Henker vom Emsland: Er war ein Hochstapler – und Masssenmörder – am 16. August 1946 begann in Oldenburg der Kriegsverbrecher-Prozess gegen den Schornsteinfegerlehrling Willi Herold.
marodierender Massenmörder
Anfang April 1945. Die Truppen der Alliierten rücken auch in Nordwestdeutschland erfolgreich vor. Der Kommandeur der Strafgefangenenlager Papenburg lässt die Lager Börgermoor, Brual-Rhede, Walchum, Neusustrum und Esterwegen räumen, alle Insassen müssen zum Lager Aschendorfermoor marschieren.
Der in Oldenburggeborene Schriftsteller August Hinrichs war ein erfolgreicher Heimatdichter – und Nutznießer der NS-Politik und beteiligt an NS-Propaganda. Die ihm 1944 verliehene Ehrenbürgerwürde der Stadt Oldenburg wurde ihm 2015 aberkannt.
Von 1934 bis 1945 war Hinrichs Landesleiter der Reichsschrifttumskammer (damaliger Gau Weser – Ems). 1937 wurde er Mitglied der NSDAP. Er galt als „ein treuer Paladin des Führers“ (Spiegel 1993).
In Bremen befindet sich nahe dem Hauptsitz des Speditions-Konzerns Kühne + Nagel ein Mahnmal, das die Rolle des Unternehmens im Holocaust thematisiert, das Arisierungs-Mahnmal Bremen. Offizielle Einweihung war am 10. September 2023 (aus Anlaß des Tags des offenen Denkmals).
Das Versorgungsheim Farmsen war in der Zeit des Nationalsozialismus ein Bestandteil der NS-Rassen- und Aussonderungspolitik. Viele der Bewohner, als ‚Asoziale‘ bezeichnet, wurden zwangssterilisiert, entmündigt, in Lager deportiert. Bisher wird kaum daran erinnert.
Das ‚Werk- und Armenhaus Barmbek‚ richtete 1903 eine Zweigstelle ein. Werk- und Arbeitshäuser hatten den Zweck, Obdachlose, Bettler, Prostituierte etc. durch Arbeit und reglementierten Tagesablauf zu einem ’normalen Leben‘ zu erziehen.
Die neu gegründete Niederlassung, das ‚Versorgungsheim Farmsen‚, war gelegen auf 1899 erworbenem Gelände auf dem Gebiet des damals zwar schon zu Hamburg gehörenden aber von preußischem Gebiet umgebenen Dorfes Farmsen. Hier wohnten und arbeiteten – meist nicht ganz freiwillig – Menschen mit Beeinträchtigungen. Farmsen war die größte Zweigstätte des Werk- und Armenhauses. Es war eine der größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.
1919 erfolgte eine Umbenennung des Werk- und Armenhauses in Versorgungsheim, ab 1920 unter der Ägide des Wohlfahrtsamtes. 1929 wurde es Teil der Hamburger ‚Staatlichen Wohlfahrtsanstalten‚ und gehörte zur Sozialbehörde.
Direktor der Staatlichen Wohlfahrtsanstalten und Leiter des Versorgungsheims Farmsen war von 1926 bis 1950 [!] Georg Steigertahl (27.9.1885 Seesen – 3.5.1977 Hamburg), wichtigster Vertreter des Bewahrungsgedankens (staatliche Zwangsmaßnahme, Freiheitsentzug bis zu undefiniertem Zeitpunkt eines Lebens entsprechend den Normen der Gesellschaft).
„In Farmsen waren bis 1938 drei Prozent aller Entmündigungen in Deutschland durchgeführt worden.“
Michaela Freund-Wider: Frauen unter Kontrolle: Prostitution und ihre staatliche Bekämpfung in Hamburg vom Ende des Kaiserreichs bis zu den Anfängen der Bundesrepublik, Münster 2003 (S. 144)
Über die ‚verwahrten‘ Frauen berichtete Steigertahl 1929:
„Bei den bewahrten Frauen äußert sich die Psychopathie vorwiegend nach der sexuellen Seite hin. Bei einigen hätten wir gerne die künstliche Unfruchtbarmachung durchgeführt, die Ärzte hielten sich aber nicht für befugt dazu. … So bestehen gegenwärtig für bewahrte Frauen: eine Station für alte Schwachsinnige und Psychopathen, die keinerlei Erziehungsmöglichkeiten bieten, – eine weitere Station für ältere, von denen noch manche vorübergehend oder dauernd den Weg in das freie Wirtschaftsleben findet, – eine Station für jüngere Mädchen, die kaum noch Hoffnungen bieten – und eine Station für jüngere, von denen die meisten zur Entlassung kommen.“
Georg Steigertahl, 1929, Deutsche Zeitschrift für Wohlfahrtspflege / ‚Das Bewahrungsgesetz vom Standpunkt der Praxis‘
Das Versorgungsheim Farmsen in der NS-Zeit
Das Versorgungsheim Farmsen wurde während der NS-Zeit umgestaltet zu einer ‚Bewahranstalt für Asoziale‘ „in der Alte, Sieche, chronisch Kranke, Behinderte, Gefährdete und Bewahrungsfälle“ untergebracht wurden (Steigertahl 1936). Ziel war nun nicht mehr Wiedereingliederung, sondern dass die Anstalt sich möglichst selbst finanziert, aus der Arbeitskraft ihrer Bewohner*innen.
Umfunktioniert als geschlossenes Arbeitshaus wurde es auch zur Zwangs-Unterbringung genutzt. Arbeit sollte nicht bezahlt werden, da die Bewohner „einsichtslos und ohne Verständnis für den Zusammenhang von Recht und Pflicht“ seien (Steigertahl 1933). Ein Verstoß gegen den Arbeitszwang konnte die Einweisung in ein KZ (z.B. Buchenwald) zur Folge haben.
Das Versorgungsheim Farmsen war in der NS-Zeit beteiligt an Sterilisation, Deportation, Aussonderung und Euthanasie. Es war mittelbar einbezogen in die ‚Mordaktion T4‚ durch Deportation von Hunderten Bewohnern in Anstalten, in denen sie ermordet wurden.
„Schließlich zog man auf Antrag von Steigertahl 1935 auch die Kompetenz für das Sterilisationsverfahren nach dem GeVeN an sich, so dass die Begutachtung zur Sterilisation nicht mehr im Allgemeinen Krankenhaus in Langenhorn, sondern im Versorgungsheim Farmsen direkt vorgenommen werden und die Gesamtzahl der von dort veranlassten Sterilisationen von 155 im Jahr 1934 auf 408 im Jahr 1936 gesteigert werden konnte.“
Matthias Willing: Das Bewahrungsgesetz (1918-1967): eine rechtshistorische Studie zur Geschichte der deutschen Fürsorge, Tübingen 2003
Allein bis 1930 wurden 800 männliche und 343 weibliche Bewohner*innen des Versorgungsheims Farmsen zwangssterilisiert. Zuständig für die ‚Begutachtung‘: der leitende Oberarzt Dr. Hans Buchta. Er war auch für die Entmündigungs-Gutachten zuständig, gemeinsam mit Dr. Käthe Petersen (Sozialverwaltung). Im Rahmen der Entmündigung fungierte Petersen für Frauen als ‚amtlicher Sammelpflegerin (Sammelpflegschaft) und Sammelvormund‘ (reichsweit einmalig nur in Hamburg). Buchta begleitete auch Transporte in Tötungsanstalten.
Mit der Auflösung der „Staats-Irrenanstalt Friedrichsberg“ 1935 wurden ‚für die Forschung interessante Fälle‘ in die neu gegründete Universitäts-Psychiatrie unter Prof. Bürger-Prinz verlegt, noch arbeitsfähige Personen hingegen in das Versorgungsheim Farmsen, und ‚hoffnungslos psychisch Kranke‘ in die Staatskrankenanstalt Langenhorn.
Zu den Opfergruppen gehören Alkoholkranke, Prostituierte, männliche und weibliche [vgl. Ingrid Liermann] Homosexuelle, Sicherheitsverwahrte, Jugendliche die nicht bei der ‚Hitlerjugend‘ mitmachen wollen, Jüdinnen und Juden, ‚Geistesschwache‘ und ‚Asoziale‘ [vgl. hier].
lesbische Frauen im Versorgungsheim Farmsen
„Jede Anstalt, die derart üble Elemente aufnimmt, die durch ihr Prostituiertendasein an hemmungslosen Geschlechtsverkehr gewöhnt sind, muß damit gerechnet werden, daß sich die Triebhaftigkeit und Hemmungslosigkeit dieser Menschen innerhalb der Anstalt in homosexuellen Beziehungen äußert. Es ist selbstverständlich, daß in Farmsen gegen derartige lesbische Freundschaften vorgegangen wird. … Gerade die Anstalt Farmsen hat das schwierigste und übelste Menschenmaterial als Insassen. Zum größten Teil sind die Frauen entmündigt … Lesbische Beziehungen der Insassen untereinander sind in der Anstalt wie Farmsen an der Tagesordnung und trotz schärfster Aufsicht und schweren Strafen nicht ganz zu unterbinden …“
Bericht der weiblichen Kriminalpolizei Hamburg vom 4. Juni 1941, zitiert nach Gottfried Lorenz: Töv, di schiet ik an: Beiträge zur Hamburger Schwulengeschichte, Münster 2013
Ingrid Sonja Liermann (18.4.1926 – 12.4.2010), 1950 Gründerin und bis 1997 Cheffin der Lesbenbar ‚Ika-Stuben‚ in Hamburg St. Pauli, lebte in der NS-Zeit in verschiedenen Jugendheimen, darunter auch im Versorgungsheim Farmsen.
schwule Männer im Versorgungsheim Farmsen
Am 12. September 2007 wurden vier Stolpersteine verlegt, die an wegen Homosexualität verfolgte männliche Bewohner des Versorgungsheimes erinnern:
Ludwig Döpking (10.4.1881 Hamburg – 3.10.1936 Hamburg)
Richard Elkeles (1906 – 12.3.1941 Hamburg)
Martin Lentfer (1875 – 3.1.1938 Hamburg, Selbstmord nach Verhör wegen §175))
Gustav Remi (4.6.1905 Hamburg – 11.3.1943 KZ Neuengamme; zeitweise Partner von Otto Giering der die NS-Zeit nach ‚freiwilliger Kastration‘ überlebte(pdf)
Bereits kurz nach der Verlegung wurden die Stolpersteine mit NS-Symbolen beschmiert.
Ein weiterer Stolperstein vor seinem letzten Wohnsitz in der Hamburger Neustadt erinnert an einen schwulen Mann, der im Versorgungsheim Farmsen gelebt hat, Kurt Dombeck (8.5.1890 Liegnitz – 28.4.1943 Neuengamme; entmündigt und zwangssterilisiert).
An Georg Jakob Peters (6. Juli 1872 Tating – 6. April 1944 Landesheilanstalt Weilmünster; seit 1906 wegen seiner Homosexualität kriminalisiert) erinnert ein Stolperstein in Hamburg Eppendorf. 1936 bis zu seiner Flucht 1938 nach Köln lebte er im Versorgungsheim Farmsen.
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Während des 2. Weltkriegs wurden Teile der Fläche für Flakstellungen genutzt.
Versorgungsheim Farmsen nach 1945
Nach 1945 kam es für die Bewohner*innen kaum zu Veränderungen. Steigertahl blieb zunächst Leiter des Versorgungsheims Farmsen wie auch der Staatlichen Wohlfahrtsanstalten. Seine Weiterbeschäftigung auch nach 1945 hatte er (eigenen Angaben in seiner Biographie 1974 zufolge) vor allem Sozialsenator Paul Nevermann zu verdanken (laut Schürmann 2018).
Die Praxis der Entmündigung der im Versorgungsheim Farmsen lebenden Menschen wurde nach 1945 zunächst unreflektiert fortgesetzt. Die Verabschiedung des Grundgesetzes erschwerte ab 1949 Entmündigung und Anstaltseinweisung.
1969 führte Hamburg als erstes Bundesland Heimbeiräte als Organ der Mitsprache der Bewohner*innen ein.
Dr. Käthe Petersen, in der NS-Zeit amtlicher Sammel-Vormund und zuständig für Zwangseinweisungen nach Entmündigung, war nach 1945 weiter in der Fürsorge tätig, machte Kariere und erhielt 1973 das Bundesverdienstkreuz.
Das bei der Sozialbehörde angesiedelte ‚Amt für Heime‘ wurde per 1. Januar 1991 aufgelöst. Der Landesbetrieb ‚Pflegen & Wohnen‘ wurde geschaffen. Ab 1. August 1997 wurde er umgewandelt in eine Anstalt öffentlichen Rechts (AÖR) mit der Stadt Hamburg als Eigentümer.
Per 1. November 2005 erfolgte die Privatisierung des Pflegebereichs, die endgültig abgeschlossen wurde per 1.1.2007. Die verbliebenen brerich werden ‚f&w fördern & wohnen‘ benannt und bleiben AÖR.
Nachfolgeunternehmen sind seitdem ‚Pflegen & Wohnen Hamburg‘ sowie ‚Fördern&Wohnen‘. Pflege&Wohnen ist inzwischen größter privater Anbieter stationärer Pflege in Hamburg, Farmsen ist einer von 13 Standorten des Unternehmens.
Gedenken an die Opfer des Versorgungsheims Farmsen
Eine staatliche Gedenkveranstaltung (Bezirksversammlung Wandsbek) fand erstmals am 27. Januar 2013 [!] statt.
Da bisher ein Gedenkort fehlte, pflanzte der ‚Zentralrat der Asozialen Deutschlands‘ ZAID 2015 ein Beet mit Klee auf dem Gelände des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen.
Eine Gedenktafel (August-Krogmann-Str. 100) des Denkmalschutzamtes wuerde zwischenzeitlich demontiert. Sie trug den Text
Die Anlage mit Wohn-, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Fabrikgebäuden entstand 1903 als Zweigstelle des „Werk- und Armenhauses“ Barmbek. Erweiterungen folgten 1912 und in den 1920er-Jahren. Hier wurden behinderte und hilfsbedürftige Menschen untergebracht und in Fabrik, Wäscherei, Haus- und Landwirtschaft beschäftigt. In der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) wurden viele der eingewiesenen sogenannten asozialen Personen zwangssterilisiert, entmündigt oder deportiert. Seit 1961 sind hier ein Pflegezentrum sowie sozialtherapeutische Einrichtungen für seelisch behinderte Menschen untergebracht.
Text der derzeit demontierten Gedenktafel
An der Adresse August-Krogmann-Str. 100 erinnern mehrere Stolpersteine an ehemalige Bewohner*innen des Versorgungsheimes Farmsen.
Die „Stedingsehre auf dem Bookholzberg“ bei Oldenburg sollte einst eine Nazi- Kultstätte werden. Eine Freilichtbühne und Volksbelustigung mit Blut-und-Boden – Ideologie, die später in Vergessenheit geriet.
1934 (Uraufführung 27.5.34) wurde das Volksschauspiel „De Stedinge“ des Oldenburger Heimatschriftstellers August Hinrichs (1879 Oldenburg – 1956 Huntlosen) sehr erfolgreich aufgeführt auf der 700-Jahr-Feier der Schlacht bei Altenesch (für die er es extra verfasst hatte). Freie Stedinger Bauernfamilien wurden in der Schlacht bei Altenesch 1234 von Bremer und Oldenburger Bischof unterworfen (Stedingerkrieg).
„Stedingsehre ist ein Beispiel für Geschichtsverfälschung im Sinne ideologischer Indoktrination.“
Gerhard Kaldewei, Professor für Geschichte
Hinrichs war zuvor bereits u.a. mit der ‚Swienskomödi‚ (Titel hochdeutsch ‚Krach um Jolanthe‚) bekannt geworden. Die in großen Teilen in Wiefelstede gedrehte Verfilmung hatte im August 1934 Uraufführung im 2007 geschlossenen ‚Wallkino‘, damals noch Wall- Lichtspiele.
„Heimat als schicksalhafte Verbundenheit mit der Erde“
dem NS-Heimatfilm ‚Das alte Recht‘ vorangestelltes Zitat von August Hinrichs, der Film hatte am 27. Januar 1934 Premiere in den Wall Lichtspielen Oldenburg
NS-Gauleiter Carl Röwer (selbst gebürtiger Stedinger) beschloss nach dem großen Erfolg von ‚De Stedinge‘ die Errichtung einer ‚Thingstätte‘ mit Freilichtbühne und monumentalem Kulissendorf – ‚Stedingsehre‘. Das Kulissendorf (Entwurf: Architekten Walter Reimann, Berlin & Ernst Behrens, Delmenhorst) soll im Stück das Dorf Altenesch darstellen. Es bestand neben zahlreichen reetgedeckten Fachwerkhäusern aus einer großen Kirche (Beton-Bau, Feldsteine nur außen als Verkleidung), Wassergraben und Deich. Von den umgebenden nach Norden geöffneten Zuschauerränge hatten Besucher einen Blick auf Dorf und die dahinter liegende Wesermarsch-Landschaft – Theaterbühne und Landschaft vermischen sich. Die Freilichtbühne bot Platz für über 20.000 Menschen.
Am 29. Oktober 1934 fand die Grundsteinlegung für die ‚Weihestätte Stedingsehre‘ statt, in Anwesenheit von Alfred Rosenberg und Heinrich Himmler. Am 14. Juli 1935 folgte die Einweihung.
Hinrichs Stück wurde hier als ‚Spiel vom Untergang eines Volkes‘ von 1935 bis 1937 von der Niederdeutschen Bühne Oldenburg mit großem Erfolg aufgeführt (Spielzeiten 1935 ca. 80.000 Zuschauer, 1937 ca. 150.000 Zuschauer). Hinrichs überließ die Rechte an seinem Heimatstück der ‚Stiftung Stedingsehre‘. Die UFA realisierte 1936 einen Kurzfilm über die Aufführungen.
1939 fand in Stedingsehre die Uraufführung des Stücks ‚Steding Renke. Spiel vom Opfergang eines Volkes‘ statt (Autor wieder August Hinrichs). Stedingsehre wurde neben seiner Verwendung als Freilichtbühne auch als Ort für Massenaufmärsche oder am 19. Juni 1939 eine Sonnenwendfeier (mit Rede des 1946 als Kriegsverbrecher hingerichteten NS- Chefideologen Alfred Rosenberg) genutzt. Planungen, Stedingsehre zu einer gigantischen Schulungsstätte (‚Gauschulungsburg‘, Planmung Architekt Ernst Behrens (1901 – 1988), Delmenhorst) und einem Nationaldenkmal auszubauen wurden nicht mehr realisiert.
Auch nach Ende der NS-Diktatur wurde das Gelände weiter genutzt – zunächst als ‚Kriegsversehrtendorf‘, später u.a. für Musikveranstaltungen und Theater-Aufführungen (so in den 1970er Jahren ‚Pipi Langstrumpf‘). Später geriet das Gelände in Vergessenheit.
August Hinrichs starb am 20. Juni 1956. Sein Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof Oldenburg. Seine Rolle in der NS-Zeit ist bis heute umstritten.
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Zuschauerränge und Reste des Kulissen-Dorfes (Spieldorf) stehen noch heute (auf dem Gelände des Berufsförderungswerks Bookholzberg, Dporfplatz weitgehend zugewachsen). Das Gebäude der Kirche wurde 1943 durch eine Fliegerbombe zerstört. Das Gelände steht seit 1992 unter Denkmalschutz. Es ist derzeit nicht frei zugänglich.
,,Dieser Ort muss zugänglich gemacht werden. Aber nur unter Bedingung, dass über den Hintergrund informiert wird.“
Prof. Lutz Walk
Stedingsehre ist auch Ziel von ‚Ausflügen‘ von Rechtsextremen, so im Juli 2023 (Bericht taz)
Mit der Geschichte von Stedingsehre befasste sich u.a. 2007 eine Ausstellung im Nordwestdeutschen Museum für Industriekultur auf der Nordwolle Delmenhorst. Die Kulturetage Oldenburg widmete ihre Produktion ‚Visionen für einen Unort‘ 2021 der Auseinandersetzung mit diesem belasteten Ort. Ein Förderverein plant ein IDZ Informations- und Dokumentationszentrum.
Der Jurist und Generalleutnant der Waffen-SS Heinz Reinefarth war als SS-Kommandant an der blutigen Niederschlagung des Warschauer Aufstands beteiligt. Ein führender Nationalsozialist und Massenmörder, der nur wenige Jahre nach Ende der NS-Zeit Bürgermeister von Westerland auf Sylt und Landtagsabgeordneter wurde …
Reinefarth war im Juni 1948 mit seiner Frau und zwei Kindern nach Westerland gezogen. 1950 wurde er auf Vorschlag des ‚Heimatbundes Deutscher Ostvertriebener‘ Flüchtlingsbeauftragter von Westerland.
Reinefarth kannte Sylt seit langem, seine Schwiegereltern besaßen seit 1927 ein Ferienhaus im Osten von Westerland.
Ab Dezember 1951 (bis 1964) war Reinefahrth 13 Jahre lang Bürgermeister von Westerland.
„Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass er die im Kraft seines Amtes übertragenen Aufgaben unzureichend erledigt hätte. Andernfalls wäre er 1957 sicherlich nicht für weitere zwölf Jahre in seinem Amt bestätigt worden.“
Susanne Matthiesen, in: Ozelot und Friesennerz, Berlin 2020
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Heinz Reinefarth – ‚Henker von Warschau‘ und später Bürgermeister auf Sylt
Heinz Reinefarth wurde 1903 in Gnesen geboren. 1932 wurde er Mitglied von NSDAP und SS, arbeitet zunächst als Rechtsanwalt und Notar in Cottbus.
1942 wurde er SS-Brigadeführer, beginnt im Hauptamt der Ordnungspolizei.
Während des Warschauer Aufstands 1944 war Reinefarth (damals ‚SS-Gruppenführer‘, entsprechend einem Generalmajor) Befehlshaber zahlreicher SS-Batallione.
Allein die von ihm befehligten Einheiten waren verantwortlich für die Ermordung mehrerer zehntausend Menschen in der Hauptstadt Polens. Später wurde er Festungskommandant von Küstrin (von Hitler persönlich befördert).
1. August 1944 – Warschauer Aufstand
„Jeder Bewohner ist zu töten, es ist verboten, Gefangene zu machen. Warschau soll dem Erdboden gleichgemacht werden, um auf diese Weise ein abschreckendes Beispiel für ganz Europa zu statuieren.“
Befehl Hitler /Himmler vom 1. August 1944 an die SS- und Wehrmachts- Kommandeure
Und Reinefarth, beauftragt mit der Niederschlagung des Aufstands, setzt Himmlers Befehl um.
„Den Auftrag erhielt ich von Himmler. Der Auftrag lautete, den Warschauer Aufstand binnen 48 Stunden niederzuschlagen.“
Heinz Reinefarth, Dokumentarfilm, SFB
Zigtausende Zivilisten wurden vom 5. bis 7. August 1944 auf Befehl von Reinefarth erschossen. Reinefarth wurde mit dem Eichenlaub des Deutschen Ritterkreuzes ausgezeichnet.
Nach der Befreiung von der NS-Herrschaft kam er 3 Jahre in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er wurde jedoch nie juristisch für seine Verbrechen belangt. Vielmehr wird er 1949 vom Spruchgericht Hamburg-Bergedorf sowie dem Entnazifizierungshauptausschuß Südtondern entlastet.
In Polen galt er längst als ‚Henker von Warschau‚. Nach Kriegsende verlangte die polnische Regierung mehrfach die Auslieferung Reinefarths, des ‚Schlächter von Warschau‘. Die Briten, in deren Besatzungszone sich Reinefarth aufhielt, lehnten eine Auslieferung jedoch ab, ‚aus Gründen der Sicherheit‘.
Jährlich wird am 1. August der Gedenktag für den Warschauer Aufstand begangen.
Karriere in Nachkriegsdeutschland
Im November 1951 wurde Reinefahrt mit den Stimmen der CDU und des ‚Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten‘ Bürgermeister von Westerland auf Sylt (zuvor Mitglied der Stadtvertretung und des Magistrats). 1957 wurde er für weitere 12 Jahre im Amt bestätigt.
1958 wurde er über die Liste der Rechtsaußen- Partei ‚Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten‘ (GB/BHE; Koalitions-Partner der CDU) als Abgeordneter in den Landtag von Schleswig-Holstein gewählt.
1957: der DEFA- Film ‚Urlaub auf Sylt‘ durchbricht die Verdrängung um Heinz Reinefarth
1957 produzierte die DEFA den Dokumentarfilm ‚Urlaub auf Sylt‚. Er setzt sich mit der NS- Vergangenheit von Heinz Reinefarth auseinander (Uraufführung 1.9.1957, erste Fernsehausstrahlung 10.9.57).
Die legendären Dokumentarfilmer Andrew und Annelie Thorndike (1909 Frankfurt am Main – 1979 Berlin und 1925 Klützow – 2012 Wolgast; beide Drehbuch und Regie) realisierten ihn auf der Grundlage von Material des Reichsfilmarchivs, dessen Bestände sich nach Kriegsende in der DDR befanden.
Aufnahmen des damals 53jährigen Reinefarth in Westerland in den 1950er Jahren wurden gegengeschnitten mit Archivmaterial aus seiner Zeit bei Waffen-SS und Polizei in der NS- Zeit sowie der SS- Verbrechen während des Aufstands von Warschau – für dessen Niederschlagung er als Generalmajor der Waffen-SS verantwortlich war.
18 Minuten schwarz-weiß, Musik Paul Dessau (Fassung in englischer Sprache hier, Video mit Altersbeschränkung, nur auf Youtube direkt ansehbar)
Reinefarth kommentierte den Film als ‚kommunistische Propaganda‘. In den folgenden Untersuchungen gab er immer nur genau so viel zu, wie ihm hart bewiesen werden kann.
Heinz Reinefarth wurde in der Folge zum Rückzug aus der Politik gezwungen (1963 Rücktritt als Bürgermeister).
Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelte ab 1958 gegen ihn. Erste Vorwürfe hatte auch der Rechsthistoriker Hans Thieme bereits 1958 formuliert. Eine Strafanzeige eines Soldaten gegen Reinefarth 1946 war ohne Ermittlungen eingestellt worden.
1961 wurden die Kriegstagebücher der 9. Armee aufgefunden, die die Vorwürfe bestätigten. Forschungen des Historikers Hanns von Krannhals führten zu einer Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens.
Eine direkte Verantwortung für die Massenmorde konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden. 1966 wurden die Ermittlungen eingestellt.
Reinefarth bat den Innenminister Schleswig-Holsteins um Beurlaubung, der dieser am 2. August 1958 entsprach.
Er arbeiteet weiterhin und bis zu seinem Tod als Rechtsanwalt. Er starb 1979 und wurde in Keitum beigesetzt. In Keitum, denn der Pastor von Westerland verweigerte die Beisetzung, offiziell aufgrund seines Kirchenaustritts 1942.
Der Nachruf auf ihn in der ‚Sylter Rundschau‘ sprach ohne Nennung von Kriegsverbrechen von einer ‚weltweiten Diskussion über sein Haltung bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes‘ und betonte seinen Freispruch.
Reinefahrth wurde für seine Verbrechen nie juristisch belangt.
Reinefarths Grabstein wird häufig im Oktober beschmiert.
Reinefarth war nicht der einzige führende Nationalsozialist, der nach 1945 in Schleswig-Holstein Karriere machen konnte. So war Prof. Dr. Werner Heyde, medizinischer Leiter der Euthanasiemorde / Mordaktion T4, unter neuem Namen (Dr. Fritz Sawade) bis zum öffentlichen Bekanntwerden seiner wahren Identität und Verhaftung 1959 als Sportarzt und Gutachter am Landessozialgericht (tlw. in Entschädigungsverfahren von NS-Opfern …) tätig sein.
2013 arbeitet der Historiker Philipp Marti (der 2011 selbst auf Sylt recherchierte) in seiner Dissertation an der Universität Bern den Fall Reinefarth umfassend auf.
2014 wird die Dissertation auch als Buch veröffentlicht („Der Fall Reinefarth: Eine biografische Studie zum öffentlichen und juristischen Umgang mit der NS-Vergangenheit. Beiträge zur Zeit- und Regionalgeschichte“). Zuvor veröffentlichte er bereits 2011 „Die zwei Karrieren des Heinz Reinefarth – Vom ,Henker von Warschau‘ zum Bürgermeister von Westerland“.
2013 – Post aus Polen
Januar 2013. Pastorin Anja Lochner [die nach 26 Jahren Ende April 2023 nach Konflikten innerhalb der Gemeinde auf Beschluss des Gemeindekirchenrats Sylt verlassen muss) von der Evangelischen Gemeinde Westerland erhält eine Email aus Polen. Sie enthält eine Frage
„Ist Ihnen bewusst, dass Ihr ehemaliger Bürgermeister Heinz Reinefarth der Henker von Warschau ist?“
Pastorin Lochner recherchiert. Erschrickt. Stößt gemeinsam mit der Gemeinde bei der Stadt Westerland eine Aufarbeitung ihrer Geschichte an.
2014: ‚Beschämt verneigen wir uns‘ – Westerland stellt sich seiner Vergangenheit um Heinz Reinefarth
Diese Tafel wurde am 31. Juli 2014, am Vortag des 70. Jahrestags des Warschauer Aufstands, am Rathaus von Westerland installiert.
Der Text lautet
„Warschau, 1. August 1944
Polnische Widerstandskämpfer stehen auf gegen die deutschen Besatzer. Das nationalsozialistische Regime lässt den Aufstand niederschlagen.
Mehr als 150.000 Menschen werden ermordet,
unzählige Männer, Frauen und Kinder geschändet und verletzt.
Heinz Reinefarth, von 1951 bis 1963 Bürgermeister von Westerland,
war als Kommandeur einer Kampfgruppe mitverantwortlich für diese Verbrechen.
Beschämt verneigen wir uns vor den Opfern und hoffen auf Versöhnung.“
„SEIN ERFOLGREICHES WIRKEN FÜR DIE STADT WESTERLAND WIRD UNVERGESSEN BLEIBEN!“
Nachruf der Stadt Westerland auf Heinz Reinefahrth nach seinem Tod 1979
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2022 / 2023: Ausstellung ‚thematisiert Reinefarth ‚vom Kriegsverbrecher zum Langtagsabgeordneten‘
Die Ausstellung ‚Heinz Reinefarth: Vom NS-Kriegsverbrecher zum Landtagsabgeordneten‘ thematisiert 2022 eindrucksvoll und detailliert sowohl die Gräueltaten von Warschau, als auch Reinefarths Karriere in Schleswig-Holstein nach 1945.
Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen:
Wanderausstellung „Wola 1944: Auslöschung. Bilder aus dem Ermittlungsverfahren gegen Heinz Reinefarth“ / Pilecki-Institut, Polen (in Schleswig erstmals in deutscher Sprache zu sehen)
‚Heinz Reinefarth – von NS-Kriegsverbrecher zum Langtagsabgeordneten – Karriere und Aufarbeitung in Schleswig-Holstein‘ – ‚regionales Fenster‘ über die zweite Karriere Reinefarths nach 1945 in der Politik in Schleswig-Holstein / Landesarchiv Schleswig-Holstein
Die zweiteilige Ausstellung ist vom vom 18. August 2022 bis zum 31. März 2023 im Landesarchiv Schleswig Holstein zu sehen (im Schleswiger Prinzenpalais).
Anschließend wird sie ab 24. April bis 15. Oktober 2023 im Pilecki-Institut Berlin zu sehen sein.
Ob die Ausstellung auch auf Sylt gezeitg wird, ist bisher unklar.
Das Pilecki-Institut und das Landesarchiv Schleswig Holstein unterzeichneten am 3. November 2021 eine Kooperationsvereinbarung zur Erforschung der Kriegsverbrehen in Polen (u.a. Digitalisierung der Ermittlungakten Reinefarth).
Die Weisse Rose Hamburg war eine der bedeutenden Gruppen des Widerstands gegen das NS-Regime in Hamburg. Sie gilt als ‚Hamburger Zweig‘ der Münchner Widerstandsgruppe Weißen Rose. Bedeutendstes Mitglied in Hamburg war Hans Leipelt (1921 – 1945). Traute Lafrenz (geb. 3.5.1919 – 6.3.2023 Meggelt, Charleston) hatte wesentliche Bedeutung als Verbdinungsmitglied zur Münchner Gruppe.
An die Weiße Rose Hamburg erinnert im Hamburger Stadtteil Volksdorf ein Denkmal.
Die Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus Weiße Rose entstand in München 1942 um die Studenten Hans und Sophie Scholl und Alexander Schmorell. Im ersten Halbjahr 1943 wurde die Gruppe aufgedeckt, zahlreiche Mitglieder ermordet.
Bereits ab 1942 engagierten sich auch in Hamburg zwei Gruppen von Studenten und Eltern gegen das NS-Regime. Die Münchner Gruppe um die Geschwister Scholl hatte starke Impulse in die Hamburger Gruppe. Auch wenn sie älter ist, wird die Hamburger Gruppe oft als Hamburger Weiße Rose bezeichnet.
„Ja, es ist wahr: Als ich, involviert in die zwischen München und Hamburg verzweigte ‚Weiße Rose‘, am 19. April 1945 in Hamburg vor dem Volksgerichtshof stand, angeklagt der Vorbereitung zum Hochverrat, der Feindbegünstigung, des Rundfunkverbrechens, der Wehrkraftzersetzung und, damit nicht genug, auch noch der Verabredung eines Sprengstoffverbrechens, da war ich 17 Jahre alt.“
Thorsten Müller, ‚Ich war im Widerstand‘. in: Löwenthal / von zur Mühlen: Widerstand und Verweigerung in Deutschand 1933 bis 1945, Berlin Bonn 1982
Weiße Rose Hamburg
Die Weiße Rose Hamburg war generationsübergreifend und umfasste ungefähr 50 Personen (Freundes- und Familienkreise, mit teils unterschiedlichen Motivationen).
Maßgebliche Person war der Chemie-Student Hans Leipelt. Ein wichtiger Ort für die Gruppe war die Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses“ und deren Juniorchef Reinhold Meier.
Mehrere Gruppenmitglieder hatten persönliche Kontakte zur Müncher Gruppe Weisse Rose.
Hans Leipelt (1921 – 1945)
Hans Leipelt wurde am 18. Juli 1921 in Wien geboren. Er war gut vernetzt in Kreisen des Widerstands gegen das NS-Regime in Hamburg. Nach massiven Schikanen an der Universität Hamburg wechselte er nach München an das dortige Chemische Institut.
Leipelt war auch die wesentliche Kontaktperson der Gruppe zur Münchner Widerstandsgruppe Weiße Rose. Mit den Geschwistern Scholl war er gut befreundet.
Nach der Ermordung von Mitgliedern der Münchner Weißen Rose beschlossen sie, deren Arbeit fortzuführen:
„Ganz spontan entschlossen wir: Wir müssen das weitermachen.“
Marie-Luise Schultze-Jahn (1918 – 2010), Freundin von Hans Liepelt
Ab 1943 wurde die Gruppe unter anderem vom Gestapo-SpitzelMaurice Sachs (eigentlich: Maurice Ettinghausen) ausspioniert. Dieser war wesentlich an der Aufdeckung der Widerstandsgruppe beteiligt. Sachs, französischer Schriftsteller der in Hamburg lebte, war früher Sekretär von André Gide und eng mit Jean Cocteau befreundet.
Hans Leipelt wurde am 8. Oktober 1943 festgenommen. Im Oktober 1944 folgte der Prozeß in Donauwörth, Leipelt wurde zum Tod verurteilt.
Hans Leipelt wurde am 29. Januar 1945 in München – Stadelheim mit dem Fallbeil ermordet.
Der Name ‚Weiße Rose Hamburg‘ wurde von den Mitgliedern der damaligen Gruppe selbst nicht verwendet. Er entstand erst nach Kriegsende (vermutlich erstmals 1948 vom VVN verwendet).
Denkmal Weiße Rose Hamburg Volksdorf
Der damalige Ortsausschuss-Vorsitzende von Volksdorf Dr. Martin Meier-Siem (SPD) erreichte 1977, dass ein Platz in der nach Verlegung des Ferck’schen Hofes neu gestalteten Mitte Volksdorfs sowie das angrenzende Einkaufszentrum nach der Weißen Rose benannt wurden.
Zudem wurde eine Skulptur bei dem Hamburger Maler und Bildhauer Franz Reckert (1914 – 2004) in Auftrag gegeben. Die über 2 Meter hohe weiße Muschelkalk-Skulptur wurde am 1. Juni 1978 eingeweiht.
Meier-Siem erinnerte sich 1977 an die Beweggründe für die Benennung:
„Wir entschieden uns schließlich dafür in dem Bewußtsein, daß die Erinnerung an die Taten und das Opfer des Kreises der Weißen Rose in der Öffentlichkeit viel zuwenig lebendig ist und daß man sie nicht wachhalten kann mit Zeichen an wenig besuchten, meist friedhofsähnlichen Gedenkstätten.“
Dr. Martin Meier-Siem 1977 in der ‚Zeit‘
1981 wurde das Denkmal ergänzt um eine Tafel mit den Namen der hingerichteten Mitglieder der Münchner Weißen Rose. 1993 wurden die Namen von acht ermordeten Mitgliedern der Hamburger Weißen Rose auf einer neuen Tafel ergänzt.
2006/07 wurde die Skulptur während der Bauarbeiten einer Umgestaltung auf einen Bauhof ausgelagert. Seit Mai 2007 hat sie ihren neuen Standort im Eingangsbereich der Fußgängerzone. Im Januar 2012 wurde eine (blaue) Informationstafel ergänzt, die in deutscher und englischer Sprache über die Skulptur informiert.
In Hamburg Wilhelmsburg erinnert an Hans Leipelt eine nach ihm benannte Straße.
Das Gemälde Guernica ist von Pablo Picasso ist eine Ikone der Moderne. Es ist das Anti-Kriegs-Bild schlechthin, und vermutlich eines der am meisten reproduzierten Bilder.
Die eindeutige politische Stellungnahme sorgte für großes Aufsehen. Picasso (25.10.1881 Malaga – 8.4.1973 Mougins) hatte sich klar positioniert – und mit Guernica den Versuch von Franco-Anhängern gekontert, die die Schuld an der Zerstörung der baskischen Stadt am 26. April 1937 den republikanischen Verteidigern zuschanzen wollten.
Seit 1995, fünfzig Jahre nach Ende der NS-Herrschaft, werden in der KZ-Gedenkstätte Dachau homosexuelle NS-Opfer mit einer Gedenktafel erinnert. Zehn Jahre zuvor war ein erster Versuch eine Gedenktafel anzubringen an Widerstand gescheitert.
Es brauchte zehn Jahre nach Fertigstellung eines Gedenksteins, bis in der KZ-Gedenkstätte Dachau Homosexuelle als Opfergruppe der NS-Herrschaft in Form eines Gedenksteins erinnert werden konnten – 1995, 50 Jahre nach Kriegsende:
Seit 1989 hängt die Gedenktafel Rosa Winkel am U-Bahnhof Berlin Nollendorfplatz zur Erinnerung die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – damals das erste Gedenken an homosexuelle NS-Opfer im Öffentlichen Raum.
Die Gedenktafel Rosa Winkel wurde am 24. Juni 1989 am U-Bahnhof Nollendorfplatz (am Ende der Motzstrasse) enthüllt. Die Gedenktafel – eine dreieckige Tafel aus rotem Granit, in Erinnerung an den ‚Rosa Winkel‘ – trägt den Text
TOTGESCHLAGEN TOTGESCHWIEGEN DEN HOMOSEXUELLEN OPFERN DES NATIONALSOZIALISMUS
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