstehen. 1947 wurden sie am vorgesehenen Ort, in den ersten drei (von vorn gesehen linken) Nischen von St. Katahrinen, aufgestellt.
1949 konnten sechs weitere Figuren der Gemeinschaft der Heiligen aufgestellt werden (Christus als Schmerzensmann; Brandstifter, Jungfrau, Mutter und Kind, Kassandra und Prophet), die von Gerhard Marcks (wie von Barlach und Heise 1938 angedacht) 1946 bis 1948 geschaffen wurden.
.
Ein Abguss der Plastik „Der Bettler“ aus der Gemeinschaft der Heiligen befindet sich seit 1979 im Innenhof des Doms zu Ratzeburg (Schenkung Familie Barlach).
.