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Frankreich Homosexualitäten

Homomagazin Tetu pleite – 2015 endgültiges Aus nach 20 Jahren

Tetu pleite – Endgültig Aus für das französische Homo-Maganzin Tetu, das Handelsgericht in Paris beschloss am 23. Juli 2015 die Liquidation des Unternehmens. Nach der Einleitung des Konkursverfahrens Anfang Juni begonnene Rettungsversuche blieben erfolglos. Die Internetseite von Tetu soll in den Sommermonaten 2015 noch in Betrieb bleiben.

Das französische Homomagazin Tetu wird ab sofort vom Markt verschwinden. Beide bei der Justizverwaltung eingegangenen Übernahmeangebote seien als unzureichend beurteilt worden. Die Liquidation der Tetu-Herausgeberin CPPD sei ‚unausweichlich‚ gewesen.

Die Ausgabe Juli / August 2015 von Tetu (Nr. 212) – mit Mika auf dem Titelbild – wird die letzte Tetu sein.

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Homosexualitäten

Yagg – 2016 Aus für LGBT-Internetportal, 2017 Rückkehr

Das französische LGBT-Internetportal Yagg wurde liquidiert – und kehrte 2017 zurück. Bereits seit 2015 war die Zukunft der 2008 gegründeten Seite aufgrund finanzieller Schwierigkeiten bedroht. Eine 2015 gestartete Abo-Kampagne brachte zahlreiche Neu-Abonnements, dennoch kam das Unternehmen im September 2016 unter Zwangsverwaltung. Ende Oktober 2016 beschloss das Handelsgericht Paris die Liquidation des Unternehmens. 2017 wurde eine Rückkehr angekündigt.

Das Internetportal Yagg berichtete erstmals im Juni 2015 von ernsthaften finanziellen Problemen.  Bis zum Ende des Jahres sollten, so das Ziel der Redaktion, 3.000 neue Abonnent/innen gefunden werden, um das Überleben der Seite zu sichern.

Yagg – Abonnenten zum Überleben

Das Internetportal setzte zu Beginn auf gratis lesbaren Content und wechselte erst vor kurzem teilweise auf Artikel mit einem Bezahlmodell. Viele wenn auch nicht alle Artikel befinden sich inzwischen hinter einer Paywall und sind nur AbonnentInnen zugänglich. Für Abonnenten geworben wird u.a. mit einer Kampagne von Abonnenten-Bekundungen ‚Yagg muss leben!“.

Die Site befinde sich weiterhin in finanziellen Schwierigkeiten, betonte Chefredakteur Christophe Martet Anfang November 2015 in einer Nachricht an die Leserinnen, mit bisher etwa 1.700 AbonnentInnen sie das Ziel von 3.000 noch nicht erreicht.

Yagg habe seit seinem Bestehen zu wenig Unterstützung von öffentlichen oder privaten Stellen erhalten, beklagen die Redakteure. Auch ein Antrag auf 140.000€ aus einem von Google finanzierten Fonds zur Förderung elektronischer Medien (FINP) sei soeben abgelehnt worden.

Zur Kostenstruktur des Portals teilte Martet Ende November 2015 mit, 5 Vollzeit-Angestellte sowie ein Teilzeit-Praktikant seien zu Löhnen zwischen dem 1,2- und 1,4fachen des Mindestlohns (in Frankreich SMIC) beschäftigt, gesamt 13.860 Euro. Hinzu kämen 1.600 € monatlich für Mieten und Abgaben sowie 2.500€ weitere Kosten. Allein aus Werbe-Einnahmen könnten diese Kosten nicht gedeckt werden – deswgen bräuchte man schnell 3.000 Abonnenten.

Die Vereinigung französischer LGBT-Journalisten (AJL, Association des journalistes LGBT) zeigte sich in einer Stellungnahme besorgt über die Schwierigkeiten bei zwei der wichtigsten LGBT-Medien in Frankreich.

Der französische Geschäftsmann Jean-Jacques Augier, früherer Inhaber von Tetu, bemerkte zur Krise der LGBT-Medien und der ‚Demobilisierung von Lesern‘, in Zeiten von Ehe für alle und Ende der Stigmatisierung Homosexueller fehle vielen lesern und Internetnutzern die Einsicht in die Notwendigkeit von Medien, die für ihre Rechte eintreten. Unter Verweis auf sein Lieblingsbuch (‚Gay Berlin‘, Robert Beachy) betonte er, die Geschichte zeige dass Gleichberechtigung ein ständiger Kampf sei.

Yagg und die zeitweise Kooperation mit Tetu

Yagg startete am 4. November 2008 und wurde von vier Journalist/innen gegründet, Judith Silberfeld, Yannick Barbe, Xavier Héraud und Christophe Martet. Zuvor hatten sie am 6. Mai 2008 die Herausgeber-Gesellschaft LGNET gegründet.

Christophe Martet war zuvor von 1999 bis 2007 stellvertretender Chefredakteur des Homo-Magazins Tetu und 1994 bis 1996 Präsident von ACT UP Paris. Am 22. Februar 2016 teilte die bisherige Chefredakteurin und Yagg-Mitgründerin Judith Silberfeld mit, sie verlasse die Redaktion, bleibe aber im Aufsichtsrat.

2013 / 2014 hatten Tetu und Yagg im Internet-Bereich zusammen gearbeitet – de facto hatte Yagg die redaktionellen Inhalte geliefert und technische Dienstleistungen für Tetu erbracht.

Tetu musste nach 20jährigem Bestehen vor kurzem Konkurs anmelden. Im November 2015 wurde Tetu (Internetseite und Markenname) vom StartUp Idyls übernommen.

Yagg – 2016 das Aus

Am 15. September 2016 teilte Yagg in einer Notiz an die Leser/innen mit, LGNET SAS (die herausgebende Gesellschaft) befinde sich ‚unter dem Schutz des Gerichts‘. An 6. September war der Antrag auf Zwangsverwaltung gestellt worden. Neben dem Ausfall eines Aktionärs wurden der Aufschub mehrerer Werbekampagnen sowie die immer noch nicht ausreichende Anzahl an Abonnent/innen (über 2.000) als Gründe genannt.

Als eine mögliche Lösung wurde der Verkauf von LGNET genannt. Nach der Ankündigung der Zwangsverwaltung unterstützten über 200 Leser/innen Yagg mit Spenden oder neuen Abonnements. Man sei auf der Suche nach investoren, teilte die Site Anfang Oktober 2016 mit.

Das 2015 formulierte Ziel von 3.000 Abonennten, die Yagg als für das wirtschaftliche Überleben notwendig erachtete, wurde nahezu erreicht. Bis zum 25. Oktober 2016 zeiget das ‚Abo-Barometer‘ der Seite 2.651 Abonnent/innen, 88% des angestrebten Wertes.

Am 25. Oktober 2016 – wenige Tage vor dem 8. Geburtstag der Site – beschloss das Handelsgericht Paris dann, dass die Yagg herausgebende Gesellschaft LGNET liquidiert werde. Zwar war ein Übernahmeangebot eingereicht worden, dies wurde jedoch als unzureichend bezeichnet.

Für die verbliebenen fünf Mitarbeiter bedeutet dies die Entlassung. Vorhandene Aktiva einschließlich der Marke ‚Yagg‘ und dem Archiv der bisherigen Artikel werden zum Verkauf gestellt.

Die Situation sei eh schon schwer für die Medien, kommentierte Xavier Héraud, seit Frühjahr 2016 Chefredakteur von Yagg. Für LGBT-Medien, isoliert in ihrer Nische, sei sie noch schwieriger. Man habe den Wandel der Medienlandschaft nicht ausreichend bewätigt, weil Yagg zu lange einzig auf Werbe-Einnahmen gesetzt habe.

2017: Yagg kehrt zurück

Am 25. Januar 2017 verkündete Yagg seine Rückkehr – eine Einigung mit dem Handelsgericht sei erzielt worden.

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Homosexualitäten

Frankreich: Homo-Magazin Tetu konkurs

Tetu konkurs – kurz vor seinem 20jährigen Jubiläum steht  das 1995 gegründeten Homo-Magazin vor dem Aus. Bis Ende Sptember 2015 bleiben vier Monate Zeit, um das weitere Schicksal des Magazins zu klären. Es sei denn, alles geht viel schneller … dem Ende entgegen?

Frankreichs bedeutendstes Homo-Magazin Tetu ist konkurs. Die Redaktion teilte am Abend des 1. Juni 2015 mit, das Handelsgericht habe am gleichen Tag über die Herausgeberin und Muttergesellschaft CPPD auf Antrag des Direktors das Konkursverfahren eröffnet. Diese hatte am 28. Mai ihre Zahlungen eingestellt.

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Frankreich Homosexualitäten

Charta gegen Homophobie Frankreich: 30 Medien Erst-Unterzeichner

30 Medien in Frankreich, darunter namhafte wie Le Monde und Libération, gehören zu den Erst-Unterzeichnern einer Charta gegen Homophobie , die der Verband der LGBT-Journalisten am 14. Mai 2015 vorstellte.

Die Charta solle sicherstellen, dass die Öffentlichkeit hochwertige, umfassende, freie, unabhängige und pluralistische Information erhalte. Dazu werden im Sinn von ‚best practice‘ fünf Prinzipien formuliert:

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Frankreich Homosexualitäten

Tetu und Yagg gehen wieder getrennter Wege (akt.3)

Die beiden französischen Schwulen-Medien Tetu und Yagg trennen sich wieder. Erst vor 18 Monaten hatten beide Homo-Medien eine Kooperation vereinbart.

Der Dienstleistungsvertrag zwichen Tetu und Yagg laufe zum 31. Dezember 2014 aus, teilte Yagg nun mit. Vorher war dies bereits in einem Chat mit Yagg-Nutzern angekündigt worden.

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Frankreich

Fort Boyard – Moderator Olivier Minne : spätes coming out

Mehr Liebenswürdigkeit, mit diesem guten Wunsch reagierte Olivier Minne, Moderator der französischen Spielshow ‚Fort Boyard‘ 2014 auf einen homophoben Tweet einer Zuschauerin. 2017 schließlich teilte Olivier Minne mit ‚ich bin schwul‘.

Olivier Minne, Moderator von Fort Boyard, 2007 (Foto: B. Marceau)
Olivier Minne auf Fort Boyard 2007 (Foto: B. Marceau, Lizenz cc-by-sa 3.0)

L’animateur Olivier Minne, près de la salle du trésor de l’émission Fort Boyard, en mai 2007. – B.MarceauCC BY-SA 3.0

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HIV/Aids

Marcel Dams Medienpreis 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung (akt.)

Medienpreis 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung an Marcel Dams für sein Video-Blog ‚TeilzeitVLogger‘

Marcel Dams Medienpreis – der Blogger und Vlogger Marcel Dams erhält den Medienpreis 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung. Der Preis wird auf dem Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress verliehen.

Marcel Dams engagiert sich seit Jahren – angesichts seines jungen Lebensalters ist allein dies bereits bemerkenswert – für HIV-Prävention und HIV-Positive, mit einem eigenen Blog, als Rollenmodell bei der Präventions-Kampagne ‚ich weiss was ich tu!‘ der Deutschen Aids-Hilfe sowie mit seinen Videos.

Dams betreibt einen eigenen Video-Kanal ‚TeilzeitVlogger‘ auf der weit verbreiteten Plattform YouTube, den er regelmäßig (derzeit wöchentlich) mit neuen Videos beschickt.

Er ist damit aktiv mit einem Medium (Videos) und auf einem Kanal (YouTube), den sehr viele Menschen nutzen, aber mit/auf dem bisher nur wenige Menschen sich für das Thema HIV / Aids engagieren, präsent sind – und noch weniger als offen HIV-Positive.

Marcel Dams macht dies mit bemerkenswertem Erfolg und beeindruckender Reichweite: binnen kurzer Zeit wurden seine Videos bereits über 110.000 Mal gesehen (Stand 8. Juni 2013: 117.624 Aufrufe). Annähernd 1.200 YouTube-Nutzer haben seinen Kanal abonniert und sehen seine Videos regelmäßig.

Marcel Dams, Träger des Medienpreises 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung (Foto: privat)
Marcel Dams, Träger des Medienpreises 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung (Foto: privat)

Dams erreicht über das Medium YouTube mit seinem Kanal TeilzeitVlogger Menschen, die ansonsten wenig mit den Themen HIV und Aids, mit der Lebenssituation HIV-Positiver oder den Problemen von Stigmatisierung und Diskriminierung als HIV-Infizierter in Berührung kommen. In besonders großem Umfang erreicht er dabei junge Menschen. Durch seine Art, HIV und Aids persönlich zu thematisieren, erreicht er zudem viele Menschen auf eine andere Weise als dies redaktionelle Artikel vermögen. Viele seiner Beiträge führen zu intensiven Diskussionen, sowohl auf YouTube als auch in sozialen Netzwerken. Und er hat mit zahlreichen anderen Bloggern und Vloggern Zusammenarbeiten aufgebaut – Vernetzung mit Menschen, die selbst Aktive sind, zu HIV / Aids aber bisher keinerlei Bezug hatten.

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Marcel Dams Medienpreis 2011/12 Deutsche Aids-Stiftung – Fotos der Preisverleihung

Marcel Dams Medienpreis 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung (Foto: Patrik Maas)
Marcel Dams Medienpreis 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung (Foto: Patrik Maas)

Preisträger des Medienpreises 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung, in der Mitte Marcel Dams (Foto: Patrik Maas)
Preisträger des Medienpreises 2011/12 der Deutschen Aids-Stiftung, in der Mitte Marcel Dams (Foto: Patrik Maas)

Danke Patrik Maas für die Fotos!

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Marcel Dams selbst kommentierte die Preisverleihung

„Wie oft wird uns vorgeworfen wir würden uns nicht für Politik und unsere Zukunft interessieren… Doch! Aber wir wollen eine Politik, bei der wir mitbestimmen können …
Das Internet bietet uns die Möglichkeiten neue Wege zu gehen und uns einzubringen. Wir erheben unsere Stimme, nicht nur virtuell, dass funktioniert alleine nicht, aber immer dann, wenn es uns hilft unseren Forderungen Gehör zu verschaffen. …
Ich bin stolz auf diesen Preis, aber Lorbeeren sind nicht dafür da, um sich auf ihnen auszuruhen! Die Reise geht weiter!“

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Weitere Preisträger sind
– Kai Kupferschmidt für seine Reportage „Positiv oder negativ“, in der er darüber schreibt, wie er eine Zeitlang davon ausging, sich möglicherweise mit HIV infziert zu haben
– Jobst Knigge für seine Dokumentation „Der Aids-Krieg“ über die Auseinandersetzungen zur HIV/Aids-Politik in den 80er Jahren
– Mira Thiel und Benjamin Cantu für ihre Dokumentation „Der Berliner Patient – Geheilt von Aids“

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Du hast es dir verdient – ganz herzlichen Glückwunsch Marcel!

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Marcel Dams bloggt als Teilzeitblogger

Marcel Dams Video-bloggt als TeilzeitVlogger

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Frankreich Homosexualitäten Paris

Fréquence Gaie – vom Piratenradio zum Sender für die französischen Schwulen-Szenen zur Radio-Kette

Fréquence Gaie : die bemerkenswerte Geschichte eines „schwulen Radios“.

Fréquence Gaie: Radio für Schwule und Lesben, das gab es in Paris schon ab 1978. Bereits in den 1970er Jahren gab es in Paris zwei Initiativen für ein Radio für die Schwulen- und Lesbenszene: ‚Radio Mauve‚ sowie ‚Radio Fil rose‚. Radio mauve entsteht anlässlich des Festival du film homosexuel im Januar 1978 als Untergrund- / Piraten-Radio. Bereits ab 25. Februar nennt sich der Sender Radio Fil Rose (Radio Rosa Faden), sendet im März 1978 eine (ebenfalls Piraten-) Sendung direkt von der Pressekonferenz schwuler Wahlkandidaten.

Die Initiative zu diesem Sender ging aus von Pacal Navarro und (anonym) Patrick Oger, der Schwulen-Aktivist Guy Hocquenghem [3] stellt seine Wohung als Studio zur Verfügung. Bald schon sendet Radio Fil Rose regelmäßig jeden Abends (außer sonntags) um 20:00 Uhr. Weiterhin als Piratenradio ohne Sendegenehmigung, aus einem versteckten ‚Studio‘, das sich in der Küche des argentinischen Schriftstellers Copi [1] in der rue Cauchois auf Montmartre befand. Bereits 1978 endet der Sendebetrieb von Radio Fil Rose wieder.

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HIV/Aids Köln

Boulevard HIV – Kölner Positivenzeitung 1993 / 94

„Boulevard HIV“ – die Kölner Positivenzeitung erschien zwischen September 1993 und Frühjahr 1994 sowie als Kongreßzeitung während des 5. Bundespositiventreffens im September 1994.

Die Zeitung für Menschen mit HIV und Aids in der Region Köln. Mit allem, was Positive und Kranke interessiert, breit eben wie ein Boulevard, mit seiner Vielfältigkeit und Lebensfreude, aber doch mit einer Richtung. Relevant sind wir, Menschen mit HIV und Aids.“ So stellte sich Boulevard HIV in der Nullnummer vom September 1993 vor (im damals von mir verfassten Vorwort „Hallo Gallo„).

Boulevard Hiv - Kölner Positivenzeitung 1993 / 94
Boulevard Hiv – Kölner Positivenzeitung 1993 / 94
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Erinnerungen HIV/Aids

Virulent (1991 / 92)

Die bundesweite Positivenzeitung ‚ Virulent ‚ (Untertitel: „1. Krankheitserregent, ansteckend, giftig (med.) 2. drängend, heftig“) erschien in den Jahren 1991 und 1992.

Eine eigene Zeitung für HIV-Positive, in kurzen und regelmäßigen Abständen, die wünsche man sich – so wurde auf der Bundespositivenversammlung 1990 diskutiert. Für die Nullnummer, die im Februar 1991 in einer Auflage von 25.000 Exemplaren erschien, stellte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Mittel in Höhe von 30.000 DM zur Verfügung.

Breit diskutiert wurden die Möglichkeiten und Chancen der ‚Virulent‘ auf der zweiten Bundespositivenversamlung Ende 1991 in Bonn.

Aktuelle politische Berichte, ein Kalender mit regelmäßigen Angeboten sowie aktuellen Veranstaltungen für HIV-Positive in den Regionen, Berichte aus und über Positiven-Projekte, Kulturelles, dazu Fotos (besonders häufig vom dem Projekt verbundenen Berliner Fotografen Jürgen Baldiga) – das Spektrum der Artikel der ‚Virulent‘ war breit.

Virulent (Bundesweite Positivenzeitung) 1991 / 92
Virulent (Bundesweite Positivenzeitung) 1991 / 92

Von Beginn an war die Finanzierung des Projekts ‚Virulent‘ schwierig. Heft 5 (2. Jahrgang, November ’92) berichtet: „Bereits nach der zweiten Ausgabe wurde die staatliche Förderung wegen politischer Differenzen eingestellt„. Die hohen Produktionskosten waren dann auch einer der Gründe für die Einstellung der ‚Virulent‘. Doch weitere kamen hinzu, insbesondere die stetig schrumpfende Redaktion (in der ich zeitweise mitarebitete) und fehlende Unterstützung: „es fand sich niemand, der für den Versand der Zeitung verantwortlich zeichnete„. Der Tod von Michael Fischer [1], der das Projekt von Beginn an wesentlich mit voran gebracht hatte, war ein weiterer Schlag.

Die sechste und letzte Ausgabe der bundesweiten Positivenzeitung ‚Virulent‘ erschien (soweit mir bekannt) im November 1992.

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Anmerkungen:
[1] Der Germanist Michael Fischer war Lebensgefährte des Politologen und Aids-Aktivisten Andreas Salmen. Andreas Salmen starb am 13. Februar 1992 an den Folgen von Aids. Michael Fischer beendete sein Leben kurze Zeit später im Sommer 1992 selbst.