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Kulturelles

Nan Goldin. Berlin Work. Fotografien 1984 bis 2009

Am 20. November 2010 eröffnet in Berlin die Ausstellung “Nan Goldin. Berlin Work. Fotografien 1984 bis 2009″

Die Berlinische Galerie zur Ausstellung:

Nan Goldins Fotografien sind Bilder ihres Lebens. Sie zeigen in unerschöpflicher Fülle die „Familie“ Goldins – ihre Freunde, Bekannten, Liebhaber. Seit sie mit 14 Jahren ihr Elternhaus verließ, lebte sie mit einer Subkulturszene von Drag Queens, Transvestiten und Homosexuellen zuerst in Boston und ab 1978 in New York. 1991 kam sie durch ein DAAD-Stipendium nach Berlin und blieb hier mit kurzen Unterbrechungen bis 1994. Seither ist sie immer wieder zurückgekehrt.
Die Ausstellung gibt mit 80 teils noch nie gezeigten Fotografien einen umfassenden Überblick der in Berlin entstandenen Arbeiten. Thematisch und chronologisch präsentiert gewähren Künstler- und Selbstporträts, Interieurs und Stillleben einen Einblick in die Person und das Umfeld der Künstlerin. Vier Bildtableaus, die so genannten „grids“, leisten als narrative Sequenzen einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Goldins Berlin-Bild und zeigen die Stadt in ihrer Bedeutung als Ort künstlerischer Kreation und Transition.

Goldin besuchte 1982 (auf Einladung von Alf Boldt † 18.8.1993 an den Folgen von Aids) erstmals Berlin. Sie lebte von 1991 bis 1994 in Berlin.

Nan Goldin setzte sich in ihren Arbeiten immer wieder mit HIV und Aids auseinander. Sie betont selbst “AIDS changed everything in my life. There’s life before AIDS, and after AIDS.”

Die 1953 geborene Goldin erzählte (auf digitaljournalist) selbst, wie es dazu kam:

“My art was the diary of my life. I photographed the people around me. I didn’t think of them as people with AIDS. About ’85, I realized that many of the people around me were positive. David Armstrong took an incredible picture of Kevin, his lover at the time, right before Kevin went into the hospital. I photographed him when he was healthy. At that stage, we still didn’t know very much. There was a lot of ignorance. We were very obsessed with what caused it: There were all kinds of rumors, everything from amyl nitrate to bacon. People were tested and being told they had something called ARC, that quickly became medically non-relevant. I was in denial that people were going to die. I thought people could beat it. And then people started dying.”

Goldins bisher bekannteste (und m.E. bewegendste) Arbeit ist “The Ballad of Sexual Dependency” (Titel entlehnt aus Brechts Dreigroschenoper), eine Serie von ungefähr 700 Dias aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, die 1986 auch als Buch erschien.

Nan Goldin. Berlin Work. Fotografien 1984 bis 2009
Berlinische Galerie – Landesmuseum für Kunst, Fotografie und Architektur
20.11.2010 – 28.03.2011

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Homosexualitäten Kulturelles

Herbert Tobias (1924 – 1982)

Der Photograph Herbert Tobias starb am 17. August 1982 in Hamburg an den Folgen von Aids.

Herbert Tobias gilt als einer der bedeutendsten und doch heute nur wenig bekannten deutschen Photographen der Nachkriegszeit.

Herbert Tobias wird am 14. Dezember 1924 in Dessau geboren, arbeitet vorübergehend an den Werkstätten des Bauhauses. Er verbringt Jugendjahre u.a. in Höxter. Nach dem Zweiten Weltkrieg besucht er in Siegburg die Schauspielschule, erhält ein Engagement bei einem kleinen Tournee-Theater.

In Paris arbeitet er als Photograph bei dem bekannten Mode-Photographen Willy Maywald, hat erste Veröffentlichungen. Tobias verlässt 1953 Paris plötzlich, siedelt 1954 nach Berlin um – er ist in einer Pariser Klappe verhaftet, anschließend wegen ‘Erregung öffentlichen Ärgernisses’ verurteilt und nach Deutschland abgeschoben worden.
In Berlin entstehen zahlreiche Mode- und Prominenten-Photos (Knef, Leander, Flickenschildt), u.a. auch vom (damals noch völlig unbekannten) Andreas Baader [vgl. Ulrike Meinhof] (Interview mit Prof. Rolf Sachsse über Herbert Tobias in der taz). Tobias wird Cover-Gestalter für die ‘Deutsche Grammophon’.

Doch mitten im Erfolg verlässt er Berlin wieder, wechselt 1969 nach Hamburg. Engagiert sich politisch. Über die früheren ‘St. Pauli Nachrichten’ lernt Herbert Tobias in den 1970ern u.a. Hans Eppendorfer kennen. Gestaltet zahlreiche Platten-Cover und wird insbesondere durch seine Arbeiten für mehrere ‘Homosexuellen-Magazine’ (wie him applaus, Du & Ich, …) und schwule Pornohefte bekannt.

Herbert Tobias erkrankt im Februar 1982. Am 17. August 1982 stirbt er in Hamburg im Alter von 57 Jahren an den Folgen von Aids.

Herbert Tobias Grabstein (Foto: Udo Grimberg)
Herbert Tobias Grabstein (Foto: Udo Grimberg; Lizenz cc by-sa 3.0)

Photographer Herbert Tobias, tomb on the main-cemetery in Hamburg-AltonaFoto: Udo Grimberg – CC BY-SA 3.0 de

Die Kosten der Beisetzung des verarmten Tobias auf dem Hauptfriedhof Altona übernimmt die Hamburger Sozialbehörde. Nach 25 Jahren soll das Grab 2007 eingeebnet werden. Einer Initiative um Bernhard Rosenkranz gelingt jedoch 2007 eine Umwandlung in ein Ehrengrab.

Das Archiv von Herbert Tobias befindet sich seit 1986 in der Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie.

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Erstmal gab ab Mitte Mai 2008 eine Ausstellung einen Überblick über Schaffen und Werk des Photographen Tobias. Am 15. Mai eröffnete in der Berlinischen Galerie die Retrospektive “Blicke und Begehren – Der Fotograf Herbert Tobias (1924-1982)”. Die Ausstellung bot mit 200 zum Teil noch nie gezeigten Arbeiten einen Überblick über Tobias’ Schaffen.

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Herbert Tobias – Namen und Steine Bonn

Herbert Tobias Namen und Steine Tom Fecht Bonn
Herbert Tobias Namen und Steine Tom Fecht Bonn

Stein für Herbert Tobias, Namen und Steine – Kaltes Quadrat, Tom Fecht 1993 / Bonn Bundeskunsthalle

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“Blicke und Begehren – Der Fotograf Herbert Tobias (1924-1982)”
Berlinische Galerie
16. Mai bis 25. August 2008 (Vernissage 15. Mai, 19:00 Uhr)
danach 2009 Hamburg, Deichtorhallen.

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HIV/Aids Kulturelles

Jürgen Baldiga 1959 – 1993

Am 4. Dezember 1993 starb Jürgen Baldiga in Berlin an den Folgen von Aids.

Jürgen Baldiga Grab
das Grab von Jürgen Baldiga in Berlin Schöneberg

“Der schwule Berliner Fotograf Jürgen Baldiga hat erst angefangen zu fotografieren, als er bereits wußte, daß er HIV-positiv ist. Er hat daraus eine Lebens- und Überlebensstrategie gemacht, die das bloße journalistische Dokumentieren der Seuche ebenso weit hinter sich läßt wie die rein tagespolitisch kämpferische Aussage.”

Tom Kuppinger / ‘AIDS macht 90 bis 95% meines Lebens aus’

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Jürgen wurde am 27. Oktober 1959 in Essen geboren. Baldiga war Fotograf und Künstler. Er begann zu fotografieren als er bereits von seiner HIV-Infektion wusste.

Er starb am 4. Dezember 1993 in Berlin, sein Grab befindet sich in Berlin-Schöneberg auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof.

Jürgen Baldigas Nachlass befindet sich im Schwulen Museum *.

Jürgen Baldiga Grab 2018
Baldigas Grab 2018

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Ich denke gern zurück … an Jürgen … an die Kraft, die seine Photographien auch heute noch haben … und an das damals für mich seltsame Gefühl, seinen (nach einer Cocteau-Zeichnung zu Jürgens Lebzeit gestalteten und entstandenen) Grabstein längere Zeit bei Harry im Atelier zu sehen …

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