Carl Diem – Die Wege der Geschichte sind seltsam, und manchmal langsam.
Auch in Köln.
Ein seit über zehn Jahren ausgetragener Streit über einen Straßennamen ist immer noch nicht entschieden.
Es geht – um einen banalen Weg an einem Stadion.
Doch, es ist nicht irgendeinen Stadion-Weg.
Dieser Weg führt zum Müngersdorfer Stadion.
Und – er hat bisher einen Namenspatron, der der Stadt (und dem Stadion), nicht nur meiner Meinung nach keine Ehre macht.
Dieser Weg heißt nämlich 2007 (immer noch) ‘Carl-Diem-Weg’ (seit dessen Tod, zuvor Stevensweg).
Carl Diem war nicht irgendwer.
Carl Diem (1882 Würzburg – 1962 Köln) war ‘maßgeblich an Planung und Durchführung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin beteiligt’ (wikipedia.de). Er publizierte in NS-Publikationen. 1947 wurde Diem Direktor der von ihm gegründeten Deutschen Sporthochschule in Köln. Er hatte dieses Amt bis zu seinem Tod 1962 inne.
Diems Rolle im Nationalsozialismus ist seit längerem stark umstritten – ein Widerstandskämpfer war er sicher nicht. Die Kölner Stadtzeitung ‘Stadtrevue’ wies (in ihrer Ausgabe Oktober 2007) besonders auf seine ‘brachiale Sparta-Rede‘ hin, mit der er noch im März 1945 Hunderte von ‘Hitler-Pimpfen’ an die Front und in den Tod geschickt haben soll.
Carl Diem – lange Geschichte einer Umbenennung eines Weges
Seit vielen Jahren versuchen mehrere Initiativen, eine Umbenennung des Weges zu erreichen. Doch insbesondere der Rektor der Sporthochschule Köln wehrt sich, massiv, immer wieder, auf immer neuen Wegen. Er will den alten Namen weiterhin erhalten wissen. So soll er Presseberichten zufolge zuletzt u.a. geklagt haben, diese Umbenennung verursache doch Kosten für neues Briefpapier.
Am 17. August 2007 hat das Kölner Verwaltungsgericht nun entschieden, dass der Weg umbenannt werden darf.
So darf gehofft werden, dass der derzeit so unselig benannte Weg nach über zehn Jahren Bemühungen nun möglichst bald korrekt “Am Sportplatz Müngersdorf” heißt.
Die Umbenennung soll offiziell zum 1. Januar 2008 erfolgen.
Wenn nicht der Rektor der Sporthochschule wieder dazwischen kommt.
Der hat nämlich beim Oberverwaltungsgericht Münster Beschwerde eingelegt.
Nachträge:
Diem habe bereits ab 1906 „Rasseeigenschaften nordischer Völker beziehungsweise arischer Völker“ gegenüber den slawischen und mediterranen Völkern hervorgehoben, berichtet der ‚Spiegel‘ (Nr. 41/2010) aus dem ‚Handbuch des Antisemitismus‘ (Ralf Schäfer).
Auch das benachbarte Pulheim beschloss im September 2009, eine bislang nach Diem benannte Straße umzubenennen.
2010 bekam auch eine nach Diem benannte Staße in Elsdorf einen neuen Namen. 20ß15 gab es in Troisdorf (nach zwei zuvor gescheiterten versuchen) einen neuen versuch.
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Urteil des Verwaltungsgrichts Köln vom 17.08.2007
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